Aus Stadt und Land

. Calw,den 18. April 1932.

Oberpräzeptor Baeuchle 7S Jahre alt.

Eine der bekanntesten Persönlichkeiten im öffentlichen «eben unserer Stadt, Herr Oberpräzeptor a. D. Bacnchle, beaebt morgen seinen 75. Geburtstag. In voller Rüstigkeit

d ungebrochener Schaffenskraft steht der Jubilar noch un­ter den Wirkenden, ein tätiger Mann von großer Lebens- klugheit und umfassendem Wissen, Bedeutende Verdienste als Schulmann und Stadtrat haben seinem Namen einen bleibenden Ehrenplatz in der Geschichte der Stadt gesichert. Ucber ein Menschenaltcr lang war er berufen, ihre Geschicke mit zu gestalten und außerordentlich viel hat er in dieser Zeitspanne für die Stadt und ihre Schulen getan. Der Kirche leistet der Jubilar als Kirchengcmeinderat schon seit langem wertvolle Dienste und im Vereinslevcn hat er vielfach eine führende Stellung eingenommen. Fremdenverkehr und Obstbau fanden in ihm einen eifrigen und zielbcwnßten Förderer. Der Calwer Liederkranz ernannte ihn zum Ehrenvorsitzenden. Der Jubilar versieht gegenwärtig noch das Amt eines Kirchengemeinderats, sowie das des Vor­sitzenden deö Gcwerbcortsschulrats und leitet als Vorsitzen­der den Bezirks-Obstbauvercin. Eine seltene Vielseitigkeit, Jnteresscnahme und Schaffensfreude, die er sich bis in sein hohes Alter bewahrt hat, befähigten Herrn Oberpräzeptor Baeuche auf allen diesen Gebieten zu außerordentlichen Lei­stungen. Der Jubilar war als Mann der Oeffentlichkeit zu­gleich ein Meister der Feder. Und deshalb nimmt die Presse, das Calwer Tagblatt und eine große Anzahl auswärtiger Blätter, die ihn zu ihren Mitarbeitern zählen dürfen, be­sonderen Anteil an seinem Ehrentage. Sein Name ist mir der IMjährigen Geschichte des Heimatblattes eng verwach­sen. Schon dem Calwer Wochenblatt war er ein treuer Mit­arbeiter und oftmals hat er es selbst redigiert. Bis zum heutigen Tage blieb er ein immer tätiger und zuverlässiger Freund des Blattes und hat hier nach guter Journalisten­sitte unter Zurückstellcn der eigenen Person mit seinem reichen Wissen der Oeffentlichkeit gedient. Heimatstadt und Bezirk verdanken dem tätig wirkenden Manne viel. Sic rüsten sich zur Gratulation, und der langen Reihe der Gra­tulanten und Wünsche schließt sich auch das Calwer Tagblatt an. dem verehrten Freunde die Hand zu drücken.

Ständchen

Gestern abend brachte der GesangvereinConcordia" sei­nem Ehrenmitgliede Wilhelm Andreatta ein wohlgelun­genes Ständchen aus Anlaß seiner in den nächsten Tagen erfolgenden Ausreise nach Amerika, wo er mit seiner Gat­tin bei ihrem dort befindlichen Sohne eine neue Heimat findet. Der Vereinsvorsitzende, Schultheiß a. D. Meyle, überbrachte dem wackeren Freund des Vereins und dem treuen, sich stets für die Interessen des Vereins voll ein­setzenden Sänger herzlichen Dank und Anerkennung und wünschte dem Scheidenden und seiner Gattin im Namen aller Concordianer herzliches Glück und Wohlergehen. Die Concorbia wird stets in treuer Gesinnung mit ihm vereint bleiben.

Schauturnen des Turnvereins Calw

Vergangenen Samstag führte der Turnverein im Saale des Badischen Hofes ein Schauturnen durch, an dem sämt­liche Abteilungen des rührigen und strebsamen Vereins mit­wirkten und dessen Zweck es war, den Freunden des Ver­eins wie auch einer breiteren Oeffentlichkeit einen Einblick in die reich gegliederte Arbeit des Vereins zu geben und Verständnis und Unterstützung dafür zu gewinnen. Man darf die Veranstaltung als ihren Zweck voll erfüllt habend betrachten und den Verein und seine umsichtigen Führer zu diesem Erfolg herzlich beglückwünschen. Einem flott gespiel­ten Musikstück einer Abteilung der Stadtkapelle unter der sicheren Leitung von Musikdirektor Frank und den herz­lichen Begrüßungswortcn des Vercinsvorsitzenden Direktor Prob folgte ein sinniger und packender Vorspruch, von dem

Schüler Karl Messle klar und überzeugend gesprochen und durch die Gesamtheit des Aufmarsches aller aktiven Abtei­lungen des Vereins zu besonderer Eindringlichkeit gebracht. Den bunten Reigen aus der reichen Fülle der Darbietungen eröffnet« eine Turnstunde der kleinen Buben und Mädchen. Diese Arbeit im Gewände jugendlicher Freude hat in dem Bewegungsdrange und Spteltriebe Ser Jugend ihre feste Grundlage und besten Bundesgenossen. Lebhafte, frische Be­wegungen in einfachen, natürlichen Formen und frisches Spiel gaben diesen große Heiterkeit erweckenden Darbietun­gen ihr natürliches Gepräge. Die weiteren Hebungen der Schüler und Schülerinnen, im Bodenturnen der Buben, die Freiübungen der Mädchen, die Sprünge am Brett, die Lauf­und Hüpfübungcn und ein gelungener Neigen der Mädchen zeigten in eindrucksvoller Weise das Bestreben Ser verant­wortliche» Leiter des Vereins, die natürlichen Anlagen des Kindes zu entwickeln, durch planmäßige Arbeit die Gesund­heit und körperliche Leistungsfähigkeit zu fördern, zu raschem Gehorsam und williger Unterordnung zu erziehen und so das Turnen zu einem Quell der Freude und zu einem Be­dürfnis fürs Leben zu machen. Im zweiten Teil der Dar- bietungsfolgc wurde die Arbeit der älteren Turner und Turnerinnen gezeigt, die ihren Höhepunkt in den Vorfüh­rungen der aktiven Turner in den z. T. vollendeten Hebun­gen am Barren und Neck fanden, deren überzeugende Durchführung sowohl in der Genauigkeit und Klarheit der Form wie auch in der sicheren Meisterung der große An­forderungen an Kraft, Mut und Geschicklichkeit stellenden Schwierigkeiten den herzlichen Beifall aller Anwesenden mit vollem Recht verdienten. In den rhnthmischcn Bewcgnngs- formen und den Keulenübungen der Turnerinnen wurde die Forderung verwirklicht, dem weiblichen Organismus angc- paßte und seine Beweglichkeit und Erkräftigung fördernden Bewegungen mit natürlicher Anmut und Schönheit zu ver­binden, wie in den Hebungen der Turner, sowohl den Stab­übungen, der Körperschule und den Sprüngen am hochge­stellten Pferd mit dem Federsprungbrctt in besonderer Weise auf Straffheit der Durchführung und Schulung des Mutes gemacht wurde. Die Vorführungen der Fechtcrabtcilung er­weckten auch für diesen Zweig der vielseitigen Bereinstätig- keit im Dienste einer harmonischen Ausbildung des Körpers Interesse und Anerkennung. Alles ru allem: Es wurde ein reich gegliedertes und doch umfassendes Bild von der Tätig­keit des Vereins gezeigt, das volle Anerkennung und Unter­stützung verdient. Herzlicher Dank gebührt allen denen, die an dieser Veranstaltung mitgewirkt haben, insbesondere den Herren Gehring, Greine r, Pantle und Walz, die in treuer, selbstloser und im Dienste der Allgemeinheit stehender Arbeit die Grundlagen und Stützen für die wert­volle Vercinsarbeit schufen. Der rührige Vcrcinsvorsitzenöe schloß mit einem warmen Appell an alle dem Verein noch Fernstehenden, die dem Ganzen dienende und gemeinschafts- bilöende Arbeit des Vereins zu unterstützen, die in Ziel und Durchführung vollgelungene Veranstaltung, zu deren Erfolg auch Herr Musikdirektor Frank und seine Kapelle mit ihren Darbietungen in hervorragender Weise mit­wirkten.

Mitgliederversammlung des Ev. Volksbundes Die Ortsgruppe des Ev. Volksbundes hält am Mittwoch ihre jährliche Mitgliederversammlung. Dabei wird neben den geschäftlichen Verhandlungen eine Lichtbilderrcihe nach Bildern des Schwarzwälder Künstlers Joseph Fortwäng- ler aus Tribcrg gezeigt. Er ist, nachdem er die Schnitzer­schule in Furtwangen besucht und sich in München weiter ausgebildet hatte, besonders als Schüler von Wilhelm Stein­haufen in Frankfurt vollends zum selbständigen Künstler gereift. Ähnlich wie Hans Thoma ist er als Mann von der katholischen zur evangelischen Kirche übergetreten. Seine religiöse Kunst ist eckiger und knorriger als die Steinhau­fens. In der Form einerMitternachtsprebigt" eines Pfar­rers schildert er in großen Zügen die Gestalt Christi. Ge­wiß wird die tiefsinnige Reihe von Bildern von dem zeugen, zu dem die Kunst Fortwänglers ein Bekenntnis sein will.

Aus den Parteien.

Versammlung der Deutschen Volkspartet

und B o l ks k o n s er v a t i v en Vereinigung.

Vergangenen Samstag sprachen im gut öesetzteu Calwer Waldhornsaal Staatsrat Rath und Staatsanwalt Dr. Kohlhaas, Stuttgart, die Spitzcnkandidten von Volks­partei und Bolkskonservativer Vereinigung, über die bevor­stehenden Landtagswahlcn. Einleitend gab der Versamm­lungsleiter, Stadtrat Schmid, Kenntnis von dem Wahl­bündnis beider Parteien. Die Wirtschaftspartei habe ihre Unterstützung zugesagt, so daß eine Zusammenfassung weiter bürgerlicher Kreise erreicht sei.

Staatsanwalt Dr. Kohlhaas sprach sodann über die Ziele der im Jahre 1L80 unter Führung von Minister Ba­zille aus der Bürgerpartci yervvrgegangene» Volkskouser- vativen Vereinigung. Tie trat aus der unfruchtbaren Oppo­sition heraus und war seitdem bestrebt, die staatserhaltcndcu Kräfte des Bürgertums zusammenzuftthrcn. Der Anfang hierzu sei gemacht, und eine klare Front gebildet, die auch dem Württ. Bauernbund und der Volksrechtpartei vsfen- stehc. Auch nach der Wahl werde man an dieser Front fcst- haltcn. Der Redner beschäftigte sich dann mit oer notwen­digen Abwehrstellung des Bürgertums gegenüber dem Na­tionalsozialismus. Das einseitige Verbot der SA. habe die Sympathie für die NSDAP, gestärkt. Daß man nichr zu­gleich die Wchrorganisationen der Linken aufgehoben habe, sei auch nach Ansicht seiner Partei ein Fehler gewesen, der richtiggestellt werden müsse. Politik habe aber nichts mit Gefühlen zu tun, sondern sei eine Angelegenheit der Zweck­mäßigkeit. Württemberg besitze ein geordnetes Staats­wesen und seine Negierung habe ihre Pflicht getan. Das Berufsbcamtentum sei hier noch nicht parteipolitisch durch­setzt wie anderwärts. In Württemberg brauche man deshalb keine neuen Propheten. Die NSDAP, zeige ^ fuhr der Redner fort, einen Mangel an Ehrlichkeit. Bescheidenheit und Selbstkritik. Ihr Wirtschaftsprogramm sei verworren und gefährlich, ihre Versprechungen besonders auf dem Lande skrupellos! ihrer Machtübernahme würde eine Parteibuch- Herrschaft folgen. Hitler selbst sei nicht mehr Herr im eige­nen Hause. In Württemberg besitze der Nationalsozialis­mus keine geistigen Führer! cs sc* bedenklich, daß die Par­tei in Stuttgart einen rechtskräftig verurteilten Mörder und früheren Kommunisten sNeumannj alsReformator" her­ausgestellt habe. Wenn heute das württ. Zentrum mit der Sozialdemokratie liebäugle, so sei das allein die Schuld Ser Nationalsozialisten. Auf Grund persönlicher Erfahrungen als Staatsanwalt warnte Dr. Kohlhaas vor dem Radikalis­mus und schloß mit der Aufforderung, den seit acht Jahren von der Negierung geführten Kampf um die Erhaltung der altwürttembergischen Beständigkeit des Staatsweicns am 24. April zu unterstützen.

Staatsrat Rath, seit 26 Jahren selbst Parlamentarier, äußerte sich in seinem Vortrag zunächst über den Parlamen­tarismus der Gegenwart. Die Aufgaben der Parlamente seien heute schwerer und größer denn je, es gelte hier ernste, verantwortungsbewußte Arbeit zu leisten. Mit Phrase und Schlagwort, die ein hemmungslos sich auswirkcnder Parla­mentarismus vornean stellt, ist nichts getan. Wenn in Würt­temberg heute noch Ordnung herrscht, so nur deshalb, weil die verantwortungsbewußte Mehrheit des Landtags wirklich arbeitet und nicht tragbare Agitationsanträgc konsequent ab­gelehnt hat. Das Reich hat allen Volksgenossen helfen wol­len und dabei alle in ihrer Existenz auf das schwerste bedroht! man dachte nicht daran, daß jede Mark, die man dem einen gibt, erst von einem andern herausgeholt werben muß. Heute besitzt man diese Erkenntnis. Tic Unterbindung der un­gehemmten Parteiwirtschaft im Reichstag durch Umbildung des Reichswirtschaftsrats in ein Oberhaus ist schon seit lan­gem eine Forderung der DVP., die fest entschlossen sei, bis dahin jeder weiteren Ausdehnung der Zuständigkeit des Reichs mit Entschiedenheit entgegenzutrcten. Die Aufgabe des neuen württ. Landtags und der Regierung, so führte

Anne Karine Lorvm

Erzählung von Barbra Ring, kmzige berechtigte llebersetzung aus dem Noi wegischen von Cläre Greverus Mjöen. Copyright by Georg Müller u. Albert Langei München 1930.

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Unsre Wagenpferde zu Haus heißen Rr sinante und Maintenon." antwortete Ann Kanne.Und mit e nem von den beiden wo Ludwig der Vierzehnte verheiratet, das wei ich bestimmt."

Die Klasse brüllte vor Lachen. Anne Ka eine drehte sich gekränkt um.

Ihr sollt bloß mal probieren. Rosinant und Ma ntcnon an der Gerberei vvrbeizufah cen. ihr Gänse, dann würdet ihrs schön blei den lassen, über sie zu lachen." sagte sie tend und zog die Augenbrauen dicht zusammen

Von da an machte Anne Karine sich nicht mehr daraus, mit den Mädchen zusamme! m als Frau Corvinia sie nach den

Grunde fragte, antwortete Anne Kar ne, si waren gansig. Statt dessen warf sie ihr Schwärmerei auf Frau Reylers kleinen Bu ^n Aber als Fin Revier eines Tages nac! Pause kam und erzählte, er habe im Stall gan alle n auf einemlabenbigen Pferd" geritten und das nächste mal, er wäre mit Kari au? de Wiese gewesen, und sie habe mit einem gan »einennichtigen" Gewehr geschossen, daß e nur so vaffte. da hielt Frau Reyler es für da ratsamste. Anne Karine innerhalb der vie Wände zu behalten. Sie hatte immer was Lek wEi't sie Anne Karine zu traktiere!

wußte.

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»n Lorvmia hatte in letzter Zeit täglich -v gelitten. Sie behauptete, daran

re d-e ekelhafte alte Katze schuld, die immer­

zu im Garten umherlief und miaute, so daß sie des Nachts kein Auge '"tun könne. Und eines Morgens machte auch der Oberstse"tnant sei­ner Wut über dasverdammte Katzenvieh" Luft

Die Nacht darauf fing das Konzert von neuem an. Der Obe^stle"tnant lpr^na aus dem Bett und lies ans Fenster, um die Katze zu verscheuchen. Im leiben Aiwenbl'ck hörte er einen scharen Schuß gerade üb-r seiner; Kopf. Und die Katze taum-lte vom Dach der Laube hinab in S'lkellens Karten.

Im Nu hatte der Oberstleutnant die Hosen an. Er machte L.ckü und stürzte mit flatternden H'-fenträgern und klappernden Pantoffeln zu Anne Karine hinauf U"d h nter ihm her trabte Trau C>rvi'w'a mit dicken bloßen Beinen, in Nachtfacke und kur-»iy Hemd bis an die Knie llllo mit einem we-ßen Ringel'öplchen.

Anne Karine sta"d noch ,'n ihrem sannen weißen Nachthemd am Fenster in der Hand den Revolver stolz und strahlend

Aber Kari was hast du nur gemacht?" fragt» der Oberstleutnant.

Dag Kat-env'eh totgelckwsien. natürlich. Ihr habt doch gelagt, ihr könntet nickt schla­fen. Aber ich habe so lange nicht geschossen, darum habe ich m'ck erst oben am Walde ein biöchen üben müssen. Ick habe nur einmal geschossen, habt ihrs gehört? Jetzt wirst du wenigsten dein Kopfweh los." sagte sie zu Frau Corvinia.

Ganz ehrlich, Anne Karine" sagte sie. War es wirkl'ch um unseretwillen, oder um dir selbst einen Spaß zu machen?"

Na ja beides," antwortete Anne Ka­rine aufrichtig.Aber die Idee habe ich um dich gekriegt."

Und nun geschah das merkwürd'ge, daß Frau Corvinia zu Anne Karine ging, ihr das Haar streichelte und sie zum erstenmal Kari nannte.

»An gutem Herzen fehlt's dir nicht, bu

kleine Kari Corv'n" sagte sie. Und dann zo­gen die beiden luftig gekleideten Gestalten wieder ab

Anne Karine sah ihnen verwundert nach.

Donner und Doria, wie sie Vater ähnl'ch war," sagte sie.aber ich gäbe was drum, hätte ich sie photographieren können."

Als sie am anderen Tage nach Tisch beim Kaffee faßen kam das Mädchen mit einen Brief an den Herrn Oberstleutnant. Der Brief hatte untrüger sche Merkmale von den Fingern des Schreibers. Das Mädchen sagte, der kleine Bub vom Simen auf der Brücke stände drau­ßen und warte auf Antwort.

Der Oberstleutnant öffnete den Brief und las ihn. Dann lehnte er sich >m Stuhl zurück und lachte, lachte Tränen. Und reichte Frau Corvinia und Anne Karine den Brief.

Der Br ef lautete:

An den Herrn Oberschtleutnank.

Anbei eine feine Natenkaze geschofen in ihr garten nachts zwei Mark zu zallen an Iber­bringer ^ Hochagtungsfoll

Einen Olesen tauf der Brücke).

Frau Corvinia lachte, dis sie zu platzen drohte. Anne Karine fand es nicht sehr ko­misch. Sie war gewöhnt an die Rechnungen vom Schmied daheimrebrafchon ein Ekv pasch Wagen" und ähnliches.

So eine gute Lache ist ihre drei Mark wert," sagte der Oberstleutnant und reichte dem Mädchen das Geld,zu zallen cm Iber- bringer."

Anne Karine stürzte augenblicklich nach oben und kam mit den drei Mark zurück, d e sie dem Oberstleutnant gab

Da bitte, das Vieh bezahle ich. Ich habe den Spaß davon gehabt.

Der Oberstleutnant protestierte. Aber Anne Karine gab nicht nach. Er mußte schließlich bas Geld annehmen.

Er tröstete sich damit, daß «r das Geld

Anne Karine ja auf andere Meile vrbe- z« stecken könne

Den Br'ef las der OversUeuir.au: .u» Klut vor. Und Anne Karines Ic>ak>ge!ch:chtz: wurs- überall bekannt.

Es war nur noch ein paar Tage bis Weih­nachten. Und noch immer kein Schnee. Ee hatte zwar einmal geschneir, aber der Schnee war gleich wieder geschmolzen.

Anne Karine backte sehnsüchtig an die schö­nen Skihänge daheim auf dem Räsbyhof. Matthias Corvin hatte geschrieben und angc- deutet, daß Anne Karine Weihnachten nach Hause kommen möchte. Und Onkel Mandl hatte geschrieben und deutl'ch gesagt, sie er­warteten sie sicher, dick unterstrichen. Aber der Oberstleutnant und Frau Corvinia fanden einstimmig, daß es absolut keinen Sinn hätte Unter Umständen könnte sie a n Weihna'tts- abend n Nebel und Schneegestöber auf dem Dampfschiff liegen bleiben, anstatt auf dem Räsbyhof Weihnachten zu feiern. Und das wäre doch kein blonderes Vergnügen

Also schrieb Anne Karine. daß sie nickt käme. Aber sie schickte ein Paket mit den al- lermerkwürdi-ssten Geschenken an Vater und Onkel Mandt und alle Dienstboten.

Und am Tag vor dem heiligen Abend fing cs an zu schneien. Feine trockne Sternchen wirbelten in der Luft, legten sich auf Dächer und Straßen, sammelten sich >'n kleinen Häuf- chen in Wagenspuren und anderen Vcrtiefun- oen und setzten den gelben Eichbäumen im Garten ein leichtes weißes Häubchen auf. Es schneite regelmäßig und dicht und rafcb, und nach dem Mittagessen war d'e ganze Stabt in leuchtendes Weiß gekleidet. Den Abend und die ganze Nacht durch schneite es Es schneite noch am andern Morgen, und da gabs e n ganz herrliches Skiweller d. h. in anbc- tracht der Landepgegend, :n der man sich be­fand.