Die deutschen Nankingslieger verunglückt

TU Berlin 27 Sept. Das Junkerswasserslugzeus .Freundschaft«, bas am 12. September vom Templiner See ,u einem Flug nach Nanking aufgesttegen war,t, nach einer Meldung aus London, bei Vizagapatam an der Küste des Indischen Ozeans gesunken. Die Maschine ist zwischen Co­lombo und Kalkutta in einen heftigen Monsum geraten, der sie zum Nieüergehen auf das Wasser zwang. Da ein hoher Seegang herrschte, wurden die Schwimmer wahrscheinlich von den hochgehenben Wellen zerschlagen und die Maschine ver­sank. Die drei Insassen sollen von einem vorüberfahrenden Dampfer ausgenommen worben sein.

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Die gerettete» Ozeanflieger i« Reuyork

Die kurz vor Neufundland auf ihrem Flugzeugwrack ge­retteten Ozeanflieger Roby, Johannsen und Veiga trafen im Neuyorker Hafen -in. Die konsularischen Vertreter Deutsch­lands und Portugals waren dem Schiff mit Zollkuttern ent­gegengefahren, um die Flieger namens ihrer Heimatländer herzlich zu beglückwünschen. Rody und Johannsen haben sich von den unerhörten Strapazen, die sie durchmachen mußten, fast völlig erholt, während der Portugiese noch das Bett hüten muß.

des Bauernbundes wünschte, daß der Katze -er Schwanz auf einmal abgehauen werde: der Bauernbund wolle aber ande­ren Regierungsparteien entgegenkommen. Auch bet gekürz­ten Gehältern bleibe die Kaufkraft von 1928 aufrechterhalten, da der Lebensmittelindex um 15 Prozent zurückgegangen sei. Ein dem. Redner wandte sich gegen die soz. Anträge und stellt sich hinter die Notverordnung der Regierung. Der An­trag Keil (Soz.), vom Erlaß einer Notverordnung abzusehen und dafür eine Gesetzesvorlage zur Aufrechterhaltung deö Gleichgewichts im Staatshaushalt vorzulegen, wurde abge­lehnt. Ebenso ein sozialdemokratischer Eventualantrag, der verschiedene Milderungen vorsieht, u. a. auch die Aufhebung der Gesandtschaft in Berlin und München, Aufhebung der Ministerialzulage, Kürzung der Pensionen auf den Höchst­betrag von 8999 RM. usw. Dagegen wirb einstimmig an­genommen ein Antrag Bausch lCVD.), mit dem herzog­lichen Haus Württemberg in Unterhandlungen wegen einer der Zeit entsprechenden Herabsetzung der dem Haus Würt­temberg zukommenden Zahlungen von jährlich 129 909 NM. einzutreten, und dabei dem Hause Württemberg einen frei­willigen Verzicht auf einen Teil dieser Bezüge nahezulegen. Abgelehnt wurde ein komm. Antrag, alle Gehälter über 8999 RM. auf diesen Satz abzubauen und öle Pensionen auf 6999 NM. festzulegen. Ebenso ein Antrag Winker (Soz.) betr. Aufhebung des Bankgeheimnisses und Offenlegung der Steuerlisten.

Do X soll beschlagnahmt werden?

In Newyork ist eine Patentverletzungsklage gegen die Dorniergesellschaft angestrebt worden, in der die Kläger, die beiden Erfinder Isaak Schafran und Jakob Thaler behaupten, alleinige Besitzer der amerikanischen Patente für die bet der Do X angewenbete Propelleranbringung über den Flügeln zu sein. Die Kläger haben beim Bundesgericht die Beschlag­nahme des Großflugzeuges Do X beantragt.

Würtlembergischer Landtag

Aussprache über die Sparmaßnahmen der württ. Negierung

Im Finanzausschuß gab ein soz. Redner die Stellung der soz. Landtagsfraktion zu den Sparmaßnahmen der Negie­rung bekannt. Er wandte sich dagegen, daß die Beamten allein Opfer bringen sollen und kritisierte die Absichten der Negierung. Staatspräsident Dr. Bolz wandte sich gegen die soz. Anträge, indem er die Dringlichkeit der Notverordnung begründete. Diese werde am Montag veröffentlicht. Es han­dele sich um keine abschließende Regelung. Die Regierung werde das Gutachten des Sparkommissars jetzt durcharbeiten und das, was politisch zu verantworten sei, zur Durch­führung bringen. Die Entschlüsse der Negierung wurden ebenfalls dem Finanzausschuß vor ihrer Veröffentlichung unterbreitet. Auf eine soz. Anfrage antwortete Finanzmini- ster Dr. Dehltnger, der nochmals die Finanzlage des Staates darlcgte. Ein kommunistischer Redner bezeichnete die sozialdemokratischen Anträge als Theaterdonner. Ein Redner des CVD. äußerte Wünsche in Sem Linne, baß alle Parteien rechtzeitig von der Regierung orientiert werden. Staats­präsident Dr. Bolz erklärt, die wttrttembcrgische Gesandt­schaft in Berlin könne nicht aufgehoben werden. Eine weitere Staffelung der Beamtengehälter sei vom württembergischen Standpunkt aus abzulehnen. Die Regierung sei in Berlin in diesem Sinne mit anderen Länderregierungen vorstellig geworden. Ein Zentrumsredner bedauerte die Haltung der soz. Fraktion, zumal sie mit dem Verhalten der soz. Lanb- tagSfraktionen in Baden, Hessen, Preußen usw. nicht über­einstimme. Die Zeit zur Stellung von Agitationsanträgen sei vorbei. Der Staatshaushalt müsse in Ordnung gebracht werden, sonst seien die letzten Dinge schlimmer wie das, was jetzt als notwendig erkannt werde. Ein soz. Redner erklärt, wenn die Negierung von der Unzulänglichkeit ihrer Maß­nahmen überzeugt sei, solle sie gleich ganze Arbeit machen. Baden habe seine Berliner Gesandtschaft schon eingezogen. Das Volk denke heute anders über die Staatsleistungen an das herzogliche Haus Württemberg als früher. Ein Redner

Aus Württemberg

Von der Württ. Nothilse.

Die Zentralleitung für Wohltätigkeit hatte kürzlich die Vorsitzenden der Bezirkswohltätigkeitsvereine und die Ober­amts- und Stadtvorstände südwestlichen Landesteils nach Nottwetl zu einer Besprechung über die Durchführung der Württ. Nothilse zusammenberufen. Der Berichterstatter der Zentralleitung wies auf die Notwendigkeit und den Zweck des Hilfswerks hin und besprach die einzelnen Maßnahmen, insbesondere die Geld-, Lebensmittel- und Klcidersammlun- gen, die Einrichtungen von Speisungen, Wärmestuben, Ab­gabe von Lebensmittelpaketen usw. Die Vertreter der Städte und Bezirke berichten über die von ihnen bereits eingeleiteten ober noch geplanten Maßnahmen. Von beson­derem Interesse war, daß eine Reihe von Städten zur Zeit daran ist, den Erwerbslosen Gartenland zur Verfügung zu stellen, um ihnen die Möglichkeit einer befriedigenden Be­tätigung zu geben. Der Siedlungsgedanke ist hier im kleinen ausgenommen. Eingehend wurden auch die Fragen des freiwilligen Arbeitsdienstes, die Notwendigkeit und Mög­lichkeit der Aufrechterhaltung und Weckung geistiger Inter­essen bei den Arbeitslosen auch in den kleineren Städten besprochen. Allgemein wurde als dringendes Erfordernis bezeichnet, daß nicht bloß bet den Sammlungen, sondern auch bei der Verwendung der eingehenden Mittel die freie Wohlfahrtspflege eng mit der öffentlichen Fürsorge zusam- menarbeiten müsse. Die Aussprache war für alle Beteilig­ten anregend und befruchtend. Aehnliche Besprechungen solle?, daher auch in den andern Landesteilen stattfinöen.

Einige besonders mit Obst gesegnete Gemeinden haben der Zentralleitung für Wohltätigkeit und dem Wohlfahrts­verein Stuttgart größere Mengen guten Fallobstes unent­geltlich überlassen. So konnten aus den Remstalgemeinben Plüderhausen, Schnait und Korb mittels Kraftwagen, die von der Reichswehr unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden, größere Mengen guten Fallobstes den Speisungen des Wohlfahrtsvereins Stuttgart und verschiedenen Kinder- küchen zugelettet und außerdem an zahlreiche bedürftige Familien Stuttgarts abgegeben werben. Das Auslesen und Einsammeln des Obstes hatte in Korb der Stuttgarter Jugenbring in die Hand genommen. Zur Zeit wird in Vaihingen a. d. F. ein Versuch mit dem Dörren von Obst in größerem Umfang gemacht.

Die Reichsbahn hat über die frachtfreie Beförderung von Lievesgabensendungen für die Winterhilfe der freien Wohl­fahrtspflege und damit auch für die Württ. Nothilfe Be­stimmungen erlassen. Hiernach werden Liebesgabensendun- gen bet Aufgabe als Frachtgut frachtfrei befördert.

Sterbende Worte

Von Max Grube-Meiningen.

Die Sprache ist ein lebendiges Wesen und ändert sich be­ständig. Vor allein strebt sie nach Kürze, die stummene" in den Endungen der Haupt- und Zeitworte sind aus der Umgangs­sprache fast ganz verschwunden. Wir geh e n kaum mehr, wir gehn nicht mehr dem Lichte, sondern dem Licht entgegen. Nur dem Schriftsteller, der aus rhythmischen Wohlklang Ge­wicht legt, tut dieses stummee" noch gute Dienste.

Aber nicht nur die Formen der Worte verändern sich, oft auch ihre Bedeutung.

Der Schelm und der Schalk waren einst gar üble Ge­sellen. Man denke nur an Luthers Schalksknecht. Jetzt sind sie heitere Gesellschafter geworden. Die Hausangestellte würde wahrscheinlich sofort kündigen, wenn man sie eine Magd nennen wollte ob es aus dem Lande noch Kuhmägde gibt und nicht vielmehr Kuhangestellte, weißich nicht, und doch war Magd vor Zeilen etwas Hohes: Maria, reine Magd!

Frauenzimmer wurden die adeligen Damen der Burg genannt, nach ihrem Aufenthaltsorte. Heute rst's ein Schimpf­wort wie Dirne und Bube, die nur mundartlich ihre liebens­würdige Bedeutung behalten haben.

Der liebe Gott wird immer noch Herr genannt, obwohl ihn viele nicht mehr als Herrscher anerkennen wollen. Herr dünkt sich jetzt jedermann.

Die Beispiele ließen sich leicht vermehren, aber die Tat­sache ist ja bekannt genug.

Seltener denkt man daran, daß manche Worte ganz auS unserem Sprachschätze zu verschwinden drohen. Ich meine nicht veraltete Wortformen. Was es heißen soll: Ter Farr löckt wider den Stachel, wissen wohl nur die Religionslehrer und einige Leute, die noch in der Bibel lesen. Ter Leu und der Aar kommen nur noch in Gedichten und im Kreuzwort­rätsel vor. Kein Mensch tritt im Zoo vor den Leuenzwinger.

Aber kann sich jemand entsinnen, z. B. das Wörtlein

auch eine veraltete Form bieder oft in den Mund ge­nommen zu haben? Tann höchstens mit leisem Spott: Ein biederer Bauer, ein biederer Handwerker. Recht wackre (früher wackere) Leute, die jedoch au» besondere Bildung, aus höhere Geistesgaben keinen Anspruch erheben dunen. Einst war der Biedermann der höchste Ehrentitel, den man einem Bürger beilegen konnte.

Tugendsam sagt man nicht mehr, dafür tugendhaft. Wollte aber jemand eine Dame seiner Bekanntschaft ein edles, tugendhaftes Weib nennen, jo würde er ausgelacht werden. Wir reden von Tugenden, womit schätzenswerte Eigenschaften gemeint sind: Tugend als Inbegriff der Sittlichkeit. Vater­landsliebe, Menschenliebe, nach der zu ringen dem 18. und dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts als höchste Aufgabe erschien

in diesem Sinne wird das Wort wohl kaum noch gebraucht. Ter Tugendbund, der kurz vor den Freiheitskriegen gegründet wurde als Schüler durften wir diese Benennung nicht ge­brauchen, wir mußten Befreiungskriege sagen, würde yeute nicht mehr verdächtigt und verfolgt werden, sondern an der Lächerlichkeit seines Namens zugrunde gehen. Ob die Mehr­zahl der Menichen in jenen Tagen besser gewesen ist als >n unseren? Eine wohl auszuwerfende Frage, aber die Tugend war doch wenigstens das allgemein anerkannte Ideal.

DasIdeal" gerät auch allmählich m eine ziemlich ver­borgene Ecke unserer Umgangssprache. Als Beiwort wird cs noch häufig angewandt, wobei es nur gleichbedeutend mit musterhaft" ist: einidealer" Gatte. Man hört wohl auch dieideale" Küche eines Restaurants rühmen oder eine ideale" Skibahn.

Wie wir in der Schule gelernt haben, soll das Wahre, Gute, Schöne unser Ideal sein.

Werft die Angst des Irdischen von euch,

Flüchtet aus dem engen dumpfen Leben In des Ideales Reich!"

So singt Schiller und meint damit das Sonnenreich der Schönheit. Aber er ist nicht mehr sehr modern.

Und was ist ein Idealist?"

Er ist Idealist, das heißt:

Ein Mann voll Edelsinn und Geist!

So hieß es früher, aber fetzt

Wird so ein Mensch nicht sehr geschätzt.

Ten Meisten gilt er als ein Träumer,

Zeit und Celegenheitsversäumer,

Der zu nichts nütze in der Welt ist

Und überhaupt nicht weiß, was Geld ist!"

Wenn die Sprache wirklich der Ausdruck der Volksseele ist so gibt Obiges vielleicht allerhand zu denken.

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Roman von Erich Eben st ein.

4s. Fortsetzung Nachdruck verboten

Degenwart mußte an eine Madonna von Murillo den­ken, die er einst in einer Gallerie sah, als er Sibylle be­trachtete. Wie schön mar sie mit dem dunklen Kinderkopf an der Brust, wie frauenhaft lieblich! Und doch wie ernst und bang der Blick ihrer Augen, die jetzt ganz dunkel aus dem weißen Gesicht leuchteten!

Der schwermütige Zug um ihren Mund erschütterte ihn förmlich.

Da sagte Roland, sich halb aufrichtend und vorwurfsvoll in ihr Gesicht blickend:Warum sprichst du nicht mehr, Mama? Bist du traurig?"

Statt einer Antwort strich Sibylle beruhigend übe Haar.

Noland aber fuhr hastig fort:Du weinst ja, Main sehe, daß du weinst! O, liebe Mama, warum weinst du und bist so traurig? Bin ich nicht brav? Ich habe di, so lieb und du kannst alles verlangen, was du willst!"

Da riß Sibylle den Knaben leidenschaftlich an sic stammelte, ihr Gesicht in seine Locken pressend, halb c »O, du, du! Wenn ich dich nicht hätte, ich müßte ja zu E gehen hier!" " * °

Der Mann im Nebenzimmer zitterte an allen Gli So furchtbar also war ihr das Leben in seinem Hause'

warf alle Hoffnungen, die er auf ein fere Zukunft gesetzt hatte, nieder.

lautlos, wie er gekommen war, ?'^!^chrltt, flüsterte sein zuckendes Herz ihm zum erst den Gedanken zu:Wenn du sie wirklich liebst, so t"''-st grausam und zwecklos, sie länger zu quäl» . Er so oft er sich auch vornahm, es ihr zu sagen - Alrchtbare Wort wollte nicht über seine Lippen.

Dann redete er sich ein, es mangle an Gelegenheit.

Sibylle, die seine zunehmende Unruhe wohl merkte, tat alles, um ihm Zerstreuung zu verschaffen.

Sie lud Gäste ein, so oft es nur ging und nahm jede Ein­ladung an. die kam.

Wenn sie sich dann spät in der Nacht trennten, waren sie beide todmüde und zu Auseinandersetzungen nicht mehr fähig.

Bei Tag aber nahmen die Wirtschaft, Roland und häu­fige Besuche Ilses Sibylle vollauf in Anspruch. Auch hatte sie in diesen Tagen viel an Heidie zu schreiben, die sich tod­unglücklich im Institut fühlte und täglich Vittbriefe an Sibylle sandte, sie möge sie doch endlich aus dieserHölle" erlösen.

Sie hätte nichts lieber getan. Sie begriff ja so gut, daß dieses impulsive, warmherzige Naturkind sich unglücklich füh­len mußte zwischen den engen Wänden und unter Menschen, die gewöhnt waren, alles nach einer bestimmten Schablone zu drechseln. Auch würde ihre Anwesenheit hier nach vielen Richtungen erleichternd wirken.

Aber Dcgenwart weigerte sich heftig gegen ihren Vor­schlag, Heidie heimzuholen und ihr lieber eine Gouvernante zu geben. Er, der früher gemeint hatte, nicht ohne seinen Liebling leben zu können, fürchtete jetzt Heiüies Anwesen­heit geradezu.

Was er zur Not vor den Dienstboten verbergen konnte vor Hcidies frühreifen, klugen Augen würde er es keine acht Tage können. Und was sollte er ihr sagen, wenn sie den Jammer seiner Ehe erst entdeckt haben würde?

Sibylle anklagen konnte er doch nicht! Nein! Heidie durfte erst hcimkommen, wenn alles geordnet und klar war hier. Dann erst wenn Sibylle fort war, sollte sie kom­men und dann wollte er ihr auch eine Gouvernante ver­schreiben.

Aus diesen Gründen schrieb er sogar heimlich an die Institutsvorsteherin und bat sie, Heidie auch über Weihnach­ten in der Stadt zu behalten. Doch möge ihr dieser Beschluß erst im letzten Augenblick schonend mitgeteilt werden. Viel­leicht unter dem Borwand, irgend eine Kinderkrankheit herrsche in der Haaenbacher Gegend und mache ihr Kommen

unmöglich. Sibylle ahnte davon nichts. Eie beschränkte sich darauf, Heidie liebevoll zu beruhigen und auf das nahe Weih­nachtsfest zu vertrösten.

Sibylles Verkehr mit der Gräfin Testen hatte inzwischen eine rein konventionelle Form angenommen. Sie begegneten einander, wenn der Zufall sie zusammenführte, mit kühler Höflichkeit.

Meta machte keinen Versuch mehr, Roland einzuladen, und Sibylle betrat Reitzenstein überhaupt nicht mehr.

In diesem Punkt blieb sie fest und erfand stets neue Vor­wände, wenn von dort eine Einladung kam, um Degenwart nicht begleiten zu müssen.

Er aber hatte weder Lust noch Mut mehr, sie zu irgend etwas zu zwingen. Ihm war es, als seien alle seine Rechte an ihr bereits erloschen, seit er mit eigenen Ohren gehört hatte, wie tief unglücklich sie sich in Hagenbach fühlte.

Indessen war er selbst mehr in Reitzenftein als je zuvor. Es war der einzige Ort, wo er nicht nach seiner Frau ge­fragt, durch nichts an sein Unglück erinnert wurde. Denn der alte Baron sprach nach wie vor nur von seiner Fischerei und bildete sich ein. der stumme Mann neben ihm höre mit dem größten Interesse zu.

Meta hatte eine zarte, taktvolle Art, es ihm behaglich zu machen, ohne sich selbst in den Vordergrund zu schieben. Sie lud selten Gäste ein, denn sie grollte der Gesellschaft, die sich seit jenem Fischerfest merkwürdig kühl gegen sie verhielt, war immer zu Hause und spielte die um alles besorgte Haus­frau.

Sie hatte längst erraten, daß für Degenwart die Zeit vorüber war, wo er den bewunderten Gesellschafter im Sa­lon spielen wollte.

Das trauliche Summen des Teekessels, die behagliche Stille eines am flackernden Kaminfeuer verbrachten Nachmittags, wo er sinnend in einem Klubsessel lag, während sie am Kla­vier saß und phantasierte oder sang und es draußen stürmte, spann ein viel sichereres Netz um seine Seele als l.llc» andere.

t' (Fortsetzung folgt.»