(rscheinungkweise r füglich mit Ausnahme <ler Sonn- unck Festtage

ttnzetgenprei«:

») im Anzeigenteil: äte Seile 20 Soläpfenntg« d)im rr.klametetl: öteSeileöSSoläpsennig,

auf Sammelanzeigen Kommen 50°/« Suschlag

agr Platzvorschriften kann kein« Sewähr übemommrn weräen

Mr »«w, r»n« »V e«i»

Nr. 245

Kmls- unä Knzeigeblalt für äen Oberamtsbezirk Oaliv

UUML

'.ss,

7'

vezugrprei»:

In äer Ltaät 40Soläpfennige wöchentlich mit tzrägeriohn Post-öezugsprei» «0 Solä- psennige ohne Bestellgeld

Schluß 6er Anzeigen­annahme 8 Uhr vormittag»

In 5LN«n KLH-nr S«nx>It beftek« l»in«n<pru<t, auflief«r»n.

Fernsprecher Nr. S

verantwort!. Schriftlritung: Frieärich Han» Scheel« Druck unck Verlag cker A. Delschlckger'schen Buchckruckerei

i

t

r

i

Di en stag, dm 20. Oktober 1931

Jahrgang 104

Sven Hedin gegen Versailles

Kein Friede ohne Beseitigung der Gewallgrenzen und der Küegsschuldliige

TU. Stockholm, 20. Okt. Den Höhepunkt der dem An­denken von Erzbischof Nathan Söderblom geweihten groben Stockholmer Friedenskonferenz bildete am Sonntag abend eine Rede des weltbekannten schwedischen Forschers Sven Hedin. Vor mehreren tausend Zuhörern führte er in der großen Vlasicholms-Kirche u. a. aus: «Ich bin nur ein Pilgrim in den großen Wüsten, den einzigen Gegenden der Erde, wo der Frieden souverän herrscht weil es dort keine Menschen gibt. Im übrigen ist unsere ganze müde Erde ein einziges Kriegstheater, ein gewaltiges Schlacht­feld, ein Friedhof ohne Grenzen. Wo ist der Frieden ge­blieben, der nach dem großen Krieg in so feierlichen Phrasen versprochen wurde? Wie können verantwortungsvolle Staatsmänner diese Flut von Lügen verbreiten, die noch jetzt nach 13 Jahren die Entwicklung hemmt? Eine solche Saat von Unwahrheiten konnte keine andere Frucht bringen.

Die neuen Grenzen konnten auf keine andere Art ge­zogen werden, die so sehr zu neuen Kriegen anreizt, wie eS damals vor 13 Jahren geschah. Man versteht daS Miß­trauen und die Gleichgültigkeit, mit der die Friedenspalme von den Bewohnern eines verstümmelten Landes entgegen­genommen werben soll, das durch bewaffnete Gendarmen von seinen Stammesbrüdern getrennt wird. Ein Haß wurde gesät, der jetzt vor unseren Augen aufgcht. Laßt «nS offen zugebcn, daß kein Frieden in Europa möglich ist, ehe die unnatürlichen Grenzen von Versailles beseitigt und neue gezogen find. Wenn der Krieg das größte Verbrechen war, so war dieser »Frieden* die gigantischste Dummheit, die je­mals begangen worden ist. ES ist keine Kris« in der wir leben, sondern eine Katastrophe, die Spengler» Prophe­zeiung vom Untergang deS Abendlandes erfüllen wirb. Laßt «ns offen bekennen» daß kein Frieden möglich ist, ehe die Kriegsschulden gestrichen und ganz besonder« alle in der Stunde der Not erzwungenen Bekenntnisse der KriegSschuld zerrissen sind.*

Herabsetzung der deutschen Tribntzahluug a»s Mill.

M-rk?

TU. Paris, 20. Okt. Von Vor- der «JSle de France* wurde am Montag der hiesigen Presse gemeldet» daß Amerika angeblich beabsichtige, die deutschen Tributzahlungen »ach Ab­lauf -es Feicrjahres auf Mill. Dollar jährlich lrund 2lü Mill. Mark) herabzusetzen. Die Vereinigten Staaten seien jetzt bereit, der französischen Sicherheitsthese Rechnung zu tragen.

Der Sonderberichterstatter der «Information*, Fernan­de Brinon, drahtet seinem Blatt von Bord der «Jsle de France* einen bemerkenswerten Bericht über den mutmaß­lichen Inhalt der Washingtoner Besprechungen. Brinon meldet, es sei wenig wahrscheinlich, daß Präsident Hoover eine einfache Verlängerung des im Juli ablausenden Feier­jahres vorschlagen werde. Gegen eine derartige Lösung mache sich in parlamentarischen Kreisen eine starke Opposition geltend. Ein Teil der amerikanischen Oeffentlichkeit scheine jedenfalls einen weiteren Zahlungsaufschub zugunsten

Deutschlands zu fordern. Die Schuldverpflichtungen der an­deren Staaten gegenüber Amerika sollten jedoch nicht auf­gehoben, sondern nach Maßgabe der Zahlungsfähigkeit der Schuldner bestimmt werden, wobei natürlich an Frankreich gedacht werde. Andere Gruppen, und zwar vornehmlich die gut unterrichteten Finanzkreise, treten ihrerseits für eine Aufrechterhaltung der Reparationszahlungen in verständigen Grenzen ein. Man könne daher damit rechnen, daß eine Herabsetzung der Tributleistungen gebilligt werde, wobei man von einer Jahreszahlung von 60 Mill. Dollar spreche. Man habe sogar ins Auge gefaßt, von Deutschland gewisse Bürgschaften in Form von Sonderabgaben zu verlangen. Englische Befürchtungen wegen der finanzielle« Ziele LavalS in Washington

TU. London, 20. Okt. Im Zusammenhang mit dem Be­such Lavals in Washington bringt der diplomatische Mit­arbeiter des Daily Telegraph die Befürchtungen Londoner Kreise wegen der finanziellen Ziele Lavals zum Ausdruck. Lava! und seine finanziellen Berater würden den Präsiden­ten Hoover und die amerikanischen Zentralbanken davon ab- brtngen wollen, in der Frage ausländischer Anleihen eine liberalere Politik als bisher durchzuführen. Frankreich sehe die Möglichkeit eines derartigen Wechsels in der amerikani­schen Finanzpolitik mit Mißtrauen an, da eS wahrscheinlich nicht umhin könnte, dem amerikanischen Beispiel zu folgen. Di« Franzosen betrachteten eine Vermehrung der inter nationalen Kredite als eine Art Inflation, worüber sie während -eS Besuches deS englischen Außenministers in Pa­ris keinen Zweifel gelassen hätten. Der diplomatische Mit­arbeiter erinnert hierbei daran, daß Flandin, Moret und ihre Berater von dem Plane eines internationalen Kredit­instituts, der von Montague Norman vorgeschlagen worden war und von England unterstützt wurde, nichts wissen woll­ten. Die französische Regierung lehne auch den englischen Plan zur Einberufung einer internationalen Goldkonferenz entschiede« ab.

Der «TempS* erwartet enge französisch-amerikanische Zusammenarbeit

TU. Paris, 20. Okt. Der Temps befaßt sich mit dem aus französischen und amerikanischen Quellen stammenden Ge- rüchten über angebliche Pläne des amerikanischen Staats- Präsidenten und LeS französischen Ministerpräsidenten zur Festigung der europäischen Finanzlage. DaS Blatt erklärt, diese Gerüchte liefen lediglich darauf hinaus, eine gewisse Stimmung in der Oeffentlichkeit ,« schaffen, wobei jedes Land bestrebt sei, die eigenen Interessen in den Vorder­grund zu stellen. Beide Staatsmänner seien von ihren ge­genseitigen Auffassungen vollkommen unterrichtet, so daß sie diejenigen Möglichkeiten ins Auge fassen könnten, die im Augenblick zu verwirklichen seien und die im wesentlichen auf eine enge französisch-amerikanische Zusammenarbeit hin­auslaufen würden. Auf dieser Grundlage werde man bann mit den übrigen interessierten Mächten in Verbindung tre­ten und diesentgen Regelungen treffen, die im Interesse sämtlicher Staaten notwendig seien.

Tages-Spiegel

Das Reichskabinett hat a-, SamStag die deutschen Mitglie­der der dentsch-sranzösischcu Wirtschaftskommission bestellt.

a

Auf der Zeche Mont-EeniS bei Herne wurde« durch eiu Schlagwetter v Bergarbeiter getötet und 27 verletzt.

»

Professor Deyke in Lübeck hat bei dem Calmette-Prozeß die ausscheuerregende Erklärung abgegeben» daß er daS Opser eines wisseuschastliche« Irrtums geworden sei.

»

Beim Besuch des italienischen Außenministers Grandi in Berlin solle« hauptsächlich handelspolitische Fragen be­handelt werden.

»

Die Deutsche Bolkspartei in Bade« ist mit der Haltung der Reichstagssraktion in der entscheidende« Abstimmung über bas Kabinett Brüning nicht einverstanden.

zuständiger Stelle versichert, daß die vicrköpftge Parteilei­tung vor der Entscheidung im Reichstag beschlossen habe, die Reichstagssraktion zu ersuchen, unter allen Umständen ge­schlossen abzustimmen.

DBP. in Baden

Gegen daS Mißtrauensvotum im Reichstag --- Karlsruhe» 20. Okt. Die Parteileitung, die LandtagS- fraktton und die Bezirksführer der Deutschen Volkspartei in Baden haben in einer Entschließung erklärt, daß bas Mißtrauensvotum gegen das Kabinett Brüning nicht ihre Zustimmung sinket und daß die Stellungnahme der-i volksparteilichen Abgeordneten» die für das Kabinett ge­stimmt haben, gebilligt wird.

Trennnng von der SPD.

-- Frankfurt a. M, 20. Okt. In Mainz ist eS in einer sehr erregt verlaufenen Mitgliederversammlung der sozial­demokratischen Partei, an der auch der Delegierte deS Hauptvorstandes und der hessische Staatspräsident Dr. Ade­lung teilnahm, zu einer Spaltung der Partei gekommen. Der Führer deS Mainzer Ortsvorstands erklärte während der Versammlung seinen Austritt: ihm schlossen sich sämt­liche Mitglieder deS Ortsvorstands an, die noch im Lauf dieser Woche eine Versammlung zur Gründung einer Orts­gruppe Mainz der sozialistischen Arbeiterpartei einberufen werden.

Neueste Nachrichten

A«fsehenerregende Erklärungen im Calmette-Prozetz. TU. Lübeck» 20. Okt. In der gestrigen Verhandlung de» Tuberkulose-Prozesses kam eS zu einer überraschenden Aus­sage des Professors Dr. Deycke. Professor Deycke erhob sich, um «. a. folgendes auszusagen: Ich möchte aufstehen, weil ich etwas sehr Ernstes zu sagen habe. Damals, bei -er Ein­führung des EalmetteverfahrenS in Lübeck, war ich der fel­senfesten Uebcrzeugung, baß das Calmettevcrfahren nicht nur unschädlich, sondern daß eS nützlich war.

Ich bekenne offen und frei, daß daS ein wissenschaftlicher Irrtum gewesen ist, und zwar ein wissenschaftlicher Irrtum, der sich mir aufgedrängt hat durch das, was nach der Fütte­rung in Lübeck geklärt worden ist, was ich auf Grund andert­halbjähriger Studien festgestellt habe. Wenn man mich wegen dieses wissenschaftlichen Irrtums strafrechtlich belangen kann, so soll mäU mich verurteilen.

Ich scheue keine Verantwortung. Für daS, was ich getan habe, stehe ich ein. Ich habe mich seit Jahren bemüht, den kranken Menschen und besonders den Tuberkulosekranken zu helfen, und deshalb bin ich tief erschüttert, daß gerade ich die­ses Unglück hervorgerufen habe. W^nn das Gericht dazu kommt, meinen Irrtum als Grundlage für eine Verurtei­lung zu halten, so bitte ich, mich allein schuldig zu sprechen, aber nicht die anderen Angeklagten. Ich stehe allein für meinen wissenschaftlichen Irrtum ein.

DaS Grubenunglück anf der Zeche «Mont-Cenis*.

TU. Herne, 20. Okt. In dem Unglücksrevier auf der Zeche Mont-Cenis IM sind bis 11 Uhr vormittags S Tote und 18 Verletzte geborgen worden. Der Leiter der Haupt- stclle deS Grubenrettungswesen, die Direktoren der Zeche, sowie die Herren vom Bergrevier sind eingefahren.

TU. Herne, 20. Okt. Nach amtlicher Feststellung waren um 13 Uhr mittags 9 Tote und 27 Verletzte geborgen. Zur Morgenschicht waren im ganzen 67 Mann eingefahren, von denen eine ganze Anzahl, zum Teil unverletzt, ans Tageslicht befördert werden konnte. An der Unglttcksstelle entstand ein Brand» der jedoch infolge des raschen Eingreifens der Ret­tungsmannschaften schnell gelöscht werden konnte. Der Schacht ist nicht gefährdet, ebenso sind die benachbarten Be­triebspunkte gefahrenfrei. Die Toten und Verletzten wie­sen zum Teil schwere Brandwunden auf. Die Schwerverletz­ten wurden in die umliegenden Krankerchäuser gebracht.

Revolten in den politischen Parteien '

Unzufriedenheit mit der Haltung der Reichstagsfraktionen

Wie die Telegraphenunion zuverlässig erfährt, hat Staats­minister a. D. Dr. Weber sein Amt als zweiter Vorsitzender der Wirtschaftspartei niedergelcgt. Dies hängt mit -er Ab­stimmung im Reichstag zusammen, wobei die Wirtschafts- Partei eine Haltung eingenommen hat, die Dr. Weber nicht mit seinem Namen decken will.

Wegen des Verhaltens der Wirtschaftspartet bei der Ab­stimmung über das Schicksal der Brüningregierung hat die Ortsgruppe Unterweser der Wirtschaftspartet ihre Auflö- sung beschlossen.

In einer Versammlung der Ortsgruppe Duisburg der Wtrtschaftspartei wurde der Anschluß der Ortsgruppe an die am 20. September in Frankfurt gegründete Radikale Mittel­standspartet nach einer Rede deS 1. Vorsitzenden Lammers vollzogen.

Der Vertreter der Hamborner Wirtschaftspakte» erklärte in der Aussprache, daß die Ortsgruppe Hamborn »war nicht mehr der Wirtschaftspartet angehüre, tm übrigen aber «Ge­wehr bei Fuß* stehe.

Nach einer Blättermeldung aus Wesel hat die erweiterte Vorstandssihung der Ortsgruppe Wesel der Wirtschaftspartei beschlossen, infolge der Haltung der Reichstagssraktion ge­genüber der Regierung aus Ser Wirtschaftspartei geschlossen

Der Vorstand deS Thüringer Wahlkreise» der Wirt­schaftspartei trat in Altenburg unter Teilnahme der thürin­gischen Landtagsfraktion sowie Vertretern der sächsischen und preußischen Wahlkreise zusammen. Nach eingehender De­batte, in der auch die Reichstagssraktion ihren Standpunkt vertrat, hielt -er Gesamtoorstanü an seiner bisherigen Mei­nung fest und verurteilte es aufs schärfste, daß die RcichS- tagSfraktion gegen den Einspruch fast aller Wahlkreise für die Regierung Brüning gestimmt habe. Der Gesamtvorstand wtrd demnächst die Thüringer Wahlkreiskonferenz einberu- sen und ihr die Frage der weiteren Haltung deS Thüringer Wahlkreises zu Partei und Reichstagssraktion vorlegen.

Der Landtagsavgeordnete Ministerialrat Gerstenhauer in Weimar hat seinen Austritt aus -er Wirtschaftspartet er­klärt.

Gesamtvorstanb der Wirtschaftsparier tagt Mittwoch

TU. Berlin» 20. Okt. Der Gesamtvorstand der Wirt­schaftspartei ist, wie verlautet, für den 31. Oktober nach Ber­lin einberufen worden» um sich mit der Haltung der Reichs­tagsfraktion der Partei bei der entscheidenden Abstimmung im Reichstag zu beschäftigen. In der nächsten Woche soll dann der Reichsausschuß der Wirtschaftspartei in Berlin zu­sammentreten. Zu dem Schritt des sächsischen Staatsmini­sters a. D. Dr. Weber, der sein Amt als einer der Partei- Vorsitzenden der Wirtschastspartet »Edergelegt hat, wird au