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IS Heimatblatt 1er Familie
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Nr. 20
Kmls- unä Knzeigeblalt für äen Oberamtsbezirk caiw
MW
Dienstag, den 26. Januar 1932
Bezugspreis:
Zn ckerStaätsOSoläpfennlg« wöchentlich mit Erägerlohn Post-Bezugspreis 40 Solck- psennige ohne Bestellgelä
Schluß äer Anzeigenannahme S Uhr vormittag»
ln §Sll«n HS Here- 2«n>alt belteht keinNnIpruch auslleferung <I«r Leitung o<I-r auf Nückzahlung äe» Sezug-preife»
Fernsprecher Nr. 3
verantwort!. Lchriftleitung: Frieärich Hans Scheele Druck unä Verlag äer A. Oelschläger'schen Suchäruckeret
Jahrgang 104
Englisch-französische Verhandlungen in Paris
Auf der Suche nach einer Einigungssormel für die hinausgefchobene Tributkonferenz
TU. Paris, 26. Jan. Am Montag fand im Außenministerium eine französisch-englische Besprechung statt, an der Ministerpräsident und Außenminister Laval, Finanzmini- fter Flanöin» der englische Botschafter Tyrell und der erste Botschaftssekretär teilnahmen. Die Unterredung, die fast zwei Stunden dauerte, galt in erster Linie dem Versuch, eine gemeinsame Haltung ln der Tribut- und Schuldenfrage vorzubereiten. Obwohl eine amtliche Verlautbarung nicht ausgegeben wurde, glaubt man in unterrichteten Kreisen zu wissen, daß eine bedeuten de Annäherung in den wesentlichsten Punkten erzielt worden sei. Der englische Botschafter hat seiner Negierung sofort Bericht erstattet. Es soll die Möglichkeit erwogen morden sein, die Lausanne! Konferenz Anfang Juni abzuhalten.
Aus London kommt im Gegensatz hierzu die Nachricht, baß die Unterredung zwischen Laval und dem englischen Botschafter in Paris negativ verlaufen sei.
Seit Ser letzten Unterredung des deutschen Botschafters Freiherrn von Neurath mit dem Unterstaatssekretär Bansittartam vergangenen Freitag ist die englische Regierung nicht wieder mit neuen Vorschlägen an die deutsche Botschaft hcrangetretcn. Das Schwergewichtder Verhandlungen liegt jetzt vielmehr in der Aussprache mit Paris. Hierbei hat die englische Negierung erneut zum Ausdruck gebracht, daß sie eine Tributkonferenz für wünschenswert hält, deren Ziel eine möglichst endgültige Regelung der Tributfrage sein müsse. Mit diesem Gedanken )at sich, soweit in London verlautet, Laval noch nicht einverstanden erklärt.
Das englische Pfund wieder gesichert
Die Bank von England zahlt die amerikanisch-französische« Kredite zurück
TU. London, 26. Jan. Wie die Bank von England mit- »eilt, hat sie die Absicht, den gesamten Restbetrag, der im August vorigen Jahres aufgenommcnen französtsch-ameri- 'anischen Rediskontkredite in Höhe von 8» Millionen Pfund Sterling (etwa 660 Mill. Reichsmark) zum Fälligkeitstermin »m 1. Februar zurückzuzahlcn. Die Zurückzahlung werde ihne jede weitere Inanspruchnahme der Goldreserven der Bank möglich sein.
Diese Mitteilung heißt, daß sich der Status der Bank weiter günstig entwickelt hat und daß kaum mehr eine Gefahr für das englische Pfund besteht. Die Bank erhält damit
TU. G«nf, 26. Jan. Die Tagung des Völkerbundsrates wurde am Montag unter dem Vorsitz Paul Boncours mit einer geheimen Sitzung eröffnet. Sie begann mit einem Vorstoß des chinesischen Vertreters Uen, der verlangte, daß im Hinblick auf die inzwischen erfolgte Besetzung Schanghais durch japanische Truppen der Völkerbunds- rat unverzüglich das Verfahren über den japanisch-chinesischen Streitfall von neuem eröffne. Der Völkerbundsrat beschloß, eine Sitzung ausschließlich zur Behandlung des japanisch-chinesischen Konflikts einzuberufen.
Der polnische Außenminister Zaleski beantragte sodann, die auf Antrag -er deutschen Negierung auf der Tagesordnung sichende AgrarbeschwerLe -er deutschen Minderheit in Polen auf die Maitagung des Rates zu verschieben. Der deutsche Vertreter, von Weizsaecker, widersetzte sich dem mit allem Nachdruck. Es wurde beschlossen, daß Ser Berichterstatter für die Minderheitenfrage, der japanische Botschafter Kato, mit den beiden beteiligten Abordnungen persönlich Flihlung über die Beschwerde aufnchmen solle.
Anschließend trat der Völkerbunösrat zu einer öffentlichen Sitzung zusammen, an der die Außenminister Spaniens, Polens und Süöslawicns teilnahmen. Sie begann mit einer großen KundgebungsürBrianö. Sämtliche 14 Nats- mächte brachten ihr Bedauern über sein Fernbleiben zum Ansdruck. Die Kundgebung wurde Lurch Lord Ccctl eröffnet, der die Verdienste Vriands um den Völkerbund und Las Friedenswerk stark hervorhob. Der deutsche Vertreter, Gesandter von Weizsaecker, schloß sich den Wünschen auf baldige Wiederherstellung der Gesundheit Briands an. Im Namen der französischen Regierung dankte Paul Boncour für die Sympathlecrklärungen und betonte, Laß BrianL nach wie vor ständiger Delegierter Frankreichs im Völkevbundsrat sei.
Der Rat beschloß sodann, -er AbrüstungSkonfe» renz eine Zusammenstellung des gegenwärtigen Standes Her zivilen Luftfahrt der einzelnen Länder sowie der be-
ihre volle Bewegungsfreiheit zurück und ist in Zukunft gegen jeden französischen oder amerikanischen Druck, der auf das Pfund ausgeübt werden sollte, weitgehendst geschützt. Zweifellos wird sich diese Tatsache auch politisch weitgehendst auswirken.
Reparationen oder Tribute?
TU. Berlin, 26. Jan. In einer Stellungnahme zu der Pariser Propaganda für neue Sanktionsmaßnahmen schreibt die „Germani a" u. a.: Selbst Herriot, der Abgott der Pazifisten aller Länder, rufe nach Tribuisanktionen. Herriot solle Loch einmal erklären, ob er von Deutschland Reparationen oder Tribute verlange. Man erinnere sich der Aufregung m Frankreich, als in einem amtlichen deutschen Dokument das Wort Reparationen durch Tribute ersetzt war. Wenn Deutschlands Zwangszahlungen dazu dienen sollen, unsere Industrie und Wirtschaft in Zukunft nicderzuhalten, so habe bas mit dem Begriff der Reparationen nichts mehr zu tun und wir würden zu unverhüllten Tributleistungen gezwungen fein, wie sie in längst vergangenen Jahrhunderten unterworfene Staaten an den stolzen und rücksichtslosen Sieger zu entrichten hatten.
Damit verließe Frankreich endgültig den Boden jeder Wieüergutmachungsbegriffe, wie sie von Amerika auLgebil- det und von den Kriegführenden akzeptiert worden seien. Warum greife der Führer der radikalen Partei nicht den Vorschlag des Sozialisten Leon Blum auf, der ein internationales Schiedsgericht zur Feststellung der tatsächlichen bisherigen Leistungen und der tatsächlich entstandenen Unkosten für den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete fordert? Er würde dann mit Erstaunen feststellen können, daß diese Leistungen nicht nur sämtliche Schäden decken, sondern daß der Ueberschuß erheblich genug ist, um damit die Saargruven und darüber hinaus viele andere sequestrierte Werte zurück- zuerwcrbcn.
Politik und Geld
TU. Paris, 26. Jan. Paris ist augenblicklich der Sammelpunkt einer ganzen Reihe von ausländischen Staatsmännern, die sich zum Teil auf der Durchreise nach Genf befinden, zum Teil aber auch in Finanzaugelcgenheiten ln der französischen Hauptstadt weilen. Neben den Ministerpräsidenten Griechenlands und Bulgariens befinden sich die Außenminister Polens, Spaniens, Portngals und Rumäniens in der Seinestadt.
stehenden internationalen Abkommen über die zivile Luftfahrt zu übermitteln. Dann beschloß der VülkerbunLsrat. den bereits vor längerer Zeit eingesetzten Ausschuß für die Angleichung des Völkcrbuudpaktcs an den Kelloggpakt von neuem zufammcntreten zu lassen. Der Ausschuß soll während der Dauer der Abrüstungskonferenz tagen.
In der Nachmittagssitzung des Völkerbundsrats, in der der japanisch-chinesische Streitfall behandelt wurde» kam es zu etnem scharfen Zusammenstoß zwischen den Vertretern beider Länder. Der chinesische Gesandte Ben verlas eine scharfe Erklärung, in der festgestellt wird. Laß die japanischen Truppen nach einem wohl durchdachten und brutal ausgeführtcn Plan die gesamte Mandschurei besetzt Hütten. Japan habe das dem Bölkerbund gegebene Versprechen, seine Truppen so schnell wie möglich zurückzuziehen, nicht gehalten. Der Völkerbund dürfe sich nicht mehr auf Vergleichsversuche beschränken. Die Anrufung anderer Artikel des Völkerbunds- pakteS werde von Tag zu Tag dringender. Es handle sich jetzt um eine Krise -cs gesamten Verfahrens des Völkerbundes zur friedlichen Regelung internationaler Streitigkeiten.
Der japanische Botschafter Dato leugnete die Besetzung der gesamten Mandschurei durch japanische Truppen. Das japanische Volk sei einstimmig entschlossen, seine Rechte, von denen das Bestehen Japans abhänge, zu wahren. Japan sei im Interesse der eigenen Sicherheit gezwungen gewesen, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Es werde weiterhin den Grundsatz der offenen Tür und -er Gleichberechtigung der Ausländer anwende».
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Gin Oesterreicher in Schanghai erschossen.
Der österreichische Staatsangehörige Albert PorgeS, der Schanghaier Filialleiter der American Expreß Company» wurde von chinesischen Soldaten in der Nähe -er internationalen Niederlassung erschosscm'
Tages-Spiegel
Die diplomatischen Verhandlungen zwischen England «nd Frankreich über eine Einigungssormel für die Tribut« konferenz sind gestern in Paris wieder anlgenomme« worden. Man rechnet in unterrichteten Kreise« mit dem Zusammentritt der Konferenz nicht vor Anfang Juni.
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I« Gens wnrde die 66. Ratstagung des Völkerbundes mit einer Kuudgedung sür Briaud erössnet. Bei Behandlung des Mandschurei-Konflikts kam cs zu Anseinandersetznn» gen zwischen de« Vertretern Chinas und Japans.
Der russisch-polnische Nichtangriffspakt ist gestern in Moskau von den beteiligten Staaten unterzeichnet worden.
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Ans Kopenhagen kommt die Nachricht von einem geplante« englisch-nordische« Zollbündnis. In England ist man über die vorzeitige Veröffentlichung verstimmt und gibt Dementis ans.
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Die amerikanische Negierung wird wegen des Einfalls jap«» nischer Seestreitkräste in Schanghai eine Protestnote nach Tokio sende«.
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I« Newyork ist im 68. Lebensjahr der bekannte Bankier Dr. Paul Marburg» der Schöpfer deS amerikanische« Zentralbankensystems, gestorben. Marburg war in her» vorragendem Maße an allen internationalen Finanzver» Handlungen beteiligt.
Der russisch-polnische Nichtangriffspakt
TU. Moska« luder Kowno), 26. Jan. Im Konferenzsaal deS Autzenkommiffariats der Sowjetunion wurde am Mon» tag -er russisch-polnische Nichtangrisfsvcr- trag durch Außenkommissar Litwinow und den polnischen Gesandten Dr. Patek paraphiert. Der Vertrag besteht aus 7 Artikeln und besagt in seinen Hauptpunkten:
1. Die beiden Vertragspartner verzichten auf die Regelung aller Streitigkeiten durch das Mittel eines Krieges.
2. Beide Staaten verpflichten sich, keine Vereinbarungen mit dritten Ländern zu treffen, die gegen eine der Vcrlrags- selten gerichtet sind. Die Abmachungen, die zwischen einem der vertragschließenden und einem dritten Staat getroffen worden sind, bleiben auch nach Abschluß des Nichtangriffs« Vertrages in Kraft, wenn es sich nicht um Vereinbarungen handelt, die Angriffsabsichten in sich bergen.
3. Der Vertrag gilt für eine Zeit von 8 Jahren. Er kann 5 Monate vor Ablauf der Vertragszelt gekündigt werden. Erfolgt keine Kündigung, so verlängert er sich automatisch um weitere zwei Jahre.
4. Der Vertrag kann 80 Tage nach der Paraphierung ratifiziert werden.
Die übrigen Abschnitte des Vertrages beziehen sich auf die Verpflichtungen -er beiden Partner für den Fall, daß einer von ihnen von einer dritten Seite angegriffen wird. In einem solchen Fall muß der andere Vertragspartner Neutralität bewahren. — Der russisch-polnische Vertrag wird von Polen erst dann unterzeichnet werden, wenn sämtliche übrigen Nichtangriffsvcrträge Doivjetrußlands, vor allem der Vertrag mit Rumänien, unterzeichnet worden sind.
Die Bedeutung des Vertrages
Die Paraphierung des polnisch-russischen Nichtangriffspaktes ist ein Ereignis von weittragender politischer Bedeutung. Er ist für die kommende Abrüstungskonferenz von be» sonderer Bedeutung, da Polen jetzt nicht mehr behaupten kann, daß eS durch die Drohung seines russischen Nachbarn zu besonderem Rüstungsaufwand gezwungen wäre.
Washington gegen Japans Gewaltstreich in Schanghai
TU. Washington, 26. Jan. Die amerikanische Negierung wendet sich in scharfer Weise gegen die japanischest Militär- maßnahmen in der internationalen Ansiedlung Schanghais. In hohen Negierungskreisen verlautet» daß die Washingtoner Negierung weitere japanische Truppenlandungen in Schanghai als „ernste Unruhe"" anschen würde. Solche japanische Maßnahmen wären nur gerechtfertigt, wenn japanisches Leben und Eigentum in Schanghai bedroht wären. Das treffe jedoch nicht zu. Die Negierung wird eine Protestnote an Japan richten.
«abinettkrije in Nanking.
Der chinesische Außenminister Tschen hat sein Rücktritts» gesuch eingereicht mit der Begründung, das Kabinett habe seine Vorschläge Wer die Jcrpan gegenüber einzunehmende Haltung abgelehnt. Der Ministerpräsident ist ebenfalls zurückgetreten. Nach seinem Rücktritt wird die Frage der Ernennung Tschiangkaischeks zum Ministerpräsidenten akut.
Die Völkerbundratstagung in Genf eröffnet
Große Kundgebung sür Briand — Hilferuf Chinas gegen das Vorgehen Japans in
der Mandschurei