Dr. Schacht über die Reparackmsfkage

Abschluß der Reichstagung des Arbeitsausschusses deutscher Verbände

--- DeeSde«, 4. Juni. Auf der Dresdner Reichstagung -es Arbeitsausschusses deutscher Verbände sprach der ehe­malige Reichsbankprüsident Dr. Schacht über das Thema »DaS Ende der Reparationen"'. Er begann damit, seine Genugtuung auszudrttcken, daß er recht behalten habe. Wegen seiner Gegnerschaft zu dem in Haag verschlechterten Koungplan habe er seinerzeit sein Amt niedergelegt. Der Noungplan selbst sei gut gewesen, aber der »Neue Plan" fei in den Haager Konferenzen verschlechtert worden, weil eine politische Sanktionsklausel etngefügt wurde, und weil bas deutsche Eigentum beschlagnahmt worden sei. Offen­bar meint Schacht damit den Verzicht auf die Liquidations­ansprüche und weil für die Neichsbank der gesetzliche Zwang etngeführt worden sei, am internationalen Zahlungsaus­gleich mitzuwirken. Der Neue Plan also sei schlecht. Zum Koungplan dagegen bekenne er sich als mitverant- rvortlich. Schacht wandte sich dann de« bevorstehenden Reparationsbesprechungen zu. Er warnte vor einer vorhe­rigen Sanierung des Haushalts, denn dann komme es zum Feilschen um Ziffern. Auch die Berufung auf die Goldklau­sel sei verfehlt, denn bas Sinken des Goldwertes komme uns, die wir tm Weltwirtschaftsverkehr stehen, bei der Ein­fuhr zugute und tm übrigen könnten wir dadurch höchstens 39 Prozent Nachlaß bekommen. Die Furcht vor Kredit­kündigungen, die dann etntreten, wenn wir die Reparations­zahlungen einstellcn würden, habe er, Schacht, gar nicht. Und auch politische Gewalt schrecke ihn nicht, denn Gewalt bringe kein Geld und vor allem Hütten wir gar keine Wahl: Wir müßten schleunigst die Reparationszahlungen solange Beinstellen, bis wir sie aus einem Ueberschuß aus unserer Wirtschaft erübrigen könnten.

Dr. Schacht trat auch der Ansicht entgegen, als ob Aus­ländsanleihen geeignet wären, die deutsche Wirtschaft anzukurbeln. Mit solchem ausländischen Geld könnten nur solche Länder wirtschaftlich angekurbelt werden, die damit Waren aus dem AuSlanbe, in erster Linie Produktions­mittel, kauften, um damit heimische Produktion zu ent­wickeln. Allen Angriffe» auf das Revtsionsverlangen müsse bie Herabdrttckung der Lebenshaltung unserer breiten Be- volkernngsschtchten entgegcngehalten werden, sowie daß alle deutschen Versuche, die deutsche Ausfuhr zu erhöhen und damit eine Hauptvoraussetzung des Aoung-Planes zu er­füllen, an der Politik unserer Gläubiger gescheitert seien. Dies zeigte auch der augenblickliche Kampf um die deutsch- österreichische Zollunion. Schließlich forderte Dr. Schacht, baß Deutschland bie koloniale Frage mit aller Energie wie­der aufrollen müsse, um zu einem erleichterten überseeischen Nohstoffbezug zu kommen:

Professor M enbelSsohn-Ba rtholby vvhM t Hlte anschließend Deutschlands Stellung -um Völkerbund. Sr er­klärte, daß Deutschland so lange noch im Völkerbünde bleibe« könne, so lange noch Hoffnung bestehe, daß es eine Zukunft und nicht nur eine Vergangenheit habe. Wenn der Völker­bund jedoch bas ungleiche Recht in den Friedensverträgen nicht beseitige und in der Abrüstungsfrage versage, habe jeder einzelne Staat die Pflicht, unter legaler Wahrung seiner Weltverpflichtungen außerhalb des Völkerbundes einen Zukunftsfrieden in Freiheit zu suchen.

Der Arbeitsausschuß deutscher Verbände beschloß nach Ablauf seiner Tagung, folgendes Telegramm an de« Reichs­kanzler zu senden:

»Wir fordern für Deutschland die völligepolitische Gleichberechtigung. Nur ein AbrüstungSvertrag, -er diesem Gedanken entspricht, ist für das deutsche Volk annehm­bar. Da der Konventionsentwurf dieser Forderung nicht ge­recht wird, ja sogar die freiwillige Anerkennung Deutsch­lands als Staat und Volk minderen Rechtes in sich schließt, ist er keine geeignete Grundlage für die Abrüstungsverhand- lungen. Wir fordern von der Reichsregierung, - sie durch nichts, weder durch Drohungen noch durch Beschwichtigungen, sich von unserem Rechtsstandpunkt abbringen läßt. Das deut­sche Volk ist nicht gewillt, dem Zustand einseitiger Ab­rüstung, der Deutschlands Sicherheit gefährdet und seine Ehre verletzt, länger zu ertragen. Sollten die Verhandlun­gen aus dieser Basis scheitern, verlange Deutschland die Handlungsfreiheit zurück."

Im Anschluß daran erfolgte einstimmig die Annahme fol­gender Entschließung: »Unbeschadet der grundsätzlichen Stel­lungnahme zur Tributlastenpolttik und der verschiedenen Beurteilung des Noungplanes stellt bie Retchstagung des Arbeitsausschusses deutscher Verbände fest, daß die im Noung­plan selbst ausgesprochenen wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht eingetreten sind. Deutschland erzielt keinen Wirtschafts- Überschuß, sein derzeitiger Export ist ein Hnngerexport, der nur durch Substanz-Verluste zustande kommt und keinen Ge­winn bringt, wie der dauernde Verfall der Wirtschaft zeigt. Von der Gegenseite ist nichts geschehen, um bie übernomme­nen Verpflichtungen zur Erweiterung der Weltmärkte durch- zuftthrcn. Eine Fortsetzung der T r i b u t za h l u n g e n aus neuen Anleihen verschlechtert nur die Lage und muß daher unter allen Umständen unterbleibe». Bet dieser Sachlage muß Deutschland im Interesse seiner mit unerträglichen Lasten überbürdeten Wirtschaft, im Interesse seiner immer mehr ins Elend geratenen gesamten, insbesondere der werktätigen Be­völkerung in Stadt und Land, wie auch tm Interesse seiner privaten Gläubiger, die Zahlungen so lange einstellen, bis dem Lebensrecht Deutschlands Genüge geschehen ist."

Forderungen

der westdeutschen Wirtschaft

Der Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaft­lichen Interessen tm Rheinland und Westfalen (Langnam- verein) und die nordwestliche Gruppe des Vereins deut­scher Eisen- und Stahlinduftriellcr hielt in Düsseldorf eine Tagung, zu der bie führenden Männer der rheinisch-westfä­lischen Wirtschaft, sowie Vertreter der Reichs- und Staats­behörden in großer Zahl erschienen waren. Von verschie­denen Führern der westdeutschen Wirtschaft wurde eingehend zu der Wirtschastsnot Stellung genommen und die Voraus­setzungen zu einer Besserung der Wirtschaftslage dargelegt. Besonders bemerkenswert hierbei waren die folgenden Richt­linien Dr. VöglerS für einen

langjährige« sestliegende« Wirtschastsplan:

1. Unsere ganze Wirtschafts- und Finanzpolitik muß mit dem Ziel der Stärkung unseres Binnenmarktes und der Etgenkapitalbilbung nmgestaltet werden. Nur ein Land mit einem starken Binnenmarkt kann auf bie Dauer eine erfolgreiche Exportpolitik treiben. Export und Binnenmarkt werben immer in einem gewissen Verhältnis stehen müssen. Nur durch Kapitalbildung wird der Wieder- auftrteb der Wirtschaft eingeleitet und die Arbeitslosigkeit überwunden.

2. Auf Jahre hinaus muß Deutschland von allen Tributzahlungen, soweit sie nicht durch Sachleistun­gen abgetragen werden können, befreit sein. Es ist ein wirtschaftlicher Wahnsinn von einem Lande, dem so unge­heure Teile seines Volksvermögens genommen worden sind, neue Tribute zu erpressen, bevor es seine Wirtschaft wieder aufgebaut und in Ordnung gebracht hat. Daß dies nach diesen ungeheuren Lasten des Krieges, nach der Revo­lution, nach der Inflation nur langsam und in harter Ar­beit erreicht werden kann, wird jeder, der guten Sinnes ist, verstehen.

3. Die Gläubigerstaaten müssen, wie das schon in Paris bei der Gründung der B. I. Z. beabsichtigt war, Deutsch­land in seinen Bemühungen, Absatzmärkte für seine Jndu- strieerzeugniffe zu finden, unterstützen. Man kann nicht auf der einen Seite von einem Lande Geldzahlungen verlangen und auf der anderen Seite sich gegen den Empfang seiner Waren absperren.

Nach der Ansprache Dr. Vöglers nahm die Versammlung folgende Entschließung an:

»Die gesamte Lage in Deutschland drängt bie Regierung zu entscheidenden Maßnahmen. Die schwere Notzeit verträgt keine parteipolitischen Rücksichten mehr. Das Volk erwar­tet vom Reichskanzler eine entschlossene Führung und bie Wahl von Mitarbeitern, die nur nach Sachkenntnis vorzu- »ehmen ist. Mit Halbheiten werben wir diese Krise nicht überwinden, sondern nur durch klares entschlossenes Han­deln und durch Arbeit und Opfer. Die Zufammenbruch- erscheinungen auf allen Gebieten unseres staatliche«, wirt­schaftliche« «nd kulturelle« Lebens müssen all«, die sich ver­

antwortlich fühlen für die Geschicke unseres Volkes, mit allerschwerster Sorge erfüllen. Die Unternehmerschaft fühlt die gesamte Verantwortung, ihr aber find die Hände gebun­den, um durchgreifend helfen und handeln zu können.

Die westdeutsche Wirtschaft verlangt von der Regierung einen klare», auf Jahre hinaus abgesteten Plan zur Her­stellung des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Aus­gaben. Dabei muß die Reichsregierung auf bie übertriebene Ausgabenwirtschaft der gesamten öffentlichen Hand ohne Rücksicht auf Zustänbigkeitsfragen einwirken. Fehlende ge­setzliche Handhaben sind sofort zu fassen.

Sie verlangt bie Abschaffung der kapitalzerstörenden Ge­setze und Verordnungen, sie verlangt die Wiederherstellung der Bewegungsfreiheit der privaten Wirtschaft und die Be­schränkung der regierenden Stellen auf wirkliche und reine Staatshoheitsrechte. Sie verlangt bie Aufstellung eines deutschen Plans zur Abwickelung der internationalen Ver­schuldung als Grundlage für die kommenden Verhandlun­gen. Die rheinisch-westfälische Wirtschaft wird den Kampf für diese Forderungen mit Nachdruck führen und sich mit aller Kraft für ihre Verwirklichung einsetzen."

Protest gegen die neue Notverordnung

Nicht Steuererhöhung, sonder« Ausgabensenknng.

Mit bemerkenswerter Schärfe wendet sich jetzt der Direk­tor des Hansa-Bundes, Mostch, gegen die neue Notverord­nung der Reichsregterung. Er erinnert die maßgebenden Stellen daran, daß der Reichskanzler Dr. Brüning noch am 28. März b. I. sich auf der Hauptversammlung des Deut­schen Industrie- und Handelstages auf bas entschiedenste gegen jede neue Einkommenbesteuerung ausgesprochen habe. Trotzdem würden jetzt neue Steuern auf das Einkommen beabsichtigt. Man könne schon jetzt sagen, daß die erhofften Erträge nicht eingebracht werden würden, da die steuerliche Leistungs kraft der Wirtschaft völlig zermürbt sei. Die Reichsregierung gebe ihr bisheriges Programm auf und greife wieder zu neuen Steuern, statt eine Ausgabensen­kung in großem Mwsstabe vorzunehmen. Es gebe nur noch eine Rettung, wenn unabhängig von den Reparationen der öffentliche Zuschußbedarf um etwa 3 Milliarden Mark ge­senkt werde. Er betrug 1913-14 5^ Milliarden Golbmark, ohne äußere Kriegslasten, 1928-2« 11 Milliarden Mark und beträgt jetzt 18 Milliarden. Eine revolutionäre Neugestal­tung des Verhältnisses zwischen Staat und Wirtschaft sei unbedingt erforderlich.

Stimson kommt nach Europa

TU. Neuyork, 4. Juni. Staatssekretär Stimson tritt nach einer Meldung der ZeitungAmerican" aus Washing­ton Ende Juni eine bis gegen Ende August dauernde Suro- pareise an. Stimson reist »«erst «ach Italic«, daun «ach Frankreich, Deutschland und nach England. lWerall find offizielle Besprechungen vorgesehen, -d fich.aH Fra- gen der Abrüstung und der Tarife, sowie a«f v»*«-

neude Probleme belieben werbe«.

Italien und die Zollunion

Ra«, 4. Juni. Außenminister Grandi hielt am Mitt­wochnachmittag tm Senat seine HauSHaltsrede, i» der er u. a. ,iib«r die Zollunion und über die bevorstehende Abrüstungs­konferenz sprach. Nach einem chronologischen Bericht über die Prüfung der Zollunion, in dem die ablehnende Einstellung Haltens zur Zollunion zum Ausdruck kam, erklärte Grandt: »Die Haltung, die Italien eingenommen hat, ist nur von freundlichen Absichten Deutschland und Oesterreich gegenüber - faschistische Regierung verfolgt die schwierige

wirtschaftliche und finanzielle Lage Oesterreichs mit der größ- und ist bereit, ihr Unterstützung und Mithilfe zu gewahren. Aber die Klarheit und Loyalität un­serer Freundschaftsverträge stellt die benachbarte befreundete Republik vor ebensolche Klarheit u. ebensoviel Loyalität" (') Was Deutschland anlange, so glaube er, daß ein politisch ruhiges und wirtschaftlich gesundes Deutschland ein für den Frieden Europas unentbehrliches Element des Ausgleiches darstell«.Wir sin- uns voll und ganz klar über den Druck. Sen die internationale» Verpflichtungen des Reiches auf seine Wirtschaft austtben und über die Notwendigkeit, für die Not, in der sich die deutsche Regierung befindet, Abhilfe zu suchen. Die internationalen finanziellen Schwierigkeiten Deutschlands sind einer der schwerste» Gründe der wirtschaft­lichen und der politischen Mißstände, in denen Europa lebt.

Die Frage der deutsch-österreichischen Zollunion wird aufs neue vom Bölkerbunbsrat geprüft werben. ES ist zu hoffen, daß inzwischen durch ein aufmerksames Nachdenken der inter­essierten Regierungen über die delikate Frage eine Lösung ermöglicht ivird, die auch, wenn sie die Erfordernisse Deutsch- lanbs und der mittel-osteuropäischen Staaten und zwar tu erster Linie Oesterreichs Rechnung trägt, doch in keiner Weise die Interessen der anderen Nationen, und zwar die diplomatischen wie bie wirtschaftlichen, verletzt. Die end­gültige Haltung der italienischen Regierung liegt noch nicht fest.

Brückeneinsturz bei Bordeaux

TU. Bordeaux, 4. Juni. In dem Orte St. Denis de Pilex ereignete sich ein schweres Unglück, das vorläufig 12 Todesopfer gefordert hat. Bet der Belastungsprobe einer neuen Brücke über die Jsle stürzte der Bau plötzlich ein und riß die zahlreichen auf der Brücke befindlichen Perso­nen, darunter den Chefingenieur Lefebure, mit in die Tiefe. 12 Personen wurden getötet, 19 schwer verletzt. Zwei Ver­letzte sollen bereits auf dem Transport zum Krankenhaus verschieden sein. Unter den Toten befindet sich hauptsächlich das Begleitpersonal der 1« schwer beladenen Lastioageu, mit denen die Belastungsprobe vorgenommen wurde. 1« Leichen sollen sich dem Verlauten nach noch unter den Trüm­mern der Lastkraftwagen im Flußbett befinden.

Wie eine Tänzerin einen König entthronte

Dt« tSeschtcht« einer schönen österreichischen Spion»«.

Von Sirdar Jkbal Ali Schah,

(dem bekannten afghanischen Forschungsreisenden).

Vor einiger Zeit erzählte mir die österreichische Tänzerin Sophie Metz von ihren Ränken, durch die Abdul Hamid ge­stürzt wurde.

Obgleich einer der schlauesten Diplomaten Europas, war Abdul doch außerordentlich abergläubisch.Sein Nerven­system erwies sich als ganz zerrüttet", erzählt Sophie Metz. Nur um sich aufrecht zu halten, schluckte er große Mengen Baldrian und andere Beruhigungs- und Betäubungsmittel. Der Zauberer und Wahrsager Edul Huda mußte immer um ihn sein. Durch diesen Mann wollte Oesterreich die Macht. Peilung des Sultans untergraben, und ich war dazu auser­sehen, mit dem Magier zusammen zu arbeiten.

Edul Huda stand beim Sultan in großer Gunst, er deutet« seine Träume und unterhandelte mit den Geistern. Da ich nun etwas vom Handliniendeuten und Prophezeien verstand, gelang es mir, ihn zu bestechen. Er nahm mich als seine Mitarbeiterin auf und erzählte bald dem Sultan von mir und meinen Wunderkräften. Der Herrscher war zuerst miß­trauisch, aber endlich willigte er ein, mich zu empfangen und meine übernatürlichen Kenntnisse zu prüfen.

Zu Anfang sagte ich ihm nur angenehme Dinge. Ich erzählte ihm, daß der Geist mir aufgetragen hätte, ihm die völlige Niederlage der Jungtürken zu prophezeien. Dann aber, als die Revolution sich immer mehr verbreitete, sing ich an, Zweifel zu hegen und dem Sultan anzuraten, Oester- reich um Hilfe zu bitten. Ich hätte im Traume gesehen, wie er unter den Fittichen von zwei schwarzen Adlern, den Trägern der österreichischen Krone, in sicherer Hut gewesen wäre. Diese Erzählung gefiel dem Sultan recht wenig, da er der österreichischen Freundschaft ganz besonders mißtraute. Wer als mein ,Traum' zum zweiten Male erschien, begann Abdul Hamid zu schwanken.

Dann, wahrscheinlich durch seine eigene Einbildung nicht weniger als durch meine Suggestion als .Zauberin', hatte er «n der folgenden Nacht denselben Traum. Das brachte ihn zum Entschluß. Gleich am nächste» Morgen es war der 10. April 1909 setzte er eigenhändig in französischer Sprache ein Telegramm an den Kaiser von Oesterreich auf. Während er schrieb, goß ich ibm eine Tasse starken türkischen Kaffee nach der anderen ein und beobachtete seine magere, Weiße Hand, die schnell über mehrere Bogen glitt.

Dieses Telegramm überreichte ich einem Beamten, von dem ich wußte, daß er von den Revolutionären bestochen war. Es ging natürlich niemals ab, aber der Aufstand brach aus. Schön drei Tage später, als ich gerade wieder prophezeite, horten wir ein unruhiges Hin- und Herlaufen auf dem Palast- Platz. Gleich daraus erschien die Leibwache und meldete, daß sich das ganze Militär vor der Hauptmoschee versammele. Als ich nach meinem Kiosk in Konstantinopel eilte, konnte ich aus dem Antlitz eines jeden mir begegnenden Soldaten die Re- völution äblesen. .

Am 27. April 1909 hatte sich der Mdiz Kwsk ergeben und Abdul Hamid abgedankt. ,Lgs ist mein Kismet', rief er verzweifelt, als er seine Abdankung unterschrieb, .das ist dieses Telegramm!' Aber niemand verstand ihn; ich befand mich bereits in Oesterreich, denn meine Arbeit war getan. Abdul Mmtd konnte mein geliebtes Vaterland niemals mehr be- drö^n; doch von dem Geheimtelegramm wußte auch fern Mr Verwandler nichts, von diesem Telegramm, daß n«- " Äving uich das sHnou Sturz berankLelckwor. ^