Internationale Ursachen der britischen Krise

Eine Auseinandersetzung mit ausländischen Kritikern Die Gründe

des Eintretens für Schutzzölle

Von Sir Josiah Stamp, Direktor öer Bank von England.

Die ivirtschastliche Lage Großbritanniens steht in so engem Zusammenhänge mit öer ausländischen Wirtschaft, - sich keine Maßnahmen zur Wiederherstellung des frühe­ren Wohlstandes trcssen lassen, ohne daß man die Wirkung öer Vorgänge im Auslände in Rechnung stellt. Ja, die der­zeitige Lage bei uns ist zu einem gewissen Grade nur da­durch kritisch geworden, weil gewisse auswärtige Kräfte ihren Einfluß geltend machten. Ich darf als Beispiel die Wirkung öer Reparationszahlungen ans die britische Indu­strie anfiihren, sowie die geivaltsam gesteigerte Ausfuhr jener festländischen Staate», die zu Sachleistungen verpflich­tet sind, endlich auch die Lohnhcrabsetznngen in Sen mit der unsrigen im Wettbewerb stehende» Industrien des Auslan­des. Oder auch die durch ausländische Kreditschmierigkciten veranlaßte Zurückziehung von Geldern aus London, die unseren Bankdiskont und damit mittelbar auch unsere In­dustrie in Mitleidenschaft zogen. Schließlich treten zu den eigentlichen materiellen Faktoren noch die vielleicht nicht weniger wichtigen ungreifbaren psychologischen Gründe; sie können leicht eine Krise zur Auslösung bringen, die sich ohne sie möglicherweise hätte vermeiden lassen.

Ausländische Kritiker Großbritanniens pflegen davon auszugehen, daß sie auf den außerordentlichen Rückgang un­seres Ausfuhrhandels verweisen und die unbedingte Not­wendigkeit der Wiederherstellung unserer nationalen Wirt­schaft betonen, ohne Rücksicht darauf, ob eine Depression besteht oder nicht. Diese Kritiker werfen uns vor, wir hätten uns nicht genügend den Umschichtungen in der Weltwirt­schaftslage angcpaßt. Darauf habe ich zu erwidern, daß im Gegenteil Großbritannien sich in überraschend hohem Grade den seit dem Kriege eingetrctenen Aenderungen anzupassen verstanden hat. Den Beweis liefert die Tatsache, daß die durch den Krieg in Unordnung geratene Industrie 1S2S eine Million Arbeiter mehr als im letzten Vorkriegsjahre be­schäftigte. Dies Ziel wurde durch allmähliche Ausdehnung trotz der Nationalisierung erreicht, die an sich Einschränkun­gen hcrvorzurnfen pflegt; ohne Rücksicht auf den Schaden, den die so empfindlichen Fäden des für uns lebenswichtigen zwischenstaatlichen Warenaustausches dadurch erlitten haben, und trotz der ständig sich bessernden Lebenshaltung unseres Volkes. Vielleicht wäre die Krise weniger scharf zum Aus­bruch gekommen, hätte Großbritannien die Lebenshaltung herabgesetzt; die Annahme der erwähnten Kritiker, wir hät­ten die Arbeitslosigkeit vollkommen vermeiden können, ist auf alle Fälle unbegründet. Allein schon der Wechsel in der Richtung unseres Ausfuhrhandels mußte zur Entlassung bestimmter Arbeiterklassen führen.

Jene Kritiker gehen aber noch weiter, als nur die Gründe unserer Schwierigkeiten aufdecken zu wollen. Sie behaupten, daß die herkömmliche britische Politik desWei- terwurstelns" die wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf dem Festlande verschärft, ivenn nicht überhaupt erst hervvrgeru- fen habe. lZu diesen Kritikern gehört der französische Volks­wirtschaftler Rist.j Sie werfen uns unter anderem eine falsche Arbeitslosenpolittk vor. So wie sie vorgebracht wer­den, scheinen ihre Beweise überzeugend; meines Erachtens sind sie aber nur zum Teil richtig. Die Arbeitslosigkeit ent­stammt anderen Ursachen.

Aus den Bereinigten Staaten kommt der Vorwurf, un­sere Schwierigkeiten rührten von einer unzureichenden Be­steuerung des Unternehmertums her. Darin liegt viel Wah­res, denn die Aussicht auf Gewinn bildet den Anreiz, der Unternehmer zur Anlage neuer Jndustriewerke oder zur Ausdehnung der bereits bestehenden anlockt. Man beseitige diesen Anreiz, und die Arbeitslosigkeit wird zunehmen. Die Aussicht auf Gewinn bildet nun einmal die Grundlage jeg­lichen Unternehmertums in allen Ländern der Welt, mit Ausnahme Rußlands. Wenn Großbritannien allzu sehr diese scheinbar unerschöpfliche Quelle in Anspruch nimmt, werden wir nie eine Besserung erzielen.

Meines Erachtens liegt bas grundlegende Heilmittel zur Behebung der Krise in dem Versuch, Gleichgewicht in un­sere Zahlungsbilanz zu bringen. Im vergangenen Jahre wies Großbritannien, abgesehen von Kapitalbewegungen in Höhe von anderthalb bis zwei Milliarden Mark, eine pas- sipe Zahlungsbilanz auf. Bor dem Kriege war sic mit vier Milliarden Mark aktiv. Erst in letzter Zeit ist es uns ge­lungen, eine Art Ausgleich dadurch zn erreichen, daß wir von den Zinsen unseres im Ausland angelegten Kapitals lebten, aber auch diese Quelle ist jetzt versiegt, und wir haben auf das Kapital selbst zurückgreifen müssen.

Die Wirkungen unserer passiven Handelsbilanz wurde» ungewöhnlich verschlimmert durch den Sturz der Waren­preise, der die eigentliche Wurzel alles Uebels bildet, weil dadurch die Kaufkraft des Landes verschoben wird. Verlagert sich nämlich die Kaufkraft eines Gemeinwesens von einer Klasse auf eine andere, so orientiert sie sich gleichzeitig in eine andere Richtung. Da die Lebenshaltung im ganzen sich gehoben hat, konnten Leute mit festem Geldeinkommen oder Lohn sich Dinge leisten, die sie sonst nicht hätten kaufen kön­nen, wodurch wieder die Einfuhr gesteigert wurde.

Die Frage der ungünstigen Handelsbilanz erfordert da­her m. E. einschneidendere Maßregeln als die Entwertung des Pfundes Sterling auf einen Stand, bei dem die Einfuhr automatisch zum Stillstand gebracht, die Ausfuhr aber an­geregt wird. Aber nicht einmal darauf können wir fest rech­nen, da, wie wir sehen, ein Land noch dem andern dem Bei­spiel Großbritanniens folgt und gleichfalls die Goldwährung aufgibt. Tic Einfuhr muß noch weiter erschwert werden. Wenngleich ich als Wirtschaftler ausgesprochener Freihändler und weiterhin überzeugt bin, daß allein der freie Warenaus­tausch die Völker der Erde in den vollen Genuß des Ueber- flusses der Natur und der Erzeugnisse menschlicher Arbeit zu setzen vermag, so würde ich doch vom Währungsstand­

punkte aus die Einfuhr nach Großbritannien gern »och weiter erschwert sehen.

Wir kennen zwar aus der Geschichte die Schwierigkeiten, die sich der Wiederaufhebung eines einmal eingeftthrten Zoll­tarifs entgegcnstellen, doch vermag ich nicht euizusehen, war­um nicht eine fortgeschrittene Demokratie ein Heilmittel dieser Art für kurze Zeit anwenden sollte, ohne es zu einem bauernden Bestandteil unseres Wirtschaftslebens zu machen. Denn auf die Dauer muß eine Beschränkung der Einfuhr zu einer Erschwerung öer Ausfuhr führen. Diese Wirkung braucht dagegen innerhalb eines kurzen Zeitraums nicht not­wendigerweise einzutreten.

Japans Antwort auf die Völkerbundsnole

TN. London, 28. Febr. Die Antwort Japans auf die jüngste dringende Ermahnung des Völkerbundes enthält folgende sieben Punkte:

1. Japan kann nicht verstehen, lvarum die Note nur an Japan gesandt worden ist.

2. Der Völkerbund nimmt an, daß Japan sich im An­griff befindet, während es tatsächlich nur Verteidigungsmaß- nahmen ergreift.

3. Die Chinesen verlangen eine friedliche Regelung, grei­fen aber gleichzeitig die Japaner an. Bon Japan jetzt die Zurücknahme seiner Truppen zu fordern, ist dasselbe, als wenn man von ihm die Aufgabe seiner Rechte verlangen würde.

4. Wenn Japan durch Entsendung von Truppen nach Schanghai das Völkervundsstatut verletzt hat, so haben viele andere Mächte das gleiche getan.

5. Unter den gegenwärtigen Umständen kann Japan nicht verstehen, warum die Entsendung von Truppen als eine Verletzung der chinesischen Unabhängigkeit betrachtet wer­den soll.

6. Der Völkerbund hat mit dem Nennmüchteabkommen nichts zu tun.

7. Der Völkerbund macht einen grundlegenden Fehler, wenn er China wie ein wohlgefügiges Staatswesen behan­delt, anstatt es als ein chaotisches Land ohne verantwortliche Negierung anznsehen.

Der japanische Außenminister Joschisawa erklärt in einer Verlautbarung, Japan beabsichtige nicht, aus dem Völker­bund auszutreten; denn durch sein Verbleiben könne es übereilte Handlungen verhindern. Japan sei stolz auf seine Arbeit im Völkerbund, und die jüngsten Ereignisse hätten Japans Achtung vor der Weisheit des Völkcrbundsrates nur vermehrt. Japan beabsichtige nicht, sich dem Kellogg- Pakt oder dem Neuumächte-Abkvmmcn zn entziehen. Japan beabsichtige nicht, chinesisch-japanische Gebiete südlich der Großen Mauer dauernd zu besetzen oder Teile der Man­dschurei einzuverleiben. Japan wolle die überlieferte Freundschaft mit Amerika und England, die einen hervor-

Das Rätselraten um Nobile

Der Bau eines Uebungs- und zweier Berkrhrsluftschisfe im Aufträge der russischen Regierung-Eine ständige Luftschiff­

verbindung mit Japan? Regelmäßige Polarfahrten. Von vr. Franz Wennerber g.

In der deutschen Öffentlichkeit hat die Kunde von Nobiles geplanter Uebersirdlung nach Sowjetrußland, wo er im Aufträge der Räteregierung das Verkehrsflugwesen durch die Schaffung einer zivilen Luftschifslotte erheblich aus­bauen soll, allgemein überrascht. Außer der Bekanntgabe kurzer Meldungen ist von diesem sonderbaren Unternehme» bei uns in Deutschland bisher nichts Näheres über die Einzelheiten dieses neuenAbenteuers" ruchbar geworden. Das erscheint um so merkwürdiger, als General Uniberto Nobile schon am 13. Februar von seiner jüngsten Nußlandreise in Berlin ein­traf, wo er früher in der italienischen Botschaft die Vertreter der Weltpresse zu empfangen und sehr ausgiebig über seine nächsten Pläne und Absichten in Kenntnis zu setzen Pflegte. Hat ihn die Botschaft dieses Mal vielleicht weniger zuvor­kommend als in früheren Jahren ausgenommen oder er selbst nicht das Bedürfnis gehabt, sich in einem größeren Kreise über seine Ziele auszusprccheen? Wer wagt das angesichts der vielen Unklarheiten, die das Wirken dieses äronautischen Abenteurers immer noch kennzeichnen, mit einiger Sicherheit heute zu ent­scheiden?

Fest steht bisher nur das eine: Nobile hat iu Moskau einen zunächst auf vier Jahre befristeten Vertrag, der bei ent­sprechenden Leistungen nach Bedarf verlängert werden kann, mit den Sowjets abgeschlossen. Dieser Vertrag verpflichtet ihn, den faschistischen General, zu einer mehrjährigen Dienst­leistung in einem kommunistischen Staatswesen.Was sagt eigentlich Mussolini dazu, daß Sie sich in das feindliche Lager begeben haben?" fragte ihn kürzlich ein ausländischer Journalist, dem es gelungen war, ihn zu einer kurzen Unter­redung zu stellen.Mussolini hat seine Zustimmung zu meiner Unterzeichnung des Vertrages mit den Russen gegeben", erwiderte Nobile,er selbst ist ja ein eifriger Anhänger der Luft­fahrt und sieht es sicher sehr gern, wenn sie auch in anderen Ländern tatkräftig gefördert wird." Das klingt, wie man als Unbefangener zugeben muß, nicht ganz überzeugend. Es drängt sich vielmehr unwillkürlich der Gedanke auf, als habe der Duce den unsicheren Kantonisten Nobile nicht ungern den Russen überlassen. Dachte er vielleicht an das geradezu vernichtende Urteil, das der von der italienischen Regierung eingesetzte Untersuchungsausschuß im Februar 1930 über Nobile als den Hauptverantwortlichen derJtalia-Katastrophe" fällte?Un­tauglich als Luftschifführer, eine durchaus unzuverlässige Natur!"

Nobile aber ist wieder guter Dinge. Er scheint seine früheren Gewissensbisse verwunden zu haben und wirkt gegen­wärtig tatendurstiger als je. Bereits im Sommer vorigen Jahres hatte ihm die russische Regierung die Genehmigung zur Teilnahme an der russischen Expedition mit dem Eis­brecherMalygin" nach dem früherNikolausland" ge­nannten Polargebiet erteilt. Nobile selbst behauptet, die Russen zum Bau einer leistungsfähiae« Lujtichisflotte anaereat

Zum Schluß möchte ich noch darauf Hinweisen, daß Schatz- zölle auch zu einer Minderung unsichtbarer Ausfuhr wie z. B. der Erträgnisse unserer Schiffahrt führe» können, die für den Ausgleich unserer Zahlungsbilanz so wichtig sind. Wenn wir ferner die Einfuhr zu beschränken trachten, müssen wir uns vergegenwärtigen, daß wir auf die Aufrcchterhaltung des «-terlingkurses Rücksicht zu nehmen habe». Dadurch, daß wir von der Londoner City aus den Welthandel finanzieren, beziehen ivir ein durchschnittliches Jahreseinkommen von rund einer Milliarde; würde einmal das Vertrauen in die Sicherheit des Pfunde» zerstört, so würden diese Eiunahmcii schwer gefährdet sein und wir vermöchten nur mit Schwie­rigkeiten unsere Einfuhr zu bezahlen und unser Volk zu er­nähren. Es gibt andere Währungen, die bereitwillig an die Stelle des Pfundes als Währung des Welthandels treten würden, doch läßt sich seine Stellung nicht in Wochen ober Monaten erschüttern. Falls wir nur die vorübergehenden Schwankungen wieder auszngleichcn vermöge», wird der britische Geldmarkt sich behaupten können.

ragenden Teil seiner Außenpolitik ansmache, nicht aufgebcu. Nicht nur Sentiments", auch Notwendigkeiten veranlah- ten Japan zur Aufrechterhaltung der freundschaftlichen Be­ziehungen zu diesen Mächten. Japan erwäge keine Schritte gegen Rußland, die chinesische Ostbahn oder irgendeine an­dere Eisenbahn, an der ausländische Mächte ein Inter­esse haben.

Die Schlacht bei Schanghai

TU. Schanghai, 23. Febr. An der ganzen Front von Tschapei bis Wusung sind die heftigsten Kümpfe im Gange. Die Japaner nahmen unter Einsatz von Tanks nach voran­gehendem Flugzengbombardement und Vernebelung das Dorf Mauhang. Die Lage in Wusung ist trotz der ununter­brochenen japanischen Beschießung unverändert. Tie Chine­sen, die neue Munitionslieferungeu erhalten haben, schei­nen nach verschiedenen Anzeichen nunmehr selbst zum An­griff ttberzugehen. Ei» vor Wusung liegendes japanisches Kriegsschiff wurde von einer chinesischen Granate getroffen. Der Kommandant und 10 Mann der Besatzung wurden ver­wundet. Bisher ist es den Japanern noch nicht gelungen, sich wieder in de» Besitz von Kiailgivan zu setzeu, da die Chinesen ihre sämtlichen Maschiiieugewchrnester im Dorfe noch halten und jedes japanische Vordringen vereiteln. Tie Japaner haben mitgeteilt, daß sic keine» Wert mehr auf die Rückeroberung des Dorfes legen.

Eine nördliche japanische Kolonne ist nach heftiger Artil­lerievorbereitung gegen das Dorf Tasang vorgedrungcn. Das Dorf steht znm größten Teil in Flammen, befindet sich jedoch noch in den Händen der Chinesen. Es ist fraglich» ob diese japanische Kolonne die Chinesen in Kiangwan ab­schneidet, da sie zu einer größeren Flankenbewegung zu schwach ist. Eine gemischte japanische Brigade unter dem Oberbefehl des Generals Schimomoto rückte gegen das Dorf Miaochung vor, es gelang ihr jedoch ebenfalls nicht, die chinesischen Linien zu durchbrechen. Die Japaner richte» nunmehr ihren Angriff hauptsächlich auf Schapei. Auch Tanks und Truppeu-Panzerivagen sowie Flugzeuge sind eingesetzt, um die Chinesen aus ihren dortigen Stellungen zu vertreiben.

zu haben. Das trifft wohl nicht ganz zu, den» diese Be­strebungen der Russen sind nicht erst neueren Datums, sondern ein von den zuständigen sowjetistischen Verkehrsbehörden schon seit Jahren ins Auge gefaßter Plan, der bisher nur aus Mangel an den erforderlichen Mitteln immer wieder zurück­gestellt werden mußte. Die geographische Lege Rußlands zwingt ja förmlich zur Anlage eines weitmaschigen Verkehrs- slugnetzes! Hinzu kommt noch das Interesse, das gerade die Sowjets nicht nur aus wissenschaftlichen Gründen der arktischen Forschung gegenüber an den Tag legen und das ebenfalls eine Vergrößerung des russischen Flugwesens voraus- sctzt. lind Nobile genießt nun einmal bei den Russen das Ver-

'trukteurs! Bis zum Aus- Pektor in der italienische»

trauen eines tüchtigen Lustschiff-Kon' brnch des Weltkrieges war er als In Eisenbahnverwaltung tätig und wurde im Aahre 1915 infolge seiner in Fachkreisen Aussehen erregenden äronautischen Kon­struktionsentwürfe vom italienischen Kriegsministeiium über­nommen. Er baute das für den Küstenschutz bestimmte Luft­schiffTypus O" und erfand den Fallschirm für die Gondel derDrago"-Ballons. Von seinen drei weiteren Bauten war einer die spätereNorge", der zweite wurde von der italie­nischen und der dritte von der japanischen Regierung über­nommen. Auch für die spanische Regierung hatte er die Pläne zu zwei Luftschiffen entworfen, die im Marokkofeldzug einge­setzt wurden. Daß er nach seinem mißlungenen Polarslug ohne Charge und Dienst" aus der italienischen Flotte entlasse« wurde, scheint seinem Ruf bei den Sowjets jedoch nicht ge­schadet zu haben.

Nobile beabsichtigt, sich im April nach Rußland zu be­geben und dort unverzüglich seine Arbeiten in Angriff zu nehmen. Sein Vertrag verpflichtet ihn, im Laufe der fest­gesetzten vier Jahre ein Uebungsschiff und zwei große Ver­kehrslustschiffe zn bauen. Sie sollen etwa die Größe desGraf Zeppelin" aufweisen, im Typ jedoch wesentlich kürzer und massiger als der langgestreckte deutsche Luftriese ausfallen.^ie Werftanlagen befinden sich in der Nähe von Leningrad. Eine geräumige Luftschiffhalle ist dort inzwischen fertig gestellt worden. Amerikanische Ingenieure sind unterwegs, um die ganze Anlage iw großzügigster Weise nach erprobten Vor­bildern und in engster Zusammenarbeit mit Nobile erstehen zu lassen. Man gedenkt ähnliche Plätze in den verschiedensten Teilen des Sowjetreiches in den nächsten Jahren zu bauen. Zunächst soll eine regelmäßige Verbindung zwischen Lenin- grad-Moskan und Tokio geschaffen werden. Außerdem Win man alljährlich jeden Sommer eine russische Luftschiff- erpedition nach dem Polargebiet starten lassen. Doch rechnet Nobile kaum vor dem Jahre 1934 mit der Aufnahme dieses Expeditionsdienstes. Immer wieder versichert er. daß ihn dre Russen lediglich für ihre Verkehrsluftfahrt verpflichtet haben und er nicht daran denkt, als Faschist die Militärischen Luft- rustungen der Sowjetunion irgendwie zu unterstützen.

Warten wir vorerst ab. was von allen diesen Beteue­rungen Nobiles zutrifft und was nicht In Italien scheint er sich augenblicklich nicht gerade der Gun t der Deffentlichkcit zu erfreuen Man versteht seine Geschäftigkeit dort nicht und wünscht nicht viel Aufhebens von seiner Rußlaildreise zu machen.