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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Samstag, 10. Mai 1930
der technischen u:»^- geie.;n »..e.. «4., e «r !e44.4>bn4-nn4j erremze.r können. Als Ergebnis der Aussprack-e einigle man sich dabin, es bezüglich des Maßes der Anrechnung der in der Frauenarbeitsschule verbrachten Kurse im Kleider- und Weihnähen auf die Gesamtlehrzeit bei den Erlassen der Ministerialabteilung aus den Jahren 1921 und 1924 zu belassen. In der Frage der einheitlichen Festlegung der Mindestlehrzeit beschloß der Kammertag, im Hinblick auf die gegenwärtigen ungünstigen Verhältnisse und die Möglichkeit einer baldigen Verabschiedung des Berufsausbildungsgesetzes, den Antrag an das Württ. Wirtschaftsministerium auf Genehmigung der Mindestlehrzeiten bis auf weiteres zurückzustellen. Die württ. Gewerbesteuer hat den Kammertag seit Jahren beschäftigt und alle Eingaben an Regierung und Landtag, die auf eine Besserstellung des Handwerks in der Gewerbesteuer abzielten, sind fast ohne jeden Erfolg geblieben. Der Kammertag wird deshalb jetzt in Wiederholung dieser leider vergeblichen Versuche, eine Milderung des würt- tembergifchen Gewerbesteuergesetzes für den gewerblichen Mittelstand zu erreichen, im Anschluß an einen kürzlich im Landtag eingebrachten Antrag Schefsold (Z.) und Genossen, der eine Heranziehung der freien Berufe zur Gewerbesteuer bezweckt, erneut an die württ. Regierung und an den Württ. Landtag wegen Aenderung der Gewerbesteuer herantreten.
Ein Württemberg» als Botschafter in London. Der zum Botschafter in London ausersehene derzeitige Botschafter in Rom, Freiherr von Neurath, ist ein Württemberg». Freiherr Konstantin v. Neurath, geboren 1875, ist der Sohn des langjährigen württembergischen Oberstkammerherrn und vertrauten Freundes des verstorbenen Königs Wilhelm II. Der Botschafter war als Nachfolger des Freiherrn v. Soden bi» zur Revolution Kabinettschef des Königs und ist mit einer Schwester des württembergischen Gesandten in München, Freiherr Moser von Filseck. verheiratet.
Festgenommene Betrüger. Zn den letzten Tagen wurde in Stuttgart der Provisionsvertreter Otto Wilmers aus Dortmund durch die Polizei festgenommen. Wilmers hat seit mehreren Monaten in fast allen größeren Städten des Reichs Anzahlungsschwindeleien begangen. In insgesamt 450 Fällen bot er pharmazeutische Präparate an. Die Be- stellungen gab er aber nicht weiter, sondern behielt die erlangten Anzahlungen für sich. Ein anderer gewohnheitsmäßiger- Betrüger wurde in der Person des 37 I. a. Kaufmanns Richard Böhmike von Stuttgart festgenommen. Böhmike holte von Kunden einer Staubsaugervertriebsge- sellschaft unter der Vorspiegelung, er sei Angestellter dieser Gesellschaft und beauftragt, die verkauften Maren auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen, Staubsauger ab und verkaufte oder verpfändete sie. Beide Betrüger sind dem Gericht übergeben worden-
Sigwarlfeier der Universität Tübingen
Anläßlich des 100. Geburtstages des Tübinger Philosophen Prof. Dr. Christoph Sigwart fand in vergangener Woche im Festsaal der Neuen Aula eine akademische Feier statt, die sehr gut besucht war. Nach einem Musikstück begrüßte der Rektor, S. Magnifizenz Prof. L i t t- mann die ersichenenen Gäste, vor allem die zahlreich anwesenden Mitglieder der Familie Sigwart (unter ihnen den Sohn, Herrn Pfarrer Sigwart aus Emmingen). Sigwarts Logik sei weitbekannt u. werde noch lange ihren Platz behaupten. Den Familienangehörigen wünschte er, daß ihnen dieser Ehrentag eine hohe Freude sein möge.
Die Festrede hielt Prof. Dr. Haering. Er unterschied von vornherein zwei Haupttypen der Pilosophen: 1. die Männer der Weltanschauung, jene Philosophen, die im Gewände der Propheten für die Absolutheit ihrer Erkenntnis eintreten; die 2. Art ist bewußt anders, sie verzichten darauf, absolute Erkenntnis zu bieten. Sie sind Forscher, Sucher, sie gehen nicht darauf aus, Schulen zu gründen und popoulär zu werden. Oft kamen sie früher in den Ruf der Skeptiker. Man sah bei ihnen vielfach nicht die innere Leidenschaft, ihre Sehnsucht nach letzter Erkenntnis.
Christoph Sigwart gehörte nicht zu den Philosophen im königlichen Mantel des Propheten. Er hat es immer vermieden, letzte Antwort auf Fragen vorzulegen. Ihm ging es darum, seine Wege zu prüfen, alles bestehende Wissen zu ordnen. Manchmal hat er den Schein erweckt, als ob er relativistisch den Antworten ausweiche. Wer ihn aber bester kannte, der wußte, daß auch in ihm der Glaube an eine letzte absolute Wahrheit eigen war. So war er ein guter Typ des Schwaben, der an allem auch die andere Seite zu sehen pflegt und daher häufig in den Ruf des Relativisten kommt. Seine Werke zeigen recht deutlich die Doppelgrundzüge seines Wesens.
Prof. Dr. Haering gab zunächst einen kurzen Lebensabriß Sigwarts, der im Jahre 1830 in Tübingen zur Welt kam. Interessant ist es, daß schon im 16. Jahrhundert ein Glied der Familie Sigwart Professor in Tübingen war. Es könnten hier eine ganze Reihe von Vorfahren des Philosophen aufgeführt werden. In glücklichen Familien- verhältnisten verbrachte Christoph Sigwart seine frühe Jugend in Stuttgart. Mit 16 Jahren trat er dann ins Tübinger Stift ein. Hier hat er sich neben seinen theologischen auch mit nichtthelogischen Fächern befaßt. Daneben betätigte er sich auch noch im studentischen Leben als Mitglied der Königsgesellschaft. Eine nicht unwichtige Rolle spielte er bei der „Stiftsrevolution" im Jahre 1848, wo er die Forderung nach freierem Studium erhob. 1849 war er Vorsitzender des allgemeinen studentischen Ausschußes. Ein Jahr später finden wir ihn als Vikar in Lustnau, später dann in der freien Lehranstalt Freienwalde. 1854 promovierte er in Tübingen; 1855 ist er als Repetent im Stift. Hier hielt er — unter Ausnützung der venia legendi — seine ersten Vorlesungen über Schleiermachers Psychologie u. a.
Nach einigen weiteren Einzelheiten kam der Redner dann aus die Werke Sigwarts zu sprechen. Vor allem an seiner großen „Logik" zeigte der Redner, wie im Grunde seine historischen und methodologischen Schriften das gleiche Thema behandeln. Ueberall ist sein Ziel der Aufruf an die Erkennenden, Selbstbewußtwerden über ihre weite wie Grenzen ihrer verschiedenen Methoden,, vor allem in den Einzelwistenschaften. In besonderem Maße hat er für die Rehabilitation des Zweckbegriffes wie der Willensfreiheit, überhaupt der geistigenWirklichkeit gegenüber der damals vorherrschenden, einseitigen kausalen und naturwissenschaftlich-mathematischen Betrachtung gewirkt. In allen seinen Untersuchungen hat er auf die Notwendigkeit der Annahme eines teologischen metaphysischen Weltbildes hingewiesen.
Der Redner schloß mit Sigwarts eigenen, beim Begräbnis Gustav v. Nümelins gesprochenen Worten „Die gewöhnlichen Menschen treten rasch in den Hintergrund unserer Erinnerung und schrumpfen zusammen, wie die
Gegenstände, die wir aus der Entfernung sehen. Die Hervorragenden und Bedeutenden, zumal die, welche unfern Herzen teuer geworden sind, bleiben uns nahe; sie stehen vor uns in ihrer vollen Größe, und ihre Nähe tut uns wohl". Mit einem Musikstück wurde die schlichte Feier abgeschlossen.
Tübingen, 5. Mai. F r e i b a de a n sta l t. Der Gemeinderat beschloß gestern die Errichtung einer Freibadeanstalt mit 1600 Kleiderablageplähen beim Universitätssportplatz am Neckar. Weiter wurde beschlossen, den Kostenaufwand von 20 000 dem Erneuerungsfonds des Uhland- bads zu entnehmen.
Am 12. Mai nachmittags wird Privatdozent Dr. Hagen von der kath.-theol. Fakultät seine Antrittsrede über das Thema „Die Lateranverträge" im Universitätsgebäude halten.
Ludwigsburg. 9. Mai. Aus dem fahrenden Zug gestürzt. Am Donnerstag nachmittag gegen 3 Uhr ist aus dem von Richtung Kornwestheim kommenden Zug ein etwa Zjähriger Knabe einer erst kürzlich nach Tamm gezogenen Familie beim Güterbahnhof aus dem fahrenden Zug gestürzt. Der Vater des Knaben, der das Kind bis kurz vor der Einfahrt in den hiesigen Bahnhof auf den Knien gehalten hatte, wollte sich eben zum Aussteigen mit dem Gepäck fertig machen. Der Knabe benützte diese wenigen Augenblicke, um in dem schmalen Abteilwagen gegen die Seitentüre zuzulaufen. Auf noch nicht geklärte Weise öffnete sich plötzlich die Tür und das Kind fiel in voller Fahrt heraus auf den Schotter entlang den Gleisen. Das Kind erlitt Verletzungen am Kopf und Schürfungen an den Gliedmaßen und mußte ins hiesige Bezirkskrankenhaus gebracht werden.
Marbach a. N., 9. Mai. ZuSchillers 125. Todestag. Dem Gedächtnis des 125. Todestages Schillers war heute vormittag von l47—7 Uhr und ^11 bis 11 Uhr der feierliche Klang der von den Deutschen in Moskau gestifteten Marbacher Schillerglocke „Konkordia" gewidmet. In vielen deutschen Städten fanden heute zu Ehren unseres großen Landsmannes Schillerfeiern statt. Der Schwäbische Schiller- verein und der Stuttgarter Liederkranz begingen heute abend in der Liederhalle in Stuttgart gemeinsam eine große Schillergedenkfeier. Die Festrede hielt Geh Hofrat Professor Dr. Otto von Güntter. Der musikalische Teil wurde vom Stuttgarter Liederkranz ausgeführt. Dr. Ludwin Wüll- ner, Berlin, war zu dem Vortrag des Liedes der Glocke mit dem Epilog von Goethe gewonnen worden.
Winnenden, 9. Mai. Dreißig Jahre Stadtschultheiß. Stadtschultheiß SchmidgaIl kann heute das 30jährige Jubiläum als Ortsvorsteher begehen. Am 9. Mai 1900 trat er sein Amt als Ortsvorsteher der Nachbargemeinde Schwaikheim an. Nach achtjähriger Tätigkeit in Schwaikheim wurde er zum Stadtvorstand von Winnenden gewählt. Aus Anlaß des Jubiläums ehrte die Stadtkapells am Donnerstag abend Stadtschultheiß Schmidgall mit einem Ständchen.
Großingersheim OA. Besigheim, 9. Mai. Von der Trichinose wiederhergestellt. Nach zweimoncn- licher Trichinose-Erkrankung und achtwöchigen, meist sehr hohen Fiebererscheinungen, hat sich das Befinden von Schultheiß Sieber wieder so günstig gestaltet, daß dis Krankheit als überwunden betrachtet werden kann. Auch der Sohn
der Familie Sieber war an Trichinose erkant, allerdings nur in leichterem Maße. Er stand während seines Aufenthalts in England dort in Behandlung, kehrte aber vor einiger Zeit völlig gesund zurück und nahm seinen Schulbesuch wieder auf.
Heidenheim. 9. Mai. Diegroßepaläolithische ff' » r" M-L?" l - nstein. Die Ausgrabungen an der palaollthlschen Siedlungsstätte gehen ihrem Ende zu. /egen schon gegen 2000 einwandfreie Steinwerkzeuge steht bereits fest, daß das Acheuleen und Mou- st?/'/", die beiden Stufen des Alt-Paläolithikums (der alteren Steinzeit) vertreten sind, wovon die erster«, für Württemberg bisher überhaupt noch nicht nachgewiesen ist. rÄ Tagen weilte ein Vertreter des Urgeschicht-
di? n-A?W.^Estituts Tübingen hier, um die Funde und die Oertlrchkeit zu besichtigen.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 10. Mai 1930. Ein ehrliches Suchen eint immer. Wolfs.
Dom Rathaus
Anwesend: Der Vorsitzende und 13 Eemeinderäte.
Stadtschultheiß Maier
Abwesend: Die Eemeinderäte Raaf, Strenger und Weitbrecht entschuldigt.
Mitteilungen: Folgende Staatsbeiträge wurden verwilligt: Schulgehaltsstaatsbeitrag für das Rechnungsjahr 1929 zur ev. Volksschule 2 800 RM.; zur katholischen Volksschule 200 RM.; zur Unterhaltung der Nachbarschaftsstraßen 5 500 RM., für Ausrüstungsgegenstände der Feuerwehr und für Schläuche der Weckerlinie 796 für die Kreuzertalbachkorrektion: vom Arbeitsamt Erund- förderung 12 000 und verstärkte Förderung, Notstandsdarlehen 12 000 RM., das zu 5 Proz. zu verzinsen und in 20 Halbjahresraten zu tilgen ist. Von dem Bericht des Oberlehrer Sandler über die städt. Volksbücherei im letzten Rechnungsjahr wird Kenntnis genommen. Die Benützung der Bücherei war auch im abgelaufenen Jahr eine gute. Ein 3. Nachtrag zum Bücherverzeichnis ist im Druck, wodurch etwa 400 Bücher den Lesern zugänglich werden. Gegen die von der Firma Helle in Altensteig beabsichtigte Kraftfahrlinie Altensteig-Nagold, ebenso gegen die Weitergenehmigung der Kraftfahrlinie Nagold-Seebronn durch die Firma Benz L Koch wird nichts eingewendet und die Gesuche befürwortet.
Feuerwehrangelegenheiten: Es werden bestätigt die Wahl des Malermeisters Hespeler zum 1. Zugführer und diejenige des Schreinermeisters Wilh. Schüler zum 2. Zugführer der Weckerlinie; ferner die Wahl des Hermann Bienz, Holzbildhauermeister hier, zum Hauptmann der 3. Komp, der freiwilligen Feuerwehr, des Hugo Mona uni, Elektro-Jnstallateurs zum Leutnant des 1. Zugs der 2. Komp., des Eugen Herrgott, Schiffswirts hier, zum Leutnant der 3. Komp., des Fritz Kölisch, Schreiners als Ersatzmann des 1. Zuges der 1.
, Komp, und des Sebastian Kau pp, Gärtners als 2. Er- , ! satzmann der 3. Komp. Allen ausscheidenden Chargierten, - insbesondere dem bisherigen Weckerlinienführer Sauer,
dem Hauptmann Braun und dem Leutnant Bürkle wird für ihre treuen Dienste besonders gedankt.
Der Oberämter-Abbau nach dem Gutachten des Reichs- sparkommissars.
Der Vorsitzende gibt das wesentliche des Gutachtens des Sparkommissars über die Neugliederung der Oberamtsbezirke bekannt. Darnach sollen von 61 Oberämtern 38 aufgehoben werden, sodaß künftig noch 23 bestehen würden. Nagold soll mit Neuenbürg dem Oberamt Calw Mgewiesen werden. Nach dem Gutachten ist das Ziel der Neugliederung aus staats- und finanzpolitischen Gründen, leistungsfähige Amtskörperschaften zu schaffen, die für Landwirtschaft, Gewerbe, Handel und Industrie eine fühlbare steuerliche Entlastung bringen sollen. Wie wird aber diese Entlastung der Steuerzahler bei einer Zusammenlegung der Oberämter Nagold, Calw und Neuenbürg aussehen? Auf 100 RM. Rechnungsanteile an der Einkommen-, Körperschafts- und Umsatzsteuer entfallen an Amtsschaden in Nagold 13.94 RM., in Neuenbürg 14,92 Reichsmark und in Calw 12.75 -K. Auf 100 Mk. Gesamtkataster (aus Grund-, Gebäude- und Gewerben) entfallen an Amtsschaden in Nagold 3.11 RM., in Calw 3.58 RM., und in Neuenbürg 4.17 RM., also eine ziemlich gleichmäs- sige Belastung in allen 3 Bezirken. Es ist sicher nicht anzunehmen, daß bei dieser Sachlage durch eine Zusammenfassung dieser Bezirke Ersparnisse gemacht werden, im Gegenteil. Die Fürsorge-, Straßen-, und u. U. auch die Schulkasten werden sich nicht unwesentlich steigern und zwar aus naheliegenden Gründen. Es fehlt uns eben hier oben im Schwarzwald eine starke, leistungsfähige Stadt, an die sich die schwächeren Bezirke anlehnen könnten. Was der Staat vielleicht (aber erst in späterer Zeit), an Personal kosten erspart, müssen die Bezirksbewohner spez. in unserem gebirgigen und weiträumigen Gelände doppelt wieder ausgeben.An dem Gutachten ist die zentralistische Tendenz unverkennbar. Wenn es nicht ganz verkümmern will, hat das platte Land allen Grund, gegen diese Bestrebungen auf der Hut zu sein. Werden die Bezirke und Gemeinden in den ohne Zweifel drückenden Fürsorge-, Straßen- und Schulaufwendungen vom Staat, der ja nach dem Gutachten in guter finanzieller Lage ist, weiter entlastet, so sind die Bezirke bei uns im Schwarzwald nach wie vor leistungsfähig und imstande, ihre kommunalen Verpflichtungen zu erfüllen.
Wir halten es für überaus bedenklich, in der derzeitigen Notzeit ein Wagnis wie die Aufhebung von 38 Oberämtern zu unternehmen, von dem mit Sicherheit zu sagen ist, daß jedenfalls die Gegenwart keinerlei Entlastung, sondere weitere Belastung zu erwarten hat. Der Gemeinderat verwahrt sich heute schon gegen den Plan der Aufhebung des Oberamts Nagold.
Sonstiges: Gegen das Bauwesen des Wilhelm Schweikle, Bäckers, der eine Abortgrube zum Teil in den Ortsweg 37 einbauen will, und des Karl Frey zur „Waldlust" um Erstellung eines Dachaufbaus wird vom Standpunkt der Stadt aus nichts eingewendet. Einer Vereinbarung mit der Gemeinde Oberjettingen über eine Markungs- bezw. Oberamtsgrenzänderung aus Anlaß der Feldbereinigung 2 von Oberjettingen wird zugestimmt Einem Gesuch um Uebernahkne einer Bürgschaft zwecks Beschaffung eines Lastwagens konnte der Folgen wegen nicht entsprochen werden. — Aus dem Lernmittelfonds der Volksschule wird die Anschaffung noch fehlender Haushaltung- und Küchenartikel für die Hauswirtschaftsschule genehmigt. Ueber die in letzter Zeit beratenen Einzeletats für 1930 wird später bei Abschluß des Hauptstats zusammenfassend berichtet werden.
Dienstuachrichte«.
Der Herr Staatspräsident hat den Obersekretär Steeb beim Oberamt Freudenstadl (gebürtig aus Naaold) zum Rechnungsrat der Besoldungsgruppe 6 bei diesem Oberamt und den Straßenmeister Bernhardt-Nagold beim Straßen- und Wafserbauamt Calw zum Bauinspektor der Besoldungsgruppe 7 b im Geschäftskreis der Ministerialabteilung für den Straßen- und Wasserbau ernannt.
Ein Lautsprecherautomobil ist unterwegs
Unsere Stadt erhält am Sonntag Abend 6 Uhr einen seltenen Besuch. Ein Großlautsprecher-Automobil, das die Siemens 85 Halske AG. in Berlin auf die Wanderschaft schickt, passiert unseren Ort und wird hier einige Proben seines Könnens ablegen. Es führt außer einem trichterlosen Großlautsprecher, dem sogen. „Riesenblatthaller", ein Mikrophon, die zugehörigen Verstärkereinrichtungen und eine vollständige Stromerzeugungsanlage mit sich. Eine Stunde nach der Ankunft in einem Ort ist die Lautsprecheranlage schon betriebsfertig. Eine Ansprache, die ein Redner z. V. in der „Tprechkabine" des Autos vor dem Mikrophon hält, ist draußen gewaltig verstärkt und doch klang treu zu hören. Die vom Lautsprecher wiedergegebene Sprache ist so kräftig, daß man sie in 3 Km. Entfernung noch vernimmt. Will der Redner draußen vor der versammelten Menge sprechen, sodaß ihn jedermann sehen kann, so stellt man das Mikrophon auf der Rednertribüne auf. Die Lautsprecheranlage eignet sich auch zur Wiedergabe von Rundfunkdarbietungen und Schallplattenmusik. l^'-be Anzeige).
Alle NeichsbUndler
besonders die von Wildberg und Umgebung — so schreibt man uns vom Neichsbund der Kriegsbeschädigten etc. — werden auch an dieser Stelle nochmals auf die morgen in Wildberg tagende Versammlung hingewiesen. Ein bewährter Kamerad unseres Nagolder Bezirks wird über den Reutlinger Gautag Bericht erstatten. Wrr hoffen unsere Mitgliederschaft im „Hirsch" in Wrldberg recht zahlreich begrüßen zu können! (Siehe auch das Inserat im gestrigen „Gesellschafter".)
Ausflugssonntag
Morgen rücken nicht weniger denn vier Nagolder Vereine zu Ausflügen in die nähere und weitere Heimat aus Zuerst startet der Gewerbeverein, und zwar morgens um 5 Uhr mit einem Personenomnibus nach Kochendors, um 8.53 Uhr der Turnverein mit dem Zug in Richtung Berneck, um I0.3l Uhr das Museum mit dem Zug nach Teinach und schließlich um I Uhr der .Frohsinn' per pedes apostelorum nach Iselshausen.
Unsere „Feierstunden".
Das ehemalige Residenzschloß in Vückeburg schmückt das Titelblatt der dieswöchigen Bilderbeilage. Dem morgigen Muttertag ist ein ganz reizendes Stimmungsbild geweiht. Des weiteren sehen wir: Variete vor der Berliner Schutzpolizei, „Graf Zeppelin" über London,, Deut-