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Montag, den 12. Oktober 1931
Taaueg der nationalen Opposition in Harzburg
Scharfe MibirauensanirSge gegen die Regierung Brüning — Bereitwillig!,eit zur
Uebernahme der Macht
Jahrgang 104
Tages-Spiegel
TU. Harzburg, 11. Okt. Zum 11. Oktober, dem Tage, an dem zum ersten Mal Deutschnationale, Nationalsozialisten, Stahlhelm und Nationale Vereinigungen sich zu einer gemeinsame» Kundgebung versammelt haben, sind wohl an eintausend Vertreter zusammengekommen. Bad Harzburg, Ser Ort der Tagung, ist mit schwarz-weiß-roten und Hakenkreuzfahnen geschmückt, und die lebhafte Anteilnahme der Bevölkerung zeigt, daß sie sich des Tages bewußt ist.
Der Tag beginnt mit einer gemeinsamen Kundgebung Ler Nationalsozialisten und des Stahlhelm um 8 Uhr vor dem Bahnhof. Die Standarten 82 Braunschweig und 10 Goslar formieren sich und werden durch den SA.-Obersüh- rer Korsemann besichtigt. Um 10 Uhr nimmt dann die Wachkompagnie der Nationalsozialisten und Stahlhelmer vor dem Kurhaus Aufstellung. Als sich Hitler morgens auf dem Balkon des Hotels Fürstenhof zeigt, wird er stürmisch von der Bevölkerung begrüßt.
Der Tag beginnt mit der
Fraktionssitzung der Nationalsozialisten.
Die Nationalsozialisten hielten vor der gemeinsamen Fraktionssitzung der nationalen Parteien eine eigene Sitzung im Kurhaussaal ab. Der Vorsitzende Dr. Frick gab eine kurze Darstellung, wie es zu dieser gemeinsamen Tagung in Harzburg gekommen sei. In weiten Kreisen der NSDAP, hätten anfangs Bedenken geherrscht. Demgegenüber sei darauf hinzuweisen, daß auch Mussolini zunächst den Weg der Koalition habe gehen müssen. Notwendig sei, daß die nationale Opposition in geschloffenem Vorgehen die Macht erreiche. Dabei gehen aber die NSDAP, keinen Deut von ihren Zielen ab.
Die Nationalsozialisten würden in den Reichstag zurückkehren, nicht um dort sogen, positive Arbeit zu leisten, sondern um Sie Regierung Brüning und das System zu erledigen.
Frick verlas hierauf die Anträge, die von den Parteien der nationalen Opposition im Reichstage bei seinem Wiederzusammentritt am Dienstag eingebracht werden sollen.
Die gemeinsamen Anträge der nationalen Opposition lauten:
1. Der Reichstag entzieht der Neichsregierung das Vertrauen.
2. Der Reichspräsident wird ersucht, den Reichstag aufzulösen und Neuwahlen auf Sonntag, den 8. November 1831, auszuschreiben.
3. Die von dem Reichspräsidenten auf Grund des Art. 48 Abs. 2 der Reichsverfassung seit dem 10. Februar 1931 erlassenen Verordnungen sind außer Kraft zu setzen.
4. Die Zahlung der Polizeikostenzuschüsse an Preußen ist mit dem 31. Oktober 1931 einzustellen.
Frick kündigte hierauf an, daß eine Interpellation auf landwirtschaftlichem Gebiete dem Reichstage später vorgelegt werden solle und erteilte hierauf Adolf Hitler das Wort, der mit lauten Heilrufen begrüßt wurde.
Das Manifest Hitlers
Adolf Hitler sprach zunächst den Angehörigen seiner Partei seinen Dank aus und für die Arbeit und die Opfer, die sie in 12 Jahren nationalsozialistischer Bewegung gebracht hätten und verlas dann ein Manifest, in dem es heißt: Im harten Kampf um das Dasein der Völker bleibt Deutschland mehr und mehr zurück. Vor der ganzen Welt erheben wir gegen die bisherigen deutschen Regierungen und be- sonders gegen die derzeitige Reichsregierung die feierliche Anklage, daß sie durch bas Versäumen einer pflichtgemäßen wahrheitsgetreuen Aufklärung über die furchtbare Innere Lage Deutschlands in erster Linie mit schuldig sind an einer Katastrophe, die heute in ihrer zwangsläufigen Auswirkung alle Kulturnationen bedroht. Wir werfen der heutigen Regierung vor, daß sie ohne jedes klare Ziel in Innen-, Außen- und Wirtschaftspolitik den Zustand einer maßlosen Verwirrung teils selbst angerichtet, teils erhalten und begünstigt und ersichtlich überhaupt keinen klaren Gedanken über irgend einen Nettungswcg ans unserer Not besitzt. Wir sehen die Möglichkeit der Rettung der deutschen Nation nur in einem gigantischen Appell an die in uns selbst vorhandene Kraft. Feierlich erheben wir Protest gegen die weitere Aufrcchterhaltung des sog. Friedensvertrages von Versailles, der nicht nur unser deutsches Volk zerstört, son- dcn in zwangsläufiger Folge die ganze Welt in einen Zustand eiviger Unruhe und Unsicherheit werfen muß. Die von «ns allen gewünschte Zusammenarbeit der zivilisierten Nationen zur Behebung der schweren internationalen Schäden Ist so lange undenkbar, als die Welt durch diesen Vertrag in zwei feindselige Hälften zerrissen ist. Der Kampf gegen die bolschewistische Zertrümmerung aller bestehenden mensch
lichen Gemeinschaften seht eine aufrichtige Auflehnung aller derjenigen Nationen voraus, die vor allem im Interesse ihrer Hand- und kopfarbeitenden Menschen den sozial grauenhaften Zustand des bolschewisterten Sklavenstaates vermeiden wollen. Nachdem Hitler darauf hingewiesen hatte, daß die Negierung Brüning und jede ihr wesensverwandte Negierung in den Ländern nicht das Vertrauen der nationalen Opposition besitze, forderte er Uebergabe ihrer Macht an die Opposition.
Geheimrat Hugenberg verlas folgende Kundgebung:
Die nationale Front, einig in ihren Parteien, Bünden und Gruppen von dem Willen beseelt, gemeinsam und geschlossen zu handeln, gibt folgendes kund:
Die nationale Opposition hat seit Jahren vergeblich gewarnt, vor dem Versagen der Regierungen und des Staatsapparates gegenüber dem Blutterror des Marxismus, vor dem fortschreitenden Kultnrbolschewismus und der Zerreißung -er Nation durch den Klaffenkampf, vor der planmäßigen Ausschaltung der nationalen Kräfte aus der Leitung des Staates, vor einer Politik, die in der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Entmannung Deutschlands noch über das Diktat von Versailles hinausgeht, vor einer Politik, die die heimische Wirtschaft zu Gunsten weltwirtschaftlicher Utopien preisgibt, vor einer Politik der Unterwürfigkeit dem Ausland gegenüber, die weder die Gleichberechtigung Deutschlands gebracht hat noch den zerissenen Osten vor einem kriegerischen Einbruch bewahrt. Entschlossen, unser Land vor dem Chaos des dem Strubel des Wirt- schaftsbankerotts zu retten und damit der Welt zum wirklichen Frieden zu verhelfen, erklären wir:
Wir find bereit, im Reich «nd in Preußen ln national geführten Regierungen die Verantwortung zu übernehmen. Wir stoßen keine Hand zurück, die sich zu wirklich ehrlicher Zusammenarbeit anbietet. Wir müssen es aber ablehnen, die Erhaltung eines falschen Systems und die Fortsetzung eines falschen Kurses in einer nur national getarnten Regierung irgendwie zu stützen. Jede Regierung, die gegen den Willen der geschloffenen nationalen Opposition gebildet werden sollte, muß mit unserer Gegnerschaft rechnen. So for-
TU. Gens, 12. Sept. Die japanische Regierung übermittelte Sonntagabend telegraphisch dem Generalsekretär des Völkerbundes Len Inhalt der Note, die sie der chinesischen Nankingregierung gesandt hat. Danach ist der mandschurische Konflikt lediglich eine Folge der antijapanischen Bewegung in China, die provokatorische Formen angenommen habe und die japanischen Truppen gezwungen hätte, Maßnahmen der rechtmäßigen Verteidigung zu ergreifen. Die japanische Regierung Habe in der letzten Zeit größte Geduld und Toleranz gezeigt. Sie müsse jedoch feststellen, daß die antijapanische Bewegung in China alarmierende Formen angenommen habe.
Die japanische Regierung übermittelte ferner dem Generalsekretär den Inhalt der Note, die die japanische Regierung in Beantwortung der chinesischen Note vom S. Oktober dieser übermittelt hat. In dieser Note bezeichnet es Japan als dringende Aufgabe, die übererregten nationalen Gefühle in China dadurch zu beruhigen, daß unverzüglich direkte Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen über die Hauptpunkte ausgenommen würden, die die Grundlage der Herstellung normaler Beziehungen bilden könnten. Falls eine Beruhigung eintrete, so könnt« nach der Wiederaufnahme der direkten Verhandlungen eine Zurückziehung der japanischen Truppen innerhalb der Eisenbahnzone stattfinden.
In einer 3. Note macht die japanische Regierung eine Reihe von Mitteilungen an den Rat über die Ausdehnung der antijapanischen Bewegung in der Mandschurei. Danach habe die antijapanische Bewegung derartige Ausdehnung genommen, daß die japanischen Konzessionen bedroht seien.
Kein Abbruch -ex japanischen Operation in der Mandschurei
TU. Tokio, 11. Okt. Am Sonntag trat das japanische Kabinett zu einer Beratung über die politische Lage zusammen. An der Sitzung nahmen auch die Chefs des japanischen Generalstabs und des Abmiralstabes teil. Der japanische Kriegsminister erstattete über die Lage in -er Mandschurei Bericht und erklärte, die militärischen Operationen könnten in diesem Augenblick unter keinen Umständen abgebrochen werden. Wie verlautet, wird die japanische Regierung dir Beschlüsse des Völkerbundes ablehn«».
Die Deutsche Bolkspartei geht in die Opposition. Sie wird das neue Reichskabinett aus der Grundlage der frühere« Regierung nicht «nterstützen.
I« Harzbnrg fand eine große Tagung der nationalen Opposition statt. Es sprachen Hitler und Hugenberg, sowie noch andere Führer. Die Opposition beschloß, Mißtrauens, anträge gegen die Regierung «nd erklärte sich zur Uebernahme der Macht bereit.
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Der italienische Außenminister Grandi wird einer Einladung der amerikanischen Regierung z« einem Besuch Folge leiste«.
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Als wahrscheinlicher Eisenbahnattentäter von Bia-Torbagy wurde der Kaufmann Matuschka in Wien verhaftet.
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Der Württ. Beamtenbnnd nahm in einer Versammlung am Sonntag eine scharfe Stellung gegen die Besoldnngspolitik -er württ. Regierung ein.
dern wir den sofortigen Rücktritt der Regierungen Brün- ning und Braun, die sofortige Aufhebung der diktatorischen Vollmachten für Regierungen, deren Zusammensetzung nicht dem Volkswillen entspricht, und die sich nur noch mit Notverordnungen am Ruder Halten. Wir fordern sofortige Neuwahlen der überalterten Volksvertretungen, vor allem im Reich und in Preußen. Im vollsten Bewußtsein der damit übernommenen Verantwortung erklären wir, daß die in der nationalen Opposition stehenden Verbände bei kommenden Unruhen wohl Leben und Eigentum, Haus, Hof und Arbeitsstellen derjenigen verteidigen werden, die sich mit uns offen zur Nation bekennen, daß wir es aber ablehnen, die heutige Regierung und das heute herrschende System mit dem Einsatz unseres Blutes zu schützen.
Hitler und GSriug beim Reichspräsidenten TU. Berlin, 10. Okt. Der Reichspräsident empfing gegen Mittag den Führer der NSDAP., Adolf Hitler, und das Mitglied des Reichstags, Hauptmann a. D. GSring, und nahm von ihnen einen ausführlichen Bericht über die Ziele der nationalsozialistischen Bewegung entgegen. Hieran schloß sich eine Aussprache über innen- und außenpolitische Fragen. Die Unterhaltung dauerte fünf Viertelstunden.
Der deutsche und englische Bericht über die Lage im ferne«.
Osten in Gens überreicht.
TU. Genf, 12. Okt. Die Mitglieder des Völkerbundsrates waren vom RatspräsiLenten aufgeforüert worden, Berichte über die Lage im fernen Osten einzureichen. Staatssekretär von Bülow hat Sonntagabend dem Generalsekretär des Völkerbundes telegraphisch den Bericht Ser deutschen Gesandtschaft in Peking übermittelt. Nach diesem Bericht, der auf Mitteilungen -es deutschen Konsulats in Mukdcn vom 9. Oktober datiert, hat sich die Zahl der japanischen Truppen nicht geändert, jedoch fanden täglich Aenderungen in -er Verteilung der Truppen statt. Die japanischen Truppen seien in der allerletzten Zeit im wesentlichen in den Lagern zusam- mengezogen und vielfach durch japanische Gendarmerie ersetzt worden. Zur Bekämpfung der Banditen fanden täglich Expeditionen anf chinesischem Gebiet statt. Ferner können täglich Erkundungsflüge japanischer Flugzeuge im Westen fcstgestellt werden, die, wie von japanischer Seite erklärt werde, Bomben abgeworfen hätten, sobald sie angegriffen worden seien. Bisher seien jedoch infolge der Zerstörung aller Verbindungen keinerlei Feststellungen über die Ereignisse in Tschang- tschun möglich gewesen.
TU. Genf, 11. Okt. Die chinesische Regierung hat sich am Sonntag abend von neuem mit einem dringenden telegraphischen Hilfegesuch an den Völkerbundsrat gewandt. In der neuen Note wird mitgetcilt, daß die japanischen Flugzeuge am Samstag das Hauptquartier der Provinzialregierung der Mandschurei bombardiert hätten. Die Lage sei außerordentlich ernst. Die chinesische Regierung ersucht den Völkerbundsrat unverzüglich Maßnahmen für die Sicherung des Friedens zu ergreifen
Der Generalsekretär des Völkerbundes hat die Note sofort telegraphisch sämtlichen Ratsmächten sowie der amerikanischen Regierung übermittelt. Die Lage wird auch in Genf allgemein als außerordentlich ernst angesehen. Es wird allgemein angenommen, baß Lord Reading, Brtand und Grandi am Dienstag zu der Sitzung des Völkerbundsrates eintreffen werden. Man erwartet, daß auch die deutsche Regierung eine maßgebende Persönlichkeit entsendet, und zwar den Staatssekretär von Bülow.
Gefährlicher Konflikt zwischen China und Japan
Japan wendet sich an den Völkerbundsrat — China antwortet Japan nicht mehr