erscheinungrweise: Täglich mit Kusnahm« clrr Sonn- unck Festtag«

Anzeigenpr-i»:

,) tm Knzetgentetl: äie Seil« 20 Soläpsennig,

d) im,lr«klam«teil: öte Seil« öS Soläpsennig«

ttuf Sammelanzeigen kommen SO«/, Zuschlag

Für platzvorschristen kann keine Sewähr übernommen weräen

Seeichteft«»» für r«il« Ist cak»

Kmts- unä i^nzeigeblatl für äen Oberamlsbezirk Lalw

v«z«g»prets:

Sn äer8taät40Soläpfennig« wöchentlich mit Trägerlohn Post-öezugspret» 40 Solä- pfenntge ohne Bestellgelä

Schluß äer Anzeigen­annahme 8 Uhr vormittag»

Zn Süllen höherer Sewatt delleht »ein Nnsprnch ans Lteserung »er Leitung o«ter auf llüärzahlung <l« Bezugs preis«,

Fernsprecher Nr. S

verantwort!. Schrift leitung: Frieärich Han» Scheel« vru«k unä Verlag . äer N. Oelschläger'schen Suchäruckerei

Montag, den 12. Oktober 1931

Taaueg der nationalen Opposition in Harzburg

Scharfe MibirauensanirSge gegen die Regierung Brüning Bereitwillig!,eit zur

Uebernahme der Macht

Jahrgang 104

Tages-Spiegel

TU. Harzburg, 11. Okt. Zum 11. Oktober, dem Tage, an dem zum ersten Mal Deutschnationale, Nationalsozia­listen, Stahlhelm und Nationale Vereinigungen sich zu einer gemeinsame» Kundgebung versammelt haben, sind wohl an eintausend Vertreter zusammengekommen. Bad Harzburg, Ser Ort der Tagung, ist mit schwarz-weiß-roten und Haken­kreuzfahnen geschmückt, und die lebhafte Anteilnahme der Bevölkerung zeigt, daß sie sich des Tages bewußt ist.

Der Tag beginnt mit einer gemeinsamen Kundgebung Ler Nationalsozialisten und des Stahlhelm um 8 Uhr vor dem Bahnhof. Die Standarten 82 Braunschweig und 10 Goslar formieren sich und werden durch den SA.-Obersüh- rer Korsemann besichtigt. Um 10 Uhr nimmt dann die Wach­kompagnie der Nationalsozialisten und Stahlhelmer vor dem Kurhaus Aufstellung. Als sich Hitler morgens auf dem Balkon des Hotels Fürstenhof zeigt, wird er stürmisch von der Bevölkerung begrüßt.

Der Tag beginnt mit der

Fraktionssitzung der Nationalsozialisten.

Die Nationalsozialisten hielten vor der gemeinsamen Fraktionssitzung der nationalen Parteien eine eigene Sit­zung im Kurhaussaal ab. Der Vorsitzende Dr. Frick gab eine kurze Darstellung, wie es zu dieser gemeinsamen Ta­gung in Harzburg gekommen sei. In weiten Kreisen der NSDAP, hätten anfangs Bedenken geherrscht. Demgegen­über sei darauf hinzuweisen, daß auch Mussolini zunächst den Weg der Koalition habe gehen müssen. Notwendig sei, daß die nationale Opposition in geschloffenem Vorgehen die Macht erreiche. Dabei gehen aber die NSDAP, keinen Deut von ihren Zielen ab.

Die Nationalsozialisten würden in den Reichstag zurück­kehren, nicht um dort sogen, positive Arbeit zu leisten, son­dern um Sie Regierung Brüning und das System zu er­ledigen.

Frick verlas hierauf die Anträge, die von den Parteien der nationalen Opposition im Reichstage bei seinem Wieder­zusammentritt am Dienstag eingebracht werden sollen.

Die gemeinsamen Anträge der nationalen Opposition lauten:

1. Der Reichstag entzieht der Neichsregierung das Ver­trauen.

2. Der Reichspräsident wird ersucht, den Reichstag auf­zulösen und Neuwahlen auf Sonntag, den 8. November 1831, auszuschreiben.

3. Die von dem Reichspräsidenten auf Grund des Art. 48 Abs. 2 der Reichsverfassung seit dem 10. Februar 1931 er­lassenen Verordnungen sind außer Kraft zu setzen.

4. Die Zahlung der Polizeikostenzuschüsse an Preußen ist mit dem 31. Oktober 1931 einzustellen.

Frick kündigte hierauf an, daß eine Interpellation auf landwirtschaftlichem Gebiete dem Reichstage später vorgelegt werden solle und erteilte hierauf Adolf Hitler das Wort, der mit lauten Heilrufen begrüßt wurde.

Das Manifest Hitlers

Adolf Hitler sprach zunächst den Angehörigen seiner Par­tei seinen Dank aus und für die Arbeit und die Opfer, die sie in 12 Jahren nationalsozialistischer Bewegung gebracht hätten und verlas dann ein Manifest, in dem es heißt: Im harten Kampf um das Dasein der Völker bleibt Deutsch­land mehr und mehr zurück. Vor der ganzen Welt erheben wir gegen die bisherigen deutschen Regierungen und be- sonders gegen die derzeitige Reichsregierung die feierliche Anklage, daß sie durch bas Versäumen einer pflichtgemäßen wahrheitsgetreuen Aufklärung über die furchtbare Innere Lage Deutschlands in erster Linie mit schuldig sind an einer Katastrophe, die heute in ihrer zwangsläufigen Auswirkung alle Kulturnationen bedroht. Wir werfen der heutigen Re­gierung vor, daß sie ohne jedes klare Ziel in Innen-, Außen- und Wirtschaftspolitik den Zustand einer maß­losen Verwirrung teils selbst angerichtet, teils erhalten und begünstigt und ersichtlich überhaupt keinen klaren Gedanken über irgend einen Nettungswcg ans unserer Not besitzt. Wir sehen die Möglichkeit der Rettung der deutschen Nation nur in einem gigantischen Appell an die in uns selbst vor­handene Kraft. Feierlich erheben wir Protest gegen die weitere Aufrcchterhaltung des sog. Friedensvertrages von Versailles, der nicht nur unser deutsches Volk zerstört, son- dcn in zwangsläufiger Folge die ganze Welt in einen Zu­stand eiviger Unruhe und Unsicherheit werfen muß. Die von «ns allen gewünschte Zusammenarbeit der zivilisierten Na­tionen zur Behebung der schweren internationalen Schäden Ist so lange undenkbar, als die Welt durch diesen Vertrag in zwei feindselige Hälften zerrissen ist. Der Kampf gegen die bolschewistische Zertrümmerung aller bestehenden mensch­

lichen Gemeinschaften seht eine aufrichtige Auflehnung aller derjenigen Nationen voraus, die vor allem im Interesse ihrer Hand- und kopfarbeitenden Menschen den sozial grauenhaften Zustand des bolschewisterten Sklavenstaates vermeiden wollen. Nachdem Hitler darauf hingewiesen hatte, daß die Negierung Brüning und jede ihr wesensverwandte Negierung in den Ländern nicht das Vertrauen der natio­nalen Opposition besitze, forderte er Uebergabe ihrer Macht an die Opposition.

Geheimrat Hugenberg verlas folgende Kundgebung:

Die nationale Front, einig in ihren Parteien, Bünden und Gruppen von dem Willen beseelt, gemeinsam und ge­schlossen zu handeln, gibt folgendes kund:

Die nationale Opposition hat seit Jahren vergeblich ge­warnt, vor dem Versagen der Regierungen und des Staats­apparates gegenüber dem Blutterror des Marxismus, vor dem fortschreitenden Kultnrbolschewismus und der Zerrei­ßung -er Nation durch den Klaffenkampf, vor der plan­mäßigen Ausschaltung der nationalen Kräfte aus der Lei­tung des Staates, vor einer Politik, die in der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Entmannung Deutschlands noch über das Diktat von Versailles hinausgeht, vor einer Politik, die die heimische Wirtschaft zu Gunsten weltwirt­schaftlicher Utopien preisgibt, vor einer Politik der Unter­würfigkeit dem Ausland gegenüber, die weder die Gleich­berechtigung Deutschlands gebracht hat noch den zerissenen Osten vor einem kriegerischen Einbruch bewahrt. Entschlos­sen, unser Land vor dem Chaos des dem Strubel des Wirt- schaftsbankerotts zu retten und damit der Welt zum wirk­lichen Frieden zu verhelfen, erklären wir:

Wir find bereit, im Reich «nd in Preußen ln national geführten Regierungen die Verantwortung zu übernehmen. Wir stoßen keine Hand zurück, die sich zu wirklich ehrlicher Zusammenarbeit anbietet. Wir müssen es aber ablehnen, die Erhaltung eines falschen Systems und die Fortsetzung eines falschen Kurses in einer nur national getarnten Re­gierung irgendwie zu stützen. Jede Regierung, die gegen den Willen der geschloffenen nationalen Opposition gebildet wer­den sollte, muß mit unserer Gegnerschaft rechnen. So for-

TU. Gens, 12. Sept. Die japanische Regierung übermit­telte Sonntagabend telegraphisch dem Generalsekretär des Völkerbundes Len Inhalt der Note, die sie der chinesischen Nankingregierung gesandt hat. Danach ist der mandschurische Konflikt lediglich eine Folge der antijapanischen Bewegung in China, die provokatorische Formen angenommen habe und die japanischen Truppen gezwungen hätte, Maßnahmen der rechtmäßigen Verteidigung zu ergreifen. Die japanische Regierung Habe in der letzten Zeit größte Geduld und Tole­ranz gezeigt. Sie müsse jedoch feststellen, daß die antijapani­sche Bewegung in China alarmierende Formen angenom­men habe.

Die japanische Regierung übermittelte ferner dem Ge­neralsekretär den Inhalt der Note, die die japanische Regie­rung in Beantwortung der chinesischen Note vom S. Oktober dieser übermittelt hat. In dieser Note bezeichnet es Japan als dringende Aufgabe, die übererregten nationalen Gefühle in China dadurch zu beruhigen, daß unverzüglich direkte Ver­handlungen zwischen den beiden Regierungen über die Haupt­punkte ausgenommen würden, die die Grundlage der Her­stellung normaler Beziehungen bilden könnten. Falls eine Beruhigung eintrete, so könnt« nach der Wiederaufnahme der direkten Verhandlungen eine Zurückziehung der japanischen Truppen innerhalb der Eisenbahnzone stattfinden.

In einer 3. Note macht die japanische Regierung eine Reihe von Mitteilungen an den Rat über die Ausdehnung der antijapanischen Bewegung in der Mandschurei. Danach habe die antijapanische Bewegung derartige Ausdehnung genommen, daß die japanischen Konzessionen bedroht seien.

Kein Abbruch -ex japanischen Operation in der Mandschurei

TU. Tokio, 11. Okt. Am Sonntag trat das japanische Ka­binett zu einer Beratung über die politische Lage zusammen. An der Sitzung nahmen auch die Chefs des japanischen Ge­neralstabs und des Abmiralstabes teil. Der japanische Kriegs­minister erstattete über die Lage in -er Mandschurei Be­richt und erklärte, die militärischen Operationen könnten in diesem Augenblick unter keinen Umständen abgebrochen wer­den. Wie verlautet, wird die japanische Regierung dir Be­schlüsse des Völkerbundes ablehn«».

Die Deutsche Bolkspartei geht in die Opposition. Sie wird das neue Reichskabinett aus der Grundlage der frühere« Regierung nicht «nterstützen.

I« Harzbnrg fand eine große Tagung der nationalen Oppo­sition statt. Es sprachen Hitler und Hugenberg, sowie noch andere Führer. Die Opposition beschloß, Mißtrauens, anträge gegen die Regierung «nd erklärte sich zur Ueber­nahme der Macht bereit.

*

Der italienische Außenminister Grandi wird einer Ein­ladung der amerikanischen Regierung z« einem Besuch Folge leiste«.

»

Als wahrscheinlicher Eisenbahnattentäter von Bia-Torbagy wurde der Kaufmann Matuschka in Wien verhaftet.

«-

Der Württ. Beamtenbnnd nahm in einer Versammlung am Sonntag eine scharfe Stellung gegen die Besoldnngspolitik -er württ. Regierung ein.

dern wir den sofortigen Rücktritt der Regierungen Brün- ning und Braun, die sofortige Aufhebung der diktatorischen Vollmachten für Regierungen, deren Zusammensetzung nicht dem Volkswillen entspricht, und die sich nur noch mit Not­verordnungen am Ruder Halten. Wir fordern sofortige Neuwahlen der überalterten Volksvertretungen, vor allem im Reich und in Preußen. Im vollsten Bewußtsein der damit übernommenen Verantwortung erklären wir, daß die in der nationalen Opposition stehenden Verbände bei kom­menden Unruhen wohl Leben und Eigentum, Haus, Hof und Arbeitsstellen derjenigen verteidigen werden, die sich mit uns offen zur Nation bekennen, daß wir es aber ab­lehnen, die heutige Regierung und das heute herrschende System mit dem Einsatz unseres Blutes zu schützen.

Hitler und GSriug beim Reichspräsidenten TU. Berlin, 10. Okt. Der Reichspräsident empfing gegen Mittag den Führer der NSDAP., Adolf Hitler, und das Mitglied des Reichstags, Hauptmann a. D. GSring, und nahm von ihnen einen ausführlichen Bericht über die Ziele der nationalsozialistischen Bewegung entgegen. Hieran schloß sich eine Aussprache über innen- und außenpolitische Fragen. Die Unterhaltung dauerte fünf Viertelstunden.

Der deutsche und englische Bericht über die Lage im ferne«.

Osten in Gens überreicht.

TU. Genf, 12. Okt. Die Mitglieder des Völkerbundsrates waren vom RatspräsiLenten aufgeforüert worden, Berichte über die Lage im fernen Osten einzureichen. Staatssekretär von Bülow hat Sonntagabend dem Generalsekretär des Völkerbundes telegraphisch den Bericht Ser deutschen Ge­sandtschaft in Peking übermittelt. Nach diesem Bericht, der auf Mitteilungen -es deutschen Konsulats in Mukdcn vom 9. Oktober datiert, hat sich die Zahl der japanischen Truppen nicht geändert, jedoch fanden täglich Aenderungen in -er Ver­teilung der Truppen statt. Die japanischen Truppen seien in der allerletzten Zeit im wesentlichen in den Lagern zusam- mengezogen und vielfach durch japanische Gendarmerie ersetzt worden. Zur Bekämpfung der Banditen fanden täglich Expe­ditionen anf chinesischem Gebiet statt. Ferner können täglich Erkundungsflüge japanischer Flugzeuge im Westen fcstgestellt werden, die, wie von japanischer Seite erklärt werde, Bom­ben abgeworfen hätten, sobald sie angegriffen worden seien. Bisher seien jedoch infolge der Zerstörung aller Verbindun­gen keinerlei Feststellungen über die Ereignisse in Tschang- tschun möglich gewesen.

TU. Genf, 11. Okt. Die chinesische Regierung hat sich am Sonntag abend von neuem mit einem dringenden tele­graphischen Hilfegesuch an den Völkerbundsrat gewandt. In der neuen Note wird mitgetcilt, daß die japanischen Flug­zeuge am Samstag das Hauptquartier der Provinzialregie­rung der Mandschurei bombardiert hätten. Die Lage sei außerordentlich ernst. Die chinesische Regierung ersucht den Völkerbundsrat unverzüglich Maßnahmen für die Siche­rung des Friedens zu ergreifen

Der Generalsekretär des Völkerbundes hat die Note so­fort telegraphisch sämtlichen Ratsmächten sowie der ameri­kanischen Regierung übermittelt. Die Lage wird auch in Genf allgemein als außerordentlich ernst angesehen. Es wird allgemein angenommen, baß Lord Reading, Brtand und Grandi am Dienstag zu der Sitzung des Völkerbunds­rates eintreffen werden. Man erwartet, daß auch die deut­sche Regierung eine maßgebende Persönlichkeit entsendet, und zwar den Staatssekretär von Bülow.

Gefährlicher Konflikt zwischen China und Japan

Japan wendet sich an den Völkerbundsrat China antwortet Japan nicht mehr