Ausländer in Diensten der Sowjetunion

Die Lage der ausländischen Arbeitnehmer in Rußland Ueberangebot an deutschen

Arbeitskräften

Bon Pawel P a w l o w - Leningrad.

Bor etwa drei Jahren noch nannte man es einen Glücks- fall, wenn man als Techniker, Monteur oder gar Ingenieur in irgend einem großen Werk in Sowjetrußland eine An­stellung bekam. Nicht nur weil das Gehalt in Dollarwährung ausbezahlt wurde, di« Fabrikleitung verpflichtete sich sogar fast in allen Fällen, bis zu 8056 dieses Gehalts an die in Deutschland zurückgebliebene Familie allmonatlich zu über­weisen. Auch in der Frage der Wohnung und der Verpfle­gung genossen die Deutschen, wie übrigens alle Ausländer, große Vergünstigungen. Leider hat sich dieses infolge des Ueberangebots von Arbeitskräften ans Deutschland in letzter Zeit sehr zum Nachteil der Arbeiter und Angestellten geän­dert. Die russischen Werbebüros versuchen heute, wo sie die Auswahl unter Tausenden hochqualifizierter Arbeiter haben, die Löhne zu drücken. Statt des bisher üblichen niedrigsten Tariflohnes von 200 Dollar pro Monat, die Arbeitswoche zu fünf Arbeitstagen gerechnet, bieten die Werke heute nur noch 160 Dollar und versuchen bei Vertragsabschlüssen, den Arbeit­nehmer zu bestimmen, auf die Auszahlung in russischer Wäh­rung einzugehen. Allerdings bieten die Sowjets ihnen dafür besonders große Wohnungen, um diese zu veranlassen, auch thre Familien nach Nußland kommen zu lassen, da sie dann von der Verpflichtung befreit sind, einen Teil des Gehalts des Arbeitnehmers in ausländischer Währung nach Deutsch­land zu überweisen. Bei den Arbeitnehmern, die schon län­gere Zeit in Rußland beschäftigt sind und die langfristige Verträge laufen haben, ist es zwar bis jetzt noch nicht zu Kontraktbrüchen, d. h. zur Nichteinhaltung der übernomme­nen Verpflichtungen seitens der Sowjets, gekommen, obwohl hie und daMißverständnisse" entstehen, die in dem Maße anwachsen, wie sich die Valntaschwierigkeiten mehren. Be­sonders wird in letzter Zeit von seiten der Arbeitnehmer sehr darüber geklagt, daß die allmonatliche lleberwcisniig des Ge­haltsteiles an ihre Familien mit immer größerer Verspätung eintrifft. So sollen einige Familien ihren Gchaltsanteil erst nach vier bis fünf Wochen erhalten haben. In dieser An­gelegenheit sind gegenüber Pjatakow, dem Kommissar für die Arbeitsinspektion, seitens der verschiedenen Gesandtschaften Schritte unternommen worden. Er soll auch versprochen haben, für baldige Abhilfe dieses Nebelstandes zu sorgen, allein die Klagen über verspätete Ueberweisnng nehmen nicht ab.

Einen großen Teil der nach Rußland gehenden Arbeit­nehmer bilden eingetragene Mitglieder der Kommunistischen Partei. Sie haben sich durch den Beitritt zur Partei eine gewisse bevorzugte Stellung geschaffen, die sich leider jetzt in sehr unangenehmer Weise auSwirkt. Diese Arbeitnehmer müssen sich natürlich ohne Widerspruch der Partciöisziplin unterwerfen, die nicht geringe Opfer fordert. So ist vor kurzem einem Teil deutscher Kommunisten nahegelegt mor­den, auf die Auszahlung ihres Gehalts in ausländischer Währung zu verzichten und so den anderen Arbeitern als leuchtendes Beispiel zu dienen. Die Deutschen haben dieses Ansinnen in seltener Einmütigkeit als unöiskntabcl abge- lehnt, was natürlich in Moskau viel böses Blut verursachte. Die Moskauer Führer antworteten auf diese Ablehnung mit einer Maflenkündignng von Deutschen, und 246 Mitglieder sind über die Grenze abgeschoben worden. Man kann wohl sagen, so groß auch die Spaltungen zwischen dem linken und rechten Flügel in der Kommunistischen Partei sein mögen, in einem Punkte sind sich alle einig, nämlich in der scharfen Ablehnung des Sowjetrubels. Trotzdem wird er ihnen mit aller Geivalt aufgezwnngen. Nach einer der letzten amtlichen Meldungen aus Moskau sollen sogar den Angestellten der Berliner Handelsvertretung jetzt 4056 ihres Gehalts in Sow­jetrubeln nach Berlin überwiesen iverdcn, und zwar mit der witzigen Bemerkung, daß diese Angestellten doch für ihre

jährlichen Urlaubsreisen nach Rußland ohnehin Svwjetgeld brauchen und sie auf diese Weise Gelegenheit erhalten, für ihren Urlaub sparen zu können.

Von deutschen Arbeitnehmern wird hier sehr unangenehm empfunden, baß nach einem neuen Erlaß jetzt alle Ausländer ihre Hotelrechnungen oder ihre Einkäufe in den für Auslän­der bestimmten Geschäften nur mit ausländischer Währung bezahlen dürfen. Ueberdies sind die Preise in den russischen Gasthäusern, die sich bekanntlich nicht durch übermäßige Sau­berkeit oder Komfort auszeichnen, so außerordentlich hoch wie ähnlich nur noch in den teuersten Hotels Londons. Wenn auch zugegeben werden muß, daß Rußland sich zurzeit im kri­tischen Stadium des Währungsverfalls befindet und darauf angewiesen ist, auf jede nur denkbare Weise sich Devisen zu verschaffen, so muß doch festgestellt werden, daß die Sowjets durch solche Maßnahmen ihr Ansehen im AuSlanöe gewaltig schädigen. Auch sind die Ergebnisse dieser Maßnahmen ziem­lich kläglich, da die cinrcisenücn Deutschen, um der Schröp- fung in den russischen Gaststätten zu entgehen, sich jetzt oft bei ihren russischen Bekannten einqnartieren, was ihnen bei der sprichwörtlichen Gastfreundschaft der Russen, besonders den Deutschen gegenüber, fast immer gelingt.

Um hier kurz die Wohnungsfrage zu streifen, muß fest­gestellt werden, daß diese in der Sowjetunion nur sehr un­genügend gelöst ist. Es gibt in Leningrad und Moskau sowie in allen größeren Industriestädten große Wohnungen genug, doch sind diese durch die staatliche Verwaltung in einen Zu­stand so großer Verwahrlosung und Unsauberkeit gebracht, daß viele Deutsche es vorziehen, mit einem kleinen Zimmer im Gasthof oder in einer Familie vorlieb zu nehmen, als eine Sechszimmerwohnung in solch einem Hanse zu beziehen. In­folgedessen sind denn auch die Deutschen, die schon einige Jahre in Rußland arbeiten, nur sehr ungenügend mit Wohn- raum versehen, so daß an ein Kommen der Familien gar nicht gedacht werden kann. Selbst Ausländer von Rang, die in russische Dienste eintratcn, wie z. V. Ser von Berlin her sattsam bekannte ungarische Professor Lemgicl, haben bis jetzt noch kein passendes Unterkommen für sich und ihre Familie finden können und bewohnen bescheidene Zimmer.

Ihre Verpflegung können die Deutschen nach besonders geregelten Sätzen in den Läden der Kooperative kaufen. Sie ist zivar nicht sehr abwechslungsreich, dafür aber meist frisch und von leidlicher Beschaffenheit. Zudem haben die deutschen Arbeitnehmer das Recht, sich aus ihrer Heimat Verpflegnugs- pakete kommen zu lassen, wobei die Negierung sämtliche Zoll­gebühren für den Empfänger, sofern er im Dienste der Sow­jetunion steht, übernimmt.

Einen Grund zu besonderer Unzufriedenheit seitens der deutschen Arbeitnehmer bildet indessen der Umstand, daß die Leitungen der größeren Industriebetriebe in letzter Zeit Ver­suche machen, die Deutschen zur Zeichnung Ser russischen in­neren Jnöustrialisierungsanleihcn heranzuziehen. Hier ge­hört große Charakterfestigkeit dazu, um sich nicht von den Versprechungen der Sowjetverwaltung einwickeln zu lassen. Auch zu den in Rußland neuerdings so beliebtensozialisti­schen Wettbewerben" versucht man die gutgläubigen Elemente ans der deutschen Arbeiterschaft heranznziehcn,' leider nicht ohne Erfolg. Es braucht hier wohl nicht besonders betont zu werden, daß dergleichen Einmischungen in die wirtschaftlichen und politischen Kämpfe der Sowjetbürger unter sich bei dem vernünftigeren Teil der deutschen Arbeitnehmer auf großen Widerstand stoßen,- es ist aber auch vorgekommen, daß deutsche Arbeitnehmer an den Demonstrationszügen gegen die sogenannten Wrediteli -Schädlinge der Sowjets) teilgenom­men haben. Es gehört jedenfalls Energie dazu, sich als Aus­länder im Dienste der Sowjets seine Unabhängigkeit zu be­wahren.

Zur Presse-Notverordnung

Wie dieBörsenzettung" zur neuen Notverordnung erfährt, beruft sich die Reichsregierung bei dem 8 1 auf die Tatsache, baß das französische Presserecht schon lange eine derartige Bestimmung enthält, nach der Verlautbarungen der Regierung zwangsweise zur Veröffentlichung gebracht werben können. Die Durchführung dieser Paragraphen ist so gedacht, daß eine Zeitung, die zur normalen Zeit mit an­deren Zeitungen eine Kundgebung der Regierung nicht ver­öffentlicht, gezwungen werden kann, die Veröffentlichung nachzuholen, wobei die Negierung oder die sonst bestimmte Stelle in der Lage ist, Platz- und Druckvorschristen zu er­lassen.

Den Anlaß für den Paragraph 2 bietet die Beobach­tung, baß gerade während der letzten Zeit in vielen Zeitun­gen Nachrichten und Meldungen erschienen sind, nach denen in Deutschland bereits eine Inflation bestehe und daß es zweckmäßig sei, Waren zu Hamstern, Devisen zu kaufen und die Mark abzustoßcn. Um diesen unsinnigen Meldungen entgegenzutreten, hat die Neichsregierung in dieser Verord­nung den Polizciorganen eine Waffe in die Hand geben wollen. Es besteht im übrigen die Absicht, sobald die gegen­wärtige Unrnhe sich gelegt hat, diese letztere Bestimmung wieder außer Kraft zu setzen. Das Blatt verweist sodann darauf, daß von der Notverordnung auch Sie Inserate er­faßt werden.

DieGermania" erkennt die Notwendigkeit einer so allgemeinen Fassung der Verbotsgriinde an und begrüßt sie. Zugleich gibt sic der Erwartung Ausdruck, daß die neue Verordnung zwar mit aller gebotenen Strenge, aber auch mit jener Klugheit angewandt wird, die sich empfiehlt.

Vorläufig Keine Einberufung des Reichstages

Der Aeltestenrat des Reichstages hat die Anträge auf Einberufung des Reichstages zum 20. Juli gegen die Stim­men der Antragsteller und 8 Vertreter des Landvolkes abgelehnt. Er beschloß aber auf Antrag der Oppositionspar­teien am Donnerstag, den 28. Juli, erneut zusammenzu­treten und nochmals zur Frage einer Einberufung des Reichstages Stellung zu nehmen.

Namens der Fraktionsgemeinschaft des Christlichsozialen Vvlksdienstcs und der Konservativen Volkspartct haben die Abgeordneten Simpfcndörfer und Graf Westarp dem Reichskanzler vor seiner Abreise nach Paris in einem Brief mitgeteilt:Wir haben mit unfern Stimmen die Ein­berufung des Reichstages verhindern helfen und sind bereit, Ihre Politik weiterhin zu stützen. Das ist nur möglich, wenn Sie, Herr Reichskanzler, in Paris die demütigenden und entwürdigenden Bedingungen, die sie dort zu erwarten schei­nen, unbeugsam ablehnen und insbesondere jede Bindung der Handlungsfreiheit für die Zukunft vermeiden. Wenn das Ausland nicht bereit ist, ohne entwürdigende Bedin­gungen einen Teil der entzogenen Kredite zurückzugeben, und zwar in langfristiger Form, durch die eine Wieder­holung derartiger Krisen vermieden wird, so muß bas deut­sche Volk seine Lebenshaltung und seine Wirtschaft auf die veränderte Kapitalgrundlage cinstellcn."

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T-as Brotgewicht mnß angegeben werden. Der Ncichsekc nährungSminister hat jetzt in den AusführungSbestimmnn- gen zur Notverordnung vom 5. Juni d. I. verordnet, daß das Brotgewicht ans den Broten in Gramm oder Kilo­gramm deutlich erkennbar angegeben wird, und zwar durch Eindrücken eines Stempels oder Anheften einer Papier­marke oder durch Angabe auf Umhüllung oder Banderole Die LandeSbeihörden sollen Richtlinien über die Gewichts- nachprüsung erlassen.

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Die Bruderschaft des Todes

Der wahre Ursprung der letzten indischen Unruhen reicht in die Zeit des großen Aufstandes in der Mitte des vorige» Jahrhunderts zurück, als eine Reihe von Fanatikern sich zu­sammen tat, um die englische Herrschaft zu untergraben. Diese Männer schworen damals, vor nichts zurückzuschrecken, und in den letzten Jahrzehnten haben sie Millionen von An­hängern gewonnen, die losschlagen werden, wenn die Zeit dazu gekommen ist.

Zweifellos beherbergen die Vereinigten Provinzen von Audh und Orissa die meisten dieser geheimen Gesellschaften. Doch auch Bengalen besitzt eine eifrig arbeitende Organi­sation, deren Sitz in Kalkutta ist. Diese Stadt sieht so fried­lich und zivilisiert aus wie keine andere in Indien, und doch beherbergt Kalkutta Dutzende von Geheimgescllschaften, die alle das eine Endziel haben: Ausmerzung des Ausländers aus ihrer Mitte.

Vier Bünde, die auf hundert verschiedenen Wegen ihr Ziel erstreben, gelten allgemein als die gefährlichsten. Das sind die Priester und Bettler (die zu einer Klasse gerechnet werden), die Tanzmädchen, die Studenten und die Dienenden. Priester und Bettler haben Zutritt zu fast jedem Hanse im ganzen Land und sind stets auf der Wanderschaft. Haupt­sächlich ihnen war es zu verdanken, wenn dasPfannkuchen- shstem" der Nachrichtenvermittlung während des großen Auf­standes so erfolgreich arbeiten konnte. Läufer wurden da­mals in das Land hinaus geschickt, mit einem Pfannkuchen, dem Symbol des Aufstandes, in der Hand. So liefen sie von einem Dorf zum andern. Mit Hilfe von Stafetten konnten die Neuigkeiten P einem Tage Hunderte von Kilo­metern weit getragen werden und verbreiteten sich wie der Blitz. Eine andere Art, Nachrichten zu übermitteln, besteht in einem bestimmten Trommelschlag, der aus Meilen in die Runde zu hören ist. Doch dieses Mittel wird nur dort an­gewandt, wo die Dörfer nahe zusammen liegen.

Die Führer der geheimen Gesellschaften in Bengalen sind meistens unter den Bettlern zu suchen, die sich auf den Straßen breit machen, in den Anlagen herumliegen und alles nehmen, was sie bekommen können. Vor einigen (Jahren geriet ich mit einem Fakir oder Bettelvriester ,nS

Gespräch. Er war ein höchst interessanter Mensch, und wir freundeten uns an. Er besuchte mich öfter und glaubte mein Vertrauen erworben zu haben. So schlug er mir vor, ich sollte Mitglied einer der Gesellschaften werden, deren Haupt er war. Ich erklärte mich damit einverstanden und wohnte der Einführungszeremonie bei) doch als ich die Bedingungen erfuhr, die ich erfüllen sollte, weigerte ich mich, noch länger mctzuspielen.

Ein.Wutschrei war die Antwort hierauf, und einen Augenblick lang glaubte ich, die Menge würde mich zerreißen. Doch mein Freund, der anscheinend außerordentliche Macht besaß, sprang dazwischen und rettete mein Leben. Er sagte mir aber, wenn ich der Polizei auch nur ein Wort Mitteilen oder den Versammlungsort verraten würde, so hätte ich mein Leben verwirkt. Seitdem habe ich nicht gewagt, auch nur eine Silbe darüber zu sagen, wenn auch vor kurzem das betreffende Haus durchsucht und der Geheimbund aus- gehoben wurde.

Die Einführungszeremonie war ebenso interessant wie einschüchternd. Jeder Neuling mußte sich selbst eine Ver­wundung beibringen, bis ein Löffel voll Blut in eine große Kupferschüssel floß. Mehr als drei Dutzend Neulinge waren I erschienen, um den Eid zu leisten, und an die tausend Men­schen wohnten der Zeremonie bei. Als alles Blut in der Schale gesammelt war, gab man einen Krug voll aromatischer Essenzen und mir unbekannte Kräuter hinzu. Jedes neue Mitglied leistete nun den Eid und trank einen Löffel voll von diesem Gebräu. Dadurch wurde er zum Blutsbruder aller anderen, und gleichzeitig übernahm er die Verpflichtung, seine gesamten Kräfte in den Dienst des Kampfes gegen den gemeinsamen Feind zu stellen, gegen England.

Die Tanzmädchen werden in diese Gebeimgesellschaften hinein gelockt, wenn sie noch jung sind, und strenger Zucht unterworfen. Es ist kein Geheimnis mehr, daß ihnen Jahre lang Planmäßig Gift eingegeben wird, mit oem ihr Blut dann gesättigt ist. So sind sie schließlich in der Lage, ihrem Opfer schon durch eine Keine Kratzwunde tödliche Verletzungen beczubringen. Außerdem benutzen sie Gifte, die der Analytiker heute noch nicht feststelle« kann. Die Kratzwunde ist Wohl zu sehen, aber im Blute wird nicht die geringste Spur von einem Gift mehr entdeckt.

Grst kürzlich zanv man einen hohen Beamten tot vor. Das war am Morgen, nachdem er einem Empfang zu Ehren eines Nadscha beigewohnt hatte. Keiner seiner Untergebenen war verletzt worden, und wenn auch sein Handrücken eine leichte Kratzwunde aufwies, so ergab die Blutuntersuchung doch keinerlei Anhaltspunkte. Ich habe damals in den Bazars raunen hören, daß ein Tanzmädchen ihn mit ihren besonders scharf geschliffen Nägeln gekratzt hätte, als sie seine Hand küßte.

Kalkutta ist überschwemmt von Geheimgescllschaften, be­sonders die Stadtteile Burrabazar, Muchuäbazar und Ari- tolla. Hier werden die ganzen Feldzugspläne ausgcarbcitet. Hunderte von Studenten sind Mitglieder, und ihre Kentnisse werden verwandt, um Sprengkörper und Rundfunkgeräte her- znstellen, denn die drahtlose Telegraphie wird hier einmal die Rolle derPfannkuchenläufer" übernehmen. Studenten aber können verhältnismäßig leicht von der Polizei verfolgt werden. Sie verfügen nicht über ein Zehntel der Gerissen­heit und Vorsicht, die den Veteranen auszeichnen, und des­halb sind auch viele unter ihnen festgenommen worden.

Bis vor kurzem war man noch geneigt, alle Diener als zu­verlässig zu bezeichnen. Die Klasse im ganzen genommen ist es wohl auch heute noch. Doch in letzter Zeit haben sich viele Angehörige höherer Kasten als Diener verdungen, weil sie hier eine neue Angriffsmöglichkeit erkannten. Heute wundert sich mancher englische Beamter, wenn er entdeckt, daß geheime Regierungsverordnungen allen Leuten m den Bazaren bekannt sind. Jeder indische Stadtteil besitzt seinen Dienerbund, und hier werden die Informationen perwvilcy gesammelt. Hier kann auch jedermann von geschickten Schreibern Empfehlungsbriefe erhalten, um sich mit ihrer Hilfe eine Stellung zu suchen. Augenblicklich besteht kaum die Gefahr, daß Engländer durch ihre Diener vergiftet werden, denn dies würde nur Verdacht Wecken. Doch wenn der Feld­zugsplan zur Ausführung reif ist, so wird das Kampfzeichen gegeben werden. Dann kann kein Zweifel bestehen, daß Massenvergiftungen einsetzen, und nur wenige werden übrig bleiben, um davon erzählen zu können. Dann hoffen die An­archisten die Macht an sich zu reißen und ihre Gegner in die

Ewigkeit hinüber befördern zu können. ^ ,

^ Nawab Golam Raftck,.