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Aus Stadt und Land
Calw, den 2. Dezember 1930.
Brandfall.
Heute früh kurz nach 4 Uhr wurde durch einen Heizer der Deüenfabrik in dem im Hause des Mehlhündlcrs Adolf Lutz in der Ledcrstratze befindlichen Laden der Fa. Thams u. Garfs ein Brand entdeckt, der noch rechtzeitig von der Hydrantenabtetlnng der Weckerltnie gelöscht werden konnte. Die Braudleitung hatte Bezirksfeuerlöschinspektor Ride- rcr. Die in dem Laden lagernde» Ware» sind durch den starke» Rauch unbrauchbar geworden. Der Schaden ist bedeutend, die Entstehungsnrsache noch nicht geklärt. Es muß als glücklicher Umstand bezeichnet werden, daß die Schau- fensterlüöen des Geschäftes nicht geschlossen waren und so der Brand zeitig bemerkt werden konnte.
Verleihung -er Medaille der König-Karl-JubiläumSsttftung.
Der Herr Staatspräsident hat die Medaille der König- Karl-Jubiläumsstiftung für langjährige, treue und ersprießliche Dienstleistung in ihren Arbeitsstellen an Strickmeister Michael Ham man, Strickereiobermetstcr Johannes Lör- ch e r. Stricker Christ. Wilhelm Ni epp, Stricker Wilhelm Moritz Sch inelzle und Stricker Eugen Weber in Firma Chr. Ludwig Wagner in Calw, an Holzhauervbmann Michael Hamberger uud Holzhauer Göttlich Um beer beim Forstamt Hirsau, an Oberholzhaucr Christoph Ezel und Oberholzhauer Daniel Erhardt beim Forstamt Bad Liebenzell verliehen.
Vom Fraucnvercin vom Noten Kreuz für Deutsch: über Sec.
Der geschäftsführcnde Neichsausschuß hat Frau Jugendrat Stiefel in Calw das Anerkennungszeichcn des Vereins verliehen.
Der Schnltheitz ist tot — es lebe der Bürgermeister!
Mit Beginn dieser Woche ist in Württemberg der altchr- würdige Schultheiß oder Schuttes begraben worden, seit gestern herrscht auf Lein Nathans d.r Bürgermeister. Nach der jetzt in Kraft getretenen Württembergischen Gemeindevrd- nung vom 19. März 1910 ist die Amtsbezeichnung der Ortsvorsteher, unbeschadet erworbener Rechte, in den Städten mit mehr als 29 990 Einwohnern Oberbürgermeister, in den übrigen Städten und Landgemeinden Bürgermeister. Ein Unterschied in der Bezeichnung der Ortsvorsteher in den kleineren und mittleren Städten und in den Landgemeinden findet nicht mehr statt. Die Ortsvorsteher dieser Gemeinden führen fürderhin allgemein die Amtsbezeichnung Bürgermeister.
Mit dem Verschwinden des Titels Schultheiß und Stadt- schnltheiß ist eine Amtsbezeichnung, die mit dem schwäbi- ,chen Volkstum eng verwachsen war. für immer gefallen. Jahrhundertelang hat sich diese Amtsb Zeichnung, die früher auch in Norddeutschland gebräuchlich war, sich aber bald nur auf wenige Amts- und Dienstpersonen beschränkte, im schwäbischen Volksstamm erhalten. Jedes Dorf und jede Stadt hatte seinen Schultheiß und die Einwohner wußten recht gut, w lche Befugnisse dem Ortsgewaltigen zukamcn. Die Deutung des Titels Schultheiß ist verschieden. Der Name ist ilso so alt, daß die Deutung nicht mehr genau nachzuwciscn ist und es ist begreiflich, daß eine solche Amtsbezeichnung nicht schon mit dem gleichen Tage, an dem die Verordnung aus dem Papiere steht, von den Rathäusern und im Volksmund verschwinden wird. Der Schultheiß (in Norddeutsch- mnd Schulze), dessen Bezeichnung von dem lateinischen Wort «onlilarins oder seultotus abgeleitet wird, war ursprünglich der Beamte, welcher die Mitglieder einer Gemeinde zur Leistung ihrer Schuldigkeit anzuhalten hat, welcher also .heißt" (heischen — fordern), was jemand schuldig ist. Später wurde diese Bezeichnung auf den Gemeindevorsteher übertragen. Nach einer anderen Deutung soll das Wort Schultheiß mit dem lateinischen Wort alias Zusammenhängen, wonach der Träger dieses Namens eine Schuld oder ein Vergehen zu rächen hätte. Sei dem, wie es wolle. Fest steht, daß oer „Schutt s" sich im schwäbischen Volk tief eingebürgert hat und daß Württemberg wieder um eine Eigentümlichkeit ärmer geworden ist. Im neuen Volksstaat Württemberg, wo man den inhaltsreichen und vielsagenden „Obcramtmann" dem preußischen „Landrat" geopfert hat, ist aus Gründen der Angleichung an die anderen Länder und aus den Bestre-
auf dem KeLVs
Roman von Fr. Lehne. l6. Fortsetzung) (Nachdruck verboten.)
Die junge Gräfin war ein wenig rot geworden.
„So meinte ich das doch nicht, Herr Doktor! Aber Krankenschwester —" Sie schüttelte sich ein wenig. „Das ist so schwer! Das könnte ich nicht! So viel Selbstüberwindung gehört dazu."
„Deren die holden Lilien ans dem Felde allerdings nicht fähig sind, Komtesse!" entgegncle er mit leichtem Spott.
„Ah, dann halten Sie diese für überflüssig, für unnütz?" KampfcSlustig blitzten Saunas Augen.
"Sagte ich das? Im Gegenteil — sie haben auch ihre Daseinsberechtigung. Wenn auch die Lilien ans dem Felde nicht arbeiten, nicht spinnen — so sind sic doch herrlicher als Salomo in seiner Herrlichkeit an- zuschancn."
„So bibelfest, Herr Doktor?" Mit spottendem To wandte sich Astrid zum ersten Male direkt an de Arzt.
.. "d-^"N-N,utz doch in allen Sätteln gerecht sein, gnc drged Fräulein/ entgcgnete er ruhig, den Blick ihre großen blauen Augen voll erwidernd.
„Und mit allen Wassern gewaschen und allen Hui den gehetzt!" rief Sanna schnell. ^
„Sanna —" malmte Adelheids vorwurfsvoll. S war manchmal zu vorlaut und unbedacht, die Kleine „Haben Sie ein Bild von Ihrer Fräulein Brai bei sich, Herr Doktor?"
„Zufällig kann ich Ihrem Wunsche Nachkomme Komtesse." Er nahm ans seiner Brieftasche eine Pos karteiwhotographie. die Wiedergabe eines sehr syn pathischen. sanften, klugen, göer nicht mehr ganz im gen Mädchengcsichics mit warm blickenden, grobe dunklen Augen. Schwesterntracht trug sie.
bungen nach Vereinheitlichung t« diesem Frühjahr im württ. Landtag nach harten Kämpfen der Schultheiß gefallen. Nach der Umbildung der alten Staatsform glaubte man, es sei die Zeit zu einer Vereinfachung im Staatswesen gekommen, die Hoffnung hat getrogen, den die Zahl neuer Amtsbezeichnungen, die oft ganz nichtssagend sind und die Tätigkeit des Amtsinhabers in keiner Weise erkennen lassen, hat ganz bedeutend zugenommen. Es ist eine Gärung nicht bloß bet den Völkern, sondern auch bei der ganzen Verwaltung eingetreten.
Der Kampf um die Bezeichnung Schultheiß oder Bürgermeister wogte im württ. Landtag in diesem Frühjahr lange hin und her. Die Negierung selbst wollte den alten Titel beibehaltcn, aber die Staudesvereinigung der Ortsvorstehcr forderte in der Mehrheit die Amtsbezeichnung Vürgeruvüster und zwar aus dm Grunde, weil mau im großen deutschen Vaterlande, ja nicht einmal in der badischen und bayerischen Nachbarschaft keinen Schultheiß sondern nur einen Bürgermeister kenne. Auch seien nicht selten Verwechslungen möglich, da in Württemberg der Gemelndepfleger im Volksmuud die Bezeichnung „Vürgermoischter" führe. Im Ausland kenne man die Amtsanfgabc und die Stellung des Schultheißen garnicht. Der verstorbene Landtagsabgeordn te Dr. Schermann setzte sich mit gewichtigen Gründen für die Beibehaltung des alten Schultheißen ein. Es half aber nichts, die Parteien gaben dem Drängen der Fachl ute nach und so wurde tm Frühjahr der Schultheiß abgeschasft. Es waren übrigens schon früher Bestrebungen im Gange, den Titel Schultheiß zu ändern. Gerade vor 26 Jahren wollte der Landtag auf einen Kommissionsantrag hin die Bezeichnung Schultheiß abschafsen. Da setzte sich denn der lllmer Prälat Demmler aus Heimat- und volkskundlichem Interesse für den Schultheißentttel ein und die Änderung wurde abgelehnt.
Nun haben die Landgemeinden einen „Bürgermeister" und einen „Bttrgermoischter", die Städte einen Bürgermeister und einen Staötpfleger, vielleicht auch einen Rechnungsrat. Es wird lange dauern, bis sich der Titel Bürg rmcister für den Ortsvorstehcr eingebürgert hat, in den nächsten Jahren werden wohl die meisten Bürger noch zu ihr m Schultheiß oder Stadtschulthcißen gehen, denn der Schultheiß ist nun einmal nach dem im schwäbischen Volk verankerten Begriff der Gemeindevorsteher und nicht der „Bürger- moischter" (der seitherige Gemeindepslcgcr). Die Zeit schr iiet aber rasch voran uud wenn es auch lange austehen wird, bis sich das Land an die neue Ordnung gewöhnt hat, so wird doch auch der Titel Bürgermeister durchdrungen und mit der Zeit volkstümlich werden, vorausgesetzt, daß die Orts- obrigkctt im neuen Staat bestehen bl ibt.
In den letzten 199 Jahren haben vier Stadtschultheißcn die Geschicke Calws geleitet. Es sind dies Stadtschulth iß Tchuldt vom Jahre 1813 bis 1834, Stadlschultheitz H aff - ner von 1884 bis 1602, Stadtschultheiß C o n z von 1992 bis 1918 und Siadtschultheiß Göhner von 1918 bis heute. Die Zahl der Stadtvorstände wird mit Stadtschultheiß Göhncr geschlossen und die Reihe d r städtischen Bürgermeister mit Bürgermeister Otto Göhner crössnet. Die Amtsbezeichnung selbst tut nichts zur Sache. Die Stadt Calw kann sich darüber freuen, daß sie ein Jahrhundert lang vi r überaus tüchtige Stadtschuttheißen gehabt hat, die bestrebt waren, der Stadt Bestes zu suchen und das Wohlergehen der Bürger zu fördern. Möge auch unter dem jetzigen ersten Bürgermeister der Stadt, dessen Tätigkeit ja durch seine glänzende Wiederwahl gebührend anerkannt worden ist, die Stadt sich auch weiterhin glücklich entwickeln und die schlimmen Verhältnisse der Jetztzeit gut übcrstehcn.
Wetter für Mittwoch nnd Donnerstag.
lieber dem Festland liegt ein Hochdruckgebiet. Für Mittwoch und Donnerstag ist zeitweilig aushciterndes und vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.
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und Lorglalt m»9 »um clie lla-ace vielen cmc! öar» »uc clas mücte Ilellpcw »c.mwo. - i» cla; xvcu>,ie ttacb- kmüllvassec lue 'et/.t aul I i-lleiunn 2 llülllllel voll IVein- eLsic; mul äsan cveicke» sie Ilaaie nocii praclil oller!
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„Mich dünkt, ein wenig leidend sieht Ihre Fräulein Braut ans —" bemerkte Adelheids.
„Sic ist von sehr zarter Gesundheit. Besonders mit Rücksicht darauf habe ich mich entschlossen, hier zu bleiben; die reine frische ^andlnft wird sie kräftigen."
„Daß solch schwächliches Ding sich gerade den sch:versten Berns ausgesucht hat, den cs gibt!" brummte der Graf. „Nnd s ist auch schade, solch hübsches Mädel und immer nur Kranke um sich."
„Für die Kranken, Herr Graf, ist das Beste gerade gut genug! Und dann ist Krankenpflege auch der am meisten standesgemäße Berns. Meine Braut ist die Tochter eines verstorbenen Majors; ihr einziger Bruder steht als Leutnant im Regiment seines Vaicrs. Tie Mutter ist schon vor zehn Fahren gestorben! Was hätte sie als arme Offizicrstochter anders werden können?"
Man wußte nicht recht: war das, was er gesagt, seine Ucbcrzcugnng. oder war es ironisch gemeint — seine Angen hatten so einen überlegenen, spottfunkeln- öcn Blick.
Astrid hatte zuletzt das Bild der Braut Doktor Nebfelds in der Hand gehabt, jetzt gab sic es ihm zurück. Dabet berührten sich zufällig ihre Hände; hastig zog sie die ihre zurück.
„Ich bewundere den Mut der Dame, kann sie aber nicht verstehen. Ich könnte mich nie, niemals dazu entschließen, etwas mit Kranken zu tun zn haben — einen — Widerwillen Hab ich sogar dagegen. Lieber möchte ich tot als krank sein."
Kalt sah er sie an.
„Ich begreife es, gnädiges Fräulein! Verwöhnten, reichen und gesunden Damen sind Krankheit und Not und Armut Begriffe, denen sie ganz fern und verständnislos gcgcniiberstehenl Für den notleidenden Teil der Menschheit ist es aber ein Glück, daß nicht alle so denken! Und ich betrachte das, was Sie vorhin ge-
Esfringen, 1. Dez. Gestern abend gegen 19 Uhr würbe Feueralarm geblasen. Auf bisher unbekannte Weise waren das Wohnhaus mit Scheune des Gottlob De üble, Bauer und die Scheunen des Fr. Stah l, Bauer uud Fr. Roller, Bauer bei der Kirche in Brand geraten. Die Feuerwehren, u. a. auch die Motorspritze von Nagold hatten durch die Kanalisationsarbeiten über die aufgcgrabcuen Straßen ein erschwertes Anrücken. Da an den Gebäuden selbst nicht mehr viel zu retten war, verlegte man sich auf den Schutz der Nachbaramvesen. Die Brandobjekte wurden gänzlich zerstört. In den Scheunen ging eine ansehnliche Menge Frucht zu Grunde, deren Besitzer teilweise nicht versichert sind. Der Brandschaden dürfte sich auf 26—27 090 NM. belaufen.
Wildbcra, 1. Dez. Nun hat der Kinderschnlbau sein erstes Ziel erreicht. Er ist im Rohbau fertiggestcllt. Am Freitag und Samstag fügten die Zimmerleute zum Oberbau die Balken ineinander. Ehe sie mit dem Anfrüstcn begannen, fand in der Kirche ein kurzer Gottesdienst statt. Beim Richtfest hielten Stadtpfarrer Di lg er und die Kirchengemeindcrüte Oberlehrer Rentschler und Hausvater Thomaß Ansprachen, die von Zimmermcister M. Hanjer mit Worten des Dankes für die Anerkennung der Arbeit erwidert wurden.
Ncn:nöürg, 1. Dez. Am Samstag, 29. November, fand unter Leitung von Landrat Lempp die Ortsvorsteherwahl in Oberlengenhardt statt. Dabei wurde Georg Stahl, Landwirt in Oberlengenhardt, mit 86 Stimmen von 139 gültig abgegebenen Stimmen gewühlt.
Engelsbrand, 1. Dez. Samstag abend kurz vor 10 Uhr brach in der Garage der Autovcrmictung Lutz durch einen Bergaserbrand an einem Personenwagen ein Brand aus, der recht bedrohliche Formen annahm, jedoch von der Orts- feuerwchr cingcöämmt werden konnte, ohne daß die alarmierte Weckerlinie Neuenbürg in Tätigkeit zn treten brauchte. Dem Feuer zum Opfer gefallen ist der Dachstuhl der Scheuer, in der die Garage untcrgebracht war, sehr stark beschädigt wurde ein Lastkraftwagen, weniger stark ein kleinerer Omnibus und ein Personenwagen. Der Besitzer ist empfindlich geschädigt.
SCB. Pforzheim, 1. Dez. In der Nacht zum Samstag wurde ein Reichsbanner-Mann von einigen Nationalsozialisten auf dem Wege nach Hause überfallen. Der Uebersallene trug leichte Stichverlctzungen am Arm davon. In Ser Nacht zum Freitag wurde ein Polizeibeamtcr von Nationalsozialisten überfallen nnd inißhand lt. Der Uebersallene mußte sich mit dem Säbel zur Wehr setzen. Der Anführer, Burger, erhielt für seine Tat 25 Tage Gefängnis.
SCB. Stuttgart, 1. Dez. Bei der Bankfirma Albert Schwarz in Stuttgart, die Kredite in ansehnlichem Ausmaße gegeben hat letwa 2,5 Mill. NM.), ist eine Verknappung der flüssigen Mittel eingetreten die im Zusammenhang mit dem Abziehen größerer Einlagen und der Schwächung eines Teils der Kundschaft ab 1. Dezember 1639 die Zahlung?.instellnng und vorerst die Schließung der Schalter bedingte. Es wird ein Vergleich angcstrebt, wobei an eine möglichst volle Befriedigung der kleinen Gläubiger gedacht ist, für die größeren dürste nach den bis jetzt vorliegenden Ziffern eine Befriedigung von etwa 70—80 Prozent in Aussicht stehen.
SCB. Nottenacker OA. Ehingen, 1. Dez. Die Walbgenos- senschaft Bnchhalde hatte am Samstag abend tm „Lamm" die Holzverteilung vorgcnommen. Beim Nachhauicgehen gerieten Gemeinderat Joh. Striebel nnd der Waldschütze Peter Breitinger mit inander ln einen Wortwechsel, in dessen Verlauf Brcitinger Striebel aus kurzer Enfcrnnng nicderschoß. Lautlos sank Striebel zusammen. Ein Hcrzschuß hatte den sofortigen Tod zur Folge. Striebel hinterläßt ein: Witwe mit zwei unmündigen Kindern, sowie seine hochbetagten Eltern. Breitinger, der ebenfalls verheiratet ist, b"gab sich nach der Tat nach Hause und legte sich zu Bett. Er wurde noch im Laufe der Nacht verhaftet.
SCB. HipFlhos OA. Httlbronn, 2. Dez. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag sind zwei Kinder der am Samstag erst zngezogenen Schweizerscheleute Besel im Atter von zwei und sechs Jahren durch Gas- und Rauchvergiftung ums Leben g kommen. Die Kinder schliefen in einer Wohnküche. Als morgens um 3 Uhr der Schweizer in den Slall ging, fand er in der mit Nauch, der einem Holzfeuer entströmte, gefüllten Küche seine Kinder leblos vor.
sagt haben, gnüd»geö Fräulein, von meinem Standpunkt als Arzt, dein nichts Menschliches fremd ist, weder physisch noch psychisch. — Ich betrachte es als ganz natürliche Abneigung des Gesunden gegen das Kranke
— aber es wäre mir interessant zu wissen, welchen Beruf Sie sonst für standesgemäß für eine Offiziers- tochtcr halten?"
Sie hob die Schultern, hochmütig und geärgert durch seinen sarkastischen, überlegenen Ton.
„Nun, ich meine, im Ausland ließe sich doch immer etwas Geeignetes finden! Maßgebend soll meine Ansicht aber dennoch nicht sein. Denn ich, als Lilie auf dem Felde, bin in solchen Fragen gar nicht orientiert."
„Ach, Fräulein Vermehren, haben Sie sich durch unseres Doktors Bemerkung vorhin getroffen gefühlt?" lachte Graf Westenfcld. „Keine wie Sie repräsentiert so gut den Begriff „Lilie" — weiße Königslilie". Nnd wohlgefällig ruhten seine Augen auf dem schönen Mükchen.
„Sie erwähnen das Ausland, gnädiges Fräulein," antwortete Doktor Nchfcld auf Astrids Bemerkung. — „Als ob vom Ausland alles Heil käme! Leider wird das in Deutschland so vielfach angenommen! — Mich empört es in tiefster Seele, wenn ich sehe, wie so viele Deutsche ihre nationale Würde vergessen, wie sie vergessen, was sie ihrem Vaterland schuldig sind. Englisch, Französisch ist Trumpf! Die reichen, vornehmen Damen
— oder was vornehm sein will — können nur Pariser Toiletten tragen, die Herren haben ihre englische Schneider! Die schöne Muttersprache ist zu einfach, zn gewöhnlich; mit allerlei Fremdwörtern muß sie daher aufgeputzt werden! Ah, wie viele Sünden begehen wir Deutschen nur aus Gedankenlosigkeit nnd falscher Eitelkeit am eigenen Volk! Welche Unsummen fließen ins Ausland, die nutzbringend angebracht im Vaterland wirken würden! Achtet man nnd aber wegen dieses Sklavensinns? Nein, man verlacht uns nur!
lFortsetzung folgt.)