Neue Laienbeisitzer für 1951 und 1952
Wahl der Schöffen und Geschworenen aus dem Gerichtsbezirk Calw
geschworenen des Schwurgerichts in Tübingen enthält 3 Geschworene aus dem Gerichts" bezirk Calw:
Durch das am 1. Oktober 1950 in Kraft getretene Gesetz zur Wiederherstellung der Rechtseinheit auf dem Gebiete der Gerichtsverfassung, der bürgerlichen Rechtspflege, des Strafverfahrens und des Kostenrechts vom 12. September 1950 ist auch das Verfahren zur Auswahl der Schöffen und Geschworenen vereinfacht worden. Anstelle der sogenannten Urlisten haben jetzt die Gemeinden nur noch Vorschlagslisten, in welche in Gemeinden mit 500 und weniger Einwohnern 5 Personen, in Gemeinden mit mehr als 500 Einwohnern mindestens 6 Personen. im übrigen für je 200 Einwohner eine Person aufzunehmen sind. Für die Aufnahme in die Liste ist die Zustimmung von ziwei Dritteln der gesetzlichen Zahl der Gemeinderatsmitglieder notwendig. Die vom Gemeinderat aufgelegten Vorschlagslisten werden eine Woche lang zu jedermanns Einsicht aufgelegt. Der Zeitpunkt der Auflage ist von den Gemeinden vorher in ortsüblicher Weise öffentlich bekanntgemacht worden Die Wahl der Schöffen und Geschworenen selbst erfolgt vor einem Ausschuß, der aus dem Amtsrichter als Vorsitzendem, dem Landrat als Verwaltungsbeamten und ferner aus 10 Vertrauenspersonen als Beisitzern besteht. Die 10 Vertrauenspersonen werden vom Kreisrat gewählt. Dieser Ausschuß tritt in jedem zweiten Jahr im Dezember beim Amtsgericht zusammen. Der Ausschuß prüft zunächst etwa vorliegende Einsprüche gegen die öffentlich aufgelegten Vorschlagslisten der Gemeinden nach und nimmt dann die Wahl der Schöffen und Geschworenen vor. Zur Wahl können nur solche Personen kommen, die in den Vorschlagslisten der Gemeinden aufgeführt sind. Auf Grund einer Übergangsbestimmung des Vereinheitlichungsgesetzes endet das Amt der für das Jahr 1950 berufenen Schöffen und Geschworenen erst mit dem 31. März 1951. Die für jedes Amtsgericht erforderliche Zahl von Haupt- und Hilfsschöffen wird durch den Landgerichtspräsidenten bestimmt. Die Zahl der Hauptschöffen wird so bemessen, daß voraussichtlich jeder mindestens zu zwölf ordentlichen Sitzungstagen im Jahr herangezogen wird, die Sitzungstage selbst werden für das ganze Jahr im voraus festgestellt. Die Reihenfolge, in der die Hauptschöffen an den einzelnen ordentlichen Sitzungen des Jahres teilnehmen, wird durch Auslosung in öffentlicher Sitzung des Amtsgerichts bestimmt
Für die nächsten 2 Jahre sind beim Schöffengericht Calw, welches für die Amts- gerichtsbezirke Calw und Nagold zuständig ist, im vergangenen Monat als Hauptschöffen gewählt worden:
Aus dem Gerichtsbezirk Calw:
1. Friedrich Wacker, Landwirt in Holzbronn (geb. 1911),
2. Maria Strecker. Hausfrau in Bad Liebenzell.
3. Georg Gackenheimer, Schreinermeister in Alzenberg,
4. Ernst Müller, Landwirt in Simmozheim, Aus dem Gerichtsbezirk Nagold:
jj. Gottlob Renz. Schreinermeister in Haiter- bach,
6. Otto Weinstein. Friseurmeister in Altensteig.
7. Erwin Braun, früherer Gemeindepfleger in Ebhausen.
8. Paul Bühler. Landwirt in Gültlingen
Daneben sind noch 8 Hilfsschöffen gewählt worden, die aus Calw oder in nächster Umgebung sind und die einspringen müssen, wenn ein zu einer Sitzung ausgeloster Hauptschöffe wegen Krankheit oder sonstigen Gründen nicht erscheinen kann.
Für das Jugendschöffengericht Calw sind
als Hauptjugendschöffen gewählt worden:
1. Hermann Scholz. Kaufmann in Calw,
2. Richard Wolf, Lehrer in Bad Liebenzell,
3. Ilse Hägele. Witwe in Ca'lw. Lederstr. 38,
4. Karl Mast. Werkführer in Unterreichen- bach,
sowie als Hilfsjugendschöffen Gerhard Vingon, Kaufmann in Calw und Emma Epple, Hauptlehrersehefrau in Calw.
Im Monat Dezember vergangenen Jahres sind aber auch die bei den höheren Gerichten erforderlichen Laien-Beisitzer neu. gewählt worden und zwar bei den Amtsgerichten in derselben Weise wie die Schöffen. Auch die Wahlperiode der bei den höheren Gerichten (Strafkammer Tübingen und Schwurgericht Tübingen, beide beim Landgericht in Tübingen) tätigen Laienbeisitzer beträgt 2 Jahre.
Bei der Strafkammer des Landgerichts in Tübingen sind als Hauptschöffen gewählt: Aus dem Gerichtsbezirk Calw:
1. Paul Eisenhardt. Landwirt und Gemeinderat in Gechingen,
2. Matthäus Rentschler Stricker in Ältburg,
3. Albert Wacker, kaufmännischer Angestellter in Bad Teinach.
Aus dem Gerichtsbezirk Nagold:
1. Hermann Maier, Bürgermeister a. D. in Nagold,
2. Karl Rathfelder, Kaufmann in Wildberg, Die 24 Namen timfassende Liste der Haupt-
1. Friedrich Lörcher. Strickerobermeister in Calw,
2. Helmut Kurz. Kaufmann in Bad Liebenzell,
3. Friedrich Hermann, Bürgermeister in Neubulach.
sowie aus dem Gerichtsbezirk Nagold:
Georg Köbele, Kaufmann in Nagold. Calwerstraße 56.
Ferner wurde als Jugendschöffe für das Große Jugendschöffengericht in Tübingen aus dem Gerichtsbezirk Calw Georg Schnürie, Kaufmann in Calw, gewählt Die Laienbeisitzer sind aus allen Bevölkerungsschichten herausgewählt worden, wonach bei der vergangenen Schöffen- und Geschworenenwahl mit besonderer Sorgfalt geachtet worden ist. Ebenso Ist Wert darauf gelegt worden, daß nach Möglichkeit alle Gegenden der Gerichtsbezirke bei der Auswahl der Gemeinden der Beisitzer berücksichtigt worden sind. Auch die Beteiligung der Frauen als Laienbeisitzer macht Fortschritte: Ais Hauptschöffe beim Schöffengericht Calw, als Hauptjugendschöffe beim Jugendschöffengericht Calw sowie als Hilfsjugendschöffe ist je eine Frau ausgewählt worden. Auch hier ein Anfang zur Gleichberechtigung der Geschlechter. Es ist nicht zum Schaden der Rechtsprechung, wenn gerade Frauen an der Findung eines gerechten Spruches mitbeteiligt werden.
Aus dem Leben unserer Gemeinden
Stadtgemeinde Bad Liebenzell
Gleichsam als Krönung eines anbeits- und baufreudigen Jahres konnte vor kurzem gerade noch vor dem Wintereinbruch das Richtfest für die 3 Vierfamilienhäuser im Olgahain gefeiert werden. Diese Häuser werden über die Kreisbaugenossenschaft auf Rechnung der Gemeinde gebaut und sollen bis zum kommenden Frühjahr bezugsfertig werden. Der Füllhausneubau der Kurverwaltung ist bis auf Kleinigkeiten fertiggestellt; die 4 eingebauten Werkswohnungen sind bereits ■bezogen. Der neue Betrieb ermöglicht eine wesentlich wirtschaftlichere Ausnützung der uns von einer gütigen Natur gespendeten Bodenschätze. „Liebenzeller Sprudel“ und die „iBa-Lie Limonaden“ sind schon in einem weiten Verbreitungsgebiet Begriffe für Qualität geworden Jede Flasche, die auf einem Tisch steht, ist zugleich eine kleine Reklamesäule für unser Bad.
Die Kurverwaltung wird die heuer begonnenen Forschungsarbeiten im Einzugsgebiet der Liebenzeller Mineralquellen unter Leitung des Landesgeologen fortsetzen Die Wissenschaft nimmt an. daß noch wertvolle Quellschätze zu erschließen sind. Die nächste Maßnahme ist die Neufassung der Quelle „Kleinwildbad“ selbst. Diese wurde im Jahr 1866 neu erbohrt, hat die ergiebigste Schüttung und gilt mit als die wirkungsvollste Heilquelle des Bades. Zusammen mit der im Kleinwildbad gepflegten „Fokalmassage“ konnten auch in diesem Jahr wieder viele erfolgreiche Heilkuren beobachtet werden. Überhaupt war zu bemerken, daß der größte Teil unserer Gäste seine Zeit zur Durchführung ernsthafter Kuren gut ausnützte Die Gesundheit ist eben heute das wertvollste Gut des Menschen.
Unsere Kuranlagen zeigten in diesem Sommer zum erstenmal wieder ein friedensmäßiges Gesicht, Stadtobergärtner Schwämmle und seine treuen Helfer haben gezeigt, daß sie auch noch was anderes können als nur Kohlköpfe ziehen] So ergibt sich auch kaum irgendwo ein so harmonisches Ineinanderfließen von Natur und Menschenarbeit, wie an diesem Plätzchen und es ist deshalb kein
Wunder, daß die Kuranlagen mit ihrer schönen Kurhausterrasse, mit ihren Spielplätzen, wie auch mit ihren Konzertdarbietungen immer mehr ein Mittelpunkt angeregter Lebensfreude werden.
Die Schönheit des landschaftlichen Bildes unseres Kurortes hat durch die Nagoldkorrektion, die im Frühjahr rechtzeitig vor Beginn der Hauptkurzeit fertiggestellt werden konnte, noch wesentlich gewonnen. Hier zeigt sich wieder einmal, daß Eingriffe in die Natur, wenn sie mit sorgsamer Hand vorgenommen werden, sich auch zum Guten auswirken können. Die Stadt- und Kurverwaltung werden künftig die Nagold und ihre Ufer in besonders sorgsame Pflege nehmen, so daß sie sich zusammen mit der neu geschaffenen Nagoldpromenade als erweiterte Kuranlagen präsentieren werden. Und was das wichtigste ist. wir sind hochwasserfrei und brauchen nicht mehr, wie sich in den letzten Hochwasserzeiten zeigte, ängstlich auf jeden größeren Regen oder bei Tauwetter Ausschau halten, was wohl die Nagold im Sinn habe; jetzt fließt auch ein großer Wasserstrom ohne Schaden anzurichten an uns vorbei. Wenn wir schon beim Wasser sind: Auch die Trinkwasserversorgung der Stadt wurde verbessert. Eine neugefaßte Quelle bringt mindestens 6—8 Sekunden-Liter Wasser, die jederzeit dem Versorgungsnetz zugeführt werden können.
Was uns in der nächsten Zukunft Kummer und Sorgen macht? Bei der Stadtverwaltung in erster Linie die Wohnungsnot und bei der Kurverwaltung der weitere Ausbau der Kureinrichtungen entsprechend den sich dauernd steigernden Bedürfnissen.
Gemeinde Unterreichenbach
In dem Siedlungsgelände Maile, das in diesem Jahr durch den Bau einer Straße und Führung der Wasserleitung und Kanalisation erschlossen worden ist, wunde mit dem Bau von 6 Siedlungshäusern begonnen, die ihrer Fertigstellung entgegengehen. Zwei der Häuschen sind bereits bezogen. Trägerin der Bauherrschaft war die Kreisbaugenossenschaft Calw, der für ihre Arbeit ein uneingeschränktes Lob gebührt. Leider wird durch den Bau