Erscheinungsweise: Täglich mit Ausnahme öer Sonn- unä Zesttage
Anzeigenpreis: s) im Anzeigenteil: öle Zeile 20 Soläpfennig« d) im Reklameteil: öle Zeile 85 Soläpfennig«
Auf Lammelanzeigen kommen 50°/» Zuschlag
Air platzoorschriften kann keine Gewähr übernommen weräen
S»rtch>»sta»<I
, »«»»r«il« ist c«l«
sp'
Amts- unä Knzeigeblalt für äen Oberamlsbezirk (aliv
Vezuasvreis r 3näer8taät400olchAen wächentltch mit Träg«! Post-Bezugspreis 46 So Pfennige ohne öeftellgelä
Schluß äer Anzeigenannahme 8 Uhr vormittag»
Sn Fällen häherrr Sewalt kxfteht kein Anspruch auf Lieferung Ser Seiiung »äer auf Rückzahlung üe» vezug-preis«
Zernsprecher Nr. S
Ve.antivortl. Schrtftleitung: Zric.örtch Han» Scheel« Druck unä Verlag öer A. Oelschläger'schen Luchäruckerei
Nr. 191
Dienstag, den 18. August 1931
Jahrgang 104
Abschluß der Sachverständigenarbeil in Basel
Verlängerung der kurzfristigen Auslandskredile um 6 Monate — Ohne neue deutsche
Sparmaßnahmen keine weitere Finanzhilfe
Tages-Spiegel
TU. Basel, 18. Aug. Am Montag sind -wischen den englischen, französischen, amerikanischen und deutschen Mitgliedern des Stillhalteausschusses noch verschiedene Fragen bereinigt worden, so daß nunmehr das Stillhalteabkommen in alle« seinen wesentlichen Punkte« fertiggestcllt ist, mit Ausnahme der Frage der ausländischen Markgut- habcn, über die bisher keine Einigung zustande gekommen ist. Da es sich hierbei um einen Betrag von ca. 800Millionen Reichsmark handelt, so ist es Deutschland im Hinblick auf die Devisenbestimmungen und die ganze Finanzlage unmöglich, die Verfügung darüber vollständig freizugeben.
Dr. Melchior hatte gestern nachmittag nochmals eine längere telefonische Aussprache mit der Reichsregierung. Für heute vormittag sind nochmals zwischen den daran besonders interessierten Mitgliedern des Stillhalteausschusses Besprechungen angesetzt. Ob es jedoch zu einer für beide Teile tragbaren Einignngsformel in der Markguthabenfrage kommt, steht noch nicht fest. Da die Zeit drängt und man unbedingt bis heute abend zu einem vorläufigen Abschluß der gesamten Verhandlungen kommen will, so soll unter Umständen d i e F.rage der Marksuthaben offen gelassen werden. Das mit Deutschland getroffene Stillhalteabkommen soll für alle andern Länder als Muster dienen- Die sechsmonatige Verlängerung beginnt vom Tage der Unterzeichnung des Abkommens, also v o m 18. A u g u st, an zu lausen. Ueber die gleichfalls von Deutschland verlangte bmonatige Verlängerung des 100-Millionen-Dollar-Rediskontkredites liegt noch keine Entscheidung der Zentralbanken Englands, Frankreichs, Amerikas und der BIZ. vor. Es heißt aber, daß Dr. Luther noch gewisse Zusicherungen gegeben werden sollen.
Uebcrblickt man die seit 10 Tagen bei der BIZ. andauernden Finanzverhandlungen, so dürfte wohl das greifbarste und wichtigste Ergebnis die Smonatige Stabilisierung der ans 8 bis 7 Milliarden NM. bezifferte» kurzfristigen Kredite fein. Wie nach dieser Zeit eine Abtragung dieser Kredite oder eine Konsolidierung erfolgen soll, darüber verweigerten die in Basel versammelten Finanzlcute bisher jede Auskunft.
Abschluß der Arbeiten des Wiggin-Ansschnsses
Die Finanzsachverständigen des Wiggin-Ausschnsses haben tm Montagnachmittag in vierstündiger Sitzung den von der
Um die Sanierung der Gemeindcsinanzen
TU Berlin» 18. Aug. Das Neichskabinett trat am Montag nachmittag zur Besprechung der mit der Lage der Gemeindefinanzen zusammenhängenden Fragen zusammen.
Wie aus Regierungskreisen verlautet, wurde tu der aest- rigen Sitzung u. a. auch der Plan des Städtetaas erörtert. Der Neichsfinanzminister Dietrich beharrte auf seiner alten Forderung, baß die Gemeinden eine Neueinstufuna der Beamten und die Angleichung der Gehälter an die des Reichs vornehmen müßten. Es wurde darauf hingewiesen, daß einzelne Städte ohne weiteres ihren Besolöungsaufwand um 12 bis 15 Prozent vermindern könnten, wenn sie sich nach den im Reich geltenden Grundsätzen richteten. Auch die Ta- rispoNtik der Gemeinden wurde schars kritisiert, so insbesondere die Tatsache, daß das Bestreben der Reichsregie- rnng, eine Selbstkostensenkung herbeizuführen, von einzelnen Gemeinden durchkreuzt worden ist. Jedenfalls hat man im Kabinett den Eindruck gewonnen, daß die vorgeschlagenen Selbsthilfemaßnahmen noch nach den verschiedensten Richtungen ergänzt werden müßten. Ueber die Ansschöpfung weiterer Sparmöglichkeiten wird man sich in den nächsten Tagen eingehender unterhalten.
Im Ncichsarbeitsministerium fanden am 17. August unter dem Vorsitz des Reichsarbeitsministers Verhandlungen über die Neuregelung der Gemeindearbeiterlöhne statt.
Der Wirtschaftsausschuß des Reichskabinetts wird heute zu einer Sitzung zusammcntrcten, um die Verhältnisse im Bankgewerbc zu prüfen. Zu den Besprechungen, an denen auch Rcichsbankpräsident Dr. Luther teilnimmt, sind noch folgende Herren eingeladen worden: Geheimrat Schmitz von den IG Farben, der frühere Reichsfinanzminister Hilfer- ding, Bankdircktor Pferdmenges-Köln, Professor Stein, der Nationalökonom Adolf Weber-München, der frühere Staatssekretär Dernburg, Bankdircktor Reinhart von der Kommerzbank, Rittergutsbesitzer von Flemming und der Industrielle Hackelsberger.
Keine Börse im August
TU. Berlin, 18 . August. Wie der DHD. erfährt, wird die vörse i« diesem Monat nicht mehr eröffnet werde». An einer
Londoner Konferenz aufgegebenen Bericht über die ^sofortigen weitere« Kreditbedjjrfntsfe Deutschlands und die Möglichkeit einer Umwandlung eines Teiles der kurzfristigen Kredite in langfristige" durchbcraten und bereinigt. Die den Regierungen zu übermittelnden Beschlüsse wurden ebenfalls fertiggestellt. Der Bericht wird heute unterzeichnet werden, wobei sich die Finanzsachverständigen jedoch die endgültige Stellungnahme zu dem Stillhalteabkommen noch Vorbehalten. Der Bericht umfaßt etwa 5000 Worte. Der Präsident der BIZ., Mac Garrah, wird als Beauftragter der Londoner Konferenz den Bericht von den Finanzsachverständigen ent- gegcnnehmen und ihn an die Regierungen, die an der Londoner Konferenz teilgenommen haben, übermitteln.
Der „Neuen Züricher Zeitung" wird von ihrem aus französischen Bank- und Delcgationskreisen gut informierten BJZ.-Sonderberichterstatter zu dem von Len Finanzsachverständigen ausgcarbeiteten Bericht an die Regierungen mitgetcilt, „daß von Deutschland sofort sehr scharfe Maßnahmen verlangt werden, damit es Lurch neue Ersparnisse den Haushalt -es Reiches, der Länder und -er Gemeinden ins Gleichgewicht bringe. Die Reichsregierung werde nicht ausschließlich auf die Vorschüsse rechnen dürfen, die ihr eine Erweiterung der Einnahmeeingänge der Reichsbank gewähren könne. Eine ausländische Finanzhilfe werde daher notwendig sein. Aber die ausländischen Finanzmärkte würben trotz -er Maßnahmen, die in Deutschland getroffen werden sollen, wenig geneigt sein, neue Kredite ohne weitgehende Garantien zu gewähren.
*
Die Reichsbahn zahlt 81 Millionen an die BIZ.
TU Basel, 1>.. Aug. Die deutsche Reichsbahn hat am 15. August der BIZ. als monatliche Ratenzahlung für die ungeschützten Annuitäten einen Betrag von 51 Millionen RM. überwiesen. 47 Millionen werden davon der deutschen Reichsbank zur Verfügung gestellt. Der Rest — mit Ausnahme des südslawischen Anteiles — wird für den Ztnsendienst, u. a. auch für die Aounganleihe verwendet. Die Zahlungen sind bekanntlich notwendig infolge des mit Frankreich getroffenen Abkommens.
Besprechung des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe mit den Vorsitzenden der Berliner, Frankfurter und Kölner Börsenvorstände und Vertretern des Privatbankierstandes kam zum Ausdruck, daß dringende allgemeine Interessen eine Eröffnung der Börse im August noch nicht zulassen.
In der Besprechung bestand allgemeines Einvernehmen darüber, daß das deutsche Wirtschaftsleben, insbesondere das Interesse -er effektenbesitzenden Bevölkerungskreise eine möglichst baldige Wiedereröffnung -er Bör- s e n erfordert, wie auch die allgemeine Auffassung dahin gehe, daß sich die Höhe der Kurse der Entwicklung, die die wirtschaftlichen Verhältnisse genommen Haben, anpasscn müsse. Es erscheint jedoch geboten, die Auswirkungen bestimmter einge- leiteter Maßnahmen abzuwarten, die darauf gerichtet sind, durch Erleichterung der Beleihung von Wertpapieren durch unmittelbare Vereinbarungen zwischen Verkäufern und Käufern größerer Wertpapierposten, sowie durch schonende Behandlung der durch Wertpapiere gedeckten Kredite, den Effektenmarkt bei Eröffnung der Börse zu e n t l a st e n. Da der Zeitpunkt, zu dem diese Vorbereitungen abgeschlossen sein werden, sich z. Zt. noch nicht übersehen läßt, so ist cs auch noch nicht möglich, schon heute einen genauen Termin für die Eröffnung öer Börsen anzugeben.
Wie Ministerialdirektor Ernst in einer Pressebesprechung noch ausführte, könne eine getrennte Aufmachung der Börsen, also für Aktien und Pfandbriefe nicht in Frage kommen. Bezüglich -er für die Börseneröffnung sehr wesentlichen Lombardfrage habe man sich schon mit den großen Geldgebergruppen in Verbindung gesetzt, die ein weitgehendes Entgegenkommen bekundet hätten. Da der Kreditgeber bei der Beurteilung der Bonität des Nehmers zu gewissen Entscheidungen kommen müsse, so wolle man Vorsorge treffen, um das hierbei zutage tretende Angebot aufzunehmen. Es handle sich aber keinesfalls hierbei um eine Stützungsaktion oder um die Bildung einer Auffang-Organisation. Man habe den Plan den Instituten, die am Effektenmarkt Angebot aufnehmen, eine erhöhte Redislontmögltchkeit bei der Reichsbank zu schassen. Bei der Umlagerung -er Lombardkredite denke man an eine Hilfsstellung der Reichsbank, die in der Zeit der Umlagerung dieser Kredite wohl in keiner Weise -« Sredttrestriktione» schreite» könne.
Die Sachverständigenverhandlungen in Basel finde« hente ihren Abschluß. Bis aus die of,en gelassene Frage der ausländischen Markguthabe« in Deutschland wurde eine Zwischenlösung gesunden, wodurch die Stillhaltekredite für weitere sechs Monate fichergeftellt worden find.
*
Der Sachverständigenbericht über die deutschen Finanz- bedtirsntffe soll nach Preffeinsormationen neue dentsche Sparmaßnahmen fordern und jede weiter« ausländisch« Finanzhilfe hiervon abhängig machen.
*
Das Neichskabinett beschäftigte sich gestern mit der Krage der Sanierung der Gemeindesinanzen. Es soll hierbei an der Politik der Gemeinden starke Kritik geübt worden sein.
*
Die Wertpapierbörsen werden im Angnst nicht mehr eröffnet werden.
»
In Dresden förderte eine große Polizeiaktion gegen di« KPD.-Zentrale Sachsens ein Waffenlager sowie reichhaltiges Propagandamaterial z« Tage. 14 Personen «nrden festgenommen.
*
Eine Kommission -es Völkerbundes hat in Wie« mit der Fertigung eines Gutachtens über die wirtschaftliche Lage Oesterreichs begonnen.
*
„Graf Zeppelin" ist hente früh z« feiner, schon feit längerer Zeit geplante«, Fahrt «ach England anfgestiegen.
254 Millionen Ausfuhrüberschuß im Juli
Rückgang der Einfuhr »m «9, Steigerung der Ansfuhr «m 78 Millionen
Die Außenhandelsbilanz für Juli schließt mit einem tatsächlichen Ausfuhrüberschuß von 254 Milk. RM. Einschließlich der Reparations-Sachlieferungcn übersteigt der Wert der Ins Ausland abgesctzten Waren die Einfuhr um 289 Mill. NM. Die tatsächliche Einfuhr ohne Zoll beträgt 538 Mill. RM., wobei zu berücksichtigen ist, daß von den im Ausweis angegebenen 563 Mill. RM. rund 25 Mill. RM. für Ueberhöhung infolge der Lagerabrechnung für bereits im vergangenen Monat angefertigte Waren abzusetzen ist. Gegenüber dem Vormonat ergibt sich demnach im Juli ein tatsächlicher Einfuhrrückgang um 69 Mill. RM-, von dem etwa 40 Mill. RM. auf die Rohstoffe, 17 Mill. RM. auf die Fertigwaren und 12 Mill. RM. auf die Lebensmittel entfallen.
Die Ausfuhr ist von 713 Mill. RM. im Juni auf 792 Mill. RM. im Juli gestiegen. Außerdem sind im Juli Re- parationssachlieferungen im Wert von 35 Mill. RM. gegen 38 Mill. RM. im Juni ausgeführt worden. Tie Zunahme der Ausfuhr, die insgesamt 80 Mill. RM. beträgt, ist stärker, als saisonmäßig zu erivarten war. Sie entfällt fast ausschließlich auf die Fertigwaren, deren Absatz um 75 Mill. NM. gestiegen ist. Dabei ist bemerkenswert, daß öer Preisindex für die ausgcführten Fertigwaren gegenüber dem Vormonat nur um etwa 1 Prozent gefallen ist.
Südslawiens Ablehnung
TU Berlin, 18. Aug. Von zuständiger Stelle im amerikanischen Staatsdepartement wurde nach einer Meldung Berliner Blätter aus Washington zur Weigerung der südslawischen Regierung, am Hoovermoratorium teilzunehmen, erklärt, es handele sich hier um einen Fall, für den es keine Vorgänge gebe und eine Lösung sei noch nicht gefunden. Jedenfalls stehe aber fest, daß die Weigerung Südslawiens weder den Hooverplan umwerfe, noch die Ergebnisse der Londoner Konferenz gefährde. Natürlich müsse c-^üdslawien nunmehr feine Ratenzahlungen der fundierten Kriegsschulden an die Vereinigten Staaten zahlen.
Bootsunglück auf dem Züricher See
TU. Basel, 18. August. Ein schweres VootSnuglück hat sich auf dem unteren Zürichsee ereignet. Ein Mot-rboot, besetzt von 11 Personen, wurde etwa 160 Meter vom Ufer entfernt bei Küßnacht von einem orkanartigen Sturm überrascht. Innerhalb weniger Sekunden verschwand das Motorboot in den Wellen. 7 Insassen ertranken, während vier von zwei Voots- führern gerettet werden konnten. Bis zum Abend konnte mau drei Leichen bergen. Der Führer des Motorbootes hatte sich anfänglich geweigert, die zehn Personen noch überzusetze«. Erst Mts das Drängen des größten Teiles der Fahrgäste ließ er sich bewegen, trotz d«s nahende» Unwetters über den See »« fahre».
Die Arbeiten des Reichskabinetts