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vir. 34

Ao nnerstag, den 11. Februar 1L32

Jahrgang 104

Italiens Forderungen in der Abrüstungsfrage

Minister Grandi stützt in Gens die deutsche These Die Fronten scheiden sich: Amerika, England, Iialien und Deutschland für allgemeine Abrüstung Polen und Japan für die französischen Sicherheitssorderungen

TU Genf, 11. Febr. Tcr italienische Außenminister Grandi hielt gestern in der Abrüstungskonferenz eine auf­sehenerregende polit'sche Ncde, in der er mit erfreulicher Offenheit und größter Entschiedenheit Aufhebung der Ungleichheit des R ü st u n g s st a n d e s zwischen Lieger- u n d RZ e s i e g le n - S t a a t e n forderte und die schwcrgerüstctcn Großmächte auisordcrte, die im Versailler, im Völkerbunds- und Locarnovertrag übernommenen Ver­pflichtungen jetzt endgültig vollständig d u r ch z u s ü h r e n. da dies der einzige Answeg aus der gegenwärtigen katastrophalen Lage sei.

Zn langen, rein politisch gehaltenen Ausführungen trat Grandi mir großer Schärfe der französische» Sicherheits- the'e und Gewaltpolitik entgegen, die er als die gro­ben Gefahren der Zukunft bczcichnete und legte dann der Konferenz folgendes praktische Programm vor- 1. Abschaf­fung der große« Kamps',chifse, der Unterseeboote «nd der Flugzeugmirttcrfchisse. 2. Abschaffung der schweren Artille­rie « .d der Tanks. 8. Abschaffung der Bombenflugzeuge. 4. Abschaffung aller chemischen «nd bakteriologischen Angrisfs- «affcr». S. Revision der internationalen Bestimmungen für einen vollständigen und wirksamen Schutz der Zivilbevölke­rung.

Grandi betonte daun, daß die militärischen Großmächte die Verantwortung Härten, als erste aus alle AngriffSwaffen zu verzichten. Ein derartiger Beschluß würde der erste ent­scheidende Schritt zur allgemeinen Abrüstung sein. Abschlie­ßend stellte er fest: Der Versailler Vertrag hat die Mächte aus dicke Konferenz geführt. Tie Bestimmungen dieses Ver­trags müssen ictzt dnrchgesührt werde«. Zwei schwere drohende Gefahren tasten a«f der Welt: Das Wettrüsten «nd die Wirtschaftskrise. Mehr als jemals müssen daher alle Mensche« ehrt ch eine Lösung der Abrüstnngsfrage anstre­te». Hinter ihnen steht, die ö senil iche Meinung, die macht­volle und instinktive Zusammenarbeit aller der Völker, die heute leiden, erwarten »c d erhosen.

Tie Rede des italienischen Außenministers wurde aus den Bänken Deutschlands. Englands. Amerikas. Skandinaviens. Hollands und auch Rußlands mit großem, langanhaltcnöem Beifall ausgenommen. Der Leiter der deutschen Delegation erklärte, daß die Darlegungen des italienischen Außenmini­

sters die Ho'fnung erwecken, daß man hier in Genf doch noch zu einem inicrnationalen Resultat kommen werde.

Älach Grandi sprach der japanische Hauptdelcgierle Mal­iud e i ra. Er näherte sich dem französische» Standpunkt in der Sicherßeitsfrage aufsallcnö an. Zn seinem Abrüstungs- Programm forderte er Abschaffung der Bombenflugzeuge und des Gaskrieges. Zum Schluß stellte der Botschafter noch die Forderung auf, daß die Abrüstung gleichzeitig mit einer allgemeinen Besserung der internationalen Beziehungen durchzusührcn sei.

Dem japanischen Hauptdelegiertcn folgte der polnische Außenminister Zale'ki. Gleich zu Beginn seiner Rede erklärte er zu dem sranzösischen Vorschlag, den Völkerbund aufzurüsten, daß Polen dieses Projekt mit allen Kräften un­terstützen werde. Dann erörterte er das Abrüstungsproblem unter dem sonderbaren Gesichtspunkt, daß Polen im Laufe der Jahrhunderte viel Invasionen erdulden mußte und da­her die Sicherheit als die unerläßliche Vorbedingung für jeden Abrüstungsplan betrachte. Zaleski ging allen deut­lichen Erklärungen über die Einschränkung oder Abschaffung der Rüstungen geflissentlich auö dem Wege und suchte in ver­schleierter Form die Aufmerksamkeit der Konferenz auf die angeblichen Angrifssabsichten Deutschlands zu lenken, wo­bei er besonders aufprivate" militärische Verbände an­spielte. Zum Schluß kündigte er praktische Vorschläge zur moralischen Abrüstung" an.

Zur Rede des italienischen Außenministers Grandi wird in deutschen Delegationskreisen besonders dar­auf hingewiesrn, daß die Darlegungen des Reichskanzlers durch die Rede Grandis eine wichtige Ergänzung erfuhren. Bon Wichtigkeit ist auch. Saß Grandi den Versailler V er t r a g als die G r u n d l a g e f ü r d i e A b r ü st u n g s- verpflichtung der Sieger machte kennzeichncte. Grandi konnte begreiflicherweise als der Vertreter eines hoch gerüsteten Landes erklären. Laß die Abrüstungsmächte Opfer bringen müssen. Eine weitere Uebereinstimmung zwi­schen der These Deutschlands und der italienischen liegt dar­in. daß Deutschland die völlige Analeichung der Rüstungen verlange, ebenso wie dies Grandi in seiner Rede zum Ausdruck gebracht hat.

Völkerbundsralssitzung ohne Litauen?

Der Memelkonflikt spitzt sich zu Die Denischen in Kowno und Memel für

energischeren Protest

TU. Kowno, 11. Febr. Auf die erneute telegraphische An­frage des Völkerbnndssekretariats, ob und wann die litauische Negierung ihren Vertreter nach Genf zu entsenden gedenke, bat die litauische Negierung geantwortet, daß, falls der Rat die Behandlung der deutschen Beschwerde für dringend not­wendig halte. Außenminister Zannius, soweit es sein Ge­sundheitszustand znlassen sollte,schon" am 18. Februar in Genk eintrefkcn werde.

Die litauischen amtlichen Kreise und die litauische Presse haben bisher mit Mißachtung nnd Hvhulachen die deutschen Proteste gegen die litauischen Geivaltmaßnahmcn im Memel- gebict zur Kenntnis genommen. In Kreisen der sehr starken deutschen Minderheit in Kowno ist man über diese Entwick­lung an» das stärkste beunruhigt und man hält cs für un­bedingt notwendig daß erheblich energischer gegen Litauen vorgegangen werden muß, um so mehr, als Litauen setzt auch, wie aus seiner letzten Bölkerbnnds- note hervorgcht. die Verhandlungen in Genf ohne crsicht- chc Gründe bis zum Ende des Mouats verschleppen will. Auch im Memclgebiet macht sich eine wachsende Be- «nruhtgung über den schleppenden Gang des deutschen Vor­gehens bemerkbar. Allgemein wird darauf hingewiesen, daß nur wfortigc Hilfe das Schlimmste verhindern kann.

Ratssitzung ohne Vertreter Litauens? »,..?^Ekr°tär von Bttl ° w stattete am Mittwoch nach- »n ^ Generalsekretär des Völkerbundes einen länge- ren Beuch ab. wobei die weitere Behandlung der Mcmel- frage erörtert wurde. Aus deutscher Seite hat man nach der herausfordernden letzten Note der litauischen Regierung von neuem den sofortigen Z n sa m m - n t r t t t d" Z

rares gefordert. Die Festsetzung der sitz ng des Völkerbundsrates hängt nunmehr davon ab. ob m ^">tag früh tn Genf eintrifft. Sollte die litauische Negierung an ihrer bisherigen Methode der Sabo­tage des Natsversatzrens festhalten, so wird von deutscher

Seite für Freitag eine Sitzung des Völkerbundsrates ohn einen litauischen Vertreter gefordert werden.

Luch Landesdirektor Szigans gewaltsam abgefetzt

Mw Memel wird berichtet: Lanüesdirektor Szigaui das einzige Mitglied des Memeler Direktoriums, das no, im Amt ivar, ist am Dienstag ebenfalls von dem »Landes birektor Tolischus gewaltsam seines Amtes enthoben wo, den. Tolischus erschien im Zimmer Szigans und fordert ihn in barschem Ton auf, ihm die sämtlichen Amtsschlttsse zu übergeben, worauf Szigaus ihm erwiderte. daS könne e nicht, da er sich noch im Amt befinde. Tolischus verließ dar ans das Amtszimmer, holte sich drei bewaffnete Polizei beamte, die im Vorzimmer postiert wurden und gab nun mehr Szigans den Befehl, das Zimmer zu räumen.

SzigauS mußte nunmehr der Gemalt weichen. Er gab ein schriftliche Erklärung ab, in der er betonte, daß er wieder holt seine Bereitwilligkeit erklärt habe, die Amtsgeschäft als Landesüirektor weiterzufiihren. Hierzu brauche er abe keinen Auftrag von Tolischus. Er werde jedoch an der Ans iibicng seines Amtes gehindert.

Finanzsorgen in Amerika

250 Millionen Dollar zur Streckung her Golddeckung.

TU. Washington, ii. Febr. Präsident Hoover hatte a Mittwoch mittag im Weißen Haus Besprechungen mit Bai kierS, Wirtschaftsführern und Politikern über Erleichterw gen für den Geldmarkt. Am Nachmittag nahm der gemei iame Bankenansschuß des Senats und des Nepriisentantci Hauses einen Gesetzentwurf über die Verbreiterung d Grundlage der von der Federal Neservebank diskontierbar, Obligationen an. Die Abstimmung der beiden Häuser e folgt heute. Die ovrgeschlagene Art der Obligationen ist nv nicht bekannt. Sie betragen angeblich 250 Millionen Doll, und bezwecken die Streckung der Golddeckung.

Tages-Spiegei

Ans der Abrüstungskonferenz unterstützte der italienische Außenminister Grandi w.r.sam die deutsche These, wäh­rend die Vertreter Japans «nd Polens sür die französi­schen Sicherheitssorderungen eintraten.

Der Neichskanzlcr ist gestern wieder in Berlin eingctrosfc«, «m an einer wichtigen Kabinettssttzmrg über die Banken» frage teilzunctzmcn.

Die Präsidentschastssrage ist noch immer ungeklärt, doch rechnet man damit, daß sich Stahlhelm und Kysshänscrbnnd noch vor Ende der Woche für HinLcnbrrrg aussprecher» werden.

Der Memelkonflikt spitzt sich weiter zn. Die Deutsche» in Kowno «nd Memel fordern vom Reich energischeres Vor­gehen in Genf.

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In Hamburg zertrümmerten Kommunisten am japanischen «nd tschechoslowakischen Konsulat mehrere Fensterscheibe».

Nach Meldungen ans Paris soll eine französisch-englische Verständigung in der Trlbntsrage bevorstehrn. Nachrichten ans London stimmen skeptischer.

Französisch-encilifche Einigung in der Tributsrage?

TN. Paris, 11. Febr. Wie in Pariser politischen Kreisen verlautet, sollen die englisch-französischen Verhandlungen über die Tributsrage erhebliche Fortschritte gemacht haben. Der britische Botschafter Lord Tyrcll werde Laval demnächst einen neuen Vorschlag seiner Negierung unterbreiten, der den sranzösischen Wünschen entgegenkomme.

In einem Havas-Kommuniaue antwortet Finanzminister Flandin nunmehr auf die deutsche Vcröfsentl'chung über die Tributlet st ungen. Flandin behauptet, von den 22 800 000 0"0 Coldmark, die Deutschland a» Reparationen bezahlt habe, betrage der Anteil Frankreichs 8 159 000 000 Goldmark. Das iei weniger als die Hälfte der französischen Ausgaben für den Wiederauf­bau Ser verwüsteten Gebiete. Frankreich habe nur ungefähr 37 Prozent der gesamten denischen Reparations­zahlungen erhalten

Rumänien lehnt wehere Paklverhandliingen mit Rußland ab?

TU. Bukarest, 11. Febr. Halbamtlich verlautet, daß die Paktverhanölungen mit der Sowjetunion nicht wieder aus­genommen werden sollen. Eine Folge davon würde sein, daß auch der polnisch-russische Nichtangriffspakt in Frage ge­stellt würde, da seine Unterzeichnung von dem Zustande­kommen -es rumänisch-russischen Paktes abhängig ist.

Die Laos im Fernen Osten

Erfolglose Verhandlungen in Schanghai

TU. London, 11. Febr. Im Unterhaus teilte der Unter- staatssekretär im Außenministerium mit, daß die Vcrmitt- lungsverhandlungcn des Admirals Kelly mit den chinesischen und japanischen Vertretern ihren Fortgang nähmen, wobei die Schaffung einer neutralen Zone erstrebt werde. Die Ver­handlungen seien jedoch bis jetzt vollkommen erfolg­los verkaufen. Die Lage in Schanghai habe sich nicht ge­ändert.

Neuer japanischer Großangriff ans die Wusung Forts

In Schanghai richten die Japaner ihre größten An­strengungen darauf, die Wuiung Forts zu erobern und hier den chinesischen Widerstand endgültig zu brechen. Sie h-hen 38 Kriegsschiffe bei den Forts zusammcngczogen. Die Chi­nesen haben ihre Verteidigungsstellungen dadurch verstärkt, daß sie sich in einer Ausdehnung von 80 Kilometer entlang dem Ufer des Wusung-Flnsses von Wusung nach Linhu in Schützengräben verschanzt haben.

Die Japaner bombardierten an, Mittwoch zum erstenmal den Kiangwan-Bahnhok und die Kiangwan-Forts, wo sich die chinesischen Truppen zrCammengezogen haben. Die Chinesen antworteten zunächst mit heftigem Artilleriefeuer, später stiegen mehrere chinesische Flugzeuge au» und überschüttete» die japanischen Voinbeinlugzcugc mit Maschmengcwehrfeuer, bis sich diese zuriickzoge». Auch der Nordbahnhoi wurde von den Japanern weiter beschossen.

Nach einer chinesischen Meldung sind 60 000 Mann chine­sischer Truppen zusammengezogen worden, um die Stellun­gen bei Tschapei und Wusung zu verteidigen. Das chinesische Kriegsministcrium teilt mit, daß freiwillige Truppenteile gebildet wurden, die nach Beendigung des Kampfes mit Ja­pan besondere Vergünstigungen erhalten sollen. Die Garde von Kanton hat Befehl erhalten, nach Schanghai abzugehc«.