Lebensmittelunruhen auch in Leningrad

TU Komm», 31. März. Im Zusammenhang mit dem Ansteigen der Lebcnsmittelpreise kam es auch in Leningrad -u Tumulten vor zahlreichen Geschäften, die zum Teil von der Arbetterbevölkcrung geplündert wurden. Mehrere Läden der Torgsin", die Gebrauchsgcgenstände nur gegen Gold­währung verkaufen, wurden gestürmt. Die OGPU. hat in Zusammenhang mit der Plünderung von Zucker- und But­tergeschäften in Moskau und Leningrad etwa IM Verhaf­tungen vorgenommen.

Letzte Nachrichten aus aller Welt

Der Stiuuesprozeß wird ein Nachspiel finden. Der Gc- »eralstaatsanmalt hat gegen den Gcrichtsvorsitzendcn in die­sem Prozeß, Lanögerichtsdirektor Arndt, Anklage wegen Verletzung der Pflicht zur Amtsverschwiegenheit erhoben. Der Verfasser des Aufsehen erregenden BuchesGefesselte Justiz". Moritz Zarnow, ist zu 3 Monate» Gefängnis ver­urteilt worden. Wegen Spionage zugunsten Polens wurde in Wittensberg bei Tharau «Ostpreußen) ein Oberland- jäger. der seit 8 Jahren im Dienst steht, verhaftet. In Bad Wildungen erschoß ein 78jähriger Pensionsinhaber im Ver­lauf eines Streites seinen Schwiegersohn. Das Städtchen Ziud-Beijerland in Sttdholland wurde von einer Feuers­brunst heimgcsucht, der die Kirche und zwei Wohnhäuser zum Opfer fielen. In Nantes «Frankreich) brannten bei einem Großfeuer drei Fabriken völlig nieder. Frankreich führt ab 2. April wieder die Sommerzeit ein. so daß von diesem Zeitpunkt an westeuropäische und mitteleuropäi'che Zeit wieder ausgeglichen ist. Ein furchtbares Brandunglück er­eignete sich in einem Agramer Filmatelier. Durch eine Explosion geriet das sechsstöckige Aufnahmehaus io Brand und wurde völlig zerstört. Das Brandunglück forderte S Tote und 30 Schwerverletzte. Der Schüler eines rumänischen Gymnasiums spielte in seiner Klasse mit Sprengkapseln. Eine Kapsel explodierte und verletzte 5 Schüler schwer. Im Gefängnis von Malaga «Spanien) brach ein Aufruhr aus: die Feuerwehr konnte die Ruhe wieder Herstellen. Die Stadt Johannisburg «Südafrika) und das umliegende Gebiet wurden von einem außerordentlich starken Erdbeben heimgesucht. Mehrere Geschäftsgebäude im Mittelpunkt der Stadt schwankten sehr stark und erlitten erhebliche Beschädi­gungen. Mehrere Personen wurden leicht verletzt.

Ueberanslrenaunq

Von vr. meä. Georg Kaufmann-Dresden.

Jeder arbeitende und strebende Mensch kann einmal an eine Grenze kommen, wo seine Kräfte versagen. Die Ursache dafür mag in einer zu geringen Leistungsfähigkeit wie in einer zu starken Anforderung liegen. Unter Umständen ge­lingt es aber doch durch besondere Uebung, durch Training, wie wir heute sagen, oder durch eine ungewöhnliche An­spannung des Willens sowie der höheren seelischen Antriebs­kräfte die eigene Leistungsfähigkeit wenigstens vorübergehend so zu steigern, daß Unerhörtes erreicht wird. Das klassische Beispiel hierfür ist der Läufer von Marathon, der unter dem überwältigenden Eindruck des Sieges und dem gewal­tigen Schwung, den ihm der Wunsch, den Sieg zu verkünden, verlieh, eine übermenschliche Leistung vollbrachte, dann aber, am Ziel angemngt, tot zusammenbrach. Wir dürfen wohl annehmen, daß es nicht nur die Erregung der Sieges­verkündigung, sondern zugleich auch die übermäßige körper- "" sung war, die diesen plötzlichen Tod herbei- eezerchnen eine solche Ueberspannung der Kräfte» nachhaltige Gesundheitsschädigung folgt, als Ueber­anstrengung und kennen eine körperliche sowie eine geistige. DaS tragische Ende des Läufers von Marathon bleibt glück­licherweise eine Ausnahme. Die Ueberanstrenauna äußert

sich gewöhnlich nicht als Katastrophe, sondern mehr als körperliches oder seelisches Unbehagen, leichte Ermüdbarkeit, auffällig verringerte Leistungsfähigkeit, Kopfschmerzen, Mat­tigkeit oder in Störungen einzelner Körpervorgänge. Je höher der Stand der Zivilisation, um so häufiger hört man, daß Menschen Opser einer Ueberanstrengung geworden sind. Bei Naturvölkern kennt man den Begriff im allgemeinen nicht. Auch der primitive Mensch wird nn Falle der Lebensgefahr, wenn er von Feinden gehetzt oder bedrängt um sein Leben laufen muß, einmal erschöpft zusammenbrechen. Ist er jedoch gerettet, so erholt er sich bald wieder. Der Landbauer, der gewiß oft sehr schwere und anstrengende körperliche Arbeit verrichten muß, klagt Wohl selten darüber, daß er über­anstrengt sei. Die feinncrvigen Städter und zwar auch die sportlich Geübten, scheinen die unangenehmen Gesundhcits- schädigungen, die als Folgen einer Ueberanstrengung an­gesehen werden, öfter zu erleiden-

Die Wirkung einer körperlichen Ueberanstrengung laßt sich am klarsten und deutlichsten ain Verhalten des Herzens veranschaulichen. Jede körperliche Anstrengung ,st ja mit einer besonderen Belastung des Kreislaufapparates, ins­besondere des Herzens, verbunden. Das gesunde Herz wird bei starker körperlicher Anstrengung kleiner. Erst wenn seine Leistungsfähigkeit nachläßt, erweitert es sich und diese durch Überlastung und Ueberanstrengung bedingte Herzerweiterung, die sich nicht selten bei jugendlichen SvoetSleuten findet, ist weitgehend ausgleichsfähig. Die Körpermuskulatur erreicht früher die Grenz: ihrer Leistungsfähigkeit als der Herzmuskel. Beim gesunden Herzen wird es häufig nicht zu einer Ueber­belastung des Herzens kommen, da die anderen Organe früher versagen als das Herz. Wir besitzen also einen wertvollen natürlichen Schutz gegen eine schädliche Ueberanstrengung lebenswichtiger Organe darin, daß die für die Erhaltung des Lebens und der Gesundheit weniger wichtigen Körperteile früher versagen als unser Zentraiorgan, das Herz. Danach besteht eine natürliche Sicherung vor dessen Ueberanstrengung. Von dieser Regel gibt es aber Ausnahmen. Das Herz des Jugendlichen steht noch nicht aus der vollen Höhe seiner Lei­stungsfähigkeit. Es versagt bei körperlicher Anstrengung also leichter als das des gesunden Erwachsenen. Nicht jedes Herz, das den gewöhnlichen alltäglichen Anforderungen vollauf ge­nügt, ist wirklich gesund. Es kann durch Infektionskrankheiten (Gelenkrheumatismus, Scharlach), durch Genußgifte (Alkohol und Tabak) oder durch andere Allgemeinkrankheiten geschädigt sein. Sehr häufig wird eine chronische und seit längerer Zeit bestehende Herzstörung oder Herzkrankheit erst erkennbar, wenn eine starke körperliche Ueberanstrengung vorangcgangeu ist Diese Beobachtung wird besonders an Menschen im reiferen Lebensalter gemacht. Dann ist aber nicht die körperliche Ueberanstrengung an der Erkrankung schuld, sondern eine bis dahin unbeachtet gebliebene Herzschädigung. Schließlich kann auch unter der aufpeitschenden Wirkung einer starken seelischen Erregung, z. B. Lebensgefahr, die Leistung der Muskeln über das Maß der normalen Erschöpfbarkeit gesteigert werden. Der Läufer von Marathon gibt uns wiederum ein Beispiel hierfür. Selbst Herzkranke können unter dem Einfluß eines starken scelichen Antriebs unerhörte Leistungen vollbringen, dann allerdings auf Kosten ihrer be­reits geschädigten Gesundheit. Auch ein überanstrengtes Herz, das durch eine Vergrößerung und Erweiterung seiner Höhlen kenntlich ist, vermag sich anzupassen und nach aus­reichender Erholung von neuem sehr leistungssähig zu werden. Wiederholte Ueberbelastung eines bereits geschädigten Kreis­laufsystems wird aber natürlich schlecht vertragen. Kommt dann noch womöglich eine Schädigung durch Genußgifte, alkoholische Getränke, starkes Rauchen hinzu, so wird die Ge­fahr entsprechend größer. Auch die Aufnahme großer Mengen nicht-alkoholischer Flüssigkeiten, z. B. das Trinken allzu reich­licher Mengen Kaffees bei starker Anstrengung zur Aus­peitschung der Nerven, kann die Folgen einer Herz­überanstrengung verschlimmern. __

Ueoera»jtrengungen einzelner Organe bei Schwerarbeit, Sport oder Ausübung einer besonderen Technik sind nicht selten. Als Beispiel diene die Sehnenscheidenentzündung der Hand bei Tennisspielern. Sehr oft beruhen aber solche Er­scheinungen auf einer unzweckmäßigen Technik, die zu einer Ueberbelastung einzelner Organtelle führt. Manche Menschen gewöhnen sich eigenartige, oft unnatürliche Bewegungen an, die zu Muskelverkrampfungen oder allzu heftigen ruckartigen Muskelzusammenziehungen führen und auf die Dauer nicht vertragen werden. Bei der geistigen Ueberanstrengung, über die vielleicht am häufigsten geklagt wird, handelt es sich ge­wöhnlich mehr um die Wirkung seelischer Konflikte oder Angst- und Erwartungszustände als um eine Ueberbelastung des Denkapparates bezw. des Gehirns. Wird dieses zu lange und zu stark in Anspruch genommen, so schaltet cs sich beim gesnnden Menschen von selbst aus. es tritt Schlaf ein. Nur

wenn dieser durch seelische Erregung, Sorgen oder künstliche Mittel behindert wird oder wenn die durch erzwungene Tätigkeit ausgelösten Unlustgefühle zu groß sind, bildet sich jener Zustand der nervösen Erschöpfung infolge Ueber- arbeitung aus, den wir heute nicht nur bei Geistesarbeitern, sondern auch in allen anderen Berufskreisen so häufig finden. Geistige Ruhe führt nur dann zum Erfolg, wenn gleichzeitig die seelischen Spannungen^und Gegensätze gelöst oder irgend­wie zum Ausgleich gebracht werden.

Im allgemeinen braucht sich der körperlich und seelisch gesunde, gut ausgeglichene Mensch nicht vor einer gelegent­lichen Ueberanstrengung zu fürchten. Er wird sie überwinden und keinen dauernden Schaden erleiden. Jugendliche, die tatsächlich eine Schädigung ihres Herzens oder anderer Organe davongetragen haben, müssen die Grenzen ihrer. Leistungsfähigkeit beurteilen und einhalten lernen.

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1uu86ii<Ion von Hausfrauen verküuäet 6as kaäio:

Aus Stadt und Land

Calw, den 31. März 1932.

Gemäldeausstellung

Im Georgcnämn zeigt zur Zeit Kunstmaler Pfeiffer- Calw eine stattliche Kollektion von Gemälden» deren Motive unserer Stadt oder dem nördlichen Schwarzwald ent­stammen. Der in Düsseldorf ansässige Künstler gibi mit den etwa 40 Bildern, größtenteils Aquarellen und Tu chzeich- nungeit, aber auch Oelbildern, Holzschnitten und Steindrucken eine» interessanten Einblick in sein durch eine starke persön­liche Note gekennzeichnetes Schassen. Die Ausstellung, für deren Veranstaltung dem Künstler Dank gebührt, findet viel Beachtung.

Generalversammlung des Darlehenskaffenvereins Liebelsberg

Am Gründonnerstag hielt der Darlehenskasscnverein Liebelsberg seine 37. ordentliche Gencralveriammlung im Kleinkindcrschulsaal. Vorsteher Karl Han sei mann be­grüßte die Erschienenen und forderte sie auf, sich von den- Sitzen zu erheben als letzte Ehrung für die 1931 verstor­benen Mitglieder Adrivn, Braun und Ziegler. Alsdann gab er einen Rückblick auf das abgelaufenc Geschäftsjahr, das infolge der im Juli etngctretencn Geldkrtfis und der tiefen Senkung der Biehpreife einen eingeschränkten Ge­schäftsgang aufwetst. Die Bekanntgabe von Rechcnschafts- und Kassenbericht durch Rechner Roller zergte bei einem Buchumsatz von 288 98g und einem Barumsatz von 49 372 Mark einen Gewinn von 327,85 wovon 167,55 ^ dem Reservefonds und 160 der Betriebsrücklage überwiesen wurden. An unseren Maschinen konnten 270 gleich zehn Prozent abgeschrieben werden. Auf der Getreidereinigungs­anlage wurden im Berichtsjahr 975 Zentner Saatgetreide gereinigt. Der Zentnerpreis für das Putzen wurde von auf 40 Pf. erniedrigt. Für die Benützung der dem Ver­ein weiter gehörigen Maschinen wurden der Notzeit ent­sprechend auch Preissenkungen vorgenommen. Die Wah­len ergaben keine Aenderung. Die zwei Vorstandsmitglie­der M. Kern und K. Steimle, deren Wahlzeit abgelaufe« war, wurden einstimmig durch Zuruf wieder gewählt. Be­schlossen wurde: Die Genossenschaft soll ihren Mitglieder« auch wieder für dieses Jahr zur Sicherstellung erner gute« Ernte die nötigen Handelsdünger vermitteln, damit auch wir mithclsen an der reichliche» Ernährung -es deutsche« Volkes. Mit der Aufforderung des Vorstehers, treu zu­sammen zu halten, schloß er die gut besuchte und lebhaft verlaufene Versammlung in der Hoffnung auf baldige Wiederkehr besserer Zeiten für das deutsche Golk und seine Landwirtschaft.

Rene Obstanlagen

Im allgemeine» gilt als beste Pflanzzeit für di« Obst­bäume der Herbst, weil dieser sehr gute Vorbedingungen für das Anivachsen der jungen Bäume stellt. Jedoch kann auch im Frühjahr mit dem Baumsatz ein guter Erfolg erzielt werden, namentlich in kalten und nassen Böden. Dre Aus- führung der Setzarbeiten sollte nun hinlänglich bekannt sein. Es sind zum Setzen nur erstklassige Bäume zu verwenden.

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Inner der praktischen Ratschläge von Laune und Rlls":

Oehen Lie Ihren Rindern statt teuren Rrotsnlstriehs und teuren Lelsgs ein­fach Lsnells suis Lrot, dar» irisch« Äplel! Vas ist gesünder, schmeckt prachtvoll und spart 6eld!"

Laune und Rlls« Kaden reckt Zanella ist virkliok köstlich als Lrotaukstriok so nskr- kalt und bekömmlich ebenso vie all« I Lpeisen, die 8iv mit Lsnella bereiten! ^Is«

r«" X brauchen Lie vieSanne und RUs" stets

Lanells und lassen Lie sieb ihre weiteren Ratschläge nickt entgehen! Verfolgen Lie sie in dieser Leitung und im Radio es vdrd Ihr Vorteil sein!

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