Politische Ueberficht.

MV « elch, kabik « N hielt gestern eine L s hu« gilb/ i u der e» sich mit außenpolitischen Araaea, vor. nehmllck mit der Lalwassnnngsndke u»d dem Sicherheit«, patt beschäftigt«.

Pas französische Oberkommando ln Düs. s e t,d o r f arbeitet zur ZeU einen Plan zur Ruhr- r.äumung au», den es dem Marschalk Fach zur Gtznehmi- WPst voolegen wird. Nach dem Abmarschplan werden zuerst vorkmund und Gelfevklrchen frelgegebeu, dann witd Bochum und das östliche Ruhrzeblek ge­räumt. Zum Schluß werden die französischen Truppen von Essen abziehen und gleichzeitig auch die drei SanktionsfiSdke Düsseldorf, Duisburg und »uhrort freigegebea.

Vor dem Skaaksgerichkrhof in Leipzig hak der neue Prozeß wegen der Ermordung Ra­th e.« a u» begonnen. Angeklagt sind Günter Brandkaus kiel und Fabrikbesitzer Küchenmeister au» Freibucg in Sachsen. Beide sollen den Kraftwagen für die Mörder beschafft haben.

^ 2m englischen Unterhaus berichtete Chamber- l a ln über die Genfer Verhandlungen über den Sicher- 'eltspakt. Er erklärte dabei ausdrücklich, daß England !e Garantie nur für die Grenze zwischen Deutschland einer­seits und Frankreich und Belgien anderseits übernehme. Lhambertaiu betonte auch auä>rücklich die Gegenseitigkeit de« Paktes.

DieOpposlkiondesenglischenUuterhauses grils den britischen Außenminister nach seiner Hede über den Sicherheltspakt heftig an. Macdonald be- zeichnete den Pakt dabei als vollkommen unzulänglich, wäh- reud sich Lloyd George gegen die Aufgabe der isolierten Stellung Großbritanniens wandte.

N» Marokko find an der spanischen Westfront erbitterte Kämpfe entbrannt. Aus der französischen Front kam es nur zu unbedeutenden Gefechten.

Die fpautschen Friedenbbedtngungen für Abd el Krim verlangen die Freilassung der Ge­fangenen. sowie dieRSumnng des von dev Rifleuken besetzten svanischenGckbieke«. Abd el Krim soll dafür von Spanien eine Entschädigung von 15 Millionen Peseten erhalten.

»Pie Lüge lu China wird für die Fremden immer be. dtohlicher. Da» amerikanische Konsuiat hak alle in Kanton lebenden Amerikaner aufgefordert, die Skadk za «rlassen. Me Züge nach den chinesisch«« Grenzen sind mit Flüchtlingen überfüllt. Der Feldzug der Pekinger Presse «gen England dauert fort. Za zahlreichen Ausrufen und Plakaten wird die Bevölkerung aufgefordert. dle Lag- lSnder tokzuschlagen. >

Za Kanton versuchten Studenten elnen Heber, fall auf das Aremdeuvlertel. Maschineagewehrab- triluageu der ausländischen Kriegsschiffe schlugen den An- griff nach heftigem Aeuergefecht zurück. 80 chinesische Studenten wurden ««tötet, mehrere hundert

schwer verletzt. Die Erregung ln der Stadt ist ungeheuer, «an erwartet neue Zusammenstöße.

Zn Moskau hat derProzeß gegen die drei deuk- schea Studenten Sludermaun. wolscht und Vitt- mar begonnen. Sie werden beschuldigt im Auftrag der Organisation Konsul die Mitgliedschaft bei der kommunisti- scheu Partei erworben zu haben, um dann nach Rußland

zu fahren und dort Terrorakte gegen kommu ,.' Führer

zu verüben.

Der Sicherheilspakl

im englischen Unterhaus.

Berlin. 25. Juni. Als gestern km Steuerausschuß des Reichstags die Erhöhung der Bier- und Tabaksteuer mit 15 gegen IS Stimmen abgelehnt wurde, schien es, als ob das ganze Steuerbukett des Kabinett» gefährdet sek. Inzwischen aber haben die Regierungsparteien mit Einschluß der Wirt­schaftspartei, die gestern die Niederlage herbeigeführt hatte, über ein Kompromiß beraten und eine Lösung dahin gesun­den, daß die Biersteuer nur um 50A erhöht wird, Tabak und Zigarren von einer Steuererhöhung frei bleiben» die Zigarettensteuer aber eine wesentliche Erhöhung erfahren soll. Es ist aber fraglich, ob diese Lösung genügt, die finan­ziellen Ansprüche der Regierung zu erfüllen, zumal für den Reichsfinanzminister überhaupt dis größten Schwierigkeiten bestehen, da der Reichstag den Etat bedeutend überschritten und sich in der Bewilligung von Mitteln für alle möglichen Zwecke recht freigebig gezeigt hat. Jedenfalls besteht aber jetzt wieder Aussicht, den Etat zu balancieren. Gleichzeitig schreiten die Verhandlungen in der Aufwertungsfrage fort. Wie die gestrigen Sturmszenen in der Wandelhalle des Reichstages zeigten, gibt es überhaupt keine Lösung, die den Aufwertungsverbänden genügt. Doch sind die Regierungs­parteien froh, wenn sie nur irgendeine positive Lösung zu­standebringen, denn die ganze Materie ist überaus kom­pliziert.

Das wichtigste ist aber der Zolltarif, über den gestern die Debatte erösfnet wurde. Wenn nicht alles täuscht, werden d!« Regierungsparteien auch hier ein Kompromiß finden» das das Ministerium vor der Niederlage rettet. Soviel wir wissen, sollen eine Reihe von Jndustriezöllen herabgesetzt und die agrarischen Mindestzölle in Verhandlungszölle um­gewandelt werden, die allerdings sehr hoch sein dürften, weil sie der Regierung Spielraum bei den Handelsvertrags- Verhandlungen geben sollen. Es ist allerdings leicht möglich, daß sie bei diesen Verharzungen wieder wesentlich herab­gesetzt werden.

Die Außenpolitik beschäftigt das Parlament vorläufig 'r'icht, auch der Auswärtige Ausschuß tritt erst am nächsten g?>itwoch zusammen. Gestern hat sich nun die Reichsregie­rung mit der Lage beschäftigt und bis in die Nacht hinein getagt. Beschlüsse wurden unseres Wissens nicht gefaßt, son­dern es sott vielmehr «bgewartet werden, wann die Räu­mung der Kölner Zone erfolgt.

Chamberlain hat in seiner gestrigen zweiten Rede am S der Unterhausdebatte davon gesprochen, daß Köln «ach seiner Auisassuna i» einigen Monaten geräumt werde.

, «as qr ieyr unvemmmt ausgrvrum. »rotzvem vringe«, vre , Pariser MorgenblStter diese Rede nicht. Es besteht aller­dings dH Möglichkeit technischer Schwierigkeiten bei der Uebermittlrmg der Rede, da auch die Berliner Morgenpreffe von ihr keine Notiz nimmt. Wer auch die erste Rede Cham- berlains wird von der Pariser Presse unfreundlich behan­delt und nur in kurzen, kommentarlosen Auszügen wieder- gegeben. Neues hat Chamberlain freilich nicht gesagt. Das wichtigste war die Erklärung, daß es sich bis jetzt nur um Präliminarien handle, also noch keine endgültige Bindung vorliege, woraus man schließen kann, daß sich die englische Regierung freie Hand bewahrt hat und in der Lage ist, Ab­änderungen der Bestimmungen zu treffen. Der britische Außenminister hat ferne« mit aller Bestimmtheit betont, daß die britische Regierung nicht im geringsten daran denkt, die Ostgrenzen zu garantieren. Doch hat ihm Lloyd George, wahrscheinlich mit vollem Rccb^, entgegengehalten, daß Eng­land gegen seinen Willen sehr dickst in Verwicklungen ein­bezogen werden kann, wenn Frankreich Polen gegen Ruß­land Hilfe leistet und Deutschland den Durchmarsch verwei­gert. Chamberlain» Hauptton lag auf den Ausführungen, in denen er zum Ausdruck brachte, Deutschland solle nur ein­mal in den Völkerbund eintre»-n und dort werde sich dann jchm alles regeln lassen. Er erklärte auch, daß England sich seinen Verpflichtungen nicht entziehen werde, wenn Deutsch­land als Mitglied des Völkerbundes Polen unprovoziert an­greife. Weiter betonte er noch einmal die Gegenseitigkeit des Paktes und fügte hinzu, daß man aus der Haltuna Eng­lands in den Ostfragen nicht schließen dürfe, daß es die Sta­bilität der Grenzen im Osten erschüttert wissen will. Eine Grenzregulierung im Osten dürfe nur auf Grün?» des Art. 19 der Bölkerbundsakte und der Anschluß Oesterreichs nur auf Grund des § 80 des Versailler V-rtra"'- erfolgen. Beide Probleme seien vorläufig nicht aktuell und Deutsch­land würde mit ihrer Aufrollung im gegenwärtigen Zeit­punkt einen schweren Fehler begehen. Im ganzen hat man den Eindruck, als ob England zunächst einmal im Osten Ruhe haben will, ohne das deutsche Recht auf Grrnzregulie- rung grundsätzlich zu bestreiten. Auch Lloyd George, der in­teressantere der Oppositionsredner, denn Macdonald hat völlig versagt, hat sich sehr eingehend mit dieser Frage be­schäftigt und die Gefahr für Deutschland aufgezeigt, die darin besteht, daß Frankreich Polen nicht Hilfe bringen könne, ohne daß Rußland den Durchmarsch als einen unfreund­lichen Akt vor seiten Deutschlands auffaßt. Im allgemeinen kann man sagen, daß die Opposition zahmer war, als man erwartet hat und daß das Ergebnis der Verhandlungen lediglich darin zu sehen ist, daß England vorläufig noch freie Hand behält.

Verworrene WeNpoMk.

Man kann die Weltpokitik heute mit einem gemütlich' optimistischen Ausdrucke als ein Kaleidoskop, mit einem ärgerlich pessimistischen als ein Tollhaus bezeichnen.

Unabsehbar ist die Menge von politischen Prophe­zeiungen, die im heurigen Frühjahr an den Abschluß des vstasiatischen Dreibundes Rutzland-Iapan- Chrna geknüpft wurden. Die Meinungen wichen nur in der Berechnung des Zeitmaßes voneinander ab, in der Sache stimmten sie durchaus überein: man hatte da den Aufmarsch Asiens gegen Europa und Amerika vor sich, gewissermaßen schon die erste Kampfhandlung in der großen unabwendbaren Auseinandersetzung. Heute liest man von ernsten Aufständen in China, die sich besonders gegen Engländer. Amerikaner und Japa­ner richten und die von Rußland geschürt sein sollen. Zugrundeliegen soll das Ringen zwischen Japan undRußlandumden beherrschenden Einfluß auf das Merhundertmillionenreich, in dessen Bürgerkriegen sich ohnehin schon lange kein Verstand mehr zurechtsrndet. Also der eine starke Dreibundgenosse im Kampfe gegen den zweiten um die Macht über den schwächeren dritten: das sieht nach allem eher aus als nach einem planvollen Aufmarsch der gelben Rasse und der Bolschewisten gegen den europäisch-amerikanischen Imperialismus. Der Auf­stand in China mag den Regierungen der Weltmächte einige Sorgen bereiten dafür erleichtert er jedenfalls ihre Befürchtungen vor dem so gefährlichen ostasiatischen Drei­bund, dessen Wesen wohl niemand mehr zu enträtseln vermag, der aber vorläufig gewiß nicht handlungsfähig ist.'

Eine Erundtatsache für politische Berechnungen war seit Jahren schon die Freundschaft zwischen Frankreich und dem Reiche von Angora, dessen Führer sich in ganz auffallender Weise bemühten, die Gegensätze zwischen England und ihrem Freunde in Vorderasien deutlich zu machen und dadurch auch dem europäischen Denken di^ Vorstellung von einem drohenden Zusammenstöße zwischen den Ententemächten beizubringen. Heute kämpft Frank­reich in Marokko einen ganz erheblichen Kampf gegen einen Feind, dessen Kraftentsaitung sehr rätselhaft ist, und es heißt nun. man wisse in Paris ganz genau, daß Abd el Krim von Angora her aufgehetzt und unterstützt werde, wobei er. was die Franzosen nicht sagen, sozusagen ein Bindeglied zwischen der Türkei und der englischen Politik wäre, deren geheime Befriedigung durch die marokkanischen Vorgänge nirgends bezweifelt wird. Hin­gegen haben sich auf dem heißen Boden vor dem Atlas nunmehr zwei alte Gegner als Verbündete gefunden, die man eben durch die Marokkofrage für dauernd entzweit hielt. Frankreich und Spanien, die jetzt vereint Vorgehen wollen, während früher jeder Erfolg des einen dem andern unerwünscht und der jetzige gemeinsame Feind das Werkzeug des einen Eroberers gegen den andern zu sein schien. Damit würde Spanien näher an Frankreichs Seite rücken, als namentlich uns Deutschen, die an ihm noch einen Freund zu besitzen glaubten, lieb sein konnte« Welche Verwirrung der Dingei ... .. s

Nicht weniger überraschend für uns war die jungst^ Rede Tschrtscherins, der von einem englisch- amerikanischen-deutschen Block gegen Ruß­land und Frankreich sprach. Hat der Bolschewist einen, schlechten Witz machen und damit eine rechte Bernnrrung der Begriffe m Europa anrichten wollen oder was sollte sein Ausspruch bedeuten? Gewiß hat mancher Deutsche/ oer ihn las, seine Blicke gegen Berlin gerichtet nnssen sie dort vielleicht etwas Näheres? Oder hat man die

momE des- verrikmgek>xurzrs- wmoer-zu^ov. furchten, dle sich so verhängnisvoll zwischen die zwei Stühle Rvtzland und England setzte, daß beide zuletzt über ihn fielen? Fast steht es so aus, ad wollte Tfchtt- scherin an Deutschland eine Warnung erteilen, es möge nicht alles auf die englische Karte sehen. Sieht der Russe Deutschland bereits als durch seine Politik so völlig auch der künftigen Bewegungsfähigkeit, beraubt an, daß er es als möglichen Bundesgenossen aufgibt und dafür gleich einen anderen sucht, dessen unvermeidliche Auseinander­setzung mit England er bereits in Rechnung stellt?

So wechseln allwöchentlich die Hoch- und Tieflagen des politischen Barometers und inan weiß nur, daß wieder neue Sturme kommen können und an eine dauernde Klärung des Welthorizonts nicht zu denken ist. Wer wagt es, in diesem Wirrwarr der Meinungen noch Voraus­sagen über den Gang der Weltpolitik zu machen? ^ ^

Aus aller Welt.

München. Henkersmahlzeit. In einer Gaststätte an der Residenzstraße fand sich ein 39 jähriger Kaufmann von Fcld- kirchen ein, der sich Essen und Trinken gut munden ließ und dann, als er die Kellnerin beschäftigt glaubte, ohne Begleichung seiner Zechschnld verschwinde» wollte. Die mißtrauisch ge- wordene Kellnerin hatte aber vorher schon den Hausmeister und anwesende Gäste gebeten, auf den wenig zahlungsfähige» Gast zu achten. Ms sich der Kaufmann entfernen wollte, eilte ihm der Hausmeister mit mehreren Gästen nach und holte ihn ein- Es entstand ein Geräufe; plötzlich riß sich der Kaufmann twn seinen Verfolgern los und brachte sich einen Schuß in die linke Brust bei, der ihn schwer verletzte. Der Kaufmann wurde in die Chirurgische Klinik verbracht- Bei seiner Vernehmung gab e< an, er sei schon lange lcbensüberdrüssjg, »veil er die schwere Zeit nicht mehr überstehen könne. Er Hab« sich nur noch, bevor er die Masse'gegen sich richtete, eine kostenlose Henkersmahlzeit verschaffen wollen. Der Kaufmann hat schon im November 1924 einen Selbstmordversuch gemacht. ^

^ Lohr a- M. Windhose. Unlängst trat unterhalb RodM bach auf der Höhenähteiiukg GeKpSberg plötzlich eine Windhose auf« Das auf Haufen'gewesene Heu wurde im Wirbel auf­gezogen, über den Main und über die Pflochsbacher' Berge getragen. Das ganze Naturereignis dauerte Zmr einige Minuten; währenddessen auf > dem-Zug« des WindstrichS Dunkelet herrschtet "Auch in Neuendorf wurde vom Wirbelstürm viel verwüstet. ^ Sa. wurden dreißig »um Teil sehr starken Obste bäumen die Kronen direkt abgerissen, eine neuerbaute Holzlege wurde dem Erdboden gleichgemacht, ebenso deckte die Windsbraut das Dach eines neuerbauten Wohnhauses vollständig ab, di«' Ziegel wurden über 100 Meter weit getragen. Das alles war das Werk einer -Augenblicks, der die ganze Einwohnersckwft in Angst und Schrecken versetzte.

Vom Württ. Landtag.

Stuttgart, 24. Juni. Der Finanzausschuß setzt« seine Beratun­gen fort bei Kap. 57 (Lehrerbildungsanstalten). Dazu hatte'der Abg. Heymann (Soz.) den Antrag eingebracht, der Landtag wolle beschließen, die Lehrerbildungsfrag« einer Lösung ent- gegenznftihren und zu diesem Zwecke 1. die Lehrer- und Lehrer- innenseminare in Backnang. Kiinzelsau, Markgröningen, Nagold, Nürtingen, Rottweil und Saulgau möglichst mit Wirkung vom 1. April 1928 ab in deutsche Oberschulen gemäß der Verein­barung der Länder oder andere höheren Schulen umzu wandeln, die mit Hochschulreife abschließen. 2. Die Umwandlung der Lehrerseminare Eßlingen, Heilbronn und Gmünd in pädagogische Akademien vor-ubereiten. Dieser Antrag wurde abgelehnt bei 7 Enthaltungen (Zentrum, Biirgerpartei und Bauernbund), 6 ja, 1 nein. ((1 Bauernbund). Zu diesem Antrag bemerkte ein Mitglied der demokr. Partei, daß es zweifelhaft sei, ob man im jetzigen Augenblicke schon derart ins Einzel gehende Richtlinien oer Regierung geben solle. Ein Vertreter der Regierung er­klärte, daß es richtig sei. daß man sich z. Zt. bei den Lehrer­seminaren in einem Uebergangszustand befinde, der mancherlei Unzutrefflichkerten mit sich bringe» , Das Ministerium werde versuchen, von der Schließung eines der Seminare abzusehen. Auch in Zukunft bestehe die Absicht, die Lehrerinnen wie bis­her gesondert auszubilden. Da das Finanzministerium die Vor­aussetzungen für die bei der letzten Etatberatung vom Landtag aufgestellten Forderungen als noch nicht gegeben erachtet, ins­besondere in finanzieller Hinsicht, kann sich das Ministerium nicht entschließen, die weittragende Neuordnung nach den Plänen des Kultminisieriums jetzt schon durchzusühren, muß sich vielmehr darauf beschränken, dafür zu sorgen, daß nicht in einigen Jahren eine Lücke eintritt. Auf eine Anfrage über den Stand der Jung­lehrer wird von Regievungsseite mitgeteilt, daß die Zahl der un- verwendeten Junglehrer gegenwärtig etwa 1500 betrag«, einschl. der 280 Praktikanten, die z. Zt. verwendet sind. Zu Kap. SS lag folgender Antrag Heymann vor, einer ungesunden und un­wirtschaftlichen Ueberfüllung der höheren Schulen stärker ent­gegenzuwirken. 1. daß es unter grundsätzlicher Festhaltung <m dem vierjährigen Lehrgang der Grundschule, den Uebertritt in die höher« Schule nach nur 3jährigem Erundschulbesuch von der strengsten Erfüllung der im Reichsgesetz vom 18. April 1925 fest­gesetzten Bedingungen abhängig macht, die Zulassung also nur im Einzelfall« bei besonders leistungsfähigen Schulkindern nach Anhörung des Grundschullehrers und nach Genehmigung durch die Schulaufsichtsbehörde erfolgen kann. 2. Die als Voraus­setzung für den Uebertritt in die höhere Schule vorgesehene Aus- rvahmeprüfung lediglich nach den Anforderungen gestaltet. dle von den hicheren Schulen an die Kenntnisse und Lerstungsfahrg- keit der auft»nehmenden Kinder zu stellen find und alle dresen Anforderungen nicht entsprechende Kinder ohne Rücksicht auf Stand und Beruf der Eltern oder Erzieher zuruckweist. 3. Den sti der Volksschule verbliebenen oder zur Mittelschule (geho­benen Volksschule) übergetretenen Kindern die Gelegenheit zum Besuch der Aufbau- oder Uebergangsklasse gibt, die mit dem Zeugnis der mittleren Reife abschließt und den Uebertritt m eine Berufsausbildung ermöglicht, für welche dieses Zeugnis erforderlich ist. Der Antrag wurde abgelehnt gegen die Stim­men der Soz., Kommunisten und Demokraten. Bei Kap. 68 wurde ein Antrag Schermann-Küchle-Bock (3) zu erwähn, ob di« Spitzenstellen di« Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrer- innen zum Zwecke des gerechten Ausgleichs vermehrt werden können, angenommen gegen So^, Komm, und ein Bauernbund. Der Berichterst. kommt auf die Mittelschulfrage zu sprechen. Ein Mitglied der Regierung erklärt, daß z. Zt. Lehrplane für dre Mittelschule ausgearbeitet werden. Den Bestrebungen, dre INrt- telschulen als höhere Schulen auszubauen und sie der Mim- sterialabteilun« für höhere Schulen zu unterstellen, könne die Unterrichtsverwaltung nicht näher treten. Sodann werden dt« Kapitel 59. 61. 87. 79 und 50 ohne Beanstandung genehmigt.