Aus den Parteien

Kommunist'sche Kundgebung iu Calw.

Letzten Samstag veranstaltete die Ortsgruppe Eattv der «PD eine L c u r n - L i e b k n e ch t - L u x e m b u r g-F e l e r. Lte»u waren der Reichstagsabgeordnete Josef schlaffer- Stuttaart die «chalmeienkapelle der roten Sportler von Zuffenhausen sowie die spieltruppe »Rote Leuchtkugeln" von Stuttgart erschienen. Der Feier ging ein von Rot- frontkämpfern eröffneter Fackel zug durch die Stadt vor­aus dem seitens der Einwohnerschaft reges Interesse ent- gegengebracht wurde. Die Zahl der Mitläufer und Zu­schauer überstieg de» immerhin recht ansehnlichen Zug der Kommunisten um ein vielfaches- die einheimische Polizei, ver­stärkt durch Beamte des Landjägerstationskommandos, sorgte für einen reibungslosen Verlaus der Straßendcmonstration. Auf dem Markt wurde-dic Internationale gesungen und in einer Agitationsredc zum Besuch der Feier aufgesordert; dann begaben sich die Kommunisten in den Badischen Hof, besten grober Saal bald überfüllt war. Note Tücher mit kommunistischen Parolen gegen Faschismus und Religion hingen an den Wänden. Nach kurzer Ehrung der vor 12 Jah­ren ermordeten deutschen Führer der Partei, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, sowie des verstorbenen Führers des Weltproletariats Lenin, die in dem Gelöbnis ausklang, im Sinne der Toten fortzuarbeiten, entfalteten Tchalmeien- kapelle und Spieltruppe, letztere mit einer groben Anzahl propagandistischer Sprechchöre, eine lebhakte Werbetätigkeit für den kommunistischen Gedanken. Den restlichen Teil der Veranstaltung nahm eine breit angelegte Rede des Neichs- tagsabgevrdneten Schlaffer, des Führers der KPD. in Württemberg, ein. Der Redner bezeichnet« als Zweck der Kundgebung die Absicht, der NSDAP das politische Betäti­gungsfeld in Calw nicht allein zu überlasten. Die Partei­leitung werde künftig in erhöhtem Maße bemüht sein, Aus­sprachen mit Nationalsozialisten herbeizusühren, denn sie sehe hierin die beste Methode, ausklärend zu wirken und das wahre Gesicht des Nationalsozialismus zu enthüllen. Das Referat Schlasfers bestand aus zwei Teilen, im ersten zeigte er die Ziele der KPD. auf, während der zweite eine ein­gehende Auseinandersetzung mit der NSDAP, brachte. Die Ziele der Kommunisten sind ja größtenteils bekannt. Sie richten sich auf den Sturz des heutigen Staates und erstreben «ine völlige Aenderung der bestehenden Grundlagen von Wirtschaft und Politik. Der Kommunismus kennt im Gegensatz zur bürgerlichen nur die proletarische Weltan­schauung und erwartet von der Einführung der sozialistischen Gesellschaftsordnung die Erlösung der arbeitenden Klassen: Friede, Freiheit und Brot. Die Mach: des Kapitalismus soll gebrochen, der industrielle Erzeugungsapparat enteignet und die planmäßige Produktion nach Sowjetvorbild einge­führt werden, schlaffer hält eine solche Umstellung ohne weiteres für möglich, den» die deutsche Industrie produziere heute schon vorwiegend kollektiv (Vertrustung!: Individua­lismus und Idealismus seien erledigt. Siegen werde heute, wer die höhere Produktionsweise zu bringen vermöge Das sei die KPD. mit der Planwirtschaft der Sowjets, die jedem Arbeitenden Brot und Freiheit sichere, Sowjelrubland kenne keine Arbcitslosennot, es werde 1L31 sogar gezwungen sein, 700 lM qualifizierte Arbeiter aus dem Ausland herauzu- ziehen. In den Kinderschuhen des Sozialismus habe dieses Land jetzt schon Niesenleistungen auf wirtschaftlichem Gebiet vollbracht. Und das aus eigener Kraft, während in Deutsch­land trotz der Hrreinnahme von 20 Milliarden Jndustrte- krcdlten die Wirtschaft lahmliege. Nach Schlaffer bleibt nur der Ausweg aus der Gegenwartsnot. daß der Sozialismus das Erbe des Kapitalismus antritt. Allerdings gehe das nicht ohne die Einheit des arbeitenden Volkes: Sowjetrußland werde den Sozialismus nicht mit Bajonetten bringen, der Deutsche müsse sich selbst seinen Staat erkämpfen. Dieser Kampf ist eine nationale Angelegenheit. Schlaffer ruft: Gebt den Arbeitern die Fabriken, den Bauern Grund und Boden, gebt ihnen allen Waffen dann haben sie ihr Baterlandl Wie der Redner glaubte, steht die große Entscheidung nahe bevor. Der Endsieg müsse der KPD. gehören, denn sie sei allen ihren Gegnern überlegen. Was sich heute im Staate ab­spiele, sei der Kampf um die Futterkrippe zwischen SPD. und NSDAP., zwischen Sozial- und Nationalfaschismus. Die nationalsozialistische Jugend dränge unter idealisierten Vor­wänden wieder zu den Aemtern, die ihre Vorfahren schon innegehabt hätten und für die sie vorgebtldet sei. Hitler sei der Diktator des Finanzkapitals und seine Sturmabteilun­gen hätten die Aufgabe, sie westliche Kultur (Kapitalismus! vor dem Bolschewismus zu schützen. Der Nationalsozialis­mus werde niemals die Revolution machen, welche den Ar­beitenden die soziale Freiheit bringe. Die NSDAP, sei auf dem besten Wege, »kanalisiert", d. h. der heutigen Staats- und Wirtschaftsordnung eingepaßt zu werden und werde sich dann gegen die revolutionäre Arbeiterschaft einsetzen lassen. Die Legalitätserklärung Hitlers, die Aendcrungcn im Programm der NSDAP, und das Verhalten ihrer Vertreter im Reichs­tag seien bezeichnend: vielleicht würden schon im nächsten Monat nationalsozialistische Minister im Netchskabinett eln- ziehen und der Arbeiterschaft dürften dann seht bald die Augen geöffnet werden. Schlaffer wandte sich u. a. gegen die Blutpsychose der NSDAP., In der diese ihr bestes Binde­mittel habe. Er forderte seine Genossen auf, Reibereien zu vermeiden, damit das Propagieren der Nationalsozialisten mit der angeblichen Mordgier der Kommunisten sinnlos werde. Der SPD. müsse die Mastenbasis genommen wer­den. Sozial- wie Nationalfaschismus werden nicht siegen, so führte Schlaffer aus, denn ein KO-Millionen-Volk, das nicht untergehen kann, wird sich auf die Dauer nicht in die Irre führen lassen. Das Elend radikalisiert immer breitere Wäh­lermassen, sie müssen und werden den Ausweg zur Freiheit durch den Sozialismus finden. Im Anschluß an die mit stürmischem Beifall ausgenommene Rede fand eine Aussprache statt, in welcher sich Kfm. Wurster, der Führer der Orts­gruppe Calw der NSDAP., in längeren Ausführungen mit Schlasfers Angriffen beschäftigte und diese zu widerlegen suchte. Im großen Endkampf schien ihm der Sieg des Hakcn- Er«uzes über den Sowjetstern gewiß. Eine Einladung an

Schlaffer zu freier Aussprache mit Prof. Mergenthaler in der nächsten Versammlung der NSDAP. Calw nahm dieser an.

Kunst und Wissenschaft

Württ. Bolksbühne.

Heiterer Klassiker-Abend.

Die Württ. Volksbühne hat »ns letzte Woche neben einem reizenden Weihnachtsmärchenspicl für die Ktnderwclt einen heiteren Klassikerabend beschert. Klassische Lustspiele sind Seltenheiten, denn die Heiterkeit zu pflegen war der deut­schen Klassiker Sendung nicht. Neben G. E. Lessing haben von ihnen eigentlich nur der junge Goethe und Heinrich von Kleist der Nachwelt gute deutsche Komödien Hinterlasten. Sv war denn auch die Wahl der Volksbühne auf das Goethcsche Lustspiel »Die Mitschuldigen" und denZerbroche­nen Krn g" von Heinrich von Kleist gefallen. Um es vor- wegzusagcn, der Abend war ein ganzer Erfolg Die Ein­studierung der beiden einander so verschiedenen Lustspiele war eine sehr glückliche. Goethes fein geschlissenes Alexan- drinerspicl zeigt gallischen Stil, lateinische Klarhe,: der szcne und Prägung der Sprache, doch darüber hinaus trägt eS den vertieften Charakter einer deutschen Komödie. Neben der straffen dramatischen Gestaltung fällt besonders die virtuose Zeichnung der Figuren auf und verrät, daß der 20jährtge Leipziger Student bereits ein ungewöhnlicher Könner war. Goethe gab hier ein kleines Stück Rokoko von anmutiger Leichtfertigkeit und frivoler Ironie, aber auch vvll der Melancholie des enttäuschten Menscheuherzenö. Ende gut. alles gut: sie haben einander alle mehr oder weniger betro­gen, der gehörnte Betrüger Söller der ältlich-eitle Alcest, die tugendsame Sophie und der sensationslüsterne Wirt. Das verliebte und verlogene Spiel ist aus, ein paar verflackernde Herzenstönc, wie menschlich ist diese Versöhnung, ein Ver­gleich mit verkniffenem Auge, ein Lächeln nicht ohne Träne, aber voll des heiteren Wissens über die Unzulänglichkeiten dieses Daseins.

Intendant Hans Herbert Michels führte Regte, straft, mit weise verhaltenen Tempis und voll entzückender Ein­fälle. Herrlich der betrogene Betrüger Söller Kurt N'a s ch e ö, Galgenvogel und liebenswerter Tagedieb, mit Angst und Frechheit gleich begabt, armer Lump, wenn er um den Verlust der Frau zittert. Kurt Bittler gab seinem Alcest die geckenhaften und blasierten Allüren des vtclerfah- ren-en Lebemanns. Seinedler Anstand" konnte bezaubern, und da er köstlich Maske gemacht hatte, war ihm ein großer Lachcrfolg gewiß. Die tugendsame, unbefriedigte Frau Sophie war Erna Pyrkosch: gleich anziehend im spielerischen LiebeSgeplänkel wie in der Abwehr aus verletztem Stolz und jäher Enttäuschung. Hans Neumetster verlieh dem Wirt die Unrast des von Sorgen geplagten Sanguinikers: prachtvoll, wenn er seinem Grimm durch Stäupen eines Sessels Lust macht. Das Publikum amüsierte sich köstlich: immer wieder rief anhaltender Beifall die Spieler auf die Szcne.

Heinrich von Kleists LustspielDer zerbrochene Krug" hat mit Goethes heiterem Merkchen nur insoweit Verwandtschaft, als auch hier die Mängel dieser Welt und ihrer Menschen lachend fcstgestellt werden. Das geschieht ge­genüber den leisen Andeutungen tn den Mitschuldigen bet Kleist fast lärmend: hier herrscht ein kerniges, derbes Lachen, eine Lust der Farbe, eine jache Linie der Entwicklung bis zum Springen der Mine. Ein Stück Naturalismus aus dem 18. Jahrhundert trotz der noch tn den üblichen fünffüßigen Jam­bus (Vers der klassischen Tragödie! geklemmten Sprache. Mi­lieu und Gestalten sind aus dem Leben gegriffen: Einfältiges, naiv-egoistisches Volk, aus kleinlicher Ursache in einem Dorf­gerichtssaal streitend: Richter ist der nichtsnutzige Dorfjurtst Adam, der sich in grandios gesteigerter Gerichtsszene selbst den Hals ins Eisen judiziert und mit Schimpf und Schande aus dem Amt gejagt wird. Daß dieser Adam Ankläger und Verteidiger, Angeklagter und Richter in einer Person sein muß, ist der Angelpunkt des Lustspiels. Mit vollendeter Ge­schicklichkeit wird die vergangene Handlung enthüllt und in ihren Folgen vergegenwärtigt. Die Gestalt des Dorfrichters, in den Mittelpunkt des Lustspiels gestellt, ist von geradezu genialer Komik. Wie der von Aengstcn gepeinigte Richter und Schuldige mit Brutalität und Schmeicheleien den Gang des Gerichtsverfahrens zu seinen Gunsten zu beeinflussen sucht, wie er sich aber immer mehr in den eigenen Schlingen verfängt und schließlich die belastende Aussage der Haupt- zcugln ihn vollends entlarvt, das ist mit einer Meisterschaft geschildert, die immer wieder die grüßten Charakterdarsteller gereizt hat. diese unvergleichliche Rolle zu gestalten.

Intendant Hans Herbert Michels spielte uns den Dorf­richter vor, alter schlampiger Fuchs, der um Amt und Re- pntatipn kämpft, brüllend und grob oder mit verschwimmen- den Aeuglcin des Wohlwollens: prächtig, w>e er immer wie­der die Schelle schwingt, um der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen, satte Dreistigkeit im Gesicht. Später, wenn es im­mer mehr um den Kragen geht, ist er von einer fliegenden Zerfahrenheit, seine Angst gebiert die ungeheuerlichsten Dummheiten, türmt sie übereinander bis alles zusammen­bricht und er vor den drohenden Prügeln flüchten muß. Eine schauspielerische Leistung vo« hohe» Graden, welche das Ni­veau der ganzen unter Regie von Hans Neumeister stehenden Aufführung bestimmte. Die übrigen Darsteller, von denen hier HansJeglinger (Gerichtsrat), Gustav Bittler (Schreiber), Gerda Burk Hardt (Frau Marthc), Lent Steinbcrg (Eve) Helene Schu-

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manu (Krau Brigitte) und Kurt Rasche (Ruprecht) ge» nannt seien, fügten sich mit ihren darstellerischen Leistungen gut tn den Nahmen des Spiels ein. Ter Beifall war anhal­tend und verdient herzlich. Wie wir erfahren, wird die Volksbühne bei ihrem nächsten hiesigen Gastspiel ein moder­nes amerikanisches Lustspiel »Der Mustergatte" und baS Grtllparzersche SchauspielWeh dem, der lügt" zur Auffüh­rung bringen.

Wandernde Orqane

Bon vr. inoll. G. Kaufmann-Dresden.

Eine unglückliche Krankheitsbezeichnung kann fast eben­soviel Unheil anrichien wie eine schwere Krankheit. Man denke nur an das MortWanderniere". Ein furchtbarer Gedanke! Tie Niere beginnt zu wandern, gerät ins Rutschen und senkt sich immer tiefer im Leibe. Das muß doch Schmerzen machen. Oder die Magensenkung. Auch vom Magen wird behauptet, er ziehe sich allmählich immer tiefer aus seiner vorschrifts­mäßigen Lage in die Unterbauchgcgend herab. Ta muß er doch versagen und krank werden. Alle diese höchst unbehag­lichen Befürchtungen entstehen ans der Vorstellung, die Or­gane seien im Bauche ausgehängt, etwa wie die Kleider in einem Klciderschrank. In Wirklichkeit sind es ganz andere Krä'^. welche die Organe an Ort und Stelle halten.

len oberen Abschluß der Bauchhöhle bildet das Zwerch­fell. Es stellt eine nach oben gewölbte Kuppel dar, die rechts etwas höher empor ragt als links. Diese Kuppel wird aber nicht durch Stützgewebc, sondern durch die Saugwirkung im luftle-rcn Raum der Brusthöhle in Spannung gehauen. Füllen sich die Lungen mit Luft, so flacht sich auch die Zwerch­fellkuppel ab, bei der Ausatmung dagegen hebt sie sich. An diesen Bewegungen nimmt nicht nur das Zwerchfell teil, son­dern auch die meisten Vauchorgane, deren Lage durch die Saugwirknng und die Stellung des Zwerchfells weitgehend bestimmt wicd. Ten Gcgenhalr gibt die vordere Wand des Bauches. Besitzt dieser straffe und elastische Muskeln, so ist ein guter Halt vorhanden: sind sic aber überdehnt und erschlafft, so versagt diese Stütze, und die Organe des Bauches senken sich.

Bei den Nieren liegen die Verhältnisse etwas anders. Diese Organe veränüern ihre Lage bei der Atmung kaum, werden aber auch nicht durch Bänder besonders gehauen, sondern sind lediglich in Nischen an der oberen Rückwand untergebracht und in eine Fettkapsel verpackt. Ist die Nische sehr flach oder schwindet die Fettkapsel, so kann der untere Pol der Niere etwas hcrabtrcten und von außen fühlbar werden. Diesen Vorgang hat man leider als Mandern der Niere be­zeichnet und ihm eine gewisse Bedeutung als Ursache für allerhand Nückenschmerzen gegeben. Im Lause der Zeft Hai cs sich aber herausgestellt, daß eS sehr viele Menschen, und war in erster Linie Frauen, gibt, die eine tiefer sitzende Niere Hab.», jedoch nichts davon wissen und auch niemals an Schmerzen in der Niereugegend gelitten haben.

Es erhebt sich nun die Frage, ob von diesen Gesichts­punkten ans die Senkung der Bauchorgane überhaupt als eine Krankheit anznsehen ist. Auf einer Tagung für Ver­dauungskrankheilen ist vor kurzem die Frage eingehend er­örtert und sch.ießlich von der Mehrzahl der Forscher verneint worden. Man kam zu dem Schlüsse, daß erst dann, wenn eine Betriebsstörung in den gesenkten Organen austritt, von einet Erkrankung und der No.Wendigkeit einer Behandlung die Rede sein kann. Gegen das Herabfinken der Organe vermag man nur durch vorbeugende Maßnahmen vorzugehen, unter anderem durch Atemübungen und allgemeine körperliche Kräftigung. Dagegen wurde das Annähen und Fixieren der Organe, wie man es früher zeitweise ansgeführt hat, ziemlich allgemein als zweck,os abgeleyut. Krankheit infolge einer Ver­lagerung und Senkung des Magens und der Därme liegt erst vor, wenn eine Betriebsstörung in diesen Organen nach­weisbar ist. Die Röntgenuntersuchungen haben überdies ergeben, daß die Eingeweide je nach ihrem Füllungszustand und ihrer Tätigkeit recht verschieden gelagert sein können. Tie Feststellung einer Magensenkung wirkt nun aber vielfach sehr beunruhigend, und zwar in erster Linie aus nervöse Leute. Sie glauben schwerkrank zu sein und sind es dennoch nicht, wollen sich auch nicht überzeugen lassen, daß die Arbeit ihrer Organe nach wie vor normal von statten geht. Oft liegen aber die Tinge umgekehrt. Der Magen ist erkrankt und erschlafft, und diese Erschlaffung äußert sich in einer Senkung. In die­sem Falle hat es keinen Zweck, diese zu behandeln, sondern das Grundleidcn muß gebessert werden.

Auch die Ansicht, daß einzelne Menschen, und zwar solche, die als Muskel- und Gewebsschwächlinge (Asthenischer Typus) bezeichnet werden, besonders zu einer Senkung der Eingeweide neigen, wird neuerdings bezweifelt. Die von vielen Menschen als ernste Krankheit empfundene Senkung der Eingeweide rückt dadurch zweifellos in ein anders Licht und kann nunmehr etwas mit einer schlechten oder schlaffen Körperhaltung ver­glich?!? werden. Wer bereits in mittleren Jahren mit ge­beugtem Rücken und hängenden Schultern herumgeht, ist auch nicht wegen dieser schachten Haltung als krank zu bezeichnen. Die vornübergcbeugte Gestalt mit nachlässigem Gang wirkt aber unschön, weist auf eine gewisse Schlaffheit des ganzen Menschen hin und wirkt auch nicht gerade förderlich auf die Gesundheit ein. Im Alter freilich tritt bei den meisten Men­schen eine derartige Haltung ein.

Eine zweckmäßige Körperpflege und Körperübung, vor al­lem gekräftigte Atemmuskeln, schützen den an sich Schwächlichen vor frühzeitiger Erschlaffung der Gewebe und vor Organ­verlagerung. Gewisse Beschwerden, die sich durch die Senkung der Bauchorgane einstcllcn können, lassen sich am besten durch Bandagen ausgleichcn. Diese müssen aber genau angepaßt sein und gut sitzen, sonst schaden sie mehr, als sie nützen.

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Kraftfahrer und Kohlenoxyd.

Mancher Kraftfahrer hat schon in der Einstellhalle für seinen Wagen, in der sich Kohlcnoxydgas entwickelt hatte, den Tod gefunden: auch in Straßen mit lebhaftem Kraftwagen- Verkehr findet sich dies tödliche Gas häufig in größeren Men­gen, vor allem dicht über dem Boden wo es unter Umständen zu Gefährdungen der Fußgänger führen kann. Dem Urbcl- stand, daß Kohlcnoxydgas nur schwer zu entdecken ist, Hilst eine kürzlich gemachte Erfindung ab, die es dem Fahrer er­möglicht, die Entstehung des Gases, das sich infolge falscher Mischung von Benzin und Luft im Vergaser bildet, rechtzeitig zu erkennen. Die Vorrichtung besteht im wesentlichen aus einer kleinen, zweckentsprechend am Auspuffrohr befestigten Mcssingröhrc, in der beim Passieren von Kohlcnoxydgas an einem in der Röhre befestigten Platinschwämmchcn chemische Reaktionen vor sich gehen. Diese werden ans elektrischem Wege auf ein vor dem Führersitz angebrachtes Manometer übertragen, dessen Zeiger durch Ausschlagen das Auftreten von Kohlenoxyd i:n Auspuffrohr auf der Stelle anzcigt. Ter Fahrer hat cs dann u der Hand, durch Veränderung des Gas­gemisches eine velfteuuneuer« Bhreuuuua im Ber-'afer herbeizusühren, die Bildung von Lehlcnorud -u verinci und gleichzeitig Benzin zu jparell.