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Nr. 190

Montag, den 17. August 1931

Jahrgang 104

Her Kanzler über europäische Zusammenarbeit

Zwischenstaatliche Regelung der Preise und Zölle zur Ueberwindung der Krise

Die Friedensgefinnung muß wachsen

TU London, 17. Aug. In einer Unterredung, die Reichs­kanzler Brüning einem Sonderkorrespondenten der Daily Mail gewährte, erklärte er, der kommende Winter werde der schlimmste für Europa in den letzten hundert Jahren sein. Die Deutschen würden am meisten von ihm zu spü­ren bekommen. Es werde in Deutschland wenigstens 7 Millionen Arbeitslose geben und die Schwie­rigkeiten, sie zu unterhalten, werden gleich schwer sein für Reich, Länder und Gemeinden. Außerdem stecke unsere finanzielle Unsicherheit unsere Nachh^länder an und falle von dort wieder auf uns zurück, wodurch «vir immer tiefer in den Sumpf hineingerieten. Ein einziges Hilfsmittel gebe es und zwar die internationale Zusammen­arbeit, um der genreiusamen Gefahr mit gemeinsamen Kräften zu begegnen. Er richte.'e einen Appell an die ver­antwortlichen Staatsmänner Europas, sobald wie möglich zusammen zu kommen, um die Preise für Waren gleicher Qualität international festzusetzen und den vernichtenden Konkurrenzkampf in Handel u. Indu­strie auszuschaltcn, der jetzt zwischen den Ländern tobe. Außerdem würde er eine internationale Rege­lung der bestehenden hohen Zolltarife be­graben. Er sei erfreut, sagen zu können, daß dies nicht nur ein frommer Wunsch sei. Er habe über diesen Punkt auch bereits private Besprechungen mit den Ministerpräsidenten Englands und Italiens gehabt, könne jedoch hierüber nichts weiter sagen, bis er nicht auch den französischen Minister­präsidenten gesprochen habe.

Die Möglichkeit für Abänderungsvorschläge sei begrenzt, doch sei ein Fortschritt selbst in kleinen Dingen notwendig, «Pi das Vertrauen wieder herzustellen, das Europa so dringend benötigt. Er hoffe zuversichtlich, daß in dieser Richtung bald greifbare Ergebnisse erzielt werden könnten. Eine andere Voraussetzung für die Rettung Europas sei das politische Vertrauen. Es sei von grundlegender Be­deutung, daß die Völker Europas an die Erhaltung des Friedens auf lange Sicht glaubten. Auf die Frage, ob er irgendgivo in Europa eine ähnliche Sehnsucht nach Frieden versürt habe, antrvortete der Kanzler, er habe in der letz­ten Zeit verschiedene Länder in Westeuropa besucht und er sei überzeugt, daß die führenden Staatsmänner den Frie­den wollten. Nur die Furcht und das Bestreben, sich auf den äußersten Notfall-vorzuberei­ten, seien für die Abneigung gegen eine all-

TU. Wien, 17. Angust. Am Sonntag «m 3.8g Uhr ist zwischen den Stationen Hinterberg und Göß -er Strecke B'llach-Bruck der D-Zug 288 RomWie» bei der Ein­fahrt durch Station Göß mit eine», Güterzug zu­sammen gefahren» wobei die Lokomotive, der Dienst­wagen und der Postwagen sowie ein Personenwagen des D-Zuges und vier Güterwagen beschädigt wurden. Die Loko­motive des D-Zuges und vier Güterwagen stürzte« d»e Böschung hinunter. Bei dem Zusammenstoß wurden 12 Personen getötet, 7 schwer und 4 leicht ver­letzt.

Der Güterzug 6868, der von Görz kam, war ans bisher noch unaufgeklärter Ursache vor der Station Göß auf offener Strecke stehen geblieben. Als der Stationsvorsteher in Göß dies bemerkte, gab er ein Signal und der Zug setzte sich wie­der in Bewegung. Im gleichen Augenblick kain jedoch der D-Zug heran, der ebenfalls das Signal «freie Fahrt" hatte und fuhr mit etwa 46 Km. Geschwindigkeit in den Güterzug hinein. Das Unglück ereignete sich in einer völlig unübersicht­lichen Kurve der eingleisigen Strecke unterhalb der Zellulose- sabrik Hinterberg, wo sich vor einigen Tagen ein schwerer Explosionsunfall ereignet hatte, bei dein die Umgebung der Fabrik unter Chlorgas gesetzt wurde. Die Strecke ist dort auf der einen Seite von steilen Felsen abgeschlossen, auf der an­deren Seite fließt unterhalb der 10 Meter tiefen Böschung die Mur. Bei dein furchtbaren Zusammenprall der beiden Züge stürzten 8 Güterwagen in den Fluß. Der Zugbegleiter, der stch auf dem letzten Güterwagen befand, konnte sich im Augen­blick des Abstürzens der Wagen durch einen gewagten Sprung retten. Ein weiterer Güterwagen sowie die Lokomotive und der Tender des D-Zuges stürzten ebenfalls ab, blieben jedoch aus der Böschung liegen. Der Postwagen des D-Zuges, der hinter dem Tender lief, stellte sich quer über die Gleise. Der Paketwagen und der ihm nachfolgende D-Zugswagen 2. und ß. Klaff; Ichoben sich fast vollkommen ineinander, An diesem

gemeine Abrüstung verantwortlich, die das große Hindernis für die wirtschaftliche Gesundung Euro­pas bilde. Kein Land könne letzten Endes den tödlichen Folgen eines Mangels an politischem Vertrauen ent­gehen, der das Vorhandensein eines riesigen Kriegsappa­rates zur Vorbedingung habe. Er habe Frankreich von der Wahrheit des deutschen Willens zu dauerndem Frieden zu überzeugen versucht. Frankreich sollte die deutsche Wehr­losigkeit der beste Beweis dafür sein, daß es mit Deutsch­land in keinen Krieg verwickelt werden könne. Wenn erden Europäern einen guten Rat geben dürfte, so möchte er ih­nen zurufen:Sprecht nicht vom Kriege, denkt nicht einmal an den Krieg als eine Möglich­keit für die Zukunft". Er sei überzeugt, daß solches Kriegsgeschwätz zum Weltkriege geführt habe, denn dadurch würden selbst die Regierungen empfindlich und nervös.

Die Gründe der gegenwärtigen Schwierigkeiten Europas faßte Dr. Brüning in folgende vier Punkte zu­sammen:

1. Die Ueberindustrialisterung der kleinen Staaten,

2. Die Abnahme der Kaufkraft in China und Indien,

3. Die hohen Zollmauern in der ganzen Welt,

4. Die Richtung, in der die deutschen Reparationszah­lungen flössen.

Er scheue sich, es auszusprechen, aber bei der Suche nach ^ besseren Aussichten für Europa stoße man immer wieder auf den Vertrag von Versailles.

Dr. Brüning kam dann ans die Lage des französi­schen Geldmarktes und auf den Kommunismus in Deutsch­land zu sprechen, den er für die größte innere deutsche Ge­fahr hält und erklärte bezüglich der Ausschaltung des Reichstages, er sei ein überzeugter Anhänger des demokratischen Prinzips und nehme als sicher an, daß der Reichstag im Herbst wieder zusammentreten werde. Er sehe aber keine Notwendigkeit für eine lange Sitzungs­periode. Das gegenwärtige System der kurzen Sitzungs­abschnitte arbeite ausgezeichnet. Zum Schluß erklärte Dr. Brüning, er habe niemals viel von großen internationalen Sitzungen, wie z. B. dem Völkerbund, gehalten. Er sei aber unbedingt von dem Werte persönlicher Besprechun­gen zwischen den Ministerpräsidenten der einzelnen Län­der überzeugt. Denn persönliche Vertrautheit flöße Ver­trauen ein.

Wagen gab cs nur Tote und Schwerverletzte. Außer den 12 Toten sind 11 Personen verletzt worden. Di« meisten haben gefährliche Beinbrüche erlitten. Einem evangelischen Pfarrer ans Drbrcczin wurden beide Beine zerquetscht, so - sie im Krankenhaus sofort abgenommen werden mußten.

Von der ungeheuren Gewalt, mit der -er Zusammenstoß erfolgte, kann man sich einen Begriff machen, wenn man be­denkt, daß die 12 Toten in einem Raum von nur 2 Meter Breite znsammengehäuft waren. Die Körper waren furchtbar entstellt uird durch die Ausströmungen des Gaskessels voll­kommen geschwärzt. Unglücklicherweise waren auch drei Tele­graphenmasten umgerissen 'worben, so daß die Verbindung mit der nächsten größeren Station Leoben unterbrochen war. Infolgedessen kam die Unglücksnachricht erst aus dem Um­wege über einen in der Nachbarschaft wohnenden Eisenbahn­beamten in Leoben an. Den Hilfsmannschaften der Eisenbahn und der Feuerwehr, die auf drei Rettungswagen zur Unfall­stelle kamen, bot sich ein furchtbares Bild. Die Bergungs­arbeiten gestalteten sich besonders schwierig, da die Trümmer, die an dieser Stelle sehr schmalen Schienenbelage vollständig bedeckten. Unter diesen Umständen mußten die Verletzten fast eine Stunde in ihrer entsetzlichen Lage zubringen, bevor ihnen Hilfe gebracht werden konnte. Die Verunglückten wurden sann in Kraftwagen nach Leoben gebracht.

Die beiden Fahrdienstleiter der Stationen, zwischen denen sich bas Unglück ereignete, sind verhaftet und dem Kreis- gcricht Angeführt worden. Warum der Güterzug auf offener Strecke stehen blieb und warum gleichzeitig der D-Zug daS Fahrtsignal erhalten hat, muß erst die weitere Untersuchung ergeben.

Das Eisenbahnunglück in Steiermark hat in Wien große Aufregung verursacht. In dem Unglückszug befand sich auch ein Transport von 80 Wiener Kindern, di« aus einem Fe­rienheim Mrüchkehrten,

Tages-Spiegel

Reichskanzler Dr. Brüning hat einem englischen Pressever. treter gegenüber bedentsame Ausführungen über bi« Not­wendigkeit enropäischer Zusammenarbeit gemacht.

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Die Sttllhalteverhandlungeu in Basel habe« z« einer Teil« einiguug geführt. Grundsätzlich einigte man sich übe« eine Verlängerung der Stillhaltekredite um 6 Monate

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Die deutsche Reichsmark erreichte Ende letzter Woche am Newyorker Devisenmarkt zum erstenmal seit Beginn der Finanzkrise wieder den Paritätsknrs. Der Notenumlauf geht ständig zurück. z

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Bei einem schweren Eisenbahnunglück in der Steiermark kamen 12 Personen nms Leben. Elf Fahrgäste wnrden mehr oder weniger schwer verletzt.

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DaS LuftschiffGraf Zeppelin" unternahm über Sonntag eine Landungsfahrt nach Münster und Essen.

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Im Deutschlands!«« wurde -er Flieger Dinort Sieger. Der amerikanische Oberst Lindbergh hat von Alaska ans de« Stille« Ozean überflogen. Polar-UbootNau­tilus" ist gestern in Spitzbergen eiugetroffen.

Teileinigung in Basel

Endgültiger Abschluß der Arbeiten Mitte dieser Woche TU. Basel, 17. Aug. Die Samstag-Verhandlungen -es Finanzsachverständigenausschusses ergaben aus verschiedenen Gebieten eine Einigung über die von dem StillHalteauS« schuß vorgelegten Vorschläge. Der hartnäckige und schwierig« Kampf um die Frage der ausländischen Markgut­haben in Deutschland, in welcher Frage man von Deutschland einschneidende Maßnahmen fordert, konnten je­doch noch nicht zu einem guten Ende geführt werden. Grund­sätzlich ist man sich über die sechsmonatige Verlän­gerung der Kredite einig. Die Entscheidung über die von Deutschland ebenfalls geforderte Verlängerung der 100 - Millioncn-Dollarrediskontkredite liegt jedoch bet Len Zen­tralbanken, nicht bei dem Finanzsachverständigenausschuß. Von seiten der Zentralbanken und der BIZ. scheinen jedoch keine Schwierigkeiten zu befürchte« zu sein. Dr. Melchior hat die Notwendigkeit naihgewiesen, daß Deutschland, wenn es nicht wirtschaftlich auf ein Minimum reduziert werden soll, unbedingt eine langfristigeAnleihe braucht, über deren Höhe jedoch genaueres bis zur Stunde noch nicht zu erfahren ist. Man spricht von 1 Milliarde Mark, doch scheint die Ziffer zu niedrig zu sein.

/ Die Finanzsachverständigen haben ihren Bericht über die bisher geleistete Arbeit zu einem großen Teil schon fertig- gestellt. Der Bericht umfaßt hauptsächlich das Ergebnis der Untersuchungen über die deutschen Kreditbedürf­nisse und -Möglichkeiten. Auf eine Reise der Finanz­sachverständigen nach Berlin wurde endgültig verzichtet. Die gesamten Arbeiten sollen in Basel fertiggestellt werden. Die Finanzsachverständigen glauben bis Mitte der Woche die ihnen von der Londoner Konferenz gestellten Aufgaben: Prü­fung der deutschen Kreditbedürftigkeit und Möglichkeit zur Gewährung neuer Kredite, sowie Umwandlung der kurz­fristigen in langfristige Kredite beenden zu können.

Wieder 40 Prozent Notendeckung?

TU Berlin, 17. Aug. Wie verlautet, hat die Kapitalan­lage der Reichsbank seit dem letzten Ausweis eine weitere beträchtliche Entlastung erfahren. Wie der DHD. hört, wird auf Grund derEntwicklung bis zum 13. bs. Mts. da­mit zu rechnen sein, daß im Medioausweis der Reichsbank wieder eine 40prozentige Deckung der Noten durch Gold Und Devisen erreicht oder sogar leicht überschritten wird Analog der Entlastung auf Wechsel- und Scheckkontv hat sich auch der Notenumlauf weiter vermindert, aber auch die Giroguthaben, die per 7. August die immerhin noch be­trächtliche Höhe von 781 Millionen aufwiesen, sind stärker zurückgegangeu. Die Verlautbarungen, nach denen die Schatzwechsel-Verkäufe der Reichsbank in den letzten Tagen nachgelassen haben, werden bestritten. Die Möglichkeit ei­nes Abbaues des hohen Lombarösatzes besteht weiterhin, doch find diesbezügliche Entscheidungen noch nicht gefallen.

Silberladnng ans USA.

TU Bremerhaven» 17. Aug. Der LloyddampferKarls­ruhe" brachte von Newyork für bas Deutsche Reich hier eine größere Silberladung an. Unter scharfen Sicherheits­maßnahmen von Poltzeibeamten wurde der Silberschatz ge­landet und nach Berlin weiter transportiert, wo er in der Hauptsache für die Prägung von S- und 8-Markstücke» Ver­wendung finde« soll.

Schweres Eisenbahnunglück in Steiermark

Der D-Zug Rom-Wien in einen Güterzug gefahren 12 Tote und 11 Verletzte