Dietrich über die Revisionsmöglichkeiten

TU. Weißenfels, 4. Mai. Auf dem Parteitag des Wahl­kreises HalleMerseburg der Deutschen Staatspartet wies Rcichsfinanzminister Dietrich u.a. daraufhin, daß der Reichs­etat kaum noch die Möglichkeit biete, Mittel durch Ersparnisse frei zu machen. Angesichts des Defizits der amerikautschen Staatsfinanzcn sei es zur Zeit auch nicht möglich, eine Strei­chung der Kriegsschulden durchzusetzen. Der Minister bestritt einen Zusammenhang zwischen Kriegsschuld und Reparativns- frage. Der machtlose Besiegte sei immer zum Zahlen ge­zwungen worden. Trotzdem sei die Rcparationsforderung seit Versailles von 420 Milliarden bis auf 36 Milliarden im Avungplan zurückgegangen. Deutschland hat daS Recht und die Pflicht, von den NevisionSmöglichkeiten des WungplaneS Gebrauch zu mache». Die Regierung werde sich ober nicht zu Schritten treiben lassen, die sie nicht verantworten könne,' denn es sei nicht ihre Aufgabe, zu tun, was gerade populär sei. Eine abermalige Kürzung der Beamtengehältcr im Reich werde von ihm abgelehnt.

Ursachen der Weltwirtschaftskrise

TU. Bad Pyrmont, 4. Mai. Auf der diesjährigen 11. Wirt­schafts- und Pressekonferenz des westfälisch-lippeschen Wirt- fchaftsbunbes sprach am heutigen Sonntag u. a. Staatssekre­tär Dr. Trend elenburg. Er stellte fest, dass die Repa- ratto ns lasten die wesentliche Ursache für die Verschal fung der Weltkrise seien. Zwischen den wirtschaftlichen Dar- legungen des Aounggutachtens und dem praktischen Verhal­ten der Gläubigerländer bestehe ein unüberbrückbarer Gegen­satz. Die Wiederanpassung au die realen weltwirtschaftlichen Möglichkeiten sei nur durch einen Umstellungsprozeß zu er­reichen. Die gegenwärtige handelspolitische Lage sei dadurch gekennzeichnet, daß die Aera kollektiver Wtrtschaftsverhanb- lungen ihr Ende gefunden habe. Zugleich habe eine Aera regionaler Wtrtschaftsverhanblungen begon­nen. Von allen regionalen Bestrebungen dieser Art habe aber der Plan einer deutsch-österreichischer Zollunion weit­aus bas größte Aufsehen in Europa erregt. Die Geschichte der Genfer Bemühungen habe eindeutig ergeben, daß alle Versuche, Europas wirtschaftliche Schwierigkeiten durch Gesamtvereinbarungen zwischen den beteiligten Staaten zu lösen, zum Scheitern verurteilt seien.

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Der Fehlbetrag im amerikanischen Staatshaushalt TU. Reuyork» 4. Mai. Wie auS Washington gemeldet wird, dürfte der Fehlbetrag im amerikanischen Staatshaus­halt zum 30. Juni 1931, dem Ende des Fiskaljahres wahr­scheinlich 1135 000 000 Dollar übersteigen. Der Fehlbetrag zum 1. Mat war bereits 879 üüü 060 Dollar. Die Ursache die­ses gewaltigen Fehlbetrages liegt in den infolge derWtrt - schaftsdepresston stark gesunkenen Steuer- und Zoll­einnahmen, sowie in den erhöhten Ausgaben.

Die deulsch-oeslerreichische Schicksalsgemeinschaft

Weihe der Heldenorgel anf Geroldseck TU. Kuffftei«, 4. Mat. Die Helüenorgel auf Gerolbseck für die im Weltkrieg gefallenen Deutschen wurde am Sonn­tag feierlich eingeweiht. Etwa 15 006 Teilnehmer aus Tirol und den übrigen österreichischen Ländern sowie aus Bayern waren erschienen, darunter Bunüespräsldent Miklas, ferner als Vertreter der deutschen Reichsregterung der Gesandte in Wien Dr. Rieth. Bundespräsident Miklas hielt eine längere Rebe, in der er darauf verwies, daß alle Deutschen,

die Reichsdeutsche« und die Oesterreicher in gleicher Weise beigetragen hätte» zu dieser Heldenorgel, die den im Welt­krieg gefallenen Deutschen gewidmet sei. Er gedachte sodann der toten Helden und fuhr fort: Wenn die Orgelpfeife» über­gehen in Triumpfgesang, daun künde» sie der Welt, baß Deutschland und Oesterreich ungebrochen durch das gemein­sam erduldete Schicksal wieder fortschreiten auf der Bahn der friedlichen Aufbauarbeit, sie künden aber auch, daß die Zeit, in der auf den Schlachtfeldern Deutsche gegen Deutsche stan­den, vorbei ist und daß alle deutschen Stämme in Ost und West für immer einig bleiben sollen. Möchte es doch die Welt richtig verstehen, daß diese Einigkeit des deutschen Vol­kes, des großen Volkes der Mitte, zugleich auch die Voraus­setzung und das stärkste Unterpfand für eine» dauerhaften Frieden in Europa ist. Mögen die Orgelklänge vi^Gcrolds- eck Segen künden, dem ganzen deutschen Volke aber auch Glück und Frieden bedeuten.

Der deutsche Gesandte Dr. Rieth überbrachte die Glück­wünsche. Sämtliche Deutschen, so führte Dr. Rieth aus, sind untrennbar verbunden durch die gleiche Geschichte und Kul­tur. Die Toten forderten gebieterisch von den Lebenden, baß die Schicksalsgemetnschaft fortgesetzt werde. Es ist der feste Wille der Reichsregierung, daß alle Deutschen Hand in Hand mit Oesterreich den Weg ins Freie gehen, um einer besseren Zukunft entgegenblicken zu können.

Henderson über Stresemann

Eine Kundgebung an den Mainzer-Arbe-isauöschuß für das Stresemann-Ehrenmal

TU. Frankfurt a. M., 24. Mai. Der englische Außen­minister Henderson hat telegraphisch eine Kundgebung an den Mainzer Arbeitsausschuß für das Stresemann-Ehrenmal gerichtet, in dem es wörtlich heißt:

Es ist gewagt, den Spruch der Geschichte über einen Staatsmann vorwegzunehmen, aber die gewöhnlichen Maße sind nicht auf Dr. Strcsemann anwendbar. Er lebte in einem Zeitabschnit des Durcheinander und des Wiederaufbaues, und es war seine höchste Leistung, daß er viel klarer als die meisten seiner Zeitgenossen sah, nach welchen Richtlinien die­ser Wiederaufbau durchgeführt werden sollte. Aus diesem Grunde gilt seine Arbeit und die Erinnerung a» ihn nicht Deutschland allein, sondern Europa und der ganzen Welt. Ihm war es gegeben, durch seine intellektuelle und persönliche Macht Triumphe zu feiern. Seine letzte Rede von der Tri­büne der Völkerbundsversammlung in Genf war der heroi­sche Versuch eines Sterbenden, den letzten Rest seiner Kraft hinzugeben, um den Genius der deutschen Nation in den Dienst seines Volkes und der Welt zu stellen. Ein britischer Außenminister kann auch nicht vergessen, daß Dr. Streß mann mehr als irgend jemand der Mann war, der die Völker Großbritanniens und Deutschlands wieder miteinander ver­söhnte und das Mißtrauen und die Mißverständnisse zer­streute, die der Krieg zurückgelasse» hatte und der zwischen den beiden Nationen bas Vertrauen wieder herstellte, das für sie beide ein so wertvolles Gut ist."

Englische Kreuzer in Kiel. Die englischen Kreuzer Dorsetshire" undNorfolk" werben Kiel vom 4. bis zum 11. Juli unter Führung von Konteradmiral Astley Rushton besuchen.

Konferenz der Kleinen Entente

TU. Bukarest, 4. Mat. Die Außenminister der Kleiuen Entente sind am Sonntag zu zwei Geheimsitznngen zusam­mengetreten. Bemerkenswert ist ein Artikel desCurierul", der gewissermaßen die Begleitmusik zu der Geheimkonferenz macht. Es heißt darin, baß innerhalb der Kleinen Entente

heute die Interessen Rumäniens lediglich mit denen Sübsla Wiens übereinstimme», weil beide Agrarländer seien, die unter der schwersten Krise litten. Infolgedessen bilde die deutsch-österreichische Zollunion für diese beiden Länder keine Gefahr. Ans der einen Seite stehe ein tat­kräftiger Block von 70 Millionen Mensche» und auf der anderen ein Land wie Rumänien, das zur Zeit eine Krise durchmache, deren Formen bereits dem Vorspiel des Ruins gleichküme». Das Blatt stellt dann weiter fest, daß die rumä­nischen Sympathien zwar Frankreich gehörten, daß dies« Sympathien aber zu schweigen hätten, iveil lebenswichtig« Interessen des Landes dadurch gefährdet seien.

Wie verlautet, hat der tschechische Außenminister Be­ne s ch für die Beratungen der Kleinen Entente einen fertig ausgearbeiteteu Plan gegen die Zollunion mttgebracht, nach dem sich die Tschechosloivakct erbietet, die südslawischen und rumänischen Ueberschüsse an laudwirtschaftkiclren Erzeugnisse» zu günstigen Bedingungen abznkanfen. Zweifellos steht Frankreich hinter diesem Plan.

Die Flamen protestieren

Entschließung gegen die franzosenfreundliche Politik der belgischen Regierung

TU. Brüssel, 4. Mai. In Wemmel, an der Periferie Brüs­sels gelegen, ging am Sonntag nachmittag, in Anwesenheit tausender Flamen, der 12. Flämische Kongreß vor sich. Er endete mit folgender Entschließung:

Zehntausende flämischer Nationalisten erheben vor der ganzen Welt Einspruch gegen das Weiterbestehen des ge­heimen, den Völkerbundsgrundsätze» zuwidcrlausenüen bel­gisch-französischen Militärvcrtrages und gegen dessen Folgen: den Bau eines riesigen Festungsgürtels in Fortsetzung der französischen Festungswerke, wodurch das flämische Volk, das mit allen Völkern der Erde in Ruhe und Frieden zu leben wünscht, in den französischen Herrschasts- und Militärbezirk cingemaucrt werden soll."

Sie erklären, daß sie jede Verantwortung für die Folgen dieser verbrecherischen militärischen Vasallenpolitik der bel­gischen Negierung ablehncn.

Der neu erstandene Rat von Flandern bereitet einen Massenprotest des aus 414 Millionen bestehenden Flämischen Volkes gegen eine Politik vor, die ein Hindernis für eine wahrhafte Befreiung Europas ist und eine unmittelbare Gefährdung des Friedens bedeutet."

Die Verwaltungsfprache in Flandern flämisch

Der belgische Ministerrat genehmigte am Montag den Gesetzentwurf über den Gebrauch der französischen und der flämische» Sprache, in der Zentral-, Provinzial- und Kom- munalvcrivaltnng. Der Plan sieht die Flamisierung der Ver­waltung in Flandern vor, aber mit einigen Einschränkungen.

Gegen eine Vertagung der Abrüstungskonferenz

TU. Berlin, 4. Mai. An zuständiger Stelle in Berlin wird mit aller Entschiedenheit der imJournal de Geneve" zum Ausdruck gekommenen angeblichen Auffassung maßgebender französischer VölkerbunbSkreise cntgegengetreten, die Ein­berufung der Abrüstungskonferenz zu verschieben. Besonders lächerlich müsse auch der in anderen Blättern vorgcbrächte Grund anmuten, die Abrüstungskonferenz wegen der im nächsten Jahre stattfindenben französischen Wahlen hinaus­zuschieben. Wenn man auf die Wahlen in den einzelnen Län­dern Rücksicht nehmen wolle, so wird an zuständiger Stelle tu Berlin erklärt, würde es vorairSsichtltch nie zur Abrüstungs- konfereuz kommen.

Uup^rißdt 1928 by Kart Köhler » Lo.. Bettin-Zehlendorf. TZ- -Nachdruck verboten

Sie antwortet« auch diesmal nicht, aber über ihr liebes Antlitz flog es nun ungehindert hin. Ein rosiges Erglühen, wie er es droben geschaut auf den reinen Firnen der Berge. Und er bat leise, drängender:

Fräulein Hilde sprechen Eie doch dies eine, einzige Wort, das mich so froh machen, bas mir draußen in der weiten Welt sein würde wie ein Stückchen Heimat sagen Sie mir doch dies Wort!"

Da brach ein Leucht«« aus ihren Augen, voll tiefster In- nigkeit, Kind und Weib war si« in einem, wi« si« so sprach mit heimlichem Sehnrn und gläubigem Vertrauen:

Kommen Sie! Ich will auf diese Stunde warten alle­zeit."

Ich danke Ihnen!" Aus befreitem Herzen kam es ihm. Dann aber ward sein Blick wieder ernst.So bleibt mir denn bloß noch «in allerletztes: da» Lebewohl. Ein trauriges Wort

oder dahinter folgt ein anderes: auf Wiedersehen! Und nur das wollen wir hören, Fräulein Hilde alle beide, nicht wahr?

wenn wir nun so weit voneinander getrennt sein werden."

Er streckte ihr seine Hände entgegen, und sie legte di« ihren hinein. Wortlos preßte er sie ein paar Augenblicke, in innerster Bewegung, dann trat er zurück.

Also, auf Wiedersehen!"

Sie gab ihm das Wort zurück und fügte hinzu mit lei« er- hebenden Lippen:

Und Gott sei mit Ihnen in jeder Stunde und Gefahr!"

Er nickte nur stumm und wandte sich dann ab. Schnell ver­ließ er das Zimmer.

Hilde stand und lauschte, bis bi« festen Mannestritt« »er- hallt waren auf der Diele und draußen die Haustür sich wieder schloß Da trat sie ans Fenster und sah ihm nach, wie er da­hinschritt über den Rasenplatz zwischen den Lärchen. Und di« enteisende Gestalt verschwand vor ihrem umflorten Auge, das ihn segnete mit all der Inbrunst eines jungen Frauenherzen«.

* *

*

Am Morgen daraus war es. Zu früher Stunde schon faß Hilde am Fensterplatz ihres Zimmers, oder di« Näharbeit war ihren Händen entsunken. Die Blick« waren ins Freie hinausge­richtet mit einem Ausdruck des Wehe«. Man sah es ihrem Antlitz an, daß ihr der Schlaf in dieser Nacht fern gewesen war.

Ihm aalten ihre Gedanken, mit dem sie aester» da» Lebe­

wohl gelaujchl Halle. Ihr Blick suchte die Stelle, wo drüben durch das Grün der Bäume der Giebel des Kuratenhauses lugte. Da weilte er nun heut zum letztenmal. Ja, vielleicht war er schon dabei, sein Bündel zu schnüren, nun wieder hinauszuziehen in di« weite Weit. Einsam schritt er dann wieder den Weg zu­rück, den er gekommen war ach, daß sie ihm doch hätte das Geleit geben können! und zog hinaus ins Ungewisse, der grauen Zukunft entgegen. Wie würden ihm die Lose fallen und damit ihr selber?

Wohl hatten sich gestern ihre Hände in-einandergeschlungen mit dem Gruß vertraulicher Zuversicht. Aber wer bürgte für die Erfüllung solchen Höffens? In die weite Welt, in ein Leben voller Ernst und Gefahren ging er hinaus, wer wußte, für wi« lange noch, und sie blieb zurück mit all ihren Sorgen und Bangen.

Aus solchem ernsten Sinnen weckten lde Gerboth Stim­men drunten vorm Haus. Unwillkürlich horcht« sie durch das offene Fenster hinaus. Sie hörte, wie jemand zur Magd sprach: ein Mann, aber keiner aus dem Dorf. Ein fremder Dialekt war es, wie die Leute zu sprechen pflegten, die von drüben über bas Joch, aus den Tälern jenseits kamen. Und nun vernahm sie auch die Stimme des Vaters, der inzwischen dazugetreten war. Auf­merksamer noch lauscht« sie da hinaus. So verstand sie denn jetzt noch deutlicher, was der Mann drunten erzählte. Ja, sie merkte nun auch, wer es war: Einer der beiden Schafhirten von der Rvtmvosalm, und er erzählt«, wie sein Kamerad droben krank sei, ja sogar recht krank.

Seit Tagen schon hatte er sich nicht wohl gefühlt, aber gestern fei es so schlecht mit ihm geworden, daß er nun bettläge­rig sei und nicht mehr aufkönn«. Da sei er denn zu halber Nacht noch von der Alm herunter hier ins Dorf geeilt, um Hilfe zu holen trotzdem die Herde droben nun ganz ohne Aufficht sei. Beim Kuraten sei er vorgesprochen wegen Arznei und Stärkung für den Kranken. Aber der geistliche Herr sei ja auch fort, wie all die anderen heut schon zu früher Stunde, hinunter nach Halden zum Markt. So habe ihn die Schaffnerin hierher- geschickt der Herr Gerboth werde schon Rat wissen.

Wollen sehen, Birndacher. Kommt nur herein, ich will Euch gern geben, was ich für den Fall etwa >m Haus habe. Was fehlt denn Eurerem Kameraden?"

Das Weitere hörte Hilde nicht mehr, denn der Hirt war nun mit dem Vater ins Haus getreten. Doch bas Mitleid wurde in ihr rege. Eie kannte ja auch den Kranken gut, sie war schon «in paarmal droben bei ihm auf der Alm gewesen und hatte bann jedesmal mit ihm geplaudert. Ein stiller, freundlicher Mann war es, schon bei Jahren, und hatte «ine zahlreiche Familie drüben in seinem Heimaldorf. Da trieb es sie hinunter, ob nicht auch sie helfen könnte. Die kam gerade dazu, wie der Vater dem Boten die Arznei aushändigte und ihm Anweisungen er­teilt«. Auch Umschläge sollte der Kranke machen, warm« Um­schläge um die Brust, die all« Haid« Stund« erneuert werde« müßte«. Aber her Hirt schüttelt« den Köpft

Ja, das wird halt schlecht angehn. Ich kann die Herde nit noch länger ohne Aussicht 'assen. Es heißt auspassen droben auf dem Rotmooskogei. Schon »«auch Stuck hat sich da verstiegen und verfall'» in den Schränken. Es hat mi halt so scho' mei' G'wissen arg gedruckt, daß i gar so lang wegbleib'n mußt'; aber es war doch Christenpflicht gegen den Kranken."

Hilde hörte es und trat nun zu den beiden heran. Bittend sah sie zu dem Meister auf.

Wenn du nichts dawider hättest, Vater, so möchte ich den Birndacher wohl begleiten hinauf auf die Alm. Dann könnte er nach feiner Herde schauen und ich nach dem Kranken, und der hält' seine Ordnung und Pflege."

Karl Gerboth mckie nach kurzem Ueberlegen. Ts war ja nicht das erstemal, daß sich die Tochter in dieser Weise nützlich machte, und er hatte es gern, wenn sie es tat. Zudem, sie kannte ja auch Weg und Steg, und Rolf war bei ihr, der Bernhar­diner. So sah der Meister sie denn freundlich an. Ihr blasse» Aussehen fiel ihm dabei auf. Ja, ja gestern! Da strich er gütig über ihr Haar.

Recht so, Kind, geh hinauf mit dem Birndacher und spring seinem Kameraden bei!" Und er dachte dabei: Es wird ihr gut tun, sie ablenken, hinwegbringen über diesen ersten Tag, der ja gerade der schlimmste war.Also richt' alles geschwind, was du brauchst zu deinem Samariterwerk, und wart' auch ein Fläsch­chen Wein will ich dem Birndacher noch mitgeben zur Herzstär­kung für den Kranken."

Dann war alles bereit, und Hilde ging mit dem Hirten. Der Hund war der Dritte im Bunde. Im Vorüberkommen am Kuratenhaus zuckte es freilich noch einmal schmerzlich in Hildes Brust zusammen; dann aber wandte sie den Kopf tapfer gerade­aus und hielt sich wacker neben dem langen Birndacher, der mir weitausholenden Schritten den Weg neben ihr durchmag. «o kamen sie rasch zum Dorf hinaus und stiegen bergan

Geraume Zeit «änderten sie schon. Nunmchr kamen sie an die Stelle, wo sich der Weg gabelte. . 3 we> Möglichkeiten gab es hier: entweder den Pfad zu wählen durch den Talgrund stark hinab, drunten zum Steg über den Gletscherbachund dann wieder hinauf den steilen Hang jenseits zur Alm. Aber lang war dieser Weg und mühselig. Die Leute hier wählten daher gewöhnlich den anderen P ad. der oberhalb des Abbruchs des Planfer.iers über diesen hinführte, und auch der Hirt schritt nun mit seiner Begleiterin dort zu. Da sparte man Mt eine Stunde. Freilich hieß es ein wenig aufpassen, denn der Gletscher hatte viele Spat- ten. Aber sie kannten ja beide den Weg. Auch Hilde war ihn schon oftmals gegangen, allein sogar. Ohne Bedenken wählten sie denn also jetzt diese Abkürzung, und auch Rolf trottete wie aus wohlbekanntem Steg vor ihnen her, den Fußtapfen früherer Wanderer folgend, die sich hier und da im Firn des Gletscher» erhalten hatten.