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Nr. 22

Donnerstag, den 28. Januar 1932

Jahrgang 104

Vorbereitungen zur Volkswahl v. Hindenburgs

Bildung eines überparteilichen Wahlausschusses in Berlin Kanzler und Innenminister beim Reichspräsidenten

TN. Berlin, 23. Jan. Der Herr Reichspräsident empfing gestern Len Reichskanzler Dr. Brüning und den Reichs­minister Groencr zum Vortrag über die dringenden schwebenden Fragen. Während offiziös erklärt wird, daß es sich hierbei um eine Berichterstattung über den Stand der Trlbntfrage und die Vorbereitung der Genfer Abrüstungs­konferenz gehandelt habe, verlautet in politischen Kreisen auf das bestimmteste, dast der Reichspräsident sowohl in der Un­terredung mit dem Neichsministcr als auch in der Unterre­dung mit dem Reichskanzler das Problem derNeichs- präsidciitenwahl erörtert habe. Unter Hinweis auf die lebhafte Propaganda dafür, dast in allernächster Zeit ein »überparteilicher Ansschuh" Hindenburg als Kandidaten schon für den ersten Wahlgang aussteiien werde, berichtet die BerlinerNachtausgabe", dast dieser Ausschust keinerlei offi­zielle Fühlungnahme mit den Parteien haben werde, obwohl er im engen Zusammenhang mit mastgebenden Stellen der NcichSregicrung stehen würde. Im Zusammenhang mit den Besprechungen Hindenburgs sei das politische Gerücht ver­breitet worden, daß Brüning zurückzutreten be­absichtige und Grocner als sein Nachfolger in Betracht komme. Dieses Gerücht würde, so fährt das Blatt fort, wenn es wirklich irgendwelche realen Unterlagen habe, zum min­desten den Ereignissen voranseilen.

Ein Ausschust für die Volkswahl Hindenburgs.

Der Oberbürgermeister der Neirhshauptstadt. Dr. Sahm. ist wie wir erfahren seit mehreren Tagen um die Bil­dung eines überparteilichen Ausschusses führender Persönlichkeiten aus allen Kreisen des deutschen Volkes be­müht, der die Wiederwahl des gegenwärtigen Reichspräsi­denten von Hindenburg in die Wege leiten soll. Es ist da­bei an Männer und Frauen gedacht, die in maßgebender

TU. Berlin, 28. Jan. Der französische Finanzminister Flandin machte gestern im Finanzausschuß der Kammer ausführliche Mitteilungen über die deutschen Reparations­zahlungen, wie sie nach französischer Auffassung bis zum 80 . Juni 1331 bewertet werden mühten. Flandin erklärte, Deutschland habe bis zu diesem Zeitpunkt rund 6.1 Milliar­den Goldmark an Devisen, 11,5 Milliarden an Waren und 8,7 Milliarden an abgetretenen Gebietsteilen geleistet, wo, von Frankreich etwa 5,1 Milliarden Gokdmark W Mil­liarden Franken) erhalten habe.

Zu diesen Erklärungen wird in Berliner politischen Krei­sen r.nttgctci't, dast diese französischen Forderungen nicht neu seien. Tic Ziffern über die deutschen Leistungen für den Wiederaufbau <21 Milliarden Goldmark) stammen von der Rcparationskommission und seien von deutscher Seite stets abgclchnt worden. Die Ge samt kosten für den Wie­deraufbau in Frankreich wurden von Deutschland mit 80 Milliarden Franken berechnet und von französischer mit 102 Milliarden Franken. F-landin habe es fertig gebracht, durch Kunstkniffe diese Summe bis auf 250 Milliarden Franken sctwa 40 Milliarden Golömark) zu steigern, indem er einen AufwertungSfaktor des Franken einkalkuliert hat nnd Zinsen und Zinscszinsen berechnet. Der französische Nationalökonom Pupin berechnete die Aufbauschäden auf 8 bis 12 Milliarden Goldmark, während der englische Natio­nalökonom Kcynes 10 Milliarden berechnet. Die Einkalkula- tion eines Aufwertungsfaktors berührt in Berliner poli­tischen Kreisen deshalb besonders merkwürdig, da Frankreich es bisher stets abgelehnt hat, von einer Aufwertung des Franken zu sprechen. Es sei daher auch in diesem Falle nicht möglich, eine Aufwertung in Anrechnung zu bringen, nur um höhere Zahlen zu erreichen .

Mißerfolg der englisch-französischen Vorverhandlungen

TU. Paris, 28. Jan. Das Gerücht von einem Mißerfolg der englisch-französischen Verhandlungen in der Tributfrage bestätigt sich in vollem Umsange. Während England die Aus­dehnung des Moratoriums auch auf die ungeschützten Zah­lungen fordert, lehnt Frankreich diesen Verzicht ab. Die französische Negierung begründet ihre Haltung damit, dast Washington gleichzeitig und In aller Form eine entsprechende Herabsetzung seiner Schuldsorderungen zugestchen müsse, «ährend man tu London auf dem Standpunkt steht, dast die

Stellung mit größeren BevölkerungLschichtcn in enger Füh­lung stehen. Tr. Sahm wird die Eiulaöuuz.u an die in Aufsicht genommenen Persönlichkeiten in kürzester Frist hinausgchen lassen, so dast der «Hindenüurg-Aus- schust" schon Anfang nächster Woche mit einem Ausruf an die OessentUchkeit treten dürste.

Ein bayerischer Ausruf

Eine größere Reihe bekannter bayerischer Persönlichkei­ten hat folgenden Aufruf zur RcichIpräsiöcntenwahl erlassen: Der austenpolitische Erfolg der kommenden entscheidungs- rcichen internationalen Verhandlungen ist mit bedingt durch die Entschlossenheit, mit der das deutsche Volk hinter seinen Unterhändlern steht. Auf diesen Einsatz des gewaltigen An­sehens, das der Name Hindenburg im In- und Auslände genießt, dürfen wir nicht verzichten. Kein zweiter Deutscher besitzt tn ähnlichem Maste das überparteiliche Vertrauen des deutschen Volkes. Kein Zweiter verkörpert so vollkommen für die Welt den Glauben an Deutschland. Wir sollten des­halb dem Schicksal für jede Stunde danken, die der Gencral- seldmarschall sein hohes Amt noch weiter ausübt. Sein Aus­scheiden würde schwere Parteikämpfe heraufbeschwörcn, deren Ausgang ungewiß ist, würde den Weg für Znfallsanmart- schaften frcimachcn, die vermieden werden müssen, zumal der erprobte Führer vorhanden ist.

Das bayerische Volk hat 1025 die Wahl des Feldmarschalls entscheidend mitbeeinflustt. Wir halten uns daher befugt, den ersten Schritt zu tun. Wir rufen aus zur Wieder­wahl des Mannes, der wie kein Zweiter Deutschland verkörpert. Wir wollen den Herrn Reichspräsidenten bitten, sich zur Wahl erneut zur Verfügung zu stellen. Unser Ruf ergeht an alle ohne Unterschied des Alters, des Standes, des Geschlechts, des Bekenntnisses und der Parteien!"

Vereinigten Staaten dem Beispiele Europas folgen würden, wenn die Tribute endgültig gestrichen seien.

Die französisch-englischen Unterhandlungen zwecks Auf­stellung einer gemeinsamen Front in der Neparationssrage scheinen endgültig gescheitert. Der allgemein erwartete Be­such des englischen Botschafters Lord Tyrell beim französi­schen Ministerpräsidenten hat'gestern nicht stattgcsundcn. Die beabsichtigte Unterredung zwischen den Mi­nisterpräsidenten der Leiden Länder ist aus unbe­stimmte Zeit verschoben und wird aller Voraussicht nach wahrscheinlich überhaupt nicht stattsinden. Man betont in französischen Kreisen. Last die Besprechungen zwischen den Schatzämtern der beiden Länder fortgesetzt werden und daß man sich bemühen werde, noch vor dem 30. Juni, d. h. vor dem Ablauf des Hoover-Jahres, zu einer Einigung zu ge­langen. _

Scheingefechte im Völkerbund

Vollständiges Versage« im ManLschureistrcit.

TU. C««f, 28. Jan. Der Völkcrbundsrat trat am Mitt­woch nachmittag unter Ausschluß der Vertreter Chinas und Japans zu einer geheimen Sitzung zusammen, in der eine Erklärung durchberalen worden ist, die Paul Boncour als vorläufigen Schluß der Verhandlungen über den japanisch- chinesischen Streitfall abgeben soll. Diese Erklärung wird Sie Verpflichtung übernehmen, die die japanische Negierung hinsichtlich des Grundsatzes der offenen Tür im fernen Osten abgegeben hat. Die Erklärung soll nach ihrer Annahme durch die 12 Natsmüchte dem japanischen und chinesischen Ver­treter vorgelegt werden. Die Verhandlungen über diese Er­klärung werden voraussichtlich noch einige Tage in Anspruch nehmen. Die Erklärung hat jedoch keinen praktischenWert.dadie beiden Parteien darin keiner­lei neue Verpflichtungen übernehmen und vor dem Abschluß der Arbeiten des Untersuchungsausschusses neue Maßnah­men des Rats nicht zu erwarten sind.

Um dis Neuwahl dcs Präsidenten -er Saarregierung.

Ueber die Neuwahl des Präsidenten und des Justizmit- gltedes der Saarregierung werden zurzeit vertrauliche Ver­handlungen -wischen der deutschen und französischen Abord­nung in Genf geführt. Auf französischer Seite will man die Wahl des Schweizers Neynier» der eine Zeitlang Präsi­dent in Danzig war, durchsetzen. Deutscherseits hält man die Wahl eines Westschweizcrs nicht für geeignet, da bereits

Tages-Zpiege!

In Berlin ist Oberbürgermeister Sahm im Begriff einen iiMtpa».r>..^cn Ausschuß für die Bolkswahl v. H.ndeu» burgs zu bilden.

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Ter Reichspräsident empfing gestern den Reichskanzler und Re'.chSinnenministcr. ES soll bei Leu Besprechungen die Präsideuischasissrage erörtert morden sein.

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Prcffenachrichte« über Riicktrittsabsichte« des Reichskanzlers und seine Ersetzung durch Rcichsmiuifter Gröner «erde« in Rcgierungskreiseu als «uzutresscud bezeichnet.

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Des österreichische Kabinett Buresch ist zurückgctreten. Ma« rechnet mit einer Umbildung der alten Regierung unter Einbeziehung Dr. Seipels als Außenminister.

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Die Aufständischen in San Salvador haben durch nene« Zuzug aus Honduras verstärkt, de» RegierungItruppL« eine schwere Niederlage bcigebracht.

zwei leitende Beamte der Saarregierung aus der West- schwciz stammen. Man ist vielmehr wiederum sür die Wahl eines Engländers zum Präsidenten der Saarregierung.

Ein Ultimatum des Preiskommissars

«u säumige Ecmcrbrtreidende TU. Berlin, 28. Jan. Der Neichskommissar für Preis­überwachung hat an seine Beauftragten in den Ländern, so­wie an die Bürgermeister und Gemeindevorstände ein Rund­schreiben gerichtet, indem er u. a. auf verschiedene Mißstände hinwctst. So würde z. B. seine Anordnung über Preis­schilder und Verzeichnisse noch nicht genügend an­gewandt, vor allem vom Jriseurgcwcrüc. Er fordert die maßgebenden Stellen auf, den betreffenden Gewerbetreiben­den eine Frist von 24 Stunden zu stellen, und wenn dann nicht Abhilfe geschaffen sei, an ihn, den Prciskommissar zu berichten. Ferner bestände noch Unsicherheit bezüglich der Be­zahlung von kleinen Mengen. Es sei durchaus unzulässig» auf 5 oder 10 Pfg. nach oben abzurunden. Bruchteile von Pfennigen dürften nur auf 1 Pfennig erhöht werden. Für die Untermietsverhält, nisse sei er an sich nicht zuständig. Er ersuche aber beson­ders in den Universitätsstädten die Magistrate, sich mit den Universitätsbehöröcn in Verbindung zu setzen, damit auf die Mietspreike ein Druck ausgettbl werde. Aus westlichen Gegenden lägen Beschwerden darüber vor, daß an Lohn­tagen und am nächsten Tage die Preise unzulässig erhöht würden. Der Prciskommissar fordert deshalb die zuständigen Stellen auf, evtl, mit Geschästsschließun g. vorzugehen.

Umbildung des Wiener Kabinetts Buresch

TU. Wie«, 28. Jan. Die Negierung Buresch hat gestern ihren Gesamtrücktritt beschlossen. Der Bundeskanzler begab sich sofort zum BundespräsiLcnten Miklas, Ler den ch tt der Gesamtregierung annahm und Dr. Buresch mit Ler Neubildung der Regierung betraute.

Bundeskanzler Buresch beurteilte die Lage am Mittwoch abend ziemlich optimistisch. Er rechne mit Sicherheit damit, daß Ler Lanöbund in die neue Negierung eintreten werde. Daß man an dem Gedanken eines Minderheitenka- binetts sesthalte, sei zu 80 Prozent wahrscheinlich. Tie Hoffnung, daß cs Loch noch gelingen werde, den naüonai.n Wirtschaftsblock zur Mitarbeit zu bewegen, habe er noch nicht ganz aufgegeben. Mit Schober als Außenminister werde es aber nicht gehen. Man dürfe darin nicht etwa eine AenLe- rung des außenpolitischen Kurses erblicken. Der Bundes- kanzlcr erinnerte daran, daß er selbst kürzlich in einer Rede darauf verwiesen habe, baß seiner Ansicht nach ein Touau- bund ohne Deutschland nicht möglich sei. Im Parlament heißt es, daß Buresch nach Rücksprache mit den anderen Par- teien, auch den Sozialdemokraten, heute dem Bunbespräsi- denten die Liste für ein Minüerheitrnkabinctt vorlcgen werde. Als Außenminister wird Dr. Seipel genannt.

Das gesunkene englische U-Boot noch nicht gefunden

TU. London» 28. Jan. An den Nachforschungen nach dem gesunkenen englischen Unterseeboot M S nehmen 18 Schiffe und 1 Marineflugzeug teil. Trotz der fieberhaften Bemühun­gen konnte das Unterseeboot noch immer nicht gesunden wer­den. Man hofft trotzdem, daß die Mannschaft des Untersee­bootes. die aus 48 Mann» 6 Offizieren und dem Piloten des an Bord befindlichen Marineflugzeuges besteht, gerettet wer­den kann, da die Sauerstoffapparate noch ausreichen. Außer­dem sind sämtliche Mannschaften mit Sicherheitstauchhelmen versehen, mit denen sie im Notfall an die Oberfläche steige« könne».

Frankreichs falsche Reparations-Rechnung

^ Minister Flandin begründet weitere französische Tributansprüche

durch unlautere Berechnungskniffe