Nr. 23/Seite 2

Amtsblatt für den Kreis Calw

Samstag, 6. Juni 1953

Brennfleckenkrankheit

Die Brennfleckenkrankheit macht in den Sommermonaten, besonders, wenn sie warm und niederschlagsreich sind, immer wieder von sich reden. Sie ist leicht erkennbar an den braunen, rotbraunen, oft eingesunkenen Flek- ken, die bis zu etwa einem Zentimeter Durch­messer an den Bohnen bezw. Erbsenhüllen haften.

Die Schäden, die diese Krankheit verur­sacht, bestehen in erster Linie in der Ertrags­minderung. Darüber hinaus leiden Güte und Haltbarkeit der Bohne bezw. Erbse stark. Eine Verwendung zum Konservieren ist ausgeschlos­sen. Auch dürfen die infizierten Samen nicht mehr als Saatgut Verwendung finden. Deshalb ist in jedem Falle eine Bekämpfung unbedingt erforderlich. Erste Vorausseßung ist die Ver­wendung einwandfreien Saatgutes. Es muß rundsäßlich darauf geachtet werden, daß der amen nur fleckenlosen Hülsen entnommen wird.

Zeigen sich auf den Keimpflanzen Flecken, müssen die Pflänzchen sofort entfernt werden, damit die Möglichkeit einer Ansteckung aus­geschaltet wird. Faulende Pflanzenreste befal­lener Bestände sind zu vernichten, am besten

bei Bohnen und Erbsen

durch Verbrennen, denn die Pilze können wei­terleben und auf diese Weise sich weiter aus­breiten. Die Anwendung bekannter Trocken­beizmittel, wie es z. B. das auch für Getreide verwandte Ceresan darstellt, ebenso das Sprit­zen mit Kupferkalkbrühe, erleichtert die Be­kämpfung. Versuche haben allerdings gezeigt, daß sich die einzelnen Sorten in der Wider­standsfähigkeit sehr unterschiedlich verhalten. Diese Erscheinung ist jedoch aller Wahrschein­lichkeit nach örtlich und witterungsbedingt. Die allgemein beobachtete größere Wider­standsfähigkeit der Stangenbohne ist wohl da­rauf zurückzuführen, daß sie infolge ihres Standortes mehr der Luftbewegung ausgeseßt ist als die Buschbohne. Der Pilz findet bei ihr anscheinend nicht die ihm zusagenden Lebens­bedingungen.

Die Brennfleckenkrankheiten dürfen nicht verwechselt werden mit dem Bohnen- und Erbsenrost. Er befällt nur die Blätter und tritt auch nur im Spätsommer auf. Bei dieser Krank­heit bilden sich meist an der Unterseite der Blätter rostbraune Pusteln. Sie enthalten die Sporen der Pilze. Die befallenen Blätter sterben vorzeitig ab, können aber nicht wieder Bohnen bezw. Erbsen anstecken.

Diesjähriger Maikäferkrieg beendet

1 Jährliche Schäden durch Engerlinge fast 100 Mill. DM

heute mit natürlichen Farbstoffen, z. B. mit dem aus der Mohrrübe gewonnenen Karotin. Dies ist aber bekanntlich eine Vorstufe des Vitamins A, so daß die Butter damit sogar noch eine ausgesprochene Bereicherung ihres Wertes erfährt.

Ergebnisse von Straßenverkehrs- Kontrollen

Wie das Innenministerium Baden-Württem- berg mitteilt, wurde anläßlich von Sonder­kontrollen des Straßenverkehrs im Gebiet Baden Württemberg in den legten Monaten dem Verhalten der Fußgänger auf der Fahrbahn, der Beleuchtung von Fahrrädern und Kraft­fahrzeugen, vor allem auch der Beleuchtung der Kennzeichen an Kraftfahrzeugen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Bei dieser Gelegen­heit mußten 502 Anzeigen gegen Fußgänger, 4011 gegen Radfahrer und 3924 Anzeigen ge­gen Kraftfahrer erstattet werden. Außerdem wurden 248 Fahrräder und 308 Kraftfahrzeuge wegen erheblicher Mängel sichergestellt. Bei 2961 Fahrrädern und 13202 Kraftfahrzeugen wurden geringfügigere Mängel festgestellt deren Beseitigung überwacht wurde.

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Landwirtschaftlicher Arbeitskalender

Die auch im Mai in einigen Landstrichen erfolgreich durchgeführte Maikäferbekämpfung darf nicht dazu führen, die von diesem Schäd­ling drohende Gefahr zu Unterschüßen. Die Erfahrungen, die man jeßt wieder sammeln konnte, beweisen, daß die Bekämpfungsme­thoden überaus erfolgreich sind. Woran es 1953 fehlte, und was auch künftig Sorge bereiten wird, ist lediglich die Finanzierung.

Bekanntlich legen die weiblichen Maikäfer gegen Frühjahrsende unzähliche Eier ab, aus denen sich der Engerling, der gefährlichste Feind der Land- und Forstwirtschaft sowie des Obstbaues, entwickelt. 3 Jahre lang ernährt sich der Feldengerling von den feinen Wurzeln der Obstbäume, des Gemüses, der Weinstöcke oder der Zuckerrübe und 4 Jahre lang frißt der Waldengerling die jungen Wurzeln der Baum­kulturen und bringt ganze Bestände zum Ab­sterben. Verheerend sind diese Engerlinge im Bienenwald in der Pfalz, in der Nähe der holländischen Grenze bei Kaldenkirchen, ferner in Nordbaden, in der Umgebung von Stuttgart, in Bayern, sowie im Raum bis hinauf nach Schleswig-Holstein.

An Bekämpfungsmitteln fehlte es nicht

Die chemische Industrie hat während des Krieges und in der Nachkriegszeit wirksame Schädlingsbekämpfungsmittel entwickelt, die heute ausreichend zur Verfügung stehen, um der Maikäferplage Herr zu werden. Ebenso sind Geräte entwickelt worden, mit denen diese chemischen Wirkstoffe während der Hauptflugzeit an die Käfer herangebracht werden können. So ist z. B. in den leßten Jahren ein Hochleistungs-Staubgerät eingeseßt worden, das die Behandlung von 1520 ha Wald je Stunde ermöglicht. Das Gerät stäubt bis zu 50 m Höhe. Weiterhin sind in leßter Zeit Nebel- und Rauchgeräte verwendet worden, die eine außerordentlich schnelle Ab­tötung der Käfer ergeben und die Behandlung von großen Waldflächen ermöglichen.

Als Bekämpfungsmittel haben sich beson­ders die Hexamittel u. die kombinierten Hexa- DDT-Präparate bewährt. Sie wirken schnell und kräftig und töten die Käfer in 6-12 Stunden. Nacheiner solchen Bekämpfungsaktion wurden kürzlich bis 2000 tote Maikäfer pro qm gefunden.

Zu wenig finanzielle Mittel

Leider fehlt es den mit der Maikäferbe­kämpfung betrauten land- und forstwirtschaft­lichen Behörden an den erforderlichen Geld­mitteln, so daß die Bekämpfungsaktionen nicht überall und nicht ausreichend durchge­

führt werden können. In Bayern wurden in die­sem Jahr nur 150000. DM für diese Zwecke bereitgestellt, während zur Durchführung einer umfaßenden Aktion rund eine halbe Million notwendig gewesen wäre. Dabei stehen die Kosten der Maikäferbekämpfung in keinem Verhältnis zu dem Schaden, den diese ge­fährlichsten Feinde des Waldes anrichten. Die Kosten für den Einsaß von Nebelgeräten be­laufen sich nämlich einschließlich der Wirk­stoffe lediglich auf 2025 DM je ha. Bei Motorzerstäubem und Großgeräten sind zwi­schen 35 und 80 DM je ha aufzuwenden. Dem­gegenüber dürften die Engerlingschäden in der Land- und Forstwirtschaft heute jährlich annährend 100 Mill. DM erreichen. Wie sehr die Maikäferplage in der Nachkriegszeit über­hand genommen hat, geht daraus hervor, daß die Schäden durch Engerlingfraß im gesamten früheren Reichsgebiet nur etwa die gleiche Summe ausmachten.

Es wird in Zukunft darauf ankommen, recht­zeitig die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen, damit die Maikäferbedrohung unserer Forsten endgültig genau so gebannt werden kann, wie vor 2 Jahren die Borken- käfergefahi, die dank des richtigen Einsaßes chemischer Wirkstoffe heute als restlos be­seitigt gilt.

Gelbe Butter - nicht gesundheits­schädlich!

Die vielfach gegen das gelbe Aussehen der Butter erhobenen Bedenken dürften nicht be­rechtigt sein. Unsere im ganzen Bundesgebiet geltende Butterverordnung vom 2. Juni 1951, sagt es zwar klar und eindeutig:Das Färben von Butter mit chemischen Stoffen ist verboten. Zur Beruhigung der Verbraucher wird von Prof.- Dr. Diemair, dem Leiter des Universitäts-Insti­tuts für Lebensmittelchemie, Frankfurt, mitge­teilt, daß eine Färbung mit künstlichen Farb­stoffen bei Butter, Margarine und Käse bei den regelmäßig entnommenen Proben seit langem nicht mehr festgestellt wurde. Eine Bestätigung hierfür gaben auch die laufenden chemischen Untersuchungen der Lebensmittel-Kontrollen in Nordrhein-Westfalen. In den hier vorliegen­den Ergebnissen von 30 Prüfstellen ergab sich, daß bei insgesamt 130000 Prüfungen innerhalb eines Jahres in keinem Falle das verbotene Buttergelb vorkam. Wo überhaupt gefärbt wird, um die von Natur aus blasse Winterbutter gegenüber der sommerlichen Gras-Butter im Aussehen etwas anzugleichen, geschieht dies

Kartoffeln, Rüben, Mais behacken, anhäufeln. Unkraut bekämpfen, Wiesen (Heuernte), Klee- und Luzernefelder mähen. Weiden pflegen.

Gärtnerischer Arbeitskalender

Obstbau: Bäume mit gutem Fruchtbehang mit flüssiger Düngerlösung 5 °/ 0 ig oder ver­dünnter Stallgülle flüssig mit Düngerlanze oder in Gießlöcher düngen. Wo bisher gemulcht wurde, ist damit fortzufahren. Der Sommer- schnitt an Reb- und Obstspalieren ist baldigst durchzuführen. An verjüngten oder veredelten Obstbäumen sind die Leitzweige freizustellen und sonstige aufrecht wachsende Einbautriebe flach zu binden oder zu entspißen, damit dar­aus wertvolles Tragholz entsteht. Kernobst gegen Schorf und Obstmade sprißen. Erd­beeren und Himbeeren, wenn nötig, reichlich bewässern. Bei Erdbeeren Ausläufer entfernen.

Gemüsebau: Zu dicht stehende Gemüse, aussaaten ausdünnen; pflanzen kann man noch: Lauch, Saatzwiebeln, Rosenkohl, Spätkohlrabi, Frühblumenkohl. Ende des Monats Aussaat von Endivie, Winterrettich, Kopfsalat, Busch­bohnen. Gemüsebeete öfters lockern und bei Bedarf reichlich gießen, in zweiwöchigen Ab­ständen flüssig düngen mit 3 % iger Lösung eines Volldüngers, z. B. Hakaphos. Tomaten ausgeizen und heften. Kohlarten nach dem Auspflanzen sofort mit einem Gammamittel gegen Kohlfliegenbefall gießen. Kompost an- legen und älteren umseßen, verbunden mit einer Kalkung.

Blumengarten: Astern und sonstigen Som­merflor pflanzen, Stauden und Dahlien auf­binden. An Stauden und Gehölzen abgeblühte Stengel entfernen. Blumen sind für reichliches Bewässern sehr dankbar. Für kommendes Jahr Aussaaten: Goldlack, Landnelken, Stief­mütterchen, Bellis.

Gartenfragen

Staudenbeete bedürfen auch einer Boden­auflockerung, um einen gesunden, kräftigen Blütentrieb zu erhalten. Durch Abstechen der verwurzelten Flächen wird eine zu große Aus­breitung der Wurzeln verhindert. Durch Aus­streuen von 25 Gramm Kali auf einen qm wird Standfestigkeit erreicht.

Tomatenpfähle und Bohnenstangen wer­den vor dem Stecken mit einer zweiprozen­tigen Kupferkalkbrühe oder einer Formalinlö­sung abgewaschen. Dadurch werden Pilz- oder Blattsporen vernichtet, die vielfach zu Pflan­zenkrankheiten führen.