Richtige Heilmittel

Von vr. Thomas Lind »er.

Wo kaufe ich meine Arznei- und HeÜuutlrN^ Mancher, der Liese Frage liest, wird den Kopf schütteln und sagen.

Nun wo anders als in der Apotheke!" Das ist gewiß richtig und für jeden, der einigermaßen den Wert einer von einem Fachmann sorgfältig bereiteten Arznei M beurteilen We.ß und hie Schäden, die durch minderwertige Mittel (-. B. gefal chte oder verdorbene Heilkräuter) entstehen können Übersicht, selbst­verständlich Aber liest man nicht heute fast täglich in den Leitungen oder hört man nicht aus seinem LZekanntenkreise, baß jemand der sich selbst kurieren wollte, von einem herum- ^eisenden Arzneimittelhändler mit wertlosen Arzneimitteln zu teuren Preisen beglückt ist und daß ihm durch zu späte Hinzu­ziehung eines Arztes erheblicher Schaden an der Gesundheit zugefügt wurde? Es mag unglaublich klingen, aber es ist Tatsache, daß kürzlich berichtet wurde, ein Hausierer habe ein teuresWundermittel" gegen mancherlei Krankheiten verkauft, das zu 90 A aus Straßendreck bestand. Daher scheint es doch angebracht zu sein, einmal darzulegen, wer denn heute mit Arzneimitteln handeln darf und wie der Handel mit Arznei­mitteln geregelt ist. ^ .

Da ist an erster Stelle naturgemäß die Apotheke zu nennen, der vom Staate die Arzneiversorgung des deutschen Volkes übertragen ist. DieBibel" des deutschen Apothekers ist das deutsche Arzneibuch, das augenblicklich in sechster Aus­gabe vorliegt und eingehende Vorschriften über die Herstellung und Untersuchung von Arzneimitteln enthält. Der deutsche Apotheker ist für die Güte der von ihm verkauften Arznei verantwortlich. Eingebende Betriebsvorschriften sorgen dafür, daß der Kranke stets die Gewißheit hat, einwandfreie Arzneien aus der Apotheke zu bekommen. Eine gleichmäßige Verteilung der Apotheken über Stadt und Land sorgt dafür, daß auch das Platte Land hinreichend mit Apotheken versehen ist, und ver­hindert, daß sich unter den einzelnen Apotheken eine über­mäßige Konkurrenz ausbildet, die der zuverlässigen Arznei- Versorgung der Bevölkerung abträglich sein könnte. Sogar die Festsetzung der Arzneipreise hat sich der Staat Vorbehalten und sorgt dafür, daß der Kranke seine Arznei so billig wie möglich erhält. Mannigfache Pflichten sind also dem Apotheker auferlegt, der nicht wie ein Kaufmann frei schalten und walten kann. Es wäre aber verkehrt, anzunehmen, daß man in der Apotheke nur Arzneien anfertigen lassen könnte; man holt zweckmäßig aus der Apotheke auch alle Heilmittel für den Hausgebrauch, insbesondere Heilkräuter, Stärkungs- und Nährmittel, kosmetische Artikel usw. Auch diese Mittel erhält man in der Apotheke zu gleichen Preisen wie in anderen Ge­schäften. Da der A -otheker nicht nur Kaufmann ist, sondern wichtige medizinalpolizeiliche Aufgaben zu erfüllen hat, also auch als ein verantwortungsvoller Berater des Publikums zu gelten hat, ist ihm mit Recht vom Staate im Interesse der Kranken der Verkauf der Mehrzahl der Arzneimittel wie z. B. Aspirin, Pyramidontabletten, Tinkturen, gemischte Tees usw. übertragen. Es kann nicht genug davor gewarnt werden, sich solche Arzneimittel von anderen Stellen als von den Apotheken zu beschaffen.

Neben dem Apotheker gibt es nun eine ganze Reihe anderer Arzneimittelhändler, die aber nicht wie der Apotheker mit allen Arzneimitteln handeln dürfen, sondern denen durch gesetzliche Bestimmungen nur gewisse einfache Mittel über­lassen sind. Es sind dies die Drogisten, Reformhäuser, Heil­kundigen usw. Für alle diese Arzneimittelhändler bestehen gewisse Betriebsvorschriften. Die Vorschriften, was diese Händ­ler neben den Apotheken an Arzneimitteln verkaufen dürfen, sind in der Verordnung über den Verkehr mit Arzneimitteln vom 22. Oktober 1901 niedergelegt.

In neuerer Zeit sind auch vielfach die Krankenkassen dazu übergeganaen, eigene Abgabestellen für Arzneimittel einzu­richten und in diesen den Mitgliedern der "Krankenkassen Arz­neimittel auszuhändigen. Auch das liegt nicht im Interesse der Kranken, da die Krankenkassen in den meisten Fällen aus- gebildete Apotheker nicht einstellen und auch nicht in der Lage sind, die ausgedehnten Betriebsvorschriften des Apothekers zu befolgen, so daß die Möglichkeit einer Gesundheitsschädigung -er Versicherten durch verdorbene oder gefälschte Arzneimittel nicht von der Hand zu weisen ist. Hinzu kommt, daß es nicht Aufgabe der Krankenkassen ist, sich derart geschäftlich zu be­tätigen, sondern daß sie das den dafür geschaffenen Stellen, den Apotheken, überlassen sollen.

Gesetzlich verboten ist der Hausierhandel mit Arzneimit­teln jeglicher Art, also auch mit denen, die Drogisten usw. sonst verkaufen dürfen. Trotzdem weiß insbesondere die Land­bevölkerung davon zu erzählen, daß sie zuweilen mehrere Male um Tage von Hausierern und sonstigen herumreiscnden Händ­lern besucht wird, die unter Aufwand größtmöglicher Rede­kunst ihr die verschiedensten Mittel, die gegen alles, zuweilen sogar gegen den Tod, helfen sollen, aufzuorängen versuchen. Diese Händler haben meistens nichts anderes im Sinn, als der Landbevölkerung für wertlose Mittel das Geld aus der Tasche zu locken und sich dann möglichst schnell aus dem Staube zu machen. Man lasse sich daher nicht mit solchen Händlern ein sondern frage entweder seinen Arzt, wenn man erkrankt ist, oder bitte doch den Apotheker um Auskunft über die angepriesenen Mittel.

Die vorstehenden, kurzen Ausführungen zeigen, ein wie wichtiges Gebiet das der Arzneiversorgung des deutschen Vol­kes ist, und wie nötig es ist, daß die Abgabe und Zubereitung don Arzneien den sachkundigen Apothekern überlassen > bleibt. Dann werden wie bisher auch auf diesem Gebiet die deutschen Einrichtungen in der ganzen Welt Ansehen genießen und der .Volksgesundheit dienen.

Aus Württemberg

Aus der Fürsorge für die Wanderer Der Verein zur Förderung der Wanderarbeitsstätten in Württemberg hat in diesen Tagen seinen Rechenschaftsbericht über die Zeit von April 1930 bis März 1931 vorgelegt. Was in ihm am meisten hervorsticht, ist die weitere Zunahme der Zahl der Wandernden, eine Tatsache, die angesichts der stetigen Verschlechterung des Arbeitsmarktes leicht erklärlich ist. Aus den etwa 192 99g Gästen der 41 württembergischen Wanderarbeitsstätten im Vorjahr sind im abgelaufenen Ge­schäftsjahr rund 268 999 geworden. Die Verpflcgungstage sind entsprechend auf 297 999 und die Verpflegungskosten auf 7^0 009 gestiegen. Auf den ersten Blick erscheinen diese Zahlen als erschreckend hoch. Man muß sich aber daran erinnern, daß wir schon vor dem Kriege in der Zeit von Oktober 1913 bis September 1914 in unfern Wanderarbeits- statten über 253 999 Gäste zählten, obwohl mit dem Aus­bruch des Kriegs sofort ein starker Rückgang eingesetzt hatte. Die hohen Zahlen verlieren auch bas Schreckhafte, wenn man sich vergegenwärtigt, daß nicht etwa 297 999 verschiedene ^Personen die Wanderarbeitsstätten in Anspruch genommen

haben, denn es ist anzunehmen, daß die Mehrzahl der Wan­derer nacheinander oder im Laufe des Jahres mindestens 56 Wanderarbeitsstätten ausgesucht haben. Stellt man weiterhin den Verpflegungsaufwand in den Wanberarbeits- stätten den ungeheuren Lasten der Arbeitslosenunterstützung gegenüber, so erscheint der Aufwand, der für sich betrachtet hoch ist, doch als tragbar. Dazu kommt allerdings der Auf­wand für die Obdachlosen, deren Zahl in 41 Obdachlosen­heimen von 192 999 auf 143 999 gestiegen ist. Unbefriedigend ist die Tatsache, daß trotz dieser Fürsorge für die geordneten Wanderer die Zahl der ungeordneten, planlos umherziehcn- den Wanderer, die sich mit Vorliebe in den Obdachlosen­heimen aufhalten, so hoch ist. Dies rührt daher, baß der ursprüngliche Grundgedanke unseres württ. Systems im Laufe der Zeit, insbesondere während des Kriegs, stark verwischt und die Behandlung der sich an die Wanderord­nung nicht haltenden Wanderer, die ursprünglich mehr poli­zeilichen Charakter tragen sollte, zur ausgesprochenen Für- sorge wurde. Eine Aenderung soll nun durch eine wesent­liche Herabsetzung des Verpflegungssatzes für die Obdach­losen und durch eine finanzielle Beteiligung der Gemeinden erreicht werden. Wenn die Gemeinden an den Kosten für den Betrieb der von ihnen unterhaltenen Obdachlosenheime mitzutragcn haben, so werben sie veranlaßt, mehr wie seither auf eine zweckmäßige Behandlung der Obdachlosen zu sehen. Verlangt werden muß außerdem, daß die letzteren auch auf den Landstraßen und in den wilden Kneipen einer strengen polizeilichen Kontrolle unterzogen werden. Wenn man weiß, wie arbeitsscheue Landstreicher oft in aufdringlicher und drohender Weise betteln, besonders auch einsame Gehöfte heimsuchen und auf diese Weise manchmal das vielfache dessen herausschlagen, was ein Arbeiter verdient, dann kann man dieses Betteln nicht als Bagatellsache ansehen, vielmehr muß gegen solche Elemente auch im Interesse der anständigen mittellosen Wanderer mit rücksichtsloser Strenge vorgegan­gen werden. Von den Besuchern der WandcrarbcitSstätten waren ihrer Staatsangehörigkeit nach nur 37 Prozent Wiirt- tembcrgcr, etwa 69 Prozent waren andere Reichsdeutsche und 3 Prozent Ausländer (meist Oesterreichcr). Die hohe Zahl der Nichtwürttemberger rührt daher, daß von allen Gegenden des Reichs die Wanderer nach Württemberg stre­ben, oft in der Meinung, baß hier die Verhältnisse noch besser seien als anderwärts. Eine gewisse Nolle spielt frei­lich auch der Umstand, daß in Württemberg die Wanderer­fürsorge gut ausgebaut ist. Aber auch die Länder ohne systematische Wandererfürsorge klagen über eine starke Be­lastung durch die Unterstützung mittelloser Wanderer und dazu noch über eine außergewöhnlich gesteigerte Vettler- plage. Die Frage, wie die Kosten der Wanderarbeitsstätte gemindert werden können, ohne die Wirkung dieser Ein­richtung zu gefährden, wurde gerade in letzter Zeit einer besonderen Prüfung unterzogen. Daß aber die Wander­arbeitsstätten heute notwendiger denn je sind, darüber be­steht kein Zweifel.

Wetter für Dienstag und Mittwoch Westlich von Irland liegt eine starke Depression, deren Einfluß sich aber in Süddeutschland wenig geltend machen dürfte, soüaß für Dienstag und Mittwoch wieder etwas freundlicheres, wenn auch nicht beständiges Wetter zu er­warten ist.

Aus Stadt und Land

Calw, den 17. August 1931 Rege« ohne Segen.

Wolkendecken ziehen sich grau in grau über den wasser- blauen Augusthimmel, der eigentlich in flimmernder Sonncn- glut müßte braten, was im Herbst soll geraten. Ein regen­satter, violett schimmernder Dunsthauch steigt hoch in die Baumwipfel empor. Regenschwaden nässen die Wälder, Wiesen, Felder, die Straßen und Dächer. Die Menschen lau­fen mißgestimmt unter dem Regen hindurch, der im Zenith des Sommers programmwiörig und ungebeten seine Gast­rollen gibt. Nur den Hackfrüchten kommt dieser Regen ge­legen, deren Blattwerk gedeiht. Sparrig dehnt sich das Kar­toffelkraut auf Kosten der Knollen und treibt seine weiß­lichen, rötlichen und vtolcttbläulichen Blüten. Daß anhal­tender Augustrcgen unnütz ist und kaum Segen bringt, sagt ein Schalk in der Bauernregel:Vor Johanni müssen d>r Priester um Regen bitten, nach Johanni kann mans selber!"

Siebzigster Geburtstag

Am gestr. Sonntag durfte Bäckermeister Karl Frohn- inüllcr von Calw in körperlicher Frische im Kreise seiner Angehörigen den 79. Geburtstag feiern. Eine Anzahl Sän­ger des Calwer Licderkranzes nahm aus Freundschaft zur Familie Frohnmttllcr gerne Veranlassung, den Jubilar durch einige gut gesungene Männerchöre zu erfreuen. Die Bäcker- Innung Calw ehrte Bäckermeister Frohnmnller durch Ver­leihung der Ehrenmitgliedschaft und ließ das künstlerisch wertvolle Diplom mit Angebinde durch Bäckerobcrmeister Christian Lutz überreichen, der dem langjährigen, geschätzten Mitglied die Glückwünsche der Innung ttberbrachte. Mögen dem Gefeierten noch viele Jahre zum Wohle seiner Familie und der Bäcker-Innung Calw beschiedcn sein.

Grabmal für einen Jäger

Der stille, von Tannen umrauschte Bergfriedhof Neu­weil e r - H o f st e t t hat letzten Samstag eine wundervolle Verschönerung erfahren. Das Grab des aus Stuttgart nach Neuweiler verzogenen und auch hier im Jahre 1929 verstorbe­nen früheren Großfuhrhaltcrs Max Kurtz erhielt durch Kunstbilöhauer Franz Höring, München-Gräfelfing, ein auserlesen schönes Denkmal in Gestalt eines lebensgroßen Hirsches in Bronze. Der Schöpfer dieses Kunstwerkes ist ein Schivabe und stammt aus Bad Mergentheim. Der stattliche Hirsch, ein Zwölfender, dessen Gesamthöhe mit Geweih zwei Meter beträgt, steht auf einem roh behauenen Sockel aus rötlichem, schwedischen Granit. Zwischen den starken Stange» erhebt sich das St. Hubcrtuskreuz mit vergoldeten Strahlen; dies gibt dem Gesamtbild die für die Ruhestätte des weid­gerechten Jagdherrn passende Stimmung. Das prächtige Tier äugt über grüne Triften und saftige Gründe hinaus in das frühere weite Jagdgebiet des in der Gegend hochgeachteten Jägers. Das schöne Denkmal ehrt sowohl die kunstsinnige Witwe wie den schaffenden Künstler. Für Jagd- und Tier­freunde wirb der Anblick des Kunstwerkes allezeit einen sel­tenen Genuß bieten.

Die Zeltlager der Jugend.

Wandersinn und Naturfreuöe, Romantik und ein neues Gemeinschaftserleben haben in allen Kreisen der Jugend bas

Tanzende Elefanten

Heitere Erinnerung an meine Dickhäuter.

Von George Power, dem weltberühmten Tierbändiger.

Vor fast einem Vierteljahrhundert kaufte meine Mutter drei zahme Elefanten, die nebst einem fünf Jahre später ge­borenen mit uns die ganze Welt bereist haben. Wir lehrten sse das Tanzen, und heute bilden die Tiere eine der stärksten Zugnummern der Varietes der Alten und Neuen Welt.

Als meine Mutter die Elefanten kaufte, zählte ich zehn Jahre. Ich liebte die Dickhäuter sehr und freute mich, sie zu Spielgefährten zu erhalten. Sie waren für mich, was anderen Jungen Hunde oder Katzen sind, nur daß meine Lieblinge beträchtlich größer waren.

Eines Tages spielte ich mit den Tieren im Stalle des Zirkus; ich war lustig und begann herumzutanzen.Vor­wärts, Julia", rief ich demBaby" zu,vorwärts, tanz' mit mir!" Julia spitzte die Ohren.Mach's mir nach!" sagte ich und machte einige Charleston-Schritte. Julia hatte viel^für mich übrig, und die Sache schien ihr Spaß zu bereiten; sie be­gann also, meine Schritte in ihrer schwerfälligen Elefanten- weise nachzuahmen. In diesem Augenblick trat der Besitzer des Zirkus ein und fragte mich, was wir da machten.Ich tanze mit meinen Elefanten", war meine Antwort.Zeig' mal, wie Du das machst!" Ich gehorchte, und er war be­geistert:Morgen zeigst Du dies in der Vorstellung!" So geschah es, und die tanzenden Elefanten wurden ein Riesen­erfolg. Am New Aorker Hippodrom traten wir 18 Jahre hin­durch in jeder Vorführung aus.

Die Tiere hängen so an mir, daß ich ihnen alles ohne große Mühe beibringen kann. Ich zeige ihnen zwei, drei Mal, was sie machen sollen, und sie führen es getreulich aus. Ich habe stets darauf gehalten, sie nie zu strafen oder zu schlagen. Es bedurfte nichts weiter als der Geduld, um sie die erstaun­lichsten Sachen zu lehren. Zuweilen bekommen Zirkuselefanten Wutanfälle, aber das liegt meiner Ueberzeuaung nach nur an schlechter Behandlung.

Von New Dork aus sind wir zusammen durch ganz Amerika und Europa gereist und in unzähligen Zirkussen und Varietes aufgetreten. Ich war stets darauf bedacht, unser Programm zu erweitern. Nach dem Charleston führte ich einen spanischen Tanz mit Jennie, einen Walzer mit Julia und einen hawaiischen Hula mit Roxie vor; schließlich auch eine Szene im Friseurladen und auf einem Schlachtfeld, wo einer der Elefanten eine kleine Kanone lädt und abfeuert, während ein anderer einen Säbel zieht und damit auf mich los geht. In dieser Szene hat ein Tier einen seiner Riesenfüße längere Zeit dicht über meinem Kopf zu halten, während ich unbe­weglich am Boden liege; es hat dabei aber nie einen Unfall gegeben. Meine Elefanten verloren nie ihre gute Laune, noch fügten sie mir oder jemand anders Schaden zu, selbst in Rollen, wo sie sozusagen denwilden Mann" spielten.

Ein lustiger Zwischenfall ereignete sich bei der Aufnahme eines FilmsMike", in dem meine Zöglinge austraten. Der Regisseur rechnete mit drei Tagen allem für die Elefanten­szenen, und er sah alle erdenklichen Schwierigkeiten voraus. Er wußte nicht, daß er alte Scbauivieler vor sich batte, die

gewoynr waren, tyre Rollen ichnell zu lernen. Tinmal retten sie z. B. den Prinzen von Wales vor der Gefangennahme durch Indianer, am nächsten Tage entführen sie eine chinesische Mandarinentochter, je nachdem der Regisseur es wünscht. Dies­mal nun hatten sie nichts weiter zu tun, als den Helden deS Films in die Flucht zu jagen. Ich vertraute die schwierigste Rolle Jennie an, der besten Schauspielerin unter den Vieren. Ich war überzeugt, daß es mit ihr zu keinen Zwischenfällen kommen würde. So führte ich sie denn vor die Kamera und erklärte ihr ihre Rolle.Also, Jennie, Du richtest Dich auf den Hinterbeinen auf so!, dann spitzt Du die Ohren, und schließlich rennst Du hinter diesem Herrn da her." (Ich zeigte ihr den Aufnahmeleiter). Jennie nickte, und ich begab mich 50 Schritt fort, da ich ja aus dem Blickfeld der Kamera verschwinden mußte, um die Bewegungen der Elefantendame u leiten. Es gab nur eine Probe. Jennie hatte die Sache ofort erfaßt, und alles klappte tadellos, bis zu den Augen­blick, wo der Held davonrennt. Ich stand mit dem Aufnahme­leiter und dem Operateur bei den anderen Elefanten, die ich trompeten ließ. Kaum hörte Jennie uns, als sie auf uns los­gestürmt kam. Der Aufnahmeleiter und der Mann an der Kamera waren zu Tode erschrocken und stürzten Hals über Kopf davon. Jennie dachte selbstverständlich gar nicht daran, ihnen etwas zuleide zu tun. Am Schluß der Aufnahme kam sie auf mich zu und gab mir einen leichten Klaps mit dem Rüssel, wie das ihre Art ist, wenn sie sich einen kleinen Spaß erlaubt hat. Ich möchte darauf schwören, daß sie gegrinst hat.

Vor kurzem habe ich sie auch das Cricket-Spiel gelehrt und ich bin uberzeugt, daß es ihnen einen Riesenspatz macht In Amerika bildeten sie einen Trompetenchor für den Rund­funk. In Berlin wurden wir alle zusammen einmal ver­haftet. Ich war, ohne besondere Erlaubnis einzuholen, mit ihnen auf die Straße gegangen. Ein Schutzmann bemerkte uns und erklärte, wir hätten uns als verhaftet zu betrachten. Er nahm uns nicht gerade mit zur Wache, die sich für uns fünf Wohl auch als reichlich klein erwiesen hätte, doch er schickte uns nach Hause, und ich erhielt einen Strafbefehl über zehn Mark. Das Theater hatte sogar 50 Mark zu zahlen, aber das war billig angesichts der Reklame, die der Vorfall für uns machte. Anderswo standen wir auf viel besserem Fuße mit der Polizei. ,

So wettete ich mal in Detroit mit dem Polizeikomman­danten, daß meine Jennie den Verkehr ebenso gut wie ein beliebiger Verkehrspolizist regeln könne.Wenn dem so ist", meinte er lachend,ernenne ich Jennie und ihre Kollegen zu Mitgliedern der Städtischen Polizei!"

Wir brachten Jennie auf den Cadillac-Square, einen der belebtesten Plätze der Stadt, und ich erklärte ihr ihre Aufgabe. Sie hatte nur die Zeichen fürHalt!" undVorwärts!" zu geben, und Jennie bediente die Signale tadellos mit dem Rüssel. Der Polizeikommandant hielt Wort. Alle vier Elefanten wurden zu Ehrenmitgliedern der Detroiter Polizei ernannt. Jeder er­hielt sein Diplom und das übliche Abzeichen. Letztere haben uns noch häufig gute Dienste getan. Wir legen sie an, sobald wir in den Staat Michigan kommen, worauf die Schutzleute grüßen und uns den Weg frei machen, wenn auch darüber der ganze Verkehr ins Stocken gerät.

Das habe ich nur meinen Elefanten ru danken.