Samstag, 4. Januar 1969
Württemberg und Baden • Aktuelles
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Caspar,. und Balthasar haben viel zu tun
Lange galt der Dreikönigstag mehr als das Weihnachtsfest / Viele Gasthöfe tragen den Namen der „Drei Weisen aus dem Morgenland"
Biberach a. d. Riß (dpa). In den ersten christlichen Jahrhunderten wurde der Tag der Epiphanie, der Erscheinung und Erleuchtung des Herrn, als Geburtsstunde des Christentums gefeiert, weil nach damaliger Meinung Jesus erst durch die Taufe zu einem göttlichen Wesen geworden sei. Geschah es dennoch, daß da oder dort das Christfest am Tage der Geburt Christi gefeiert wurde, so wurde dies als heidnisch verpönt, bis dann im vierten Jahrhundert allgemein Christgeburt und Erscheinungsfest getrennt begangen wurde.
Beide Daten fielen mit denen heidnischer Feste zusammen, deren Kult verwandte Züge aufweist. Erst als sich das Weihnachtsfest herausgebildet hatte, wurde der 6. Januar auch als Tag der Heiligen Drei Könige gefeiert, der drei Weisen, die, dem Stern der Erlösung folgend, durch die Lande zogen und vielfältige Darstellung gefunden haben.
So als Vertreter verschiedener Lebensalter vom Jüngling bis zum Greis und als Abgesandte ferner fremder Erd- teüe, immer aber als demütige Gottsucher. Lange galt daher der 6. Januar mehr als das Weihnachtsfest. Schon früh entwickelten sich Drei-König- und He- rodes-Spiele.
Für wen wäre es verwunderlich, daß die drei geheimnisvollen Gestalten, ursprünglich als Magier dargestellte Reisende, zu Schutzpatronen der Reisenden und Herbergen geworden sind. Daß man nach ihnen schließlich Herbergen und Gasthöfe benannt hat und sie auf deren Schilder hob, farbenprächtig ausgestattet und im Barock mit kostbaren Ornamenten umgeben, man begnügte sich auch mit einem der drei, mit dem „Mohren“, griff zu dem „Stern“, dem sie einst gefolgt waren oder beschied sich sogar schon mit dem Zeichen ihrer königlichen Würde, der „Krone“. Ihr Schutz sollte nicht nur die Herbergen zu einer sicheren Zuflucht machen, sondern auch die Reisenden vor aller Unbill auf gefährlichen Pfaden bewahren.
Ein Stück Papier mit den Anfangsbuchstaben „C+M+B“ im Schuh, so glaubte man, schütze sogar vor Müdigkeit und firschöp-
WIRTSHAUSSCHILD mit den Heiligen Drei Königen
(Foto: dpa)
fung. Heute noch schreiben die Bauern im schwäbischen Oberland und im Allgäu die Initialen der Heiligen Drei Könige zusammen mit der Jahreszahl über die Haus- und Stalltüren und erflehen damit deren Schutz und Fürsprache für Haus und Hof. Insbe
sondere bei Fallsucht wurden sie einst angerufen.
Schon in Glockeninschriften aus dem 12. Jahrhundert erscheinen ihre Namen. Im Mittelalter hatten nach einem Bericht von Ulrich Riemerschmidt in „Kult und Brauch einst und jetzt“ die an Wallfahrts- und Marktorten verbreiteten Dreikönigszettel eine heute kaum zu ermessende Bedeutung. In Massen wurden die mit Anbetungsdarstellungen illustrierten Bildamulette in ganz Europa verbreitet, nachdem schon früher Amulette aus Kupfer, Bronze und Silber zur Abwehr dämonischer Kräfte getragen worden waren.
Besondere Wirksamkeit wird noch heute dem an Dreikönig geweihten Wasser zugeschrieben und in der letzten der zwölf Nächte wird vielfach „geräuchert“, worin sich eine Verbindung zu den Gaben der drei Weisen zeigt. Diese Nacht ist es auch, in der man wie in der Silvesternacht einen Blick in die Zukunft zu tun sucht, mit Bleigießen, Hafengucken und anderen Orakeln, mit Hilfe der drei Magier, die diese geheimnisvollen Künste beherrschen müssen.
HfG arbeitet auf „Sparflamme“
Ulm (dpa). Auf „Sparflamme“ arbeitete zu Beginn des neuen Jahres die Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG), die ihren Betrieb aufgrund des Liquidationsbeschlusses des Kabinetts am 31. Dezember 1968 eigentlich hätte einstellen sollen. Wie ein Dozent mitteilte, waren Verwaltung, Buchhaltung und Bibliothek besetzt, ebenso die meisten Werkstätten. Mit Rektor Ohl sind noch sechs Dozenten in Ulm. Noch nicht geklärt ist, ob die Geschwister-Scholl-Stiftung vom Angebot auf Weiterarbeit von etwa 50 Studenten und den Dozenten Gebrauch machen wird. Einige Beschäftigte sollen dem Vernehmen nach von der HfG-Trägerin versuchsweise auf zwei Monate befristete Verträge erhalten haben. Andere wiederum haben beim Arbeitsamt vorsorglich Kündigungsschutz beantragt. Von der Außenwelt sind die HfG- Leute allerdings seit Jahresbeginn abgeschnitten. Die Telefonleitung wurde gesperrt.
Katerdienst per Telefon - keine Kateridee
Tips für trinkfreudige Hanseaten / Fünf-Minuten-Durchsage der Gesundheitsbehörde
Hamburg (Eig. Bericht). Wenn zahlreiche Hanseaten das neue Jahr diesmal mit einem klaren Kopf begonnen haben, so verdanken sie das der Fürsorge ihrer Gesundheitsbehörde. Zum erstenmal hatte der verantwortliche Senator einen „Katerdienst“ per Telefon einrichten lassen, um seine Mitbürger vor den unangenehmen Folgen allzu großen alkoholischen Überschwangs in der Silvesternacht zu bewahren.
Nach dem bewährten Prinzip, daß Vorbeugen besser ist als Heilen, begann der auf vier Tage ausgedehnte Katerdienst „per Draht“ bereits einen Tag vor der Jahreswende mit allerlei kulinarischen Geheimtips, die unter anderem das Verspeisen von Ölsardinen als geeignete „Unterlage“ für den Silvesterpunsch empfahlen, für den Neujahrstag jedoch ein besänftigendes Getränk in Form von Milch anrieten, schließlich den Bürgern zwischen Alster und Elbe nahelegten, das neue Jahr mit einem ausgiebigen Spaziergang zu begrüßen — alles Ratschläge, die für den Preis eines Ortsgespräches über eine Hamburger Amtsnummer zu haben waren.
Noch ist die Zahl der Hanseaten nicht bekannt, die den originellen „Katerdienst“ der Gesundheitsbehörde während der viertägigen Laufzeit bis zum 2. Januar in Anspruch genommen haben — doch hat der seit April 1968 funktionierende Vorsorge-Telefondienst der Hamburger Gesundheitsbehörde bereits imponierende Rekorde zu verzeichnen. Jeden Monat wird in einer Fünf-Minuten- Durchsage ein anderes wichtiges Thema behandelt, das Herrn und Frau Jedermann wichtige Hinweise und Ratschläge vermittelt — angefangen von den charakteristischen
Kennzeichen einer Krebserkrankung bis zu einer vernünftigen Diät in den „fetten" Weihnachtstagen.
Unbestreitbar den Vogel abgeschossen hat bisher jedoch die im vergangenen August gesendete „Intimhygiene bei Mann und Frau“, die irrtümlich für eine Sexualaufklärung per Telefon gehalten wurde und den Vorsorgedienst der Hamburger Gesundheitsbehörde bis nach Nord- und Südamerika bekannt machte. Und wer weiß, ob sich die gleiche weltweite Wirkung auch jetzt nicht wieder einstellen wird, wenn im Januar die wichtigsten Merkmale der Geschlechtskrankheiten im telefonischen Ansagedienst der Hamburger Gesundheitsbehörde behandelt werden. Ruth Hanser
„Bett-Triebsvorsitzender“?
Hamburg (AP). Die unter dem Titel „Worte des Bett-Triebs-Vorsitzenden Oswalt K.“ zusammengestellte Auswahl von Zitaten des vorwiegend als Sex-Kolumnist bekanntgewordenen Autors Oswalt Kolle darf vorläufig nicht mehr verkauft werden. Wie ein Sprecher des Hamburger Merlin-Verlages, bei dem die Broschüre jüngst erschienen ist, gestern mitteilte, hat Kolle, dessen Film über das „Wunder der Liebe“ bundesdeutsche Kinokassen füllte, beim Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung gegen den Verlag erwirkt. Nach Mitteilung des Verlages handelt es sich bei dem strittigen Kolle-Buch um eine Illustrierte, nach verschiedenen Gesichtspunkten geordneten Sammlung von Kolle-Zitaten. Der Merlin- Verlag will rechtliche Schritte gegen die einstweilige Verfügung unternehmen.
Dreieck zeigt einen Höhenweg an
Ski- und Wanderwege sollen einheitlich bezeichnet werden / Vereinbarung getroffen
Stuttgart (dpa). Die Wandervereine und Skiverbände Baden-Württembergs haben eine Vereinbarung über einheitliche Bezeichnung der Wander- und Skiwege getroffen. Danach sollen, wie der Verband deutscher Gebirgs- und Wandervereine gestern mitteilte, die Skiwege in der Regel auf Wanderwegen verlaufen und auf ihren Markierungstafeln auch das Zeichen des Wanderwegs tragen. Von den Wandervereinen — Schwarzwaldverein und Schwäbischer Albverein — wird im Interesse von
Zuschauer nahmen Anstoß an Ansagerbeinen
Beim SDR lief der Telefondraht heiß / War die Haltung unanständig?
Stuttgart (dpa). Einen wahren Telefonkrieg entfesselten am Donnerstagabend während und nach der Fernseh-Abendschau für Baden-Württemberg die Beine des diensttuenden Moderators. Während dieser Moderator, Hans-Dieter Reichert, es sich vor der Kamera bequem gemacht hatte und leger mit gekreuzten Beinen durch die Sendung führte, beanstandeten einige Zuschauer durchs Telefon, daß seine ungezwungene Haltung die Moral der Jugend verderbe.
In einem Anruf hieß es: „Da sag’ ich nun meinen Kindern seit Jahren, sie sollen nicht so herumlümmeln, und was müssen wir jetzt im Fernsehen erblicken?“ Moderator Reichert gelobte vor der Kamera Besserung, nahm die Knie zusammen und hielt sich gerade. Das aber paßte einem andern, größeren Teil des Publikums nicht. Bald klingel-
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Kleine Personalnachrichten
Stuttgart (epd). Der Stuttgarter Stadtdekan Hans Lindei vollendet in der nächsten Woche sein 60. Lebensjahr. Er wurde in Bach-Altenberg bei Alpirsbach geboren und studierte in Tübingen evangelische Theologie. Nach seiner Vikarszeit und seiner ersten Pfarrstelle in Bopfingen kam er 1939 nach Stuttgart, wo er zunächst ein Pfarramt der Rosenberg-Gemeinde übernahm. 1952 wurde ihm die Leitung der Evangelischen Gesellschaft anvertraut und seit 1959 bekleidet er sein heutiges Amt. Seit mehreren Jahren ist Stadtdekan Lindei Mitglied der württem- bergischen Landessynode.
Stuttgart (dpa). Der am 14. Dezember zum Landesvorsitzenden der Deutschen Jungdemokraten (DJD) in Baden-Württemberg gewählte Karl Rösch mußte zu den Soldaten. Zum Jahresanfang nahm er bei der Panzergrenadier-Ausbildungskompanie 3-10 in Immendingen seinen Dienst auf. Der 23 Jahre alte Betriebswirt aus Schwenningen war vor vier Jahren zurückgestellt worden, weil er damals noch studierte. Rösch, der gleichzeitig Bundesschatzmeister der Jungdemokraten ist, bangt allerdings um seinen ersten Urlaub. Er möchte bereits an seinem ersten Rekruten-Wochenende aus der Kaserne, weil er sonst das Dreikönigstreffen der baden- württembergischen FDP versäumen würde.
Tübingen (dpa). Der Leiter des Südwestfunk-Landesstudios Tübingen, Artur Georg Richter, ist 65 Jahre alt geworden. Seit 40 Jahren arbeitet Richter für den Rundfunk: Als Regisseur und Dramaturg beim Südfunk in Stuttgart, als Oberspielleiter in Saarbrücken und Berlin, nach dem Kriege beim Südwestfunk. In Stuttgart hat er die Ur- und Erstaufführungen fast aller Autoren inszeniert, die an der Entwicklung des Hörspiel in Deutschland beteiligt waren. Außerdem war Richter für die allsonntägliche Dichterlesung verantwortlich und hat die Regie vieler klassischer Operetten für den Rundfunk übernommen. Seine große Erfahrung kam dem Landesstudio Tübingen des Südwestfunks zugute, das Richter seit dessen Gründung im Jahre 1950 leitet.
ten alle Telefone in der Abendschau-Redaktion, nun überwiegend von „Andersdenkenden“ in Bewegung gesetzt, die dem Moderator ausrichten ließen, er möge es sich ruhig wieder bequem machen. Reichert blieb nichts anders übrig, als seinen Text noch einmal zu unterbrechen, „Dankeschön“ zu sagen und im übrigen „Beinfreiheit“ für sich zu erbitten. Das wiederum trieb den „Beinkrieg“ seinem Höhepunkt zu und fast eine Stunde lang weitere Zuschauer zu entschiedenen telefonischen Pro- und Contra-Stel- lungnahmen zum Thema „anständige Haltung“.
Mit Verkehrsbeschränkungen ist zu rechnen
Stuttgart (dpa). Um größere Frostschäden an nicht frostsicher ausgebauten Straßen zu verhindern, muß auch über die Zeit des Frostaufgangs 1969 mit Einschränkungen des Schwerlastverkehrs gerechnet werden. Wie das Innenministerium gestern mitteilte, können solche Verkehrsbeschränkungen bei anhaltendem Tauwetter schon in den nächsten Tagen notwendig werden.
Die Verkehrsbeschränkungen sind in einer vom Innenministerium herausgegebenen Frostschäden-Gefahrenkarte 1969 eingezeichnet, die von den Auskunftsstellen der Industrie- und Handelskammern bezogen werden können. In der Karte sind auch Straßenzüge eingetragen, für die keine Verkehrsbeschränkungen vorgesehen sind. Auskünfte über die bei Eintritt des Frostaufgangs angeordneten Verkehrsbeschränkungen erteilen die Industrie- und Handelskammern und die Verkehrsverbände.
Neujahrsempfang bei US-Corps
Stuttgart (dpa). Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens sowie hohe amerikanische und deutsche Offiziere waren Gäste bei einem Neujahrsempfang, zu dem der Kommandierende General des VII. amerikanischen Corps, Generalleutnant Donald V. Benett, ins Offizierskasino der Kel- ley-Barracks in Stuttgart-Möhringen eingeladen hatte. Der General verband seine Wünsche für 1969 mit der Hoffnung auf weitere gute Zusammenarbeit zwischen amerikanischen und deutschen Dienststellen und Behörden.
Wenn der Baum ausgedient hat
Karlsruhe (dpa). Insgesamt 39 Sammelplätze stehen der Karlsruher Bevölkerung für „ausgediente“ Weihnachtsbäume zur Verfügung. Da die meisten Weihnachtsbäume für die Mülltonnen zu sperrig und zahlreiche Familien mit öl- und Gasheizung auch nicht mehr in der Lage sind, die Tannenbäume unterzubringen, hat die Stadtverwaltung eine Aktion „Abräumung von Christbäumen“ angeordnet, die vom 7. bis 9. Januar abrollt. Gleichzeitig wurde die Bevölkerung darauf hingewiesen, daß das „sang- und klanglose“ Abstellen von Weihnachtsbäumen strafbar ist.
Natur- und Landschaftsschutz vor allem die Klausel in der Vereinbarung begrüßt, daß Zahl, Art und Größe der Wegzeichen den Naturschutzbestimmungen nicht zuwiderlaufen dürfen.
Man wolle weder zu auffällige, noch zu große, noch zu viele Wegzeichen. Einmütigkeit bestand auch darüber, daß die Skiwanderwege einen Anreiz zum Tourenfahren bieten und damit einen Ausgleich oder eine Art Gegengewicht zum „Pistenfahren" 1 schaffen sollen. Nach der Vereinbarung erfolgt die Markierung von Skiwegen im gegenseitigen Einvernehmen zwischen den Lahdesverbänden des deutschen Skiverbandes und der Gebietsvereine des Verbandes deutscher Gebirgs- und Wandervereine. Soweit Skiwege nicht auf Wanderwegen verlaufen, werden einheitlich die Zeichen des deutschen Skiverbands verwendet. Dabei gilt für Höhenwege ein Dreieck, für Rundwege ein Kreis und für Seitenwege ein Strich. Alle an der Vereinbarung Beteiligten streben im übrigen an, daß die Markierung der Skiwege im Bundesgebiet einheitlich geregelt wird.
Das war zuviel
Mit einem städtischen Linienautobus ist ein Freiburger Wachhund in der Silvesternacht geflüchtet und seither nicht wieder aufgetaucht. Offenbar erschreckt durch die Silvesterknallerei ließ das Tier, ein Langhaarschäferhund, die zu bewachende Werkstätte im Stich, raste durch die Stadt und verschaffte sich knurrend an einer Haltestelle Eingang in dem Omnibus. Erst an der Endhaltestelle stieg er brav aus und verschwand in der Dunkelheit. Der Freiburger Tierrettungsdienst hat sich in die Suche nach dem vermißten Hund mit eingeschaltet.
Amtseinführung in Bielefeld
Bielefeld (dpa). Der 67 Jahre alte Präses der evangelischen Landeskirche von Westfalen, D. Ernst Wilm, übergab gestern sein Amt, das er 20 Jahre innehatte, an seinen langjährigen Stellvertreter D. Hans Thimme. An der Verabschiedung und Amtseinführung in Bielefeld nahmen der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Dietzfelbinger, der Generalsekretär des ökumenischen Rats in Genf, Dr. Blake, der ehemalige hessische Kirchenpräsident Martin Niemöller, Kardinal Dr. Lorenz Jäger, der neue Koadjutor von Köln, Bischof Joseph Höffner, Kultusminister Fritz Holthoff und Innenminister Willi Weyer teil.
Lehrabschlußprüfung gehört zur Lehrzeit
Kassel (AP). Der 2. Senat des Bundessozialgerichts in Kassel hat grundsätzlich entschieden, daß die Lehrabschlußprüfungen noch zu der vorausgegangenen Lehrzeit gehören. Mithin besteht für die Lehrabschlußprüfungen sowie für den Hin- und Rückweg Unfallversicherungsschutz. Das gilt auch für die Prüfer. Mit dieser Begründung verurteilte das Bundessozialgericht das Land Nordrhein-Westfalen, für den Verkehrsunfall eines Ingenieurs aufzukommen, der auf der Fahrt nach Arnsberg verunglückt ist, wo er Lehrabschlußprüfungen abnehmen sollte.
Fahndung nach „Bingo“
Ankara (dpa). Der 33jährige Amerikaner, der am Wochenende in Istanbul in einem Amoklauf vier Menschen erschossen hatte und anschließend von der Polizei mit Maschinengewehrgarben niedergestreckt wurde, war — wie jetzt bekannt wurde — Mitglied eines internationalen Ringes von Rausch- giftschmugglem. Interpol fahndet jetzt nach einem deutschen Staatsbürger, der auf den Spitznamen „Bingo“ hört und angeblich der Anführer der Schmugglerbande ist. Der Deutsche soll mit dem Amerikaner über die Beförderung von Haschisch aus Südanatolien nach England verhandelt, ihn dann jedoch angezeigt haben, weil dieser das Geschäft auf eigene Faust abwickeln wollte.
5t Grad unter Null
Fairbanks (AP). Alaska wird gegenwärtig von einer Kältewelle heimgesucht, die die Quecksilbersäule in den letzten drei Tagen bis auf minus 51 Grad Celsius absinken ließ. Die bisher kälteste Temperatur in Alaska wurde am 14. Januar 1934 mit minus 53 Grad gemessen.
Es geschah mitten in Kairo
Kairo (dpa). Vor den Augen vieler Passanten hat ein Ägypter auf einem öffentlichen Platz im dicht bevölkerten Kairoer Stadtteil Schubra angeblich aus moralischer Entrüstung seiner Schwester mit einem Beil den Kopf abgehackt.
Die Verwunderung der Passanten über den Mann, der plötzlich eine Frau angriff,
Es steht am Montag
m SPIEGEL
Über dem Mond gehtdie Erde auf
AKTUELL IN FARBE
„Die Erde schillert wie ein Saphir“, funkten die Apollo-Astronauten. Die erste Farbfoto-Serie aus Weltraumperspektive am Montag im SPIEGEL.
wich hellem Entsetzen, als er ein Beil aus seinem Gewand zog und begann, auf die Frau einzuschlagen. Wie die Kairoer Zeitung „Al Gumhuria“ gestern berichtete, war der Bruder über den in seinen Augen sittenwidrigen Umgang seiner Schwester empört. Sie hatte angeblich ihren Gatten verlassen und lebte mit ihrem Geliebten zusammen.
Ganz kurz
Fünf Mitglieder einer sechsköpfigen Familie sind bei einem Autounfall in der Nähe der Stadt-Gaevle in Nordschweden ums Leben gekommen. Die sechste Familienangehörige wurde lebensgefährlich verletzt. Das Unglück ereignete sich bei einem Überholmanöver; das Auto stieß mit einem entgegenkommenden Lastzug zusammen.
Beim Absturz eines nationalchinesischen Passagierflugzeuges am Donnerstag auf Formosa sind vermutlich alle 24 Insassen ums Leben gekommen. Suchflugzeuge entdeckten gestern morgen in der Nähe einer Bergkuppe im Süden der Insel das Wrack der Maschine, die seit dem Vortage als vermißt galt.
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DER „DEKADENTEN“ KLEIDUNG — auf unserem Bild in drastischer Weise dargestellt — hat die staatliche Jugendorganisation der Tanu Partei in Tansania den Kampf angesagt. Eigens zu diesem Zweck eingesetzte Patrouillen sollen gegen die auch in Tansania so beliebte westliche Mode einschreiten und die Jugend auf den „rechten“ Weg und damit zur traditionellen afrikanischen Kleidung und Kultur zurückführen. Im übrigen will die
Jugendorganisation gegen die einzige unabhängige Tageszeitung des ostafrikanischen Landes, den „Standard Tanzania“, einen „Kampf auf Leben und Tod“ führen, weil das Blatt Leserbriefe veröffentlichte, in denen die Kulturrevolution gegen Miniröche, Perücken, enge Männerhosen und andere modische Erzeugnisse kritisiert wurde.
(AP-Photofax)