Aus Stadt und Land

Calw, den 19. Februar 1931.

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s'al-aekunden. Cr soltle dr, Slarlun« der «Rubens. Gesinnungs- und Arbeitsgemeinschaft evangelt- ^er si auen bi-nen. Daß bas heut- -in Bedürfnis ist. kam !? dem starken Besuch und in der starken inneren Anteil- «abme der Besucherinnen zum Ausdruck. Die erste Ver­sammlung wurde eröffnet vom Vorsitzenden der Ortsgruppe Ealw. Stabtpfarrer Hermann. Als erster Hauptredner nahm Pf-rrer Pfisterer. Geschäftsführer der Landesge­schäftsstelle in Stuttgart, das Wort. Er gab in scharf gezeich­neten Umrissen ein Bild der heuttgenLageder evan­gelisch e n K tr che. Sie steht im Kampf um ihr Dasein, tm Kampf um unser Volksleben, im Kamps um ihren eigenen tnneren Ausbau. In allen drei Beziehungen leistet der Bolksbund als große Laienorganisation wertvollste und un­entbehrlichste Arbeit. Er ist es wert, daß er von allen denen mit getragen wird, die eine lebendige Kirche wollen. Ein recht aus der Fülle der praktischen Arbeit geschöpftes Bild gab sodann Frl. H. Denzel lebenfalls Geschäftsführerin der Landesgeschäftsstelle» von der Frauenarbeit des Ev. Bolksbundes tm besonderen: ErholungSfürsorge, Ausbil­dung von Hauspflegeschwestrrn, Mütterkurse usw. Alle diese Zweige der Arbeit sind aus der Not unseres evangelische« Volkes in den letzte« 10 Jahren herausgewachsen, haben hin und her tm Lande wertvolle neue Formen sozialen Hilfs­dienstes geschaffen und überall auch neue Gemeinschaft ge­stiftet, etwas vom Wichtigsten inmitten der auflösenden und zersetzenden Wirkungen unserer Zeit. Wieviel Gutes hat allein die Ausbildung und Anstellung von Hauspflegeschwe- stern schon gewirkt: davon weiß man auch tu Calw zu er­zählen.

Den Höhepunkt der ganzen Veranstaltung bildete zweifel­los der Abenbvortrag von Frau vonKeller über Glau- benskämpfeundBolkSnot. Hier sprach einmal eine Frau, die die Bolschewistenherrschaft an Hab und Gut» an ihren Angehörigen und Glaubens- und Stammesgenossen. ja am eigenen Leibe in ihrer ganzen Furchtbarkeit erlebt hat. Das Blut wollte einem in den Adern stocken bet alldem, was sie aus eigener Anschauung erzählen konnte. Wahrhaft er­hebend u.id stärkend stand vor diesem dunklen Hintergrund das Bild einer Glaubenstreue und eines schlichten Helden­tums, dem alle Greuel der Verfolgung nichts anhaven können.

Am Montag folgte auf eine kurze Morgenandacht, bet der Stadtpsarrer Hermann über die Tageslosuug sprach, eine biblische Besprechung über Erziehungsgedanke« der Bibel, geleitet von Dekan Noos. Sie wollte die Grund­lage schaffen für den letzten Vortrag: am Nachmittag sprach Frl. Körb er, ausgebildete Lehrerin, Uber Elter »feh­ler und Ktndesfehler. Sie st'ht seit einem Jahr tm Dienst des Ev. VvlksbundeS, um in dessen Auftrag Mütter- turse zu veranstalten und auf allerlei Art die Pflege und Erhaltung des Familienlebens zu fördern. Neben ausge­zeichneter Vertrautheit mit moderner Psychologie und Er­ziehungswissenschaft steht ihr ein reiches Maß von Erfah­rung und eine warmherzige Redeweise zur Verfügung, mit der sie den Zugang zu den Herzen der Mütter zu finden und Ihr Vertrauen zu gewinnen weiß. Die zahlreich anwesenden Mütter aller Kreise wurden reich beschenkt mit trefflichen Ratschlägen für die Bekämpfung von Kindesfehlern und eigenen Fehlern.

Eine kurze Kaffee stunde tm Gasthaus zum Hirsch vereinigte zum Schluß noch einmal einheimische un- fremde Teilnehmerinnen, sowie mehrere der N'dnerinnen: die Bezirksvertreterin des Ev. Bolksbundes, Frau Wie­land, brachte dabei den Dank für die ganze Veranstaltung und die Freude am Zusammenstehen von Stadt und Land unter der Fahne -es Bundes zum Ausdruck. Mit dem Wunsche, es möchten auch bis jetzt fernstehende Gemeinden sich bald herzusindcn und einem frohen »Auf WicdcrsehenI" schieden die Gäste. R.

Morgenänmsvortrag.

Vergangenen Dienstag fand tm Saal des GeorgenäumS ein von -er Einwohnerschaft stark besuchter Vertrag von General a. D. Niethammer- Calw statt »Von der Heimatkunde zur deutsche» Geschichte" lautete das Thema -er gehaltvollen, interessanten und in seinge- schllsfener Form gebotenen Darlegungen. Der Vortragende ging von den mannigfaltigen landschaftlichen Schönheiten unserer näheren Umgebung aus. und betonte, daß den Wan­derer trotz der seltsam schöne» Hügelfluchten, der dunklen Berge, der Hellen Matten, der roten Felsen und der von Tauucnichatteu umdunkclten Schluchten immer wieder die stummen Ucberrcste einer längst vergangenen Zeit, die Bur­gen und Ruinen, bewegen, daß sich Fäden spinnen von dem Einst zum Heute und vielleicht auch zum Morgen. LIcbcnzell, Hirsau, Calw, Zavelstcin, Waldeck, Nagold, Berncck, Altcn- stcig, heute sind von den stolzen Burgen einst die Sitze mächtiger Geschlechter nur noch Steine übrig. Können sie uns Menschen der Gegenwart noch etwas erzählen von ihrer Zeit? Ist das für uns noch von Wert, gibt es eine Linie von der Vergangenheit zur Gegenwart? Die nunmehr fol­genden Betrachtungen des Redners bezogen sich aus die Zeit des ausgehenden Mittelalters, das 13.15. Jahrhundert, von welcher der Tübinger Historiker Johannes Haller sagt, daß Ihr jeder große Zug fehle. Fünf große Eretg- ntsse bestimmten damals die Geschicke unserer engere« Heimat, nnd Hinterlieben Ihre Spuren in der deutschen Ge­schichte: Im Jahre 1232 stirbt Graf Gottfried von Calw ohne männliche Erbe» zu Hintersassen: 1272 verkauft der Ritter Ludwig von Licbeuzell Burg und Besitztum an den Deutsch- ritterorben. 1275 wird Weilberstadt Freie Reichsstadt. 1281 zerstört der deutsche König Rudolf von Habsburg die Burg Waldeck und im Jahre 1287 schlägt der Markgraf von Baden in einer blutigen Schlacht die Hohcnberger bet Altensteig. Das einst In der mächtigen Hand der Grafen von Calw zu- tammengesaßte Gebiet wird unter verschiedene Geschlechter

verteilt» entbehrt so der starke», einhettttche» Führung und wird eine Beute des sich stark ausbreitenden, von energische« und staatsmännischen Führern geleiteten Geschlechtes derer von Württemberg. Der Ritter Ludwig von Ltebenzell tritt selbst in den Deutschrttterorden ein, der sich die Christianisie­rung des deutschen Ostens zur Aufgabe machte, wird ein her- vorragender Führer und der Name Ltebenzell gewinnt so Bedeutung innerhalb des Deutschritterordens und in der deutschen Geschichte. Die alte Städtegründung der Hohen- staufen Weilderstadt wird reichsunmittelbar, dort wird tm Namen des Kaisers Recht gesprochen, dort hält sich der deutsche Kaiser auf, wenn er in unsere Gegend kommt. AlS Kaiser Rudolf die Waldeck am 11. November 1281 zerstörte, erhielten einige Zeit später die Herren von Waldeck die Burg wieder als Lehen und zwar von Albrecht von Hohenberg, dem Schwager Kaiser Rudolfs. Von den Grafen von Hohen­berg kommt sie an die Pfalzgrafen bei Rhein, bann an daS Kloster Hirsau und mit denen Aufhebung an Württemberg. Im Streit um altes Netchsgut schlägt der Markgraf von Baden den Hohcnberger bei Altensteig und gewinnt so Ein- sluß tm benachbarten Gebiet der Hohenberger. In diese von ihren unmittelbaren Herrscher« lange Zeit kräftig und sicher geleitete Gebiete schiebt sich nun nach dem Fall der Hohen- staufenmonarchte die Macht der Grase« von Württemberg langsam und sicher vor. Im Jahr 1345 wird die Burg Za- velstein württembergtsch. 1365 sucht Graf Eberhard der Grel­ler auf der Flucht vor den ihm feindlich gesinnten Grafen, dem Bunde der Martinsvögel, die ihn in Wlldbad überfal­len wollten, Zuflucht auf dieser Feste. Graf Eberhard der Grelner erhebt Klage beim Kaiser, erwirkt die Netchsacht gegen die Marttnsvögel, wird bei Unterstützung durch einige Reichsstädte mit der Durchführung derselben betraut und will einen entscheidenden Schlag gegen die Marttnsvögel bei Gernsbach führen. Rupprecht von der Pfalz erkennt die ungeheure Gefahr, die ihm und seinen Verbündeten durch einen Sieg des Grafen von Württemberg drohen würde, der dadurch freien Zug zum Rhein, Machterwetterung und be­deutende Vergrößerung seines Gebietes gewinnen könnte, Rupprecht will mit dem Greiner verhandeln, der stolze und erbitterte Graf lehnt aber jede andere Genugtuung als die Entscheidung der Waffen ab. Der schlaue Rupprecht verhau- delt deshalb erfolgreich mit den dem Grafen verbündeten Städten, so baß der Greiner die ^Belagerung von Gernsbach aufgeben und mit seinem Heer in die Heimat zurückkehren muß. Die Erbitterung des Grafen wendet sich darauf gegen die Städte und in der berühmten Schlacht von Döffingen am 23. August 1388 wird Graf Eberhard Herr über seine Widersacher. Mit meisterhaften Strichen schilderte der Vortragende die Vorgänge der Döfflnger Schlacht uns un­tersuchte gestützt auf umfassende historische Kenntnisse die Folgen einer Niederlage des Grafen. Eine solche hätte sich in einer weiteren Ausbreitung der demokratischen Ver­fassungen der Städte auf die neu in ihren Machteinfluß ge­kommenen Gebiete auögewirkt. Der Sieg besGret- nerö brachte den Landes st aat, die Landes­hoheit und ihre Anerkennung durch das Reich. Aus diesem Lanbcsstaat wuchs das geschulte württ. Beamtentum hervor, innerhalb der enggczogenen Grenzen dieses Gebietes erstanden und reiften die Geistesgrößen un­seres Landes. Diese naturgeborene, geschichtliche Aufgabe der damaligen Zeit und ihrer Vorgänge spannt sich in wei­tem Bogen bis in die Verworrenheit unserer Tage und greift tn das Dunkel der Zukunft, hier als Quell« der Hoff­nung und des Vertrauens neuen Boden bereitend. Mit einem auf Mut, Hoffnung und den daraus erwachsenden Glaube« auf göttliche Führung sich gründenden Ausblick tn die düstere Zukunft des deutschen Volkes schloß der Redner seine mit herzlichem Beifall aufgenommene» Ausführungen.

Württembcrglschc Nothilfe-Aktiv«.

Am nächsten Samstag wird ein von der Zentralleitung für Wohltätigkeit und den Spltzeuverbändeu der freie» Wohlfahrtspflege tn Württemberg ausgehender öffentlicher Aufruf, tn dem die württembergtsche Bevölkerung aufgesor- dert wird, sich der materielle» und seelischen Bedrängnis der notleidende» Volksgenossen anzunehmen, erscheinen. Dem Aufruf wird sich die württembergtsche Negierung an- schließen. Diese neue Hilfsaktion zugunsten der Notleiden­den in Württemberg, die von Presse und Rundfunk unter­stützt wird, trägt den Namen »Württ. Nothilfe". Die Samm­lungen werden bis zum 36. April d. I. ausgedehnt. Dtc ge­sammelten Gelber und Naturalien sollen ganz den einzel­nen Bezirken verbleiben und werden nicht nach Stuttgart abgeführt.

Vom Vezirksobstbairvrrein.

Die Erkenntnis, baß im Obstbau ohne Fortschritt keine guten Ergebnisse erzielt werben, hat tn de» Arbeiten des Vereins zu einer weiteren Ncuelnführung Anlaß gegeben. Es ist Tatsache, baß vi:lfach an den Bäumen herumgeschnitten wird, ohne daß die besonderen Eigenschaften des Baumes er­kannt werden, daß eine Kronenauslichtung unterbleibt und das Umpfropfen sehr viel zu wünschen übrig läßt. Um nun Gelegenheit zur Erlernung des Baumschnitts, der Auslich­tung und des Umpfropfens zu geben, veranstaltet der Ver­ein in Simmozhetm und Altbulach je einen eintägigen Kurs für diese Arbeiten. Es ist dabet jedem Obstzüchter die Mög­lichkeit verschafft, sich die notwendigsten Kenntnisse anzueig- nen. Selbstverständlich müssen diese Kenntnisse noch vertieft werden, wenn der Obstzüchter manche Arbeit an seinen Bäu­men selbst tun will. Wer im Zweifel über eine Ausführung ist oder wer sich der Sache nicht gewachsen glaubt, kann ja immer einen Fachmann zu Rate ziehen. Der Verein wird außer diesen Kursen in verschiedenen Gemeinden des Bezirks Obstbauversammlungen und in Ostelsheim eine Obstausstel­lung veranstalten. Im Herbst wird sich der Verein an der Jubiläumsausstellung des Württ. Obstbauveretns beteili­gen. Der Verein will damit beweisen, baß man auch tm Schwarzwald Oualttätsobstbau recht gut treiben kann, wenn man die richtige Sorte an den richtige« Platz bringt. Der Sortenwahl ist die größte Beachtung zu schenken, den» von ihr hängt ein großer Teil beS Erfolge» ab. Alles Schimp­fen über die Einfuhr von Obst hat keinen Zweck, solange ei» Bezirk oder ein ganzes Land nicht selbst mit gleich guter

Qualität und gleich gutem Versand wie das Ausland aus­warten kann.

Die Süddeutsch« Sommerschnle ans «ad Lieb««,«« veranstaltet am Montag, den 23. und Samstag, de« 28. Februar in Calw im Saale des Hotel Waldhorn zwei öffentliche Vorträge. Frau Jsa Syring und Herr Robert Syring, die beiden Leiter der Süddeut­schen Sommerschule, werden überDas Sexualpro­blem" und über die»GrunülintenderneuenZeit" sprechen. Diese beiden brennenden Fragen, wie auch alle an­deren Probleme aus der Notzeit unserer Tage lassen sich nur vom Standpunkte einer ethisch gesunden und dabet doch natürlichen Lebensauffassung aus lösen, die es unbedingt in die Tat umzusetzen gilt. Die Wege, Richtlinien und Aus­wirkungen einer solchen adligeren Lebensauffassung auf den verschiedenen Krisengebieten der heutigen Zeit sollen die ge­nannten beiden Borträge behandeln.

In ähnlicher Weise finden schon seit einigen Jahren neben den regelmäßigen Tagungen der Süddeutschen Som­merschule zahlreiche Vorträge tu einer ganzen Reihe von Städten des In- und Auslandes statt, so zum Beispiel in Darmstadt, Dresden, Frankfurt, Karlsruhe. Mannheim, Magdeburg, München, Stuttgart u. a., aber auch tn Zürich, Prag, Brünn und Warnsdorf. Für die Borträge tn Calw erscheint tm Anzeigenteil der morgigen Ausgabe eine nähere Voranzeige.

Sparmaßnahme» in de« höhere» Schule«.

Im neueste» Amtsblatt des württembergtsche« Kultmtnt- sterium- Ist eine Verordnung über Sparmaßnahmen tm frei­willigen Unterricht der höheren Schulen enthalten. Es wird hier die Eingliederung der freiwillige« Unterrichtsstunden tn die Gesamtunterrichtsverpflichtung neu geregelt tan ein» bündigen Vollanstalten 18 Wochenstunden, an mehrbiinbige» 26 Stunden), teilweise eine Mindestschülerzahl für seine Ein­richtung festgesetzt, schließlich wird für bestimmte Fächer frei­willigen Unterrichts die Einstellung verfügt.

Schulgelderhöhnng.

Durch eine Verordnung des Kultministertums vom 5. Fe­bruar wird das Schulgeld für die höheren Schulen und Mit­telschulen, für die Gewerbe- und Handelsschule« und für die Frauenarbcltsschulen erhöht. An den höheren Schulen und den Mittelschulen werden die Sätze von 90 und 126 auf 12C und 166 Nm. erhöht. Das Schulgeld für die Teilnehmer an dem verbindlichen Unterricht der höheren Handelsschule» be­trägt künftig tn der Borklasse 66 Rm>, auf der Mittelstufe 126 Rm>, auf der Oberstufe 186 Rm. In der Schulgeldorb- nung für die Frauenarbcitsschulen werden die Sähe von 84 und 66 auf 66 und 126 Nm. erhöht.

Wetter für Freitag und SamStag.

Die Depression über Mitteleuropa schwächt sich ab. Eine neue zeigt sich bereits bet Island. Für Freitag und Sams­tag ist zeitweilig aufheiterndes, aber noch nicht beständiges Wetter zu erwarten.

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wp. Frendenstadt, 18. Febr- Mit dem Bau der Höhen- straße BesenfelbFreudenstadt wird es noch lange währrnl Das Ministerium des Innern hat der Stadtverwaltung gegenüber die Erklärung abgegeben, daß Mittel für diese Straße, die schätzungsweise einen Aufwand von 666 666 Mark verursachen wird, bet -er jetzigen Finanzlage des Staate» auf absehbare Zelt nicht zur Verfügung stehen werden. Selbst wenn dte Straße von der Amtskörperschaft als Nachbar- schaftsstraße ausgeführt werden sollte, könnte die Berwillt- gung eines Staatsbeitrages letwa ein Drittel wie üblich) in naher Zukunft wegen des Fehlens von Mitteln kaum in Frage kommen. Im Anschluß an diese Stellung des Innen­ministeriums hat bas Wirtschaftsministerium mitgeteilt, daß es einem Ausbau der Höhenstraße FreudenstadtWildbab tm Wege der Notstandsarbeit zunächst nicht näher trete« könne. Zu diesem Standpunkt der Ministerien bemerkte der Stabtvorstand tm Gemeinderat, baß der Staat eben auch sich dazu bequemen müsse, Schulden zu machen, wenn der Arbeits­losigkeit energisch auf den Leib gerückt werden soll. Der Staat habe ja durch die Gebäudeentschulbungssteuer ein Ver­mögen von über 46 Millionen Mark angesammelt.

SCB. Herrenberg, 18. Febr. Gestern abend ereignete sich auf der Staatsstraße HerrenbergNufringen ein schwerer Autounfall, dem ein Menschenleben zum Opfer fiel. Der 64 Jahre alt: Waldschütz Michael Schürer und -essen 3vjSH« riger Sohn aus Nutfra wurden von einem Wagen, der dem Autovermieter Kirn in Egenhausen gehörte und von dessen 18jährlgem Bruder Karl Kirn gesteuert wurde, so unglück­lich erfaßt, - beide schwere Verletzungen bavontrugen. Während der Vater heute Nacht tm Krankenbaus gestorben ist, besteht für den Sohn keine Lebensgefahr- Wen die Schul­trifft, bedarf noch -er Untersuchung. Der Fahrer hatte kei­nen Führerschein.

SCB. Stuttgart. 18. Febr. Nach Paragraph 8 der poli­zeilichen Sonntagsordnung vom 15. Dezember 1928 sind am evangelischen Landesbußtag öffentliche Veranstaltungen mit Ausnahme der Darbietung von kirchlicher Tonkunst währen­des ganzen Tag-s verboten. Insbesondere sind an diesem Tage öffentliche Versammlungen, die nicht dem Gottesdienst oder der seelischen Erhebung durch gemeinschaftliche Pflege einer Weltanschauung dienen, sowie öffentliche Aufzüge, Sie nicht mit dem Gottesdienst zusammenhängen, untersagt. Am Lanbesbußtag dürfen also u. a. keine öffentlichen politischen Versammlungen und Umzüge ftattsinden.

SCB. Stuttgart, 18. Febr. In -er Nacht zum Mittwoch wurde ein Kaufmann im Alter von etwa 46 Jahren, als er zu Fuß nach Degerloch heimkehrte, am Bopser von etwa 8 bis 16 Männern tm Alter von etwa 2630 Jahren mit dem Ruf »Da kommt wieder einer von der Rechtspartei!" an­gehalten und niedergeschlagen. Dem Ueberfallenen, der de« Angreifern auch nicht den geringsten Anlaß gegeben hatte, sondern friedlich seiner Wohnung zustrebte» wurde zuerst der Fuß gestellt, so daß er ntederstürzte, dann traten sie ihm tn den Unterleib und richteten ihn derart zu, daß er erst nach weit:re« zwei Stunden tn der Lage war. sich in seine Woh­nung zu begeben. Die Täter entkamen unerkannt.

SCB. Cannstatt, 18. Febr. In einem Feldweg tm Ge­wandEschbach" kam Montag nachmittag ein Fuhrwerk ins