Aus Württemberg
Zar Bntterzollerhöhan«.
/ Dt« landwirtschaftlichen Organisationen Württembergs haben an den Reichskanzler in Berlin nachstehendes Telegramm gesandt: Mit Bestürzung haben Lanbwtrtschaftskam- mer, Landw Hauptverband, Genossenschaftsverband und Württ Bauern- und Weingärtnerbund von der Absicht des Reichskabinetts, die Butterzollerhöhung zu vertagen. Kennt, «is genommen. Für die süddeutsche Landwirtschaft bedeutet ein angemessener Milchpreis die Rettung aus schwieriger Lage. Ungenügender Schutz treibt unaufhaltsam der Katastrophe zu. Wir bitten deshalb tn letzter Stunde auf das allerentschtedenste, das Hauptprobukt der Vercdlungswirt- schaft unseres kleinen und mittleren Bauernstandes endlich zu schützen.
Neuordnung -es Gchretvnnterrichts »u de« württembersische« Schulen.
Bon zuständiger Seite wirb mitgeteilt: Nachdem in de» letzten Jahren an verschiedenen Schulen eine Reihe von Versuchen zur Neuordnung des Schreibunterrichts durchge- führt worben sind, hat das Kultmtntsterium bestimmt, daß vom Frühjahr 1982 ab an allen württ. Schulen stufenweise, mit der untersten Klasse der Grundschule beginnend, die Sütterltnschrtft verbindlich einzuführen ist. Die Süt- terlinschreibweise, die in de» letzten Jahren auch in Preußen, Baden und Hessen eingeführt worben ist, ermöglicht eine natürliche Handhaltung, bietet ein gefälliges Schriftbild und laßt sich rascher und leichter erlernen als die alte Normal
schrift.
Auf den gleichen Zeitpunkt werden auch die Fibeln für die evangelischen und katholischen Volksschulen für die Bedürfnisse des neuen Schreib- und Leseunterrichts neu bearbeitet werben.
Landesversammlung der LanbeSverficherungsanftalt Württemberg.
In Stuttgart fand in der Heilstätte Wilhelmshetm die ordentliche Jahresversammlung des Vorstands und Ausschusses der Landesverstcherungsanstalt statt. Präsident Andre behandelte die vorläufigen Rechnungsergebntsse für das Jahr 1930, das mit einem Ueberschuß von 8,2 Millionen Mark abgeschlossen habe. Der Voranschlag der Landesversicherungsanstalt für 1931 schließt tn Einnahmen und Ausgaben mit 49 689009 NM. ab. Um de» Etat ausgletchen zu könne», sei die Kündigung von 739 530 NM. kurzfristiger Darlehen notwendig geworden, die im Lauf des Jahres 1931 zur Rückzahlung fällig werden. Das Gesetz vom 12. Juli 1929, das eine Erweiterung des Personenkreises hinsichtlich der Witwenversorgung gebracht habe, bedeute eine Mehrbelastung von 2^ Mill. NM. Die Leistung der Versicherungsanstalt auf Grund des 8 1408 der NVO. betrage für 1930 etwa 8,8 Mill. NM. Die gesamte Renten last habe 1929 31,6 Mill. NM., 1930 37,8 Millionen, 1931 41 Mill. NM. betragen. Die eigene Nentenlast der Landesversicherungsanstalt betrage nur etwa 72 Prozent, dagegen müssen 28 Prozent aus diesen Beträgen an andere Anstalten abgeftthrt werden. Hinsichtlich der Nentenbewilligung marschiere Württemberg an der Spitze aller Anstalten, sofern may die Zahl der gestellten Nentenanträge zugrunde lege. Sämtliche Heilanstalten der LanbeSverficherungsanftalt seien neu instandgesetzt worben und befinden sich in bester Ordnung. Die Lun- genhetlanstaltcn seien das ganze Jahr hindurch voll belegt. Der Voranschlag wurde genehmigt.
Aus Stadt und Land
Calw, den 30. April 1931.
Dienstnachricht.
Die Mtntsterialabtetlung für Bezirks- und Körper- fchaftsverwaltung hat die Wahl des Landwirts und Bürger- metstcramtsverwcserS Eugen Volle in Monakam zum Ortsvorstehcr dieser Gemeinde bestätigt.
Kiinstlerersolg.
Bei dem Preisausschreiben des Sozialistischen Kulturbundes, welches die Schaffung einfacher, leicht verständlicher und mitreißender Gesänge tn die Wege letten sollte, erhielt durch bas Urteil des Prüfungsausschusses, der aus den Herren Professor Tiesscn, Klaus Pringsheim, Niechenbach und Walter Hänel bestand, Hans Ziegler-Tübingen, ein gebürtiger Gechinger, tm Wettbewerb mit über 400 Koniponi- sten den 2. Preis tn Höhe von 300 NM. Der junge, vielversprechende Komponist erhielt diese hohe Auszeichnung für 2 einstimmige Melodien: „Das hohe Lieb der Arbeit tönt" lBruno Schönlank) und „Lied der Arbeit« (Karl Bröger).
Vom evang. Erziehungsheim kn Stammheim.
Vergangene Woche fand in Stammheim die halbjährige Sitzung des Vermaltungsrats der Anstalt statt. Der Bericht
des Hausvaters, Inspektor Gugeler, und ei« Ruudgang durch die Anstalt, überzeugte die Mitglieder vom guten Stand des Hauses, nach der wirtschaftlichen und erziehlichen Seite. Der geldliche Stand ist, wie nicht anders zu erwarten, nur knapp im Gleichgewicht gehalten und unerfüllte Wünsche, um nicht zu sagen Bedürfnisse (Verbesserung der Badecinrichtung) müssen immer wieder zurückgestellt werben. Immerhin hat die Perlzwiebelkultur auch im vergangenen Jahr eine schöne Einnahme gebracht und die Landwirtschaft im ganzen hat iventgstens zur Hälfte die Jusaßen des Hauses ernährt. Daß für den Rest (Bekleidung, Gehälter -er Angestellten, Bedürfnisse der Schule usw.) neben den Kostgeldern, gegen NM. 8 000.— Beiträge von Privaten und Naturalgaben mindestens im gleiche» Wert, zur Verfügung standen, ist ein Beweis, wie sehr die Anstalt auch heute getragen wird von der tätigen Liebe ihrer Freunde in Stadt »nd Land. Von dem beträchtlichen Schuldenstand der Anstalt konnte auch im vergangenen Jahr ein Weniges abgetragen werden (NM. 1800 von RM. 68000). Der Anstalt sind tm letzten Jahr ganz neue Aufgaben erwachse» durch die Aufnahme früherer Zöglinge, die arbeitslos geworden, wieder bet ihr Zuflucht gesucht und gefunden haben. Gewiß kein schlechtes Zeugnis für den Geist eines Hauses, wenn seine Kinder in der Not bei ihm Zuflucht suchen! Aber es wollte etwas heißen, für diese zum Teil über Zwanzigjährigen den ganzen Winter hindurch Beschäftigung, ja lohnende Arbeit zu finden und eine Anstaltsgemeinde von gegen 200 Köpfen durchzubringen, obwohl für einen erheblichen Teil derselben keine oder nur geringe Kostgelder bezahlt wurden. Ganz zu schweigen von den erzieherischen Schwierigkeiten, vor welche sich heute eine Anstaltsleitung gestellt sieht. Die Anstalt Stammheim genießt zur Zeit den Vorzug, daß sie von den Behörden manche der schwierigsten Elemente zugewiesen bekommt. Wenn trotzdem der Anstaltsbetrieb ohne schwere Störung, ja mit erfreulichen Erfolgen, burchgeführt werden konnte, so beruht dies gewiß zum guten Teil darauf, daß hier wie fast nirgends sonst Zöglinge aller Altersstufen und beider Geschlechter wie in der Familie gemeinsam erzogen werben, vom Säugling bis -um Volljährigen. Das eigentliche Geheimnis des Gelingens liegt aber doch wohl in der Atmosphäre des Vertrauens — bei schärfster Wachsamkeit — und der Liebe, die überall zu spüren ist. Sie hat u. a. einen besonders schönen Ausdruck darin gefunden, daß die älteren Zöglinge aus ihren paar Spargroschen dem Hausvater ein schönes Weihnachtsgeschenk unter den CHristbaum gelegt haben. Ja sie reicht weit hinaus über die vier Wände der Anstalt,' denn der Hausvater legt größten Wert darauf, auch mit den aus dem Hause Entlassenen in Fühlung zu bleiben und an ihnen „nachgehcnde Fürsorge" zu üben. Dazu dient ihm sein Motorrad, das somit zu einem wertvollen pädagogischen Hilfsmittel in seiner Hand geworden ist. Der Geist der frommen Austaltsgründer hat sich hier verbündet mit klarer Erfassung die Gegenwartslage, der Bedürfnisse und Hilfsmittel der Neuzeit. Besonders dankbar wurde vom Verwaltnngsrat anerkannt, daß die Anstalt mit ihrem heutigen Betrieb (4816 Verpflegungstage für Arbeitslose im abgelaufenen Jahr) einen wertvollen Beitrag leistet zur Behebung unserer bittersten Not, der Arbeitslosigkeit der Jugendlichen. Gerade darum hofft der Verwaltungsrat auch weiterhin für die segensreiche Arbeit der Anstalt immer wieder offene Hände zu finden.
Generalversammlung der Darlehenskasse Zavelstei«.
Vergangenen Samstag fand tm Gasthaus die diesjährige ordentliche Generalversammlung des Darlehenskassenvereins Zavelstei» statt. Vor Eintritt tn die Tagesordnung gedachte der Vorsteher der tm letzten Jahre verstorbenen Genossen. Hievon war Genosse Fritz Nonnenmann bereits seit 1900, also 31 Jahre lang, ein treues und anhängliches Mitglied der Kasse. Den Verstorbenen wird die Kasse et« treues Gedenken bewahre». Darauf gab Rechner Wet- mert die Jahresrechnung und Bilanz des Geschäftsjahre- 1930 bekannt. Trotz verschiedener widriger Umstände tm vergangenen Jahre konnte doch ein allseits befriedigender Reingewinn erzielt werben. Jahresrechnung und Bilanz wurden einstimmig genehmigt und dem Rechner und Vorstand Entlastung erteilt. Zum Schluffe wurden noch die nötigen Neuwahlen vorgenommen. Im Gemeindewesen ist die Darlehenskasse mit einem Buchumsatz von nahezu einer halben Million und einem Barumsatz von weit über 80 000 RM. heute ein sehr wichtiger und bedeutender Faktor geworden. Ohne Zweifel wird sich die Kasse auch weiterhin gut entwickeln, zum Wohls der ganzen Gemeinde und des einzelnen Genossen.
Wetter für Freitag «nd Samstag.
Die Lnftdruckvcrteilung ist nach wie vor recht ungleich. Für Freitag «nd Samstag ist weiterhin unbeständiges Wetter zu erwarten.
*
Alteusteig, 29. April. Gestern nachmittag zwischen SM und 4 Uhr stürzte wohl infolge der nassen Witterung ein Teil der Mauer hinter dem Rapp'schen Hause unterhalb des Hellewegs ein. Von den niedergehenden Erdmassen wurden etliche Fensterscheiben eingeschlagen.
Neuenbürg, 29. April. Der Bezirksrat hat den Voranschlag für den Haushalt der Amtskörperschaft (Oberamtspflege) für 1931 in ziveiter Lesung in Einnahmen auf 127 619 RM. und in Ausgaben auf 528 719 RM. vorläufig festgestellt. Bet der Amtsversammlung wurde beantragt, den Abmangel von 401 100 NM. durch Verwendung von Restvorbehalten und Restmitteln mit zusammen 23 800 NM., Entnahme aus Fonds von 7300 RM. und durch Erhebung einer Amtskörperschaftsumlage von 370 000 RM. (im Vorjahr 375 000 RM.) zu decken. — Ein Gesuch der Gemeinde Kapfenhardt um Verwilligung eines außerordentlichen Ban- kostcnbeitrags zur Verbesserung der Nachbarschaftsstraße Kapfenhardt—Unterretchenbach wurde mit Rücksicht darauf, daß der Straßenbau durch bas Fehlen des Staatsbettrags von der Gemeinde zurzeit nicht finanziert werden kann, bis auf weiteres zurückgestellt.
SCB. Stuttgart, 29. April. Am Dienstag abend spielte sich in einem Haus der oberen Neckarstraße ein dramatische Szene ab. Eine junge Haushälterin im Alter von etwa 26 Jahren gab auf ihren Hausherrn, einen älteren Beamten, aus einem Revolver drei Schüsse ab. Da der Revolver von sehr kleinem Kaliber war, wurde der Angegriffene nur leicht verletzt. Eine Kugel traf ihn am Kops, drang aber nicht durch das Schläfenbein. Die Haushälterin stürzte, nachdem sie die Schüsse abgegeben hatte, in die Küche, schloß sich dort ein und öffnete alle Gashahnen. Die herbeigerufene Polizei brach die Küchentüre auf und mit Hilfe eines Sauerstoffapparats der ebenfalls alarmierten Feuerwehr wurde das bereits bewußtlose Mädchen tnS Leben zurückgerufen. Dann brachte man sie in das Katharinenhospital. Sie mußte wegen versuchten Mords festgenommen werden.
SCB. Kornwestheim, 29. April. Heute früh wurde der 28 Jahre alte arbeitslose Alfred Oberdörfer, wohnhaft in Stutt- gart-Osthcim, am Einfahrtssignal des NangierbahnhofS auS Richtung Ludwtgsbnrg verletzt anfgefunden. Nach eigenen Angaben ist er in selbstmörderischer Absicht unter einen einfahrenden Zug gesprungen. Er wurde in das Krankenhaus nach Ludwigsburg verbracht.
SCB. Plochingen, 29. April. In einer hiesigen Familie kam am 8. April nach drei Knabe» zur großen Freude der ganzen Verwandtschaft auch ein Mädchen an, das am kommenden Sonntag hätte getauft werden sollen. Gestern früh hat sich nun die Mutter, die schon längere Zeit nervenlet- dend war, aber immer arbeitete, mit ihrem kleinsten Kind tn der Abortgrube ihres Hauses ertränkt. Die Eheleute lebten in geordneten Verhältnissen.
SCB. Tnningen OA. Tuttlingen, 29. April. Gestern abend kurz nach 8 Uhr brach iu dem Anwesen des Straßen- ivarts Schweizer Feuer aus, das nicht mehr einzudämmen war und auch sofort auf das große Nachbargebände beS Martin Gruler Übergriff und dieses ebenfalls völlig in Asche legte. Der noch junge Feuerwehrmann Eugen Vosse- ler wollte eben einen Schlauch anschrauben als das Kamin des Hauses herabstüzte und ihn verschüttete. Er mußte schwer verletzt heute früh tn Krankenhaus nach Tuttlingen verbracht werden, wo er bereits seinen Verletzungen erlegen ist.
Geld-, Volks- und Landwirtschaft
Börsenbericht.
SCB. Stuttgart, 29. April. Bet ruhigem Geschäft gaben die Kurse heute ziemlich stark nach.
L. C. Berliner Produktenbörse vom SS. April.
Weizen märk. 293; Roggen märk. 193—198: Gerste 230 bis 244,' Hafer 185—189,' Weizenmehl 34—40, Roggenmehl 26,75 bis 29,10,- Wetzenkleie 14-14,25; Roggenkleie 14M—14,75; Biktoriaerbsen 24—29; kl. Speiseerbsen 23—27; Futtererbsen 19—21; Peluschken 25—30; Ackerbohnen 19—21, Wicken 23 bis 26; Lupinen blaue 13M—15,50, gelbe 22—26; Seradella neue 66—70; Rapskuchen SM—10,20; Leinkuchen 14—14,20; Soya- schrot 13—14,10.
Btehpreise.
Genktngen OA. Reutlingen: Kühe 310—350, Kalbeln 860» Kälber 110—180 4(. — Tübingen: Ochsen 432—512, Kühe 230 bis 540, Kalbeln und Rinder 300-668, Jungvieh 125—210, Kälber 80—160 4k.
Schweinepreise.
Buchau a. F.: Milchschweine 12—17 .4l. — Btthlertann: Milchschweine 12—20 4i. — Eutingen: Milchschweine 10—16, Läufer 323-42 4k. — Genkingen: Milchschweine 14—18 4k. — Niederstetten: Milchschweine 15—21 4k. — Tübingen: Milchschweine 13—22 ^k. — Tettnang: Ferkel 13—18 4k.
i.»s P > 2.»° P > z.»s
Schluß unserer Serien-Tage
am S a m s t a g. den 2. Mai 1931, abends 7 Ahr
Benützen Sie noch die wenigen Tage dieses außergewöhnlichen Sonder-Angebotes, um Ihren Bedarf in unseren Artikeln zu decken.
Ein Vergleich mit anderen Angeboten überzeugt Sie, daß Ihnen solche Preise Noch Nie geboten wurden. Sie stehen teilweise unter Sriedenswert und können auch von den größten Versandhäusern nicht unterboten werden.
Während loserer Serien^age gewähren wir auf alle, nicht den Serien eingereihte Artikel, wie Herrenanzüge, Herrenhosen, Herrenmäntel, nenmantel, Damenkleider, Kmdermäntel und Kinderkleider, sowie auf sämtliche Manufakturwaren und auf alles übrige trotz unserer
anerkannt
billigen Preise einen Sonder-Nabatt von 19 Prozent
Besichtigung ohne Kaufzwang! — Beachten Sie kitte unsere Schaufenster!
Marktplatz 24
Geschwister Klemm. Calw
Biergaffe 2