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Aus aller Welt

Donnerstag, 2. Januar 1969

Audi so kann man das neue Jahr begrüßen: Auf dem Trafalgar Square in London ließen sich einige junge Engländer von den Was­serfontänen des Springbrunnens berieseln. Diese Prozedur ist aber nur für eiserne Na­turen zur Nachahmung empfohlen, die kei­nen handfesten Sdmupfen zu fürchten brau­chen. (AP-Photofax)

Das neue Jahr begann mit eisiger Kälte

In Amerika fünf Menschen erfroren / 15 000 Liter Sekt flössen bei der größten Silvesterparty

Frankfurt (AP). Besinnlich oder ausgelassen, besorgt oder hoffnungsfroh, feierlich »der feucht-fröhlich haben die Menschen in aller Welt gestern das Jahr 1969 begrüßt. Den Bewohnern der nördlichen Halbkugel zeigte das erst wenige Stunden alte neue Jahr fast überall diekalte Schulter, nachdem sich 1968 in Europa, der Sowjetunion und Nordamerika ebenso eiskalt verabschiedet hatte. In den Vereinigten Staaten wur­den bei heftigen Stürmen arktische Temperaturen gemessen. Im US-Staat Nebraska erfroren drei Oberschüler in einem Auto, das in Schneewehen steckengeblieben war. Auf einer anderen Hauptstraße im Staat Minnesota fiel ein älteres Ehepaar der Kälte zum Opfer.

Während fast überall im Land die Schnee­stürme tobten und in mehreren Gegenden der Strom ausfiel, stürzten sich andernorts die Amerikaner in turbulente Silvesterfei­ern. Die wohl größte Party fand in Houston im amerikanischen Bundesstaat Texas statt, wo in derAstrohall rund 30 000 Gäste den Jahreswechsel mit über 15 000 Liter Sekt be­gossen, nicht gerechnet die anderen Geträn­ke. Präsident Johnson feierte den Jahres­wechsel im Familienkreise auf seiner Ranch in Texas, während sein Nachfolger Richard Nixon das Jahr, in dem er das höchste Amt der Vereinigten Staaten antritt, in Kalifor­nien begann.

Der traditionelle Trubel setzte Punkt Mit­ternacht in Rom ein. Die Italiener waren zwar von ihrer Presse im voraus ermahnt worden, ihr Temperament zu zügeln, aber als die Glocken der italienischen Hauptstadt das neue Jahr einläuteten, waren alle guten Vorsätze vergessen. In das Krachen der Feuerwerkskörper mischte sich das Splittern alter Möbel, die zusammen mit leeren Sekt- flaschen und gesprungenem Geschirr aus

Silvesterknallerei wie noch nie

Fast 60 Millionen Mark in die Luft gejagt / Es gab auch Verletzte

den Fenstern geworfen wurden. Der Abfall, dessen sich Italiener in der Neujahrsnacht auf diese Weise zu entledigen pflegen, lan­dete nicht selten auf Dächern parkender Autos oder den Köpfen vorbeigehender Pas­santen. An den wichtigsten Punkten der Stadt stand die Feuerwehr bereit, um das Schlimmste zu verhüten.

Ein 70jähriger Mann beging den Jahres­wechsel mit einem Sprung von einer 18 Me­ter hohen Brücke in den Tiber, wie er es auch in den vergangenen Jahren getan hat­te. Etwa die Hälfte der italienischen Bevöl­kerung aber hatte sich vorgenommen, sich durch den Trubel nicht stören zu lassen. Nach einer Meinungsumfrage wollten sie in das neue Jahr hineinschlafen.

Einen nicht vorgesehenen Urlaubstag leg­ten Tausende von Arbeitern in England ein, wo am ersten Tag des Jahres gearbeitet werden sollte. In Liverpool blieben die mei­sten Hafenarbeiter zu Hause und verhinder­ten damit die Abfertigung von 80 im Hafen liegenden Frachtschiffen. In Hüllfeierten 2400 Hafenarbeiter, und 34 von 37 Schiffen wurden nicht abgefertigt. Ein Sprecher der Autofirma Ford teilte mit, daß im Werk Ha­iewood bei Liverpool in der Silvesternacht so wenig Arbeiter zur Nachtschicht erschie­nen seien, daß nicht ein einziges Auto her­gestellt werden konnte.

das neue auf Madeira begrüßen wollten, nicht anlegen.

In Bonn herrschte in der Neujahrsnacht Feiertagsruhe. Die meisten Regierungsmit­glieder hielten sich außerhalb der Haupt­stadt auf. Bundeskanzler Kiesinger weilt zu einem kurzen Winterurlaub in Tirol, und Vizekanzler Brandt hat über die Jahreswen­de einen Abstecher nach Sylt gemacht.

Auch in der alten Reichshauptstadt hielten sich die Zwischenfälle in dem für die Silve­sternacht üblichen Rahmen. Die Silvester­gottesdienste in der Kaiser-Wilhelm-Ge- dächtnis- Kirche verliefen ungestört. Einige Hippies und Rodcer beschränkten sich dar­auf, Passanten mit Knallkörpern zu er­schrecken. Enttäuschend verlief die Neu­jahrsnacht für die Veranstalter desSilve- stivals auf dem Kurfürstendamm. Zu die­sem Volksfest, zu dem ein Haveldampfer und ein alter Straßenbahnzug nebst mehre­ren Bierzelten auf der Berliner Prachtstraße aufgestellt worden waren, fanden sich in der Nacht nur zwei- bis dreitausend Menschen ein.

Von den Berliner Grenzen und der Zonen­grenze würden in der Neujahrsnacht keine Zwischenfälle gemeldet. Der Interzonenver­kehr war in der Neujahrsnacht sehr schwach und verlief ungestört. Die daheimgebliebe­nen Berliner konnten am Neujahrstag im Grunewald am Teufelsberg auf leichtem Neuschnee bei vier Grad Kälte Wintersport sozusagenvor der Haustür treiben.

Auch in den meisten Teilen der Bundesre­publik setzte in der Nacht Schneefall ein, während die Raketen in den Himmel zisch­ten. Aus mehreren Städten meldete die Poli­zei Unfälle mit Feuerwerkskörpern. Zwei Schwerverletzte gab es schon am Silvester­nachmittag in Frankfurt, als einem ange­

henden Chemiker sein Heimlabor bei der Herstellung von Feuerwerkskörpern in die Luft flog. In Klein-Stöckheim bei Braun­schweig verlor ein 16jähriger Junge drei Finger an der rechten Hand, als er einen Feuerwerkskörper nicht rechtzeitig fortwarf.

Während der Sprecher der Hamburger Polizei versicherte:Es ist alles hanseatisch im Rahmen geblieben, ereignete sich in Bayern eine ganze Reihe von Unfällen. Ein 33jähriger Mann fand in Eltersdorf bei Nürnberg den Tod, als er wahrscheinlich die Waggontür zu früh öffnete und aus dem fahrenden Zug fiel. Sechs Schwerverletzte gab es bei einem Frontalzusammenstoß von zwei Personenwagen im Landkreis Roding im Bayerischen Wald, und in München muß­te die Feuerwehr vier Schwerverletzte aus einem zertrümmerten Wagen befreien, der gegen ein Brückengeländer gerast war.

In Poppenlauer bei Bad Kissingen brann­ten zwei Scheunen, zwei Ställe und eine Vorratshalle nieder, nachdem wahrscheinlich eine Rakete eine Scheune in Brand gesetzt hatte. Zwei Wohnhäuser wurden dabei ebenfalls beschädigt. Die Polizei schätzt den Schaden auf 75 000 DM.

Silvester tief in der Erde

Rom (dpa). Tief in der Erde verbrachten vier junge Höhlenforscher aus Triest die Silvesternacht. Sie waren schon am 22. De­zember in ein fast siebenhundert Meter tie­fes Höhlensystem im nördlichen Friaul ein­gestiegen. Ihre Rückkehr haben sie erst für den 5. Januar angekündigt. Der Eingang zu der Höhle im Monte Campanin in Nord­ostitalien liegt in fast 2000 Meter Höhe. Am Dienstag herrschten dort im Freien nach den Schneefällen der letzten Tage 18 Grad unter Null. Das berichteten drei andere Höhlen­forscher, die vom 24. bis zum 31. Dzember in derselben Höhle waren. Sie haben aber ent­gegen ihren Erwartungen von ihren in grö­ßeren Tiefen forschenden vier Kollegen aus Triest nichts gesehen und gehört.

Frankfurt (AP). Mit einer gewaltigen Knallerei und unzähligen Feuerwerkskör- pem wurde in der Silvesternacht in allen Teilen der Bundesrepublik das alte Jahr verabschiedet und das neue begrüßt. Nach Ansicht der Feuerwehr und Polizei äußerte sich dieser Volksbrauch, dem der Glaube zu­grundeliegt, man könne böse Geister und Dämonen durch Lärmen und Schießen ver­treiben, jedoch noch nie so stark wie in die­sem Jahr.

Schon an den Weihnachtstagen begann diesmal trotz Verbotes der Polizei die Knallerei und verstärkte sich von Tag zu Tag. Am letzten Tag des alten Jahres, der

immimmiiiiiiiHiiiiiiiimiiniiiiiiiimiiimiiiiitiinitiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

VZ - Kieler Morgenzeitung erschien zum letztenmal

Kiel (dpa). Die der SPD nahestehende VZ - Kieler Morgenzeitung ist am Dienstag zum letztenmal erschienen. Der Chefredak­teur derVZ, Karl Rickers, schreibt in der letzten Ausgabe:Wir bedauern, daß wir hier in Schleswig-Holstein nun verstummen müssen. Wir teilen mit vielen Politikern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens die Sorge, daß das Bild der Publizistik bei uns im Lande mehr und mehr einseitig wird. DieVZ Kieler Morgenzeitung hat die zwischenzeitiliche Einstellung mitgerech­net mehr als 75 Jahre existiert. Nach ih­rem Verbot in der nationalsozialistischen Zeit war sie 1946 als Lizenzzeitung wieder erschienen. Zu den maßgeblichen Leitartik­lern dieser Kieler Zeitung gehörte auch der SPD-Vorsitzende in Schleswig-Holstein und Oppositionsführer im Kieler Landtag, Joa­chim Steffen. In der Landeshauptstadt des nördlichsten Bundeslandes gibt es vom 1. Januar 1969 an nur noch eine Tageszeitung, dieKieler Nachrichten. An die Stelle der VZ soll im Frühjahr eine Wochenzeitung treten, die in ganz Schleswig-Holstein ver­trieben werden soll.

Propst Asmussen gestorben

Im Alter von 70 Jahren ist in Speyer der ehemalige Propst der schleswig-holsteini­schen Landeshauptstadt Kiel und vormalige Präsident der Kirchenkanzlei der evangeli­schen Kirche in Deutschland (EKD), D. Hans Asmussen, gestorben. Er wird am 4. Januar ln Kiel beerdigt. Propst Asmussen, der seit zwei Jahren in einem Altersheim in Speyer lebte, galt neben Martin Niemöller als einer der geistigen Leiter derbekennenden Kir­che während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft

Rentenansprüche vererbbar

Kassel (AP). Der 8. Senat des Bundesso­zialgerichts in Kassel hat grundsätzlich ent­schieden, daß die rüdewirkenden Rentenan­sprüche von verstorbenen Kriegsbeschädig­ten auf die Erben übergehen. Voraussetzung ist jedoch, daß die Kriegsbeschädigten die Rente noch vor ihrem Tode selbst beantragt haben. Das gilt auch für den besonderen Be­rufsschadenausgleich. (Aktenzeichen Bun­dessozialgericht 8 RV 943/66)

DevisenpaB für Franzosen

Paris (dpa). Französische Touristen dürfen im Jahr 1969 bei Auslandsreisen 1000 Francs (Kinder unter zehn Jahren die Hälfte) aus­geben. Damit wurde zwar der Betrag, den Franzosen ausführen dürfen, um 300 Francs erhöht, gleichzeitig wurden jedoch die De- visenkontrollmaßnahmen verschärft. Im amtlichen Mitteilungsblatt der Regierung in Paris vom 1. Januar wurde zu diesem Zweck die Einführung einer Art von Devisenpaß angekündigt. In diesem Paß werden alle Be­träge, die der französische Reisende oder in Frankreich lebende Ausländer aus- bzw. einführt, eingetragen.

Für Geschäftsreisende billigt die Regie­rung in Paris französischen Reisenden ein Tagegeld von höchstens 200 Francs bei Reisen in Europa zu, höchstens jedoch 2000 Francs pro Reise. Nach außereuropäischen Ländern dürfen die französischen Reisenden pro Tag bis zu 300 Francs bei einer Höchst­summe von 3000 Francs mitführen.

Der Jazzklarinettist Georg Lewis, der in den zwanziger und dreißiger Jahren zu den Großen des Jazz gehörte, ist in New Orleans nach kurzer Krankheit im Alter von 68 Jah­ren gestorben.

nach dem Tagesheiligen Sylvester genannt wird, steigerte sich das Feuerwerk nochmals von Stunde zu Stunde. Schon lange vor Mit­ternacht hallten die Straßen der Großstädte wider von den Explosionen der Feuerwerks-* körper, um dann in den letzten Minuten des alten und ersten Minuten des jungen Jahres in ein nicht abreißendes Geheul, Zischen und Krachen überzugehen und die Städte viel­fach in weißes, gelbes, rotes, grünes und blaues Licht zu tauchen. Nach Schätzungen der Industrie wurden in dieser Neujahrs­nacht fast 60 Millionen Mark in die Luft ge­jagt.

Das Zünden von Knallkörpern, das Ab­schießen von Raketen und das unsachgemä­ße Hantieren mit Explosivstoffen führte al­lerdings vielfach auch zu Sachbeschädigun­gen und Körperverletzungen. Aus vielen Teilen des Bundesgebietes werden Verlet­zungen durch Brandwunden gemeldet.

Zwei Fernfahrer niedergestochen

Darmstadt (dpa). In der Autobahn-Rast­stätte Darmstadt Frankfurt sind in der Nacht zum Dienstag zwei Fernfahrer durch Messerstiche schwer verletzt worden. Wie das Darmstädter Regierungspräsidium mit­teilte, hatte eine Gruppe junger Männer in der Raststätte randaliert. Als die beiden Fernfahrer aus Westfalen und Hartiburg versuchten, Ruhe zu schaffen, ging die Ban­de sofort mit Messern auf sie los und stach sie nieder. Die Fernfahrer wurden mit er­heblichen Verletzungen in ein Darmstädter Krankenhaus gebracht.

Arzt-Ehepaar wurde erschossen

Bayreuth (dpa). Mit einer doppelläufigen Schrotflinte hat der 51jährige Werbekauf­mann Bruno Aichner am frühen Neujahrs­morgen in Bayreuth den Facharzt Dr. Erich Hellmich (58) und seine Frau Marianne (52) erschossen, als das Ehepaar von einem Sil­vesterball in seine Luxusvüla im Bayreuther Ortsteil Neyemberg zurückkehrte. Aichner, der nach der Tat in seine Wohnung im Bay­reuther Industriegebiet geflüchtet war, wur­de dort mittags von der Kriminalpolizei un­ter einem Couchtisch liegend aufgefunden. Bei einer richterlichen Vernehmung am frü­hen Nachmittag legt er bereits ein Geständ­nis ab, berichtete Oberstaatsanwalt Dr. Hel­mut Paulik bei einer Pressekonferenz. Die Kriminalpolizei vermutet Eifersucht als Tat­motiv. Aichner war früher mit Marianne Hellmich verheiratet gewesen.

Mord an Zollbeamten geklärt

Scheidegg (dpa). Die Kriminalpolizei hält den Mord an dem 27 jährigen Zollsekretär Wolfgang Fimkäs aus Scheidegg (Landkreis Lindau) für aufgeklärt. Wie die Kriminal­außenstelle der Landpolizei Kempten am Mittwoch mitteilte, ist am Dienstag in Nürnberg der 23jährige Werkzeugmacher Erwin Wieden aus Wetzendorf (Landkreis Lauf) festgenommen worden. Wieden sei dringend verdächtig, in der Nacht zum Hei­ligen Abend den Zollsekretär Firnkäs im Dienstzimmer des Grenzkontrollpunktes Scheidegg mit einem Kopfschuß ermordet zu haben. Bei dem mutmaßlichen Täter wur­de nach Angaben der Polizei eine Pistole ge­funden, aus der der tödliche Schuß abge­feuert wurde. Wieden ist inzwischen nach Kempten gebracht worden. Bei seiner Fest­nahme in Nürnberg trug Wieden die Waffe geladen und entsichert bei sich.

Selbstmord im Fahrstuhl

Bremen (dpa). Auf grauenvolle Weise be­ging ein 58 Jahre alter Arbeiter am Dienstag in Bremen-Vegesack Selbstmord: Er ent­hauptete sich mit einem Fahrstuhl. Nach Mitteilung der Kriminalpolizei hatte der Ar­beiter im Keller eines Lager- und Geschäfts­hauses den Uberbrückungskontakt des La­stenfahrstuhls betätigt, der ein Schließen der Fahrstuhltür verhindert. Dann legte er sich so auf den Fahrstuhl, daß sein Kopf durch die Türöffnung ragte. Bei der Aufwärtsfahrt wurde der Arbeiter von der Geschoßkante der ersten Etage guillotiniert. Arbeiter fan­den die Leiche des Mannes erst Stunden später. Der Kopf lag im Fahrstuhlschacht.

Tochter von Hans Habe vermißt

Hollywood (AP). Die 17 Jahre alte Tochter des Schriftstellers und Journalisten Hans Habe, Marina Elisabeth, ist in Hollywood seit

Nicht besser erging es der Autofabrik Vauxhall in Ellesmere Port (Cheshire), wo die Abwesenheitsquote 79 Prozent betrug. In den Bergwerken von Süd-Wales erschienen 56 bis 60 Prozent der Arbeiter nicht an ihren Arbeitsplätzen. Die staatliche Kohlenbehör­de äußerte sich über dieseFeierschichten verärgert, da die Bergleute gerade erst neun Tage Weihnachtsurlaub gehabt hatten. In Liverpool wurde auch das öffentliche Ver­kehrswesen von den Nachwirkungen der Silvesternacht betroffen, da 400 Busfahrer nicht zur Arbeit erschienen.

Die Amsterdamer begrüßten das neue Jahr mit Freudenfeuern, in denen sie auf den Straßen ihre Weihnachtsbäume ver­brannten. In Brasilien wurden zu Ehren einer Meergöttin Flöße mit Geschenken ins Wasser gelassen. Auf der portugiesischen Ferieninsel Madeira fielen viele geplante Silvesterfeiern ganz aus. Wegen heftigen Sturms im Atlantik konnten Schiffe mit Tausenden von Passagieren, die das alte Jahr mit einer Kreuzfahrt beschließen und

26 Menschen fanden den Tod

Australische Chartermaschine abgestürzt / Startverbot fürViscount 700

Sydney (AP). Nach dem Absturz einer Chartermaschine der australischen Luftver­kehrsgesellschaft Ansett-Ana vom Typ Vis­count 700, bei dem am Dienstag alle 26 In­sassen den Tod fanden, hat die australische Luftfahrtbehörde den anderen fünf Maschi­nen dieses Typs in Australien vorsichtshal­ber Startverbot erteilt.

Die mit 21 Passagieren und fünf Besat­zungsmitgliedern besetzte Maschine hatte sich auf dem Flug von Perth nach Port Hed- land befunden. Etwa 70 Kilometer von Port Hedland entfernt stürzte das Flugzeug ab und explodierte. Trümmer, Leichen und Ge­päckstücke waren kilometerweit verstreut, was darauf hindeutet, daß das Flugzeug vor dem Absturz gebrannt hat.

Londons berühmtester Detektiv tritt ab

Thomas Butler fing eigenhändig den vorletzten großen Posträuber ein

London (AP). Die Unterwelt Großbritan­niens hatte am Jahresende Grund zum Auf­atmen. Der berühmteste Kriminalbeamte der Londoner Polizei, Detective Chief Superintendent Thomas Butler, scheidet nach 34 Jahren Polizeidienst aus, um Leiter der Sicherheitsabteilung einer der britischen Großbanken zu werden. Krönender Ab­schluß der Fahndungsleistungen des beschei­denen Butler war die eigenhändige Festnah­me von Bruce Reynolds am 8. November, der als ein Anführer der Bande gilt, die beim größten Postzugraub der britischen Geschichte (umgerechnet) 28 Millionen Mark erbeutet hatte. Der jetzt 57jährige silberhaa­rigeTommy Butler hatte seine Dienstbe­hörde ausdrücklich darum ersucht, so lange im Amt bleiben zu können, bis auch Rey­nolds, einer der beiden letzten Postzugräu­ber, die sich noch auf freiem Fuß befanden, verhaftet sei.

Fünf Jahre lang hatte Butler geradezu mit Besessenheit nach Reynolds gefahndet. Ein­mal wäre er beinahe, als er mutmaßlich ver­dächtige Paare an der französischen Riviera beobachtete, selbst verhaftet worden. Das Ende für Reynolds spielte sich nach ty­pischer Butler-Art ab.Good morning, Rey-

Montag verschwunden. Wie die Polizei mit­teilt, ist eine fremde Einwirkung auf das hübsche Mädchen nicht auszuschließen. Ein bestimmter Verdacht wurde jedoch nicht ge­äußert. Angaben über das Verschwinden Marina Elisabeths wurden von ihrer Mutter gemacht, der Schauspielerin Heloise Hardt, die von Hans Habe geschieden ist. Habe, der in Zürich lebt, wurde von dem Verschwin­den verständigt und flog dem Vernehmen nach in die USA.

Farbfernsehen in Österreich

Wien (AP). Mit einem Gala-Konzert der Wiener Philharmoniker im berühmten Mu­sikvereinssaal, das von der westeuropäischen Eurovision und der osteuropäischen Intervi­sion original übertragen wurde, hat flas österreichische Fernsehen gestern seine Aus­strahlungen in Farbe aufgenommen. Etwa 200 Millionen Fernsehteilnehmer sahen und hörten Melodien der Strauß-Dynastie. Die Qualität der ersten Übertragung in Farbe war ausgezeichnet. Das österreichische Fern­sehen arbeitet nach dem westdeutschen Pal- System. Zunächst sollen im Jahr 1969 mo­natlich rund 30 Stunden Fernsehsendungen in Farbe ausgestrahlt werden. Das ent­spricht etwa 15 bis 20 Prozent des Schwarz- Weiß-Programms. In Österreich verfügen bisher 7000 Fernsehteilnehmer über ein Farbgerät. Die Zahl der "Schwarz-Weiß- Empfänger wird auf über eine Million ge­schätzt.

Rosa Zeiten im Kino

Bielefeld (AP).Rosa Zeiten gibt es nach dem Vorbild der Bundesbahn jetzt auch in mehreren Bielefelder Lichtspieltheatern. Wie die Kinos mitteilten, braucht in der Zeit vom 1. Januar bis 30. Märzsie Ehefrau, Verlobte, Freundin, Bekannte in Beglei­tung vonihm nur zwei Mark Eintritt zu zahlen und kann in der Preisgruppe Platz nehmen, für dieer eine Karte gelöst hat.

nolds begrüßte er am 8. November seinen im Pyjama an der Tür seines Hauses er­scheinendengrößten Fisch, der sich als braver Bürger getarnt in Torquay an der Küste niedergelassen hatte. Schon 1963, we­nige Monate nach dem Postzugraub, war Butler Leiter desfliegenden Kommandos geworden, das die Posträuber jagte und ein­fing. Daß einer von ihnen, Ronald Biggs, aus dem Gefängnis entkommen konnte und sich noch immer auf freiem Fuß befindet, grämt den scheidenden Oberkriminalrat aber doch. Ich werde nie aufhören, nach ihm zu su­chen, hatte er jüngst noch einem Journali­sten versichert.

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Erster farbiger Lord auf Lebenszeit ernannt

London (dpa). Als ersten Farbigen hat die englische Königin am Neujahrstag den ehe­maligen Londoner Hochkommissar für Tri­nidad und Tobago, Sir Leary Constantine, zum Lord auf Lebenszeit ernannt. Lord Constantine, ehemals ein berühmter Kricketspieler, ist heute Mitglied der unab­hängigen britischen Aufsichtsbehörde zur Überwachung der Rassenbeziehungen. Der westindische Diplomat ist eine der 686 Per­sönlichkeiten aus allen Bereichen des öffent­lichen Lebens, die auf Vorschlag von Pre­mierminister Harold Wilson zum Jahresbe­ginn für ihre Verdienste um Großbritannien und das Commonwealth geehrt und mit Ti­teln oder Orden bedacht wurden. Vor allem ausgezeichnet wurden wie schon im Vorjahr auch diesmal wieder verdiente Wirtschaftler, so allein 59 erfolgreiche Exporteure.

Unter den Opfern des Absturzes befindet sich auch der Vertreter einer Düsseldorfer Firma, Werner Degen, der in Port Hedland eine Anlage aufbauen sollte. Er war am Sonntag in Australien angekommen und hätte etwa einen Monat zu tun gehabt. Eine Identifizierung der Opfer wird für unwahr­scheinlich gehalten.

Magier von Marsal verhaftet

Paris (dpa). Der französische Hellseher Maurice Gerard, dessen beiden Kinder Pascal und Gabriel seit etwa anderthalb Monaten spurlos verschwunden sind, ist in der Neu­jahrsnacht zusammen mit seiner Frau Jo- sianne verhaftet worden. Der Haftbefehl wurde wegen sträflicher Vernachlässigung der Kinder erlassen. Gerard behauptet, man habe die beiden drei und sechs Jahre alten Jungen entführt, um von ihm das Geheim-: nis einerredenden Statue zu erpressen, die ihn zum Herren der Welt mache. Die Sta­tue, für die man ihm schon einmal 1,6 Mill. Mark geboten habe, sei von den Entfüh­rern mitgenommen worden. Gerard stand zeitweise im Verdacht, selbst an derEnt­führung beteiligt gewesen zu sein oder sei­ne Kinder beseitigt zu haben. Mehrere Such­aktionen der Polizei hatten nicht die gering­ste Spur der Kinder aufdecken können. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei sollen je­doch ergeben haben, daß die Kinder nicht erst seit dem 24. November, sondern mögli­cherweise bereits lange vorher verschwun­den sind.

Herzverpflanzung in New York

New York (AP). Ein Ärzteteam unter der Leitung von Dr. C. Walton Lillehei hat in der Nacht zum Mittwoch in einem New Yor­ker Krankenhaus eine Herz- und zwei Nie­renverpflanzungen vorgenommen. Wie von dem Krankenhaus mitgeteilt wurde, stamm­ten alle verpflanzten Organe von demselben Spender, einem Arzt. Der Zustand der drei Patienten, deren Namen nicht bekanntgege­ben wurden, sei zufriedenstellend. Ein frü­herer Herzpatient Dr. Lilleheis war kurz nach der Übertragung eines fremden Her­zens gestorben.

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Moskau. Mit zweimonatiger Verspätung hat die sowjetische ZeitungLiteraturnaja Gazeta am Mittwoch Einzelheiten der bis­her einzigen Herzverpflanzung in der So­wjetunion bekanntgegeben. In einem Kran­kenhaus in Leningrad war am 4. November einer 25jährigen Frau das Herz eines 19jäh- rigen Mädchens eingepflanzt worden. Die Empfängerin starb 33 Stunden nach der Operation infolge Komplikationen.

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EIN COMPUTER berechnet bei der neuen zentralen Bußgeldstelle für Bayern ab 1. Januar 1969 die Bußgeldbescheide für Verkehrssünder. Die Anlage steht in München, und innerhalb einer Woche soll jeder Verkehrssünder der erfaßt wurde seinen Bußgeldbescheid erhalten, bei dem der Computer nicht nur die Tatsachen, sondern auch die Stellungnahme des Beschuldigtenverwertet". (Foto: AP)