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Amts- unä Anzeigeblatt für äen vberamtsbezirk (a«w
Nr. 40
Donnerstag, den 18. Februar 1932
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verantwort!. Lchriftleituna: Friedrich Hans Scheel« Druck unä Verlag äer A. Oelschläger'schen Buchdruckerei
Jahrgang 104
Mißtrauensanträge gegen die Reichsregierung
Der Auftakt zum Zusammentritt des Reichstages in der kommenden Woche
— Berlin, 18. Febr. Zu Beginn der Plcnarvcrhand- Inngen des Reichstages in der nächsten Woche werden die Nationalsozialisten einen Mißtrau ensantrag gegen das Gesamtkabinctt Brüning und einen Antrag auf Auflösung des Reichstags einbringen. Gleichartige Anträge find von den D e u t s ch n a t i o n a l e n zu verzeichnen. D<c Kommunisten haben gestern einen Mitztrauensantrag gegen bas Ncichskabinctt und einen besonderen gegen Minister Grüner eingcbracht. Der Aeltcstcnrat des Reichstags, der für Montag einberusen ist, wird sich mit der Frage zu beschäftigen haben, ob diese Mißtrauensanträge mit der Beratung über den Termin für die NeichSpräsidentcnwahl, -er vorläufig als einziger Punkt aus der Tagesordnung der ersten NeichStagssitzung am Dienstag steht, verbunden werden sollen, oder ob die Mißtrauensvoten als besonderer Punkt auf die Tagesordnung gesetzt werden.
Bisher ist nicht vorgesehen, daß die große politische Aussprache etwa durch längere Darlegungen des Reichskanzlers Dr. Brüning eingeleitet wird, es ist vielmehr beabsichtigt, daß nur Ncichsinnenministcr Grüner zu Beginn der Sitzung das Wort nimmt, um den Vorschlag der Reichsregierung zur Präsidentenwahl zu begründen. Dr. Brüning hält sich scdoch zum Eingreifen in die Debatte bereit. Je nach dem Verlaus der Aussprache werden der Reichskanzler oder auch andere Negierungsmltglieier das Wort nehmen.
Das Schicksal des Kabinetts Brüning wird wieder, wie schon mehrmals, im wesentlichen von der Haltung der Deutschen Bolkspartei, des Landvolks und der Wirtschastsxartci gegenüber den Mißtrauensanträgcn abhängen. Es wird bestimmt damit gerechnet, baß sich an die Beschlußfassung über den Termin der Neichspräsidentenwahl eine Aussprache über die Zusammensetzung der Ncichsregiernng knüpfen wird.
Kabinettssitzung zur Biersteuerfrage
Die am Mittwoch in der Viersteuersrage gepflogenen Verhandlungen haben, wie verlautet, die Voraussetzung dafür geschasfen. daß von einer für heute anberaumten Kabi- nettsitzung eine Regelung zu erwarten ist. die beide Teile befriedigt. Es heißt, daß sich diese Regelung auf das gesamte Gebiet der Getränkcsteuern und nicht nur auf die Retchsbierstencr erstrecken wird. Tie Kabinettsitzung ist für heute nachmittag angesctzt.
Der Neichskomißar für Preisüberwachung hat fcstgcstcllt. Laß die Senkung der Vierpreise von den Brauereien allgemein, von den Gastwirten nur teilwei'c ausgeführt worden ist. Der Ncichskommissar hat daher die zuständigen Stellen gebeten, die betreffenden zu verwarnen und ihm -arüber zu berichten.
Psennigrechnung ist nolwendig
Gegen das Abrnr.dunasftstem
Amtlich wird aus Berlin mitgeteilt: In allen Geschäften «nd in allen Restaurants ist die Psennigrechnung wieder z» Ehren gekommen. Leider findet sie aber noch nicht überall
die erforderliche Beachtung. Insbesondere wird in Restaurants und Caf6Zäuscrn noch mit Vorliebe die Rechnung nach dem Dezimalsystem ausgemacht. Deshalb hat am Mittwoch eine Besprechung der Spitzenverbände der Hotel-, Restaurant- und Eafehausangestellten mit dem Ncichskommissar für Preisüberwachung mit dem Ergebnis stattgesunden. Laß die Spitzenverbände ihre Verbandsmitglicder veranlaßen sollen, von dem Abrundungssystem abznsehen und auch Pfennige herauszngcbeu. Daran sind weniger die Angestellten selbst als vielmehr das Publikum schuld, das aus einer gewissen Vegnemlichkeit heraus die Annahme von Pscnnig- beträgen ablehnt. Es arbeitet damit durchaus den Bestrebungen zur Beseitigung des Trinkgeldunwcsens entgegen.
Aus den Neichctagsausschiissen
Linkömehrheit im Nechtsausschuß
Der Nechtsausfchuß des Reichstages nahm am Mittwoch die Abstimmungen über die Anträge zur Neuregelung der Fürstenabfindung vor. Unter Ablehnung aller wcitergchcudcn Anträge der Linken wurde mit IS gegen 6 Stimmen der Deutschnationalen, der Deutschen Volkspartei und des Landvolks ein sozialdemokratischer Antrag angenommen, wonach die wiederkchrcnden Leistungen an ehemalige Fürsten und Mitglieder standcshcrrlicher Familien in Angleichung an die Notverordnung vom 24. August 1931 herabgesetzt werden können, wenn sich die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Vergleiche usw. zu Ungunsten des betreffenden Landes verändert haben. Die endgültige Entscheidung über die Herabsetzung trifft eine aus je einem Vertreter der Neichsministerien des Innern, der Justiz-und-der Finanzen bestehende Neichsschiedsstelle, die beim Ncichsinnenministerium zu bilden ist.
Neue Enteignnngsbcstimmnngen
Der Wohnungsausschub des Reichstages setzte die zweite Lesung des NeichSstädtebaugesctzes fort und erledigte auch die Bestimmungen über Voraussetzung und Durchführung der Enteignung. Im allgemeinen wurden nur kleinere Aenderungcn an den Beschlüßen der ersten Lesung vorgenommcn. Eine längere Auseinandersetzung über die Stellung der Neligionsgcsellschasten entwickelte sich bei Besprechung der vorgcschricbencn Enteignung von Grundstücken der öffentlichen Körperschaften, gemeinnützigen Anstalten, religiösen, wissenschaftlichen und mildtätigen Bereinigungen nsw., bei denen die Enteignung nur mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde möglich ist. Mit den Stimmen sämtlicher, im Ausschuß vertretenen bürgerlichen Parteien wurden gegen Sozialdemokraten und Kommunisten Anträge angenommen, die Enteignung von Grundstücken, die ausschließlich religiösen Zwecken dienen und z. B. nicht Wirtsthaftsland. Aecker, Pacht- und Klostergüter, sind nicht zuzulassen.
Ab 1. März wieder Börse
Wie der „Deutsche Handelsdienst" erfährt, wird voraussichtlich der erste März als Termin für die Wiedcringang- sehnng des Effektcnaparates. die bekanntlich durch einen offiziellen Börscnhandcl ohne amtliche Kursnotierungen erfolgen soll, in Aussicht genommen werden.
Dis Regierungskrise in Frankreich
TU. Paris, 18. Febr. Von gut unterrichteter parlamentarischer Seite wird folgende Darstellung über die Neubildung des Kabinetts gegeben: Der Präsident der Republik habe die Absicht, eine Negierung zusammenzustellen, in -er Laval Las Juncuministerium. Tardieu das Kricgs- miiftsterium und Paul Boncour das Außenministerium übernehmen sollten. Außerdem nehme man an, daß der Präsideut eine Beratung mit Briand haben werde. Eine Betrauung Briands mit der Kabinettsbildung werde allerdings nicht in Erwägung gezogen. Präsident Donmer hatte am Mittwoch eine ausführliche telephonische Rücksprache mit Paul Voncour. Man hält cs für sehr wahrscheinlich, daß er ihn noch heute nach Paris berufen wird.
Die größte Schwierigkeit liegt zweifellos darin, daß der Senat eine Verbreiterung der Negierungsgrundlage nach links wünscht, während die Kammermehrheit fest entschlossen zu sein scheint, an dem bisherigen 'Zustand bzw. dem nationalen Block fcstzuhaltcn. In politischen Kreisen wird vielfach bereits der Gedanke erörtert. Laß cs vielleicht notwendig sein werde, die Kammer ausznlösen und beschleunigte Neuwahlen anzusetzen.
Rückwirkungen a«f Gens
Der Führer -er französischen Abordnung, Kricgsmlnister Tardieu. und der Kolonialminister Paul Neynaud haben am Mittwoch Genf verlassen, um an den Pariser Beratungen tcilzuuehmen. Die Führung der französische» Ab»
orünung hat Paul Voncour übernommen. Im Hinblick auf den Rücktritt des Kabinetts Laval ist die ursprüngliche Absicht einer Erwiderung -er bevorstehenden Rede des Botschafters Nadolny durch Paul Voncour aufgcgebcn worden. Die Franzosen werden zu den deutschen Abrüstungsvorschlägen erst nach dem Abschluß der Pariser Kabinettsbildung amtlich Stellung nehmen.
Die Generalausjprache
i der Abrüstungskonferenz
Oesterreich verlangt Gleichheit a» Recht und Sicherheit
TU. Genf, 18. Febr. Der Standpunkt der österreichischen Negierung zur Abrüstungsfrage kam am Mittwoch in einer Erklärung des österreichischen Gesandten beim Völkerbund» v. Pflügel, zum Ausdruck, der erklärte, daß sich die österreichische Negierung jedem Vorschlag anschließcn werde, der eine wirksame und möglichst weitgehende Beschränkung des allgemeinen Nüstungsstandes und eine internationale Kontrolle der Rüstungen vorsehe. Tie österreichische Negierung schließe sich der Forderung nach Abschaffung aller Arten von Waffen an, die besonders dem Angriff dienen und verlange den größtmöglichen Schutz der Zivilbevölkerung. Oesterreich erblicke in der qualitativen ebenso wie in der quantitativen Beschränkung der Rüstungen und in der damit verbundenen Erhöhung der Sicherheit die Grundlage des künftigen Friedens.
Der österreichische Gesandte wies sodann aus die Erklii-
- Tages-Spiegel
Als Auftakt zum Reichstagszusammcntritt am TienStag nächster Woche habe« Nichts- « d LiukZopposit'on Miß» tranensanträge g-gc« Ncichsregiernng und Relchssnnen, minister eingcbracht.
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D"s NeichskaSinett tritt hente unter dem Vorsitz des Reichs» kanzlers zusammen, um die Lierstencrsragc zu lösen.
Die Landesansschüße zur Wiederwahl v. Hindenhurgs zum Reichspräsidenten beabsichtigen eine zentrale Geschäfts":!;« in Berlin cinznrichten. Als Leiter ist General v. Horn ausersehen.
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Im Badischen «nd Hessischen Landtag kam cs gestern z« LärmkundgeSunecu. In Karlsruhe verprügelte ein Ratio- nalsozialist einen anderen Abgeordneten» im Hessische» Landtag mußte die Polizei gernscn werden.
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Adolf Hitler erläßt in der Nationalsozialistischen Korrespondenz eine« Ausruf an alle Deutschen, die Sicherstellung der deutschen Ernte 1932 als eine ihrer vornehmsten Ausgabe« z« betrachte«.
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Der.Memclländisch: Landtag hat gestern eine s-barse Protcst« entschlisßnng gegen di« Uebcrüriffe Litauens im Mcmel- gebiet gefaßt.
In Peru wnrde nach heftigen Feuergesechtcn ein größerer kommunistischer An stand niedergeschlagen.
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rung Hoovers hin, daß ein erfolgreiches Ergebnis der Abrüstungskonferenz, der entscheidende Schritt für den Wiederaufbau der Welt sein werbe. Äber könne dieses Ziel erreicht werden durch ein internationales Abkommen, das für Oesterreich die Ungleichheit von Recht und Sicherheit bestoßen ii<che? Ein solcher Zustand wäre aus die Dauer für kein Volk erträglich.
Zum Schluß sagte der österreichische Gesandte wörtlich: „Wollen Sie von uns hier verlangen, daß wir durch einen frei einzugchenden Vertrag trotz des scinerzeitigcn uns feierlich gegebenen Versprechens und trotz der bestehenden Gleichberechtigung aller Mitgliedstaaten des Völkerbundes eine Ungleichheit an Recht und Sicherheit aufrecht erhalten sollen, die Sie für sich selbst ablehnen würden? In dem ersten Abkommen für die Beschränkung und Begrenzung der Rüstungen, das von Oesterreich als vollkommen gleichberechtigtem Partner unterzeichnet war. können wir d-n erst-n Schritt zur Herstellung des organisierten Friedens in einer neuen Welt erblicken. Diesen ersten Schritt treten wir hier an."
Der finnländischc Außenminister schlug die Schaffung neutraler und militarisierter Zonen zum Schutz gegen unerwartete Angriffe vor und erklärte zu den kranzSsi'chen Vorschlägen, daß ein allgemein organisiertes Sicherheitssystem im Nahmen des Völkerbundes gegenwärtig noch ni ''t durchführbar sei. Die französisch-polnische Sicherheitsthese snng neutraler und militarisierter Zonen zum Schutz a»-'-« einer längeren Rede als der Standpunkt der rumänischen Negierung ausgenommen.
Japan lehnt die Völkerbundsforderiina ab
TN. Tokio, 18. Febr. Die gesamte japanische Ocswntiich- keit nimmt Stellung gegen das Ansinnen des Völkerbund-s, daß JaMi, seine Truppen aus Schanghai zurückzichcn soll. In amtlichen Kreisen wird erklärt, daß von ein-r LcL'n- gungslosen Zurückziehung der Truppen keine Rede sein könne. Die japanische Negierung werde selbstverständlich solche Forderungen ablehnen. — Tie Tokioter Tageszeitungen brachten am Mittwoch Sonderausgaben heraus, in denen die Note des Völkcrbundsratcs an Japan wictcr- gcgcben wird. Obwohl die Note amtlich bisher noch, in keiner Weise kommentiert wurde, so verlautet von ma''''cbcn- dsr Seile, daß jeder weitere Druck von seiten tws Völkerbundes zum Austritt Japans aus dem Völkerbund führen könnte.
In Schanghai entfaltete die japanische Artillerie in d-r Nacht auf Mittwoch eine verstärkte Tätigkeit. 48 japaniß'e Granaten fielen in die internationale Niedcrlaßung, hinter die amerikanische Verteidigungslinie, wobei 2 engtis'e Seeleute und 5 Chinesen getötet und 14 verwundet wurden.
Neichswehrosfizipr auf Rondegang erschossen
TN. Halherstaht, 18. Febr. Auf einem Nondcgang z»m Munitionsdcpot in den Thekenbcrgen wurde nachts der Oberleutnant Gauß von -er 1. Abt. des Artillerie-Rats. 4 von einem wachthabenden Obergcsreiten angeschoßcn. Er ist im Stanüortlazaratt seinen Verletzungen erlegen.