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Nr. 75
Freitag, den 1 . April 1932
Jahrgang 105
Nur noch drei Präsidentschaftskandidaten
2m zweiten Wahlgang werden Hindenburg, Hitler und Thälmann kandidieren
----- Berlin, 1. April. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ist die Frist sttr die Ausstellung der Präsidentschaftskandidaten zum zweiten Wahlgang abgelaufen. Lediglich Hindenburg. Hitler und Thälmann haben die gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen für ihre Ausstellung erfüllt. Ducsterberg ist aus dem Kreise der Anwärter ausgcschicden, weil die Deutschnationalen und der Stahlhelm den Wahlkampf bereits für entschieden halten. Winter, der durch seine Propaganda für die Auswertung der rotgestempelten Tausendmarkscheine bekannt geworden ist, hat daraus verzichtet, noch einmal als Kandidat aufzutreten. Er hat das damit begründet, da» er während des ersten Wahlganges lediglich die Aufmerksamkeit auf seine Person und die von ihm geleitete Bewegung lenken wollte und daß er dieses Ziel erreicht habe. Der Stimmzettel wird also diesmal nicht fünf, sondern nur drei Kandidaten ausweisen, an deren Spitze Hindenburg steht.
Der Beauftragte der deutschen Widerstandsbewegung teilt mit: Die für die Kandidatur des revolutionären Bauernführers Klaus Heim gesammelten Unterschriften haben bis jetzt die Zahl 26 OM weit überstiegen. — Eine Kandidatur Heims kommt trotzdem nicht in Frage.
Aeltcstenrat des Reichstags am 11. April Der Aeltcstenrat des Reichstags ist für Montag, den 11. April, nachmittags 5 Uhr, also unmittelbar nach der Wahl des Reichspräsidenten, einberufen worden, um über den Wieberzusammentritt des Reichstags Beschluß zu fassen.
Das verlängere Haushallsjahr
Sparsame Hanshaltsführnng dcS Reiches Amtlich wird aus Berlin mitgcteilt: Die Haushaltsführung des Reiches für die Zeit vom 1. April 1982 bis 30. Juni 1982 ist durch Verordnung des Reichspräsidenten vom 39. März 1992 dahin geregelt worden, daß die persönlichen Ausgaben im Rahmen des Haushaltsplanes 1931 geleistet werden dürfen und daß im übrigen von einzelnen Ausnahmen abgesehen in diesem Vierteljahr nur bis zu
Zusammentritt Mitte nächster Woche -
TU. London, 1. April. Das Foreign Office teilt amtlich mit, daß die Zusammenkunft der Vertreter der vier an der Donaukonferenz interessierten Großmächte Mitte nächster Woche stattfinüen werde, und zwar entweder am Mittwoch oder am Donnerstag. Der französische und der italienische Botschafter, die am Donnerstag im Außenministerium vorsprachen, haben das Einverständnis ihrer Regierungen bereits übermittelt. Wie zu dieser Londoner Meldung in Berlin verlautet, hat auch die Reichsregiernng dem genannten Standpunkt zugestimmt.
Umfassende Vorbereitungen Tardiens Wie in Pariser politischen Kreisen erklärt wird, dürste in London mindestens ebensoviel von der Kriegsschulden- und Tributfrage, wie vom wirtschaftlichen Donaubund die Rede sein. Wie ernst die Besprechungen hier genommen werden, ergibt sich schon daraus, daß der Ministerpräsident und Außenminister Taröieu sich nicht nur von seinem Finanzminister Flandin, sondern auch von einer ganzen Reihe technischer Mitarbeiter und hervorragender Finanzsachverständiger begleiten läßt. Während Tardieu am Dtenstagfrüh wieder in Paris cintrifft, dürften Flandin und die Finanzsachverständigen die ganze Woche über in London bleiben, um die eingeleitetcn Verhandlungen fortzusetzen. Die Arbeitsteilung zwischen den beiden französischen Minister ist so gedacht, daß Tardieu in erster Linie die Besprechungen über das Donauproblem und die Abrüstungs- fragc übernimmt, während Flandin die Einzelheiten für die Lausanne! Tributkonserenz bespricht »nd vorbereitet. Schließlich soll Flandin auch an der Viererkonferenz teilnehmen.
England und die Lausanne» Konferenz Das Londoner Neuter-Bürv ist offiziell ermächtigt worden. eine im „Daily Herold" veröffentlichte Meldung zu dementieren, wonach die britische Negierung bei der Lau- sanner Konferenz lediglich ein neues Moratorium vorschlagen werde.
Die ernste Loge der Donaustaaien
Der Völkerbundsrat zum IS. April etnbcruse«
TU. Gens, 1. April. Der Generalsekretär des Völkerbundes hat nach Rücksprache mit dem Präsidenten des Völ- kerbun-srates den Rat zum 12. April etnberufen. Der Be-
einem Fünftel der für 1931 bewilligten Beträge ausgegeben werden darf. Als Reichszuschntz an die Gemeinden für die Erleichterung der Wohkfahrts- lasten ist ein Betrag von 75 Millionen Reichsmark vorgesehen.
Die Zeitung als WahlflugblalL
Die Propagandanummer« der nationalsozialistische» Presse werden vom Reichsknnenminister als Flugblätter bezeichnet
Der Reichsminister des Innern hat auf Beschwerde der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei in der Angelegenheit der Verteilung nationalsozialistischer Zeitungen in vervielfachter Auslage folgende telegraphische Antwort gegeben und sie den Landesregierungen mit der Bitte um entsprechende Veranlassung mitgeteilt:
„Bon der NSDAP, in die Wege geleitete Verbreitung von Propagandanummern der nationalsozialistischen Presse in inhaltlich beschränktem Umfange, aber in verdreifachter bis verzehnfachter Auflage ist versuchte Umgehung -er Verordnungen -es Reichspräsidenten vom 28. März 1931 und 17. März 1982, da solche Nummern als Flugblätter anzusehen sind. Flugblatt ist ein durch Schrift oder Druck oder -ergl. vervielfältigtes Erzeugnis, bas geeignet und bestimmt ist, weit verbreitet zu werden. Dazu gehört geringer Umfang, Unentgeltlichkeit oder geringer Preis, große Auflage und die sich aus der Gestaltung des Blattes ergebende Eigenschaft, daß es als Flugblatt gedacht und bestimmt ist Auch einzelne Nummern einer periodischen Druckschrift können Flugblätter sein, wenn sie nach Art eines solchen zum Beispiel als Propagandanummern hergestcllt und verbreitet werden, insbesondere wenn sie von vornherein in Art eines Flugblattes zur selbständigen Weiterverbreitung bestimmt und eingerichtet sind. Dies entspricht höchstrichterlicher Rechtsprechung» vgl. bayer. Oberstes Landesgericht 1. Juli 1926 in Bayer. Verwaltungsblätter 1926 Seite 418. Vorgehen gegen derartige Umgehnngsversuche ist daher nicht zu beanstanden."
Umfassende Vorbereitungen Tardiens
schluß geht auf den Bericht des Finanzausschusses des Bundes zurück, in dem auf die außerordentlich ernste Finanzlage der Donaustaaten hingewiesen wird.
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Der Stand der handelspolitischen Aktion Oesterreichs
Im Hauptansschuß des österreichischen Nationairates erstattete Bundeskanzler Bure sch einen Bericht über den Stand der handelspolitischen Aktion der österreichischen Regierung. Es geht daraus hervor. Sab Antworten lediglich von Deutschland und Polen und vorläufige Aeußcrungen von der italienischen, der französischen und der englischen Negierung eingelaufen find. Die französische und die englische Regierung hätten Mitteilen lassen, daß sie aus das rascheste Zustandekommen einer Stellungnahme zu dem österreichischen Vorbringen bedacht seien. Im Zusammenhang damit verwies der Bundeskanzler auch aus die erfolgreichen Handelsvertragsverhandlungen mit Italien. Oesterreich müsse vor allem bemüht sein, eine entscheidende Aenderung ln der handelspolitischen Lage vor allem durch eine Vorzugsbehandlung österreichischer Ausfuhrartikel herbeizusühren. M
Rumänien «nd der Tardieaplan
In Bukarest sprach gestern Finanzmintster Arge- toianu zum erstenmal ausführlich in der Kammer über den Tardieuplan. Zunächst müßten sich die Getreide einführenden Länder einigen, bevor die Ausfuhrländer Stellung nehmen könnten. Eben in dieser Hinsicht müsse Klarheit geschossen sein: bis dahin aber werde Rumänien schweigen. Zur Zeit ständen für Rumänien in erster Linie grundsätzlichen Fragen im Vordergrund: die Beschaffung weiterer Kredite und die Regelung der Kriegsschulden. Hier könnten nur Erleichterungen zu erwarten sein, wenn die Finanzen im Innern in Ordnung seien.
Deulsch-brosilianischer Tauschhandel
Svo ölM Sack Kaffee für deutsche Kohlen TU. Berlin, 1. April. Der „Lokalanzeiger" meldet aus Sao Paolo: Der brasilianische Finanzmintster hat am Donnerstag den Vertrag unterzeichnet, nach dem 800 VM Sack Kaffee gegen deutsche Kohlen cingetauscht werben.
Tages-Spiegel
Im zweite» Wahlgang der Reichspräsidentenwahl am 1V. AprU wird der Endkamps zwischen de« Kandidaten Hindenburg, Hitler nud Thälmann ansgetragen werden.
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Uebex de« Wiederznsammentritt des Reichstags wird der Aeltestenrai am 11. April beschließen.
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D«r Reichspräsident hat über die Anmeldung von Zahlungs- verpstichtnngen a« das Ausland eine neue Notverordnung erlassen.
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Die Deutsche Reichsbahn hat tm Monat Februar eine« Be- triebsanssast von 75 Millionen Reichsmark z« verzeichne«.
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Im Mcmelgebiet find 8 Reichsdeutsche verhaftet worden, di« sich a«s Grund eines Grenzpassierscheiues dort t» de« Ostertagen ansgehalten hatten; es handelt sich «m eine nene litauische Schikane.
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Der Reichsernährnngsminister Dr. Schiele hat sich bei seine« Besuch in Stuttgart über bie Dnrchrationalifiernng -er Milchwirtschaft in Württemberg überaus anerkennend ge, äußert.
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Der Stuttgarter Polizeipräsident KlaiLcr hat als Beauftrag- ter des Preiskommiffars eine Anordnung über die Gestaltung der Bierprcife in Württemberg erlasse«.
Deutschland und Spanien
Spaniens »euer Botschafter beim Reichspräsidenten
Der Reichspräsident empfing am Donnerstag den ne« ernannten spanischen Botschafter Luis Araquistain y Quevedo zur Entgegennahme seines Beglaubigungsschreibens. Der Botschafter hielt eine Ansprache in deutscher Sprache, in der er darauf hinwies, daß Spanien ganz besondere Gründe zur Freundschaft und Erkenntlichkeit Deutschland gegenüber besitze. Reichspräsident von Hindenburg betonte in seiner Erwiderung die engen freundschaftlichen Beziehungen, die Deutschland und Spanten verbinden, und fuhr dann fort: Deutschland hat die Gesinnung der Gerechtigkeit und der Achtung, die ihm Spanien in der schweren Zeit des Weltkrieges und der Nachkriegszeit entgegengebracht hat. stets dankbar empfunden Ich bin gewiß, daß dieser Gei st der gegenseitigenAchtung und Freundschaft auch in Zukunft bie Beziehungen der beiden Staaten beherrschen wird und hoffe zuversichtlich, -aß, so verbunden, das deutsche und spanische Volk dem gemeinsamen Ziele der Gestaltung einer glücklichen Zukunft Europas zustreben werden.
Österreichischer Ministerbesuch in Berlin
Vizekanzler Winkler eingetrosfe«
Der österreichische Vizekanzler Winkler und der Abgeordnete Dewaty find am Donnerstag vormittag auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin eingetroffen» wo sie von Vertretern der Reichsregierung und dem österreichischen Gesandten Dr. Frank empfangen wurden
Letzte Kurznachrichten aus aller Welt
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Berlin sind Haftbefehle gegen den Direktor Hassel, den Leiter der Ausländsabteilung der Bergmann-Elektrizitätswerke, und gegen den Bankkommisstonär Arnheim wegen Devisenvcrgehens ergangen. Die Verhafteten sollen für 225 OM ReichsmarTWert- papiere nach Holland verschoben haben. — In Dresden raubte ein Arbeiter aus der Kasse des Stadtsteueramts 23M NM. Zwei Kassenbeamte erlitten leichte Schußverletzungen. — Ein Breslauer Wohlsahrtsdirektor gab bei der Polizei an, er sei überfallen und um 2500 NM. Dienstgelder beraubt worden. Die Polizei nahm ihn in Haft, da seine Angaben unglaubhaft waren. — Von den großen Schifffahrtslinien, die dem Verkehr auf dem nordatlantischen Ozean dienen, haben bereits 9 beschlossen, die Sätze für die Passagierbeföröcrung im Durchschnit um 20 v. H.» also auf den niedrigsten Satz seit der Vorkriegszeit zu senken. Die Ermäßigungen sollen in der dritten Klasse zwar nur etwa 10 v. H., aber in der ersten Klasse dis zu 50 v. H. betragen. — Die französische Kammer hat mit 446 gegen 50 Stimmen einen Antrag des Wahlrcchtsausschufses angenommen, der den Frauen das allgemeine Wahlrecht fllr die Wahlen nach 1933 zuerkennt. — Der ständige Vertreter Polens beim Völkerbund und frühere polnische Arbeitsminister Sokal ist in einer Klinik in Bern gestorben. — Der StaatSverlag der Sowjetunion hat beschlossen, Goethes Werke in tartarischer Sprache zu verlegen.
Die Londoner Viermächte-Konferenz
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