Vorzeitiger AetchsköMMMS?

Berlin, 28. Juni. Der heutige Tag soll die Entschei­dung über den weiteren Arbeitsplan des Reichstages bringen. Das ist mehr als eine formale Frage, da davon

sommer zu tagen, ohne Gewißhei beschlußfähig bleibt. Unter diesen geregt, am 4. Juli auseinanderzug

auszudehnen und dann m die Sommerfersen einzutret Das hat sich als unmöglich herausgestellt. Entweder wird man nicht fertig oder man entschließt sich, auch im Hoch«

ißheit, ob das Haus dann iesen Umständen ward an- auseinanderzugehen und Ende August wieder zusammenzukommen. Das entspricht aber nicht den Wünschen der Reichsregierung, die unter allen Um­ständen die Steuervorlagen vor 1. Juli erledigt wissen will und auch darauf besteht, daß weiter die Zollvorlage verabschiedet wird, da sonst die Regierung selbst nicht wüßte, wie sie mit den Handelsverträgen zu einem be- frieoigenden Abschluß gelangt.

Ist es ihr möglich, ihren Willen durchzusetzen, dann kann man auch mit einiger Sicherheit damit rechnen, daß ein Kompromiß in der Aufwertung und bezüglich der Zolloorlage beschlossen wird. Sehr günstig liegen die Verhältnisse ja nicht, da namentlich im Zentrum, in dem die verschiedensten Interessengruppen vertreten sind, ent­schiedener Widerstand gegen die Grtreidezölle erhoben wird. In diesem Zusammenhang war auch die Rede da­von, daß die Deutschnationalen nur noch den Zolltarif durchpeitschen wollten, um dann aus dem Kabinett aus- zusäwiden und sich der «''«kii«

PolÜt« zn Eckchen. Auch diese Annahme bestärkt einige Parteien, Zurückhaltung in diesen Fragen zu üben. Man will die Deutschnationalen nicht ohne weiteres aus dem Kabinett heraus lassen, gerade weil sie die Verantwor­tung für die zu fassenden --'

weil man auch vom Verhandlungen eine

bewerten müßte als etwa die der Sozialdemokraten.

Die Außenpolitik wird überhaupt in den nächsten Ta­tzen eine erhebliche Rolle spielen. Schon am Samstag treffen die Ministerpräsidenten und Staatsoberhäupter der Länder in Berlin zu der Besprechung ein, die kürz­lich abgesagt wurde, und auch der auswärtige Ausschuß des Reichstages dürfte anfangs der nächsten Woche unter dem Vorsitz Hergts zusammentreten und sich mit den wichtigsten Problemen der Außenpolitik befassen. Dazu rechnen wir auch die wieder einmal recht kritisch gewor­denen deutsch-französischen Handelsvertragsveryandlun. «en. Man hat gestern in letzter Stunde die gemeinsame Sitzung beider Abordnungen ohne Termin vertagt. Die Rerchsregierung hatte ihre Vorschläge in der vorigen Woche überreichen lassen und gestern die französische Ant­wort erhalten. Wahrscheinlich wird heute der Führer der deutschen Abordnung, Dr. von Trendelenburg, eine per­sönliche Aussprache mit den Pariser maßgebenden Stellen haben, von der dann alles weitere abhängt.

In der Sicherheitsfrage selbst sind die Verhandlungen nicht weiter gediehen, was eigentlich selbstverständlich war. Wenn französische Blätter entgegen der amtlichen deutschen Feststellung behaupten, daß gestern beim Besuch des deuts^n Gesandten vom Sicherheitspakte die Rede gewesen sei, so wird das von deutscher Serie entschiedenst ««stritten. Sehr wichtig, aber undurchsichtig ist folgende Meldung derTimes" aus Berlin: Die französische Re­gierung will zu der Aufnahme der Note in der Frage des Sicherheitspaktes erfahren haben, daß Dr. Stresemann durchaus zufrieden sei. Man spreche bereits von der Mög­lichkeit einer Konferenz, wenn Deutschland grundsätzlich angenommen hat. Um eine Besserung der deutsch-franzö­sischen Beziehungen auch nach außen hin zu dokumentie­ren, wolle die französische Regierung eine große politische Geste machen. Wir wissen nicht, was darunter zu ver­stehen ist. Nach dem ganzen Zusammenhang können sich die Andeutungen nur auf die Ruhrbesetzung beziehen.

Wesentlich geklärt werden die Dinge aber erst am Mittwoch, wenn das englische Unterhaus in einer großen Aussprache zum Sicherheitspakt Stellung genommen haben wird. Dort liegen die Dinge nicht sonderlich gün­stig, und man darf sich keiner Täuschung darüber hin­geben. daß der ganze Pakt bereits in London fallen kann. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, daß sowohl die Liberalen als die Arbeiterpartei dagegen stehen, und es kommt alles darauf an, wie stark die Absplitterungen sein werden. Wir selbst möchten dabei immer wieder betonen, daß wir den Sicherheitspakt nur "als Mittel zum Zweck, nicht als Selbstzweck ansehen. Bringt er wirklich eine Entspannung, so werden wir ihn begrüßen, voraus­gesetzt, daß unsere Opfer in einem entsprechenden Ver­hältnis zu dem stehen, was wir erreichen. Tut er das nicht und besteht dre Besetzung in Koblenz, Mainz und der Pfalz fort, dann ist nach unserer Auffassung das Opfer eines Verzichtes auf Elsaß-Lothringen und Eupen- Malmedq zu groß, um sich durch den Vertrag weiterhin rechtfertigen zu lassen.

Ob sich der französische Standpunkt ändert und im Laufe der Verhandlungen wenigstens so modifiziert wer­den kann, daß etwas Erträgliches herauskommt, läßt sich heute noch nicht sagen. Wir wissen nur, oder glauben zu wissen, daß vorläufig mit Briand weiterverhandelt wer­den muß. Das Kabinett fällt nicht das stellte sich gestern mit ziemlicher Sicherheit heraus. Die Sozialdemokraten sind in sich gespalten, und wenn auch anzunehmen ist. daß ihre Mehrheit die weitere Unterstützung Painleves ab­lehnt, so dürfte doch diese Mehrheit nur gering sein. Die Partei gerät dadurch höchstens in Gefahr sich zu spalten, wie es früher bei den deutschen Sozialdemokraten der Fall war, die in die Mehrheitspartei und die Unabhän­gigen zerfielen. Allem Anschein nach wird also das Ka­binett die Marokkodebatte überstehen. Painleve will so­fort, wenn sie heute beginnt, seinen Standpunkt mit aller Entschiedenheit vertreten und darauf hin das Vertrauens­votum stellen. Es wird damit gerechnet, daß etwa die Hälfte der Sozialdemokraten gegen ihn stimmt, aber das genügt nicht einmal innerhalb der Linken, um das Ka­binett zum Fall zu bringen. Es würde nur die beginnende Auslösung des Kabinetts bedeuten.

Amtliche Bekanntmachungen

Eisschneid«« de« Schnurgerjjfte, bei Bauausführungen.

Die Baupolizeibehörven werden auf den Erlaß des Mini­steriums des Innern betr. das Einschneiden des Schnur- aerüstes bei Bauausführungen vom 16. Mai 1925, Min.ABl. S. 99. zur Beachtung hingewiesen zu vergl. auch Min.A.Bl. S. 270).

Calw, den 22. Juni 192S.

_Oberamt: I,A. Dr. Ritter, sto. Amtmann.

Politische Üeberficht.

Die Opposition gegen Painlevö nimmt in den Reihen der Sozialisten in Versailles immer noch zu. Au« dem ganzen Land erhält die Kammerfraktion Reso­lutionen. die eine Politik des internationalen Friedens, beherzter sozialer Reformen und durch­greifender Fknanzsanierung verlangen. Bei der Abstim­mung ln der Kammer werden sich die Sozialisten zum Teil der Stimme enthalten, zum Teil werden sie gegen das Kabinett stimmen. DaPainlevs jedoch die Unter­stützung der Rechten hat, ist ihm eine Mehrheit von 42V Stimmen sicher.

Auf dem fünften faschistischen National- Kongreß sprach Mussolini über das faschistische Programm und sagte dabei, daß das durch den Faschis­mus geeinigte und disziplinierte Italien der Granit, felsen sei, auf dem sich das Ministerium langsam aber stiindia aufbaue. -

Reichstag.

Berlin, 23. Juni. Bei Anwesenheit von nur weni­gen Abgeordneten erledigte der Reichstag gestern^ zu­nächst kleinere Vorlagen in allen drei Lesungen, so die Abänderung der Weinsteuer mit gewissen Er­leichterungen für den Verbraucher, das an den Ausschuß zurückaewiesene Depot- und Depositengesetz nach einem Referat des Abg. Rauch-München und das Gesetz über Depot- und Wechselzinsen. Dann trat man in die Beratung des Gesetzentwurfes über die Aende- rung der Verbrauchssteuern ein. wobei Reichs- finanzminister von Sch lieben betonte, daß sich im Laufe der Zeit aus wirtschaftlichen und steuerlichen Grün­den Veränderungen als notwendig und zweckmäßig er­wiesen hätten. Der jetzige Gesetzentwurf gehe wieder auf die frühere Besteuerung nach der Menge zurück, was den Wünschen der Gewerbetreibenden entspreche. Hauptsäch­lich handle es sich um die Besteuerung von Wein, Zündwaren, Salz und Zucker. Am umstritten­sten dürfte die Besteuerung des Salzes sein. Tie Steuer auf Gewerbesalz wird beseitigt, weil das Gewerbe sonst konkurrenzunfähig würde. Hingegen soll Verbrauchs­salz statt mit 74 Pfg. mit 3 Mark für den Doppelzentner versteuert werden. Dagegen sprachen der Sozial­demokrat Wendemuth und der Kommunist Neubauer. Die Vorlage wurde hierauf dem Steuer» ausschuß überwiesen. Ein Antrag des Abg. v. Brü­ninghaus (Deutsche Volkspartei), die Frage der Ver­stärkung des Steuerausschufses dem Aeltestenrat zu über­weisen, wurde mit 173 gegen 116 Stimmen angenommen.

Sodann wurde beim Kapitel Gesundheitswesen die zweite Lesung des Reichshausyaltsplans fortgesetzt, wobei der Präsident des Reichsgesundheitsamtes Bumm sich über die Tätigkeit seines Amtes verbreitete und gegen dieses vorgebrachte Bemängelungen zurückwies. Er teilte mit daß das Reichstuberkulosegesetz fertig sei und dem Reichstag wohl schon in den nächsten Tagen zugehen werde. Abg. Petz old (Wirtsch. Bgg.) trat für die Auf­klärung der Bevölkerung durch Vorträge über hygieni­sche Erfordernisse ein und verlangte die Regelung des Arzneimittelhanoels außerhalb der Apotheken. Abg. Graf von Lerchenfeld (B. Bpi.) forderte eine zielbewußte staatliche Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Aus- oehnung der privaten Wohlfahrtspflege sowie Einrich­tung entsprechend ausgestatteter Kindererholungsplätze. Der Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Geschlechtskrank­heiten wurde dem bevölkerungspolitischen Ausschuß über­wiesen. Der Antrag, die geforderten Mittel für die Technische Nothilfe zu streichen, wurde gegen die sozialdemokratischen und kommunistischen Stimmen ab­gelehnt. Ebenso wurde der Antrag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage und Bewilligung von 3 687 000 Mark abgelehnt, hingegen dem Ausschußantrag zuge­stimmt, der 3 Millionen Mark für die Technische Nothilse vorsieht. Sodann wird der Haushaltsplan für das Innenministerium in zweiter Lesung erledigt, worauf sich das Haus auf Dienstag nach­mittag vertagt. Dem Vorschlag des Präsidenten Löbe, aus die Tagesordnung die erste Lesung der Zollvorlage zu setzen, widersprechen die Abgeordneten Dr. Breit, scheid und Rönneburg. Die Zollvorlage soll daher erst auf die Tagesordnung der übernächsten Sitzung gesetzt werden. __

Kriegspropaganda

und Kriegsfchuldlüge.

vr>. Stuttgart. 23. Juni. Im kleinen Festsaal des Hauses des Deutschtums wurde Montag abend di« Propagandawoche des Arbeitsausschusses deutscher Verbände und der Weltkrieas- bücherei eröffnet, die auf der einen Seite eine Ausstellung über die Kriegspropaganda des Auslandes, auf der anderen eine Schulungswoche des Arbeitsausschusses deutscher Verbände gegen die Kriegsschuldlüge bringt. Die Ausstellung und die damit verbunden« Tagung stehen unter dem Protektorat der Staatspräsidenten Württembergs, Badens und Hessens. Reichs­tagsabgeordneter Gouverneur z. D. Dr. Schnee, der Präsident des Arbeitsausschusses deutscher Verbände begrüßte die Er­schienenen und gab an die Tagung gerichtete Telegramme des Reichspräsidenten von Hindenburg, des Reichskanzlers Dr. Luther, des Reichsfinanzminister v. Schlieben und der deut­schen Studentenschaft bekannt. Dr. Schnee führt« dann aus, der Arbeitsausschuß deutscher Verbände, der durchaus über­parteilich wirke, wolle den Kampf gegen die Kriegsschuldlüge führen und das deutsche Volk zu einer einheitlichen geschlossenen Front zusammenfassen. Mehr als 1100 Verbände, wirtschaft­licher, kultureller und politischer Art gehören dem Ausschuß an. Staatspräsident Bazille führte sodann in einer Begrüßungs­

ansprache «. a. ans:Wir befinden uns kn einem Uebergana zu einer neuen Zeit, was sich an allen Erscheinungen der Kunst, der Wissenschaft und des Lebens überhaupt zeigt. Wie ine neu« Zeit beschaffen sein wird, kann zwar niemand vorher

nationalen Beziehungen. Die Furchtbarkeit der modernen Mas­ken und die Ideen der Zeit berechtigen zu diesem Glauben. Der Weltkrieg, ursprünglich ein reiner Wirtschaftskrieg und ein Krieg um nationale Machterweiterung, wurde zum Schluß ein Krieg um große Ideen, nämlich eben um die Ersetzung der Ee- kms Recht. Diese Ideen sind der tiefere Grund der Schuldluge geworden. Unsere Feinde konnten den Vertrag von Ilersailles nicht anders begründen als dadurch, daß sie ihn zu Verbrechen im Rechtssinn mit den Folgen von Strafe und ^ÄÄ^sat, erklärten Das ist zum ersten Mal in der Welt-

,l»v, vu» Ulli Lug und Trug Ge­raubte sich zu sichern. Trotzdem erkennt nian an dem schmäh­lichen Zerrbild des Friedensvertrages die Züge der erhabenen Ideen, die im 19. Jahrhundert gereift sind und im 20. trium­phieren werden. Wir wissen auch aus der Geschichte der Mensch­heit, daß unlöslich von jeder großen Idee das Märtyrertum ist und erblicken deshalb den tiefen Sinn unseres tragischen Schick­sals darin, daß das deutsche Volk zur Führung in dem un­ausbleiblichen welterschütternden Kamps um Freiheit und Recht ausersehen ist. Daraus entspringt aber auch unsere sittliche Pflicht des Kampfes um die Idee des Rechtes und der Freiheit. In diesem Zeichen steht auch die Tagung von heute. In die­sem Zeichen wird das deutsche Volk seine Sendung erfüllen."

Für den deutschen evangelischen Kirchenausschuß und als Vertreter des württ. Kirchenprastdenten sprach Prälat Dr. Hosf- mann-Stuttgart, der die Teilnahme der deutschen evg. Kirchen­gemeinden mit folgenden zwei Punkten begründete: Die evan­gelische Kirche strebt nach ungefärbter objektiver Wahrheit und nach unverbogener subjektiver Wahrhaftigkeit. Zum anderen aber sind die Seelen unseres Volkes in überwiegender Zahl und das Gewissen unseres Volkes der eo. Kirche anvertraut. Die Unterschrift zum Friedensvertrag ist aber erpreßt und die Seelen vergewaltigt, das Gewissen verwirrt worden.

Es sprachen dann noch für den württ. Landtag Direktor Dr. Eisenmaiin, ein Vertreter des Nationalverbands deutscher Offiziere und eine Vertreterin des Ostmarken-Frauenbundes. Znm Schluß hielt Prof. Dr. H o rneffe r-Gießen einen tief­gründigen Vortrag über: Gesichtspunkte zur deutschen Aufklä­rungsarbeit. Der Redner schildert« die allgemeinen Züge des deutschen Schicksals und zeichnete dann den Weg durch die Macht des Geistes und des Worts, das Schicksal zu meistern. Wie den einzelnen Menschen das Unglück stark mache, so müßten auch für ein Volk wunderbare Kräfte der Zukunft erwachsen. Das Schicksal des deutschen Volkes sei bestimmt durch 2 Momente, nämlich durch das innere Wesen, d. h. die Haltung und die Verfassung, und durch die Bedingungen der Lage Deutschlands inmitten Europas. Der Redner zeichnete sodann, die Zuhörer über die Kantsche Philosophie, über das Wesen der Völker und des Menschen überhaupt führend, das deutsche Volk mit seinem stark entwickelten individuellen Trieb in seiner Zer­rissenheit während zwei Jahrtausenden und seine angezüchtet« Disziplin, die dem deutschen Wesen durchaus zuwider ist, aber die einzige Rettung des deutschen Volles war. Der Redner schloß mit dem Gedanken, daß der Aufstieg des deutschen Volkes erst beginne, wenn aus dem erzwungenen Staatsgeist mn neuer freiwilliger herauswachse, wenn das Staatsgesetz zum Seelen­gesetz werde und so Gesetz und Freiheit im Sinne Kants vereine.

Aus Stadt und Land.

Eal«, den 24. Juni 1925. Dte Heukatz.

Die Heuernte ist vorüber. Sie bringt dem Landmann harte und umsichtige Arbeit. Bei ihr gilt noch das Sprichwort: Mor­genstund hat Gold im Mund! Je früher der Mähder bei seiner Arbeit ist, desto leichter geht sie ihm von statten, desto besser schneidet die Sense und desto schneller liegt das Gras in breiten Mahden. Einen Hellen Klang gibt das Wetzen der Sense, ein angenehmes Rauschen das fallende Gras. Ohne viel Aufzusehen muß der Mähder seine Bahn einhalten, nimmer darf er sich über­holen lassen, er würde von den weiblichen Arbeiterinnen ver­lacht werden. Die Arbeit ist an und für sich schwer, aber im frischen Morgentau geht sie leichter von statten. Das Tages geschäft soll in der Hauptfache die liebe Sonne besorgen. Ohne sie gibt es doppelle Arbeit, doppelte Mühe und Sorgen, ohne sie gibt es kein prächtiges, dürres Heu. In diesem Jahr war das Heuen eine Lust. Jeden Tag Sonnenschein und jeden Tag geladene Heuwagen. Einen herrlichen Duft verbreitete das aus vielen Blumenkräutern zusammengesetzte Heu; Wagen auf Wa­gen Heu wurden in die Dörfer und Scheunen geführt, ein treffliches Futter für unser Vieh. So rasch wie Heuer geht es nicht bei allen Heuernten zu. Manchmal braucht der Landmann viele Wochen, um das Heu trocken heimzubringen, diesmal aber war die Ernte in sehr kurzer Zeit und zur vollsten Zufrieden­heit beendet. Nach getaner Arbeit ist gut ruhen. Beim Land­mann gibt es im Sommer keine Ruhe, wohl aber auch kleine Erholungen und kleine Feiern nach den Hauptfeldgeschästen. Schon seit alter Zeit feiert der Landwirt nach dem Heuet die sogenannt« Heukatz. Wenn sie auch bei den derzeitigen anderen Verhältnissen der Landwirtschaft mehr als früher in man-, chen Bauernhäusern etwas in den Hintergrund getreten ist. so wird sie doch vielfach noch namentlich in den Walddörfern als alter Brauch weiter abgehalten. Und mit Recht. Nach der Last und Mühe eines abgeschlossenen Feldgeschästes darf sich der Landmann mit seiner Familie und den Dienstboten auch etwas Besonderes erlauben. Auch bei ihm gilt wie bei anderen Leu­ten in sinngemäßer Anwendung das oft gesprochene Wort: Tages­arbeit, abends Gäste, saure Wochen, frohe Feste. In früherer Zeit hatte die Heuernte für den Landmann und seine Arbeiter noch eine größere Bedeutung. Die zur Heuernte heute gebräuch­lichen landwirtschaftlichen Maschinen waren noch nicht erfunden, alle Wiesen mußten mit der Sense gemäht werden. Es war eine lange Arbeit für einen begüterten Landmann. Schon viele Wo­chen vor dem Heue wurden die Mähder bestellt, vielfach waren es kleinere Bauern, oft auch aus den benachbarten Ortem Jeder Landmann war froh, wenn er seine nötige Zahl von Mähdern gedingt hatte. Gewöhnlich hatte ein Landmann fast jedes Jahr dieselben Mähder. Es galt noch als eine Ehre, lange Jahre hindurch bei ein und demselben Landmann arbeiten zu können« ES war natürlich überall bekannt, wie ein Landmann seine Leut« behandelte. Bet nicht genügender Kost gingen manchmal die Leute mitten im Geschäft weg und der Bauer konnte darüber Nachdenken, daß es nicht umsonst heißt: Jeder Arbeiter ist seine»