Württembergischer Landtag

Wohunngsdebatte im Landtag Sn der SamStagssttzung des Landtages gab es be. Be­ttung des Etats der Ftnan-verivaltung -um Kap. 82 (Ge- bäubeentschuldungssteuer) eine ausgedehnte Wohnungs- -ebatte Der Ab«. Schüler l<S.) begründete mchrere An­träge zur Förderung des Wohnungsbaues und bezeichnete die WohnungS-wangsmirtschaft als ein nationalistisches Ge­wächs, die als Notmaßnahme ihren Zweck erfüllt habe. Die 4 -Ztmmer-Wohnungen dürfe man vorerst nicht freigeben. Der Abg. Dr. Wider MP.) erklärte, daß die Wohnungs- zrvangswirtschaft ei» grausiges Fiasko erlebt habe. Seit Jahr und Tag gebe es keine» Wohnungsmangel mehr, sondern nur einen Wohnungsverteilungsmangel. Dabei habe man in gewissenloser Weise den Altwohnraum vernachlässigt. Sobald die WohnungSzwangswirtschaft ganz abgebaut sei, werde eine Senkung der Mieten eintreten können. Die Not der Haus- und Grundbesitzer sei groß, denn die Häuser würden heute zu zivet Fünfteln ihres früheren Wertes verkauft. Der Abg. Andre (Z.) bestritt, baß die Wohnnngszrvangsivirt- fchaft ein Fiasko erlitten Habe. Abgesehen von wenigen In­dustriestädten sei die Wohnungsnot heute im wesentlichen be­hoben. Der fortwährende Neubau von Wohnungen berge Ge­fahren und man würde besser daran tun, die Altwohnungen zu fördern. Kleinstwohnungen mit 32 und 38 Quadratmeter Bobenfläche, solche Kanarienvögel-Wohnungen, passen nicht für die württembergische Wohnkultur. Die Wohnungs- »wangswirtschaft sollte man in schnellerem Tempo abbauen. Der Abg. Schees (Dem.) wies auf die segensreiche Tätig­keit der Wohnungskreditanstalt hin. Der Abg. Alb. Fischer (Komm.) beantragte die völlige Aufhebung der Gebäudeent- schuldungssteuer. Der Abg. Mayer lDB.) wünschte für diese Steuer einen andern Namen. Der Abg. Bausch <CVD.) erklärte sich im gegenwärtigen Augenblick gegen einen weiteren Abbau der Wohnungszioangswirtschaft. Der Abg. Dr. Wider (BP.) stellte eine Reihe von Anträgen im Sinne seiner Ausführungen, u. a. betr. Bereitstellung von Mitteln der Wohnungskreditanstalt für Wohnungsteilung und Altwohnraumreparaturen. Der Abg. Hagel (VR.) war gegen einen radikalen Abbau der Zwangswirtschaft. Staatspräsident Dr. Bolz wies darauf hin, daß die Zu­wanderung zu den Städten zurttckgehe und erklärte, die Mit­tel der Wohnungskreditanstalt seien auf Jahre hinaus fest gebunden, wenn sie frei werden, sollen sie für Verbesserung von Wohnungen und für Sicdlnngszwecke verwendet werden. Die Freigabe der 4-Zimmer-Wohnungen könne man ruhig wagen. Nach weiteren Ausführungen der Abg. Mößner lS.), Hausmann (Dem.) und Gengler lZ) wurden die sozialistischen und kommunistischen Anträge abgelohnt. Angenommen wurde mit 27 gegen 28 Stimmen bei einer Enthaltung, also mit einer Stimmenmehrheit der Ausschutz­antrag, Wohnungen mit mehr als 3 Räumen von den Vor­schriften des Woünungsmangelgesetzes anszunchmen. Der er­wähnte Antrag Wider wurde ebenfalls angenommen. Beim Kap. 93 (Bad Wildbad) wünschte der Abg. Oster (S.) eine Modernisierung des Bads, vor allem eine heizbare Trink­halle und ein Strandbad. Präsident Kuhn teilte mit, baß die Mittel für eine heizbare Trink- und Wandelhalle bereits an- gesammclt werden. Bei der dann folgenden Beratung des Staatshaushaltsgesetzes wurde ein Antrag Winker (S.), das Steuerprivileg für die Hypothekenbank und den Kredit- vcrein anfzuheven, angenommen. Die zweite Lesung des Etats wurde zu Ende geführt und die nächste Sitzung auf Dienstag, 9. Juni, nachmittags 5 Uhr, festgesetzt. Es kommen dann zunächst kleinere Vorlagen und Anträge zur Beratung. Mit der dritten Lesung des Etats wirb am 11. Juni begon­nen und am 13. Juni geschlossen. Dann vertagt sich der Land­tag bis Oktober.

Wetter für Dienstag und Mittwoch.

Der nördliche Hochdruck hat sich ostwärts ausgedehnt. Im Westen liegt noch eine Depression, deren Einfluß sich ab­schwächt, so baß für Dienstag und Mittwoch mehrfach heite­res, jedoch zu Gewitterstörungen geneigtes Wetter zu er­warten ist.

Aus Stadl und Land

Turnerersolg

Bet den Gerütemetsterschaften des Unteren Schivarzwald- Nagold-Turngaues in Schwann am gestrigen Sonntag wurde Gustav Horntkel vom Turnverein Calw Gaumei st er am Reck und Barren für 18S1 und 3. Sieger im Gesamt­meisterschaftsturnen.

Hagelschäden im Bezirk

Das Unwetter in -er Nacht zum Samstag hat auf der Markung Gechingen schweren Schaden verursacht. Kurz nach 3 Uhr ging ein furchtbarer Wolkenbruch mit schwerem Hagelschlag nieder, in Gärten, Feldern und an den Obst­bäumen großen Schade» anrichtend. Die Mühle lBesitzer Ernst Brackenhammer) geriet in Wassersnot. Eine große, be­sonders befestigte Brücke, wurde von den Fluten fvrtgerissen, so daß die Freiwillige Feuerwehr zur Hilfeleistung alarmiert werden mußte. Als der Morgen graute, glich die Umgebung einer Winterlandschaft. Stellenweise lagen die Schlossen bis zu einem Meter hoch und noch in den Mittagsstunden waren Winkel und Gäßchen mit Eiskörnern bedeckt. Der Schaden an den Feldfrüchten ist noch nicht zu übersehen; er liegt -wischen 30 und 100 Prozent des Fruchtstandes.

Wie aus Altheng st ett berichtet wird, wurden auf dem westlichen Teil der Markung die Feldgewächse bis zu 100 Prozent vernichtet. Auch in Ostelsheim hat der Hagel strichweise 7080 Prozent der Ernte vernichtet.

Wird 1931 ein Beerenjahr?

Außerordentlich reich und selten schön blüht in diesem Jahr in unseren Wäldern die Erdbeere. Auch die Heidel­beere erfreut durch ihre roten Glöcklein und zeigt teilweise schon kräftigen grünen Fruchtansatz. Hoffnung auf ergiebige Ernte wecken die zahlreichen Knospen der Himbeere.

Der Verlauf der Obstblüte

Die Blüte der Obstbäume in den Tal- und Gäuorten ist mit Ausnahme der sehr spät blühenden Taffetäpfel vorüber, nur auf den Waldorten steht sie vielfach noch in voller Pracht und Entfaltung. Selten ist wohl eine Obstblüte so reich aus­gefallen wie Heuer. Büschel an Büschel standen die Blüten und gewährten einen reizenden, großartigen Anblick. Das Wetter war der Entwicklung der Blüten sehr günstig. Der Fruchtansatz läßt sich im allgemeinen jetzt überblicken. Wir beobachten zivet auffallende Erscheinungen beim Steinobst und bei den Aepfeln, deren Ursache bis jetzt nicht aufgeklärt ist. Pflaumen und Zwetschgen sind vielfach abgefallen, so daß bet uns auf keine große Ernte gehofft werden darf. Schon die Blüte des Steinobstes ließ zu wünschen übrig. Sie war nicht hell und nach einigen Tagen vollständig vorbei, worauf sofort die Blumenblätter abfielen, denen dann die meisten Früchte folgten. Auf den Apfelbäumen hat sich ein böser Gast eingestellt. Der Kaiwurm (Brenner) tritt massenhaft auf und treibt sein Zerstörungswerk. Die Blüten sind mit einem rostroten Käppchen bedeckt und im Innern ausgefressen Diese Erscheinung rührt von dem Apfelblütenstecher her, dessen Larve Kaiwurm genannt wird. Es ist ein kleiner Rüsselkäfer, der im Winter unter dem Moos oder der alten Rinde an Bäumen und Vaumpfählen sich aufhält. Das Käferlein kann zwar fliegen, aber den Weibchen, die vor dem Eierlegen dick und schwer sind, fallt dies fast unmöglich und so komme» sic auch kriechend auf die Bäume, sobald warme Tage kommen und im April der Saft treibt. Gelangen nun die weiblichen Käfer auf den Baum, so stechen sie mit dem Rüssel in jede Bltttenknospe ein Löchletn und legen hierauf ein Ei hinein. Nach kurzer Zeit kommt aus dem Et eine Larve hervor. Jedes Käferlein verderbt viel Dutzend Blü­ten; denn wenn die Blüte nicht bet günstiger Witterung sich vorher öffnet, ehe das Et lebendig wirb, so zerstört der aus­geschlüpfte Kaiwurm schnell jene feinen Blütenteile, ohne welche keine Frucht sich bilden kann. Auch bleibt die Blüte geschloffen und der Zerstörer oft 35 Wochen in seinem Ver­steck ungestört. Im Sommer führt der Käfer ein Vagabun- denlcben, ohne sich durch Schaben bemerkbar zu machen. Ver­schiedene Mittel werden gegen diesen schlimmsten aller Schädlinge angewendet, aber das Mittel zu seiner völligen Vernichtung muß noch entdeckt werden.

Es gibt Sorten, welche vom Kaiwurm besonders befalle« iverden, z. B. der Taffetapfel, die Goldparmäne und die Kasseler Renette. An Birnbaumblüten tritt der Kaiwurm nicht auf, auch nicht am Steinobst. Da in diesem Jahr eine Masse Blüten vorhanden sind, wird der Schaden nicht so be­deutend sein wie in sonstigen Jahren.

Monatskarte« zum Betreten der Bahnsteige.

Die Deutsche Reichsbahn hat vom 1. Juni d. I. an Er­laubniskarten zum Betreten der Bahnsteige eingeführt. Diese Karten, die Lichtbild und Unterschrift des Inhabers tragen müssen, berechtigen zum beliebig häufigen Betreten der ab­gesperrten Bahnsteige eines Bahnhofs während eines Kalen­dermonats und kosten 5 RM. Anträge auf Ausstellung sol­cher Karten sind an die Reichsbahnverkehrsämter zu richten.

Durch Einführung dieser Erlaubniskarten wird Perso­nen, die zur Ausübung ihres Berufes die Bahnsteige regel­mäßig betreten müssen, eine Gebührenermäßigung gewährt und das Löse» von Bahnsteigkarten in jedem Falle bleibt ihnen erspart.

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Ebhause«, 31. Mai. Gestern nachmittag stieß ein Motor­radfahrer von Ebershardt mit dem Verkehrsauto Ebhause« Zwerenberg hier zusammen. Durch den Anprall des Motor­rades auf das Auto löste sich der Sozius-Sitz und durchschlug die Windschutzscheibe des Autos. Der Motorradfahrer kam glücklicherweise ohne Schaden davon.

Altensteig, 31. Mai. Die Amtsversammlung des Bezirks Nagold beschloß, die Umlage auf die Beztrksgemeinden gegen­über dem Vorjahr um 30V08 RM. auf nun 289 800 RM. zu senken und so der Finanznot der Gemeinden im Rahmen des Aeußerstmöglichen Rechnung zu tragen. Den durch die Un­wetterkatastrophe schwer geschädigten Gemeinden Gültlingen, Sulz und Wildberg wird die Amtskörperschaft bet Behebung der angerichteten Schäden unterstützend beistehen.

SCB. Stuttgart, 31. Mai. Nach einer Bekanntmachung des Kultministeriums ist an Stelle des in den Ruhestand ge­tretenen Ministerialrats Dr. v. Scheurlen Medizinalrat Dr. Mayser im Innenministerium zum hygienischen Berater der Oberschnlbehörden bestellt worden.

SCB. Reutlingen» 31. Mai. Ein wegen eines anonyme« Briefes zwischen Rathausmehrheit und Stadtvorstand ent­standener Konflikt hat zur Verhandlungsunfähigkeit des Ge­meinderats geführt. Die Fraktionsführer der Sozialdemo­kratische» Partei und der Demokraten erklärten, daß sie fernerhin an den Sitzungen des Gemetnderats, seiner Kom­missionen und Abteilungen nicht mehr teilnehmen könnten. Beide Fraktionen verließen den Sitzungssaal. Der Gemeinde­rat ist damit verhandlungsunfähig geworden. Nun wird wohl das Innenministerium etngreifen müssen.

SCB. M«riLkappel, OA. Crailsheim, 31. Mai. Vier Mäd- chen von Eltrichhausen im Alter von 1813 Jahren vergnüg­ten sich nachmittags im Stöckachweiher mit Baben. Sie be­nützten dabet einen undichten Nachen, der plötzlich sank, so daß die des Schwimmens unkundigen Mädchen in den an dieser Stelle ziemlich tiefen und schlammigen See fielen. Pfarrer Bächle und seine Frau, die in der Nähe badeten, retteten unter Einsatz des eigenen Lebens zwei Kinder, die beiden andern ertranken.

SCB. Kirchhausen, OA. Heilbronn, 31. Mat. Der 28jäh- rige Paul Rappold von hier befand sich auf dem Weg zu sei­ner Arbeitsstätte nach Neckarsulm. An dem Sträßchen nach Biberach, etwa 108 Meter von der Kirchhäuser Straße ent­fernt, stellte er sich des starken Regens wegen unter einen großen Birnbaum. Sein Begleiter stand kurze Zeit bet ihm, sprang bann aber über die Straße, um dort unter einem andern Baum besseren Schutz zu finden. Im selben Augen­blick schlug ein Blitz in den Birnbaum. Rappold wurde vom Blitz getroffen und war sofort tot.

SCB. Gerabro««, 81. Mat. Bet dem Samstag früh 7 Uhr mit heftigen Entladungen, starkem Regen und leichtem Hagel niedergegangenen Gewitter schlug der Blitz auf der Höhe des Steinernen Kreuzes in einen Baum, unter dem «»vorsichtigerweise Landwirt Leonhard Wetterich, der auf einer Wiese mit Mähen beschäftigt war, Schutz gesucht hatte. Wetterich war wohl sofort tot. Hut, Kleiber und Stiefel waren zerrissen und die Barthaare versengt.

Johannes Termolen

Originalroman von Gert Nothberg.

23. Fortsetzung Nachdruck verboten

Man bildete nun eine gemütliche Tafelrunde. Als die Rede darauf kam, daß Stettenheim seinen Freund nach Kairo begleiten würde, da nickte der alte Herr nachdenklich.

Als junger Dachs war ich mit einem Onkel dort. Na, es hat sich viel geändert seit damals. Ich weiß nicht, ob es heute romantischer ist, wo man Fabriken ins Niltal ge­setzt hat. Die Schornsteine paffen nicht zwischen die Heilig, keit der alten ägyptischen Gräberwelt. Aber man kann die Kultur nicht aufhalten. Na, es mag sein, wie es will, ich beneide Sie um diese Reise."

Die beiden Herren plauderten noch ein Weilchen weiter über Kairo.

Hilma Mittenberg geriet mit ihrer Mama in irgend­einen kleinen Streit, und Sigrid konnte eine kurze Zeit ihren Gedanken nachhängen. Sie wußte, all ihr Denken würde Hans Termolen begleiten auf seiner Reise in das Land der Pharaonen. All ihre Gedanken und ihre Sehn­sucht.

Sie dachte daran, daß ein alter, weißbärtiger Herr, der einmal während ihrer Unterrichtsstunde anwesend war, ge­sagt hatte:

Die Geige weint unter Ihren Händen, wie sie singt und jubiliert. Wenn sie weint, meint man, die Klage eines einsamen Menschen zu hören."

Daran dachte Sigrid jetzt. Und ein vermessener Wunsch Wenn sie ein einziges Mal Johannes Termolen ettoas Vorspielen dürfte, ob er auch von ihrem Spiel be- zwungen sein würde wie alle andern? Die Unterhaltung wurde letzt wieder allgemein und Sigrid konnte nicht län- ger grübeln. ^

Professor Aldinoro sagt, Sie werden einmal später d «anze Welt bezaubern." sagt» Frau Geheimrät zu SM

Sie lächelte gütig bei diesen Worten. Das junge Mädchen errötete.

Herr Professor kann sich irren!" wehrte sie ab.

Der Geheimrat lachte.

Aldinoro irrt sie nie, außerdem ist es ein Wunder, wenn der alte Knurrhahn sich zu solch einer Lobeshymne herbeiläßt. Na, jedenfalls bin ich auf Ihr erstes Auftreten gespannt, liebes Fräulein Sigrid. Und ich sage Ihnen, Blumen wird es da regnen, Blumen."

Sigrid wußte vor Verlegenheit nicht, was sie sagen sollte. In Stettenheims blauen Augen lag eine stolze Ge­nugtuung.

Tapfer weiter, nicht ausruhen I" las sie deutlich in die- sen Augen.

Am andern Tage begleitete Stettenheim Sigrid zu ihrem Lehrer.

Der kleine bewegliche Italiener war wegen seiner Grob­heit bekannt und gefürchtet. Seine rabenschwarzen Aeug- lein saßen wie zwei Rosinen in dem gelben Gesicht, das einer fetten Wecke glich.

Er hatte stets ein Stückchen in der Hand, womit er an irgendeinem Gegenstand herumhämmerte, wenn er mit je­mand sprach. Das wirkte aufreizend. Und wenn man die kurz hervorgestoßenen, meist bösen Worte hörte, die er sprach, dann konnte man ihn erst recht nicht liebgewinnen.

Aber auf dem Gebiet der Musik war er eines der größ­ten Genies, die die Welt zu verzeichnen hatte. Als Lehrer war er geradezu einzig. Freilich, nervöse Leute hätten es keine zwei Stunden bei ihm ausgehalten.

Cr nörgelte, schimpfte, krakeelte, wiegte den Kopf im Takt, lebte mitten drin in jedem Ton und fuhr auf wie eine Furie, wenn auch nur der allergeringste Fehler ge­macht wurde.

Hier, bei ihm, in strengster Lehre, befand sich nun Sig­rid Lengenfeld. Sie war trotz der kurzen Monate seine Lieblingsschülerin. Jedes böse Wort von ihm nahm sie dankbar hin.

Auch die strengste Lehre geht einmal zu Ende und dann erntet man die Frücht« solch einer Lthve," dackte Ke.

Sigrid und Stettenheim mußten eine ganze Weile war­ten. Aus dem Nebenzimmer schallte die keifende Stimme Albinoros.

Mit so musikalisches Gehör Tie können mich machen wild. Hi, hi, dann der Lehrer schuld, wenn nicht wird Er­folg. Wir müssen haben ein Talent, wenn wir machen sol­len daraus eine große Künstler. Nix ist nix, wird nix."

Es ging eine ganze Weile so weiter. Endlich kam der Professor. Wütend schwang er sein Stückchen und richtig, schon mußte die Säule, auf der Webers Büste stand, dran glauben.

Aldinoro hämmerte und dabei begrüßte er kurz und abgehackt die zwei jungen Menschen.

Allmählich aber heiterte sich sein Gesicht auf, als Sigrid spielte. Der Ausdruck seiner schwarzen Rosinenaugen war unbeschreiblich. Der Kopf mit der mächtigen grauen Mähne war ganz auf die Seite gesunken und die schönen weißen Künstlerhände des Alten bewegten sich im Takt.

Das Stück war zu Ende und noch immer saß Aldinoro in seiner komischen Stellung auf dem Stuhl vor Sigrid.

Endlich sprang das Männchen auf, mit der Faust fuch­telte er Sigrid vor der Nase herum.

Wenn Sie zeigen die kleinste Ermüdung, ist es aus. Ausruhen es nicht gibt in der Kunst. Wer will sich setzen auf Lorbeeren, der gleich fitzenbleiben kann darauf, bis selbst mit vertrocknet, hi, hi. Wär' nicht das erstemal, daß so kommt im Leben. Hi, hi."

Er freute sich noch eine ganze Weile dieser Tatsache.

Wäre Zeit, daß Welt erlebt was ganz Großes. Aber immer fehlt doch Energie," sagte Aldinoro noch und jetzt hämmerte er mit dem Stückchen an dem Stuhl.

Seine Augen waren wütend auf Stettenheim gerichtet, als wittere er die Gefahr von dieser Seite. Stettenheim lächelte. Er stand auf.

Herr Professor, gestatten Sie, daß ich mich auf längere Zeit von Ihnen verabschiede. Ich hoffe, Sie zum Herbst genau so frisch anzutreffen wie heute," sagte er.

(Fortsetzung folgt.)