Seite 2 / Nr. 24 Amtsblatt für den Kreis Calw
Nichtamtlicher Teil
Kartoffelkäferbekämpfung
Da in diesem Jahre mit einem starken Auftreten des Kartoffelkäfers gerechnet werden muß, sind alle angeordneten Bekämpfungsmaßnahmen ausnahmslos und energisch durchzuführen.
Suchdienst. Jeder Nutzungspflichtige eines mit Kartoffeln bepflanzten Grundstückes muß seine Grundstücke sorgfältig auf den Befall mit Kartoffelkäfern absuchen. Die Bekämpfung hat so rechtzeitig zu erfolgen, daß Fraßschäden durch Käfer und Larven verhindert werden. Die Altkäfer sind durch Ablesen, Spritzen oder Stäuben zu entfernen. Ihre Entfernung ist für den Larvenbefall sehr wesentlich. Die Vernichtung der Larven ist ausschlaggebend für den Gesamtbefall.
Bekämpfungsmittel :
Kalkarsen-Spritzungen. 1 kg Kalkarsen auf 100 1 Wasser. Kalkarsen ist ein starkes Gift für Mensch und Tier. Verboten ist
deshalb das Verstäuben und das lose Ausgeben. — Von Arsenbrühe getroffenes Futter darf erst dann verfüttert werden, wenn der Spritzbelag durch Regen abgewaschen ist. Zum Schutz der Bienen sind blühende Unkräuter vor der Bespritzung zu entfernen.
G e s a r o 1. Mit diesem für Mensch und Tier ungiftigen Mittel sind Stäubungen erlaubt. (15—20 kg pro ha.) Es ist überall dort anzuwenden, wo Kartoffeln in nächster Nähe von Gemüse oder Beerenobst stehen. Auch dem Kleingärtner sind ihrer leichteren Handhabung wegen Gesarol-Stäubungen zu empfehlen.
Zusammen mit der Kartoffelkäferbekämpfung kann man die Bekämpfung der Kartoffelfäule, einer Pilzkrankheit, durchführen, indem man dem Kalkarsen noch ein Kupfermittel zusetzt. Anwendung: Je 100 Liter Kalkarsenbrühe werden 1—2 kg Kupferkalk oder 750 g eines verstärkten Kupfermittels oder 500 g eines Kupferschwefelmittels zugesetzt.
Ausgrabungen in Neuenbürg
Bei der systematischen Ausgrabung der auf der Badwiese in Neuenbürg angeschnittenen Mauerreste hat es sich schlüssig bestätigt, daß es sich dabei um die Fundamente eines kirchlichen Bauwerks handelt. Dafür spricht vor allem die Grundrißform eines Rechtecks mit polygonalem Abschluß (halbes Sechseck als Chorpolygon), dessen hintere Seite genau nach Osten weist. Gewisse Einzelheiten der Fundamentführung und Andeutung von Strebepfeilerfundamenten lassen vermuten,__daß der Chor gewölbt war. Die Fundamentmauem der Kapelle, deren ganzer Zug freigelegt wurde, bestehen aus Buntsandstein in Kalkmörtel; gelegentlich waren große Findlingsblöcke verwendet. Die Mauerstärke beträgt durchweg 1,10 bis 1,30 m.
Wenn damit erwiesen erscheint, daß es sich um ein Kultbauwerk gehandelt hat, so ist als ebenso sicher anzunehmen, daß dieses die alte Kapelle des hl. Ägidius war. Die Existenz der Kapelle ist durch mehrere Urkunden belegt, und wenn auch der Standort nicht. bekannt war, so ließ sich doch an Hand von Flurnamen ein gewisser Umkreis bezeichnen, innerhalb dessen die Kapelle gesucht werden mußte. Die neu gefundenen Mauern liegen genau im Zentrum dieses aus Indizien erschlossenen Umkreises.
Das älteste der urkundlichen Zeugnisse für das Vorhandensein der Ägidiuskapelle stammt zwar erst aus dem Jahre 1332; es handelt sich aber dabei schon um eine Verbesserung der anfänglich allzu geringen Pfründe; das Baujahr liegt also früher. Dafür spricht auch das Patrozinium des hl. Ägidius selbst, der ein Lieblingsheiliger der kluniazensischen Klosterreform war. Die Vermutung scheint daher
berechtigt, den Bau der Kapelle mit der gewaltigen kirchlichen Reformbewegung von Cluny in Verbindung zu bringen, die im 11. und 12. Jahrhundert überall dort, wo Reformklöster Einfluß hatten, zu einem vermehrten Kirchen- und Kapellenbau des Adels geführt hat. Zum Bau von St. Ägidien in Neuenbürg dürfte — wenn der vermutete Zusammenhang mit der Kluniazenserbewegung richtig ist — das nahe Hirsau den Antrieb gegeben haben. Als Bauherren kommen die Straubenhard- Schmalenstein in Frage, die mehrfache Beziehungen mit Hirsau hatten. Die Kapelle stand, wie sich jetzt gezeigt hat, am Fuße ihrer Burg Waldenburg und auf ihrem Grund und Boden, dem Maienfeld (= Mähfeld).
Näher als das Baujahr läßt sich der Zeitpunkt des Abgangs der Kapelle angeben. Nach Einführung der Reformation in Württemberg veranlaßte Herzog Christoph im Jahre 1555 den Abbruch aller „entbehrlich gewordenen“ Nebenkirchen und Feldkapellen des alten Glaubens und den Einzug ihrer Einkünfte zum allgemeinen Kirchenkasten. Dieser Schritt dürfte auch das Schicksal unserer Ägidien- kapelle besiegelt haben. Die Tatsache des planmäßigen Abbruchs des Gotteshauses, dessen Steine seinerzeit zum Umbau des Neuenbürger Schlosses benützt wurden, erklärt auch, warum bis heute keinerlei irgendwie beachtliche Einzelfunde bei der Ausgrabung gemacht worden sind. Trotzdem bedeutet die Wiederaufflndung der Fundamente dieses wohl ältesten kirchlichen Bauwerks von Neuenbürg für den Geschichtsfreund eine erfreuliche Bereicherung des Bestands der älteren Zeugen unserer Stadtgeschichte. Reile.
Aus dem Gemeindeleben
Nagold. Mitte Juni wird die Eröffnungsfeier des neuen Arbeitsamtes stattfinden. Der Dienstbetrieb im neuen Gebäude läuft bereits seit 14 Tagen. Bis zur Eröffnungsfeier sind noch verschiedene Arbeiten im Innern des Neubaus fertigzustellen.
Schömberg, Kreis Calw. Die Schömberger „50er“ besichtigten auf ihrer Ausflugsfahrt u. a. den Mühlacker Sender und das Salzbergwerk in Kochendorf. In Weinsberg wurde „Vaters Weintag“ ausgiebig gefeiert.
Altensteig. Der neue Spritzenwagen, ein LFV 8 mit Vorbaupumpe auf einem 3,5-t- Daimler-Benz-Fahrgestell, wurde jetzt von
Bürgermeister Hennefarth und Feuerwehrkommandant Köbele von der Firma Bachert, Kochendorf, abgeholt.
Loffenau. Loffenau und Staufenberg schlossen sich zu einem Obstgroßmarkt zusammen. Die Erzeuger haben alles anfallende, gut sortierte Obst an eine Sammelstelle abzuliefern. Zweck des Zusammenschlusses ist, auf diese Weise nur Qualitätsware zum Absatz zu bringen.
Egenhausen. Durch Blitzschlag geriet die auf dem sogenannten „Braunen Mus" stehende Scheune des Gg. Volz in Brand. Es gelang nicht, die Flammen zu löschen. Die Scheune brannte vollständig nieder.
16. Juni 1951
Neuenbürg. Der durch Wildschweine verursachte Schaden in der Gegend um Neuenbürg ist beträchtlich. Auf den Kartoffeläckern wurde teilweise die Hälfte der Saatkartoffeln herausgewühlt. Die Wiesen sind so stark „umgepflügt“, daß sie nicht maschinell, sondern nur mit der Sense gemäht werden können.
Die Kriminalpolizei meldet:
Durch Beamte der Fahndungsabteilung der Kriminalpolizei Nürnberg wurde am Freitag in der Luitpoldstraße ein 29 Jahre alter Italiener kontrolliert, der Stoffe verkaufte.
In seinem parkenden Personenwagen befanden sich zehn verschiedene Anzugstoffe, die mit aufgebügelten Stempeln versehen waren, auf denen stand, daß die Stoffe reine Wolle bzw. echt englische Ware seien. Bei einer Hausdurchsuchung wurden 70 solcher Aufbügelmuster THOROUGHLY SHRUNK gefunden, die der Italiener auf minderwertige Stoffe aufklebte und ihnen dadurch den Anschein wertvoller Stoffe gab. Außerdem wurde der Personenwagen des Betrügers beschlagnahmt, da weder Steuer noch Versicherung bezahlt waren. Die Polizei warnt in diesem Zusammenhang nochmals die Bevölkerung vor derartigen „Kaufleuten“, die nur darauf bedacht sind, den Käufer hereinzulegen. Je auffälliger der Stempel, desto unwahrscheinlicher die Echtheit.
Arbeitskräfte gesucht
Hauptamt Nagold
Männlich: 2 Maurer als Steinhauer, 4 Zimmerer, 2 Maler, 2 Gipser, 4 Schreiner, 1 Hoteldiener.
Weiblich: 1 perf. Friseuse, 2 Köchinnen, 1 Beiköchin, 3 Mädchen für Hausarbeit und Bedienung, eine Anzahl Haus- und Küchenmädchen für Saison- und Jahresstellen, sowie Hausgehilfinnen für Privathaushalte, mehrere Mädchen für Haus- und Landwirtschaft.
Nebenstelle Calw
Männlich: 1 Gärtnergehilfe (18—22 J.), 1 Pferdeknecht, 27 landwirtschaftl. Arbeiter, mehrere Heuerntehelfer, 1 Kunststeinmacher (Terrazzomacher), mehrere Bauhilfsarbeiter nach Möttlingen, 1 Autolackierer als Prüfer für Autofabrik, 5 Lackierer, 7 Maler (davon 1 mit Zimmer), 1 Möbellackierer, 3 Bau- und Möbelschreiner, 2 Möbelschreiner, 1 Maschinenarbeiter (Holz), 1 Autosattlermeister als Abt.-Leiter, 1 Alleinkoch, 2 Bäckergesellen, 1 Küchenbursche (ledig), 1 Kellner-Commis (eventuell Chef de rang), 3 Polsterer oder Sattler, 10 Blechschlosser oder in Blechverarbeitung bewanderte Metallarbeiter, die autogen schweißen können, 5 Karosserieflaschner.
Weiblich: 1 Stenotypistin, 1 Kontoristin (18—25 J.), 1 Etuimacherin, 1 Damenfriseuse,
1 Köchin für Gasthaus, 2 Köchinnen für Sanatorium, 4 Zimmermädchen für Hotels, 3 Saaltöchter, 3 Servierfräulein, 2 Büfettfräulein,
2 Büfettanlernlinge, 1 Frau für Bügel- und Nähstube in Hotelbetrieb, 1 Badefrau, 1 Spülfrau mit Kost und Wohnung, mehrere Küchenmädchen für Hotels, mehrere Hausgehilfinnen für Geschäfts- und Privathaushalte.
Näheres beim Arbeitsamt Calw zu erfahren!
Berufstätige haben die Möglichkeit, die Abendsprechstunden jeweils Donnerstag von 17—19 Uhr aufzusuchen.
Marktberichte
Stuttgarter Schlachtviehmarkt
Auftrieb am 12. Juni: 68 Ochsen, 165 Bullen, 260 Färsen, 421 Kühe, 1216 Kälber, 1681 Schweine, 9 Schafe.
Preise je Pfund Lebendgewicht: Ochsen: a 88—97, b 82—88; Bullen: a 90—99; Färsen aa 130—138, a 94—102, b 80—90; Kühe: a 79—87, b 70—78, c 60—68, d bis 57; Kälber Sonderklasse über Notiz: a 112—119, b 102—110, c 92—100, d bis 90; Schweine: a bl und bll 113—116, c 114—117, d und e 110—115, gl 103—107, gH bis 10»; Schafe nicht notiert.
Marktverlauf: Großvieh mäßig belebt, geräumt, Kälber schleppend, Uberstand, Schweine langsam geräumt, Fettschweine vernachlässigt.