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Jahrgang 104
Donnerstag, den 25. 3um 1931
Nr. 145
Vorbehalte Frankreichs zum Hooverplan
Deutschland soll die ungeschützten Tributzahlungen weiter leisten und dafür Anleihen der B.3.Z. erhallen — Washington zu Kompromißverhandlungen bereit
TU Paris, 25. Juni. Gestern nachmittag überreichte die französische Regierung Sem amerikanischen Botschafter die französische Note, Sie nach Washington weitergeleitet wird. Die französische Denkschrift, die erst am Freitag veröffentlicht wird, begrüßt einleitend die Aktion Hoovers und betont, daß diese Aktion in den von der Krise betroffenen Ländern besonderes Gehör finden werde. Frankreich habe schon immer den Beweis seines guten Willens abgelegt. Die französische Note weist dann ans die eigene finanzielle und Hans- haltslagc hin und betont, die hier vorgeschlagenen Maßnahmen genau zu prüfen. Der französischen Regierung sei cs unmöglich, auf den Noungpla,, zu verzichten, da die Reparationen eine geheiligte (!) Tchnlb darstellen. Der Noungpla,, lei außerdem vom französischen Parlament ratifiziert «nd die französische Negierung habe nicht das Recht, irgendwelche Aenderungen vorzunehmen, ohne das Parlament z« befragen. Die Note enthält einen Ko m p r o m i ß v o r s ch l a g, -er dahin geht, baß Deutschland noch in diesem Jahre den ungeschützten Teil der Reparationen zahlt. Zum Unterschied soll diese Zahlung in Reichsmark und an die BIZ. einge- zahlt werden. Die französische Regierung ermächtigt die BIZ. zur gleichen Zeit, diese Summe dem Reich in Form einer Anleihe wieder zur Verfügung zu stellen.
Amerika verhandelt mit Frankreich
Die mit starker Betonung vorgetragene Weigerung Frankreichs, ein einjähriges Moratorium für den ungeschützten Teil der Reparationen im Sinne des Hooverplans anzuerkennen, hat in Washington keine Ueber- raschung hervorgernfen, da man durch die Presse bereits genügen- darauf vorbereitet war - Der Inhalt und der Ton -er französischen Antwortnote hat die Washingtoner Negierung anscheinend davon überzeugt, daß eine glatte Ablehnung der Pariser Vorbehalte die Inkraftsetzung gefährden könnte. Staatssekretär Stimson hat daher am Mittwoch in einer Konferenz vor Pressevertretern erklärt, daß die Vorschläge des Präsidenten Hovver ganz klar und einfach gezeichnet seien. Auch ihr Zweck ivar klar, nämlich c i n einjähriger Zahlungsaufschub. Von dieser allgemeinen Linie wird nicht abgewichen werden. Wir machen Fortschritte, aber bei einer derartigen Angelegenheit, wo so viele Gchulöenarten und Nationen in Betracht kommen, müssen sehr viele Einzelheiten mit den beteiligten Mächten sorgfältig besprochen und bedacht, werden. Diese Unterhaltungen müssen notwendigerweise auf dem ordnungsmäßigen diplomatische» Wege geführt werden.
Im amerikanischen Staatsdepartement ist nach einer Meldung aus Washington die Stimmung bezüglich der endgültigen Annahme des Hoovervorschlages durch alle Mächte nach wie vor zuversichtlich. Es werbe erklärt, man sei sich klar darüber, daß einige Zeit vergehen werde, ehe die französische Negierung ihren gegenwärtigen Standpunkt ändern werde. Man hoffe aber bestimmt, -aß man inner
halb von 8—10 Tagen zu einer Einigung gelangen werde, und zwar zu einer Einigung auf der Grundlage des Hoovcr- planeS, von dessen Richtlinien die Negierung der Vereinigten Staaten nicht abgehen wolle. Auf Grund der jetzigen Lage wird angenommen, daß Stimsons Reise nach Europa um einige Zeit verschoben werde.
Mellon re'st «ach Paris
Der amerikanische Schatzamtssekretär Mellon wird nach einer Meldung aus London einer Anweisung aus Washington folgend heute vormittag nach Paris abreisen.
Gute Anfnahme der Brüning-Kundgebung in Paris
In gut unterrichteten politischen Kreisen ist man der Meinung, baß die französische Regierung keinesfalls stillschweigend an dem Angebot Brünings vorübergehcn kann. Man rechnet damit, daß Ministerpräsident Laval oder Außenminister Briand bei Gelegenheit der Freitagsaussprache in der Kammer das Wort ergreifen werden, um auf die Ausführungen des Reichskanzlers zu antworten. Von einer amtlichen Stellungnahme ist vorläufig nicht die Rede, doch wird offiziös immerhin der Befriedigung über die deutsche Kanzlerrede Ausdruck verliehen.
„Paris Soir", ein allgemein gut unterrichtetes Abendblatt, will aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, daß sich der französische Ministerrat am Mittwoch vormittag neben der Antwort an den amerikanischen Staatspräsidenten Hoo- ver mit der großen Kundgebung beschäftigt hat, die Reichskanzler Brüning an die ganze Welt und isbesondere an Frankreich gerichtet hat. Man habe, so betont das Blatt, bereits den Gedanken eines Pariser Besuches des Reichskanzlers und des Reichsaußenministers erwogen und sich einer derartigen Möglichkeit wohlwollend gegenübergestellt. Was die übrige französische Presse anbelangt, so kann man feststellen, daß sie wie auf Kommando jeden Kommentar vermeidet. Während der „Paris Midi" der Kanzlerrede noch eine ganze Spalte widmete, begnügte sich die Abendpresse mit wenigen nichtssagenden Zeilen. So erklärt z. B. der „Temps", daß Brüning in seiner Erklärung einen für Deutschland ganz neuen Ton angeschlagen habe. Es wäre erfreulich, wenn man daraus entnehmen dürste, daß auch Berlin zu einer gesünderen Ausfassung der Dinge gelangt und Verständnis für die französische Haltung gegenüber dem Vorschlag Hoovers aufbringt. — Der „Jntran- sigeant" unterstreicht, daß Brüning um ein „französisches Chcquers" gebeten habe. Das sei zweifellos eine Geste, die Frankreich nicht abschlagen könne.
Im Auswärtigen Ausschuß der französischen Kammer erklärte der ehemalige Arbeitsminister Loucheur, daß wenn Frankreich in der einen oder anderen Form einem Hauptgläubiger gegenüber neue Opfer bringe, es auf der andern Seite gewisse Bedingungen stellen müsse, die sich insbesondere auf einen Plan der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Deutschlands und Frankreichs beziehen müßten.
Mussolinis Antwort an Hoover
TU Nom, 25. Juni. Am Dienstag abend hat die italienische Botschaft in Washington den telegraphischen Auftrag erhalten, die italienische Zustimmung znm Vorschlag Hoovers der Regierung der Vereinigten Staaten mitzuteile». Das entsprechende Telegramm lautet:
„Ich bitte Eure Exzellenz, -er Regierung der Vereinigten Staaten zur Kenntnis zu bringen, Saß ich den Vorschlag des Präsidenten Hoover über die völlige Vertagung -er Schulöcnzahlungen zwischen den Negierungen gepritft habe. Dieser Vorschlag bringt für Italien beachtliche Opfer mi sich. Aber ich habe mich nach reiflicher Uevcrle- gung entschlossen, meine grundsätzliche Zustimmung zu geben. Ich behalte mir vor, später der Regierung der Bereinigten Staaten einige Bemerkungen zugehen zu lassen, die auf eine billige und praktische Durchführung der glücklichen Initiative der Regierung -er Vereinigten Staaten Hinzielen, wie sie sicher in -er Absicht des Präsidenten liegen. Ich hoffe, haß hie Initiative öes Präsidenten Hoover vom IsEenischen Volk verstanden wird und eine Periode wirk- Zusammenarbeit zwischen den Völkern einleiten möge, '»diesem Augenblick allgemeiner Schwierigkeiten öer Abrüstungskonferenz besonders nvt- gez. Mussolini."
Italiens ist also nicht an irgendwelk Hinsichtlich eines Verzichts Deutschlani auf die Zollunion geknüpft worden, wie dies »«erst von , «er Agentur behauptet worden ist.
Belgien schließt sich Frankreich an Wie aus Brüssel verlautet, wird BegiensStellung- nahme zum Hoover-Moratorium dieselbe sein, wie die Frankreichs. Belgien wird nach Washington eine gleichlautende Antwort senden.
Milderung der Notverordnung
Jugendliche Erwerbslose bleibe« in -er Arbeitslofen- versichernug.
TN Berlin, 26. Juni. Wie von unterrichteter Seite verlautet, haben die Besprechungen des Reichskanzlers mit den Führern der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion vor den beiden Sitzungen des Aeltestenrats im Anfang der vergangenen Woche ein Ergebnis gehabt, das die Wiederaufnahme des größten Teils der jungendlichen Erwerbslosen unter gewissen Voraussetzungen in Aussicht stellt. Nach den Ausführungsbestimmungen zur Notverordnung, i« Lenen diese Angelegenheit geregelt werden soll, wir- grundsätzlich -er Rechtsanspruch der Erwerbslosen bis zum 21. J^hr an die Arbeitslosenversicherung anerkannt, seine Anwendung jedoch von einer Bedürftigkeitsprüfung nach den Bestimmungen der Krisenfürsorge abhängig gemacht, wobei der Reichskanzler zugegeben hatte, daß diese BedürftigkeitS- prüfung in jeder Form beantragt werden soll. Angesichts der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit sind den Arbeitsämtern entsprechende Weisungen vom ReichSarbeitSmini. stertum erteilt worden, da das wen« Versah«« am 1. J»li in Kraft vxieie?'
Tages-Spiegel
Die französische Regierung macht in ihrer Antwort an Hoo» ver den Borschlag, baß der im Aonngplan ungeschützte Teil der deutschen Zahlungen an die BIZ. weiter etngezahlt. «ver nicht transferiert, sondern Dentfchland in Form von Anleihe« wieder überwiesen werde« soll.
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In Washington scheint mau geneigt zu sein, mit Frankreich z« verhandeln und Zugeständnisse einzuränmen.
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Brünings Rundfunkkundgebung ist in Frankreich mit Befriedigung ausgenommen worden. Man rechnet damit, daß demnächst ein Pariser Besuch des Kanzlers erfolgen kau«
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England'stnndet den Dominions auf ein Jahr die Zahlung von Kriegsschuldzinsen im Gesamtbetrag von 7 Millionen Psnnb.
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Mussolini teilt Hoover seine prinzipielle Zustimmung znm Moratoriumsplaa mit. Er behielt sich spätere Anregung vor.
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Die jugendlichen Erwerbslosen sollen entsprechend einem Zugeständnis der Reichsrcgierung an die S. P. D. auch weiterhin, nach vorhergehender Bedürftigkeilsprüfung» die volle« Sätze der Arbeitslosenversicherung erhalten.
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Die Amerikaner Cost und G«tty sind aus Renfundland in 24 Stunden mit Zwischenlandungen in Euglaud und Hanno, »er nach Berlin geflogen.
In 24 Stunden Neufundland—Berlin
— Berlin, 25. Juni. Die beiden amerikanischen Flieger Willi Cost und Harold Gatty, die mit ihrem Flugzeug „Winnie Mac of Oklahoma" am Dienstag abend um 8.27 Uhr MEZ. von Harbour-Grace sNeusundland) zu einem Flug um die Welt gestartet waren, sind am Mittwoch abcnd 8.30 Uhr in Berlin gelandet.
Trotzdem die Wetterverhältnisse auf dem Ozean nicht gerade als die besten bezeichnet werben, starteten die beiden kühnen Piloten zu ihrem einmal beschlossenen Unternehmen, auf dem sie sich vorgenommen haben, den Rekord des „Graf Zeppelin" für eine Weltumfliegung zu brechen. Als erstes Reiseziel hatten sie sich Berlin ausgewählt, von wo es dann über Moskau) Irkutsk, Nome sAlaska) nach Neuyork weitergehen soll. Auf dem ersten Teil ihres OzeanflugeS wurden sie nur von einem schwedischen Dampfer gesichtet, der sofort seine Feststellung an die wartende Welt wcitergab. Dann vergingen Stunden um Stunden, nichts war von den kühne« Piloten zu hören. Endlich Mittwoch mittag wurden sie an der Küste von Wales gesichtet. Die erfreuliche Nachricht wurde sofort weitergegeben, aber trotzdem gelang es den Amerikanern, Irland zu überfliegen, ohne von irgend einer Stelle bemerkt zu werden. Sie haben also für die reineOzcan- überquerung von Amerika nach Europa nurlbStunden gebraucht und durch diese Leistung den Rekord Lindberghs um ein Erhebliches unterboten. Gegen 1 Uhr mittags landeten sie zur ersten Zwischenlandung auf dem Flugfeld Sca- land auf Chester, um nur etwas Brennstoff aufzunehmen.
Nach einstündigem Aufenthalt starteten sie schon wieder. Allerdings konnten sie trotz ihrer außerordentlich schnellen Maschine nicht direkt nach Berlin fliegen, sondern mußten vielmehr eine weitere Zwischenlandung in Hannover vornehmen. Diese Zwischenlandung beanspruchte aber nur 10 Minuten und um 7.05 Uhr setzten die Flieger ihren Weiterflug nach Berlin fort, wo sie um 20.30 Uhr glatt auf ihrer ersten vorgesehenen Zwtschenstation landeten.
Die Flieger wurden von Ministerialdirektor Brandenburg herzlich begrüßt, während die Menschenmenge in laute Zurirfe der Begeisterung ausbrach. Im Triumphzug wurden die Flieger zum Flughafen geleitet. Sie waren reichlich müde. Der Weiterflug soll heute früh zwischen 6 und 7 Uhr erfolgen. Die nächste Etappe auf dem Flug um die Welt soll Moskau sein. ,
Politische Zusammenstöße in Berlin
TU. Berlin, 25. Juni. In der Nacht zum Mittwoch kam , es an zwei verschiedenen Stellen Berlins zu politischen Zusammenstößen. Am Magdeburger Platz gerieten Nationalsozialisten und Reichsbannerleute aneinander. Das Ueber- fallkommando nahm verschiedene Zwangsgestellungen vor. Zwei Reichsbannerleute, die schwere Verletzungen erlitten, wurden dem Krankenhaus -«geführt. Zwei Nationalsozialisten, die leichtere Stichverletzungen erlitten haben, wurden auf der Rettungswache verbunden. An anderen Stellen kam^ eS kurz nach Mitternacht zu einer großen Prügelet, bei der' aber niemand verletzt wurde. Dl« Polizei «ahm SS Zwangs-' 1 gestellungen vor.