Tardieu treibt ein gefährliches Spiel
Neue Versailler Gewallwelle — Das Entweder-Oder für die Weltpolitik
Nach der wörtlichen Wiedergabe des Taröteuschen Donauplanes, dessen Unverfrorenheit aus der deutschen Antwortnote nur geahnt werden konnte, in den Londoner »Times" bleibt kein Zweifel mehr an der unverhohlenen Absicht der Ausschaltung Deutschlands von einem seiner wichtigsten europäischen Wirtschaftsgebiete. Die Haltung Englands zu dem Plan Tardieus kann nicht unbedingt als ablehnend bezeichnet werben. Sie ist schwankend und erinnert an die Politik Greys in den Julitagcn 1Sl4. als er Europa halb in den Weltkrieg ziehen und l>alb htneinsinken ließ.
England erscheint bestürzt über die ungeheuerliche Brutalität des Tardieuschen Vorhabens, aber gefesselt von den wirklichen oder vermeintlichen Vorteilen des französischen Anttdeutschlandvorstoßes an der Donau für den englischen Außenhandel. Man kann nicht nachdrücklich genug hervorheben. daß die großen Staaten der Welt, bei denen die Entscheidung über Verschärfung der Krise oder Wiederaufstieg liegt, über eine Führung verfügen, der eS an der Fähigkeit, die Wirkung ihrer Maßnahmen vorauszusehen, fehlt, weil ihnen jedes tiefer wurzelnde Verantwortlichkeitsgcftthl abhanden gekommen ist.
So kommt es zur deutschlandfeindlichen Politik nicht nur Frankreichs, sondern auch Englands und der Vereinigten Staaten, während gleichzeitig von Versöhnung, Verständigung Wiederaufbau gesprochen wird. Begriffe, die man zu inhaltslosen, heruntergeplapperten Vokabeln entwürdigte aus Feigheit, den nüchternen Weg zu gehen, den die Wirtschaftssachverständigen seit Jahren mit immer nachdrücklicher betonter Dringlichkeit, mit der Beschwörungsformel „Unverzüglich" von Basel anempfohlen haben, den Weg abseits von Versailles zum Völkerfrieden. Er ist nicht leicht, vieler Weg. Er verlangt, daß man bas ganze Siegergepäck vor. dem deutschen Lasttier nimmt und in den Abgrund schleudert, um nicht selbst den Abstieg von den Höhen des Machtwahns ins Land der Menschlichkeit und Ser Menschenwürde ohne Absturzgefahren für Lasttier und Treiber befürchten zu müssen. Diese Notwendigkeit der Selbstüberwindung wird vov einem Hoover nicht klar und bestimmt genug erfaßt, ist einem MacDonald nicht geglückt und wird von den Franzosen, augenblicklich von Tardieu, morgen von einer anderen personifizierten Gewissenlosigkeit gleichen Schlages, nicht gewollt. eher gefürchtet und verabscheut.
So entstand die Welt, die nach dem Versailler Gewalt- verirag bis heute 89 Verträge beim Völkerbund feierlich eintragen ließ, die — ebenso aufrichtig in Worten und ebenso schwach im Handeln wie der Kriegsächtungspakt — als ernsthafte Friebensstcherungen betrachtet werden sollen. So bildete sich die augenblickliche Lage, aus der heraus Tardieu den Versuch einer zweiten Gewaltsicherung von Versa ues zu unternehmen wagt. Mit dem französischen Generalstab und dem zusammengehamsterten Goldhort glaubt er die Macht
mittel zur Zerschlagung der Verständigungspolitik nicht nur zwischen Frankreich und Deutschland, sondern auch im Donanraum zerschlagen zu können. Die ganze Ruch.ostgkeit seines Verfahrens wird verständlich aus »er Art de» deutschen Antwort und dem, was zwischen ihren Zeilen liegt. Zynisch kündigte Tardieu einen Gesnndungsplan für fünf „notleidende" Donaustaaten an und nennt die Tschechoslowakei, Deutsch-Oesterreich, Südslawien, Ungarn und Rumänien. Ironisch spricht auch die deutsche Antwortnote von fünf „not- leidenden" Donaustaaten. Mit einem feinen Unterschied. Bei de» Deutschen fehlt die Tschechoslowakei. Sie ist schwerlich notleidend. An ihre Stelle rückt Bulgarien, das Tardieu ganz vergessen hat, und das gerade der am meisten not- leidende Donaustaat ist.
Aber Tardieu vergaß noch einiges andere! Mit ein paar Anleihen und dem erhobenen Versailler Revolver des französischen Generalstabs glaubt er Deutschland nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich von der Donau abrtegeln zu können. Deutschland soll dabei um die Milliarde Goldmark geprellt werden, die seine Wirtschaft noch nn letzten Jahre aus dem Donaugebiet geholt hat. Betrogen, enteignet zugunsten der tschechisch-französischen Industrie. Die übernimmt die Lieferungen Deutschlands. Daneben aber ist das Loch, durch das auch Tardieu ins Leere stürzt. Es fehlt ein Ersatz der Kaufkraft Deutschlands. Rumänien spricht am cautesten davon. Und Tardieu sucht schon Zeitgewinn, die Niederlage vor den Augen, wenn er nicht Deutschland mit Gewalt zur Getreiöeeindeckung im Donauraum zwingen kann. Noch schreckt er Lavor zurück! Scheut sich wenigstens jetzt noch vor dieser Demaskierung.
Das Entscheidende steht aber schon heute fest: Der Ver- nichtungswillc noch jetzt, wo die Weltkrise ihre Giftzühne auch in den Leib Frankreichs einschlägt. Tardieu sieht die Rettung in der Entfesselung einer neuen deutschen Katastrophe. Darüber muß man sich auch in London und Washington klar werden. Die Welt sieht sich dem Entweder-Oder, das schon seit Jahresfrist der Entscheidung harrt, durch die französische Politik der letzten Wochen mit rücksichtslosem Stoß noch näher gebracht: Entweder läßt man dem französischen Weltherrschaftsabcrglauben freien Lauf und Deutschland und Europa vernichten oder man schließt sich endlich gegen Paris zusammen, schlägt dem Brandstifter Tardieu öle Fackel aus der Hand und rottet mit ihm das Geschlecht sämtlicher anderen Väter der Versailler Mißgeburt aus. Einen anderen Weg zum Weltfrieden gibt es nicht!
*
Französische Kammerwahlen endgültig am 1. «nd 8. Mai. Ministerpräsident Tardieu hat den Präsidenten der Republik von dem Entschluß der Negierung verständigt, die Kammerneuwahlen auf den 1. und 8. Mai festzusetzen. Der Präsident der Republik hat dem Vorschlag zugestimmt.
Polizei und Fliegerbomben in der Arktis
Ein Fallensteller wird in der Schneeinsamkcit irrsinnig. — Verfolgung bei 45 Grad Kälte. — Kanadas größte Menschenjagd.
Von Harry WiiklnS.
„Get your man!" lauter die reichlich lakonische und umso vielsagendere Losung der Berittenen Kanadischen Polizei. Ins Deutsche übertragen heißt das ungefähr: „Kein Schutzmann kommt zurück, bevor er nicht den Gesuchten verhaftet hat."
Nicht ein einziges Mal in den sechs Jahrzehnten, seitdem die Berittene Polizei besteht, ist sie diesem Grundsatz untreu geworden. Mochte der Schutzmann einen Tag oder zwei Monate lang den Gesuchten verfolgen, bis er ihn stellte, auf jeden Fall brachte er seinen Mann ins Quartier. Das war ganz selbstverständlich.
„Get your man!" wurde vor Wochen auch dem Konstabler A. E. King, der aut einer Station rm Nordwestterriwrium saß, von seinem Vorgesetzten befohlen. „Dort oben am Nal Niver sitzt der Trapper AI Johnson, und die Rothäute beschwere» sich, er plünderte ihre Fallen." Mit einem anderen Berittenen — im Nordwestterritorium hat der Name eigentlich keine Berechtigung, denn die Konstabler führen ihre Streifzüge zu Fuß. auf Schneeschuhen oder mit dem Hundeschlitten ans — brach King nach Norden auf. Ein Kinderspiel dieses Mal, denn er kannte Al Johnson gut: Ein schrullenhafter Einsiedler, aber ein guter Kerl, der keinen Widerstand leisten würde.
ES sollte ganz anders kommen. Die Blockhütte des Trappers war erreicht, und die beiden Schutzleute freuten sich auf die Wärme. Sie klopften an die Tür. Die blieb verschlossen, aber aus dem Fenster sah Plötzlich ein Büchsenlauf hervor. Ein Schuß streckte King schwerverwundet nieder. Also Kampf bis aufs Messer!
Eine qualvolle Fahrt war eS, die der zweite Schutzmann auf seinem Schlitten, den Kopf des Verwundeten im Schoß, zur 150 Kilometer entfernten Station machen mußte. Aber noch mehr litt er an der Beschämung, mit leeren Händen zurückzukchren. Der einzige Trost: Mit einem Irren hatten es die Berittenen in der Arktis noch nicht zu tun gehabt. Etwas anderes als Wahnsinn konnte Johnson nicht dazu getrieben haben, auf King zu schießen. Wahnsinn, in der gähnenden Oede des arktischen Winters geboren.
Vier Schutzleute wurden fetzt auf den Fang ausgeschickt. Schüsse empfingen sie. Doch das Feuer kam nicht aus den Fenstern des Blockhauses, sondern unter der Hütte hervor. Der Verrückte mußte sich dort einen Unterstand in die Erde hineingegraben haben. Vier Stunden lang peitschten die Kugeln der Berittenen in das Versteck hinein. Erfolglos. Nicht genügend ausgerüstet, um eine arktische Winternacht im Freien zu verbringen, wußten die Schutzleute niedergeschlagen zurückkehren: „Wir haben ihn nicht."
Acht Mann erhielten jetzt den Befehl, Johnson tot oder lebendig heranzuschaffen. Sie führten Dynamit bei sich, und es gelang ihnen, die Blockhütte zu zerstören. Und trotzdem schoß Johnson weiter. Sein Unterstand war allem Anschein nach bombensicher. Bor seinem wütenden Feuer mußten die acht Berittenen hinter Bodenwellen und Büschen Deckung suchen. Sobald nur einer den Kopf hob, krachte drüben unter den Trümmern der Blockhütte ein Schuß. Fünfzehn Stunden lang hielten die Schutzleute aus. Dann mußten sie halberfroren und beschämt zurück kehren: „Wir haben ihn nicht.*
Konstabler Millen schwor jetzt, den Kampf gegen Johnson aufzunehmen und nicht ohne den Mann zurückznkehren. Denn die Ehre aller Berittenen stand auf dem Spiel. Er nahm ei» paar indianische Führer und drei Kameraden mit. Sie fanden den Unterstand verlassen, und Spuren wiesen nach Norden. „Verrückt!" knirschten die Berittenen. Bei 35 Grad Kälte in die Schneewüste hinaus zu laufen, bedeutete den sicheren Tod.
Tot? Nein. Denn 45 Kilometer weiter nördlich stand plötzlich ein Sckneewall vor den Schutzleuten, und eine Kugel pfiff ihnen entgegen. Aus Schneeklumpen und Eisstücken hatte sich der Irre eine kreisförmige Brustwehr gebaut, die er hartnäckig verteidigte. Die Berittenen umzingelten den Verrückte», schossen, sobald sein Mützenrand auftauchte.
Ein Schuß schien gesessen zu haben. „Mitten zwischen die Augen!" jubelte der glückliche Schütze. Aber der Führer traute dem Trapper nicht. Zwei Stunden lang hielt er seine Leute noch im Zaum: „Liegen dlciben!"
Dann stürmten alle vier auf ein Kommando vor. Der Mann mußte wirklich tot sein.
Nein! Denn plötzlich krachte ein Schuß hinter dem Schutzwall hervor, und Konstabler Millen brach zusammen. Die anderen flüchteten in Deckung. Einer schickte mit dem tragbaren Sender, den die Berittenen bei sich führten, einen Hilferuf zum Hauptquartier: „Hir halten hier aus, bis Verstärkung kommt."
Sie hatten den guten Willen dazu. Doch die Kälte besiegte ihn. Bei 45 Grad unter Null kann kein Mensch Posten stehen oder auf der Lauer liegen. Doch einer! Der irre Trapper Johnson. Er benutzte einen unbewachten Augenblick, um aus seinem Stützpunkt zu flüchten.
Die Führung der Berittenen Polizei wollte keinen ihrer Leute mehr unnütz opfern. Flugzeuge sollten die Verfolgung aufnehmen, acht Schutzleuten auf Schlitten als Führer dienen und wenn nur irgend möglich den Wahnsinnigen durch Bomben vernichten.
Tagelang zog sich die Jagd hin. Wie ein gehetztes Tier irrte Johnjon durch die Schneewildnis. Nur der Wahnsinn trieb den ausgemergelten Körper weiter. Immer schleppender wurden die Spuren im riefen Schnee.
Dann konnte er nicht mehr weiter. Mit den Händen schanfelte er sich einen Schneewall, und sein Feuer schlug den Verfolgern entgegen. Tie Berittenen gingen zu rasch vor. Sie dachten nicht an das Flugzeug, daS ihnen im Vernichtungskampf Helsen sollte, seine Bomben «diversen wollte. Auf dreißig Meier lamen sie an Johnson heran. Der Flieger durste setzt ihr Leben nicht aufs Spiel setzen. Ein Sergeant erhielt einen Beinschuß. Mit verbissener Wut wollte er weiterkriechen. Ein Brustschuß warf ihn nieder.
Es war der letzte Schuß, den der Wahnsinnige abfeuerte. Ein paar Kugeln trafen ihq gleichzeitig. Die größte Menschen- sagd, die von den besten Spürhunden unter allen Polizisten jemals veranstaltet wurde, war zu Ende.
Ihren Mann hatten die Berittenen doch bekommen. Aber wie! Das letzte Opfer des Wahnsinnigen, den schwerverwundeten Sergeanten, rettete nur der sofortige Abtransport im Flugzeug vor dem Tode. Ein anderer war zum Krüppel geschossen, ein dritter tot. Unerhörte Strapazen lagen hinter allen. Die einzige Jagdbeute war die von Kugel« durchsiebte Leiche eines Irrsinnige».
*
Die deutsch-französischen Kontinqenlierungsverhandlungen
Benachteiligung der deutschen Ansfnhr
TU. Berlin, 34. März. Als bas Ergebnis der beim vorjährigen französischen Ministerbesuch angekündtgten deutsch- französischen Wirtschaftsverhandlungen meldet der DHD., daß ungefähr sämtliche Positionen des französischen Zolltarifs, wenigstens soweit sie für die deutsche Ausfuhrtndu- strte von Interesse sind, in die Kontingentierung einbezogeu worden sind, ein Zustand, der sich lediglich im Sinne einer Einschränkung der deutschen Ausfuhr nach Frankreich auswirkt. Nur in wenigen Ausnahmefällen hat sich die Kontingentierung durch Preisverständigung vermeiden lassen. Frankreich stützt sich bei seinen Konlingen- tierungswünschen auf die Katastrophcnklausel im deutschfranzösischen Handelsvertrag. Bisher sind insgesamt 78 Positionen des französischen Zolltartfes kontingentiert worden, davon 13 ohne Verständigung mit Deutschland und V5 nach vorausgegangener Verständigung.
Die Kontingentierungen, die ohne Verständigung mit Deutschland festgesetzt worden sind, betreffen in der Hauptsache Düngemittel, Kohle, Bleche, Quecksilber. Radiotetle, Apparate für drahtlose Telegraphie und Telephonce, Eisenwaren und Möbel. Nach Verständigung mit den betreffenden deutschen Jndustriegruppcn sind kontingentiert u. a. Schwefelsäure, Nohholz, Bandeisen, Farben, Gtas, Wirkwaren, Photoartikel. Häute, Leder und Lederwaren, Traktoren, Maschinen verschiedener Art, elektrotechnische Maschinen und Apparate. Herde und Kocher, Eisen- und Stahlwaren, Emaille-Waren, Werkzeuge, Akkumulatoren, Holzwaren. physikalische Instrumente und Sptelwaren.
Zur Zeit schweben in Paris mit einer deutschen Abordnung Verhandlungen, um sranzosischerseits Zugeständnisse in Gestalt der Freigabe unbequemer Zollbindungen und Zollermäßigungen zu erlangen. Diese Verhandlungen haben bisher zu keinem für Deutschland wesentlichen Erfolg geführt, sind aber noch nicht abgeschlossen.
Aufsehenerregende Enthüllungen iu Oesterreich
TU. Wien, 31. März. Der Finanzrefercnt der Gemeinde Wien, Stadtrat Breit» er, stellte iu einer Versammlung die aufsehenerregende Behauptung auf, die Bundeshaftung für die Kreditanstalt sei vom Nationalrat erschlichen worden. Der jetzige Generaldirektor der Kreditanstalt, van Hengcl, habe bereits an Pfingsten 1931 in seiner damaligen Eigenschaft als Berater der Kreditanstalt bei der Regierung erklärt, baß die Verluste der Kreditanstalt ein Vielfaches der am 11. Mai genannten Summe von 149 Millionen Schilling ausmachten. Nur durch Verschweigen dieses entscheidenden Zustandes habe der Nationalrat zur Annahme der Bundcs- haftung für die Kreditanstalt bestimm; werden können. Es sei eine planmäßige, geradezu verbrecherische Irreführung der gesetzgebenden Körperschaft. Der frühere Bundeskanzler Ender und Ser ehemalige Finanzminister Juch müßten zur Verantwortung gezogen werden. Im ganz unzulässiger, ungesetzlicher Auslegung sei außerdem die Haftung statt für neue Einlagen für bereits bestehende geleistet worden. Es liege ein Betrug im Nattonalrate an Oesterreich vor.
Politische Kurzmeldungen
Im Reichshaushaltsplan 1932 soll der Heereshaushalt um 39 o. H. gekürzt worden sein. Auch der Marinehaushalt ist wesentlich vermindert worden. Bereits begonnener Schiffsbau soll indessen „aus Zweckmäßigkeitsgründen" nicht unterbrochen oder eingestellt werden. — Zur Bekämpfung der Notlage der Binnenschiffahrt sind zwei Durchführungsverordnungen veröffentlicht worden. — Die Parole sür Hitler, die der Reichslandbnnd erließ, hat in weiten Kreisen der Landbevölkerung Unzufriedenheit hervorgerujen. Jetzt wird mitgeteilt, baß in der entscheidenden Sitzung des Retchsland- bundeö die Vertreter von Thüringen, Nassau, Bayern und Württemberg gegen die Entschließung stimmten. — Auf den Vorschlag Hngenbcrgs zur Sammlung der bürgerlichen und berufsständischen Rechtsparteien im Hinblick auf die preußischen Lanbtagswahlen haben diese sLandvolk, DVP., Christlich-Soziale und Volkskonservative) ablehnend geantwortet. Die DVP. prophezeit Hilgenberg den Verlust der Hälfte seiner Mandate. — Die Berliner Winterhilfe hat zwei Millionen Mark ergeben. Mit Ende März ist ihre Tätigkeit beendet. — Die Schulden der 850 Gemeinden tm Regierungsbezirk Wiesbaden betrugen Anfang Januar 19 Millionen Mark. Gegenwärtig haben die Gemeinden monatlich SS Millionen Mark für Unterstützungen aufzubringen, während an Retchösteuerübcrweisungen nur 55 Millionen Mark ein- gehen. Vierzig Prozent der Ausgaben müssen aus eigenen Einnahmen gedeckt werden. — Die Gräfin-Laura-Grube in Chorzow iOberschlesien) ist stillgelegt, 1599 Arbeiter sind brotlos geworden. — Der Führer der italienischen Sozialistischen Partei, Turati, ist in Paris, wo er in der Verbannung lebte, tm Alter von 75 Jahren gestorben. — Die Bank von Frankreich hat erneut AbzüFe von ihrem Neuyorker Dollarguthaben vorgenommcn. das sich immer noch auf 750 Millionen Dollar beläuft. Ausfallend ist, daß die Dollars nicht in Francs, sondern in englische Pfunde eingetauscht werde»,' anscheinend will Paris damit seine Angrtffskraft gegen das Pfund wieder vergrößern. — Das irische Kabinett hat beschlossen, die Antwort auf die englische Note über den Treueid und die Entschädigungszahlungen noch nicht abaeheu zu lassen. — Das Repräsentantenhaus iic Washington genehmigte für 288 Millionen Dollar neue Steuern, auch die Postgebühren wurden heraufgesetzt. — Die Japaner sind nach Meldungen aus Schanghai nicht gewillt, den gesamten er- oberten Abschnitt von Schapet bis Wusung wieder hcrauS- zugeben. Wie man weiter hört, wolle» die Japaner in diesem Abschnitt eine neue japanische Konzession ausbane».