Aus aller Welt
Brandstifter vernichtet eine Ortschaft Innerhalb weniger Tage ist fast die ganze Ortschaft «ckwendreut bei Watdkirchen (Niederbayern) der Brandstiftung zum Opfer gefallen. Die Ortschaft besteht nur aus sieben Anwesen, die sich im Besitz des Fiskus befinden. Die Anwesen sind meist au Holzhauer verpachtet.
Mutter «nd drei Sinder ertrunken Aus Breslau wird berichtet: Letzte Woche hatte die Arbeiterfrau Lange ans Nudelstabt, Kreis Boi kenhain, mit ihren vier Kindern eine Schlittenfahrt auf dem Eis des Bober unternommen. Plötzlich brach der Schlitten, auf dem -ie Frau und zwei Kinder saßen, durch die schon mürbe geworbene Eisdecke. Alle drei Personen ertranken sofort. Ein lüjähriger Sohn, der schnell htnzultef und die Mutter und die Geschwister zu retten versuchte, fiel gleichfalls in das Wasser und ertrank. Allein ein «jähriges Mädchen vermochte sich zu retten.
katastrophale Wtrkangen des milden WetterS in Norwegen Die durch das milde Wetter verursachten Ueberschwem- mungen und Erdrutsche in der Provinz Drontheim haben sich zu einer Katastrophe entwickelt. Der ganze Eisenbahnverkehr um Drontheim ist gesperrt. Die Flüsse sind über die Ufer getreten und haben Häuser zerstört und Brücken fort- gerissen, so z. B. eine SO Meter lange LHausseebrücke über den Surna-Fluß. In Leksviken ist durch einen großen Dammbruch das Elektrizitätswerk zerstört worden. In der Gegend von Sikavas haben die Wassermassen alle Wege überschwemmt und drohen auch hier das große Elektrizitätswerk zu zerstören. Es regnet andauernd. In Stordalen, dessen Fluß in normalen Verhältnissen 150 Meter breit ist, steht das Wasser jetzt in einer Breite von eineinhalb Kilo- meter.
Württembergischer Landtag
Die Genehmigungspflicht für Wahlslugblätter In der letzte» Sitzung des Verwaltungs-»und Wirtschaftsausschusses des Landtags wurde es bei der Erörterung über die Bestimmungen der Notverordnung vom 28. März 1931 und vom 10. August 1831 zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen als sachlich erwünscht bezeichnet, daß im Hinblick auf die kommenden politischen Wahlen Bestimmungen dahin getroffen werden, daß nicht jedes Wahlflugblatt usw. der Genehmigungspflicht jeder einzelnen Ortsbehörde unterworfen ist, sondern daß dafür generell diejenige einer zentralen Stelle des Landes treten kann. Im LandtagsauS- schuß herrschte über das Erwünschte einer solchen Regelung allgemein Einverständnis. Gegensätze bestanden lediglich über die Frage, welche zentrale Stelle Hierfür eingesetzt werden soll. Die Sozialdemokraten erhoben Einspruch dagegen, dem Stuttgarter Polizeipräsidium die Erfüllung dieser Aufgabe zu übertragen. Ihr Mißtrauen beruhe auf zahlreichen Erfahrungen. Die Einsetzung des Stuttgarter Polizeipräsidiums als Genehmigungsinstanz würde vom Standpunkt der Sozialdemokratie aus betrachtet die Lage gegen seither nur verschlechtet». Der sozialdemokratische Redner frug deshalb, ob nicht die Polizetabteilung des Innenministeriums hier eingeschaltet werben könne. Staatspräsident Dr. Bol» er? -klärte die Herübernahme einer solchen Aufgabe in das Ministerium für unmöglich. Es fehlen hierzu die Kräfte, ferner sei dann für Einsprüche eine wettere Instanz nicht mehr vorhanden. Es werbe daher kaum etwas anderes möglich sein, als das LandeSkriminalamt (Polizeipräsidium), daS schon «ine zentrale Befugnis für bas Land habe, mit der Durchführung dieser Aufgabe zu betrauen. Nach dieser Erklärung -es Staatspräsidenten zog Abg. Heymann (Soz.) seine Unterschrift unter den bereits gestellten Antrag zurück Die darauf bezügliche Entschließung der Abgeordneten Gengl er, Johannes Fischer, Obenland:
»Der Landtag wolle beschließen, das Staatsmtnisterium zu ersuchen, für die politischen Wahlen Bestimmungen dahin zu treffe», baß für die von zentralen Stellen herausgegebenen WaHlflugblätter, Wahlaufrufe und Wahlplakate, sowie für deren Verbreitung an Stelle -er Genchmigungs-
Seine blinde Fra«
Originalroman von Gert Nothberg.
Li. Fortsetzung Nachdruck verboten
Ein kleiner, beweglicher Herr mit schneeweißem Haar, einen goldgefaßten Kneifer auf der gebogenen Nase, führte das Wort. Die kleine, verwachsene Gestalt einer älteren Dame hotte etwas Verschüchtertes, Rührendes. Aber am meisten wurde die junge, schlanke blonde Dame gemustert.
„Eine Schönheit ersten Ranges,* flüsterte ein bekannter Börsenmann seinem Freunde zu.
Ein junger schwedischer Dichter sagte schwärmerisch zu . seinem Tischnachbar: „Wie ein Gedicht — ich sah nie Augen von derartig tiefem Blau. Und dann das goldene Haar.* „Sie Schwärmer." lachte der Angeredete, „so haben Sie ja wieder etwas für Ihr Dichtergemüt.*
Am anderen Ende der Tafel hatte ein deutscher Groß- ^ufmann mit Familie Platz genommen. Die rundliche Frau war das Urbild der sittsamen deutschen Hausfrau. ^ Achter ein schwärmerischer Backfisch mit blassem Gesicht und schönen schwarzen Augen. Der Sohn kennzelch- » de" ersten Blick den deutschen Offizier. Rank und schlank, mit jungen feurigen Augen, das Gesicht braun ge- brannt. Nur die obere Hälfte der Stirn war weiß, dort, wo sonst der Mlltzenstreifen saß.
Der Vater hatte die Neuangekommenen zuerst gesehen. „Seht mal, sagte er. „was mögen das für Leute sein? Gute Gesellschaftsklasse alle drei, das ist sicher. Die rei- zende junge Dame gefällt mir. Du brauchst nicht «ifer- süchtig zu sein,' quittierte er sofort den strafenden Blick der Gattin. „Und dir, Egon, verbiete ich ganz energisch, die junge Dame mit den Augen zu verschlingen.*
Der junge Offizier schüttelte lächelnd den Kopf. „Aber Papa, verteidigte er sich, „ich verschlinge niemanden mit Ich. konstatiere nur eben, daß dort am andern vnoe deine Lieblingsfpeise serviert wird. Jeder nimmt ae-
Pflicht jeder einzelnen OrtSbehörde eine solche einer zentralen Stelle -es Landes treten kann", wurde darauf mit 8 Ja gegen 3 Nein angenoinincn.
Aus Württemberg
Urlaub des Wirtschaftsministers Wirtschaftsminister Dr. Maier hat sich infolge Ueberan- strengung genötigt gesehen, zur Wiederherstellung seiner Gesundheit einen mehrwöchigen Aufenthalt in einem Sanatorium zu nehmen. Während seiner Abwesenheit wird der Wirtschaftsminister in Angelegenheiten von politischer Bedeutung im Bereich des Wirtschaftsministcriums durch den Justizminister vertreten.
Keiue Bierpreisermäßiguug i« Württemberg Es ist auffallend, daß bis heute in Württemberg keine Verhanblugen wegen Senkung der Vterpreise ab 1. Februar stattgefunden haben. Die Brauereien werden, wie der Landesverband der Wirte Württembergs mitteilt, das Bier auch nach dem 1. Februar wie seither berechnen. Die für das norddeutsche Braugebiet getroffene Vereinbarung auf Senkung der Bierpreise um 3 NM. pro Hektoliter trifft für Württemberg nicht zu. In Württemberg sind die Brauereipreise heute schon 2 RM. billiger als in Nordbeutschlanb.
Deutsch« Arzneitaxe 1SS2
Im Zusammenhang mit der erfolgten Festsetzung des den Apotheken verbleibenden Nohverdtenstes auf höchstenfalls 39 Prozent, wurde, wie d er württ. Staatsanzetger mittetlt, der von den Apotheken an Krankenkassen usw. zu gewährende Rabatt auf 7 Prozent festgesetzt, für Apotheken, deren Jahresumsätze sich unter 25 000 RM. bewegen, auf 3 Prozent.
Der Zoeppritz-Prozeß
Am dritte^ Verhandlungstage wurde mit der Beweisaufnahme fortgefahren. Zunächst wurde der 73 Jahre alte Zeuge und pensionierte Kaufmann Schott, der früher als Prokurist bet der Firma Gebr. Zoeppritz tätig war, gehört. Er sagte aus, daß er während seiner Tätigkeit den Eindruck gehabt habe, als habe der Angeklagte bet der Fabrikation nicht immer die nötige Sorgfalt walten lassen, die nötig gewesen wäre, um sich Reklamationen und Zurückweisungen der Ware zu ersparen. Dann erfolgte die Vernehmung des Zeugen Roth, Kaufmann bei der jetzigen A.-G. und Hauptbuchhalter bei der früheren Firma Zoeppritz, der sich über den Abschluß der Bilanzen zu äußern hatte. Er gab zu, baß innerhalb der Bilanzen Schiebungen vorgekommen sind, so daß bas Endergebnis der Bilanzen ein anderes Aussehen gehabt habe. Zu der Frage der Vorfakturierung sagte er aus, daß der Zeuge auf Veranlassung des Angeklagten seine Vorfakturierung vorgenommen habe. In den Jahren 1827 und 1928 seien entsprechende Abstriche nicht gemacht worben. Der Angeklagte sei auf diese Tatsache aufmerksam gemacht worben. Der Zeuge Roth will Zoeppritz außerdem auf die Folgen dieser Unterlassung aufmerksam gemacht haben. Ihr Zweck war offensichtlich der, ein günstigeres Btlanzbild zu bekommen. Hierauf bricht der Zeuge in Tränen aus und bemerkt unter Schluchzen, es sei erschütternd, daß sein früherer Chef nicht endlich ein Bekenntnis abkege, daß er genau über diese Dinge orientiert gewesen sei. Hierzu sollte der Angeklagte Stellung nehmen. Er gab aber nur eine ausweichende Erklärung ab. Der nächste Zeuge, der frühere Abteilungsleiter und Prokurist der jetzigen Zoeppritz A.-G., Schörner, äußerte sich ebenfalls zu der Frage der Vorfakturierung. Er gab übereinstimmend mit dem vorgenannten Zeuge« die Erklärung ab, daß der Angeklagte über die nicht gemachten Abstriche vollständig im Bild gewesen sei. Ueber die Qualität der von der Firma Zoeppritz gelieferten Waren befragt, erwiderte der Zeuge, die Wolldecken seien zum Teil sehr schlecht gewesen. Die Vernehmung weiterer Zeugen erbrachte keine neuen Momente.
Weller für Dienstag und Mittwoch Während sich über Skandinavien eine sehr starke Depression befindet, liegt Süddeutschlanb noch im Bereich des europäischen Hochdrucks, dessen Einfluß vorerst noch fortdauert, so baß für Dienstag und Mittwoch trockenes nnd mehrfach heiteres Wetter zu erwarten ist.
Moor- und tzeidekultur in Holland
Von Geh. Reg.-Rat Professor vr. vr. k. o. Br. Tacke-Bremen.
Etwa 12 v. H. des ganzen Gebietes, rund 400 000 Hektar der Niederlande sind Oedland, dreiviertel davon Heidcböden, der Rest Moore. Der größte Teil ist privater Besitz, die übrigen Flächen gehören dem Staat oder Gemeinden. Bis auf einen kleinen Teil, etwa ein Drittel, ist das Oedland für landwirtschaftliche Zwecke kulturfähig, ein Drittel läßt sich forstwirtschaftlich nutzen. Trägerin der Kulturarbeiten in de» letzen 40 Jahren war vornehmlich die Niederländische Heidegesellschaft (Ncderlandsche Heidemaatschappy) deren Sitz in Arnheim ist. Außer mit der Kultivierung von Oedland in Heide und Moor befaßt sich die Gesellschaft mit mancherlei anderen Aufgaben, wie mit der Planung und Ueberwachung von Entwässerungsanlagen, Regelung von Wasserläufen, Wege- und Kanalbau, Neubau von Gehöften, Aufforstungen, Anlage von Obstgärten und Förderung der Süßwasserfischerei. Ferner erstattet die Gesellschaft Gutachten, fertigt Taxationen von Gütern und Forsten und leistet Unterstützung bei Einrichtung der Buchführung für land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Durch Veranstaltung von Vorträgen» Lehrgängen, Ausstellungen, durch Zeitschriften und andere Veröffentlichungen fördert sie in jeder Richtung die Landeskultur.
Vor dem Weltkriege wurden jährlich gegen 10000 Hektar Oedland urbar gemacht. Bei Ausbruch des Krieges trat ein starker Rückgang ein, vereinfacht durch die allgemeine Unsicherheit der wirtschaftlichen Verhältnisse, de« Arbeitermangel und den Mangel an künstlichen Düngemitteln. Nach dem Kriege haben sich die Kulturarbeiten allmählich wieder gehoben, zumal die steigende Erwerbslosigkeit in den Städten und in der Industrie Arbeitsgelegenheiten verlangte. So sind in den letzten Jahren umfangreich« Arbeiten mit Erwerbslosen ausgeführt worden. Die dabei gemachten Erfahrungen waren nn großen und ganzen gut. Vornehmlich kamen Erdarbeiten mit der Hand, mit dem Spaten in Frage. Wichtig ist eine zweckmäßige Anleitung und eine sachverständige Beaufsichtigung der Arbeiten. Es muß bei den Erwerbslosen das Gefühl erweckt werden, daß sie gemeinnützige Arbeit leisten. Erhöhung der Arbeitsleistung wird am sichersten durch Akkordlöhne erreicht. Liegen die Arbeitsstätten in der Nähe der Wohnorte der Arbeiter, so kehren sie abends nach diesen zurück. Bei größerer Entfernung wird für Unterkunft und Verpflegung in der Nähe der Arbeitsstätte gesorgt, entweder in Holzoaracken oder auch in massiven Gebäuden, die nach Schluß der Arbeiten als Wirtschaftsgebäude für landwirtschaftliche Siedler dienen können. Am Wochenende oder nach einigen Wochen fahren die Erwerbslosen nach Haus.
Wo geldliche Schwierigkeiten bei diesen Unternehmungen eintreten, übernimmt der Staat, die Provinz oder Gemeinde einen Teil der Kosten. Für die Aufforstung von Heideflächen und Dünen gibt der Staat an Gemeinden oder gemeinnützige Vereine Darlehen bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten zinsfrei, zurückzahlbar nach fünfzig Jahren. Auch für die Kultivierung von Heide- uns Moorböden für landwirtschaftliche Zwecke und Neubauten der Gehöfte auf den neukultivierte« Ländereien gibt der Staat Darlehen. Die Neusiedlungen werden meist in einer Größe von sechs bis fünfzehn Hektar ausgelegt. Der Bewerber muß über soviel an eigene» Mitteln verfügen, um die laufenden Betriebskosten der Wirtschaft decken zu können. Daneben erhält er, soweit die im Staatshaushalt ausgeworfenen Mittel reichen, Darlehen bis 500 Gulden je Hektar, wenn eine Kommission sachgemäße Vorbereitung und Einrichtung der neuen Wirtschaft ßut geheißen hat. Das Darlehen wird als erste Hypothek eingetragen, ist fünf Jahre zinsfrei, danach werden zwei Iah« 2 Prozent, zwei Jahre 3 Prozent, ein Jahr 4 Prozent und 30 Jahre 5,45 Prozent gezahlt. In 40 Jahren ist das Darlehen abgclöst. Gegen 300 Bauernstellen sind bis jetzt auf diese Werse geschaffen worden, außerdem wurde vielfach zu Neukulturen auch ohne Staatsbeihrlfe angeregt.
Besonders erwähnenswert ist, daß die Niederländische Heidegesellschaft Mittel gesucht und gesunden hat, die städtischen Absallstoffe, feste wie flüssige, deren Beseitigung andernfalls große Kosten verursacht, für landwirtschaftlich Zwecke ouszunutzen. Namentlich sind hier die Anlagen der Gemeinden Enschede wie Usselerfehn und in Hilversum, ferner die Rieselfelder der Stadt Tilburg zu nennen, bei deren Ausbau ebenfalls arbeitslose Industrie- und Bausacharbeiier beschäftigt wurden. (Nach Mitteilungen der Direktion der Niederländischen Heidcgesellschaft.)
Inserieren bringt Gewinn
waltige Mengen von der köstlichen Speise und ehe der Kellner hierher kommt, ist das Brett leer."
Herr Steffens senior sah sofort mit strafenden Blicken auf die Gäste. Einer schien ihm besonders viel genommen zu haben. Er nahm ihn ein« ganze Weile scharf aufs Korn. Schließlich streifte er das Servierbrett des geschniegelten Obers. Darauf befand sich Fisch und zwar noch in großen Mengen. Herr Steffens aß keinen Fisch. Er gönnte plötzlich den Gästen die Mengen. Aber wütend puffte er den Sohn in die Seite und knurrte: „Infamer Bengel!"
Der Sohn aber, der gewagt hatte, die hohe Familien- obrlgkcit auf den Leim zu führen, der hatte indessen in aller Ruh« das schöne Gesicht der jungen Dame diskret gemustert. „Das ist etwas für meines Vaters Sohn," dachte er leichtsinnig.
Die io Bewunderte hatte kein- Ahnung von dem Sturm, den sie entfachte. Leise unterhielt sich Jutta von Eschingen, von jetzt an Inge Stern, mit ihrer Begleitung.
Herr van Engelen merkte mit der Kenntnis des allerfahrenen Mannes wohl, welche Bewunderung sein Schützling erregte. „Na wartet," dachte er befriedigt, „ihr sollt noch was erleben." Vergnügt tat er dem vorzüglichen Mahle alle Ehre an.
Hanne Oldenburg aber war es, als sei das Paradies ihr geöffnet worden. Schon während der unvergleichlich schönen Fahrt auf dem Meere hatte sie oft in tiefer Dankbarkeit die Hand Juttas gestrichen. Wie war doch die Welt lo schön. Nun wurde thr Herzenswunsch, den sie von frühester Jugend an gehegt, auf ihre alten Tage noch erfüllt. Sie durfte reisen. Mit glückseligen Blicken sah sie um sich.
Den Gästen hatte es indessen keim Ruhe gelassen. Leise wurden Erkundigungen eingeholt.
„Inge Stern? Herrgott, doch nicht die Sängerin, die morgen das große Konzert gibt?"
„Ja, dieselbe," teilte der beflissene Ober mit. Reichliche Trinkgelder flössen in die diskret vorgestreckte Hand. Na- türlich gingen nun auch die in das Konzert, die bisher die Absicht nicht hatten. , Augenblicklich wurden Karten tele
phonisch bestellt. Man strebte hinaus. Man mußte doch erzählen, daß die deutsch« Sängerin, von der man allgemein so viel erwartete, hier im selben Hotel mit wohnte.
. . . Und dann kam der Abend des Konzerts.
In weißer Seide, die in weichen Falten an der jugendschönen Gestalt herniederfloß, stand Inge Stern auf dem Podium. Der beste Konzertmeister Stockholms saß wartend am kostbaren Flügel, um die Sängerin zu begleiten. Inge Sterns Hand zitterte leise. Die dunkle Rose am Ausschnitt des Kleides schien zu atmen.
Leise präludierend setzte der Begleiter ein. Inge sang ein deutsches Heimatlied. Mt solch tiefer Innigkeit, so seelenvoll getragen, daß di« Menschen atemlos lauschten. Und mächtig anschwellend der Schluß des Liedes:
„Unter den rauschenden deutschen Elchen bin ich geboren, dort will ich einst begraben sein."
Als die Sängerin geendet hatte, brach ein rasender Beifall los.
Ing« verneigte sich mit blassem Gesicht. „Mein erster Erfolg in der Fremde. Tante, du hattest Recht. Bete du dort oben weiter für mich," dachte sie erschauernd.
Dann sang Inge drei schwedische Lieder. Einer der Komponisten war anwesend und war außer sich vor Glück und Freud«, daß sein Lied so vorgetragen wurde, wie er es im Geiste gehört. Dann kamen Lieder von Schubert und Schumann. Immer neuer tosender Beifall erklang. Und dann, nach der letzten Zugabe, nachdem Herr van Engrlc» Inge an der Hand gefaßt, um sie den Begeisterten zu entführen, stand Inge in einem Blumenhain. Immer neue Boten kamen und brachten Blumen. Denn schon in der ersten Pause war ununterbrochen an die Blumengeschäfte telephoniert worden.
Dann saß Inge im Wagen und hielt die Hand Herrn van Engelens fest. Sic war keines Wortes mächtig.
Der alte Herr verstand ihre Bewegung und schwieg feinfühlig still. .
(Fortsetzung folgt.) ^