KREISNACHRICHTEN

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Unabhängige Tageszeitung und Amtsblatt für die Stadt und den Kreis Calw- Gegründet 1826 / Nr. 10 Dienstag, 14. Januar 1969 Einzelpreis 30 Pfennig 2 H 2033 A

VOLL UND GANZ hinter die Polizeiaktion Innenminister Krauses (links) stellte sich ge­stern das baden-württembergische Kabinett. Rechts: Ministerpräsident Filbinger bei der gestrigen Pressekonferenz. (AP-Photofax)

Vietkong jagte fünf US-Flugzeuge in die Luft

Saigon (dpa). Bei einem überraschenden Angriff auf den wichtigen Flugplatz Can Tho 160 Kilometer südwestlich von Saigon im Mekong-Delta haben die Vietkong ge­stern fünf amerikanische Flugzeuge zerstört. Die Vietkong hatten ihren Angriff mit Gra­natwerferfeuer vorbereitet, bei dem acht Amerikaner getötet und 15 verwundet wur­den. Die Vietkong selbst verloren fünf Mann. Can Tho ist das militärische Nervenzentrum für die Verteidigung in diesem Reisanbau­gebiet im Mekong-Delta.

Nach dem Granatwerferbeschuß hatten einzelne Vietkong den Flugplatz gestürmt und an Flugzeugen Haftminen befestigt, die später explodierten. Wie von zuständiger militärischer Seite in Saigon bekannt wurde, waren andere Flugzeuge zuvor durch den Granatwerferbeschuß beschädigt worden.

Bankier Abs in Israel

Tel Aviv (dpa). Der Aufsichtsratsvorsit­zende der Deutschen Bank, Hermann Josef Abs, traf zu einem inoffiziellen Besuch in Israel ein. Der Besuch geht auf eine Einla­dung des früheren israelischen Finanzmini­sters Pinchas Saphir zurück. Saphir ist jetzt Minister ohne Geschäftsbereich und Gene­ralsekretär der Arbeiterpartei. Abs wird sich zehn Tage in Israel aufhalten.

Bei der Ankunft lehnte Abs jegliche Stel­lungnahme zu seinem Besuch ab. Er wurde vom deutschen Botschafter Karl Hermann Knoke und dem ehemaligen israelischen Vertreter in Deutschland vor Aufnahme der diplomatischen Beziehungen, Felix Shinnar, begrüßt.

Sowjets entwickeln Rakete mit Atom-Mehrfachsprengkopf

Washington (AP). Die Sowjetunion scheint nach Angaben der ZeitungWashington Post von gestern eine Rakete mit Mehr­fach-Sprengkopf zu entwickeln, dieeine Kette von zehn Ein-Megatonnen-Atom- bomben tragen kann. Die Zeitung, die sich auf informierte Kreise in der amerikani­schen Bundeshauptstadt beruft, berichtete, die sowjetischeKetten-Rakete ähnele zwar dem zur Zeit in den USA erprobten MIRV-System von Mehrfach-Sprengköpfen, sei aber weniger hochentwickelt. In vielerlei Hinsicht lasse sich das sowjetische System mit der amerikanischen Polaris-A3-Rakete vergleichen, mit der bereits atomgetriebene Unterseeboote ausgerüstet sind. Die A3 kann drei Sprengköpfe befördern, die wie Schrot- kömer freigesetzt werden und damit ein größeres Gebiet verwüsten können. Die zehn sowjetischen Sprengköpfe hingegen würden in einer Kette hintereinander detonieren.

Über Moskau nach Tokio?

Bonn (dpa). In der Diskussion um die deutsch-sowjetischen Luftverkehrsverhand­lungen ist überraschend auch die Überle­gung aufgetaucht, die geplante Flugverbin­dung Frankfurt Moskau für die Lufthan­sa bis Tokio zu verlängern. Gestern verlau­tete in Bonn, derartige Möglichkeiten könn­ten nach dem Abschluß eines förmlichen Luftverkehrsabkommens zwischen den Re­gierungen in Bonn und Moskau durchaus zum Gegenstand ernstzunehmender Erwä­gungen gemacht werden. Das Bundesver­kehrsministerium erklärte dazu, das Ergeb­nis der ersten Phase der deutsch-sowjeti­schen Luftverkehrsverhandlungen werde unter anderem zur Vorbereitung der ent­sprechenden Kontaktaufnahme mit den Alli­ierten zur Zeit geprüft. Eine Flugverbindung zwischen der Bundesrepublik und Japan würde die Entfernung und damit die Reise­zeit gegenüber der Pol-Route der bisher kürzesten Fernost-Flugverbindung noch­mals erheblich verkürzen. Wann und wo die deutsch-sowjetischen Luftverkehrsverhand­lungen fortgesetzt werden, steht bisher nicht fest.

In Heidelberg wurde der Rechtsstaat angegriffen 44

Landesregierung stellt sich vor Polizei und Innenminister Krause

Von unserer Stuttgarter Redaktion

Stuttgart. Die Landesregierung stellt sich vor die Heidelberger Polizei und vor In­nenminister Krause. Sie weist, wie gestern Ministerpräsident Filbinger nach der Kabi­nettssitzung vor der Landespressekonferenz erklärte, alle gegen den Innenminister gerichteten Angriffe zurück. Der Versuch radikaler Gruppen, die Vollstreckung eines rechtmäßigen Haftbefehls gegen fünf Studenten zu verhindern, sagte der Minister­präsident, sei ein Angriff auf den demokratischen Rechtsstaat gewesen, der nur be­stehen könne, wenn das Recht respektiert und notfalls gegenüber jedermann durch­gesetzt werde. Filbinger bat die Bevölkerung um Verständnis für die polizeilichen Maßnahmen, die zum Schutze der Universitäten und der rechtsstaatlichen Ordnung notwendig seien.

Wie der Regierungschef weiter erklärte, sei es Pflicht der Polizei gewesen, den pro­vokatorischen Versuch in Heidelberg zu ver­eiteln und die Haftbefehle zu vollstrecken, denn niemand dürfe das Recht verletzen, auch wenn er in einer Masse auftrete und politische Gründe vorschiebe. Die Heidelber­ger Vorgänge würden von der Landesregie­rung sorgfältig geprüft, der Öffentlichkeit ein eingehender Bericht vorgelegt. Schon jetzt stehe aber fest, daßverschiedene Vor­würfe gegen die Polizei unwahr und unbe­gründet seien.

Mit Ernst warnte Filbinger die radikalen Studenten vor weiteren rechtswidrigen Ak­tionen. Die Regierung werde weiterhin be­sonnen handeln.So weit es notwendig ist, sagte Filbinger,wird sie aber nicht zögern, rechtswidrige Gewalt durch recht­mäßige Gewalt zu verhindern. Eines sei in den letzten Monaten ganz deutlich gewor­den: Ziel der radikalen Studentengruppen sei nicht die Erneuerung, sondern die Läh­

mung der Universität.Dies werden wit nicht zulassen. Die Universitäten in Baden- Württemberg kosteten die Bürger jährlich 700 Millionen DM und die Bevölkerung er­

warte zu Recht, daß die Regierung diese wertvollen Einrichtungen schütze. Die radi­kalen Studenten redeten von der Reform des Staates, in Wahrheit gehe es ihnen um die Zerstörung der Demokratie. Die Zerstö­rung der Demokratie bedeute aber das Ende der Freiheit und der Menschenwürde, die Zerstörung des Wohlstands und des sozialen Fortschritts.

In diesem Zusammenhang wurde von Mi­nisterpräsident Filbinger versichert, Presse und Rundfunk könnten ungehindert berich­ten und die Bevölkerung objektiv und um­fassend informieren. Nach Angaben von In­nenminister Krause wird gegen die Journa­listin, die sich bei den Studenten aufgehal­ten hat, Strafantrag wegen Begünstigung gestellt werden. Zu der gewaltsamen Entfer­nung der Journalistin sagte Krause, die Pressevertreterin sei inmitten der Studenten gewesen und habe sich nicht als Journalistin zu erkennen gegeben. Auch der Kamera­mann habe sich bei den Studenten aufgehal­ten und vor allem die Polizeibeamten ge­filmt. (Siehe auchBlickpunkt).

Zuvor hatte bereits der SPD-Landesvor- sitzende, Heinz Bühringer, betont, die Frage nach dem Rücktritt Krauses stelle sich nicht. Der CDU-Fraktionsvorsitzende, Professor Erich Ganzenmüller, billigte ebenfalls Krau­ses Verhalten. (Siehe auch Seite 2).

Gerstenmaier verteidigt sich

Wiedergutmachungsverfahren bewies Widerstand gegen NS-Regime

Von unserer Bonner Redaktion

Bonn. Bundestagspräsident Gerstenmaier hat sich gestern noch einmal gegen Vorwür­fe verteidigt, daß er Wiedergutmachungslei­stungen in Anspruch genommen habe. Ger­stenmaier sagte vor der Presse in Bonn, es seitrüb und trostlos, daß man sich in der Bundesrepublik nur auf das berufen könnte, was man schwarz auf weiß besitze. Solange man verzichte und keinen Schein vorlegen könne, sei man derAngeschmierte. Damit habe er sich aber nicht abfinden wollen.

Schwere Mängel bei deutschen U-Booten festgestellt

Flotteninterner Havariebericht:U-Hai-Kapitän war nicht befähigt

Kiel (AP). Erhebliche Mängel beim tech­nischen Zustand sowie bei der Personalfüh­rung der deutschen U-Boot-Flotte werden in einem flotteninternen Havariebericht über den Untergang des deutschen U-Bootes Hai dargelegt, das am 14. Dezember 1966 in der Nordsee gesunken war. Damals fan­den 19 der 20 Besatzungsmitglieder den Tod.

Der Havariebericht stellt dem Vernehmen nach fest, daß beim Umbau des Bootes im Jahre 1963 auf einer Hamburger Werft der Diesel-Zuluftmast unzulässigerweise abge­sägt worden sei. Dies sei geschehen, um einen Gewichtsausgleich herbeizuführen, der nach dem Einbau schwerer Batterien not­wendig geworden war. Diese Konstruktions­änderung habe andere Schaltvorgänge an den Ventilen des U-Bootes zur Folge gehabt. Diese Veränderungen, heißt es dem Verneh­men nach in dem Bericht weiter, seien nicht in die Dienstvorschriften für die Besatzun­gen aufgenommen worden. Zudem hätten die Besatzung vonU-Hai und dem Schwe­sterschiffU-Hecht mit verwirrend unter­schiedlichen Schaltstellen arbeiten müssen, um Tauchmanöver vornehmen zu können.

Weiterhin wurde dem Bericht zufolge dem mitertrunkenen Kommandanten des U-Boo­tes, Oberleutnant Joachim-Peter Wieders- heim, nachträglich das Kommandanten-

Zeugnis zuerkannt. Wiedersheim habe aber nicht genug Kenntnisse vom U-Boot-Fahren gehabt und hätte demnach das Schiff nicht befehligen dürfen. Auf Grund seiner Fähig­keiten hätte man ihm auch später nicht das Zeugnis zuerkennen dürfen.

Der Havariebericht kommt, wie weiter verlautet, pauschal zu der Feststellung, daß sich ähnliche Unfälle bei deutschen U-Boo­ten wegen Ausbildungsmängel sowie Mängel der technischen Einrichtung wiederholen könnten.

Der Bundestagspräsident begründete sei­nen Antrag auf Wiedergutmachung mit der Notwendigkeit, einen amtlichen Beweis zu erhalten, daß er Widerstand gegen das NS-Regime geleistet habe. Hierzu sei er ge­zwungen gewesen, weil in der Öffentlichkeit die Behauptung aufgestellt worden sei, er sei gar kein Widerstandskämpfer gewesen und führe seine akademischen Titel zu Un­recht. Er habe in dieser Angelegenheit sogar ein Verhör durch den Staatsanwalt über sich ergehen lassen müssen.

Der Wiedergutmachungsantrag hatte zur Folge, daß Gerstenmaier die Bezüge eines außerordentlichen Professors zugesprochen wurden und er eine Nachzahlung von insge­samt 281 107 Mark erhielt, weil das NS-Re­gime ihm 1938 eine Professur verweigert hatte. Über die Verwendung des Geldes sag­te der Bundestagspräsident vor der Presse, er habe damit auch ein Grundstücksprojekt finanziert, das einem seiner Freunde sehr am Herzen gelegen habe. Auf dem Grund­stück befinde sich ein Kinderheim, das sonst hätte geschlossen werden müssen.

Gerstenmaier beteuerte mehrmals, er habe nicht die Absicht gehabt, Geld aus dem Wiedergutmachungsantrag zu ziehen. Sein Anwalt habe ihm aber geraten, er müsse die Zahlung annehmen, da er sonst Gefahr lau­fe, seine Professorenrechte und seine Kir­chenpension zu verlieren. Den Nutzen aus dem ihm zustehenden Ruhegehalt ziehe die Kirche, denn das Ruhegehalt werde voll auf seine Bezüge als Oberkonsistorialrat ange­rechnet.

Afrikaner boykottieren Sitzung

Auf der Commonwealth-Konferenz treten immer neue Differenzen zutage

London (AP). Die afrikanischen Länder der britischen Völkergemeinschaft haben ge­stern eine Sitzung am Rande der Common­wealth-Konferenz boykottiert, in der das Problem der Wanderungsbewegung zwi­schen den 28 Mitgliedsstaaten zur Sprache kommen sollte. Die Afrikaner begründeten ihre Abwesenheit mit dem Argument, daß die entstandenen Einwanderungsschwierig­keiten in erster Linie Sache Großbritanniens seien. Offenbar wollten sie damit aber auch

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ZUM ERSTEN MAL übten gestern UberschaU-Düsenbomber der britischen Marine vom TypPhantom Formationsflüge. Insgesamt erhalten Marine und Luftwaffe 160 Stück dieses amerikanischen Bombers, der über 1600 Stundenkilometer schnell ist und als derzeitig bestes Kampfflugzeug der Welt gilt. Maschinen dieses Typs nehmen in Kürze auch an dem amerikanischen Großmanöver im Bayrischen Wald teil.

(AP-Photofax)

jeglicher Kritik an der von ihnen praktizier­ten Diskriminierung von Indern entgehen.

An der Sitzung, zu der 17 Staaten geladen waren, nahmen schließlich fast nur Dele­gierte der asiatischen und westindischen Commonwealth-Länder sowie Vertreter Großbritanniens und Kanadas teil. Der Rumpfkonferenz lagen zwei Vorschläge vor: Ein pakistanischer Plan über die Ausarbei­tung einer Einwanderungs-Charta und ein britischer Plan, der eine weitere Prüfung der Probleme vorsieht, die mit der Wande­rungsbewegung innerhalb des Common­wealth Zusammenhängen.

Die Entwicklungsländer innerhalb des Commonwealth klagten gestern darüber, daß die weltwirtschaftliche Entwicklung für die Entwicklungsländer sehr ungünstig ver­laufe. Es wurde argumentiert, daß die Ent­wicklungsländer in eine zunehmend schwie­rigere Lage dadurch geraten, daß die Preise für die von ihnen exportierten Rohstoffe zu­rückgehen oder stagnieren, während die von ihnen eingeführten Industriegüter sich rasch verteuern. (Siehe auch S. 3).

Die Schwarzen aussiedeln

Die Lösung des Rhodesien-Problems durch die Schaffung eines neuen Staa­tes für die afrikanische Bevölkerung der abgefallenen britischen Kolonie hat die nahöstlich-afrikanische Liga (Mid- dle-East African League) am Wochenen­de in London vorgeschlagen. Der aus Nigeria stammende John Salakov er­klärte im Namen seiner Organisation, zwischen den Rassen in Rhodesien kön­ne es nicht zur Versöhnung kommen. Um Blutvergießen zu vermeiden, sei es deshalb das Beste, die weißen Rhodesier regieren zu lassen und der schwarzen Bevölkerung woanders einen Staat zu errichten. Seine Organisation habe da­bei die afrikanische Westküste im Auge, wohin die Afrikaner aus Rhodesien übersiedeln müßten.

Ich bin der Größte

(Zeichnung: Heyne)

Tiefsee-Rausch

Von Dr. Waldemar Lentz

Auch aus der Tiefe der Ozeane (und nicht nur aus dem Weltraum) kommt nun die Warnung, daß das Vertrauen auf' gemeinsa­men Markt, gemeinsame Sicherheit und be­stimmte Freundschaften für den Platz in der Sonne der Zukunft nicht reicht Staatsmän­ner, Völkerrechtler und Konzemmanager der übrigen Welt suchen sich gerade die be­sten Startplätze für ein Rennen, das die Rei­henfolge der Nationen sogar mehr verän­dern wird als der Besitz von Mars und Mond: die gegenwärtige Besitzergreifung des Meeresbodens findet eine Parallele nur in dem einstmaligen Rennen der Kolonial­mächte um die weißen Flecken Afrikas. Lei­der sind wir weder direkt noch durch Europa dabei.

Die Öffentlichkeit hat bereits durch den Pueblo-Fall mitbekommen, daß das Recht der Meere in Bewegung gekommen ist. Es ist nicht mehr sicher, ob die nationalen Ge­wässer nach altem Völkerrecht bis drei See­meilen oder neuerdings sechs oder zwölf oder gar zweihundert Seemeilen reichen und das freie Meer entsprechend verengen. Aber das ist nichts gegen die Unsicherheit in der Tiefe, von wo uns ein kleiner Wellenschlag erreichte, als Briten, Niederländer und Dä­nen auch durch die Nordsee unter Berufung auf eine Konvention aus dem Jahre 1958 punktierte Linien zogen, innerhalb derer sie sich die Nutzung des Nordseebodens reser­vierten. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag befaßt sich gerade mit dem deut­schen Protest.

Die Konvention von 1958 sah vor, daß man den Meeresboden bis 200 Meter Tiefe nutzen kann. Tiefer reichte nicht die Phan­tasie. Heute steht die Möglichkeit zu indu­strieller Nutzung bei 500 Metern, mit Schleppnetzen bei 1200 Metern. Wissen­schaftliche Bohrungen reichen bis 6000 Me­ter. Es geht nicht nur um Erdgas, Erdöl, Diamanten, Gold und Phosphate in Küsten­nähe. Man weiß schon von Mangan, Nickel, Kupferlagern am Meeresboden und darunter Hunderte Kilometer von der Küste ent­fernt. Die Sorge der Entwicklungsländer ist, daß sich ein paar fortgeschrittene Industrie­nationen die Schätze des Meeresbodens an­eignen können, und die Lücke zwischen arm und reich noch größer wird.

Oben darf derjenige eine freie Stelle der Erde besitzen, der sie auch halten kann. Wird unten auch der besitzen, der den ande­ren mit Atom-U-Booten verjagen kann? Erst seit einem Jahr befaßt sich die UN-Vollversammlung mit dieser Vision. Aber schon ist es über Sonderausschüsse und Konferenzen zu einem wahren Tiefsee- Rausch der internationalen Bürokratie ge­kommen. Ein ständiger Ausschuß der UN-Vollversammlung für die friedliche Nut­zung des Meeresbodens wurde errichtet. 1970 bis 1980 wurde zum Jahrzehnt internationa­ler Erforschung des Ozeans erklärt beides nur für Mitglieder der Vereinten Natio­nen. Es wird viel politischen Willens bedür­fen, uns in die Forschung hereinzuzwängen, und noch mehr, um bei der rechtlichen Erör­terung dabeizusein.

Die Industriestaaten westliche wie öst­liche sind für freie Bahn für die großen Unternehmen. Die Entwicklungsländer sind für Gemeineigentum am Meeresboden, zu­mindest aber für eine internationale Mee­resbehörde, die Lizenzen vergibt und die Entwicklungsländer am Gewinn beteiligt Wahrscheinlich wird man schließlich bis zu einer bestimmten Tiefe den Uferstaaten das Recht an ihremSockel geben. Die Frage ist nur, wo dann die freie See beginnt Nach dem Prinzip, mit dem man uns in der Nord­see ärgert, fiele der halbe Atlantik an den Inselstaat St. Helena. Auch England, Frank­reich und Portugal haben ferne Inselchen mit großem Sockel. Wir haben keinen

(Fortsetzung auf Seite 2)