Die Vollversammlung des Völkerbundes ein berufen

Die Tagesordnung der Herbst tag» ug.

TU. Kens» 27. Mai. Reichsaußenminister Dr. Curtius hat In seiner Eigenschaft als amtierender Präsident des Völker- bundsrats die Vollversammlung des Völker­bunds zum 7. September nach Genf einberufen. Der Eu- copaausschuß sowie der Völkerbundsrat treten bereits vor dem Beginn der Vollversammlung am 3. September zusam­men. Als besonderer Punkt steht auf der Tagesordnung der Vollversammlung die seit Jahren geforderte und im Vor­jahre zum ersten Mal in Angriff genommene Neuord­nung des Bölkerbundssekretariats. Trotz der Madrider Beschlüsse des Völkerbunds, die eine wesentliche Verbesserung und Umgestaltung des völlig unbefriedigende» Minderheitenverfahrens des Völkerbundsrats bringen soll­ten, ist noch keine Aenderung eingetreten, da die üblicher- »veise geheim tagenden Dreierausschüsse für die Minderhei­tenfrage bisher sämtliche Angelegenheiten ohne jede Verhand­lung vor dem Plenum des Völkerbundsrats behandelt haben. So sind in der letzten Zeit verschiedene ukrainische Beschwer­den sowie die große Agrarbeschwerde der deutschen Minder­heit in Polen vom Minderheitenausschuß infolge Einfluß­nahme des Bölkerbundssekretariats nicht vor den Bölker- bundsrat gelangt, sondern in geheimer Beratung des Min- derheitenauSschusses verhandelt worden.

Nachrichten aus Spanien

Der päpstliche Nuntius verläßt Spante«

TU. Berlin, 28. Mat. Nach einer Meldung aus Madrid wir- der päpstliche Nuntius infolge der letzten Zwischen­fälle, denen zahlreiche Kirchen und Klöster zum Opfer ge­fallen sind, und wegen der Verletzung des Konkordats von 1881 von Spanien abreisen, um sich nach Rom zurückzu­begeben.

Die Kommunisten sollen in das Parlament Der spanische Unterrichtsminister erklärte, daß die Kom­munisten eine Vertretung im Parlament habe» müßten. Sollten die Kommunisten keine Vertreter ins Parlament entsenden, so könnten sie nur als verwirrendes Element bezeichnet werden.

Kleine politische Nachrichten

Politischer Zusammenstoß in Nangard. Die Kommunisten veranstalteten in Nangard eine Demonstration, bet der es zwischen Stahlhelmern und Kommunisten zu einer Schlägerei kam. Zwei Stahlhelmer und eine uze Reihe Kommunisten wurden verletzt. Der Führer d. Kommunisten wurde so schwer verletzt, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte, ebenso ein anderer Stettiner Kommunist.

Henderson über die Abrüstungskonferenz. Der englische Außenminister Henderson hat derDaily Mail" gegenüber verlauten lassen, daß nach seiner Ansicht die Abrüstungs­konferenz etwa 6 Monate dauern werde. Er halte es aber nicht für notwendig, daß er die ganze Zeit über in Genf bleiben müsse. Es würde eine Anzahl von Ausschüssen ge­bildet werden, bei deren Beratungen seine Anwesenheit nicht erforderlich sein werde. Während der Sitzungen der Aus­schüsse werde er sich seinen Pflichten im Foreign Office widmen.

Blutige Zusammenstöße in -er Slowakei. Am zweiten Pfingstfeiertag kam es in der Slowakei in dem überwiegend ungarischen Ort Kossuth östlich von Preßburg anläßlich einer Demonstration zu Zusammenstößen zwischen Kommunisten und Gendarmerie, wobei 4 Personen getötet, 8 schwer und eine große Anzahl leicht verletzt wurden. Ferner wurden 7 Gendarmen durch Steinwürfe und Messerstiche verletzt.

Polen auf der Anleihesuche. Der Abteilungsleiter im pol­nischen Finanzmtnsterium, Baransky, Hai sich nach Parts be­geben, um, wie es heißt, nach neuen Anleihemöglichkeiten Um­schau zu halten. Vor allen Dingen soll es sich um eine An­leihe für die polnische Landwirtschaft handeln.

Zunahme der Unruhen in Burma. Nach Meldungen aus Rangoon haben die Unruhen in verschiedenen Gegenden von Burma erheblich an Umfang zugenommen. Zwei Auf- ständischenlager wurden im Tharrawabdy-Bezirk zerstört, wobei ein Eingeborener getötet und zwei Polizisten ver­wundet wurden. Verschiedene Ueberfälle und Plünderungen werden aus Henzada und mehreren anderen Orten gemeldet. So zerstörten burmesische Aufständische im Toungoo-Be- zirk ein Dorf und schossen drei Dorfbewohner nieder. In einem anderen Bezirk wurden 7 Häuser und ein Tempel niedergebrannt.

Neue Nufstandsbewegung in Peru. Blättermelbungen aus Callao (Peru) besagen, daß in Talara ein neuer Aufstand ausgebrochen ist. Die Regierung hat zuverlässige Truppen von Piura aus nach Talara zur Unterdrückung der Be­wegung entsandt. _

Lehrerlagung in Frankfurt

Schule in Gefahr".

-- Frankfurt, 27. Mat. Unter der Leitung des ersten Vor­sitzenden, Schulrat Wolfs-Berlin, tagte am Pfingstmontag in Frankfurt der Hauptausschuß SesDeutschenLehrer- Vereins. Seine Arbeiten galten der Vorbereitung der Hauptversammlung und der Besprechung der geschäftlichen Vereinsangelegenheiten. Im Nahmen der Besprechungen nahm auch der erste Vorsitzende des Deutschen Beamtenbun- bes, Flügel, zur augenblicklichen finanziellen Lage des Rei­ches und der Länder und ihrer Auswirkung Stellung. Der Hauptansschuß beschloß die Entsendung von drei Mitgliedern zu der im Berliner Sportpalast stattsindenden Beamtenkund­gebung gegen einseitige Einkommen Minde­rung. Außerdem wurde beschlossen, im Anschluß an den VortragSchule in Gefahr" ein besonderes Referat über die finanzpolitische Lage des Reiches und ihre Auswirkungen auf die Beamtenschaft in die Tagesordnung einzuschieben. Gleich­zeitig tagte der Vorstand, der vereinigten Prüfungsausschüsse

für Jugendschriften, eine Organisation, di« augenblicklich einen maßgeblichen Einfluß aus das Jugcndschriftewwesen ausübt.

Es wurden zwei Entschließungen angenommen. In Ser Resolution zur Schul- und Beamtcnpolitik wird von der Reichsregierung verfassungsrechtlicher Schutz gegen Ge­sinnungsdruck und Willkür verlangt. Die zweite Ent­schließung tritt erneut für reichsgesetzliche Regelung der Lehrerbildung nach den Forderungen des Deutschen Lehrervereins ein. Nach mehr als siebenstlinölgen Berhand- luiigen wurde die Versammlung, die von 809 Vertretern aus dem Reiche und Oesterreich besucht war, geschlossen.

Die Einweihung des Schlageler-Ehrenmals

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Riesige Menschenmassen umsüumen das schlichte Staht- kreuz während der Einweihungsfcier, an der die Ober­bürgermeister von Düsseldorf und Duisburg sowie der frü­here Reichskanzler Cuno teilnahmen. Aus dem Sockel des Kreuzes sind die Namen der 141 Todesopfer des Ruhr­kampfes eingezeichnet. _

Schwere Unfälle in Frankreich

Eisenbahnunsälle.

TU. Par»s, 27. Mai. Am Dienstag nachmittag entgleiste in der Nähe von Mihtel der letzte Wagen des Zuges Lerou- ville-Verdun. Zwei Wagen stürzten um. Zwei Reisende wur­den getötet, vier verletzt.

Auf Sem Pariser Bahnhof Basttlle hat sich am Abeird des zrveiten Pfingstfeiertages ein Eisenbahnunglück ereignet. In­folge falscher Weichenstellung fuhr ein einlaufender Zug auf einen auf dem Bahnhof haltenden Personenzug auf. Der Zusammenstoß war so heftig, daß mehrere Wagen aus den Schienen sprangen. Das Splittern der Fensterscheiben und die aus den Wagen ertönenden Schreie riefen unter den Reisenden eine Panik hervor. Etwa 50 Personen wurden mehr oder weniger schwer verletzt.

Neuer Erdrutsch.

Die Stadt Chatelara, die wiederholt von schweren Erd­rutschen heimgesucht wurde, hat erneut den Niedergang einer Erdlawine zu verzeichnen. Ein Mann wurde von den herab­stürzenden Felsmassen erschlagen. Die Staatsstraße ist auf 50 Meter verschüttet.

Opfer der Flusse

Zwei Todesopfer der Elbe

Aus Hamburg wird gemeldet: Beim Baden in der Elbe bei Rissen verunglückten zwei Personen tödlich. Eine junge Frau war von dem starken Strom gefaßt und mitgertssen worden. Ihr Mann wollte sie retten, geriet aber ebenfalls in die Strömung und ertrank wie seine Frau. Das drei­jährige Kind mußte vom Ufer aus dem Ende seiner Eltern zusehen.

Im Strudel des Rheinsalles ertrunken.

Zwei junge Männer aus Zürich hatten mit Kameraden eine Faltbootfahrt vom Bobensee zum Rheinfall bei Schaff­hausen unternommen. Die beiden kamen trotz Warnung mit ihrem Boot dem Rheinfall zu nahe, gerieten in den Strubel und ertranken.

Drei Schwestern ertrunken

Auf einem Ausflug ertranken im Glarner Obersee (Schweiz) 3 Schwestern aus Näfels im Alter von 15 bis 17 Jahren. Die eine von ihnen wollte ein Fußbad nehmen, glitt dabet aus und rutschte in den See hinein. Um sie vor dem Ertrinken zu retten, sprangen die beiden anderen Schwestern nach. Alle drei ertranken.

FLHrbootunglück aus der Weichsel

Wie aus Krakau gemeldet wird, ereignete sich stromab­wärts von Krakau ein schwerer Unfall, dem 11 Menschen­leben zum Opfer fielen. Zwischen Mieten und Tarnobrzcg wird die Ueberfahrt über die Weichsel mit einer Fähre be­werkstelligt. Da der Andrang besonders groß war, nahm der Fährmann statt der vorgeschriebenen 25 Personen 32 mit. Als sich die Fähre einige Meter vom Ufer entfernt hatte, kenterte sie infolge Ueberlastung. Da die Weichsel an der Unglücksstelle besonders tief und das Ufer sehr steil ist, konnten 11 Personen, meistens Arbeiter, nicht gerettet wer­den. Bis jetzt sind 9 Leichen geborgen worden.

Aus aller Welt

Eine Amerikanerin, die sich auf einer Autofahrt durch Deutschland befindet, verlor dicht hinter Waldkirch im bad. «nhwarzwalö eine Tasche, die neben verschiedenen AusweiS- papteren u. a. 2 400 amerikanische Dollars und 100 RM. ent­hielt, also bas runde Sümmchen von 9 700 RM. Ein des Weges kommender Freiburger Geschäftsmann fand die Taiche und händigte sie in Haslach, wo er die nach ihrem Eigentum Suchende traf, der Eigentümer aus. Die smarte Mrß zögerte auch keinen Augenblick und überreichte dem ehr­liche» Finder - gerührt über so viel Fairneß, als Finder­lohn einen ZehnmarkscheinI

Opfer der Berge.

Der starke Pfingstverkehr in den Alpen hat 3 Tote, d Schiververletzte und mehrere Leichtverletzte als Opfer gefor­dert. ImWilden Kaiser" ist der Münchener Karl Brendl tätlich abgestürzt. Am Pendling bei Kufstein verunglückten die beiden Münchener Josef Mayr und Rosa Brandstetter durch Absturz. Mayr ist tot, seine Begleiterin schwerver­letzt. Im Gebiet des Schachen bei Partenkirchen wurde der Tourist Frankel aus der Gegend von Weilheim tot aufge- funben. An der Fleischbank Ostivand verunglückten zwei Touristen aus Innsbruck durch Absturz. Am Wasserschloß des Walchenfeewcrkes stürzte der Münchener Franz Ritt ab.

Polizetkraftwagen verunglückt.

In Stettin kam es zu einem schweren Zusammenstoß zwischen einem Krafkvagen der Polizei und einem Straßen­bahnzug. In dem geschloffenen Wagen der Polizei und ei­nem Transportivagen befanden sich mehrere Schwerverbre­cher, von denen ein Teil verletzt wurde,- ferner wurde ein Polizeibeamter, der den Transport begleitete verletzt. Der Kraftwagen erlitt so schwere Beschädigungen, daß er abge- schleppt werden mußte.

24. Deutscher Geographentag in Danzig Der Deutsche Geographentag, der in diesem Jahre aus sein SOjähriges Bestehen zurttckblicken kann,, hat seine 24. Tagung nach Danzig einberufen und zum Verhandlungs­gegenstandDie Ostsee und ihre Küstenländer" gewühlt. Professor Friedrichsen-Breslau betonte in der Eröffnungs­rede, daß es sich bei dieser Tagung nicht um eine tenden­ziöse Provokation Polens handle, sondern um eine rein wissenschaftliche Arbeit. Er bemerkte sodann, die Achtung vor den Pionieren der kolonialen Forschung lasse den Deut­schen Geographentag für die Wiedererlangung deutscher Kolonien eintreten.

300 ÜM M«rk für einen Psalter.

Der St. Florian-Psalter, eine wertvolle bibilische Psal­mensammlung des Stiftes St. Florian in Linz ging in den Besitz der polnischen Regierung über. Als Kaufsumme wurde der Betrag von 500 000 Schilling genannt. Das St. Florian- Psalterium ist eine Pergamcnthandschrift des 14. Jahrhun­derts. Es umfaßt 296 Blätter und ist in drei Sprachen abge­faßt: Lateinisch, Polnisch und Deutsch. Polnische Forscher be­zeichnen es als bas älteste Original der polnischen Literatur.

Württembergischer Landtag

Etatberatung «m Landtag.

Im Landtag wurde die Beratuim des Wirtschaftsetats fortgesetzt. Nachträglich wurden die Kap. 64 und 85 (Wirt­schaftsministerium, Zentralstelle für die Landwirtschaft) mit den Ausschußanträgen angenommen. Annahme fanden auch ein Antrag Küchle (Z) betr. Verteilung der Reichsaufträge und ein Antrag Winter (S). bet der Reichsregiernng dahin zu wirken, daß die Brotpreiserhöhung sofort rückgängig ge­rnacht wird. Dem Kap. 66 (Lanbgestüt) wurde zugestimmt. Beim Kap. 67 (Landesgewerbeamt) gab es eine Aussprache, wobei der Wirtschaftsmtntster Dr. Maier erklärte, die Regie­rung stehe dem Berufsausbildungsgesetz des Reichs sym­pathisch gegenüber und wünsche seine baldige Verabschiedung. Das Ikapitel wurde angenommen, ebenso das Kap. 68 (Eich- wesen) mit einem Antrag des Abg. Obenland (BB) betr. die Nacheichung der landw. Boden- und Brückenivagen nur alle 4 Jahre und betr. die Unterlassung der Nacheichuirg solcher Wagen, die in der Hauptsache nur innerhalb des landw. Betriebs ober im Haushalt Verwendung finden. Eine län­gere Aussprache knüpfte sich dann wieder an Kap. 69 (Ge­werbe- und Landesaufsichtsamt), wobei an dessen Tätigkeit von den Abg. Weimer (S) und Vollmer (Komm) Kritik ge­übt wurde, öesgl. von dem Abg. Geiger (S), während der Abg. Gengler (Z) über die Ueberstundenpraxis Klage führte und Ser Abg. Dr. Hölscher (BP) Härtere Bestrafung der Schwarzarbeiter verlangte. Zu den Kap. 7073 (Soziale Fürsorge und Arbeitslosenfttrsorge bezeichnete der Abg. Dr. Hölscher (BP) das heutige System der Krankenversicherung als falsch. Er verlangte eine Reichsärzteordnung. Der Abg. Weimer (S) warf dem Abg. Dr. Hölscher vor, daß er von den hohen Arzthonoraren nicht spreche und erklärte weiter, daß beim Oberversicherungsamt zu viele höhere Beamte be­schäftigt seien. Nach weiteren Ausführungen der Abg. Geng­ler (Z), Albert Fischer (Komm), Bausch (CVD), Hartmann >DV) und Vollmer (Komm) wurde die Beratung des Wirt­schaftsetats zu Ende geführt.

Die Sozialdemokraten und die Kommunisten verlangen Aushebung de Versammlungsverbotö Die sozialdemokratische Landtagsfraktion hat im Landtag folgenden Antrag eingebracht: Der Landtag wolle beschließen, bas Staatsministerium zu ersuchen, bas vom Jnnennnnt. sterium am 22. d. M. für das ganze Land erlassene allgemeine Verbot von politischen Versammlungen unter freiem Him­mel, von Aufzügen und Propagandafahrten mit sofortiger Wirkung aufzuheben. Ein kommunistischer Antrag be­wegt sich in derselben Richtung.

Wetter für Freitag «nd Samstag.

Im Norden liegt noch Hochdruck. Für Freitag und Sam^ ag ist immer noch zeitweise heiteres, aber zu Gewitterstörmr- «« geneigtes Wetter zu errvarten.