Die Wirtschaftslage in Italien

Staatliche Hilfe für Landwirtschaft und Industrie

In den Spalten der römischen Tageszeitungen nehmen zurzeit die verschiedenen Staatsmännerbesprechungen und die Krise in Deutschland einen derart breiten Raum ein, daß für die Erörterung der eigenen Nöte wenig Raum bleibt. In der Tat würde man von den wirtschaftlichen Schmierig­keiten kaum erfahren, wären nicht die zahlreichen in der Ta­gespreise veröffentlichten Gesetze und Verordnungen, die teils mit, teils ohne Erfolg tief in das Wirtschaftsleben des Lan­des eingreifen.

Eine der wichtigsten beschäftigte sich kürzlich mit der Stüt­zung des Weizenpreises. Die unlängst an den Markt ge­kommenen Verladungen der neuen Ernte brachten recht un­befriedigende Preise, welche die Regierung zu einer Er­höhung des Weizenzolls von 521 auf 610 Lire je Tonne ver- anlaßten; gleichzeitig wurde der Ausmahlungssatz für in­ländischen Weizen auf 96 Prozent festgesetzt. Mau beabsich­tigte offenbar, auf diese Weise den hiesigen Weizenerzeugern eine Art Monopol für den heimischen Markt zu verschaffen, zum mindesten vorübergehend. Auf die Dauer läßt es sich ja nicht durchführen, da Italien ein Zuschußland darstellt, das im Durchschnitt der letzten vier Jahre bei einer Eigenproduk­tion von sechs Millionen Tonnen noch über zwei Millionen Tonnen fremden Weizens einführte. Jedenfalls hofft« man, den Landwirten erst einmal über die schlimmsten, stets gleich hinter der Ernte liegenden Monate hinwegzuhelfen. Es trat aber gerade das Gegenteil des Erwarteten ein. Die Groß­mühlen, wohl in der Annahme, die neuen Vorschriften wür­den in Kürze wieder ausgehoben, schränkten ihre Ankäufe aufs äußerste ein, ein scharfer Preisfall ivar die Folge. In Padua und Novigo beispielsweise wurden nur 700 Lire je Tonne bezahlt, so daß es zwischen den entrüsteten Bauern und den Händlern mehrfach zu Tätlichkeiten kam. Ilm die Mühlen zum Ankauf heimischen Weizens anzureizcn, wurde kürzlich der Zoll für ausländisches Mehl auf 929 Lire die Tonne htnaufgesetzt.

Niedrige Preise drücken auch schwer auf die wichtige sar- dische Erzindustrie. Nachdem schon im Vorjahre die Zink­zölle erheblich erhöht waren, folgte man im Juni mit einer Steigerung für Barrenblei auf das Doppelte, von 110 auf 220 Lire je Tonne, während man sich bei Bleifolien, -röhren und -Krähten mit der verhältnismäßig geringeren Steige­rung von 275 auf 105 Lire je Tonnebegnügte". Aber das schien noch nicht ausreichend, die notleidende Industrie zu schützen, und so erhielten die Blei- und Zinkgrnben noch ans der Staatskasse auf ein Jahr ein Darlehen von sieben Mil­lionen Lire, unter den Bedingungen, Saß der Blei- und Zink­preis auf unter 1500 Lire je Tonne gehalten werde und die Zahl der Beschäftigten nicht unter den Stand vom 16. April dieses Jahres fallen dürfe. Eine Ausnahme ist zugelassen, falls der Preis für die genannten Metalle unter 925 Lire

Einspruch Südslawiens gegen das Hoover-Moratorium

TU Newyork, 16. Aug. Wie aus Washington gemeldet wird, teilte die südslawische Regierung dem amerikanischen Staatsdepartement mit, daß sie das Hoovermoratorium ab­lehne. Südslawien erhebe dagegen Einspruch, daß es durch die Einstellung der deutschen Reparationszahlungen Ein­bußen erleide. Der stellvertretende Staatssekretär des Aus­wärtigen, Castle, erklärte, daß der Einspruch der südslawischen Regierung keinen Einfluß auf die Wirksamkeit des Mora­toriums habe.

sinkt. Die großen Grubengcscllschaften, wie die Monteponi und Montevecchio, sollten sich bei dieser Unterstützung nicht schlecht stehen.

Auch der notleidenden, so überaus wichtigen Weinindn- itrie hat sich ein Gesetz vom 11. Juli d. I. angenommen, und zwar durch eine wesentliche Herabsetzung der inneren Ab­gaben um 25 Lire je Hektoliter auf 2tz bis 50 Lire, je nach der Größe des Stadtbezirks, in den ö^Ddöein einge­führt wird. Man schätzt den von der Staatstzisse dabei zu­gesetzten Betrag auf 390 Millionen Lire, wozu weitere Aus­fälle in Höhe von 80 und 160 Millionen durch die Herab­setzung Ser Abgabe auf Rindvieh und gewisser landwirtschaft­licher Steuern kommen.

Diese Beträge müssen natürlich wieder hereingebracht werden, was auf verschiedenen Wegen versucht werben soll. Zunächst wurde die erst vor einiger Zeit von ein halb Pro­zent auf das Dreifache hinaufgesetzte Umsatzsteuer wiederum diesmal auf zweieinhalb Prozent erhöht. Man hat diese Steuer wegen ihres umfassenden Charakters der an­fänglich geplanten Steigerung der Abgaben auf Mehl und Textilien vorgezogen, ungeachtet des Widerspruchs von In­dustrie und Handel. Der Mehrertrag wird auf 600 Mil- liore Lire geschätzt. Ferner haben die Gemeindebehörden das alte Recht zurttckerhalten, unter der Bezeichnung als Verbrauchssteuern Abgaben auf Wild, Fische, Süßigkeiten, Möbel, Parfüms, feine Seifen, Pelze in Höhe von fünf bis zehn Prozent des Wertes zu erheben. Geschätzter Ertrag 150 Millionen Lire. Drittens wurde in Gemeinden von weniger als 25 000 Einwohnern eine Art gestaffelter Einkom­mensteuer, die sogenannte Familiensteuer, wieder eingeführt unter Erhöhung der früheren Sätze, woraus man weitere 25 Millionen erwartet, ebensoviel wie aus neu eingesührtcn Straßenabgaben. In größeren Städten endlich erfolgt eine nicht unwesentliche Erhöhung der Steuern auf den Hausbe­sitz, die zwischen fünf und neun Prozent der gezahlten Miete schwankt und 600 Millionen einbringen soll. Schon dieser flüchtige Ueberblick zeigt, daß der Steuerdruck von den land­wirtschaftlichen Kreisen auf das verbrauchende Publikum im allgemeinen und die Städte verlagert wird, unter teilweise recht erheblicher Erhöhung der Lasten für alle betroffenen Kreise.

Ob sich die erzielten Mehreinnahmen nun auch in der Tat in dem erwarteten Umfange einstcllen werden, bleibt ab­zuwarten. Trübe Erfahrungen, die man in Deutschland un­ter anderem mit der völlig übersetzten und verfehlten Bier- stcuer gemacht hat, stimmen immerhin nachdenklich. Trotz erhöhter Steuern sind die ordentlichen Einnahmen gegen das Vorjahr nur von 15,7 Milliarden auf 16,2 Milliarden Lire gestiegen. Es ist zu besorgen, daß man auch im kommenden Haushaltsjahr keine besseren Erfahrungen machen wird.

Gegen Frankreichs Sicherheitsforderungen

TU Newyork, 16. Aug. Bundessenator Borah hielt in Boise im Staate Idaho eine vielbeachtete Rede, in der er in schärfster Form gegen die französischen Sicherheitsforde­rungen Stellung nahm. Frankreich erfreue sich einer größeren Sicherheit als irgend eine europäische Macht während der letzten 200 Jahre überhaupt. Dem entkräfteten zerstückelten und cnt- wassnctcn Deutschland gegenüber habe Frankreich ein rie­siges Heer und eine wirtschaftliche Macht ersten Ranges sowie ferner militärische Bündnisse mit der Tschechoslowa­kei, Polen, Südslawien, Rumänien und Belgien aufzuwet- sen. Darüberhinaus sei Frankreich durch den Kellogpakt und den Locarnovertrag in jeder denkbaren Weise geschützt.

Weitere Sicherheitsforderungen Frankreichs seien gleich, bedeutend mit dem Willen, Deutschland, Oesterreich und Un­garn zu vernichten. Das werde aber die Welt nicht zu­lassen.

Vernichtende Kritik an der französischen Denkschrift zur Abrüstnngsfrage

Die dem linken Flügel der Nadikalsozialisten nahe stehende Pariser Zeitung Republiqne unterzieht die fran­zösische Denkschrift zur Abrüstungsfrage einer geradezu vernichtenden Kritik und erklärt u. a., daß die Initiative rein negativ sei und baß die französische Denkschrift in Wahrheit nur ein Rezept für die Weltrüstung darstelle, während man glaube» machen wolle, daß man zur Ab­rüstung geneigt sei. Wer sich in dieser Beziehung noch Illusionen gemacht haben sollte, müsse durch die Rede des Kriegsministers Maginot in Arcachon eines besseren be- lehrt worden sein. Jede Bedingung, die man an die Ab­rüstung knüpfe, sei eine Falle, an der man die Abrüstung scheitern lassen wolle.

Zu den bevorstehenden Abrüstungsbesprechungen mit Frankreich

TU Berlin, 16. Aug. Ein Berliner Mittagsblatt berich­tet über das Bevvrstehen einer deutsch-französischen Verstän­digung in der Abrüstungssrage, wonach die deutsche Regie­rung bereit sein soll, eine Begrenzung der Mittel für Rn- stungszwecke zuzugcstehen, wenn Frankreich hierfür- stungsfreiheit in bezug auf bestimmte Waffengattungen (schwere Artillerie, Flugzeuge usw.) znsagt. Diese Meldung ist unzutreffend. Dagegen dürfte es richtig sein, daß zwischen Deutschland und Frankreich Sie Abrüstungssrage ge­nau so besprochen wird, wie dies in den Besprechungen mit Stimson, Henbersvn und Mussolini der Fall gewesen ist. Die deutsche Regierung steht bekanntlich auf dem Standpunkt, daß Deutschland die Gleichberechtigung in der Ab­rüst u n g s f r a g e zuäestanden werden muß und hat diesen Standpunkt in allen Verhandlungen gleichmäßig vertreten. Die französische Regierung hat hingegen bisher stets die An­sicht vertreten, daß der gegenwärtige Nüstungsznstand bei- zubehalten sei. Irgendwelche Anzeichen dafür, daß sich die französische Haltung geändert hat, liegen in Berlin bisher nicht vor. Welches Ergebnis die deutsch-französischen- rüstnngsbesprechungcn haben werden, ist daher zurzeit noch nicht zu übersehen. Jedoch ist hcrvorzuheben, daß die Berech­tigung der deutschen Forderung auf Gleichberechtigung in den bisherigen Verhandlungen weitgehend von Amerika, Eng­land und Italien anerkannt worden ist.

Reichsaufsicht über das Bankgewerbe?

Maßnahme« der Neichsregierung gegenüber de« Banke».

Der Wirtschaftsausschuß der Reichsrcgicrung mit Betei­ligung der Neichsbank wird in dieser Woche unter Hin­zuziehung eines kleineren Kreises von Sachverständigen aus der deutschen Wirtschaft und Wissenschaft die Entscheidung der Fragen vorbcrciten, die sich in Verfolg der von der Reichsregierung für die Darmstädter und Nationalbank, so­wie für die Dresdener Bank ergriffenen Maßnahmen erge­ben, einschließlich der Frage einer Aufsicht über das deutsche Bankge werbe.

Wiedereröffnung der Börse» am 2». Nngnst?

Die in der letzten Zeit innerhalb des VörsenvvrstanöeS der verschiedenen Bankiers und Maklerorganisationen und mit dem preußischen Handelsministerium geführten Ver­handlungen haben dazu geführt, daß der Börscnvorstand für die Wicdereröjsnung der Börse den 20. August vorschlägt. Die Entscheidung der Reichsregierung und der Staats regie- rung steht noch aus. An die Wiederaufnahme des Termin- Handels an der Börse ist zunächst nicht gedacht. Man rechnet aber damit, daß sie noch vor dem 1. Oktober erfolgen kann. Bis Ende September sollen die Samstagbörsen ausfallcn.

29 komsn von Kurt lAsrim

Ja, ich will.*

So fahre nach Kairo, und bringe mir bald gute Bot- schaft!"

Ich will es!"

Die Zeit verging Paul ^iein nur langsam. Imme wieder sah er nacy der Uhr und rechnete und rechnete, ob Achmed Kedhem denn noch nicht wieder da sein könnte.

Was würde für Nachricht kommen? Wo würde Earlos Puenta ihn jetzt suchen? Im Hotel Italia würde man ja nun längst sein Verschwinden entdeckt haben. War er seinen Feinden entschlüpft, ohne daß sie wußten, wohin er gegangen war? Oder hatte ihn doch ein Späher verfolgt?

Fand sich Hanna Lang in Ibrahim Talils Haus? Würde man ihm dort den Eintritt wehren? Was konnte dort drohen? Ein Hinterhalt?Und dann? Lotte,

ja! Es war gut, daß Achmed ihn an Weib und Kind erinnerte. Seine Achtsamkeit sollte das noch mehr anspor­nen! Aber ein Zurück von dem beschrittenen Wege gab es nicht mehr. Unter keinen Umständen! Die Hilfe der Be­hörden erbitten? Neinl Nur im schlimmsten Notfälle! Kam er offen als Kriminalist zu Ibrahim Talil, dann war seine Mission sicherlich vergebens, dann fand er Hanna Lang nicht; er fand überhaupt keine Beweise für ein strafbares Tun, er fand Carlos Puenta nicht er stand dann vor einem Nichts!

Am Abend stand Achmed Kedhem wieder vor ihm.

, ,Kerr, ich habe Hanna Lang gesehen!"

1 Stein sah ihn mißtrauisch an, ...

Täuschst du dich nicht?"

Bei Allah, nein, Herr!"

'Wo?"

sBei Ibrahim Talil."

Wie sieht sie au?^"

Elend; aber die Schminke r.rdccktc es."

Erzähle!"

Ich sprach erst mit einem von Ibrahim Talils Leuten. Sie führten mich zu ihm selbst. Er war sehr freundlich. Ich ließ mir die Mädchen zeigen. Dabei öffnete er ein Ge­mach, in welchem auf einem Divan das deutsche Mädchen saß. Ich erkannte es. Ich trat zu ihm, fragte es, ob cs meinen stummen Herrn licken welle. Es gab keine Ant­wort, nur auf Ibrahim T ilil sah es, mit Augen voller Angst!"

Was weiter?"

Ibrahim Talil läßt di. sagen: Komm: im h heute abend, das Mädchen wartet deiner!"

Noch l»mte?"

Ja, Herr!"

Stein aimete auf.

Es ist gut so! Das W rten war narrt, glicht"

Herr, sei vorsichtig!"

Ich will es sein!"

Vielleicht umlauert dich der Tod!"

Sage, Achmed, besteht die Möglichkeit, daß ich das Mädchen mit mir nehme, sogleich, heute abend?"

Ich weiß nicht, Herr!"

Ich will es versuchen. Aber erst will ich mit ihm sprechen!"

Mit leiser Stimme, Herr! Verrate dch nicht! Denke daran: Du bist ja stumm! Es ist sonst alles umsonst ge­wesen."

2«y will uchtsam sein."

Achmed Kedhem sah Paul Stein nachdenklich an.

Hatte er recht getan? Hätte er nicht lieber sagen sollen: Ibrahim Talil wies mich ab! Hütte er damit die Gefahr behoben? Nein! Dann hätte der Mann da vor ihm eben ohne seine Hilfe gehandelt.

Er atmete schwer.

Wir können sogleich zu Ibrahim Talil fahren, Herr. Nicht mit dem Zuge. Ein Auto ist bessert Wir gehen erst eine Strecke. Es fällt nicht so aus. Unterwegs in der Stadt nehmen wir dann ein Auto und fahren nach Kairo."

Einverstanden! Gebe» wir!"

Ohne Zögern machten sie sich auf den Weg. Die Nacht umfing sie draußen. Es war ziemlich spät, als sie Kairo entgegenfuhren.

Paul Stein sprach nichts. Die Gedanken jagten sich hinter seiner Stirn.

Was kam? Würde es ihm gelingen, Hanna Lang zu befreien? Und Carlos Puenta? Der weilte hier irgendwo! Die Jacht! Wo war die? Die Mädchen- sräch'. blieb nicht hier. Zum größten Teile wenigstens nicht! Dcr würoe weiter verschoben werden! Hier bei Ibrahim Talil war nur ein guter Unterschlupf im Falle drohender Gefahr für Carlos Puenta! Und er hatte sicherlich Wind bekommen daß man seiner Jacht Aufmerksamkeit zu ichcnken bcaann. Da ließ er sie plötzlich verschwinden. Auf der Lauer liegen, hieß es jetzt, abmarten, was Puenta nun be- ginnen würde. Dabei konnte Achmed gute Dienste leisten! Rur erst einmal mit Hanna Lang eine Verständigung

Achmed Kedhem gab ihm einen Stoß

rbeiführen!

Das Auto hielt.

:d mahnte leise:

Vorsicht, Herr!"

Sie schritten durch eine dunkle Pforte. Es war finster nqsum. Nur eine kleine Ampel verbreitete mtsirs incyr. chmed Kedhem trat auf einen Menschen zu, der am Boden uerte und flüsterte ihm etwas ins L'hr. 2 ^ erhob sich der idere und winkte den Ankömmlingen. Es ging einen lan- m Sävlengang entlang, dann rechts und wieder links nein. Der Führer machte vor einer Ture Halt und nickte

trat Paul Itein vor und schritt durch die geöffnete üre in ein dämmriges Gemach. ......

Achmed Kedhem beobachtete den Führer, der die Türe !se hinter Paul Stein geschlossen hatte. Der Mensch .ra kt zu ihm und faßte ihn am Arm, zog ihn hinfort.

Achmed Kedhem folgte zögernd, er wehrte:

Lok mich, ich muß auf meinen Herrn warten!"

Ein dunkler Gang lag vor ihm. Er riß fernen Arm ,s und wandte sich zurück.

Da traf ihn eia wuchtiger Schlag, daß er lautlos za )oden sank»