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Nagoldcr TagblattDer Gesellschafter

Mittwoch,. August 1939

Biersteuererhöhung. Mit überwiegender Mehr­heit hat der Gemeinderat Ulm beschlossen, die Biersteuer einzuführen. Oberbürgermeister Dr. Schwammberger machte Mitteilung von dem Abschluß des Vertrags betr. Erstellung eines Ärbeiksamtsaebäudes. Die Kosten betragen 340 000 Mark.

Tetknang, 19. August. Ein Kalb ohne Schwanz. Im Stall des Straßenwarts Dörflinger in Moos wurde ein Kalb geworfen, das keinen Schwanz hat.

Baihingen a. F 19. August. Hühnerjagdaufden Bahnhof. Eine interessante Hühnerjagd fand am Diens tag morgen auf dem Bahnhofsgelände statt. Ein große- Hühnergatter war beim Bahntransport zerbrochen und du Hühner flüchteten nach allen Gegenden. Die Eisenbahn- uni Straßenbahnbeamten machten sich alsbald bewaffnet mi, Besen und Stöcken auf die 3agd, um die Ausreißer wiedei einzufangen, was nach etwa halbstündigem Bemühen gelang

Erdmannshausen OA. Marbach, 19. August. Tot auf­gefunden. Gestern vormittag entdeckte Gemeindepfleger Düroner beim Grasmähen auf seiner Wiese an der Murr zwischen Bugmühle und Schweißbrücke einen toten Mann. Anhaltspunkte für ein Verbrechen lagen nicht vor. Noch Freigabe des Leichnams wurde er auf den Friedhof nach Erdmannshausen verbracht. Es handelt sich um einen Hand­werksburschen namens Ludwig Haag von Höhlheim, Kreis­amt Straßburg, geboren am 24. Juli 1871. Da der Leich­nam nach Tübingen zu alt ist, wird er auf Gemeindekosten ln Erdmannshausen begraben.

Drackenheim, 19. August. Hagelraketen. Vor kur­zem wurde gemeldet, daß bei einem schweren Hagelschlag i über Zlsfeld in der ganzen Umgebung die neuen, kürzlich zu ! Versuchszwecken angeschafften Hagelraketen nicht ganz den s

gewünschten Erfolg gehabt hatten. Die Deutsche Pyrotech­nische Fabrik Cleebronn hat sich mit dem Schultheißenamt Zlsfeld in Verbindung gesetzt und erfahren, daß diese Mel­dung nicht richtig ist. Zm Gegenteil ist schon nach der zwei­ten Rakete der Hagel sofort in Regen übergegangen und hat die Gemarkung dadurch vor weiterem, noch größerem Schaden bewahrt. Tatsache ist, daß eine Rakete durch ir­gend einen Umstand, wahrscheinlich falsche Handhabung nicht zündete. Von der Pyrotechnischen Fabrik wird dem .Za- verboten" geschrieben- Auch in Cleebronn sind in letzter Zeit wiederholt schwere Hagelwetter aufgetreten, die aber jedes­mal durch drei kurz hintereinander abgeschossene Raketen mit vollstem Erfolg bekämpft worden sind. Besonders wich­tig ist die Feststellung, daß in diesem Wolkenstrich überall In den Nachbargemeinden Hagel niederging und den üb­lichen Schaden anrichtete. Auch aus anderen Gependen Süd­deutschlands wird gemeldet, daß dort, wo die Hagelraketen vorschriftsmäßig angewandt wurden, diese vollen Erfolg hatten.

Laufen a. k., OA. Gaildorf, 19. August. Der Reichs­präsident als Ehrenpate. Anläßlich der 7. Geburt eines Sohnes hat der Reichspräsident bei den Rechenmachers­eheleuten David Brehm und Frau, Hägelesburg, die Ehren­patschast übernommen. Für den Täufling wurde eine Ehren­gabe an die Eltern überwiesen. Ebenso hat der Staatsprä­sident unter Beifügung einer Ehrengabe Glückwünsche über­mittelt.

Reichenhosen OA. Leutkirch, 19. August. 9 8 Jahre. Im Alter von 98 Jahren und 9 Monaten starb Vinzenz Dolp hier. Vor vier Jahren konnte er die diamantene Hochzeit feiern. Bis auf die beiden letzten Jahre erfreute er sich seltener Rüstigkeit und Lebensfrische. Seine noch lebende Gattin zählt ein Dutzend Jahre weniger.

Das Wetterriitfel

Neue Eiszeit?

Gar mancher ist an dem heurigen Sommer seit Anfang Juli irre geworden. Und in der Tat, Mitteleuropa ist in letzter Zeit wirklich etwas reichlich mit außergewöhnlichen Wetterlagen und Witterungsabläufen beglückt worden. Da war zuerst der fürchterliche Winter 1928/29, dann der außer­ordentlich milde Winter 1929/30, dann hatten wir einen schönen, warmen, zu warmen Frühfommer und nun einen Sommer mit Niederschlägen von einem Ausmaß und Tem­peraturen von einer Niedrigkeit, wie sie um diese Jahreszeii wirklich selten sind.

Wie erklärt nun die Wetterkunde diese merkwürdigen Tatsachen? Es ist bekannt, schreibt Dr- K. H.Pollog in derKöln. Zig.", daß die allmähliche Erwärmung vom win­terlichen Temperaturminimum zum sommerlichen Maximuni nicht störungsfrei vor sich geht, daß vielmehr Rückschläge, die jedes Jahr mehr oder minder regelmäßig als Kälterück- fälle auftreten, eingeschaltet sind. Die bekanntesten solcher Kälterückfälle sind die im Mai, die der Volksmund mit den Eisheiligen" in Verbindung bringt. Viel weniger in da- Bewußtsein des Publikums eingedrungen weil sie kein« Schädigungen der Pflanzenwelt mehr verursachen sini die an und für sich weit bedeutenderen Kälterückfälle in der ersten Hälfte des Juni und um die Sommersonnenwende, dir man neuerdings treffend alseuropäischen Sommermonfun" bezeichnet. Denn wie in Asien, dem eigentlichen Monsun­erdteil, eröffnet auch in Europa, wenn auch in abgeschwächter Form, die rasche Erhitzung der Festlandmassen durch die irr Frühsommer besonders intensive Einstrahlung den vom Ozear herko-mmenden Depressionen den Weg ins Land. Die erhitzte leichte Luft wird durch schwerere, kältere Luft unterströmi und zum heftigen Aufsteigen gezwungen, wodurch sich die Begleiterscheinungen des Kälteeinbruchs, wie heftige Regen­fälle, Gewitter und Hagelschläge, erklären. Es wird also eiv kontinentaler W i t te r u n g s t y p von einem ozeanischen abgelöst.

Diese Ablösung, also der Eintritt des europäischen Som­mermonsuns, war dieses Jahr zur gewöhnlichen Zelt aus­geblieben. Dadurch konnte die Erhitzung des Festlands un­gehemmt fortschreiten, bis für die Jahreszeit gänzlich un­normale Wärme erreicht wurde. Um so stärker war der Umschwung, als nun vor einigen Wochen schließlich doch noch der europäische Monsun einsetzte. Wir hatten eine Zeitlang einen täglichen Witterungsverlauf, der ganz demjenigen in den Tropen entsprach zu der Zeit, wenn sich der Regenmonsun durchkämpft.

Jetzt zieht also eine atlantische Depreision nach der anderen über unfern Erdteil dahin, da kein kontinentales Hochdruckgebiet sie zur Anwanderung entlang der norwegi­schen Küste ins europäische Nordmeer zwingt. Wir haben gegenwärtig ganz genau die Großwetterlage, die uns den milden Winter brachte. Und auch die absoluten Temperatur­werte, die wir jetzt beobachten, sind ja nicht allzusehr ver- chieden von den im vergangenen Winter herrschenden. Wir haben gegenwärtig eben rein ozeanischen Witte rungsverlauf, so etwa wie er auf Island, den Faröeri oder am Westausgang der Magellan-Straße normal ist Unter den obwaltenden Umständen ist es natürlich schmierst wenn auch nicht unmöglich, daß sich, etwa durch einer Vorstoß des ständig bei den Azoren liegenden Hochs, nock vor Einsetzen der ausgeglichenen Herbstverhältnisse, ein kon tinentales Hochdruckgebiet herausbildet und uns besserer Wetter beschert, wofür jetzt Anzeichen vorhanden sind.

Während so die Erklärung der Erscheinungen an und für sich gegeben werden kann, versagt leider unsere wissenschaft­liche Erkenntnis noch, wenn man nach den Gründende, außerordentlich großen Niederschlagsmengen fragt. Es gibi eben gewisse auslösende Kräfte in der Atmo- sphäre, über die wir noch im unklaren lind.

Entgegen einer weitverbreiteten Ansicht sind nicht strenge Winter, sondern im Gegenteil milde Winter und verregnete

Sommer der Ausbildung einer neuen'Eiszeit günstig. Wir haben nun tatsächlich seit etwa dreiviertel Jahr im großen und ganzen einen Witterungsverlauf, wie er wahr­scheinlich den letzten Eiszeiten vorangegangen ist. Aber zu irgendwelchen Besorgnissen ist natürlich kein Grund vorhan­den, denn eine Eiszeit könnte nur entstehen, wenn dieser Wit­terungsverlauf sich für die nächsten Jahrhunderte dauernd einstellen sollte. Das aber kann kein Mensch Voraussagen genau so wenig wie das Gegenteil.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 20. August 1930.

Das ist mir heiliges Symbol, wenn Menschen auch von hinnen gehn daß über Tod und Leben bleibt die geistgeborene Liebe stehn.

Der Heimat gilt's!

Von Robert vom Schutterheim

Die Heimatzeitung sollst du lesen Und wer sie heute überschreit,

Der ist noch nie ihr Freund gewesen,

Verkennt auch ihre Wichtigkeit.

Ganz richtig sagte einmal eines

Und dieses Wort noch heute gilt:

Der macht sich ja nur selber kleiner,

Der über seine Heimat schilt!

Soll auch mit protziger Reklame Das Heimatblatt zu Leibe gehn? ^

Gesellschafter" dir sagt sein Name: !

Du sollst einen solchen in ihm sehn! ^

Ich bin kein Abonnentenjäger,

Doch sage ich ganz frei heraus:

Du dienst dir selbst, nicht dem Verleger,

Wenn er ein steter East im Haus!

Die Heimatzeitung sollst du lesen,

Warum? Es ist ganz kurz gesagt:

Sie kennt der Heimat Art und Wesen,

Weiß, was dich auf der Scholle plagt.

Sie ist mit dir hier bodenständig,

Hält als ein Heimatpionier Den alten guten Geist lebendig,

Der manchmal not tut, glaube mir!

Bon den landwirtschaftlichen Winterschnlen

Sämtliche Landwirtschaftsschulen des Landes werden in diesem Jahr am 3. November eröffnet. Die Tagesstunde für die Schuleröffnung wird vom Schulvorstand bestimmt und von diesem rechtzeitig den aufzunehmenden Schülern und Schülerinnen bekanntgegeben.

Die Anmeldung zur Aufnahme hat bis spätestens 15. Oktober zu geschehen u. zwar für den Bezirk der Schule in ^ Calw, umfassend die Oberamtsbezirke Calw und Neuen­bürg, bei Landwirtschaftslehrer Pfetsch in Calw; Her­renberg für den Oberamtsbezirk Herrenberg bei Landes­ökonomierat F o ß in Herrenberg; Horb, umfassend die Oberamtsbezirke Freudenstadt ohne den nördlichen Teil, Horb und Sulz, bei Landesökonomierat Wolf in Horb; Nagold umfassend den Oberamtsbezirk Nagold und den nördl. Teil des Oberamtsbezirks Freudenstadt, bei Oekono- mierat Häcker in Nagold. Das Schulgeld beträgt für den oberen Kurs 30 -N, für den unteren 35 -k. Neu eintre­tende Schüler und Schülerinnen müssen das 17. Lebens­jahr zurückgelegt haben.

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Stuttgset, 10. Sek» rinilsnstl r«>»otion

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(Nachdruck verboten).

(Fortsetzung 22)

Der Wind war nach Süden umgeschlagen. Von allen Zweigen rann und tropfte es und am Firmament jagte zerrissenes, bleigraues Gewölk. Kreuzschnäbel und Zeisige, Meisen und Kleiber turnten in den Zweigen herum, und trotz der nassen Witterung war das Wild merkwürdig rege. Ein Sprung Rehe zog unruhig im Stangenholz hin und her, stutzte, äugte und flüchtete dann tiefer in den Bestand hinein, daß die weißen Spiegel wippten.

Der Assessor kroch mit hochgeschlagenem Kragen den schmalen, quer durch die Dickung führenden Wechsel ent­lang, immer sorgsam darauf bedacht, hinter sich die Spur mit einem besenartigen Wacholderzweig zu verwischen. Und dann stand er neben dem alten Stubben nein, es war alles noch unberührt! Behutsam kletterte Eontard auf seinen improvisierten Hochsitz und schnitt mit dem Hirsch­fänger ein paar Aeste ab, die er schirmartig um den ris­sigen Stamm herumsteckte. So, nun mochte der Kerl nur kommen, hier oben saß es sich ganz gemütlich in der starken Astgabel, und vier bis fünf Stunden lang konnte man es schon aushalten.

Walter brannte sich mit dem Lundenfeuerzeug eine Zi­garette an. Unendlich weit schweifte der Blick über das grüne Wipfelmeer, das wie ein dunkelsmaragdgrüner Teppich die Ebene bedeckte, bis dorthin, wo in dämmern­der Ferne ein paar qualmende Fabrikessen aufragten Königswalde. Aber auch sonst gab es allerhand zu sehen. Mit schrillem, durchdringendem Schrei schraubte sich ein auffallend hell gefärbter Mäusebussard empor, kreiste in weit ausholenden Spiralen höher und immer höher, und verschwand dann als winziges, dunkles Pünktchen in den ziehenden Wolken. Ein alter Rammler mit eis­grauem Grind äste die vertrockneten Schmielen des spärli­chen Riedgrases. Karnickel flitzten hin und her, und von der Feldkante herüber klang das lockendeEirrr-itt! Eirrr-itt!" eines Rebhahns.

Bis dann leise, lose die beginnende Dämmerung des frühen Winterabends ihre tr'aumesschweren Schwingen über das ruhende Land breitete. Kein Laut, ringsum, nur das einförmige Fallen der Tropfen, das leise Flüstern des Südwestwindes in den Zweigen, die sich zueinander

neigten, als wollten sie sich geheimnisvolle Geschichten er- ^ zählen. Breit hingelagerte Streifen von purpurroter, vio- ! letter, orangefarbener, lichtgrüner und schwefelgelber- ! nung säumten den westlichen Horizont, langsam, mit trä- i gem, schwerem Flügelschlag, strichen Hunderte von Saat- ! und Graukrähen ihren Schlafbäumen zu. s

Und der Assessor träumte-träumte einen Traum l

von Glück und Liebe. Noch konnte er selbst es ja kaum fas- s sen, was ihm die letzten Tage alles gebracht hatten, wie ! ein Märchen war es, aber ein Märchen, das zur Wirklich­keit werden sollte! Ein Grünsprecht schwang sich in den gebrochenen Wipfel der Weymutskiefer ein und hämmerte, daß die Späne flogen. Lächelnd sah Walter dem emsigen Waldzimmermann zu, dessen rote Kappe durch das tiefe, satte Grün leuchtete, während der spitze, kräftige Schnabel blitzschnell in die Rinde fuhr, daß die graue, flechtenbehan- gene Borke ächzend knarrte.-

Eontard fuhr zusammen.

Von der Landstraße herüber klang gedämpfter Huf­schlag, kam näher und hörte plötzlich auf, so, wie wenn der Reiter sein Pferd verhielt. Denn ein Wagen konnte es nicht sein, man hätte sonst das Rollen der Räder hören müssen. Sollte das-?!

Und nun irgendwo in der Dickung ein leises, ganz lei­ses Knacken, das Anstreichen an schnellenden Zweigen, vor­vorsichtig pllrschende Tritte, die sorgsam jedes Aestchen ver­mieden, aber doch in der Stille ringsum deutlich vernehm­bar waren! Der Assessor fühlte, wie ihm das Herz bis zum Halse hinauf schlug endlich!!

Mit aller Willenskraft zwang sich Walter zur Ruhe, die nächsten Minuten mußten die Entscheidung bringen!

Ein kurzes, metallisches Schnappen der Sicherung dann trat ein schlanker, hochgewachsener Mann auf die kleine Blöße heraus. Aber war das wirklich Oel- schläger?! Eine Waffe hatte er nicht, und den oberen Teil des Gesichtes bedeckte eine dünne, schwarze Seidenmaske. Nun sah er sich spähend um, äugte wie ein sicherndes Raubtier nach allen Seiten und ging rasch auf den Wur­zelstock zu. Eontard konnte jede kleinste Einzelheit genau beobachten. Der Unbekannte zog die Röhre aus dem Stamm, verstopfte sie auf der einen Seite mit einer gel­ben, zusammengerollten Lunte, wie sie noch hin und wie­der bei altmodischen Feuerzeugen Verwendung findet, und füllte aus einem kleinen Kästchen mittels eines Messing­maßes körniges Pulver in den Lauf, ehe er den gefetteten Filzpfropfen darauf setzte.

Jetzt brachte der Wilderer das Rohr wieder in seine alte Lage, kniete nieder und holte ein dickes, weißes Stea­rinlicht aus der Tasche-

Halt!! Hände hoch!!"

Mit einem Aufschnellen des Körpers, wie ein Panther, warf sich der Mann drunten herum, lag platt hinter dem Stamm und-

Peng Sssss"-Peng! Ssssspfiff

es durch das Gezweig.-Peng!" Der Assessor

fühlte einen dumpfen Schlag an der linken Brustseite, so, wie wenn ihm ein Tennisball mit voller Wucht gegen die Rippen prallte, im nächsten Augenblick riß Walter dis Büchsflinte hoch, und während eine vierte Kugel hart an seinem Kopfe vorüberzischte, berührte er mit dem Zeige­finger den AbzugPeng! Klatsch!"-

Ein jähes Aufbäumen, ein halb erstickter, gurgelnder

Schrei-die Gestalt hinter dem Stubben streckte sich,

mit krallenden Fingern griff eine Hand ins Leere, schwer rollte der zuckende Körper zur Seite und blieb regungs­los liegen.

Eontard mußte alle Geschicklichkeit aufbieten, um nicht von dem Rückstoß der Waffe herabgeschleudert zu werden, mit zitternden Händen schob er die Sicherung vor und stieg von Ast zu Ast, bis er festen Boden unter den Füßen hatte.

Nein, hier war jede Hilfe umsonst, mitten zwischen den Schulterblättern saß der Einschuß, aus dem zäh und kleberig ein paar Blutstropfen rannen; der Assessor drehte den Toten, der auf dem Gesicht lag, herum, hob

ein wenig die Seidenmaeke-Oetschläger-also

doch-Oelschläger!

Und nun. wo alles vorüber war, fand Walter seine Ruhe und Entschlossenheit wieder; hier mußte alles so bleiben, wie es lag, und er hatte die Pflicht, dafür zu sorgen. Da war es wohl am besten, wenn er gleich nach der Försterei Heidebruch ging, um Thieme zu ver­ständigen, damit das Pferd geholt würde, er selbst aber mußte dann so rasch wie möglich dem Forstmeister Mel­dung erstatten, nach Königswalde, an Wachtmeister Knorr, und an die Staatsanwaltschaft telephonieren.

Eontard wandte sich ab seltsam, wie ihn der An­blick dieses Toten erschütterte! Im Kriege hatte er ja fast täglich Aehnliches gesehen, Grausigeres, aber hier es blieb ein eigenes Gefühl, einen Menschen mit vollem Bewußtsein zu töten, auch wenn es in der Notwehr ge­schah.

Mühsam arbeitete sich der Assessor durch das Dickicht sonderbar, so taumelig war ihm, als hätte er Blei in den Gliedern, und vor den Augen flimmerten ihm wirbelnde, tanzende Feuersternchen-das mochte wohl der na­

türliche Rückschlag der voraufgegangenen Erregung, ein plötzliches Nachlassen der Nerven sein. (Fortsetzung folgt)