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CALWER KREISNACHRICHTEN

Freitag, 10. Januar 1969

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Herzlichen Glückwunsch

DerNagolder Anzeiger gratuliert allen Jubi- laren, die am 10. Januar Geburtstag feiern, und wünscht ihnen auch für die kommenden Lebens­jahre alles Gute.

Nagold. Gertrud Hafner geb. Bollinger, Freu­denstädter Straße 61, wird heute 82 Jahre, Maria Huzel geb. Müller, Haiterbacher Straße 8, 74 Jah­re, Marta Kerner geb. Schwientek, Theodor- Heuss-Straße 59, 76 Jahre und Willy Letsche, Bir­kenweg 18,71 Jahre alt.

Abfuhr sperriger Güter

Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag näch­ster Woche wird Sperrmüll abgefahren. Die Ab­fuhr erfolgt in den gleichen Bezirken und Tagen wie die übliche Müllabfuhr. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß gewerbliche sperrige Güter nicht abgefahren werden.

Kinderbetreuung im Zellerstift

Am kommenden Sonntag, dem 12. Januar 1969, können während des Gottesdienstes im Zeller­stift (9.15 Uhr bis 10.15 Uhr) Kinder zur Betreu­ung dorthin mitgebracht werden.

Verkehrsunfäile mit geringem Schaden

Gegen 15.45 Uhr streiften sich am Mittwoch an der Einmündung Burgstraße Bahnhofstraße zwei Pkw. Gegen 17.45 Uhr kam am Ortseingang von Oberschwandorf ein Pkw im Begegnungs­verkehr infolge Glatteis ins Rutschen. In beiden Fällen ist nur geringer Sachschaden entstanden.

Mitfahrerin leicht verletzt

Am Mittwoch kam es gegen 17.40 Uhr an der Abzweigung der Altensteiger Straße von der B 28 zum Zusammenstoß zwischen zwei Pkw. Dabei ist die Mitfahrerin in einem Auto leicht verletzt wor­den; an den Fahrzeugen ist beträchtlicher Sach­schaden entstanden.

Kindergottesdienst

Am Sonntag, dem 12. Januar, beginnt in Nagold wieder der Kindergottesdienst um 10.30 Uhr im Zellerstift.

Mitgliederversammlung der Kleintierzüchter

Der Kleintierzüchterverein Nagold und Umge­bung hält am Sonntag um 14 Uhr im Gasthof Zum Ochsen eine Mitgliederversammlung ab.

Kammerkonzert

Am Sonntag, 12. Januar, kommt das Kammer­konzert, das im 2. Programm des Südwestfunks die sonntägliche Bach-Kantate ergänzt, um 12.35 Uhr vom Landesstudio Tübingen. Das Programm beginnt mit dem Werk eines alten spanischen Meisters: dem Concerte Nr. 6 D-Dur für zwei Tasteninstrumente von Padre Antonio Soler. Die Interpreten sind der Tuttlinger Kantor Arwed Henking (Cembalo) und der Trossinger Kirchen­musikdirektor Gerd Witte (Orgel). Anschließend spielt die Camerata Brigantina die Triosonate d- Moll für Altflöte, obligate Gambe und Cembalo von Johann Christoph Pepusch, einem Zeitgenos­sen Bach und Händels. .

Schäfermuseum in Wildberg geplant

Schäferlauf-Stadt bemüht sich um die Erhaltung alter Traditio nen - Vorhaben wird unterstützt

W i I d b e r g. Glaubte man noch vor kurzer Zeit, mit der Schäferei in unseren Bereichen nehme es ein jähes Ende, so ist diese Illusion heute schon längst wieder verworfen. Wie einst bei Römern und Germanen ist das Schaf wieder ein geschätztes Haustier geworden. Stand die Schäferei im 8. Jahrhundert unter Karl dem Großen in der Blüte, so will man heute Nutzen und Traditionen der Schafzucht erhalten. Konzentrierte man sich in den Anfängen der Schäferei insbesondere auf Milch (nebst Käse) und Fleisch des Schafes auch die Felle waren als Kleidung gesucht kam in Deutschland erst Ende des 12. Jahrhunderts die Vollverwertung auf.

DIE ALTE SCHAFSCHEUNE auf dem Schafscheuernberg; links die Betonpfeiler der Mittelpunkt­schule. Aufn. : Pissarek

Aktion Nr. Sicher zieht ihre Kreise

In Wildberg ist die Ortsdurchfahrt das größte Problem Fußweg erforderlich

Wildberg. Die Aktion Nr. Sicher zieht ihre Kreise. Alle Gemeinden und ihre Bewohner in den Kreisen Calw, Pforzheim, Rastatt und Vai­hingen/Enz sind im Zusammenhang mit dieser Aktion aufgerufen, ihren Beitrag zur Sicherheit im Verkehr zu leisten. Dabei gilt es insbesondere, Gefahren zu erkennen und sie zu respektieren oder auszuschalten.Nehmt Rücksicht aufeinan­der dies ist einer der Leitgedanken bei die­ser Aktion.

Mit der Meldung von Gefahrenquellen im Stra­ßennetz soll ebenfalls ein Beitrag zu dieser Aktion geleistet werden. Im Bereich der Stadt Wildberg ist die Ortsdurchfahrt im Zuge der Bundesstraße 463 das größte Problem auf dem Gebiete des Verkehrs. Seit Jahren wird der Ausbau der Orts­durchfahrt in Aussicht gestellt. Im November 1968 war in der Ortsdurchfahrt ein tödlicher Unfall zu zu verzeichnen, der den unhaltbaren Zustand deutlich herausstellt.

Am Ortsausgang Calw ist im Hinblick auf die entstandenen Siedlungsgebiete, den Industrie­betrieb Wöhrle, das Gasthaus Seeger und den Märchengarten die Anlage eines Fußgängerweges entlang der Bundesstraße 463 von der Abzwei­gung Paul-Widmann-Siedlung bis zum Gasthaus Seeger dringend erforderlich, Die zahlreichen Spa­ziergänger auf der stark befahrenen Straße sind großen Gefahren, ausgesetzt.

| Die Filmtheater zeigen

Krone-Lichtspiele Nagold

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ord­nung Was das Publikum zwischen Sex-, Crime- und Westernkost immer wieder sehen will, ist der fröhliche Unterhaltungsfilm.Mor­gens um sieben ist die Welt noch in Ordnung ist ein solcher Film, mit herrlich befreiendem Humor angerichtet. Schon das gleichnamige Buch von Eric Malpass atmet die fröhliche Stimmung, und sein Autor bekräftigt mit eigenen Worten,daß der Geist des Buches durch diesen Film auf be­wundernswerte Weise eingefangen wurde." So werden sich alle Leser seines Romans, der viele Monate auf der Bestseller-Liste stand, und Millio­nen Familien, die davon hörten, auf diesen Film freuen: auf die abenteuerlich heitere Geschichte des Jungen Gaylord, der mit kindhaft fragenden, mit hellwachen Augen und mit entwaffnender Ehrlichkeit seineliebe Familie und auch die ganze Umwelt verblüfft. Ab heute bis Diens­tag.

Löwen-Lichtspiele Nagold

Aug um Aug, Zahn um Zahn Der Sensa­tionsreporter Jeff Gordon hat eine sensationelle Entdeckung gemacht. Die gesamte Presse in den USA berichtet in Schlagzeilen darüber. Er hat einen kleinen Fehler auf einer 10-Dollamote ent­deckt und bringt dadurch den großen Coup einer internationalen Geldfälscherbande in Gefahr. Ab heute bis Sonntag.

Grüner-Baum-Lichtspiele

Altensteig

__Morgens um sieben ist die Welt noch in Ord­nung heißt der neue Kurt-Hoffmann-Farbfilm, der am Wochenende in Altensteig läuft. Dieser abenteuerlich-heitere Familienfilm erzähltalles über eine ganz besondere Familie eine beson­ders nette und doch auch sonderbare. Mittelpunkt des Kreises der lieben Verwandtschaft ist Gaylord,

erst 6 Jahre alt, aber hellhörig und hellwach; mit seiner entwaffnenden Ehrlichkeit verblüfft er alle: vom bärbeißigen Opa (Werner Hinz) über Mutter und Vater (Gerlinde Locker, Peter Arens) bis zu den männertreuen bzw.männermordenden Tanten (Maria Körber und Diana Körner). Dieser Film, der nach dem gleichnamigen Romanbest­seller von Eric Malpass entstand, lädt wieder ein­mal das Publikum aller Jahrgänge zu einem herz­erfrischenden Erlebnis ins Kino ein. Freitag bis Sonntag. Und Sonntag um 13.45 Uhr:Cervantes, der Abenteurer des Königs.

Kuckuck-Lichtspiele Haiterbaeh

Die wilden Engel Barbarische Motorrad­horden überziehen Kalifornien. Jugendliche wer­den zu bösartigen Außenseitern, für die die Ge­sellschaft schon nicht mehr verantwortlich gemacht werden kann. Roger Corman engagierte für sei­nen FilmDie wilden Engel neben talentierten jungen Darstellern wie Peter Fonda, Nancy Sina- tra und Bruce Dem, hauptsächlich Laien, unter anderem die Mitglieder des ClubsHells Angels. Atemberaubend ist die Unmittelbarkeit, mit der er die Situation eines Teils der jungen Generation und ihre Revolte gegen die Gesellschaft und ihre Gesetze schildert. Heute und morgen.

Kommissar X: Jagd auf Unbekannt Wo er auftaucht gehen die Gangster in Deckung und die jungen Damen rasch noch mal vor den Spie­gel... Denn dieser Jo Louis Walker, alsKom­missar X einer der berühmtesten Privatdetektive der Welt, ist in jeder Hinsicht unwiderstehlich. Der Italo-Amerikaner Tony Kendall, in vielen Spannungsfilmen erprobt, läßt ihn jetzt nach der bekannten Krimi-Serie des Pabel-Verlags zum ersten Mal auf der Leinwand lebendig werden. Unter dem TitelKommissar X: Jagd auf Un­bekannt bietet diese rasante Produktion restlos alles, was das Herz des Krimi-Freundes begehrt auch den unvermeidlichen (und schlagkräfti­gen) Freund des Super-Detektivs, der hier Tom Rowland heißt und von Brad Harris gespielt wird. Nur am Sonntag.

In der Marktstraße in Wildberg bildet im Zuge der Landesstraße 349 Wildberg Effringen ein altes Haus eine gefährliche Engstelle. Mit dem Erwerb und Abbruch des alten Gebäudes würden sich die Verkehrsverhältnisse ganz erheblich ver­bessern. Leider, so kam es in einer der letzten Ge­meinderatssitzungen zum Ausdruck, hat die Stra­ßenbauverwaltung den Erwerb des Gebäudes mit einer unverständlichen Begründung abgelehnt. Mit der Erfüllung dieser drei Beiträge zu dieser Aktion würde den Verkehrswegen in Wildberg die Gefährlichkeit genommen werden.

Erste Anfänge in dieser Richtung machte man in Wildberg von seiten des KlostersMaria Reu­thin im Jahre 1298. Seit diesem Zeitpunkt spros­sen immer mehr Schafherden hervor. Schäfer­zünfte entstanden, der erste Schäferlauf fand nach alten Aufzeichnungen im Jahre 1443 in Markgrö­ningen statt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts stand die Schäferei auf ihrem Höhepunkt. Drei Herden weideten auf Wildberger Markung; die Gemeindeherde, betreut vom Stadtschäfer, die Herde der Klostermeierei Reuthin und die Effrin- ger Herde. Mit dem Verfall der Schäferzunft im Jahre 1828 hatte man beschlossen, nur noch ca. 300 bis 350 Schafe auf der Markung laufen zu lassen. Gegenüber dem 16. Jahrhundert stellte dies nur noch ein Viertel der ursprünglichen Zahl dar. Mit diesem Verfall drohte auch die Abschaf­fung des traditionellen Schäferlauffestes. Die Stadtverwaltung beschloß aber, die Kosten des Festes, die vorher von der Zunft getragen wurden, zu übernehmen und das Fest weiterhin alle zwei Jahre stattfinden zu lassen.

Der Schäferlauf mit dem Festzug hat sich als Volksbrauch zäh erhalten. In Wildberg wurde der Schäferlauf seither (mit Unterbrechung während des 2. Weltkrieges und einiger Jahre danach) alle zwei Jahre abgehalten. Hatte das Schäferlauffest seit 1828 nur noch die Bedeutung eines Volks­brauchs, so diente es doch zweifellos, trotz des stetigen Rückgangs der Schäferei, dem Zusammen­halt der Schäfer selbst und rettete die Tradition in die heutige Zeit, welche ihr auch in wirtschaft­licher Beziehung wieder ihren Inhalt zu geben verspricht.

In Wildberg ist man nun bemüht, Geschichte und Traditionen der Nachwelt zu sichern. Die Schäferlaufstadt beabsichtigt die Einrichtung eines Schäfermuseums in der alten Schafscheune auf dem Schafscheuernberg. Das Vorhaben, so sagte Bürgermeister Krautter, wird von Landes­verband der Schafzüchter in Württemberg und Hohenzollern unterstützt. Das Museum soll von Fachleuten eingerichtet werden und eine echte Dokumentation für den Schäferstand, seine ge­schichtliche Entwicklung, seine Bedeutung und seine Sorgen und Nöte werden. Zum Gelingen dieses Unternehmens hat man den ganzen Berufs-

ZEITUNGSLESER WISSEN MEHR

stand zur Unterstützung aufgerufen und gebeten, Geräte, Kleidung, Literatur bis zum Schäferwa­gen für dieses Museum zur Verfügung zu stellen. Die Gegenstände können dem Museum als Eigen­tum überlassen oder als Leihgaben zur Verfügung gestellt werden.

Standesamtsnachrichten aus Altensteig

Sechs Geburten, sieben Eheschließungen und vier Sterbefälle im Dezember registriert

Geburten: Helga Christa, Tochter des Helmut Mutz, Schreiner, und der Helga geb. Walz, Dor- ferstraße 45. Filomena, Tochter des Antonio Pe- trillo, Sägereiarbeiter und der Stefania geb. Ca­valieri, Bahnhofstr. 25. Eva-Maria, Tochter des Karlheinz Rücker, Gerbermeister, und der Elfrie­de Maria geb. Streitwieser, Wilhelmstr. 17. Auswärts geborene: Bärbel Silke, Tochter des Manfred Paul Karcher, Autosattler, und der Hel­ga Rosemarie geb. Kneißler, Welkerstr. 69. Elisa­beth Christiane, Tochter des Alfred' Imariuel Mast, Schuhmachermeister, und der Anna Berta geb. Hornberger, Poststr. 23. Matthias Samuel, Sohn des Johann Christian Mutschler, Bautechni­ker, und der Martha geb. Kugler, Lerchenstr. 25.

Eheschließungen: Jürgen Burkhard, kaufm. An­gestellter, Altensteig, und Margit Irene Rapp, kaufm. Angestellte, Altensteig. Manfred Schwarz, kaufm. Angestellter, Nagold, und Brigitte Elisa­

beth Kania, Fotolaborantin, Altensteig. Hartmut Heinrich Eßlinger, Industrie-Designer, Altensteig, und Elisabeth Schlumberger, Arzthelferin, Alten­steig. Rainer Kreimendahl, Schreiner, Altensteig, und Margarete Brigitte Schüler, Kontoristin, Al­tensteig. Auswärts Getraute: Gottfried Karl Schlagenhauf, Maurer, Altensteig, und Ingeborg Marie,Reiter, Näherin, Nagold. Karl Richard Hei- pel, Student der Pädagogik, Ältensteig, und Ma-

Ehm, Leonberg-Silberberg, und Helga Marta Lachmann, Altensteig.

Sterbefälle: Luise Steininger geb. Gauß, Bau­helfers Ehefrau, 75 Jahre alt. Eugen Gottlieb Lutz, Silberarbeiter, 63 Jahre alt. Oskar Heinrich Schiler, Apotheker, 77 Jahre alt. Auswärts Ge­storbene: Prof. Dr. phil. Reinhold Schaede, 81 Jahre alt.

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ALTENSTEIG

Wir gratulieren

DasSchwarzwald-Echo gratuliert allen Jubi- laren, die am 10. Januar Geburtstag feiern dürfen, und wünscht ihnen auch für die kommenden Le­bensjahre alles Gute.

Altensteig. Katharine Schlecht, Amselweg 4, wird heute 72 Jahre alt.

Spielabend des Schachclubs

Die Mitglieder des Schachclubs Altensteigs tref­fen sich heute (Freitag) um 20 Uhr im Neben­zimmer des Hotel-Cafe Lenk zum Spielabend. Der Schachclub Altensteig veranstaltet am Sams­tag, 18. 1. 1969, einen Familienabend, zu dem auch die Angehörigen der Schachspieler eingela­den sind. An diesem Abend werden auch die Preise für die Jugendspieler verteilt. Die Anmel­dungen zu diesem Abend werden heute beim Spielabend erbeten.

Vereinsanzeiger

TG Altensteig: Wiederbeginn der Gymnastik­kurse in der Hohenbergschule am Montag, 13. Ja­nuar 1969. 19.30 Uhr Mädchen ab 14 Jahre (An­meldungen im Gymnastikraum noch möglich); 20.30 Uhr Frauen. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.

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10. Januar 1919: Mahnung zur Vorsicht. Der Landwirt Glaß in Wittesheim wärmte eine Kanne Benzol am Stubenofen. Es fing Feuer und die Wohnstube war im Nu ein Flammenmeer. Zwei Kinder sind an den Brandwunden gestorben, an­dere Familienmitglieder sind schwer verletzt.

Harmonikakonzert

Am Dienstag, 14. Januar, spielt im Südwest­funk, Landesstudio Tübingen, das Westallgäuer Akkordeonorchester unter der Leitung von Her­mann Epple und die Akkordeonspielgruppe Pi- lawa, Rottweil (16.00 Uhr, 1. Programm).

Festfeier mit Zeltmissionar Pastor Bolay

Walddorf. Mit Freunden aus der Nähe und Feme gedachte die Gemeinde Walddorf der ev.- meth. Kirche am Sonntag der 100. Wiederkehr des Anfangs der Erweckungszeit in Walddorf.

In einer Eestveranstaltung, zu welcher die Fest­halle einen würdigen Rahmen hergab, fanden sich Besucher aus der Umgegend von Altensteig und Nagold ein. Nach dem Auftakt der Sänger und Bläser berichtete Pastor Schwarz in einem geschichtlichen Rückblick von der Entwicklung der Gemeinde Walddorf. Erstaunlich, daß in die­sem verhältnismäßig kleinen Ort eine Gemeinde mit immenser Ausstrahlungskraft entstand, so daß bald größere und kleinere Zweiggemeinden in der Gegend entstanden. Das Sendungsbewußt­sein der Gemeinde illustriert die Tatsache, daß drei Pastoren und eine Pastorenfrau ihren Weg als Boten in die weite Welt des Dienstes fanden. Grüßworte zu dem denkwürdigen Tag spra­chen Pastor Neff von der Tochtergemeinde Na­gold und Pfarrer Amann von der evangelisch- landeskirchlichen Gemeinde Walddorf. Pastor Bolay sprach richtungweisende Worte, anhand von Psalm 103, für die Aufgaben, die heute auf­getragen sind. Erweckung, der unvollendete Auf­trag, hat heute viele Kreise erfaßt, aus dem klei­nen Senfkorn der Anfangszeit wird der große Baum verschiedenster Kreise der Evangelischen Allianz, die heute miteinander den großen Auf­gaben innerer Mission begegnen.

Für eine gerechteEntwicklungshilfe

Resolution der Jungsozialisten an Landesvorstand und Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit

W i 1 d b e r g. Ein Seminar unter dem TitelDie Herausforderung der Dritten Welt veran­stalteten die Jungsozialisten des Unterbezirks Pforzheim (dazu gehören die Kreise Calw, Freuden­stadt, Horb und Pforzheim) am Wochenende im HotelTalblick in Wildberg. Die Teilnehmer­zahl (33) übertraf die Erwartungen. Diplom-Volkswirt Reitz sprach überEntwicklungshilfe, und Studentenpfarrer Dr. Khella behandelte dieses Thema aus der Sicht der Dritten Welt. Die Diskussionen waren rege; gegen Ende des zweitägigen Seminars wurden von den Teilnehmern eine Pressemitteilung und eine Resolution (die dem Landesvorstand der Jungsozialisten und dem Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Dr. Erhard Eppler, SPD, zugehen wird) nach ein­gehender Diskussion verabschiedet.

Der Unterbezirks-Vorsitzende der Jungsoziali­sten, Knut Schlanert (Niefem), eröffnete das Se­minar am Samstagnachmittag. Informationen über politische und soziale Verhältnisse in der Dritten Welt gab das Referat von Diplom-Volks- wirt Wilhelm Reitz (Planungsgruppe im Mini­sterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit).

Das Wohlstandsgefälle zwischen den indu­strialisierten Staaten und den Entwicklungslän­dern vergrößert sich ständig. Die Teilnehmer der zweiten Welthandelskonferenz in Neu Delhi brachten aus diesem Grund die Forderung vor, ein Prozent des Bruttosozialprodukts der Indu­strieländer für die Dritte Welt zur Verfügung zu stellen. Diese Forderung erfüllte die Bundes­republik schon 1967: Erstmals wurden 1967 genau 1,27 Prozent des Volkseinkommens für Entwick­lungshilfe ausgegeben. Seit 1956 hat die BRD 36,3

DIE ALTENSTEIGER REITABTEILUNG hatte dieser Tage in einem eigens zu diesem Zweck hergerichteten Reitstall ein gemütliches Zusammen­sein in kleinem Kreise. Die Stimmung war recht gemütlich, und auch den Vierbeinern, die dieFete aus nächster Nähe miterleben durften, schien es zu gefallen (links). Unser rechtes Bild zeigt Mitglieder der Reitabteilung auf dem Reitgelände. Fotos: Schlumberger

Milliarden DM für die Entwicklungshilfe aus­gegeben und steht damit an führender Stelle in Westeuropa.

Die Entwicklungshilfe der BRD gliedert sich in drei Säulen auf: 1. die Kapitalhilfe (langfristi­ge Kredite); 2. die technische Hilfe (Experten und Freiwillige vermitteln den Menschen in den Entwicklungsländern Wissen), 3. Private Maßnah­men. Schwerpunkte deutscher Entwicklungshilfe­politik sind Indonesien und Pakistan. Unterschei­den muß man zwischen zwei Arten von Entwick­lungshilfe: Die multilaterale Hilfe läuft über Or­ganisationen wie die UNO oder die Weltbank; di bilaterale Hilfe wickelt sich direkt zwischen uns und dem betreffenden Staat der Dritten Welt ab.

In der anschließenden Diskussion kamen u. a. der Alleinvertretungsanspruch, die einseitige Hilfe der BRD in Vietnam, die Unterstützung des fa­schistischen Regimes in Griechenland, die Ent­führung der Südkoreaner und rein fachliche Fra­gen zur Ausführung. Am Abend war Gelegen­heit, den Inhalt des Referats noch in kleinen

Gruppen zu diskutieren und die Diskussionen, die sich schließlich auch innenpolitischen Problemen zuwandten, dauerten bis tief in die Nacht an.

Studentenpfarrer Dr. N. M. Khella (Stuttgart), der aus Ägypten kommt und der koptischen Kir­che angehört, betonte, daß die Dritte Welt auch heute noch, zwar nicht mehr wie im Kolonialis­mus, aber auf illegalem Wege ausgebeutet werde. Dafür seien in erster Linie Welthandels- und Weltwährungssystem verantwortlich.Zehner­club undComecon bestimmten den Wert der Währung in den Entwicklungsländern. Um der Dritten Welt wirklich zu helfen, müßten die ka­pitalistischen wie auch die Ostblock-Staaten ihre Währungsmanipulation durch das Weltwährungs­system einstellen. Außerdem könnten nur die Beträge als wirkliche Entwicklungshilfe gewertet werden, die die Geldgeber als nicht rückzahl­bar betrachten. Dies war nur ein Aspekt aus der Kritik Dr. Khellas an der Entwicklungshilfe. Ab­schließend formulierte Dr. Khella seine Kritik am Staat aus der Sicht des Anarchisten. Damit löste er eine lange Diskussion bei den Seminarteilneh­mern aus. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen zu diesem Punkt standen die zunehmend fasdii- stischen Tendenzen, die wir in vielen Staatssy­stemen finden.

Die Erkenntnisse aus den Referaten und den Diskussionen wurden dann von den Seminarteil­nehmern ausgearbeitet und in verschiedenen Re­solutionen festgelegt. Die Jungsozialisten planen 1969 eventuell noch drei weitere Seminare.

Solidarität mit den Revolutionären

Die Teilnehmer an dem von den Jungsoziali­sten veranstalteten Seminar verabschiedeten nach eingehender Diskussion folgende Pressemittei­lung:Stündlich sterben auf der Welt 3000 Kin­der an Hunger. Jährlich zählen wir 25 Millionen Hungertote. Das durchschnittliche Jahreseinkom­men in den Staaten der Dritten Welt beträgt we­niger als 450 DM (zum Vergleich: Bundesrepublik 7000 DM, USA 15 000 DM).

Warum war die Entwicklungshilfe bisher nicht wirksam?

Bisher wurde die Entwicklungshilfe alsSchlag­stock der Außenpolitik eingesetzt (Hallstein- Doktrin), d. h. sie wurde unter anti-kommunisti­schen Gesichtspunkten verteilt. Die kapitalisti­schen Staaten (sog. Zehnerclub) und auch die Ost­blockstaaten (Comecon) bestimmen den Wert des Geldes in den Entwicklungsländern und höhlen damit das Währungssystem dieser Länder aus.

Die Rohstoffpreise in den Ländern der Drit­ten Welt werden von den kapitalistischen Staaten aus Profitinteresse bewußt niedrig gehalten.

Wir treten für eine Neuorientierung der Ent­wicklungshilfe der Bundesrepublik ein.

Wir fordern 2 Prozent des Bruttosoziolprodukts der industrialisierten Staaten für die lebensnot­wendigen Interessen der Dritten Welt. Diese zwei Prozent sollten den Ländern der Dritten Welt nicht in Form eines Kredites gegeben werden, sondern allein für strukturfördernde Maßnahmen und ohne Forderung auf Rückzahlung überlassen werden.

Damit dafür Interesse in der Bevölkerung ge­weckt wird, ist verstärkte Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Das Problem der Entwicklungshilfe sollte als Bestandteil in die Bildungspolitik auf­genommen werden.

Wir erklären uns solidarisch mit den revolutio­nären Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt und fordern, daß feudalistische Strukturen nicht durch unsere Entwicklungshilfe zementiert wer­den.

Die künftige Entwicklungshilfe muß eine Än­derung der bestehenden Weltwährungs- und -handelsstrukturen einschließen.