schaftsabkommens durch die italienische Presse eine besonveev Bedeutung.
Kampf der Wirlschaftsgruppen Europas
Um die Erweiterung der Machtstellungen — Skandinavien in abwartender Haltung
Während der am 18. Mai iu Genf beginnenden 63. Ta
gung des Völkerbundsrates fall im Nahmen der Erörterungen iiber „das deutsch-österreichische Protokoll für die Errichtung einer Zollunion" angeblich eine Prüfung der durch die bisher mißglückten Bestrebungen zum Abschluß eines Zollwaffenstillstandes zwangsläufig entstandenen Wirtschafts läge Europas erfolgen. Der Zusammenbrnch großer politischer Gebietscinheitcn in Europa wirkte sich naturgemäß überaus nachteilig auf die internationalen Handelsbeziehungen ans. Alte Märkte verschwanden ober wurden zur Bedeutungslosigkeit verurteilt, neue Staatengrcnzen entstanden und wurden durch hohe Schutzzollmauern zu schier unüberwindliche» Hindernissen des Freihandels. Oekonomische Zusammenschlußbestrebungen führten lediglich zur Bildung bestimmter WtrtschaftSgruppeu, die sich gegenseitig meistens heftig befehdeten. Der Versuch Englands, zu einer imperialen Wirtschaftseinheit mit den Dominien zu gelangen, kann vorerst noch nicht als gelungen bezeichnet werden. Während das von Deutschland und Oesterreich erstrebte „Mitteleuropa" von Brtand durch besten Paneuropa-Torsv bekürnpft wird, und die zwischen beiden WtrtschaftSblöcken liegenden Staaten immer deutlicher zur Entscheidung gedrängt werden, welcher zwischenstaatlichen Wirtschaftseinheit sie sich anzugliedern gedenke», verharrt ein für den deutschen Außenhandel durchaus nicht nebensächlicher Völkerblock in abwartender Stellung: Skandinavien.
Trotz der engen rassischen, sprachlichen und kulturellen Verwandtschaft der Dänen. Schweden und Norweger und dem daraus entwickelten Zusammengehörigkeitsgefühl hat sich bisher noch keine politische Einigung aller drei Nationen als dauerhaft erwiesen. Die als Kalmarische Union vorübergehend zustande gekommene staatsrechtliche Einheit dieser Völker zerbrach sehr schnell an unüberwindlichen dänisch- schwedischen Gegensätzen, und so ist auch jene unitartstische Bewegung, die wir gemeinhin als politischen Neuskanbt- navismuS bezeichnen, bisher kaum über das Gebiet des Ideologischen und gewisser harmloser Trinksprüche hinaus- gckommen.
Wohl aber verbindet ein nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Skandinavismus alle drei Länder, dessen Anfänge schon Jahrzehnte zurückliegen und besten Aufkommen insbesondere durch die Wtrtschaftsnöte der neutralen Länder im Weltkriege stark gefördert wurde. Ein reger tnterskandt- navtscher Warenaustausch setzte ein und berechtigte sowohl tn Schweben als auch in Dänemark zu den schönsten Hoff
nungen aller Wirtschaftsunitaristen. Man erwog schon ernstlich den Gedanken einer skandinavischen Zollunion, der sog. „Mellemrtksordntng", zur Herbeiführung eines einheitlichen Wirtschaftsgebietes, doch scheiterten diese Pläne damals am hartnäckigen Widerstande Norwegens, das von Jahr zu Jahr sichtbarer wirtschaftlich und politisch zu einem Gebiet britischer Interessensphären wird. Rund 78 Prozent des norwegischen Bodens sind Oedland, 21 Prozent mit Wald bedeckt und nur 4 Prozent werden mehr oder weniger kärglich bebaut. Gegenwärtig besitzen vor allem der Frachtschiffhandel und die Fischkonservenindustrie in Norwegen erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung, während tm allgemeinen die Industrialisierung Norwegens nur langsam vor sich geht.
Die allgemeine Wirtschaftslage Schwedens, das bereits vor dem Kriege zu den am wenigsten verschuldeten Ländern Europas gehörte, ist heute noch wesentlich günstiger als die seines nördlichen Nachbarn. Sei» verhältnismäßig großer Reichtum an Naturschätzen hat der heimischen Industrie mannigfache Entwtcklungsmöglichkeiten geboten, seine vorteilhaften Verkehrs- und Handelsbeziehungen mit anderen Ländern haben es zu einem zwar kleinen, aber wirtschaftlich äußerst leistungsfähigen Faktor deS europäischen Wirtschaftslebens gestaltet.
Wohl die schwächste Seite im Haushalt des schwedischen Volkes, die Landwirtschaft, ist noch immer die stärkste in Dänemark, bas seinen Charakter als den eines überwiegenden Agrarstaates noch immer bewahrt hat. Die Ausfuhr feiner landwirtschaftlichen Produkte, Gerste, Futterstoffe, lebende Tiere, Eier, Fletsch, Häute und Felle, Milch und Käse, steht in keinem Verhältnis zu seinen industriellen.
Auf der letzten Internationalen Handelskammertagung tn Stockholm wurde u. a. eine Entschließung angenommen, die den stufenweisen Abbau der den Handel der europäischen Länder hemmenden Schranken vorsah. Wo aber blieb der allgemein geforderte Abbau der Zollsätze? Ueberall Zusammenballung von Gruppen mehr ober weniger miteinander verflochtener Wirtschaftseinheiten statt eines wirtschaftlich »u- sammengeschlossencn Kontinents. Der Kampf dieser Gruppen um die Vergrößerung ihrer Machtstellung in Europa durch Einbeziehung weiterer Länder in ihren Jnteressen- krets hat auf der ganzen Linie begonnen. Skandinavien wartet ab. Noch ist es für den Anschluß an einen mitteleuropäischen Wtrtschaftsblock zu gewinnen, noch hat es nicht Partei ergriffen.
Die italienische Drohung
Die römische Zeitung „Lavoro Fascista" hat — wie berichtet, mit dem Austritt Italiens aus dem Europa-Aus- schuß gedroht. Begründet wird diese Drhung mit der Feststellung, Rußland und die Türket seien in Genf nicht als gleichberechtigt zugelassen ».würden nach wie vor als unerwünschte und kaum geduldete Gäste angesehen. Die Idee Briands verkörpere eine antirusstsche und antUttrkische Organisation, die ausschließlich den Interessen der von Paris politisch beeinflußten und militärisch geleitete» Staatengruppe biene.
Italien könne zu einer derartigen Entwicklung nicht Sie Hand bieten. Am Vorabend der Genfer Tagung sei diese Frage ganz klar zu stellen, und zwar nicht nur in der Presse, sonder« auch vor dem Ausschuß. Bisher habe Deutschland denselben Standpunkt eingenommen wie Italien. Was werbe Deutschland jetzt tun? Die Haltung Deutsch-
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W Nachdruck »erboten
„Mein lieber Franz — das sollen Siel E» war ja nur gut gemeint, daß ich Sie bat. so lange zu schweigen, es war aber nun doch verkehrt: wie so oft all unsere Vorsorge zuschanden wird durch da» Leben Was jetzt in meinen Kräften steht, das soll geschehen. Auch ich halte nun eine möglichst baldige Heirat für das beste; damit werdet ihr beide am ersten zur Ruhe kommen Denn ich will ja vertrauen: Hildes Neigung zu Marr, die im Augenblick zwar lebhaft sein mag, ist trotzdem nicht so ernst zu nehmen. Es ist wohl mehr das, was jede Frau einmal durchmacht, wenn ihr der Mann entgegentritt, der ihr das Ideal zu sein scheint. Marr hat ja in seiner ganzen Art unleugbar etwas, das mit fortreißt — namentlich für junge, lebhafte Naturen. So ist es denn eben gekommen. Aber nehmen wir es nicht allzu tragisch" — er legte Hilgers die Hand auf die Schulter — „wir alle beide. Ich ihr Verschweigen, das sich wohl in solcher Seelenversassung erklärt, und Sie mit dieser Aufwallung ihres Empfindens, die sicherlich nichts Ernstes bedeutet. Je länger ich es mir überlege, desto wahrscheinlicher wird es mir. Und ich denke, es wird mir schon gelingen, den richtigen Weg bei Hilde zu finden, auch diesmal. Um es zu erleichtern, wäre es aber vielleicht richtig, ihr doch auch ein Zugeständnis zu machen. Sie hat nun einmal den Wunsch, hinauszukommen — gut, lassen wir sie sich einmal ein bißchen in der Welt umsehen. Erschrecken Sie nur nicht, ich weiß schon, was ich tue! Nur an eine Reise von einigen Wochen denk' ich, und zwar an eine ganz besonderer Art und in Ihrer Begleitung, mein lieber Franz — an eure Hochzeitsreise! Ich meine, unter solchen Umständen wird die Welt draußen einen nicht aar übermäßigen Eindruck auf sie machen," leise lächelte der Meister vor sich hin, „und damit ist dann viel gewonnen — vielleicht alles. Am stärksten lockt ja immer das Unbekannte. Kennen wir die Dinge erst, so verlieren sie viel von ihrem Nimbus. Darauf lasten Sie »n? bauen, auch in diesem Falle. Also guten Muts denn — ick ,'e. Herr Marr soll sich doch vielleicht verrechnet haben!"
Wortlos, aber mit tiefbewegtem Blick erwiderte Franz Hilgers den Händedruck des Meisters, ganz verehrende Dankbarkeit. Dann wollte er sich verabschieden, indessen Gerboth hielt ihn zurück.
„Nicht doch, bleiben Sie und warten Sir getrost das Er- aibni» meiner Unterredung mit Hilde ab. Ich will hinauf zu ihr.
lanbs tn den groben aktuellen europäischen Kragen set, so schreibt „Lavoro Fascista", seit einiger Zeit nicht immer klar und nicht immer verständlich. In der Frage der Teilnahme Rußlands und der Türkei an der Europa-Kommission set die Haltung Deutschlands tn Genf seither durchaus aktiv gewesen. Denselben Standpunkt habe Deutschland auch tm Zivölferausschuß eingenommen. Wenn also tm Mat die ganze Frage von neuem aufgerollt werden sollte, so müßte Deutschlands Haltung logischerweise im voraus feststehen. Wenn aber Italien den Ausschuß verlassen sollte, würde dann die deutsche Regierung wohl dasselbe tun?
In dieser Stellungnahme des „Lavoro Fascista" ist sowohl «eine Warnung an Frankreich als überhaupt ein Versuchsballon zu sehen, der nicht nur in der Redaktion des „Lavoro Fascista" entstanden sein dürfte. — Im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit gewinnt die breite und außerordentlich positive Behandlung des neuen italienisch-russischen Wirt-
Unlersuchungen zum Erwerbslosenproblem
Amerika das Land größter Arbeitslosigkeit.
Die Sommerpause des Reichstags ist von den maßgebenden Reichsbehörden b^her sehr eifrig dazu benutzt worden, au das schwere Problem der Arbeitslosigkeit herauzngche», caö ja nicht nur uns Deutschen, sonder» auch fast allen anderen Ländern mehr oder minder große Sorge bereitet. Man jucht die zahllosen Fragen, die damit Zusammenhängen, öllrch gemeittschüftliche Arbeit von Theoretikern und Pruk- tikern bis ins einzelne zu klären, um eiuen genauen Einblick in das Wesen der Arbeitsverhnl,nisse, des Arbeitsmark- tcs nsiv. zu bekommen und daraus die äweckeutsprcchende» Maßnahmen herleiten zu können. I» den sehr eingehenden Untersuchungen und statistischen Ermittlungen, die mit einem großen Stabe von Mitarbeitern geführt iverdcn nnd sich ans die Verhältnisse in allen Staaten erstrecken, ist festgestelli worben, daß auf der ganzen Welt etiva 185 Millionen Menschen in irgendeiner Weise erwerbstätig sind. Am größte» ist die Arbeitslosigkeit nicht in Deukschland, sondern in den Vereinigten Staaten, in denen von 45 Millionen an sich erwerbstätigen Personen zur Zeit etwa 18 v. H., also nahezu sieben Millionen, ohne Beschäftigung sind. In Deutschland sind von den 34 Millionen Erwerbstätigen etiva 18 v. H„ also beträchtlich über vier Millionen arbeitslos. Es liegt natürlich auf der Hand, daß ein so reicher Staat ivie Amerika die Arbeitslosigkeit viel leichter ertragen kann als das geknechtete Deutschland mit seine» ungeheuren Reparationsverpflichtnngen. Ziemlich groß ist die Arbeitslosigkeit auch in Großbritannien; dort sink von den 19,8 Millionen Erwerbstätigen 12,1 v. H. ohne Arbeit. In Ungarn sind 6,2 v H., in Italien 8,6 v. H. be schäfttgungslos. Ganz unbeträchtlich ist dagegen immer noch die Arbeitslosigkeit in Frankreich, wo noch nicht einmal 209 009 Menschen wegen Erwerbslosigkeit dem Staat zur Lau fallen
Skandal im sächsischen Landtag
— Dresden, 29. April. Stürmische Tumultszeuen erlebte der sächsische Landtag. Der Nationalsozialist Studcn- kowskt griff die Sozialdemokraten scharf an und erklärte: „Wir wissen zwar, daß nicht jeder Marxist ein Verbrecher ist, aber jeder Verbrecher ist ein Marxist". Im nächsten Augenblick stürzten sich unter Führung des Kommuniste« Linder mann zahlreiche Sozialdemokraten und Kommunisten auf Studenkowskt, dem seine Parteifreunde zu Hilfe kamen. Es entstand ein minutenlanges wildes Handgemenge, wobei es Prügel für beide Seiten abgab. Die Tribüne griff durch Zuschauer in den Kampf ein und wurde schleunigst von den Landtagsdiencrn geräumt. Endlich gelang es den von allen Seiten eingreifenden bürgerlichen Abgeordneten, die Kampfhähne voneinander zu trennen. Der Präsident wies Studenkowskt aus dem Saal.
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Kein Gegensatz Hitler—Goebbels. In der Presse wird die Nachricht verbreitet, daß Gregor Straffer zum Leiter sämtlicher norddeutschen Gaue der NSDAP, und damit zum Vorgesetzten von Dr. Goebbels ernannt worden set. Desgleichen wird von neuen scharfen Gegensätzen zwischen Hitler und Goebbels berichtet, die nur nach außenhin verdeckt würden. Wie hierzu von nationalsozialistischer Seite berichtet wird, treffen diese Berichte tn keiner Weise zu. Es wird vielmehr betont, daß Dr. Goebbels nach wie vor das volle Vertrauen von Hitler habe.
da sind wir ungestörter. Ich denke aber. Sie werden nicht allzulang« zu warten brauchen, dann kommen wir wieder herunter, alle beide, und dann — feiern wir Verlobung heute abend mitsammen."
Er nickte Franz Hilgers noch einmal mit einem gütigen Lächeln zu. Da blieb dieser, angesteckt von der zuversichtlichen Stimmung des Meisters, in einer ungeduldigen, frohen Erwartung.
Karl Gerboth trat in das Zimmer der Tochter ein. Er fand es zu feiner Ueberrafchung noch dunkel.
„Hilde?"
Ein leises Geräusch antwortete von dem kleinen Korbsessel hinten am Fenster her. ihrem Lieblingsplatz, wo sie ihr Nähtischchen zu stehen hatte und auch gern mit einem Buch saß.
„Noch so ohne Licht?"
. „Ich mache gleich welches, Vater."
Er hörte eine eilige Bewegung, nun flammte das Zündholz auf, ihre Hände hoben Glas und Zylinder von der kleinen Lampe, die auf dem Tischchen stand. Ein leises Klirren klang dabei herüber.
„Kind . . .," mit all feiner Güte trat Kart Gerboth zu der Tochter hin, die jetzt mit etwas hastigen Bewegungen den Behang des seidenen Schirms an der Lampe glattstrich, und er legte den Arm um ihre Schulter — „was ist denn nur mit dir?" . . ^,
„Ach . doch ihre Lippen schlossen sich gleich wieder fest zusammen. < . . , „.
„Hilde!" Seine Rechte griff nach ihrem Kinn und kehrte sich ihr Antlitz mit sanfter Gewalt zu. „Warum bist du nicht mehr offen gegen mich? Hast du denn alles Vertrauen zu mir verloren?" .. . . ...
„Vater — nicht doch! Nein, das mußt du nicht glauben! Ein voller Blick traf ihn, wieder ganz jene Klarheit und Offen- heit, die er immer so an seinem Kinde geliebt hatte. „Du sollst ja alles wissen, nur — es war da noch etwas in mir, das mich so beschäftigte, das . . und in einer leisen Scheu, als wäre e-r etwas Allerzartestes, das sie nicht einmal vor sich selber aus sprechen mochte, senkten sich ihre Wimpern langsam über d»c Augen.
Karl Gerboth betrachtete sie eine Welle, wie sie vor ihm stand, umwoben von einem Reiz weicher Weiblichkeit, den er noch nie an ihr wahrgenommen hatte. Und wieder wollte die Sorge an ihm emporschleichen. Da fragte er entschlossen:
„Was war es denn, das dich so beschäftigte?"
Ein feiner, rosiger Schein hauchte über ihre Wangen. Doch da» meinte der Vater ja nicht. Wonach er forschte, was ihm Sorge schuf — das waren jene anderen, ernsten Dinge, deren Austrag sie immer noch zuruckgestellt hatte, in ihrer seltsamen, versonnenen Stimmung. Nicht, daß sie etwa noch einmal schwankend geworden wäre. Rein — klar lag ihr Weg vor ihr. Aber
sowie sie de» ersten Schritt zu ihm hin tat, dann begann der Kcmpf — dann zerriß und verwehte, was sie jetzt so lei» und süß einspann, was sie sich gern noch erhalten hätte, wenn auch nur für eine kurze Weile noch. Solch Zauber, nie geahnt, lag ja darüber! Ader nun mußte es doch vorbei sein, ach, schon war der holde Bann zerstört - hier stand der Vater vor ihr, von quälender Unsicherheit getrieben, Gewißheit zum wenigsten verlangend. Und die war sie ihm schuldig. Allo denn mutig und rückhaltlos bekannt, was sie zu sagen hatte! Die Stunde des Kampfe» tat eben ihren ersten harten Schlag — sie sollte leine Zaghafte antrefsen. Tief holte sie noch einmal Atem, dann aber kam es fest ven ihren Lippen:
„Ich habe alles noch einmal mit mir durchdacht, was wir neulich zusammen besprachen."
„Bloß mit dir, Hilde?"
„Nein, auch mit Herrn Marr — wir trafen uns gestern zufällig droben auf dem Arvenbühl — und bei dieser Gelegenheit kam es zu einer Aussprache darüber. Da verhaft er mir zur vollen Klarheit mit mir selber. Freilich nicht so schnell und leicht. Vater. Ich habe gekämpft, auch mit ihm — das mußt du mir glauben — aber dann hat er mich doch überzeugt, und eine innere Stimme hat es mir bestätigt, so laut und stark: er hatte recht, und ich selber, mit dem, was sich mir immer wieder aufdrangte mit solcher Gewalt. Also laß es mich dir denn noch einmal beteuern, lieber guter Vater: es ist keine Stimmung, keine Laune. Wie eine Gefangene komm' ich mir hier vor. Du mußt meiner Bitte Gehör schenken, mit mir Hinausgehen, für Zeiten wenigstens — dorthin, wo Menschen sind, wo das Leben ist! Ich kann so nicht mehr weiter. Darum bitte ich dich nun, lieber Vater, trotz allem, was du mir neulich gesagt hast, noch einmal: Tu mir diese Liebe und Hab' das Vertrauen es wird mir zum betten sein — ganz, ganz gewif:'.'
Karl Gerboth antwortete nicht gleich. Es war, wie wenn er jedes Wort zuvor fürsorglich erwog. Aber nun sprach er:
„Mein liebes Kind, alles was ich dir zu erwidern hatte, ick ade es ja neulich schon gesagt, und meine Meinung hat sich -eitdem nicht geändert. Darum will ich uns die Wiederholung ersparen. Dennoch aber wird sich dein Wunsch in der Hauptsache vielleicht erfüllen lasten - auch ich bin mit mir zu Rate gegangen inzwischen. Cs ist dir nun einmal so sehr daran gelegen, hinaus- zukommcn, dich draußen umzusehen - wohlan, es ließe fick
darüber reden." .
Pater_wie ein Jubel brach es aus ihr bei diesen unver
hofften Worten — „wirklich? Du wolltest . . ."
Wenn auch nicht ich selber, aber vielleicht fände sich em anderer Begleiter auf dieser deiner ersten Fahrt ins Leben, die du so ersehnst. Und dieser Begleiter wäre — dein eigener Mann, auf eurer Hochzeitsreise."
lKortlrkuna kolal.)