Professoren wollen nicht Prügelknaben sein

Rektor der Stuttgarter Universität nimmt zur Bildungspolitik Stellung / Finanzpolitik muß geändert werden

Stuttgart (dpa).Katastrophenalarm hat der Rektor der Universität Stuttgart, Professor Dr. Fritz Leonhardt, gegeben.Die Professoren werden sich nicht mehr lan­ge als Prügelknaben einer unterernährten Bildungs- und Wissenschaftspolitik behan­deln lassen, sagte Leonhardt gestern in Stuttgart vor der Presse. Wenn die Politiker nicht rasch handelten, dann sei die Katastrophe unaufhaltbar.

Professor Leonhardt forderte, daß die Prioritäten in der Finanzpolitik grundlegend anders gesetzt werden. In der Bundesrepu­blik müsse für die Bildungspolitik weit mehr Geld bereitgestellt werden. Dies sei möglich, wenn man endlich den Mut habe, auf dem Rüstungssektor sparsamer zu haus- halten und auf dem Gebiet der Subventio­

nen und der Sozialausgaben nur dort Geld zu geben, wo wirklich Not herrsche. Nicht die Gunst des Wählers dürfe zum Maßstab genommen werden.

Professor Leonhardt stellte fest, daß der Mangel an Stellen und Räumen an der Uni­versität zu Mißständen geführt habe. Er erinnerte an die Empfehlungen des Wissen-

Ein Schritt in die Zukunft

Professor Ganzenmüller nimmt Stellung zum bildungspolitischen Sachprogramm

Stuttgart (dpa). Alsentscheidenden Schritt für eine realisierbare Bildungspolitik der Zukunft hat der Vorsitzende der ba­den-württembergischen CDU-Landtagsfrak- tion Prof. Erich Ganzenmüller das am Wo­chenende in Deidesheim/Pfalz auf einer Konferenz der CDU/CSU-Fraktionsvorsit- zenden aller Bundesländer von den Frak­tionschefs und Vertretern der CDU/CSU- Bundestagsfraktion erarbeitete bildungspoli­tische Sachprogramm bezeichnet. Wie die CDU in Stuttgart mitteilte, beweist das Er­gebnis der gemeinsamen Beratungen der Fraktionsvorsitzenden nach Ansicht Gan­zenmüllers, daß der Föderalismusdurchaus funktionsfähig sei. Gerade die Sachbeiträge aus den Erfahrungen aller Bundesländer hätten für ein wohlausgewogenes fort­schrittliches Programm mit der differenzier­ten Leistungsschule }m Mittelpunkt gesorgt. Ganzenmüller, der die Deidesheimer Tagung der Fraktionsvorsitzenden leitete, teilte mit, daß die Fraktionsvorsitzenden ihr Pro­gramm den Bundesparteien CDU und CSU zur weiteren Beratung zugeleitet haben.

Narrentreffen in Elzach

Emmendingen (dpa). Die traditionsreichen Narrenzünfte der Städte Überlingen, Rott­weil, Oberndorf und Elzach treffen sich über das Wochenende in Elzach (Kreis Emmen­dingen). Anlaß dafür ist die Einweihung eines neuen Narrenbrunnens in der Stadt. Der künstlerisch wertvolle Brunnen, dessen zentrale Figur ein lebensgroßerSchuddigg ist, wurde zum Großteil aus Spenden finan­ziert und von dem aus Elzach stammenden,

jetzt in Denzlingen bei Freiburg lebenden Bildhauer Erwin Krumm geschaffen. Mehr als tausend Maskenträger, Rottweiler Feder­hannes, Überlinger Hänsele, Oberndorfer Schantle und Narro sowie die feuerroten El- zacher Sehuddige, werden am Samstagabend bei Fackelschein der Enthüllung der Brun­nenfigur den malerischen Rahmen geben. Am Sonntagnachmittag werden sich die vier Zünfte nochmals in ihrer ganzen farbigen Pracht zum Spiel zahlreicher Musikkapellen den erwarteten 20 000 Zuschauern zeigen.

Flitterwochen im Gefängnis

Heilbronn (dpa). Unter Polizeibewachung schloß ein 32 Jahre alter Häftling aus dem Landesgefängnis Heilbronn mit seiner um elf Jahre älteren Komplicin und Braut vor dem Heilbronner Standesamt den Bund fürs Leben. Nach der Zeremonie mußte der Bräutigam wieder zurück ins Gefängnis, wo die Eheleute im Besuchszimmer ihre Hoch­zeit mit einer Kaffeetafel feiern durften. Dann wurde der frischgebackene Ehemann wieder in seine Zelle abgeführt und durfte seine mitangeklagte Frau erst wieder bei der Gerichtsverhandlung sehen. Der 32jähri­ge, der zusammen mit seiner Braut und einem 18jährigen Franzosen im Bundesge­biet Einbruchsdiebstähle begangen und sich als Automatenknacker betätigt hatte, wurde zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Frau erhielt wegen Hehlerei eine Ge­fängnisstrafe von neun Monaten. Sie muß die Strafe verbüßen, da der 43jährigen Frau wegen einer Vorstrafe keine Bewährung zu­gestanden werden konnte.

Polizeiberuf soll attraktiver werden

Innenministerium will für Verbesserungen eintreten / Sachliches Gespräch besser als Polemik

Stuttgart (dpa). Im Innenministerium wird zur Zeit ernsthaft geprüft, wie der Polizei­beruf attraktiver gemacht werden kann. Das erklärte Ministerialdirigent Dr. Kienle vom Innenministerium in einem Gespräch mit dem Landesvorsitzenden der Polizeigewerk­schäft im Deutschen' Beam'tenbünd (PDB), Benedikt Martin Gregg, nach Mitteilung der PDB will das Innenministerium dafür ein­treten, daß den vielseitigen Anforderungen und den erhöhten Risiken des Polizeidien­stes über eine Verbesserung des Laufbahn- und Besoldungsrechts und durch eine Ver­besserung der Beförderungsverhältnisse bei der Schutz- und Kriminalpolizei Rechnung getragen wird.

PDB-Landesvorsitzender Gregg, der auch mit verschiedenen Landtagsabgeordneten Gespräche führte, erklärt in der Mitteilung der Polizeigewerkschaft, wenn für die Poli­zeibediensteten im Land Verbesserungen auf den verschiedensten Gebieten erreicht wer­den solle, so bedürfe es sachlicher und kon­struktiver Verhandlungen im Landtag und in den Fachministerien, die letztlich darüber

zu entscheiden hätten. Dabei seien fruchtba­rere Ergebnisse zu erzielen als durch eine öffentliche Polemik, die die Fronten mögli­cherweise nur verhärte.

schaftsrats vom Juli 1967, wonach an der Universität Stuttgart im Bereich der Mathe­matik die Zahl der Stellen für Wissenschaft­ler aller Kategorien um 37 auf 69 erhöht werden soll. Von den empfohlenen 37 Stel­len seien aber einschließlich des Haushalts­entwurfs 1969 nur sechs geschaffen worden. Für den Bereich Physik hat der Wissen­schaftsrat vorgeschlagen, daß bis 1970 weite­re 20 Stellen für Wissenschaftler geschaffen werden. Bis 1969 seien aber nur sieben Stel­len bewilligt worden. Für das Fach Chemie hat der Wissenschaftsrat vorgeschlagen, daß bis 1970 zehn zusätzliche Stellen für Wissen­schaftler geschaffen werden sollen. Wie Pro­fessor Leonhardt sagte, ist bis jetzt nur eine Stelle bewilligt worden.

Als volkswirtschaftlich unsinnig bezeich- nete es der Rektor, daß für die Universität Stuttgart an Mieten jährlich über 500 000 DM aufgewendet werden müssen. Die Uni­versität sei gegenwärtig außer in landeseige­nen Gebäuden in 15 gemieteten Gebäuden untergebracht, die über die ganze Stadt ver­streut lägen. Der dringendste Finanzbedarf der Universität Stuttgart wurde in der Pres­sekonferenz mit zusätzlich 2,8 Millionen DM für 1969 angegeben. Davon würden 1,1 Mil­lionen DM für einmalige Ausgaben und 1,7 Millionen DM für laufende Ausgaben, insbe­sondere Personalausgaben, benötigt. Bean­standet wurde auch, daß die Mittel für die Teilnahme an Fachtagungen im Ausland völlig unzureichend seien und Mittel für Forschungsaufgabenzusammengebettelt werden müßten.

HEILIGENBILDER UND SCHUSSWAFFEN sowie Diebesgut aller Art sortieren zur Zeit Beamte im Kreiskom­missariat Münsingen. Die über 2000 Gegen­stände stammen aus der Beute einer Kunsträu­berbande, die jetzt fest­genommen werden

konnte. Die Überprü­fung der Verdächtigen dauert noch an. Unter den bei Haussuchungen sichergestellten Gegen­ständen befinden sich 25 Heiligenfiguren aus Ka­pellen und Bildstöcken. Die Polizei nimmt an, daß auch verschiedene Raubüberfälle der Ban­de zuzuschreiben sind.

(Foto: dpa)

In Freiburg droht Aufstand der Fernsehteilnehmer

Geplante Senderumstellung macht böses Blut / Sturmlauf gegen Neuregelung / Der Oberbürgermeister schaltete sich ein

F r e i b u r g (dpa). In derBreisgauer Bucht droht ein Aufstand der Fernsehteilneh­mer. Eingeweihte sehen eine Lawine von Ärger und Kosten voraus, wenn, wie ge­plant, in Kürze in und um Freiburg das erste Programm nicht mehr vom westlichen Sender Kaiserstuhl, sondern Von einem noch zu errichtenden Sender auf dem südlich von Freiburg gelegenen Schönberg ausgestrahlt wird. Antennenfachleute berechneten als Folge dieser vorgesehenen und im Zusammenhang mit der Einführung des dritten Fernsehprogramms stehenden Umstellung, daß nahezu 80 000 Fernsehteilnehmer ihre Antennenanlage ergänzen lassen und bis zu einem Jahr darauf warten müssen, bis sie das erste Programm wieder empfangen können.

Nach Auskunft der Oberpostdirektion Freiburg bedingt das dritte Programm für das erste Programm einen Wechsel von Ka­nal 58 auf 51. Messungen sollen ergeben ha­ben, daß die Ausstrahlung des ersten Pro­gramms auf Kanal 51 vom Kaiserstuhl den Empfang im Bereich eines Senders in der Schweiz stören würde, der allerdings, soweit in Freiburg bekannt ist, bisher noch nicht arbeitet. Sachkenner deuten hinter vorge­haltener Hand aber auch an, daß nicht nur schweizerische Fernsehinteressen, sondern auch Prestigefragen mit im Spiel sein sollen. Der Südwestfunk hatte vor einigen Jahren mit dem Bau eines Senders auf dem Schön­berg begonnen, der jedoch aufgrund von Einsprüchen wieder eingestellt wurde.

Rentner wegen fünf Mark zusammengescblagen

Gericht verurteilte 21jährigen zu sechs Monaten Jugendstrafe / Keine Nachsicht

Leutkirch (dpa). Wegen fünf Mark hatte ein 21jähriger Maurer den 63jährigen Rent­ner Franz Lechtaler in der Nacht zum 29. April vorigen Jahres vor einem Gasthaus in Leutkirch zweimal so geschlagen, daß der alte Mann aus Mund und Nase blutete. Nach der Aufforderung:Fünf Mark her, oder ich schlage dich kaputt händigte das Opfer dem Burschen das Geldstück aus. Der Mau­rer vertrank seine Beute anschließend in einer Kneipe.

Das Ravensburger Schöffengericht gab jetzt dem Rowdy die Quittung für seine rohe Tat und verurteilte ihn zu sechs Mona­

ten Jugendstrafe, die allerdings auf * zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt sind sowie zu 300 Mark Buße. Das Gericht sühnte ne­ben der räuberischen Erpressung und vor­sätzlichen Körperverletzung damit gleichzei­tig einen gemeinschaftlichen Autodiebstahl, Trunkenheit am Steuer und Sachhehlerei. Dem Angeklagten wurde verminderte Zu­rechnungsfähigkeit zugebilligt, weil er bei dem Überfall stark betrunken war. Der Ge­richtsvorsitzende sprach sich für ein energi­sches Vorgehen der Gerichte in den Fällen aus, bei denen harmlose Bürger ohne Anlaß wegen ein paar Mark von Halbstarken zu­sammengeschlagen werden.

Falls es bei der geplanten Empfangsneu­regelung bleibt, müssen die betroffenen Fernsehteilnehmer im Breisgau für den Empfang des ersten Programms ihre Anten­ne auf den Schönberg ausrichten lassen. Der Fachhandel veranschlagt dazu alles in allem etwa ein Jahr Zeit. Darüber hinaus benöti­

gen die Betroffenen eine weiterhin auf den Kaiserstuhl ausgerichtete Antenne, um wie bisher das zweite und das dritte Programm empfangen zu können.

Inzwischen mehren sich die Stimmen, die gegen diese Neuregelung Sturm laufen. Der Freiburger Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel wandte sich fernschriftlich an Bun­despostminister Dollinger und forderte, daß das erste Programm auch künftig vom Kaiserstuhl ausgestrahlt wird. Ebenso hat die Freiburger Industrie- und Handelskam­mer von Dollinger verlangtdie zu erwar­tenden Unzulänglichkeiten in der Fernseh­übertragung in der Freiburger Bucht abzu­stellen.

Staatsanwalt ermittelt in den USA

Kommt es zur Aufklärung des Mordfalls Scherret? / US-Soldat soll gestanden haben

Heilbronn (dpa). Der Mordfall Ursula Scherret kann vielleicht noch in diesem Jahr aufgeklärt werden. Wie die. Heilbronner Staatsanwaltschaft auf Anfrage bestätigte, wird demnächst ein Heilbronner Staatsan­walt nach Dallas/Texas fliegen, um dort einen 26jährigen Farbigen zu vernehmen. Der junge US-Soldat hatte im Vorjahr er­klärt, daß er während seiner Stationierung in Heilbronn am Faschingsdienstag des Jah­res 1965 die 26jährige Ursula Scherret an ih­rem Arbeitsplatz in unmittelbarer Nähe der US-Kaserne erstochen habe. Der Soldat ver­büßt zur Zeit eine Gefängnisstrafe von 40 Jahren wegen bewaffneter Raubüberfälle in den USA. Zwischen seinemGeständnis in Dallas und den Ermittlungen im Mordfall Scherret in Heilbronn haben sich wesentli­che Widersprüche ergeben.

Nachdem die zuständige US-Behörde eine Vernehmung in Dallas durch einen deut­schen Beamten genehmigt hatte, gab jetzt das Justizministerium von Baden-Württem­berg die Zustimmung zu der Dienstreise des

Staatsanwalts nach Texas. Sollte sich das Ge­ständnis des US-Soldaten als wahr heraus- stellen, so steht allerdings noch nicht fest, ob der Amerikaner vor einem deutschen Ge­richt zur Rechenschaft gezogen werden kann. Der gewaltsame Tod der Ursula Scherret ist der einzige ungeklärte Mordfall des letzten Jahrzehnts im Unterland.

Trasse ist noch unbekannt

Freiburg/Bonn (dpa). Die Vorplanungen für die Trassenführung der Autobahnver­bindung FreiburgDonaueschingen sind na­hezu abgeschlossen. In einer schriftlichen Antwort auf eine Frage des CDU-Abgeord- neten Albert Burger teilte der parlamentari­sche Staatssekretär des Bundesverkehrsmi­nisteriums, Holger Börner, mit, anschließend müsse die generelle Trassenführung mit den berührten Landkreisen und Gemeinden ab­gestimmt werden. Planunterlagen über den voraussichtlichen Trassenverlauf lägen dem Verkehrsministerium noch nicht vor.

Blick auf den Büchertisch

Kinder- und Jugendbücher

Hinter den Mauern des Vatikan Curtis Bill Pepper:So lebt der Papst. Ln., 112 Text-, 64 Bildseiten, 22.50 DM. Gemein­schaftsausgabe des Bruckmann-Verlages München und des Econ-Verlages Düsseldorf. Das erste Buch, das in Wort und Bild Ein­blick gibt, wie der Papst lebt, und ausführlich aufzeigt, wie sich das Leben nach den Neue­rungen der Kurienreform von 1968 im Vatikan verändert hat. Pepper versteht es, interessant und aufgeschlossen über den vatikanischen Alltag zu berichten. Er schildert das Leben des Pontifex Maximus sowohl in seinem amtlichen Aufgabenkreis wie auch in seiner menschlichen privaten Sphäre. Der Leser erlebt den Tages­ablauf des Papstes und lernt die verschiedenen Audienzen kennen. Dabei erfährt er gleichzei­tig was zu tun ist, um an einer der Audienzen selbst teilzunehmen. Es ist ein hochaktuelles, Katholiken wie Nichtkatholiken interessieren­des Buch, das vor allem die menschliche Seite des Papstes beleuchtet, aber auch die Tatsache unterstricht, daß der Vatikan nach wie vor ein stark in das Weltgeschehen eingreifendes geist­liches Zentrum ist.

Ein Lexikon der Antiquitäten Das große Bilderlexikon der Antiquitäten, 560 Seiten mit rund 750 Abbildungen, davon 64 Seiten vierfarbig. Literaturverzeichnis, Re­gister. Leinen 19,80 DM. Bertelsmann Lexi­konverlag, Gütersloh.

Das Sammeln von Antiquitäten ist heute ein weit verbreitetes Steckenpferd geworden. Und wo die bedeutenderen Kunstwerke uner­schwinglich teuer sind, begnügt man sich auch mit kleineren, oft sogar etwas obskuren Ob­jekten. Je breiter das Publikum, desto größer aber die Unsicherheit hinsichtlich der Zuord­nung und Qualität der Werke. Und schon seit dem Aufschwung des Antiquitätenhandels im 19. Jahrhundert besteht auch die Gefahr, sich eine Fälschung einzuhandeln, denn geschickte Handwerker und Geschäftsleute verstanden schon früher, die Konjunktur zu nutzen. Gera­de hier will das Bilderlexikon der Antiquitä­ten eine Hilfestellung geben. Alle ernstzuneh­menden Gattungen des Antiquitätenhandels wie Möbel, Gobelins, Teppiche, Glas, Keramik, Porzellan, Spiegel, Goldschmiedekunst, Schmuck, Uhren, Beleuchtungskörper, Zinn, Eisen, Kupfer, Bronze, Waffen und Rüstungen werden in Wort und Bild vorgestellt. Der je­weils vor den einzelnen Abschnitten stehende Text erklärt die geschichtliche Entwicklung der

betreffenden Objekte und die Herstellung oder die Bearbeitungsweisen, die vielfach auch für die Formgebung der Stücke wichtig sind. Den Abschluß bilden jeweilsRatschläge für Sammler. Manuskript und Bildteil sind in Prag von sieben Kunsthistorikern zusammen­gestellt worden, die fast alle Assistenten oder Kustoden tschechischer Prager Museen sind.

La Violencia

John Henry Mueller:Die Gewalttätigen Auftrag in Kolumbien 231 Seiten, Ganzleinen 16 DM, Paul List Verlag, München.

Der Autor ist Techniker; er baut Häfen, Docks und Kais rund um die Welt, überall dort wo es gilt, der Zivilisation ein Tor zu öff­nen. So kommt Muellerganz schönrum, und da er an den diversen Orten meist zwei oder mehr Jahre zubringt, lernt er viel über Land und Leute, über wirtschaftliche Verhält­nisse und die Politik, zumindest darüber, wie Politik sich auswirkt. Widerfährt dies einem Manne, der schreibgewandt ist wie ein sehr guter professioneller Erzähler, so ist das Er­gebnis vorherzusehen: eine ganze Reihe von Büchern. Das jüngste Werk liegt jetzt vor, we­nige Monate nach dem Besuch des Papstes in Bogota, der die Aufmerksamkeit ohnedies auf ein Land Lateinamerikas gerichtet hat, das arm ist wie kaum ein zweites und doch reich sein könnte, reich über die Maßen: auf Kolum­bien. In Buenaventura am Pazifik war Muel­ler, diesmal tätig, zog und flog dabei kreuz und quer, über Berge und Dschungel, in Groß­städte und Negerslums und lernte dabei die Gewalttätigkeit kennen, La Violencia, die Ko­lumbien beherrscht. La Violencia dient Mueller indessen mehr als Katalysator für die sozialen Verhältnisse, nicht als Hauptthema, so brisant es auch sein mag. Das Buch liest sich span­nend, wie ein Kriminalroman und ist dennoch handfeste Sachlektüre.

Spione jagen Radar

Alfred Price:Herrschaft über die Nacht, 320 S., davon 16 S. Kunstdrucktafeln, Ln., 15 DM, Bertelsmann Sachbuchverlag, Gütersloh. Das mit dem UntertitelSpione jagen Ra­dar herausgegebene Buch schildert das span­nende Duell zwischen Deutschland und Eng­land um die strategischen Vorteile, die die Ra­dartechnik vor allem bei Luftangriffen und de­ren Abwehr im zweiten Weltkrieg brachte. Der wechselnde Vorsprung in den Radarsystemen spiegelte sich deutlich in den Kriegserfolgen

der beiden Länder. Der Verfasser, britischer Spezialist für Radarkriegsführung, macht außerdem die komplizierten Zusammenhänge und die technischen Fragen klar, und er ver­bindet damit spannende Spionagegeschichten, denn den Spionage- und Abwehrdiensten war jedes Mittel recht, um in den Besitz geheimer Informationen zu gelangen. Das Buch bietet so eine interessante Mischung von Wissen und packender Geschichte. Besonders wertvoll sind zahlreiche Nachrichten, die bisher aus Sicher­heitsgründen nicht veröffentlicht werden durf­ten.

Ein Spionage-Roman

Noel Behn:Der Brief an den Kreml. Spio­nageroman. 298 Seiten. Albert Müller Verlag AG, Rüschlikon-Zürich, Stuttgart und Wien. Leinen, 24,80 DM.

Der Ruf des Welterfolges geht Noel Behns Der Brief an den Kreml voraus: monatelang auf der amerikanischen Bestseller-Liste, bereits in zehn Sprachen übersetzt. Ein neuer Höhe­punkt also der modernsten Form des an- spruchsvöllen Spionageromans. Der Held ist Charles Rone. Besondere Eigenschaften: ein lückenlos arbeitendes Gedächtnis, unbändige Sucht nach Geld und die Fähigkeit, andere an seiner Statt sterben zu lassen. Mit dem Rük- ken gegen die Wand schlägt er sich durch den Hexenkessel von brutaler Gewalt, Gefahr und Verrat. Hier wird nicht zwischen Freund und Feind unterschieden, sondern nur zwischen Mit­spieler und Gegner. Der heiße Krieg im Dun­keln wird unter schonungslosem Einsatz aller Mittel geführt: Gewalt, genialste Technik, raf­finierte Psychologie, Geld, Intrige, Sex! Das ist harter Stoff für Leser, die Spannung lieben, die gerade nach der Anspannung des Tages Entspannung durch Spannung suchen.

Wir werden Eltern

Gusti Gebhardt:Wir werden Eltern, Ver­lag Josef Knecht, Frankfurt, 250 S., 24 DM. Schwangerschaft, Geburt, Säuglingspflege, Kindererziehung und die Fragen aus den hier entstehenden Problemen weiß die Autorin in einer einprägsamen leichten Art anzubieten. Tiefe Erfahrung spricht aus den Zeilen, zu de­nen sie als Mutter, Psychologin und Erzie­hungsberaterin berufen scheint. Doch dieses Buch erschöpft sich nicht in den rein sachlichen und praktischen Erklärungen und Anweisun­gen. Es führt weit darüber hinaus, denn es greift ebenso eingehend die psychologischen Probleme der Eltern auf und gibt Erkenntnisse und Erfahrungen der modernen Kinderpsycho­logie wieder. Sehr deutlich wird in allen die­sen Zusammenhängen die wichtige und sonst so vernachlässigte Rolle des Vaters akzentu­iert.

Aufregende Katzengeschichte Z. K. Slaby:Das Geheimnis der orangenfar­benen Katze, 160 S., 9,80 DM, K. Thiene­manns Verlag Stuttgart.

Eine Besonderheit auf dem Jugendbuch­markt stellt dieser Band dar: zehn Autoren aus ebensovielen Ländern trugen je ein Kapi­tel bei. Begonnen wurde die Geschichte von Z. K. Slaby aus der Tschechoslowakei, der sein Manuskript einem Kollegen in Japan schickte.' Von dort ging sie in weitere sieben Länder, ehe sie in Deutschland bei O. Preußler landete. Er vervollständigte die aufregende Geschichte des kleinen David, der allen orangenfarbenen Katzen auf der Spur ist und das Geheimnis schließlich löst.

Seejungfrau auf Wohnungssuche Die erstaunlichen Begegnungen und Erleb­nisse einer Seejungfrau, die verzweifelt ihr Muschelhaus sucht, erzählt Lisa-Marie Blum in dem für Kinder im ersten Lesealter gedachten BuchDie Seejungfrau im Muschelhaus (104 S. mit zahlreichen Zeichnungen, 7,80 DM, K. Thiedemanns Verlag, Stuttgart).

Wir fahren in die Ferien Ein hübsches BilderbuchWir fahren in die Ferien brachte der Verlag Jos.ef Müller, Mün­chen für die Kinder der ersten Schuljahrgänge heraus (22 Seiten mit zehn farbigen Bildern, Format 19 x 20,5 cm, 6.80 DM). Hier sind die Ferienerlebnisse auf der Straße, am Strand, im Wald, im Zoo, im Gebirge usw. in Bildern ein­gefangen und nett erzählt.

Bergtiere

Die bekanntesten Bergtiere aus aller Welt werden in einem Buch für Kinder ab etwa 6 Jahren vorgestellt: Verite/Simon:Bergtiere (80 S. mit ein- und mehrfarbigen Bildern, 11.50 DM, Verlag Herder, Freiburg). Anschauliche und erlebnisnahe Darstellungsweise zeichnen das Büchlein aus, wobei in kleinen Geschichten das besondere Verhalten des jeweiligen Tieres herausgearbeitet wird.

Erlebnisse mitNessie

Immer wieder wird von dem Ungeheuer von Loch Ness berichtet, und jedesmal wird dar­über gelacht. Die Frage, obNessie wirklich existiert oder ob es nicht nur Hirngespinste sind, beschäftigt nicht nur ernstzunehmende Wissenschaftler, sondern die drei Kinder eines englischen Botanikers. Sie sind die Helden der Erzählung von Sigfrid MunroLoch Ness (160 S., 7.80 DM, D. Gundert Verlag, Hannover- Kirchrode), in der der junge Leser viel Inter­

essantes über das Seeungeheuer aus grauer Vorzeit wie auch über Schottland und seine Bewohner erfährt. Alle Augenzeugenberichte werden angeführt, und schließlich sehen auch die drei Kinder selbst die geheimnisvolle Nessie.

Ein Mädchenroman

Alberta Rommel:Party im Ferienhaus, Roman, 164 S., 8.80 DM, D. Gundert Verlag, Hannover-Kirchrode.

Daskleine Fest, welches Cornelia während der kurzen Abwesenheit der Eltern veranstal­tet, gleitet ihr aus den Händen, weil ihr die erforderlichen Erfahrungen fehlen. Das Ver­trauen zu ihrem still verehrten Tanzfreund wird schmählich enttäuscht, zumal dieser eini­ge unmögliche Figuren mitbringt. Der befriedi­gende Schluß dieses spannenden Mädchenro­mans zeigt jedoch auch die glücklicherweise stärker vorhandenen Kräfte unserer Jugend, die menschlich nicht so verkommen und ge­fühlsroh sind, sondern unterfroh sein etwas anderes verstehen als oberflächliches Gehabe.

Jugend-Krimi zum Seiberlösen Alfred Hitchcock:Die drei??? und das Ge­spensterschloß, 152 S., Franckhsche Verlags­handlung, Stuttgart, 9.80 DM.

Die Hitchcock-Bände im Franckh-Verlag bil­den eine neue Variation der Kriminalgeschich­ten: Jugend-Krimis zum Selberlösen, Detektiv­geschichte als Denksportaufgabe. Die immer wieder auftauchende Porträtvignette des Mei­sters weist auf bemerkenswerte Indizien hin und animiert den Leser, im Aufspüren ver­räterischer Spuren und scharfem Kombinieren fleißig fortzufahren. Die drei Fragezeichen ist der Deckname für drei Jungen, die als Pri­vatdetektive und als Hitchcocks gelehriger Hilfstrupp dem makabren Geheimnis des Ge­spensterschlosses auf die Spur kommen.

Häusliche Arche Noah

Aufgrund seiner Erlebnisse und Erfahrungen im Umgang mit Tieren schildert Phil Drabble für jedermann Haltung und Pflege von allerlei Getier in der SchriftHäusliche Arche Noah (Francksche Verlagshandlung Stuttgart, 72 S. mit 13 Zeichnungen und Fotos, 5.80 DM). Wie man Goldhamster oder Meerschweinchen hält, Kaninchen, Frettchen, zahme Mäuse oder auch schwierige Tiere wie Igel, Eichhörnchen, Wie­sel, Fuchs, Fischotter oder Buschbaby, wie man ihnen die richtige Ernährung und Unterkunft verschafft, das ist in diesem kleinen Buch übersichtlich und anschaulich festgehalten.