Dienstag, 14. Januar 1969

Württemberg und Baden

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Aufräumungsarbeiten sind in vollem Gange

Ursache des Explosionsunglücks steht noch nicht fest / Schüler sammelten 1100 DM / Fünf Verletzte sind noch im Krankenhaus

Nagold (dpa). Im vollen Gang waren auch gestern die Aufräumungsarbeiten an dem durch eine Explosion am Samstag zerstörten Sudhaus einer Brauerei in Nagold, und an den von dem Druck und umherfliegenden Splittern beschädigten Nachbargebäuden.

Die Ursache des Unglücks konnte allerdings nach Angaben der Polizei noch nicht ganz geklärt werden. Die Ermittlungen seien schwierig, da die Brauerei seit dem 23. Dezem­ber nicht betrieben worden sei. Vermutlich sei der Vorwärmer explodiert.

Mit 40 noch Jungsozialist?

Stuttgart (dpa). Eine Erhöhung der Altersgrenze für die Jungsozialisten von 35 auf 40 Jahren haben die Stuttgarter Jungso­zialisten in ihrer Jahreshauptversammlung vom SPD-Bundesvorstand gefordert, der da­gegen eine Senkung der Altersgrenze von 35 auf 30 oder 25 Jahre erwägt. Wie die Jung­sozialisten mitteilten, müßte bei einer Ver­wirklichung der SPD-Pläne eine neue Grup­pe in oder außerhalb der SPD für die 30- bis 40 jährigen geschaffen werden. Ihr Vorschlag der 40er-Grenze entspreche am ehesten der derzeit sichtbaren Grenze zwischen etablier­ten und nachwachsender Generation. Außer­dem wurde zum erstenmal ein dreiköpfiger

DER SPIEGEL

DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN MAGAZIN /

In dieser Woche:

Was der Kanzler verschweigen will Bald ein Drittel vom Lohn für Sozialabgaben SPIEGEL-Gespräch Tito-Vertrauter Dedijer:

Ulbricht wollte Krieg gegen Jugoslawien Titelgeschichte Für Wehrunwillige Argumente von der Stange Staat als Notordnung gegen das Chaos Porträt des Gustav Heinemann

Seit Montag im Handel

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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN

Vorstand des Kreisverbandes gewählt. Den Vorstand bilden nun für ein Jahr der 32jäh- rige Rechtsanwalt Michael Sexauer, der 32jährige Bundesbahnbeamte Jürgen Herr­mann und die 26jährige Buchhändlerin Re­nate Schiel.

Das Bürgermeisteramt hat inzwischen alle Geschädigten aufgerufen, sich bis zum Mittwoch zu melden, um die Schä­den anzugeben. Für die Familie des bei dem Unglück getöteten jugoslawischen Gast­arbeiters haben Nagolder Schüler 1100 Mark gesammelt. Von den 35 Verletzten lagen ge­stern noch vier im Nagolder Krankenhaus und ein Bundeswehrsoldat in der Universi­tätsklinik in Tübingen. Die übrigen 30 Ver­wundeten konnten wieder entlassen werden.

Die Untersuchungen über die Ursache des

Freiburg (dpa).Jedermann in jeder Ver­waltung sollte jeden Tag Verwaltungsre­form betreiben. Diese Losung hat der in SachenModernisierung der öffentlichen Verwaltung engagierte südbadische Regie­rungspräsident Dr. Hermann Person heraus­gegeben. Person sprach sich gestern in Frei­burg vor Journalisten vor allem für eine Kompetenzverlagerungvon oben nach un­ten aus und deutete an, daß die von ihm geleitete staatliche Mittelinstanz beispiels­weise im Zusammenwirken mit den Land- ratsämtem nach diesem Reformrezept ver­fahre. Gleiches erwarte man auch von den Ministerien, sagte Person.

Alsübertriebene Verwaltungspolitik kennzeichnet er einen Fall aus der staatli­chen Wirtschaftsförderung, in dem ein An­trag einer Gemeinde auf finanzielle Beihilfe in der Größenordnung von einigen tausend Mark für die Herrichtung eines Parkplatzes in einem Skigebiet nicht nur dem Regie­

schweren Explosionsunglücks wurden ge­stern in Anwesenheit von Ministerialrat Ernst Feucht vom Arbeits- und Sozialmini­sterium Baden-Württemberg fortgesetzt. Die Klärung der Unfallursache, an der das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Tübingen gemeinsam mit dem Technischen Überwa­chungsverein Stuttgart arbeitet, konnte nach Mitteilung des baden-württembergischen Arbeitsministeriums bisher allerdings noch nicht zu einem endgültigen Ergebnis führen. Die Aufräumungsarbeiten, bei denen weitere

rungspräsidium, sondern auch dem zuständi­gen Landesministerium zur Prüfung und Entscheidung vorgelegt werden mußte.

Person hält eine innere strukturelle Ver­waltungsreform mit Kompetenzverlagerung und einer auf Sparsamkeit und Zweckmä­ßigkeit bedachten Personalpolitik für ebenso wichtig wie die territoriale Verwaltungsre­form zur Stärkung der gemeindlichen Ver­waltungskraft. Als erstes Regierungspräsidi­um legte Freiburg gestern die Karten zu der im Landesinnenministerium erarbeiteten Zielplanung zur kommunalen Verwaltungs­reform offen auf den Tisch, die eine Zu­sammenlegung oder Verwaltungsgemein­schaft von Gemeinden anstrebt. In Südba­den sind dazu etliche Modellfälle vorge­schlagen worden, doch läßt sich nach Persons Worten gegenwärtig noch nicht übersehen, wie viele Gemeinden, die in ihrer Entschei­dung frei sind, den Reformkurs steuern werden.

Teile einer Warmwasserbereitungsanlage sichergestellt werden, mußten wegen der Einsturzgefahr der Gebäudereste unterbro­chen werden. Durch Abstützungsmaßnah­men soll das zerstörte Sudhaus jetzt so weit gesichert werden, daß die Untersuchungen über die Ursache des Explosionsunglücks ohne Gefahr fortgeführt werden können.

72 schafften es nicht

Freiburg (dpa). Erstmals seit Jahren hatte sich 1968 in Südbaden die Zahl der Gemein­den, die zum Ausgleich ihres ordentlichen Haushalts eine staatliche Beihilfe beanspru­chen mußten, wieder erhöht. Von den 976 südbadischen Gemeinden waren es 72 gegen­über 55 im Vorjahr, die den Haushaltsaus­gleich aus eigener Kraft nicht schafften. Ih­nen wurde aus dem gemeindlichen Aus­gleichsstock insgesamt eine Summe von 1,4 Millionen Mark zugewiesen. In einer jetzt veröffentlichten Bilanz über die Verteilung der 17,5 Millionen Mark Ausgleichsstockmit­tel bezeichnete das südbadische Regierungs­präsidium den erhöhten Haushaltsausgleich als eine vorübergehende Erscheinung, die noch mit der überwundenen Rezession zu­sammenhing.

Vertrauen bestätigt

Tuttlingen (dpa). Mit 98,44 Prozent der gültigen Stimmen wurde am Sonntag der bisherige Tuttlinger Oberbürgermeister, der 58jährige Walter Balz, auf weitere zwölf Jahre wiedergewählt. Balz hatte als einziger Bewerber kandidiert. Die Wahlbeteiligung betrug 49,09 Prozent. Der aus Stuttgart ge­bürtige Jurist wurde 1951 zum Bürgermei­ster von Tuttlingen, ein Jahr später nach der Erhebung zur großen Kreisstadt zum Oberbürgermeister gewählt. Er leitet damit seit 18 Jahren die Geschicke der Stadt.

ERSTES PROGRAMM 16.35 Tagesschau. 15.40 Unser Modell­baukasten (Kinderstunde). 17.10 Die

Sache mit dem Fernglas. Fernsehspiel (Kinderstunde). 17.55 Tagesschau. 20.00 Tagesschau mit Wetterkarte. 20.15 Was bin ich? (in Farbe). Heiteres Berufera­ten mit Robert Lembke. 21.00 Zeitge­schichte vor Gericht. Der Fall Lieb­knecht-Luxemburg (1). 22.40 Tagesschau mit Kommentar und Wetterkarte.

REGIONALPROGRAMM 18.05 Gefährliche Experimente. Fisch­fang (Wiederholung). 18.40 Abendschau Baden-Württemberg. 19.10 Sandmänn­chen. Ritter Kunibert und Heiner. 19.20 Hafenkrankenhaus. Das Blümchen aus Hawaii. 19.54 Nachrichten aus Baden- Württemberg.

ZWEITES PROGRAMM 17.30 Nachrichten Wetter. 17.35 Schiff ahoi! Gut geködert ist halb ge­fangen (Wiederholung). 18.05 Die Dreh­scheibe. 18.50 Verliebt in Prag. Schlager und Evergreens aus der goldenen Stadt. 19.10 Bezaubernde Jeannie (in Farbe) Sonntag immer. 19.45 Heute, anschlie­ßend Wetterbericht. 20.15G wie Gel­senkirchen (in Farbe). Eine Stadt sprengt ihre Vergangenheit, anschlie­ßend Kurznachrichten. 21.00 Gauner ge­gen Gauner Erbe sein dagegen sehr. 21.45 Expreß. Seltsame und geheimnis­volle Enthüllungen. 22.30 Nachrichten Wetter.

Karten offen auf den Tisch gelegt

Regierungspräsidium Freiburg zurZielplanung zur kommunalen Verwaltungsreform'

Kalter Markt bei strömendem Regen

Zum Umzug kamen rund 2000 Personen / Es gab 23 erste Preise

Alter Zopf aus dem 19. Jahrhundert

Frauen sollen nicht weiter diskriminiert werden / Für Abschaffung von Sonderregelungen

Stuttgart (dpa).Die Aufhebung von dis­kriminierenden Sonderregelungen für die Beschäftigung weiblicher Arbeitnehmer in Gast- und Schankwirtschaften im Gaststät­tengesetz hat die Vorsitzende des Ausschus­ses für Frauenfragen beim Landesvorstand der SPD, Dr. Renate Lepsius, gefordert. Die­se Bestimmungen stammten aus dem 19. Jahrhundert und hätten mit der sozialen Wirklichkeit von heute nichts mehr zu tun. Vor allem sei es unverständlich, daß der längst überfällige Regierungsentwurf zum Gaststättengesetz von 1966 noch immer in den Ausschüssen des Bundestages schmore.

In der alten Verordnung gehe es nicht al­lein um mittlerweile untragbare Kontrollen weiblichen Personals im Gaststättengewer­

be, sondern um detaillierte Eingriffe in die Persönlichkeitssphäre der Arbeitnehmerin­nen. Vorschriften wie die polizeiliche Melde­pflicht, die Art der Bekleidung, das Verhal­ten gegenüber Gästen, Rauchverbot, die aus- schließlch für weibliche Arbeitnehmer gel­ten, verletzten das Grundgesetz. Ihnen liege ein verstaubtes soziales Bild des 19. Jahr­hunderts zugrunde, das die Berufstätigkeit der Frau als soziale Massenerscheinung noch nicht kenne, betont Frau Lepsius. Tausende Frauen unterhielten durch ihre Arbeit in Gastwirtschaften ihre Familien, während andererseits jeden Tag Tausende Frauen in Gastwirtschaften essen und trinken, ohne daß irgendwelche Vollzugsverordnungen etwa den Kellnern Anstandsregeln gesetz­lich auferlegen.

Prozeü um Millionenkonkurs

Hechingen (dpa). In einem Prozeß um einen Millionen-Konkurs müß sich zur Zeit der 65 Jahre alte verheiratete Ingenieur Emst Rogowski aus Stuttgart vor der Gro­ßen Strafkammer des Landgerichts Hechin­gen wegen eines fortgesetzten Vergehens der Untreue und des Betrugs verantworten. Zu der Hauptverhandlung sind 39 Zeugen gela­den, der Prozeß wird sich voraussichtlich über drei Wochen erstrecken. Bei dem Pro­zeß geht es um das gerichtliche Nachspiel des Millionen-Konkurses der großen Balin- ger Maschinenfabrik Robert Wahl, die am 13. September 1962 ein Vergleichsverfahren beantragt hatte, das aber mit Gerichtsbe­schluß vom 5. November 1962 abgelehnt Worden war. Gegen die Firma wurde am gleichen Tag ein Anschluß-Konkursverfah­ren eröffnet. In diesem Verfahren wurde ein Zwangsvergleich abgeschlossen, bei dem 677 Gläubiger mit 20 Prozent ihrer insgesamt angemeldeten Forderung in Höhe von 7 416 000 Mark abgefunden wurden.

Ellwangen (dpa). DerKalte Markt in Ell- wangen machte in diesem Jahr seinem Na­men keine Ehre. Bei Glatteis und strömen­dem Regen am Nachmittag fanden die tradi­tionelle erste Pferdeprämierung und der erste Pferdemarkt des Jahres statt. Zur Prämiie­rung waren 35 Stuten und 23 Fohlen sowie 22 Gespanne, darunter zwei Vierspänner, ge­bracht worden. Im Vorjahr waren es eben­falls 58 Pferde, aber nur 16 Gespanne. Es gab insgesamt 23 erste, 42 zweite und 14 dritte Preise. Zur Prämierung werden nur weibliche Tiere und Fohlen gebracht, mit denen Pferdezucht betrieben wird.

Beim Umzug am Nachmittag, zu dem trotz des starken Regens rund 2000 Zuschauer ge­kommen waren, wurden die prämierten Pferde und Gespanne vorgestellt. Den

prunkvollen Rahmen gaben elf berittene Abordnungen von Reitervereinen aus dem Kreis Aalen sowie vier Musikkapellen. Ins­gesamt waren beim Umzug rund 120 Pferde zu sehen. DerKalte Markt endet morgen mit einer großen Bauernkundgebung.

Eheberatungsstelle geplant

Ravensburg (dpa). Für die Einrichtung einer Eheberatungsstelle hat der Sozialaus­schuß des Ravensburger Gemeinderats dem Caritasverband ein Drittel der Kosten bis zum Betrag von 10 000 Mark bewilligt. Die Eheberatungsstelle ist die erste in Ober­schwaben und soll noch im Laufe dieses Jahres eröffnet werden. Die Caritas unter­hält in Ravensburg bereits eine psychologi­sche Beratungsstelle für Erzieher.

Sonderschulen für Körperbehinderte fehlen

Kritik an den staatlichen Stellen geübt / In Südwürttemberg nur eine Privatschule

Aus aller Welt

Eingegangen in dieRuhmeshalle der Mode

Ira von Fürstenberg und Jean Claude Killy auf den Listen der zehn Bestangezogenen

New York (AP). Der' Siegeszug der indivi­duellenPhantasie-Mode nach eigenem Ge­schmack hat jetzt durch die 2500 Mode-Ex­perten, die alljährlich die bestgekleideten Persönlichkeiten der internationalen Ge­sellschaft küren, ganz offizielle Anerken­nung gefunden. Sie veröffentlichten gestern in New York gleich drei Listen: Eine für die elegantesten und eine für die phantasievoll­sten Damen, dazu eine für die vorbildlich angezogenen Herren. Zwei Herren wurden von vornherein alsunübertrefflich aus dem Wettbewerb genommen: Fred Astaire und der Herzog von Windsor .Sie bilden da­mit die männlichen Gegenstücke der in die Ruhmeshalle der Mode eingegangenen Da­men, unter ihnen Jacqueline Onassis.

Auf der Liste der elegantesten Damen von Welt stehen in diesem Jahr die Namen Ira von Fürstenbergs und der mit Gianni Uzielli verheirateten Anne Ford. Beide lassen sich von Pariser Modehäusern einkleiden, Ira von Füsstenberg vorzugsweise von Yves Saint-Laurent.

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Bergungsaktion

Rom (dpa). Zahlreiche Menschen sahen jetzt vor der Küste von Baia unweit von Neapel Versuchen zu, eine rund zwei Meter hohe Statue aus der Zeit der römischen An­tike aus zehn Meter Meerestiefe zu bergen. Sie war am vergangenen Donnerstag von Unterwassersportlern entdeckt worden. Die mit einem Marmorsockel verbundene Figur wird für das Werk eines bedeutenden Künstlers hellenistischer Schule gehalten, das seinerzeit wahrscheinlich in der Villa eines wohlhabenden Mannes stand. Das Meer bedeckt vor Baia eine ganze Reihe an­tiker Villen und Gärten, die infolge der Ko­stensenkung im Laufe der Jahrhunderte überflutet wurden. Man hofft, den fehlen­den Kopf der Statue ebenfalls im Schlamme des Meeresgrundes zu finden.

Sprotten im Atomkraftwerk

Sizewell (AP). Schwärme von Sprotten ha­ben das größte britische Atomkraftwerk bei­nahe zum Stillstand gebracht. Tausende der etwa zehn Zentimeter langen Fischchen wa­ren in das Kühlungssystem der Anlage ge­saugt worden, die unweit der Ortschaft Size­well an der Nordseeküste steht. Von der Last der Sprotten wurden die Seewasser- Filter eingedrückt.Wenn es noch schlim­mer geworden wäre, hätten wir die Arbeit einstellen müssen, erklärte der Leiter des Kraftwerks. Die Anlage versorgt Millionen von Häusern in ganz Ostengland mit Strom.

Von Berühmtheiten wimmelt die Liste der am phantasievollsten gekleideten Frauen. Barbra Streisand konnte sich dort ebenso einen Platz erobern wie Gloria Vanderbilt, deren Mann Wyatt Cooper gleichzeitig als einer der bestangezogensten Herren aufge-

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Das einzige Ehepaar, das Einlaß in die Li­sten gefunden hat, die jährlich die zehn best­gekleideten Leute der Welt nennen, sind Mr. und Mrs. Wyatt Cooper. Die Dame im Maxi- Mantel ist freilich unter ihrem Mädchen­namen Gloria Vanderbilt eher bekannt.

(AP-Photofax)

führt wird. Für Phantasie wurden auch die Baronesse de Rothschild, die Ballerina Maya Plisetskaya und die Bildhauerin Marisol ausgezeichnet.

Zu den bestgekleideten Herren gehört nach dem Urteil der Mode-Zaren das Ski- Idol Jean-Claude Killy neben dem Gemahl der englischen Königin, Prinz Philip, dem Pariser Modeschöpfer Hubert de Givenchy dem Schauspieler George Hamilton und dem englischen Gesellschafts-Fotograf Cecil Bea- ton.

Wintersport in Deutschland

Bonn (dpa). Jeder fünfte (20 Prozent) Be­wohner der Bundesrepublik treibt regelmä­ßig oder gelegentlich Wintersport. 80 Pro­zent haben dagegen keinerlei Interesse, Ski oder Schlittschuh zu laufen oder zu rodeln. Nach einer gestern veröffentlichten Untersu­chung des Instituts für angewandte Sozial­wissenschaft in Bad Godesberg sind Männer größere Wintersportfreunde als Frauen: Durchschnittlich geben 24 Prozent der Män­ner und 16 Prozent der Frauen an, daß sie selbst Wintersport treiben, wenn sich dazu eine Gelegenheit ergibt. Dabei spielt auch die Möglichkeit, Wintersport auszuüben, eine Rolle. So geben in Norddeutschland nur 10 Prozent der Bevölkerung an, selbst Ski­oder Schlittschuh zu laufen, während in Süddeutschland mehr als ein Drittel der Be­völkerung aktive Anhänger des weißen Sports sind. _

Ein Toter und 17 Verletzte waren am Sonntag bei Verdun zu beklagen, als ein deutscher Bus mit 47 spanischen Gastarbei­tern ins Schleudern geriet und verunglückte. Die Spanier waren zum Jahreswechsel in ihre Heimat gefahren und auf der Rückreise zu ihren Arbeitsstellen in die Bundesrepu­blik.

Grausame Vergeltung übten fünf Teilneh­mer an einem verbotenen Glücksspiel jetzt in Neu-Delhi an einem Mitspieler, der die Poli­zei informiert hatte. Sie schlugen dem Mann einen Arm ab und warfen ihn vor einen Zug. Der Inder, der dabei ein Bein verlor, überlebte jedoch den Mordanschlag und be­schuldigte die fünf Glücksspieler der Tat.

Reutlingen (dpa). Das Fehlen staatlicher Sonderschulen für körperbehinderte Kinder in Südwürttemberg-Hohenzollern hat der Dozent für Psychologie und Körperbe­hindertenpädagogik vom Institut für Sonderpädagogik Reutlingen-Tübingen, Franz Schönberger, bei der Eröffnung einer Foto-Ausstellung heftig kritisiert.

Nach einer Umfrage des Instituts gebe es in Südwürttemberg-Hohenzollern minde­stens 1000 körperbehinderte schulpflichtige Kinder. Selbst wenn man die Richtzahl des Kultusministeriums zugrundelege, komme man auf 300, und für sie seien mindestens zwei voll ausgebaute, differenzierte Schul­zentren erforderlich, von denen eines seinen Standort im Raum Reutlingen-Tübingen ha­ben müsse. Gegenwärtig gebe es im ganzen

Nicht entronnen

Eine Kuh auf dem Weg zum Schlachthof wollte dieser Tage in Müll­heim partout nicht zu den dummen Kälbern gezählt werden, die sich nach einem alten Sprichwort ihre Metzger selber wählen. Vor dem Hofeingang blieb das Tier, das bis dahin seinem Bauern brav gefolgt war, zunächst wie angewurzelt stehen und suchte schließ­lich fluchtartig das Weite. Ein Passant, der sich als Torero versuchte, wurde von der Kuh über den Haufen gerannt jedoch nicht ernstlich verletzt. Am Ende entging das Schlachttier dennoch nicht seinem Schicksal. Ein Beamter der zu Hilfe gerufenen Polizei machte in einem Bauhof von einem Bürofenster aus mit einem wohlgezielten Schuß der wilden Verfolgungsjagd ein Ende.

Synodalpräsident soll Nichttheologe sein

Forderung der AktionsgemeinschaftKritische Kirche / Arbeitsausschüsse beschlossen

Stuttgart (dpa). Wie seine Vorgänger sollte auch der neue Präsident der württembergi- schen Landessynode ein Nicht-Theologe sein das forderte am Sonntag in Stuttgart die Vollversammlung der im November 1968 in Württemberg gegründeten Aktionsgemein­schaftKritische Kirche (KK). Zur nächsten Synodalsitzung mit der Präsidentenwahl, die am 20./21. Januar in Stuttgart stattfindet, will die KK, wie gestern mitgeteilt wurde, eine Beobachtergruppe entsenden.

Die Vollversammlung beschloß ferner die Gründung von drei Arbeitsausschüssen auf Zeit. Der erste soll sich mit innerkirchlichen Struktur- und Reformfragen befassen, der zweite wird sich aktuellen Fragen widmen, welche die Menschen regional, oder auch überörtlich beschäftigen, wie etwa Wehr­dienstverweigerung, Flugplatzlärm auf den Fildern oder auch die Unvereinbarkeit zwi­schen verschwenderischem Karneval und den Nöten der dritten Welt. Ein dritter Aus­schuß soll Informationen sammeln und die

Landessynode bei der Klärung künftiger Sachfragen begleiten. Geplant ist auch die Gründung einer Informationsstelle der KK.

Gewaltanwendung nimmt zu

Göppingen (NWZ). Der nordwürttember- gische Landespolizei-Präsident Helmut Kuhn hat gestern bei der Beisetzung des am vergangenen Mittwoch von einem Waffen­dieb erschossenen 30jährigen Esslinger Kri­minalmeisters Klaus Scharfenort in Rech­berghausen darauf hingewiesen, daß die Fälle der Anwendung brutaler Gewalt gera­de auch gegenüber Polizeibeamten in der letzten Zeit erschreckend zugenommen ha­ben. Kuhn teilte mit, daß in Baden-Würt­temberg seit Kriegsende 37 Polizeibeamte von Rechtsbrechern getötet und weitere 80 auf andere Weise im Dienst ihr Leben verlo­ren haben. Klaus Scharfenort wurde von etwa 200 Trauergästen zur letzten Ruhe ge­leitet Aus Rechberghausen stammt seine Frau.

Regierungsbezirk für die Körperbehinderten jedoch nur eine Privatschule mit zwei Klas­sen in Baindt im Kreis Ravensburg. Außer­dem fehlten Sonderschulkindergärten völlig. Schönberger empfahl den Eltern behinderter Kinder, sich zusammenzuschließen. Nur wenn es der Staat mit einem zahlenmäßig eindrucksvollen Partner zu tun habe, wenn die Öffentlichkeit aufgerüttelt werde, sei eine baldige Abhilfe zu erwarten.

In wenigen Worten

Zu einem Erdrutsch kam es gestern in der Stuttgarter Innenstadt, als der Rand einer Baugrube am Marienplatz wahrscheinlich auf Grund der Witterungsverhältnisse ab­sackte. Der Straßenverkehr war nur kurz gestört.

Um tausend Einwohner hat die Bevölke­rung von Friedrichshafen im vergangenen Jahr auf insgesamt 41 583 zugenommen. Der Stand hat damit wieder das bisherige Höchstergebnis von 1966 erreicht.

Einen Sachschaden von einer viertel Mil­lion Mark richtete ein Brand in einem Großhandels-Lager in Ravensburg an. Das Feuer war nach Angaben der Polizei in einem Raum mit Metzgereimaschinen im Erdgeschoß ausgebrochen und hatte sich durch eine Holzdecke ins Obergeschoß durchgefressen.

Überlingen (dpa). Der Überlinger Bürger­meister Anton W. Schelle wurde jetzt nicht nur sechzig Jahre alt, sondern konnte auch in diesen Tagen sein zwanzigjähriges Amts- jubüäum als Stadtoberhaupt von Überlingen am Bodensee feiern. Unter seiner Amtsfüh­rung wurde Uberlingen Kurort und Kneipp- Heilbad.

Kleine Personalnachrichten

Reutlingen (dpa). Das Raketenartillerieba­taillon 250 in Großengstingen (Kreis Reut­lingen) hat einen neuen Kommandeur. Ma­jor i. G. Golla, bisher Stabsoffizier bei einer Panzerbrigade in Lingen, hat das Bataillon von Brigadegeneral Bühring, Korpsartillerie- Kommandeur II, übergeben bekommen.

Stuttgart (dpa). Im Alter von 80 Jahren starb in Stuttgart der frühere Bürgermeister von Schmiden und SPD-Landtagsabgeord- nete Gotthilf Bayh. Bürgermeister Bayh stammte aus Kaisersbach bei Welzheim.

Stuttgart (dpa). Im Alter von 72 Jahren starb der mehrjährige Bürgermeister von Schwäbisch Hall und frühere Landtagsab­geordnete Ernst Hornung. Bürgermeister Hornung war von 1945 bis 1954 Bürgermei­ster der Stadt Schwäbisch Hall.

MARKTBERICHTE

Stuttgart, 13. Januar. Auftrieb: 3286 Schweine. Preise: A 250270, B2 260276, B2 264280; C und D 270280, E 240276, Gl 210234, G2 200, I 190200. Durchschnittspreis Klasse C 277,6. Übernotiz 187 Stück. Spitzenpreis 290 (5 Stück). Marktverlauf: rege, geräumt.