Lrscheinungsweise: täglich mit Ausnahme Ler Sonn- unä Festtage

Anzeigenpreis: g) im Anzeigenteil: Li« Seile 20 SolLpfennig« b) im Reklameteil: Lie Seile 65 SolLpfennig«

Auf Sammelanzeigen kommen 50°/» Suschlag

Für Platzvorschriften kann keine Sewähr übernommen weräen

i v«rtch«»ftanck

i für »«tve r-ile ist c-lw

Kmls- unä Knzeigeblatl für äen Oberamtsbezirk (aliv

Freitag, den 3. 3uli 1931

Bezugspreis:

5n Ler ZtaLt 40Soläpfennige wöchentlich mit ^rägerlohn Post-Lezugrprei» 40 Solck- pfennige ohne LestellgelL

Schluß Ler Anzeigen­annahme 8 Uhr vormittag»

Zn Fällen höherer SeivaN befteht »ein Anspruch -ns Qefernng <I»r Leitung oäer auf-kzahlung lies vezugspreises

Fernsprecher Nr. S

verantwort!. Schriftleitung: FrieLrich Hans Scheele Druck unL Verlag Ler A. OelschlLger'schen vuchäruckerei

Vergleich über den Hoover-Vorschlag in Paris

Frankreich arbeitet auf eine neue Tributkonferenz hin, um feine Ziele durchzudrücken

Paris, 8. Juli. Der französische Ministerrr«t hat sich gestern mit der Denkschrift HooverS im wesentliche» einver-

Fahrgang 104

Tages-Spiegel

sta«de« erklärt, worauf in einer Unterredung -es Kinanz- mimfters Fla din mit Mellon festgestellt wurde, -atz gröbere Meinungsverschiedenheiten nicht mehr bestehen. Mit Rücksicht hieraus wurden die weiteren Verhandlungen abge­sagt. Heute w'll man in einer Abschlnßsitzung zu einer end­gültigen Einigung kommen.

Der in Paris seit Abschluß des Ministerrates herrschende Optimismus verdichtet sich zu dem Gerücht, baß es gelungen sei, in bezug auf die bisher strittigen Punkte einKompro - miß vorzubereiten. Mellon stche mit Washington in Ver­bindung und wolle die letzten Instruktionen des Präsidenten Hoover abwarten, ehe er sich entscheidend zu den Vorschlägen der französischen Kreise äußere. Diese Vorschläge sollen an­geblich so entgegenkommend gehalten sein, daß man mit der amerikanischen Zustimmung rechnen dürfe.

Die Mitternachtsausgabe desMatin" beschäftigt sich mit der Haltung der französischen Regierung gegenüber der Denk­schrift Hoovers und stellt in der Ilebcrschrift fest, daß das Kabinett ein gerechtes und billiges Kompromiß anstrebe, wobei es jedoch gleichzeitig den im Parlament übernommenen Verpflichtungen treu bleiben wolle.

Der Washingtoner Optimismus

Die Meldung aus Paris, daß eine amerikanisch-französi­sche Einigung bereits erfolgt sei, eilt, wie aus Ncuyork be­richtet wird, den Tatsachen voraus. Jedoch scheinen die neuen französischen Vorschläge eine tragfähige Grundlage zur Ver­ständigung über die noch strittigen Fragen darzustellen. In Washingtoner Negierungskrcisen nimmt man an, daß die Verhandlungen heute zu einem befriedigenden Abschluß ge­bracht werden können. Die amtlichen Kreise verweigern jede Stellungnahme zu den Pariser Einigungsmeldungen. Der stellvertretende Staatssekretär Castle erklärte:Ter Ver­lauf der Pariser Verhandlungen ist vortrefflich. Wir sind sehr optimistisch bezüglich des Ergebnisses.

Französisches Doppelspiel

In Paris wird festgestellt, daß Hoover noch nicht sein letztes Wort gesprochen habe. Die Abendpresse macht ganz den Eindruck, daß eine aufOptimismus" lautende Parole aus­gegeben worden ist, wobei jedoch die Oeffentlichkeit gleich­zeitig auf den möglichen Abschluß eines zweiseitigen ameri­kanisch-französischen Abkommens vorbereitet und für den zweifellos von französischer Seite ausgehenden Gedanken einer neuen Tributkonferenz Stimmung gemacht wird. Wie man hört, ist dies ein Gedanke Briands. Sein Zweck ist der, die eventuelle Schuld Frankreichs an einem Scheitern der Hooveraktion zu verschleiern und die französi­schen Ziele in einer neuen Tributkonferenz schließlich doch noch durchzudrücken.

Was dies für Deutschland zu bedeut«-. Haben würde, dar­über besteht kein Zweifel. Unter diesen Umständen kommt alles darauf an, ob das Ende der Verhandlungen Meltons Mit der französischen Regierung im Geist und Sinn des Hoo- verplans erfolgt sind oder nicht und ob ferner genügend Garantien dafür festgelegt wurden, daß in den Nachverhand- lnngen der Joungplangläubiger der Wert der von Hoover gcsorderten Erleichterung für Deutschland nicht wieder ent­schieden abgeschwächt und in sein Gegenteil verkehrt wird.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang eine Aeuße- rung desIntran sigeant", der gleichfalls davon spricht, daß nach der amerikanischen Denkschriftdie Form einer Fortsetzung der Verhandlungen offen bleibe und daß man eine Konferenz der Signatarmächte des Uoungplanes ins Auge fasse, wenn in den gegenwärtigen Verhandlungen keine Einigung erzielt werden sollte". Besondere Beachtung ver­diene eine Aussprache zwischen Briand und dem englischen Botschafter Tyrell, der allem Anschein nach die Bereitschaft Englands erklärt habe, im Falle einer deutschen Morato­riumsforderung auf die Einzahlung des französischen Garan-

»r ^ Berlin, 3 . Juli. Das für Lie Reichsbahn vorgesehene *""^6beschaffungsprogramm ist auf einer Ausgabe in Höhe von 200 Millionen Mark aufgebaut. 100 Millionen soll der Stahlwerksverbanb aufbringen. Das ist ihm bisher nicht gegluckt. Die anderen 100 Millionen setzen sich aus 40 Mil­lionen Einsparungen zusammen, die durch die Gehaltskürzun­gen erfolgt find, und aus 60 Millionen, die dem Krisenfond der Reichsregierung entstammen. Diese 100 Millionen wer­den jetzt sofort zur Schaffung von Arbeitsmög- "chkeile» verwandt. Die Reichsbahn stellt unverzüglich

tiefonds bei der BIZ. zu verzichten. Die Federal Reserve- Hank sei ihrerseits bereit, Sen übrigen durch den Hooverplan berührten Ländern langfristige Kredite zu gewähren, wenn Frankreich dem Grundsatz zustimme, daß die Gesamtsumme der ungeschützten Annuität -er Reichsbank allein zur Ver­fügung gestellt werde. Wenn mit Mellon jetzt eine Einigung nicht erzielt werde, so müßten die französisch-amerikanischen Besprechungen durch eine noch bedeutsamere Konferenz ab- gclvst werden.

Die Pariser Ausgabe derChicago Tribüne" gibt der Meinung Ausdruck, daß zur Lösung der Fragen, die zwi­schen der französischen und der amerikanischen Regierung verhandelt werden, voraussichtlich nach nochmaliger Verta­gung doch noch eine Konferenz der am Noungplan interessierten Mächte einberufen werden würde. Man nehme an, daß Lava! noch heute die Parlaments- sitzung einberufen und sowohl Abgeordnete wie Senatoren ins Ministerium bitten werde. Dieser Schritt werde der französischen Regierung die erforderliche Handlungsfreiheit sichern. Hierauf würden möglicherweise Mellon und Laval bekanntgeben, daß die zweiseitigen amerikanisch-französischen Verhandlungen alle Möglichkeiten erschöpft hätten, - aber andererseits die bestehenden Meinungsverschiedenheiten doch so gering seien, daß sich eine Aufgabe der Verhandlungen nicht rechtfertigen laste. Es sei dann vorgesehen, daß auf Grund dieser Lage Laval eine Konferenz der am Noungplan interessierten Mächte beantragen werde,, die dann in den nächsten 20 Tagen, vielleicht auch schon vorher, stattfinden sollte. Dieser Schritt gehe von dem Gedankengang aus, daß die von Frankreich geforderten Konzessionen zwar nicht von Amerika, aber doch von den Unterzeichnern des Uoungplanes begehrt werden könnten.

Newyork Herald" meint seinerseits, Laß Deutschland für den 1. Juli 1932 das Transfermoratorium beantragen könnte, wobei Frankreich sich damit einverstanden erklären dürfte, daß die ungeschützten Jahreszahlungen in Form von Sach- liefcrungen vorgcnommen würden. Di« sich daraus er­gebenden französischen Einnahmen könnten dann der BIZ. als Garantiefonds überwiesen werden.

Die Pariser amerikanische Presse scheint hiernach ziemlich sicher mit einem Mißerfolg der amerikanisch-französischen Verhandlungen über die Inkraftsetzung -es Hoovervorschla- ges zu rechnen, da die genannten Vorschläge außerhalb des Rahmens der amerikanisch-französischen Verhandlungen lie­gen.

Eine französische Absage an England

Das englische Außenamt gab am Donnerstagnachmittag folgende offizielle Verlautbarung heraus:Die englische Re­gierung hofft ernstlich, daß die Erörterungen, Lie jetzt in Paris hinsichtlich der Vorschläge des Präsidenten Hoover stattfinden, erfolgreich sein werden. Sollte eine baldige Lö­sung nicht gefunden werden» so hat sie ihre Bereitwilligkeit ausgedrückt, eine Zusammenkunft der Vertreter der haupt­sächlich betroffenen Mächte zu einem baldigen Zeitpunkt in der Absicht abzuhalten, daß eine Einigung mit möglichst ge­ringer Verzögerung erzielt wird."

Kurz nach Herausgabe dieses Kommuniques traf im Foreign Office ein Telegramm aus Paris ein, in welchem mitgeteilt wurde, daß die französische Regierung die Ein­ladung nach London zu diesem Wochenende nicht annehmen könnte. Nach englischen Meldungen hat Briand seine Ab­lehnung damit begründet, daß die französisch-amerikanischen Verhandlungen sowie die parlamentarischen Arbeiten sowohl seine wie Lavals Anwesenheit in Paris notwendig machten.

Die amtlichen Stellen erklären hierzu erläuternd, daß zweifellos bei den Franzosen der Wunsch für eine solche Kon­ferenz an sich bestehe, baß sie es aber vorziehen würden, wenn diese Konferenz in Paris stattfinden würde. Im übrigen bleibe die Möglichkeit für einen Zusammentritt dieser Kon­ferenz zu einem späteren Zeitpunkt offen. Die englische Ein­ladung hat jedoch, wie versichert wird, nur dann Gültigkeit, wenn die französisch-amerikanischen Verhandlungen zusam- menbrcchen sollten.

SO 000 Arbeiter auf fünf Monate ein, um die Erneuerungs­arbeiten am Oberbau fortzuführen. Sollte es in absehbarer Zeit gelingen, auch die 100 Millionen des Stahlwerksverban­des zusammenzubringen, dann wird es möglich sein, ins­gesamt 120 000 Arbeiter bei der Reichsbahn und der ein­schlägigen Industrie neu in Arbeit zu setzen. Bearbeitet wird der gesamte Betrieb im Reich mit einer Länge von 88 881 Ki­lometern. Auch die Rückstände ans der Vorkriegszeit werde» aufgearbeitet. Es sind für die Erneuerungsarbeiten ein Soll von jährlich 3500 Kilometern vorgesehen. Man hofft, jetzt an dieses Soll herauzukommen. Neubauten find nicht vor­gesehen. Die Arbeitsbeschaffung bei -er Erneuerung -er Schierrenanlage richtet sich natürlich »ach der Wichtigkeit -eS

In Paris erwartet man für heute den Abschluß eines Ber» gleichs zwischen Amerika und Frankreich über den Hoover- Vorschlag.

»

Frankreich arbeitet ans eine neue Tribntkonferenz hi», um die Zngeständnifle an Washington wieder illusorisch zu machen; die Einladung Englands zn einer beschleunigt ein- znberusenden Neparationskonferenz in London hat man in Paris abgelchnt.

»

Die Vertreter der amerikanischen Presse in Paris betrachte» -en Ansgang der Pariser Konferenz mit einem Mißtrauen, das in krassem Widerspruch z« dem amtliche« Optimismus Washingtons steht.

»

Die Reichsbahn wird demnächst in Durchführung ihres Ar» beitsbeschassungsprogramms SV VVV Arbeiter einstelle«.

«

Der Westdeutsche Rnndsunk mnrde gestern von kommunisti­schen Elemente« nnbesngterweise zu Werbezwecken miß­braucht; der Vorfall bedarf noch der Aufklärung.

»

An den Universitäten Köln und Greifswald kam es erneut zu Studentenkrawallen. Der preußische Innenminister hat scharfe Gegenmaßnahmen angeordnet.

Schienennetzcs und der Stärke des Verkehrs in den einzel­nen Teilen des Reiches. Unter diesen Umständen wird wahr­scheinlich auf das rheinisch-westfälische Industriegebiet eirö ganz erheblicher Prozentsatz der Erueuerungsarbeiten ent­fallen.

Aus dem Reichsrat

Aufhebung der Zollbefreiung für Tabakerzengnisse TU. Berlin» 2. Juli. Der Rcichsrat genehmigte am Don» nerstag eine Verordnung, durch die die Zollbefreiung der Tabakerzeugnisse zum großen Teil aufgehoben wird. Nach geltendem Recht dürfen feingeschnittcne Rauchtabake, Pfei­fentabake und Schnupftabake in Mengen unter 50 Gramm sowie unverpackte oder angebrochene Packungen von zehn Zigarren, 25 Zigaretten ober 3 Stück Rauchtabake sowie ver­packte Zigarren, Zigaretten und Rauchtabake in Mengen bis zu 80 Gramm auf einmal zollfrei eingeführt werden. Durch eine allzugroße Ausnutzung dieser Zollbefreiung hat sich in den Gegenden, wo das Hinterland stark bevölkert ist, ein Tabakwarenverkehr stärksten Ausmaßes entwickelt, der nicht nnr zum Schaden des Steuerfiskus, sondern auch des deut­schen Tabakgewerbes große Gebiete mit diesen zollfrei ein­geführten Waren stark überschwemmt. Diesen Mißstände» soll durch die neue Berordnug entgegengetreten werden.

Die Zollunion

vor dem Haager Schiedsgericht

TU. Haag, 8. Juli. Nachdem nunmehr die schriftliche» Darlegungen der interessierten Regierungen über das deutsch-österreichische Zollabkommen eingegangen sind, hat der Präsident des Haager Schieösgerichtshofes den Begin» -es mündlichen Verfahrens auf -en 20. Juli festgesetzt.

Ein Deutscher bei Metz verunglückt

Unfall ober Selbstmord?

TU. Paris, 8. Juli. Mittwoch früh wurde anf den Schie­nen des Bahnhofs Hetange Grande bei Metz die vollkommen verstümmelte Leiche eines Mannes gesunden, dessen Papiere auf den Namen Werner Lintz aus Trier lauten. Ltntz soll den Zug verlassen haben, um an seine Eltern zu telephonie­ren. Zeugen erklären jedoch, daß sich -er Deutsche das Lebe» genommen habe wegen einer Frau, deren Bild in der Tasche des Toten gefunden wurde. Die französischen Untersu­chungsbehörden wollen in der Tasche ferner ein Mitglieds­buch deSStahlhelm" gefunden haben.

Streikwelle über Spanien

TU. Paris, 8. Juli. Aus ganz Spanien liegen Meldungen von Streiks vor, die -um Teil einen sehr ernsten Charakter angenommen haben. In Valencia sind die Bäckergesellen in den Streik getreten, während der Streik der Straßenbahner anbauert. In Malaga wird der Generalstreik fortgesetzt. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln gestaltet sich außergewöhnlich schwierig. In Castellon und Aragon ist eben­falls der Generalstreik ausgebrochen. In Gijon hat sich der Hafenarbeiterstreik noch verschärft. I« Melilla ist der Ge­neralstreik auSgernfen worden. In Sevilla hat sich die Streiklage nicht geändert. In Logrono kam es zu Zusammen­stößen zwischen Metallarbeitern und Polizei. Mit Steimvür- jcu wurden die Negierungsgebäude angegriffen.

Das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Reichsbahn