Aus Stadt und Land

Calw, den 20. Juli 1931.

Alte Musik im Georgenäum

Um dem Schülerorchester Gelegenheit zu verschaffen, die im Musikunterricht erworbenen Qualitäten zu erproben, veranstalteten die Calwer Höheren Schulen am Samstag abend einen reizvollen, kleinen Kammernmsikabend im Ge­orgenäum. Der umsichtige Leiter des Orchesters, Real­lehrer Mall, hatte ein interessantes Programm alter In­strumentalmusik aus dem 17. und 18. Jahrhundert zusam­mengestellt, einer wechselvollen Spielmusik von feiner Kul­tur, die, obwohl zum großen Teil vergessen, die überlegene Meisterschaft der bedeutenden Tonsetzer jener Jahrhunderte im Kunsthanöwerklichen, d. h. in Anlage und Formgebung wie in der Fähigkeit, die Gedanken in ein klares Klangbild zu fasten dartat. Das Programm gab überdies einen anschau­lichen Durchschnitt der Musikentwicklung im 17. und 18. Jahr­hundert, welche mit der Abkehr von der polyphonen Musik beginnend, eine Hochzeit der reinen Instrumentalmusik ein­leitete. Bon dem großen Konzertstil der Italiener führte die Vortragsfolge zum Französischen Stil vom Suiten­charakter bis zur Sonatenform, um schließlich bet einem der sog. Mannheimer Musiker, dem Schöpfer des aufgelockerten, individualistischen Stils zu enden. Wir hörten so ein farben­frohes Konzert in k'-cinr für Streichorchester und Cembalo des großen, überaus fruchtbaren Opernkomponisten Scar- lattt, ein liebliches Pastorale in ^,-äur für Oboe, Cello und Cembalo von Vivaldi, einem der bedeutendsten Vertreter -er klastischen italienischen Violinmusik und erhielten darauf zwei Proben der meisterlichen Kunst Georg Friedrich Han­dels, welche sich durch konstruktive Klarheit und kontra- punktische Gewandtheit, auszeichneten. Die Sonate Nr. S in für Oboe und Cembalo sowie das auch heute noch oft gespielte Konzert in Onioll für Oboe und Streicher er­fuhren einen flüssigen, technisch sauberen und fein nuancier­ten Vortrag. Den Beschluß machte Johann Stamitz mit einem fröhlichen Orchestertrio in O-änr. Wer weiß heute -noch, daß dieser Mannheimer Meister der Schöpfer des mo­dernen individualistischen Stils ist, den später Haydn, Mo­zart und Beethoven übernahmen und fortentwickelten? Den jugendlichen Mitgliedern des Orchesters, unterstützt von eini­gen älteren Freunden der Schule, war es dank der Ein­führung ihrers Lehrmeisters gelungen, zu dem Stil der vor­getragenen Musik in ein richtiges Verhältnis zu kommen. Wollen und Können standen in schönem Einklang. Es war «in frisches und frohes Musizieren, sehr exakt im Zusammen­spiel und erfreulich weit entfernt von äußerlichem Kunst­gepränge. Man darf sich aufrichtig darüber freuen, daß trotz des unaufhaltsamen Vordringens der mechanischen Musik

die Jugend sich «och mit Luft und Eifer in die Pflege alten Musikgutes vertieft und der Schule danken, die mit Ver­ständnis diese guten Bestrebungen zu fördern weiß.

Di« Bedeutung der Landfrau für die deutsche Volkswirtschaft

Innerhalb der deutschen Volkswirtschaft spielt die Land­frau eine gewichtige Rolle als Erzeugerin von Gütern. Das geht schon daraus hervor, daß nach der Berufszählung von 1925 von 14 373 000 Berufstätigen in der Landwirtschaft 7 682 000 Frauen sind. Aehnlich stellte sich das Verhältnis bei den Erwerbstätigen, unter 9 762 000 gleichfalls fast die Hälfte Frauen, nämlich 4 969 000. Die Erzeugnisgcbiete, die der Landfrau unterstehen: Milchwirtschaft, Gartenbau, Ge­flügelhaltung stellen einen Jahresproduktionswert von etwa 7 Milliarden RM. bar, wozu man noch die Erträgnisse der Schwei, chaltung zu rechnen hätte, da zumindest im bäuer­lichen Betrieb die Schweinehaltung zum Arbeitsgebiet der Frau gehört. Man schätzt, daß die Landfrauen den dritten Teil der gesamten landwirtschaftlichen Produktion er­arbeiten.

Nun ist es aber so, daß gerade auf den Erzeugnisgebie- ten, die der Landfrau unterstehen, die Einfuhr an ausländi­schen Erzeugnissen besonders hoch ist. Wir führten im Jahre 1930 für 471,7 Millionen RM. Molkereierzeugniste ein, gaben für ausländisches Gemüse und Obst letnschlicßlich Südfrüchte) 600 Millionen NM. aus, für ausländische Eier 300 Millionen RM., insgesamt also 1371,7 Millionen NM. Es besteht deshalb ein starkes volkswirtschaftliches Interesse, daß die Versuche der Landfrauen, den Verkauf ihrer Erzeug­nisse zu organisieren, noch viel mehr Beachtung und Unter­stützung finden. Die Frauen in der Stadt haben hier be­sonders ihre Aufgaben. Sie leisten damit nicht nur ihren Schwestern auf dem Lande, sondern der ganzen deutschen Wirtschaft einen wichtigen Dienst.

Bekämpfung des Wohlsahrtsschwindels.

Die Fälle, in denen es Schwindlern unter dein Deckman­tel von Förderern der Wohlfahrtspflege gelingt, die Gut­gläubigkeit wohlmeinender Menschen zu täuschen und aus­zunutzen, wiederholen sich trotz aller dagegen gerichteten Maß­nahmen immer wieder. Es liegt deshalb Veranlassung vor, erneut auf die Tätigkeit einer bereits seit 1020 bestehenden Einrichtung hinzuwcisen, die sich die Bekämpfung des Wohl- fahrtsschwindcls zur besonderen Aufgabe gemacht hat. Es ist dies die unter der Führung des Reichsarbeitsministeriums stehende Schutzgemeinschaft. In ihr sind von Württemberg das Deutsche Auslanbsinstitut, Stuttgart, und die Zentrallei­tung für Wohltätigkeit in Württemberg vertreten. Die Schutzgemeinschaft will die deutsche Oeffentlichkeit vor be­trügerischen und schwindelhaften Unternehmungen schützen, die ihren wahren Charakter hinter angeblichen Wohlfahrts­

bestrebungen verbergen. Sie prüft die Vertrancnswürdigkett aller ihr bekannt werdende« Organisationen, Unternehmun- gen und Persönlichkeiten, die sich mit Angelegenheiten bei Wohlfahrtspflege befassen. Zu diesem Zweck arbeitet sie mit allen für di« Bekämpfung des Wohlsahrtsschwindels in Be­tracht kommenden Behörden und Stellen eng zusammen. Als Mitglieder gehören ihr auch Vertreter maßgebender Spitzen- verbände an. In regelmäßigen im Reichsarbettsministertum stattsindenden Sitzungen werden unter den Mitgliedern zwei­felhafte Fälle besprochen und Erfahrungen ausgetauscht. Jedem, der von irgendeiner Seite um eine persönliche ober finanzielle Mithilfe für gemeinnützige Zwecke angegangen wird, kann daher nur dringend empfohlen werden, sich, be­vor er irgendwelche Verbindungen mit ihm unbekannten Persönlichkeiten oder Organisationen eingeht, zur Beratung an die Schutzgemeinschaft zu wenden. Di« Auskünfte wer­ben kostenlos gegeben.

Wetter für Dienstag und Mittwoch Infolge einer nördlichen Depression, die westlichen Hoch» druck nicht zur Geltung kommen läßt, ist für Dienstag und Mittwoch immer noch veränderliches und zu weiteren Nieder­schlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

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SCB. Eßlingen» 19. Juli. Gestern vormittag um ^11 Uhr hat ein jüngerer Mann eine Angestellte einer hiesigen Fabrik in der Fabrikstraße angefallen, da er bei ihr Geld ver­mutete. Der Täter versetzte dem Mädchen einen Schlag auf die rechte Gesichtsscite, warf ihr Pfeffer in die Augen un­versuchte, ihr die Handtasche zu entreißen. Auf die Hilfe­rufe der Angegriffenen ist der Täter den Fußweg der Bahn­linie entlang nach der Lenanstraße geflüchtet. Die sofort auf­genommene Verfolgung war jedoch ohne Erfolg.

SCB. Singen a. H. 19. Juli. Aus Singen a. H. wird be­richtet, baß die Schweizer glauben, die Inflationszeit sei wieder gekommen. Sie kamen nach Singen, um mit ein paar Fränkli die ganze Stabt aufzukaufen. Sie waren sehr enttäuscht, als sie erfuhren, daß an den badischen Grenz­orten für einen Schweizer Franken nur 80 Pfg. und nicht wie sie meinten 23 RM. bezahlt werden. Sie zogen un­verrichteter Dinge wieder ab.

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