Dorstandsfltzung der 5 )M 7 Kammer
Reutlingen
Unter dem Vorsitz des Flaschnermeisters und Landtagö- abgeordneten Henne-Tübingen fand am 3». Dezember 1VS0 eine Borstandssitzung statt. Der Geschäftsführer, Syndikus Eberhardt, gab zunächst die wichtigen Eingänge fett der letzten Borstandssitzung bekannt. Im Interesse des Bildhauergcwerbes, sowohl für Holz wie für Stein, des Drechsler-, des Stuck- und des Steinmetzhandwerks hat sich ble Kammer an die Stadtverwaltungen des Kammerbezirks gewandt, im Nahmen des Möglichen bet der Vergebung von Aufträgen die erwähnten Handwerksgruppe» zu Arbeiten heranzuztehen. Ebenso ist die Kammer an die Gemeindeverwaltungen, Obcrämter, Finanzämter und sonstigen Behörden herangetreten, damit anfallende Buchbinderarbetten dem schwer darniederliegcnden Buchbinderhandwerk nicht vorenthalten werden. Wegen der Bekämpfung der Schwarzarbeit ist erfreulich, daß das WirtschaftSministerium behördliche Anordnungen getroffen hat, die die Bekämpfung dieser für das Handwerk sehr schädlichen Konkurrenz zum Ziele haben. Zur Frage der Preissenkung im Handwerk gab der Geschäftsführer einen gedrängten Bericht. Ans dem Bericht über das in der Notverordnung erlassene Gewerbesteuer- Nahmengesctz ist zu entnehmen, daß eine Entlastung der mittleren Handwerksbetrieb« von der Gewerbesteuer nicht ein- tretcn wird. Dringend gefordert wird, daß die in der Notverordnung vorgesehene Senkung von Realsteuern auch verwirklicht wird.' DaS Staatömintsterium wird ab'r ersucht, bet der Verwendung der Gebäudeentschuldungssteuer darauf hinzuwlrken, daß diese ungerechte Steuer, solange sie noch erhoben wird, in erheblichem Umfang dem Wohnungsbau Angeführt wird. Der von einzelnen Landesfachverbändrn gewünschten Aenderung der Lehrlingshöchstzahlbestimmungen wird zugestimmt. Es mutz angesichts der bestehenden Wirtschaftsverhältnisse bringend verlangt werden, daß die Angehörigen des Handwerks sich unbedingt an die Lehrlings- höchstzahlbestimmnngen halten.
Auf Grund der rtngegangenen Berichte von den Organisationen des Handwerks ist über das Handwerk des Kammer- bczirks in der allgemeinen Wirtschaftskrise am Jahresende folgendes zu sagen: Mit ungeheurer, vernichtender Wucht brach im vergangenen Jahr die Krisis auch über das Handwerk herein. Wenn es letzt nach monatKangem schwerstem wi-rtschaftlichcn Ringen beim Eintritt ins neue Jahr eine Bilanz davon zieht, so ergibt diese das leider betrübliche Ergebnis. daß es in fast allen seinen Teilen schwer gelitten hat. Was das Handwerk nach dem furchtbaren Aderlatz der Inflationszeit sich unter harten Bedingungen wieder erarbeitete, droht letzt der WlrtschastSnot auss neue zum Opfer zu fallen. Zeichen einer zunehmenden Verarmung dieses in sozialer, wirtschaftlicher, wie kulturNicr Hinsicht für das deutsche Volk so wichtigen Bcrnfsstandes mehren sich in bc- denkl'cher Weise. Beweis dafür ist die erschreckend hohe Zahl von Zusammenbrüchen, Konkursen und Vergleichsverfahren im Laufe des letzten Jahres. Daneben acht gleichzeitig noch eine fortschreitende Verschuldung vieler Betriebe einher. Mit Recht darf deshalb das Handwerk verlangen, baß es nicht sich selbst überlassen wird, sondern datz man ihm die Lebrns- möglichkclten gibt, auf dl? cs seiner Bedeutung entsprechend ger^hterwei'e Anspruch hat-
Geschäftsgang. Bon Monat zu Monat wurde das Geschäft langsamer und schleppender. Die Aufträge gingen namentlich in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres sehr zurück, was zur Folge hatte, daß auch tm Handwerk die Entladungen von Arbeitskräften einen erheblichen Umfang annahmcn, ober Kurzarbeit elngeführt werden mußte. Hand in Hand damit nahm die Konkurrenz, der Wettbewerb immer schärfere Formen an. Die vorhandenen Arbeitsmöglich- keitcn reichten bei weitem nicht mehr aus, um alle Betriebe wenigstens einigermaßen mit Arbeit zu versorgen. Wie erbittert dieser Kampf geführt wurde, zeigt am besten die Entwicklung der Preisverhältnisse. Die letzte und tiefste Ursache der Wirtschaftsnot ist abgesehen von den furchtbaren Trtbutlasten zweifellos eine allgemeine Vertraucnskrisis. Diese gilt es zunächst ivegzuränmen, wenn wieder eine Besserung in W'r"cbast und Politik cintreten soll. Die Kammer
ist bestrebt, dabei mitzuhelseu und in gegenseitigem Vertrauen mit den anderen Wirtschaftsgruppen an der Uebcrwtn- dung der überall vorhandenen Schwierigkeiten mitzuarbeiten.
Aus Stadt und Land
Calw, den 12. Januar 1931.
Bürgermeisterwahl in Monakam.
Bei der am letzten Samstag stattgehabten Bürgermeisterwahl in Monakam erhielt E. Volle 74 Stimmen und Joh. Weber 73 Stimmen. Der bish. Ortsvorsteher Küste rer tritt vor Ende seiner Amtszeit zurück. Er zieht tm Februar noch Norddeutschland, wo er ein Gut gekauft hat. Die Bürgerschaft sieht ihn ungern scheiben, war er doch mit Rat und Tat allezeit hilfsbereit, und wünscht ihm und seiner Familie alles gute in der neuen Heimat.
Ehrung ein-s verdienten Lehrers.
Der Gemeinderat Birkenfeld hat einer Straße, an der von der Gemeinnützigen Baugesellschaft »Auf der kleinen Höhe" Wohnhäuser erstellt werden und die zukünftig von der Gräfenhäuserstraße bis zur „Sonne" führt, zu Ehre« des verstorbenen früheren Oberlehrers Göhner lBater von Bürgermeister Göhner in Calw) den Nan.en „Göhnerstraße" gegeben. Mit dieser Straße soll der Name des Dichters des Birkenselder Hrimatliedes „Mein Birkenseld, wie bist du so schön", der mit seiner Familie dort zu größtem Nutzen und Segen der Gemeinde lange Jahre gewirkt hat, der Nachwelt überliefert werden.
Versammlung der Bczirksgruppe Calw der Evangeltsch- kirchlfchrn Bereinigung.
Die Vezirksgruppe Calw der Evangelisch-kirchlichen Vereinigung in Württemberg veranstaltete letzte Woche zur Vor- beritung für die tm März stattfindende Wahl zum Landesbereitung für die im März stattfindende Wahl zum Landes- Stadtpfarrcr S ch i l l i n g--Liebenzcll geleitet wurde. Der Vorsitzende begrüßte die Versammlung und besprach kurz die Stellung der zwei Gruppen im Landeskirchentag. Er betonte, daß in den letzten Jahren eine bedeutende Annäherung der beiden Gruppen und ein gegenseitiges gutes Einvernehmen sich angcbahnt habe, daß aber trotzdem die Ausrechtcrhaltung der Gruppe 1 geboten sei, La unter anderem in Gruppe 2 noch Vertreter der alten liberalen Richtung vorhanden seien. Hierauf hielt Stadtpfarrer Römer von Stuttgart, der Schriftleiter des evang. Kirchenblattes für Württemberg, einen Bortrag über bas Thema: „Die Verantwortung unserer Kirche". In programmatischer Rede verbreitete sich der Redner über die Stellung des Pfarrers und des Laien in der Landes- und Volkskirche, über die Freikirchen, über die Aufgaben der Kirche im allgemeinen und besonders über ihre soziale Aufgabe, über ihre Stellung gegenüber der Schule. Die Ausführungen, auf streng biblischer Grundlage beruhend, betrafen alle wichtigen Punkte des kirchlichen Lebens und waren von hohem, sittlichem Ernst getragen. Stadtpfar- rer Römer ist von der evangelisch-kirchlichen Vereinigung tm Bezirk, der die Gemeinschaften verschiedener Prägung ganz nahe stehen, als Kandidat für den Bezirk Calw in Aussicht genommen. Die Versammlung, die von Stadtpfarrer Schilling mit Gebet geschloffen wurde, war von den Vertretern der Gemeinschaften namentlich aus den Landorten gut besucht. — Der Bezirk war seither durch Fabrikant Blank in Calw vertreten. Nach dem kirchliche» Wahlgesetz ist für vir neue Wahlperlodz nun ein Geistlicher zu wählen.
Hanswirtschastskurs für arbeitslose Mädchen.
Das weibliche Geschlecht wird von der Arbeitslosigkeit ohne Zweifel viel schwerer betroffen, soweit die Mädchen an ihrem elterlichen Haus aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen keinen Rückhalt mehr haben können. Oftmals sind auch die'erwachsenen Geschwister arbeitslos und in manchem Fall ist das Elternhaus nicht mchr da. Dazu kommt, baß Mädchen, die bisher in Fabriken und Büros tätig waren, bei ihrer Bemühung um eine haushaltliche Anstellung auf schwere Vorurteile stoßen. Um hier einen Weg zu versuchen, und solchen Mädchen den Ucbergang in den besten und zusagendsten Frauenberuf, dem Dienst In Haus und Familie, leichter zu machen, fand im Jugenderholungsheim
Mvnbachtal bei Liebenzell eiu lechswöchlger Fortbik- dungs- bzw. Umschulungükurö auf Hauswirtschaft statt. Veranstalter des Kurses war der Landesverband Evang. Arbeiterin,cenvereine in Württemberg in Ver bindnng mit dem Christlichen Verein für Jugendwohlsahrt e. V. unter weitgehender Unterstützung durch das Landeö- arbeitsamt Südbeutschland und den Württ. Evang. Ober kirchenrat. Die 32 Teilnehmerinnen auS Württemberg und Baden wurden im Kochen, Backen, Nähen, Flicken, Basteln und allgemeiner Hausarbeit sowie in theoretischen Fächern wie Lebenskunde. Berussfragen, Hausfrau und Mutter, Ge sundheitspflege und hergleichen unterwiesen, so gut es die an sich viel zu kurze Zeit erlaubte. Mehr als eine Einführung in dieses Arbeitsgebiet konnte nicht erwartet werden, aber ohne Zweifel ist bei vielen eine gründliche Einstellung auf diesen neuen Berussweg gewonnen. Es konnte auch eine Anzahl Mädchen gleich in Haushaltsstellungen etntreten.
Schulfeier« zur Neichsgründung.
Das Kultmiuiskerium hat angeordnet, daß am Samstag den 17. oder am Montag den 13. Januar d. I. an allen Schulen im Nahmen des Klaffenunterrichts der Gründung des Deutschen Reiches gedacht wird.. Es bleibt den Schulen unbenommen, eine für alle oder mehrere Klaffen gemeinsame Feier tn einfachem und würdigem Rahmen zu veranstalten.
Schülcrfertenkarte».
Aus Stuttgart wird berichtet: Nach einer am 1. April in Kraft getretenen Aenderung der Tarifbestlmmungen der Reichsbahn werden Schttlerserienkarten nur zum Beginn und am Schluß des Schuljahrs sowie zum Beginn und am Schluß größerer Ferien <von mindestens 7 Tagen Dauer) auöge- geben. Für die Pfingstferien werden bis auf weiteres ohne Rücksicht aus ihre Dauer ausnahmsweise ebenfalls Schülerferientarten gewährt.
Große Kälte.
Nachdem schon am Samstag morgen im ganzen Lande erhebliche Kälte eingetreten war, die zwischen S Grad fOber- land) nnd 12 Grad fSchwarzwald) schwankte, ist der Frost tn der Nacht zum Sonntag noch um 3—4 Grad schärfer geworden. Dabei besteht Aussicht, daß sich die Kälte vorerst behauptet. Leider fehlt tn den meisten Gegenden die den Boden schützende Schneedecke.
Wetter für Dienstag und Mittwoch.
Infolge des die Wetterlage beeinflussenden Hochdruckgebietes ist für Dienstag und Mittwoch immer noch vielfach heiteres und kaltes Wetter zu erwarten.
*
As'stiitt, 11. Jan. Zwei E.ubrüche wurden in der Nacht vom Dreikönigsfest hier verübt. Ein Lokalkundigcr hatte es ans die beiden Wirtschaften zur „Linde" und zum „Schatten" abgesehen. In beiden Fällen fielen ihm die Tageseinnahme» tn die Hände, mit denen er unbemerkt entkam. Erst am andern Morgen wurden die Betroffenen ans ihren Schaden aufmerksam. Die Polizei ist d m Täter ans der Spur, der tn e.ner Herrcuberger Wirtschaft einen weiteren Einbruch in gleicher Nacht versuchte, dabei aber vertrieben wurde und Teile seiner Briefschaften ver or.
SCB. Stuttgart, 1l. Jan. Wie schon vor einigen Wochen bekanntgeaeben worden ist, veranstalten die Württ. Staatsregierung, die Nelchk-behörb'n und die Stadt Stuttgart un'er Mitwirkung der Technischen Hochschule Stuttgart und der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim aus Anlaß der 6D. Wiederkehr des Tages der Neichsgründung am Sonntag, den 18. Januar, tn der StaLllialle eine gemeinsame G feier. Die Gedenkrede hat NniversttätSprofeffor Dr. Sckiön- fcld-Tübingcn übernommen.
SCB. Stuttgart, 11. Jan. Der am 8. Januar abends kurz nach 11 Uhr im Hanse Nötcstraße 40 auf die Tischdame Kreszentia Bcntele verübte Naubmordversuch ist aufgeklärt. Als Täter wurde b r ledige Kaufmann und frühere Studierende der Handelshochschule in Frankfurt a. M., Karl Dehner, geb. am 4. September 1L07 zu Nottcnbnra, wohnhaft in -er Mnhlstraße in Tübingen, ermittelt und festgenommcn.
wp. Stuttgart, 12. Jan. Am Sonntagabend kurz nach zehn Uhr ereignete sich Ecke Schloß, und Scnefeld'rstraße et» schwerer Straßenbahnzusammenstoß, bei dem ein Straßen- bahnkontrolleur ums Lebe» kam, während ei« weiterer
Milieu aus dem Mwe
Roman von Fr- Lehne, l'i. Fortsetzung) (Nachdruck verboten)
„Liber meine Mutter hat Sic getränkt. Herr Doktor I" sagte sie tapfer. „Verzeihen Sie ihr. ich bitte Scc darum! Und vergehen Sic csr In Papas nnd meinem Sinn hat sie sicherlich nicht gesprochen! Glauben Sic cs mir!"
Er wußte, was diese Worte der stolzen, verwöhn- ten Astrid Vermehren gekostet hatten, nnd es ,va. nrcht Sn», erstenmal, das; sie ihn um Verzeihung gebe.en hatte — ihr Gerechtigkeitsgefühl war aber doch »roch größer als ihr Stolz, und er freute sich darüber.
„Ich glaube cs, gnädiges Fräulein! Ich habe schv" vergessen! Als Arzt begegnet einem so mancherlei an Verständnislosigkeit, das; man das Sichwnnderi, verlernt." Um seine Mundwinkel zuckte cs wie ein überlegenes Lächeln.
Tic kleine Lampe ans Ursulas Nachttischchcn spen- orte spärliches Licht. Astrid sas; in, Halbdunkel, nnd i.-r weißes Gesicht leuchtete zn ihm herüber, wenn er den Blick hob. Der Umschlag musste erneuert werden. S;e wollte ihm behilflich sein, doch heiß errötend über mc dabei gezeigte Ungeschicklichkeit liest sie es bald — sic -rar ihn, mir in, Wege! Ursulas Körper glühte? eniem rasselnden Geräusch gleich klang ihr Atem, n-, „Aü's schlimm, Herr Doktor?" Besorgt fragte cs
x-iilf jeden Fall bin ich ö.agcbliebcn!"
. ganze Aufmerksamkeit galt der Kranken, k
auf deren fieberheiße Stirn, und w bliatc Astrid auf diese schmale und doch a.eib.ge, kraftvolle Männerhaiid,- ganz dunkel emvfai Ich ^'ii!s'l dcö Neides ans die Schwester ob di tcr Bcrichnma.
Wieder wurde Ursula unruhig. Sie schlug mit v<
rissen trafen Worte an Astrids Ohr, die sie erhebe machten.
„Peter Peterlcin, warum bist dn an mir voriibe gegangen, hast mich nicht gesehen — nnd ich Hab di doch so lieb." Seltsam ergreifend klang diese Klac von den zuckenden Müdch.nlippen. „Ach, Petcrlcsi ico habe dich viel lieber, als dich Astrid liebt — sie i st kalt: sie liebt dich gar nicht."
In Qual schlug Astrid die Hände vor das Gesich sie mußte das streng gehütete Geheimnis der Schwc stcr hören — in Gegenwart Alfred Nchfclds: „Glank mir, ste kann nicht lieben — sic denkt nur an sich - stc hat kein Herz! — Peter, du lieber, warte, ii komme."
Ter Arzt hatte Mühe, die Kranke zn bezwingen, die gegen ihn ankümpfte und aus dem Bett springe» wollte.
Ein Seufzer zitterte von Astrids Lippen. Was empfand sic bei dem Bekenntnis der Schwester — und was wurde den, Arzt enthüllt! Verstohlen blickte sie in sein Gesicht. Es war völlig »„bewegt. Er drückte Ursula in die Kissen, die immer wieder mit zärtlicher Stimme.nach Peter rief.
Astrid wagte nicht sich zu rühren. Sie sas, vorn- übergencigt, die Hände krampshast im Schoß gefaltet, auf einen Fleck starrend. Alfred N'hfeld sah nach ihr hinüber? ihr schönes Profil hob sich licht ans der Dämmerung,- das reiche, aschblonde Haar umgab lose den feinen Kopf.
Mas mochte in ihr Vorgehen bei Len anklagenden Worten der Schwester?
Hatte Astrid Vermehren wirklich kein Herz?
Es war, als fühlte sie seinen Blick. Wie magnetisch angezcgen hob sie den Kopf und blickte gerade in seine grauen, forschenden Augen.
Eine feine Röte stieg in Astrids Gesicht: sie senkte den Blick nicht. Ein leiser Seufzer zitterte über ihre
<- c-v »e.'et vrri'Mende" S 'New - von ihrer Seele, nnd ihren Augen lag ein Ausdruck, der ihn erbeben ließ.
Und in der Stille dieser Nacht wurde ihm verraten, was er eigentlich nicht wissen durste — um seiner Ruhe willen — denn so wie Astrid Vermehren ihn ansah, blickte nicht Haß —
Schwer hing das Schweigen zwischen ihnen — und im»,er noch sahen sic sich an.
Die roten Mädchcnlinpen leuchteten so lockend zn ihnen hin. Astrid Vermehren —
Er wußte ja langst, daß er sie liebte mit der ganzen Kraft seines Gefühls und seiner Leidenschaft, das; „nr sein eiserner Wille ihn zwang, dieses Gefühl zu meistern. Aber daß sie —
Schwindeln machte ihn -er Gedanke. Sich von ihr geliebt zu wissen —
Ach, vielleicht war es nur ein Trugbild seiner Sinne, war cs Einbildung.
Er war doch ein Mann der Wirklichkeit, der nur mit Tatsachen rechnete. Und die Tatsache war, daß er ein edles, gutes Weib sein Eigen nannte, nnd daß Astrid Vermehren eines anderen Braut war!
Der Zauber dieser Minuten war wieder verflogen — er hatte sich wieder in der Gewalt. Hier war die Kranke, die seiner ganzen Aufmerksamkeit bedurfte. Denn Ursula war sehr krank. Mit unheimlicher Gewalt tobte das Fieber: es schüttelte den fnngen Mäh- chenkörper, daß er förmlich in die Höh: flog — nnd dabei immer die zärtlichen Rufe nach Peter, die Astrid ins Herz schnitten!
Sie hielt das Gesicht in den Händen verborgen. „Arme Ursula!" hauchte sic.
Doch aber — wer war bcdanerndwertcr — Ursula oder sic? Mas wrß'e die Schwester von d"r Mackt des Gefühls, das sie in sich rck-^-rringen mn'cke, und daS dennoch immer größer und stärke? wurde!
(Fortsetzung folgt.)