Aus Württemberg

««S der württembergische« 8«rbespoliM.

Der Vorsitzende der Deutschen Volksparlei in Mirttem- Lera Staatsrat Rath, hat kürzlich bei der Landesausschuß-

württembergische« Politik kurz behände! . Zur Fräse der Verwaltunasvereinfachung führte er aus. Ein nicht un wesentlicher Teil der Anregungen des Sparkommissars ist

waltungswcg zur Durchführung kommen. Von einer Bera- tuna des Spargutachtens durch den Landtag kann man sich angesichts Tatsache, daß LanbtagSwahlen vor der Tur stehen, kaum mehr viel Erfolg versprechen. Man hat deshalb die ursprüngliche Absicht, noch im Laufe des Herbstes im Landtag an die Sache heranzutreten, aufgegeben. Damit ruht auch die Frage der Neueinteilung der Oberamtsbezirke, und man will sich einstweilen damit behelfen, daß man die Zahl der Beamten auf den kleinen Oberämtern, und beson­ders die der höheren Beamten, tunlichst einschränkt. Weiter teilte Staatsrat Rath mit, es sei beabsichtigt, wegen der rus­sischen Holzeinfnhr, die den deutschen Wald vollständig ent­wertet, in Berlin entscheidende Schritte zu tun. Dabei sei auf ein Zusammenwirken der süddeutschen Länder zu rech­nen. Laßen wir hier die Dinge treiben, so bedeutet das eine Katastrophe für den deutschen Walbbesitz.

Aus Stadl und Land

Calw, den 2. Juli 1931.

Bom Bezirks-Handels- »nd Gewerbeverein Calw

Der Handels- und Gewerbeverein Calw veranstaltete letz­ten Montag im Weißschen Saale einen Vortrags- und Er­örterungsabend zwecks Besprechung der demnächst abzugeben­den Vermögenssteuererklärung. Als Redner des Abends war Hanbelsschulrat Möllen aus Stuttgart gewonnen worden. Er wies zunächst auf die Bedeutung der diesjährigen Ver- mögenssteuererklärung hin und führte aus, daß deren Er­gebnis in Zukunft auch maßgebend für die Lanöessteuern fei, weil die Einheitswerte in Zukunft (in Württemberg ab 1. 4. 1932) auch Grundlage für die Berechnung der Grund- und Gebäudesteuer bilden (bisher war bas Gebäudekataster die 3prozentige Rente aus dem Steueranschlag,' ab 1. 4. 1932 wird die 3prozentige Rente Kataster aus dem Einheits­wert von 1931 berechnet), und bezüglich der Grundstücksbe­wertung 7 Jahre, bezügl. des Betriebsvermögens 4 Jahre Gültigkeit haben. Beachtenswert war der Hinweis, daß Ver­mögen unter RM. 20 000. vermögensstenerfrei sind, Steuer­pflichtige mit niedrigerem Vermögen aber trotzdem die ihnen zugegangenen Erklärungsformulare ausfiillen müssen, weil sie mit denselben die Angaben zur Neubewertung ihres Grundbesitzes zu machen haben, nachdem der Einheitswert in Zukunft gleichzeitig Grundlage für die Berechnung der städ­tischen Steuern sein wird. Herr Möllen behandelte sodann die Ausfüllung der diesjährigen Bermögensstcuererklärung ein­gehend und schenkte dabei den Punkten, die gegenüber den Vermögenserklärungen früherer Jahre Aenderungen er­fahren haben, besondere Aufmerksamkeit. Namentlich er­läuterte er die diesmalige Bewertung der bebauten Grund­stücke, die in der Regel nach dem Ertragswerte erfolgt (als Ertragswcrt gilt der derzeitige Mietwert der Gebäude oder sofern die Räume selbst bewohnt oder zu eigenen gewerb­lichen Zwecken benutzt werden, der schätzungsweise Mietwert (ohne jede Einrichtung). Sehr wichtig war dabei für die Ver­hältnisse am hiesigen Platze, daß nur in Ausnahmefällen, nämlich dann, wenn eine Miete weder berechnet noch geschätzt werben kann, weil ein Vergleichsobjekt nicht zur Verfügung steht, die Bewertung der Gebäude mit dem gemeinen Wert, L.h. dem derzeitigen Verkaufswert, beantragt werden kan«. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle auf die angeführ­ten Einzelheiten näher einzugehen. Erwähnt seien aber noch: der Hinweis des Referenten auf die Wichtigkeit der richtigen Trennung zwischen Betriebs- und Privatvermögen und die Ausführungen bezügl. der Nentenverpflichtungen (Leib­gedinge), die bei der Vermögenserklärung kapitalisiert und als Schuld in Abzug gebracht werden dürfen. Am Schlüsse kam der Redner noch kurz auf die Bedeutung der Buch­führung und die Notwendigkeit der Bücherführung zum Schutze gegen zu hohe Besteuerung, auch für den Kleinge­werbetreibenden, zu sprechen. Er betonte, daß das einzige Mittel zur Erreichung einer richtigen Besteuerung die Führung einer ordnungsmäßigen Buchhaltung ist.

Brief aus Neubnlach.

Am letzten Sonntag wurden die Kirchcnbesucher in Neu- öulach anläßlich des Jahresausflugs der Bäckcrmcisterverei- nigung des CVJM. in Stuttgart von dessen Chormitglieöern anschließend an den Gottesdienst durch Vorträge des Ge­mischten Chors, durch Männergesang und durch Posauuen- chöre erfreut. Stadtpfarrer Maier begrüßte die Gäste und wies unter Beziehung auf das Evangelium des 4. Trinita­tissonntag darauf hin, wie in der heutigen Notzeit auch im Hinblick auf die durch den Hagelschlag der vergangenen Woche erfolgte Heimsuchung die Nachfolge Christi durch die gesangliche Einwirkung schöner Lieder erweckt werden könne. Die voll besetzte Kirche nahm die schönen Vorträge dankbar entgegen. Von unserer einen weiten Fernblick bietenden Höhe aus konnte am Sonntag das LuftschiffGraf Zeppelin" etwa 1 Stunde auf seiner Fahrt nach Böblingen bis zum Landnngsabstieg beobachtet werden. Es war inter­essant, der ruhigen Fahrt des mächtigen Schiffes bis zum Ziele folgen zu können.

Sieben Wochen Schönwetter?

Nach dem Volksglauben bleibt das Wetter, wie es am Diebenschläfertag war, sieben Wochen das gleiche. Der Sie- "Ea? war am letzten Samstag gewesen, er war durch prächtiges Sommerwetter ausgezeichnet. Mithin ist es be- re i igt, sieben Wochen Schönwetter zu erwarten. Für die Reife der Getreideernte wäre ein solches Wetter sicher vor­teilhaft, denn der Landwirt wünscht und erhofft eine gute und ausgiebige Ernte. Wenn Tag um Tag praller Sonnenschein auf den wogenden Felder« brütet» wenn ab und -« Ge­

witter die Hitze «»»erbreche«, so ist da« das richtige Ernte­wetter. Bleibt nur noch zu wünsche«, daß der BolkSmund, der nicht immer Recht behält, diesmal sich als wahr erweisen möge.

Wetter für Freitag und Samstag.

Der Hochdruck über Mitteleuropa schlvächt sich ab. De- pressionsgebtete zeigen sich im Süden und im Norden. Für Freitag und Samstag ist immer noch mehrfach heiteres Wet­ter, aber vermehrte Gewitterneigung zu erwarten.

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Wtldha-, 1. Juli. Der städt. Voranschlag kam in der letz­ten Sitzung des Gemeinderats zur Beratung und Feststel­lung. Nach ihm beträgt die Gesamtsumme der Einnahmen 743 440 Mk. gegen 783 560 Mk. im Vorjahr; die Gesamtsumme der Ausgaben 1042 940 Mk. gegen 1100 930 Mk. im Vorjahr; der Abmangel 299 500 Mk. gegen 317 470 Mk. im Vorjahre. Es wurde beschlossen, den Abmangel von 299 500 Mk. zu decken: 1. durch eine Umlage von 20 Prozent der Ertrags­kataster von 985 000 Mk. mit 197 000 Mk., 2. durch einen Zu­schuß der städt. Bergbahn laut deren Voranschlag von 22 800 Mk., 3. soll ein Darlehen ausgenommen werden für die erste Rate für den geplanten Einbau einer Turbine des Elektrizi­tätswerkes mit 10 000 Mk. und ein Darlehen für den Bau­aufwand im Schlachthaus einschließlich der ersten Rate von zusammen lO IOO Mk. Bezüglich des verbleibenden ungedeck­ten Abmangels von 59 600 Mk. will man um einen Zuschuß aus dem Ausglcichstock und um einen Staatsbeitrag zu den Lehrergehältern der Volksschule und außerdem wegen des Steuerausfalls bet der staatlichen Badvcrwaltung um einen Steuerbeitrag beim Finanzministerium etnkommen.

Leonberg, 2. Juli. Ueber den Markungen Leonberg und Renntngen entlud sich gestern nachmittag ein furchtbares Unwetter. Der wolkenbruchartige Regen hat schweren Scha­den angerichtet; die prachtvoll stehenden Kornfelder liegen wie gewalzt.

SCB. Stuttgart, 1. Juli Die Gemeinde Höfingen, Dek. Leonberg, steht vor der Notwendigkeit einer umfassenden Erneuerung ihrer baufällig gewordenen Kirche, deren Schiff völlig abgebrochen werden mußte. Der Bauaufwand wird etwa 80 000 Nm. betragen, eine Summe, die von der aus Bauern und Arbeitern bestehenden Gemeinde nicht in vollem Umfang aufgebracht werden kann. Es findet daher nach einem Erlaß des Ev. Oberkirchenrats am 12. Juli ein all­gemeines Kirchenopfer statt, dessen Ertrag vornehmlich dem Bauwesen der Kirchengemcindc Höfingen zugute kommeu soll.

SCB. Cannstatt, i. Juli. In ein Gvldivarengcschäft in der Marktstraße, das bereits einmal in früheren Jahren von Dieben heimgesucht worden war, drangen nachts von einem Ncbenhaus oder einem Hinterhof her Einbrecher ein und raubten Uhren, Gokdwaren und Juwelen, die zum Teil nicht einmal Eigentum des bestohlenen Inhabers waren, sondern nur zum Verkauf bei ihm lagerten, im Wert von 00007000 Mark.

SCB. Tübingen, 1. Juli. In der Nacht auf Mittwoch wurde die Polizeiwache gleichzeitig von mehreren Fern­sprechern der Herrenbergervvrstadt von einer beim Aischbach stattfinöenden Schlägerei in Kenntnis gesetzt. Dort waren die Insassen zweier Wohnungen, drei miteinander verwandte Familien, in Streit geraten, in dessen Verlauf der 29jährige verheiratete Händler Ludwig Heinzmann mit einem Mili- tärseitengeweHr blindlings um sich schlug und stach. Dabei verletzte er den Händler Jakob Matzius am Kopf, Arm und am Körper schwer. Dem verheirateten Korbmacher Hermann Heinzmann schlug er den kleinen Finger der linken Hand ab und brachte ihm am Ringfinger starke Schnittwunden bei. Die Verletzten wurden in die Chirurgische Klinik verbracht, während Ludwig Heinzmann und seine Frau fcstgenommen wurden. Alle an der Schlägerei Beteiligten waren ange­trunken.

SCB. Undinge», O.-A. Reutlingen, 1. Juli. Am Montag nachmittag fiel der 54 Jahre alte Landwirt Martin Maier so ungeschickt vom Heuwagcn auf das Gesicht, daß er sich einen Bruch der Wirbelsäule unterhalb des Genicks zuzog. Nach ärztlicher Untersuchung wurde der Verunglückte ins Be­zirkskrankenhaus nach Reutlingen überführt. Dienstag früh starb der Schwerverletzte, ohne das Bewußtsein wieder er­langt zu haben.

SCB. Waldsee, 1. Juli. Gestern vormittag wurde die Ehefrau des Schaustellers Meier iu Obcrurbach erhängt auf- gesunden. Sie dürfte etwa 14 Tage gehangen haben. Blnt- spuren lassen vermuten, daß ein Mord vorliegt. Die gericht­liche Untersuchung wird Licht in die Sache bringen. Die Tote war etwa 50 Jahre alt.

Geld-, Volks- und Landwirtschaft

Börsenbericht

SCB. Stuttgart, 1. Juli. Da die Unsicherheit über das Schicksal des Hoovervorschlages anhält und da immer noch ungewöhnlich große Dcviscnanspriiche an die Neichsbank ge­stellt werden, so daß diese neue Kreditrestriktionsmaßnahmen ins Auge gefaßt haben soll, lag die Börse heute schwach und das Geschäft hielt sich in den allerengsten Grenzen. Vor­übergehend gab es ivohl Besserungen, die aber bald wieder verloren gingen, so daß die Gesamtlage der Börse als recht schwach anznsehen war.

Produktenbörse und Marktberichte des Landwirtschaftliche« Hauptverbandes Württemberg n«d Hohcnzoller» E.B.

8. C. Berliner Produktenbörse vom 1. Juli.

Weizen, märkischer 269271; Roggen, märkischer 213 bis 215; Futtergerste 190196; Hafer, märkischer 165169; Wei­zenmehl 31,7537; Noggenmehl 28ch031; Weizenkleie 12,78 bis 13; Roggenkleie 11,60-11,76; Vtktoriaerbsen 2081; Fut­tererbsen 1921; Peluschken 36-30; Ackerbohne« 19-21; Wicken 2426; Lupinen, blaue 1617^0; bto. gelbe 2227; Rapsknche» 9309,90; Leinkuchen 13^018^0; Trockenfchntt- zel 7,50-H?0; Soyasch«)t Allgemeine Tendtz«»:

Ruhig.

Kürten wird hingerichtei

TU. Düsseldorf» 2. Juli. Der Düsseldorfer Mörder Kür- ten wird heute früh in Köln hingerichtet werde«. Der Ab­transport aus der Strafanstalt Düffeldorf-Derendorf zur Kölner Strafanstalt, auf deren Hof die Hinrichtung statt- findet, ist in den Mittagsstunden des Mittwoch erfolgt. Die Hinrichtung wird mit der in Köln ständig stationierten Guil­lotine gemäß den Bestimmungen des Code penale (Code Napoleon), der in diesem Teil des illheinlanbes noch in Kraft ist, vollzogen werden.

Neue polnische Grenzverletzung

TU. Berlin, 2. Juli. Die Gemarkung Elgenau wurde von einem polnischen Flugzeug überflogen, und zwar flog die Maschine, die von der Bevölkerung einwandfrei als pol­nisches Militärflugzeug erkannt worden ist, so niedrig, baß man eine beabsichtigte Landung vermutete. Die Untersuchung des Vorfalles durch die zuständigen Behörden ist im Gange.

Eine weitere unerhörte Grenzverletzung ereignete sich an der Grenze bei Odmy. Dort befanden sich 6 junge Leute ans Elgenau auf einem Spaziergang an der Grenze entlang, als plötzlich ein polnischer Beamter, der über seiner Uni­form einen Mantel trug, über die Grenze kam, einen der jungen Leute namens Kamenski beim Rockkragen packte und ihn unter Bedrohung mit einem Revolver förmlich über die Grenze nach Polen schleppte. Ueber den Verbleib KamensktS konnte bisher nichts ermittelt werden.

Nordlandsahrl desGraf Zeppelin"

TU. Friedrichshafeu, 1. Juli. Das LuftschiffGraf Zep» pelin" ist gestern unter Führung von Dr. Eckener zu einer Nvrdland-Jsland-Fahrt aufgestiegen. An Bord befinden sich 12 Passagiere. Das Luftschiff wird etwa die Route Nordsee­küsteNorwegen bis etwa BergenIsland mit Postabgabe und -Aufnahme in Reykjavik einschlagen. Die Rückfahrt wird aller Voraussicht nach an der englischen Küste entlang gehen. Das Luftschiff dürfte voraussichtlich am Donnerstag mittag in Reykjavik und im Laufe des Freitag wieder in Friedrichs- Hafen eintrcffen.

Auf jeden Deutschen nur ei« Paar Schuhe im Jahr

Als typisches Zeichen für die wirtschaftliche Einschränkung der deutschen Bevölkerung mag es angesehen werden, daß nach einer neuen Feststellung des Instituts für Konjunktur­forschung der deutsche Schnhverbrauch je Kopf der Bevölke­rung im Jahr durchschnittlich nur 1,3 Paar beträgt. In Groß­britannien ist der Schuhwarenverbrauchsstandart 1,8 Paar, in den Bereinigten Staaten von Amerika sogar 2,6 Paar. Der Amerikaner kann sich also die doppelte Schuhmenge lei­sten, wie sie in Deutschland üblich ist. Wir glauben nicht nur Schuhe!

Stuttgarter Tchlachtviehmarkt.

Dem Dienstagmarkt am städt. Vieh- und Schlachthof wur­den Angeführt: 31 Ochsen (unverkauft 10), 42 Bullen, 357 (40) Jungbutten, 445 (30) Rinder, 365 (20) Kühe, 978 (40) Kälber, 2522 (100) Schweine.

Preise für 1 Pfund Lebendgewicht:

Ochsen:

ausgemästet vollfleischig fleischig Vuven: ausgemästet vollfleischig fleischig Sungrinder: ausgemästet voliflcischig fleischig

gering genährte Kühe: ausgemästet oollfleischig

30. 6.

25. 6.

Pfg-

Pfg-

4447

40-42

3536

3234

30-31

35-36

32-34

47-49

4246

38-41

47-49

42-46

I I

Kühe:

fleischig

gering genährte Kälber: feinste Mast- und beste Saugkälber mittl. Mast» und gute Saugkälber geringe Kälber Schweine: über 300 Psd. 240300 Psd. 200240 Psd. 160-200 Pfd. 120-160 Pfd. unter 120 Psd. Sauen

30. 6. 25. 6.

Pfg. Psg- 18-20 14-17

5558

53-57

4653 4552 3844 40-44

42 43

43 44 4346 4244

49

4950

4950

48-49

40-41

4647

3236

Marktverlauf: Großvieh mäßig, Ueberstanb, Kälber ruhig, Schweine langsam, Ueberstanb.

Weilderstabter Marktbericht.

Zufuhr: 226 Stück Milchschweine. Preise- 1736 Rm. pro Paar. Handel leblos; Händler zurückhaltend.

Die örtlichen Kleinhandelspreise dürfen selbstverständlich nicht an den Börsen- und Großhandclkpreisen gemessen werden, da für jene noch die sog. wirtschaftlichen Der- kehrSkosterr i': Zuschlag kommen. Die Schriftltg.

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Die Verflüssigung der Kohle

nach dem Verfahren von Dr. Verzins ist jetzt soweit fortge­schritten, daß im vergangenen Jahre 70 009 Tonnen dieses Brennstoffes hcrgestcllt werden konnten. Im laufenden Jahre hofft man, in den Leunawerken eine Menge von 250 000 Tonnen zu erreichen. Darin liegt nicht nur für die deutsche Volkswirtschaft ein Fortschritt, sondern auch für die deutsche Politik. Wir werden von dem Erdölvorkommen in anderen Ländern einigermaßen unabhängig. Zn den nütz­lichen und wertvollen Stoffen, die ans der Kohle geivonnen werden können, gesellt sich künftig der synthetische Gummi. Vorläufig kann künstlicher Gummi allerdings nur zu teue­ren Preisen hergestellt werden. Der Erfinder, Dr. Hoff­man», nimmt jedoch an, daß sich der Preisunterschied zwi­schen künstlichem und natürlichem Gummi mit der Zeit aus- gleichen werde. Eine andere Erfindung kündigte Dr. Ber- gius vor kurzem an. Es sei ihm gelungen, Holzstoff in Stärkezucker zu verwandeln. Auf dieser Grundlage dürfte bald eine eigene Industrie entstehen, die die fast wertlosen Abfälle wie Späne, Sagemehl usw. für die Landwirtschaft als Viehfutter, für das Zuckergewerbe als Zusatz statt des Rübenzuckers nutzbar macht. Deutschland hat damit den Vorsprung, den Amerika während des Krieges gewann, auf d«n Gebiete der angewandten Chemie wieder etngehol^