Die Ernährungslage im Kreis Calw
daß für die Geflügelhalter pro Kopf des Haushaltungsmitglieds eine zu verantwortende Menge von def 1 Ablieferung freigelassen wird. Außerdem wurde beantragt, auf die besonderen klimatischen Verhältnisse und die vielfach geringe Futtergrundlage im Schwarzwaldkreis Calw gebührend Rücksicht zu nehmen. Bedauerlicherweise sind bei der Hühnerzählung am 3. Dezember 1946, wie die Kontrollen ergaben, vielfach zu niedere Zahlen angegeben worden. Es wird daher unvermeidich sein, daß noch Nachkontrollen durchgeführt werden müssen.
Der Viehbestand ist zahlenmäßig im Kreis Calw trotz der Ablieferungen in das Saargebiet und an die französische Armee nicht zurübkgegangen. Dagegen sind die vorhandenen Viehbestände vielfach überaltet und zum Teil nur noch Vieh von wenig züchterischem Wert vorhanden. Der Herr Landrat ist daher bei der Militärregierung und bei der Landesdirektion vorstellig geworden, um zu erreichen, daß an Stelle von A- und B-Tieren vor allem auch C- und D-Tiere abgeliefert werden dürfen. Diesem Ersuchen ist in den letzten 2 Monaten stattgegeben worden. Die Landwirtschaft leidet besonders schwer darunter, daß die Erlöse für das abgelieferte Vieh wesentlich niederer sind als die Preise für das neueinzukaufende Vieh. Auch-hier sind die verantwortlichen Dienststellen unablässig bemüht, einen Ausgleich zu schaffen. An Fleisch erhält der Selbstversorger monatlich 2000 g, der Normalverbraucher 540 g, der Schwerarbeiter I. Kat. 610 g, TI. Kat. 1200 g und der Schwerst- arbeiter III. Kat. 1300 g. Für die Zivilbevölkerung des Kreises werden monatlich 120 Stück Großvieh benötigt.
1 >a im Kreis Calw nur etwa 10% des Gemüsebedarfs angebaut werden, und kaum damit zu rechnen ist, daß wir zusätzlich Gemüse hereinbekommen, wird es in diesem Jahr notwendig werden, eine Regelung zu treffen, daß die Verbraucher, welche Anspruch auf Gemüse haben, genau festgestellt werden, und Besitzer von Privatgärten vom Ge- mitsebezug durch die Gärtnereien ausgeschlossen werden. Es werden hierbei selbstverständlich die Größe des Gartens und die Zahl der Haushaltungsmitglieder berücksichtigt werden. Es geht aber nicht an, daß Privatgartenbesitzer im selben Umfange Gemüse holen wie die übrigen Verbraucher, die keinen Garten haben. Die Not zwingt zu einem gerechten Ausgleich.
Eine besondere Sorge für das Kreisernährungsamt ist die Ernährung unserer Kranken in den Krankenhäusern und Krankenanstalten. Es wird alles getan, um die zusätzliche Verpflegung eicherzustellen. Im Monat
Januar wurden zusätzlich an Krankenzulagen gegeben: a) an Kranke in Krankenhäusern 19S0 kg Mehl, 219 kg Fleisch und Wurst, 525 kg Butter, 386 kg Käse, 329 kg Teigwaren, 123 kg Zucker, 7477 Ltr. Vollmilch; b) an ambulante Kranke 1286 kg Mehl, 1373 kg Fleisch, 2200 kg Butter, 496 kg Käse, 58 249 1 Vollmilch, 1998 kg Nährmittel, 32 Eier und 88 kg Quark.
Für die Versorgung der Kleinstkinder und Abwechslung in der Zuteilung der Kindernährmittel ist das Kreisernährungsamt unablässig bemüht, eine bessere Versorgung zu erreichen.
Die'Emährungslage wäre noch ernster, wenn unsere Landwirte ihrer Ablieferungspflicht nicht so restlos nach- kommen würden. Die Landwirtschaft leidet darunter, daß bei dem kargen Bo- dpn die dringende Zuteilung von Kunstdünger so gering ist. Sie betrug im abgelaufenen Jahr kaum 5% des Jahres 1938. Es fehlt die Saatguterneuerung. Der Maschinenpark der Landwirtschaft ist veraltet und zum großen Teil in kaum verwendungsfähigem Zustand. Die Zahl der Zugpferde ist zurückgegangen. Der Einsatz der Zugkühe vermindert die Milchleistung. Es fehlt an den notwendigsten Bedarfsgegenständen für den Haushalt und den Betrieb, wie Schuhe, Kleidungsstücke, Geräte und Maschinen. Viele Bauern und Bauernsöhne befinden sich noch in Kriegsgefangenschaft. Daher der Mangel an Arbeitskräften. Vielfach klagt der Landwirt darüber, daß er die dringend benötigten Bedarfsgegenstände nur erhält, wenn er landwirtschaftliche Erzeugnisse dagegen liefert. Erzeugnisse, die er selbst für die einzustellenden Arbeitskräfte während der Hauptarbeitszeit dringend benötigt. Es war daher verständlich, daß sich der Landwirt gegen die Schließung der Kundenmühlen so energisch gewandt hat. Alle Verbraucher, welche Beziehungen zur Landwirtschaft haben, haben den Landwirt darin unterstützt Die Verbraucher, welche aber ausschließlich auf ihre Lebensmittelkarte angewiesen sind, und sich in noch größerer Not befinden, waren anderer Meinung. Die Aufgabe einer verantwortlichen Landesdirektfon nnd des Krefs- ernährungsamtes war, in erster Linie für diese Kreise zu sorgen. Wenn die Mühlenschließungen nun am L April wieder aufgehoben werden, ist es die größte Pflicht, vor allem der Müller, und auch der Landwirte, sich an die gesetzlichen Vorschriften zu halten, damit die Ernährumgslage gesichert bleibt.
Die Aufgabe des Kreisernährungs- amtes ist, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu erfassen und die von der ' Landesdirektion zugeteilten Lebens-
Noch einmal Kinderkrankheiten der VolkskUchcnsoppe Allgemein merkt man. sie ist jetzt besser geworden, die Volkssuppe. Sie dürfte noch etwas mehr Abwechslung haben. An diesem Problem wird gearbeitet. Es muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß der Kreis Calw einer der wenigen ist, der Volkssuppen in diesem reichen Ausmaße zu j verteilen in der Lage ist, und zwar nur deshalb, weil eine Reihe unternehmender Kaufleute keine Mühe, keine Kosten, keine Kraft und keine persönliche Unbequemlichkeit scheut, um einen Teil der für die Suppe benötigten Substanzen , aus allen deutschen Zonen rechtzeitig zusammenzuschaffen. Es ist kein Vergnügen, in den jetzigen Kältewellen mit Lastwagen wegzufahren, um Ware herbeizuschaffen, und es wäre erfreulich, wenn die Bevölkerung die im Anfang nicht ganz unberechtigte Kritik nunmehr einstellen und etwas mehr die Leistungen derjenigen anerkennen würde, die ihre ganze Kraft einsetzen, um eine regelmäßige Ansgabe der Suppe zu ermöglichen. Inzwischen har ben auch wiederholt Untersuchungen durch das Chemische Untersuchungsamt Pforzheim die einwandfreie Zusammensetzung und die Nährkraft der Suppe bestätigt.
uüttel nach den ergangenen Vorschrif- tmi zu verteilen. Weder der Landrat noch das Kreisernährungsamt hat auf die Höhe der Zuteilung einen bestimmenden Einfluß. Es ist daher völlig falsch, für die Zuteilung der Ratioassätze diese Dienststellen verantwortlich zu machen. Es ist aber auch nicht richtig, die Landesdirektion dafür verantwortlich zu machen. Die Höhe der Zuteilung wird ausschließlich von den der Landesdirektion zur Verfügung stehenden Verräter bestimmt. Der Herr Landrat und das Kreisemährungsamt »ueht alle Wege ausfindig zu machen, die es ermöglichen, zusätzlich noch Lebensmittel ausgeben zu können. Und hier darf gesagt werden, daß der Kreis Calw an erster Stelle von allen Kreisen in der französischen Zone steht.
Die Volksküche hat die Aufgabe, in den dringendsten Notfällen helfend einzugreifen. In keinem Kreis werden so viele Volksküchensuppen verabreicht wie im Kreis Calw. Eine Prüfung durch das Chemische Untersu- ebungsamt Pforzheim hat ergeben, daß nnr vollwertige und giAe Nahrungsmittel zur Herstellung verwendet werden, Die Herstellerfirma liefert 50% der Erzeugnisse selbst und für die restlichen 50% hat das Kreisernährungsamt aufzukommen. Es wird angestrebt, daß schon im allernächster Zeit eine Abwechslung in den' Suppen eintritt. Die Firm« ist unablässig bestrebt, die Be- ^