Der Stuttgarter Schloßbrand
Neues Ausleven des Brandes — Einsturz zertrümmerter Gebäudeteile
auch einmütig von der Polizeiabtcilung des Gcmcinderat
Entgegen alten Erwartungen kam über ^ie Weihnachtsfeiertage der Brand im Stuttgarter Alten -schlag noch einmal auf. In der Stacht von Freitag auf Samstag stieg am südöstlichen Teil des Ostflttgcls direkt neben dem Rectauf- gang verdächtiger Stauch aus, der in kurzer Zeit da» ganze Schloß einhüllte nnd die Löschmannschaften erneut ganz in Anspruch nahm. Der Brandherd sah in den unteren Stockwerken und war für die Löschmannschaften unzugänglich, da nur mit äußerster Borsicht an die Brandruinen herangcgan- gcn werden kann. Aus 0 Strahlrohren wurde ununterbrochen Wasser in den lodernden Trümmerhaufen geworfen, ohne daß es gelungen wäre, bis zum Samstag nachmittag das Feuer zu ersticken. Eine unmittelbare Gefahr für den Südfiügel besteht zwar nicht. Bei der heimtückischen Art des Feuers kann aber jegliche Gefahr erst dann als völlig beseitigt angesehen werden, wenn sämtliche Brandherde gänzlich erstickt sind, so daß man vor weiteren Ueberraschungen sicher ist. Im übrigen bietet die Brandstätte einen phantastisch schaurigen Anblick. Der gesamte Ostflügel, flankiert von den beiden Türmen, ist ein rauchender Vulkan, in dessen Innerem sich ein Gewirr von verkohlten Balken befindet. Aus allen Ritzen und Fugen kommt das Wasser heraus. Im Mittelbau schießt es einem Sturzvach gleich in den Hof. Durch das Tanwctter ist die Einsturzgefahr g"otz geworden. Man befürchtet, daß die Innenwand zwischen Mittelbau und ^ Sübostturm dem ungeheuren Druck nicht mehr lange standzuhalten vermag.
Der allgemein erwartete große Einsturz der Brandruinen des Alten Schlosses wirkte sich glücklicherweise nicht so schlimm aus, wie man ursprünglich vermutet hatte. Denn er beschränkte sich auf einen Zusammensturz im Innern, während die Umfassungsmauern stehen blieben. Zwischen 5 und 0 Uhr früh am Sonntag wurden die Löschmannschaften durch ein verdächtiges Knistern aufmerksam. Kurz darauf gab es ein unheimliches Getöse. Es trat jedoch bald wieder Ruhe ein; sämtliche Umfassungsmauern standen noch. Nur im südöstlichen Teil des Ostslü- gels war die untere Decke eingebrochcn, La das hcrabge- stürzte und halbverkohlte Gebälk der oberen Stockwerke nachdrückte. Entgegen allen Erwartungen waren die Umfassungsmauern stark genug, dem ungeheuren Druck des nachstürzenden Gebälks den nötigen Widerstand entgcgcn- zusenen.
Branddirektor Müller führt zur Zeit nicht mehr die Aufsicht an der Brandstätte, da er infolge der übermenschlich großen Anforderungen, die in den ersten Vrandtagen an ihn gestellt wurden, über Weihnachten sehr schwer erkrankt ist. Daß Branddirektor Müller bei Bekämpfung des Nicsen- ie"<us vollkommen richtig gehandelt hat, ist jetzt übrigens
anerkannt worden.
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Der durch die Vrandlatastrophe zerstörte Ostslitgel des Alten Schlosses
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Die Feuerwehrmänner, Zimmermeister Paul Wetze! und Vautechniker Willi Ade, die bei dein Einsturzuuglück anläßlich des Brandes im Alten Schloß als Feuerwehrleute ihr Leben lassen mußten, wurden am Nachmittag des 1. Wcih- nachtsseiertages aus dem ansteigenden Teil des Friedhofs in Zuffenhausen gemeinsam beerdigt. An der Trauerfeier beteiligten sich nicht nur die Wcckerlinte von Zuffenhausen, sondern in starker Vertretung auch die Stuttgarter Bcrufs- fcucrwehr nebst zahlreichen Abordnungen auswärtiger Feuerwehren. Es mögen 300—400 Feuerwehrleute gewesen sein, die ihren wackeren Kameraden die letzte Ehre erwiesen. Am Sonntag nachmittag folgte dann ebenfalls in feierlicher und würdiger Weise die Beisetzung des Oberfcuerwehrman- nes Wilhelm Ucbele auf dem Steigsriedhof in Cannstatt.
Schiffsunsälle Schifssbrand im Notterdamer Hofe».
Im Notterdamer Hafen brach im Vorschiff des 8000 Ton- nen-Dampsers „Oostkcrk" der Vereinigten Niederländischen Schiffahrtsgesellschaften, der mit 1000 Tonnen Kopra, sowie Sojabohnen, Erdnüssen, Leinöl, Holz und Stückgütern aus Bokohama eingelrofsen war. Feuer aus. Die Bekämpfung des Feuers mit etwa 28 Schlauchleitungen wurde durch starke Nauchentwickelung erschwert. An einer Stelle brannte die Schiffswand durch. Der Schaden soll sehr bedeutend sein.
Zwei japanische Küstenschisse znsammengestoßcn In der japanischen Jnlandssee stießen zwei Küstenschiffe, die Z)ae Aama Maru und die Kansai Maru zusammen. Das erstere Schiff sank sofort und ging unter. 80 Passagiere sollen ertrunken sein.
Aus Stadt und Land
Calw, 28. Dezember 1931.
Forstliche Staatsprüfung
Eugen I l g von Aichelberg hat die forstliche Staatsprüfung mit Erfolg abgelegt und ist zum Forstassessor bestellt worden.
T«s Weihnachtswetter
hat nicht gehalten, was es versprach. Die auf bas kalte Wetter der vorangegangenen Tage gestützte Erwartung, es werde ein weißes, kaltes und sonniges Weihnachten geben, hat sich nicht erfüllt. Warme ozeanische Luftströmungen haben in der Heiligen Nacht die Kälte gebrochen und am Morgen des 1. Wcihnachtstages fiel leichter Regen, der sich auf dem kalten und gefrorenen Boden in Glatteis verwandelte und das Gehen auf Len Straßen tn den frühen Morgenstunden sehr erschwerte. Auch die beiden folgenden Weihnachtstage
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»Ich bin für niemand zu sprechen. — Was ist mit mei- nem Soyn?"
„Der Fremde behauptet, von Ihrem Herrn Sohn zu kommen,"
„S:e kennen den Mann nicht?"
.Nein."
„Führen Sie ihn zu mir!"
Annes eilte zur Diele zurück. S'e nickte dem Fremden zu. „--.er Herr Professor erwariet Sie."
Dcr Mann folgte ihr und betrat Klübers Arbeitszimmer. Er verbeugte sich leicht vor dem Professor, der ihm voll gespannter Erwartung entgegen ah. — Nein, diesen schwarz- bärtigen Menschen lalle Klüber noch nie uc sehen. — „Sie bringen m r Nachr'cht von meinem Sohn?^
„Allerdings, Herr Professor."
„Gute Nachricht? — Schlechte Nachricht? — Wo ist er?"
^„Ich hoffe, gute Nachricht. Zunächst aber bitte ich, Ihrem Per onal zu erklären, daß man uns bei dieser Unterredung unter keinen Umständen stören soll. Ich habe Ihnen derart W chtigrs mitzutcilen, daß dies Verlangen wirklich begründet isi."
Klüber schritt zur Tür und rief Agnes. Er gab ihr ent- sprechende Anweisung. Tann wandte er sich seinem Gast zu. „4.arf ich zunächst fragen, wer Sie sind und woher Sie kommen?"
„Mein Name tut nichts zur Sache. Ich komme von Do- brom --rznce. Gesandt hat mich Leo Salenzyca."
„Salenzyca?"
„Sie haben diesen Namen bestimmt schon gehört. Ein gewisser Herr Ibcnstein hat sich in Ihrem Namen nach Ihrem Sohn erkundiat und erfahren, daß er bei Herrn Salenzyca Gastrecht genoß."
„Das^stimmt. Liber Herr Ilienstein hat di« Nachricht ge- bracht, mein Sohn sei wieder abgercift."
-Das lUmmt nickt oanr."
„Wie verhält es sich also? — Bitte, nehmen Sie doch Platz!"
Klüber sank in seinen Schreibsessel. Der Fremde setzte sich ihm schräg gegenüber.
„Dieser Herr Ibenstein hat wohl falsch verstanden."
„Das wäre sonderbar!"
„Herr Dr. Klüber genießt mit seiner Braut immer noch Gasirecht bei Herrn Salenzyca."
„Löeshalb kehrt er nicht heim?"
„Das ist eben der Grund, warum ich heute bei Ihnen bin. Ihr Herr Sohn sendet mich zu Ihnen."
„Warum kommt er nicht selbst?"
„Nehmen Sie an, daß es ihm zu gut bet uns gefälltl"
Klüber straffte sich. „Wollen Sie Ihr Spiel mit mir treiben? Ich bin nicht dazu aufgelegt!"
Der Fremde zog einen Ring hervor. „Kennen Sie diesen Ning?"
Gespannt griff der Professor danach. — Ja, das war der Ring mit dem großen Smaragd, Klaus' Ning, den er von der Mutter geerbt hatte. — „Wie kommen Sie zu diesem R,ng?"
„Ibr Sobn gab ihn mir."
„Weshalb?"
„Dcr Ring soll mich ausweisen als Boten Ihres Sohnes."
„Und was wollen Sie mir im Aufträge meines Sohnes berichten?"
„Ihr Herr Sohn wünscht, daß Sie mir Ihr Wissen über bas neue Giftgas verkaufen. Ich will das Geheimnis dieses Giftgases von Ihnen erwerben."
Klüber starrte entsetzt den Sprecher an. „Also dochl Meine Ahnung hat mich nicht betrogen!"
Er drohte. „Sie werden mir sofort Ihren Namen sagen und mir erklären, wo ich meinen Sohn finde. Ich verständige sonst unverzüalich di« Kriminalpolizei."
„Lassen Sie die Polizei aus dem Spiel, Herr Professorl Sinnen Sie auf Verrat, rufen Sie die Polizei — dann bedeutet das Ihres Sohnes Tod. Er und seine Braut sin- bann unrettbar dem Tode verfallen. Wenn ich nicht spätestens heute nachmittag die Rückreise «wirrte und meine Freunde telegraphisch verständigen kann, ist Ihres Sohnes Schicksal morgen früh entschieden. Sie werden ihn dann nie mehr Wiedersehen. Er wird mit seiner Braut sterben!"
Klüber krallte die Hände um die Lehne seines Sessels. „Das ist zuvieU Gestern -er Kampf um Ruth und heute -lest"
brachten vielfach nebliges, trübseliges und naßkalte» Wetter. Nur zeitweilig wagte sich die Sonne hervor. Der Eisenbahnverkehr wies die übliche Steigerung aus, die sich in besonders starkem Maße namentlich vor und mit Beginn sowie am Ende der drei Feiertage bemerkbar machte.
Weihnachtsveranftaltung des Ealwer Liederkranz Ter Ealwer Liedcrkranz hatte zum Stephanstage seine Mitglieder und Freunde wieder zu einer Weihnachtsveran- staltung cingeladen. Wenn der VereinSauSschuß dem Beschluß des Vorjahres, wo bekanntlich diese traditionelle Veranstaltung mit Rücksicht auf die Not der Zeit aussicl, nicht erneuerte, traf er trotz aller, gewiß nicht zu verkennender Bedenken, die heute gegen die Abhaltung von Festen und Vergnügungen geltend gemacht werden, das Nichtige. Denn für diese Liederkrauzvcranstaltuug bestand, wie auch dcr überaus starke Besuch bezeugte, ein tatsächliches Bedürfnis. Sind doch diese Veranstaltungen des Vereins, wie Vorstand Köhler in seiner herzlichen Begrüßungsansprache sehr richtig hcrvorhob, keine leeren Vergnügungen. Sic dienen der einem Herzensbedürfnis entspringenden Pflege des Gesanges und bedeuten für die aktiven Mitglieder den Abschluß der Jahresarbeit, während sie den Passiven gegenüber eine gewisse Gegenleistung für die dem Verein gehaltene Treue darstcllcn. Und wenn an solchen Abenden neben dcr Sangesarbcit auch der Humor zu seinem Recht kommt, so möge man nicht vergessen, baß er gerade in schwerer Zeit eine gute Medizin ist — und als solche doch immer wieder gern geschluckt wird. Die Weihnachtsvcran- staltung bot Heuer ein sehr abwechslungsreiches, vo.tccss.ich vorbereitetes und durchgcsührtcs Programm, das von der zielbewußten, begeisterten Arbeit der Chöre wie dem Hochstande des gut geleiteten Vereins überhaupt Zeuguis gib. Den ersten Teil der Vortragsfolge bestritten unter Steb- sührung des Chormcistcrs, Musikdirektor Sch ras ft, der Männerchor, der Gemischte Chor und das ausgezeichnete Quartett des Vereins, sowie ein unter Leitung von Musikdirektor Frank musizierendes, durch einige einheimische Musikfreunde sehr glücklich ergänztes -.treichorchesler. Von echtem Weihnachtsklang getragen waren die Vortrüge des Männerchors „Stille Nacht" in der stiinmungsfeinen Fassung von Gruber und eines von Musikdirektor Sch.afft unter glücklicher Auv vcrcung der mKokramatiichen For i eindrucksvoll komponierten Wcihnachisliedcs, ebenso wie zwei vom Männerquartett trefflich gesungene altdcnM-e Weihnachtslicder, die vom Gemischten Chor dargcbotcne „Verkündigung" von Palmer-Silcher und das Schnmanusche Lied „Heilige Nacht" auf Engelsschwingcn Ferner brachte der Männcrchor das bereits vor 80 Jahren vom Verein mit viel Erfolg aufgcsührte Chorwerk Lachncrs „Sturmcs- mythe" sehr wirksam zum Vortrag, wobei sich die Mitwirkung des Orchesters unter Verwendung eines von Musikdirektor Frank eigens verfaßten Orchcstcrparts als wertvoller Unterbau erwies. Auch bas Tübmger Prcislied, das dem Veretn im Sommer 1913 einen lä-Preis eintrug, die Tonschöpsung „Sehnsucht" von Micza nach dem bekannten herrlichen Eichcndorssgcdicht, erfuhr eine vorzügliche Wiedergabe und fand neben dem prächtigen Wcngcrt-Ehor „Unser Schwabenland" stürmischen Beifall. Fein herausgearbci- tet waren die beiden Ouartettdarbietungen „Der Reiter und das Nägelein" von Arnold und das schnurrige „Nußmännchen" von Srhaaf, das von den Sängern wiederholt gesungen werden mußte. Das Orchester spielte das Largo von Beethoven und mit besonderem Erfolg die Ouvertüre zu Aubers Oper „Die Stumme von Portici". Nach Abschluß des Gesangs-Programms durfte Vorstand Köhler eine sehr seltene Ehrung vornehmen? die Auszeichnung zweier Vereinsjubilare für 40jährige aktive Sanges- tätigkeit, ein bisher in der Geschichte des Ealiocr Liederkranz noch nicht verzctchnetes Ereignis. Im Aufträge
Auch die schönste Kleidung kann rote Hände und rotes Gesicht nicht schön machen. Allein die herrliche Creme Leodor bewirkt dieses Wunder und macht die Haut weiß und zart. Tube 60 st".
„Bleiben Sie ruhig, Herr Professor! Es ist am besten so. Glauben Sie nicht, daß ich nur leere Drohungen ausspreche! Nehmen Eie meine Worte für ernstl Ich kann Ihnen nicht beweisen, daß das geschehen wird, was ich Ihnen jetzt eben ankündigte; aber Sie würden bei einem Verrat Ihrcr'eits nur zu bald erfahren, daß ich recht gesprochen babe. — V:r- rat Ihrerseits mordet Ihren Sohn, vergessen S'e das nichü"
Klüber rang nach Fassung. „Wo ist mein Sohn?"
„Er ist für Sie unauffindbar."
Stöhnend preßte der Professor die Rechte vor die Augen. „Klaus, daß du diesem Mädchen nachso'gtest! Sie hat dich ins Verderben gezogen."
Dcr Fremde lächelte höhnisch. „Ja, die Lebe, Herr Professor!" Er änderte seine Stim...e; sie klang jetzt drohcnii. „Aber glauben Sie nicht, daß das Mädchen irgendeine Schuld trägt! Das Mädchen ist gänzlich unschuldia an dem L*er- schwinden der Geheimpapiere. — Und merken Sie wohl: M i t Ihrem Sohn steht das Mädchen in Todesgefahr! Fällt Ihr Sohn, so fällt auch das Mädchen. Sie haben dann aUo auch das Leben der Hilde Oh'.emark auf dem Gewissen! Sie hätten dann nicht nur Ihren Sohn, sondern auch dies un'chul- dige Mädchen gemordet."
Klüber schrie auf. „Nein, nein, und abermals nein! — Was soll ich alles getan haben? — Ich soll meine Kinder morden? — Ihr mordet meine Kinder! Ihr Teufel umlauert mich und wißt mich recht zu treffen: Ihr zwingt meine Kinder in eure Gewalt! Das Leben meiner Kinder spielt ihr gegen mich aus! — Prozessor Kom.tako . . ."
„Dcr Mann ist ja tot."
Klüber forschte. „Woher wissen Sie das?"
„Ich war schon gestern hier. Ich beobachtete Sie und weiß auch Bescheid um Ihren Besuch bei Komitako."
— dann sind Sie es gewesen, der ihn gemordet
Der Fremde hob den Arm. „Lossen Sie das! — Meine Zeit ist kostbar. — Wollen Sie mir also Ihre Erfindung verkaufen oder nicht?"
Klüber stürmt« erregt durch das Zimmer. „Ich will nicht! Ich kann nicht!"
„Sie wollen nicht? —, Merken Sc«: Wenn Sic nicht wollen, dann trifft Ären Sohn das gleiche wie bei einem Verrat Ihrerseits. — Er wird stcrbenl"
(Fortsetzung folgt.)