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Nagolder Tagblatt «Der Gesellschafter"

Mittwoch, 7. Mai 193«

rungskommlssion zu bestechen. Der Arzt hätte gegen eine Tare von 1000 Zloty die zur Stellung gelangenden Militär- pflichtigen Angehörigen militärdienstunfähig erklären sollen. Auf die Anzeige des Arztes hin wurden alle diejenigen, me dem Militärarzt diesen Vorschlag machten, wegen versuchter Bestechung amtlicher Stellen verhaftet

Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in England

London. 6. Mai. LautDaily Herald" hat ein beson- derer Kabinettsausschuß die Denkschrift über dre Bekämp­fung der Arbeitslosigkeit, deren Verfasser die Kabinettsmit- glieDer Mosley und Lansbury sind, verworfen. Nach derDaily Mail" ist zu erwarten, daß diese Entschei- düng Schwierigkeiten innerhalb der sozialistischen Partei Hervorrufen werde, denn viele dem Kabinett nicht an­gehörende Mitglieder drängen auf eine entschiedene Be- Handlung der Arbeitslosenfrage. ^ ^ .

Deutsche Textilhäuser, die an der Ausfuhr nach Indien interessiert sind, sind von ihren indischen Ver- tretern gewarnt worden, augenblicklich Sendungen nach In» dien ab^uschicken. Es werde dort zur Zeit in einer so scharfen Form gegen fremde Webwaren Stimmung gemacht, daß sich die Händler verpflichtet fühlen, jede Auslandsware zu boykottieren. Betroffen werden vor allem sächsische Unter- nehmungen, die teilweise ein lebhaftes Geschäft in bedruckten Stoffen nach Indien betreiben

Studenten-Unruhen in Madrid

Madrid. 6. Mai. Die Studenten der Madrider Univer- sität veranstalteten eine stürmische Kundgebung, gegen die das Militär einschreiten mußte. Auf dem Universitäts- aebäude wurden drei rote Fahnen gehißt. Der akademische Senat hat bis zur Beruhigung der Gemüter die Universität geschlossen

Bei den Unruhen wurden zwei Studenten erschossen, 17 verwundet, einer davon ist bereits gestorben. Auch die Poli­zei und das Militär hatten Verletzte. Die katholischen Studenten nehmen gegen die Aufrührer scharfe Stellung. Die Arbeiterschaft verhält sich bis jetzt neutral. In dem Zug der' aufständischen Studenten wurden Plakate getragen wie: Tod dem König!

Neue Unruhen in Kalkutta

Kalkutta, 6. Mai. D>.r Versuch der Inder, den Trauertag aus Anlaß der Verhaftung Gandhis durchzuführen, hatte Unruhen an vielen Stellen der Stadt zur Folge. Mehrere Polizeibeamte und Aufrührer wurden verletzt. Panzerwagen und Polizei streifen in den Straßen. Die Polizei ist durch 400 europäische Freiwillige verstärkt worden.

Abbas Tyabji, den Gandhi zur Führung seiner Freiwilligen im Falle seiner Verhaftung bestimmt hatte, hat seinen Posten angetreten. Aus Lahors wird gemeldet, daß auf die Nachricht der Vevbaftuna Gandhis hin alle Schulen geschlossen wurden^

Württemberg

Stuttgart, 6. Mai. Der Stand der Trichinose­erkrankungen. Glücklicherweise sind in den letzten Wochen weitere Todesfälle infolge der schweren Trichinose- «rrkankungen nicht mehr eingetreten. Man darf nun hof­fen, daß es bei den 12 Todesopfern bleibt. Jedenfalls geht es den Erkrankten fast allen wieder recht ordentlich. Neue Krankheitsfälle sind nicht mehr dazugekommen und sind jetzt auch nicht mehr zu erwarten. Eine große Zahl der Trichinoseerkrankungen ist bereits aus den Krankenhäusern enlassen, befindet sich noch in Erholung oder geht bereits wieder der Arbeit nach. Darunter befinden sich auch Ange­stellte desKönigshofs". Das ganze über die Erkrankungen vorliegende Material (Krankengeschichten, Erfahrungen mit Arzneien usw.) wird gesammelt, wissenschaftlich bearbeitet und später in Buchform veröffentlicht.

Stuttgart, 6. Mai. Sparkassenwoche 1930. Dis Württ. Verwaltungsakademie Stuttgart veranstaltet zu- sammen mit dem Württ. Sparkassen- und Girooerband in der Zeit vom 2. bis 7. Juni 1930 eine fachwissenschaftliche Woche für Sparkassenbeamte. -Das Vorlesungsverzeichnis enthält folgende Vorträge: Univ.-Professor Dr. Lukas- Tübingen überYoungplan und Währung": Unio.-Pros. Dr. von Pistorius überBesteuerung und Kapital­bildung": Univ.-Prof. Dr. R i e g e r - Tübingen über die Kapitalflucht": Direktor Oesterle, Stadt. Spar- und Girokasse Stuttgart überModerne Sparkassenwerbung": Direktor Müller, Württ. Girozentrale Stuttgart, über Rentabilität und Liquidität der Sparkassen": Präsident Neufser, Württ. Sparkassen- und Giroverband-Stutt- gart überDer Kommunalkredit": Oberlandesgerichtspräsi­dent Dr. S ch m o l l e r-Stuttgart überPraktische Fragen aus dem Liegenschaftsrecht": Univ.-Prof. Dr. Schönfeld, Tübingen überDas Vankdepotgesetz." Die Vortrags fin­den im Sitzungssaal des Wirtschaftsmintsteriums statt.

Ehrendoktor. Rektor und Senat der Technischen Hoch­schule Stuttgart haben am 1. d. M. auf den einstimmigen Antrag der Abteilung für Architektur dem Herrn Hermann Recke darf, Schriftsteller und Verleger in Berlin, der in hohem Verantwortungsgefühl, selbstlos und opferbereit der geistigen und kulturellen Entwicklung her Menschheit dient, die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber verliehen.

Besuch von französischen Möbelfabrikanken. In der Woche vom 16.22, Juni werden voraussichtlich eine Anzahl fran­zösischer Möbelfabrikanten Stuttgart aufsuchen, um hier und in der Umgebung einige Möbelfabriken und vor allem auch die vom 30. Mai bis 22. Juni stattfindendeLehrschau Holz" zu besichtigen.

Aus dem Lande

Bei den Orksvorsteherwahlen wurden wiedergewählk: I Wlmmental OA. Heilbronn Schultheiß Müller, i U n t e r r e i ch e n b a ch OA. Calw Schultheiß K a r ch, i OA. Kirchheim Schultheiß Spindler. i Esch ach OA Gaildorf Schultheiß Wahl, in Betten Haus e n OA. Sulz Schultheiß Rahm, inUntermünl Ze i 1!»0A. Hall Schultheiß Eugen Stroh, in Leupol OA. Wangen Schultheiß M. Fricker.

Dernhausen bei Stuttgart, 6. Mai. Me s se rst e ch « re i. Hier gerieten zwei Hausbewohner in Streitigkeiten, in deren Verlauf einer dem andern schwere Stichwunden beibrachte. Schwer verletzt wurde er in ein Stuttgarter Krankenhaus eingeliefert.

Fellbach, 6. Mai. Jagdfrevel. Am Sonntag früh fanden Wandervögel auf der Waldmarkung Fellbach-Roten­berg eine trächtige Rehgeise verendet in einer Drahtschlinge hängen. Untersuchung ist im Gang.

Reutlingen, 6. Mai. Lgndesverbandstag der württ. Fr i s e u r m e i ste r. Die Friseurmeister des Lan­des Württemberg hielten am Montag in Reutlingen eine Tagung unter Friseurobermeister Pfister- Reutlingen ab. Der Geschäfts- und Kassenbericht, sowie der Haushaltplan wurden genehmigt. Ein Antrag der Stuttgarter Friseur­innung auf Zentralisierung der Geschäftsführung fand bei der Mehrheit der Versammelten keine Gegenliebe. Ein Re­ferat von Geschäftsführer Uhl behandelte die in der süd­deutschen Arbeitsgemeinschaft neu eingeführte Altersver­sorgung. Die Ausdehnung auf Frau und Kinder wird ge­plant. Die Stellungnahme zum Landestarifvertrag löste eine lange Debatte aus. Ein von der Innung Ulm begründeter -Antrag auf Kündigung des Manteltarifs wie des Lohn­abkommens wurde gegen den Willen der Stuttgarter In­nung mit 147 gegen 57 Stimmen angenommen. Es soll allgemein statt dem Alterstarif der Leistungstarif eingeführt werden. Als nächster Tagungsort wurde Böblingen bestimmt.

Pfullingen, 6. Mai. Eröffnung des Weidebe­triebs auf Zungviehweide. Am Samstag wurde auf der Iungviehweide am Ursulaberg der Weidebetrieb er­öffnet- Aufgetrieben wurden 111 Stück- Mit dem Farren sind es 112 Tiere.

Tübingen, 6. Mai, Württembergische Flora. Aus dem Geschäftsleben zurückgezogen, um ausschließlich seinen naturwissenschaftlichen Studien obliegen zu können, hat sich der bekannte Inhaber der Zentraldrogerie, Apo­theker Adolf Mayer, einer unserer besten Pflanzen- sorscher und Pflanzenkenner, Verfasser derExkurfions- flora der Universität Tübingen", des hervorragenden und grundlegenden botanischen Werks, enthaltend die Stand­orte der mittleren und südlichen Alb, des württembergischen Schwarzwaldes, des oberen und mittleren Neckargebiets, des Schönbuchs, des Gäus und des Schwarzwaldvorlandes

Schwenningen. 6. Mai. Begrüßung des neuen Stadtvorstands. Am Sonntag abend fand die feier­liche Begrüßung des neugewählten Stadtvarstands, Dr. Gönncwein, im Beethovenhaus statt.

Göppingen. 6. Mai. Postamtneubau. Der Bau des neuen großen Postamts am Fahnhof schreitet rüstig voran, so daß mit dem Bezug auf das Spätjahr gerechnet werden kann. Das alte Postgebäude mit umgebendem Areal wird von der Stadt übernommen.

Kein Zusammenstoß. Die Meldung betreffend einem Zusammenstoß zwischen Kommunisten und National­sozialisten ist unrichtig. Der Vorgang hat sich nicht in Göppingen sondern in Göttingen (Hannover) abgespielt,

Ravensburg, 6. Mai. FreispruchimNeoisions- Prozeß des Ummendorfer Eisenbahn-Un­glücks. Nach 3)4tägiger Verhandlungsdauer wurde heute mittag durch die Revisionsinstanz der Lokomotivführer Al­bert M a g g, dem zur Last gelegt worden war, daß er das am 23. Juni 1928 an der Bahnhofausfahrt Ummendorf ent­standene Eisenbahnunglück infolge zu schnellen Fahrens ver­ursacht habe, freigesprochen. Die Kosten des Verfahrens wer­den der Staatskasse auferlegt. Magg war in der Verhand­lung der ersten Instanz am 31. Mai/1. Juni 1929 zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Unglück selbst wird nicht auf den ursprünglich von der Bevölkerung ver­muteten schlechten Gleisoberbau zurückgeführt, sondern man nimmt an, daß irgendwelche nicht erklärlichen physikalischen oder materiellen Momente das Unglück in erster Linie be­dingt haben.

Sindringen OA. Oehringen, 6. Mai, Schultheißen- wähl. Bei der hier vorgenommenen Stadtschultheißenwahl wurde Verwaltungspraktikant Wecker-Untersteinbach mit 231 Klimmen gewählt. Obersekretär B e ch t l e-Minnenden erhielt 82 und der seitherige Stadtschultheiß Manz 11 Stimmen.

Bad Mergentheim, 6. Mai. Neue Kläranlage. Nach einem von dem Abwasseramt der Ministerialabteilung für den Straßen- und Wasserbau aufgestellten Plan sollen sämtliche Abwasser der Stadt in Dolen abgeschwemmt, zu­sammengeleitet und nach erfolgter Reinigung in die Tauber eingeleitet werden. Ausgedehnte Dolenstränge, dar­unter die Zuleitungsdole der Kläranlage, sind teils neu ge­baut oder umgebaut worden und die Kläranlage ist fertig­gestellt, so daß sie in wenigen Wochen in Betrieb genom­men werden kann. Die neue städtische Sammelkläranlage liegt am linken Tauberufer bei der Markungsgrenze gegen Cdelfingen. Sie ist eine mechanische Kläranlage, bezweckt also die Beseitigung der in den Abwassern enthaltenen un­gelösten Stoffe bis zu den feinsten Teilchen. Die Uebernahme der Bauarbeiten ha: am 30, April statlgesunden. Der Kostenaufwand beträgt 135 000 Mink.

Leukkirch, 6. Mai. Alte Kreuzsteine. An der Totensteige zu Haslach stehen vier Kreuzsteine. Das Volk bezeichnet sind als Schwedenkreuze, Sie haben §ber mit den Kriegszügen der Schweden im Land nichts zu tun. Die Errichtung von Kreuzen im Feld fällt schon in die Mitte des 14. Jahrhunderts. Sie bezeichnen teils Grabstätten der an der Pest verstorbenen Menschen oder sind Zeichen auf dem Begräbnisplatz im Streit Erschlagener, Die meisten aber sind Sühnekreuze zur Buße einer am Platz verübten Mordtat. Das bischöfliche Gericht zu Eichstädt z. B. hat in 76 Totschlagsfällen von 14651567 die Errichtung eines steinernen Bußkreuzes 63 mal verlangt. Aus dem Kloster Mönschrot mußte nach einem Sühnevertrag von 1484 ein Steinkreuz von den Todschlägern am Mordfallplatz gesetzt werden. Auch in der Nähe von Bonlanden und bei Ober- opfingen finden sich Kreuzsteine. Dasschwarze Kreuz", beim Leprosenberg zu Wurzach, wo im Jahr 1349 der schwarze Tod vor Wurzach Halt machte, ist ein Pestkreuz. An der Landstraße bei Haid befindet sich ebenfalls ein Kreuzstein. Die Volksüberlieferung sagt, daß Frevlern vor Alters auf­getragen sei, als Buße die Schandstelle ihrer Gräueltat mit einem solchen Kreuz zu verewigen. In der Wurzacher Markung stand ein Feldkreuz zwischen zwei Wiesen: dort erschlugen sich zwei Bauern,

Vom Bodensee, 6. Mai. Von der Bodensee­dampfschiffahrt. Auf der Lindauer Schiffswerft wird gegenwärtig der im Jahr 1905 von der Maschinenfabrik I. A. Masse, erbaute HalbsalondampferLindau" in einen großen Salondampfer umgebaut. Der Aufbau auf dem Vor­derdeck wird dem des MotorschiffsAllgäu" ähnlich werden. Das Schiff soll auf Pfingsten bereits in Dienst gestellt wer- j den. Die Deggendorfer Schiffbaugesellschast hat für die Schisfahrtinspektion Lindau zwei neue Personenmotorschiffe von je 500 Personen Fassungsvermögen zu erbauen, zu j denen vertraglich die Schiffsplanken Ende Mai gelegt sem müssen.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 7. Mai 1930.

Sehnend und fühlend füllen wir ahnend das Unbegreifliche

in unser Selbst H. Lersch.

Bauer und Zeituno

I..O. Die Korrespondenz des Landw, Hauptverbands Württemberg und Hohenzollern schreibt:

Die Agrarkrise in allen ihren Erscheinungen macht be­kanntlich nicht am Rand des bäuerlichen Betriebs halt, viel­mehr besteht gerade darin ihre große volkswirtschaftliche Gefahr, daß sie auch auf die anderen Wirtschaftskreise über­greifen muß. Dabei ist das Zeitungsgewerbe nicht ausgeschlos­sen. Andererseits bedeutet die heute von Einsichtigen als falsch erkannte Hebung, in den Sommermonaten die Zeitung abzubestellen, einen schweren Schaden für den Bauern selbst. Darüber soll der Bauer auch einmal Nachdenken, wenn er jetzt wieder in voller Arbeit auf dem Acker steht und glaubt, auch Heuer wieder ohne Zeitung auskommen zu können. Die Presse ist in dem Kampf des Bauern um die Eristenz- sicherung eins unentbehrliche Hilfe geworden. Sie wird sich als ein um so tatkräftigerer Mitstreiter bewähren, je mehr sie sieht, daß der Bauer Verständnis auch für ihre Lage auf­bringt. Die Zeitung liest man aber nicht um des Verlegers, sondern um seiner selbst willen. Dessen war sich der Bauer früher nicht immer bewußr. Heute ist es ein Stück Selbst- Hilfe geworden, keinen Tag die Geschehnisse, die die Tages­presse vermittelt, außer acht zu lassen Bauer und Bezirks- blatt müssen immer mehr ineinander verwachsen. Das ist eine notwendige Voraussetzung gemeinsamer Abmehr de^ Bauernnot und damit auch gemeinsame volkswirtschaftliche Aufbauarbeit.

Rohrdorf, 5. Mai. Zur Silbernen Hochzeit, die gestern Weißgerber Jakob Harr und Frau begehen durften, brachte der Kirchenchor um die übliche Besuchszeit ein Stündchen dar. Herr Oberlehrer Fortenbacher brachte die besten Glückwünsche zum Ausdruck, die von den Er­freuten und Geehrten mit vielem Dank entgegen genom­men wurden.

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Eündringen, 6. Mai, Urgeschichtliche Funde. Dieser Tage stieß man, wie dieH, Ehr." zu berichten weiß, im Hose des Eugen Lvhrer beim Graben eines Eüllenlochs in etwa 1 Meter Tiefe auf alemannische Reihengräber, Gefunden wurden Schädel und Knochen von 3 menschlichen Skeletten. Die Toten waren nebeneinander, mit dem Kopf im Westen (den Blick nach Sonnenaufgang) bestattet. An Beigaben fanden sich in den Gräbern: 1 zweischneidiges Langschwert, 2 einschneidige Hiebschwerter, 1 Lanzenspitze, 1 Vernsteinperle und 2 bemalte Tonperlen vom Hals­schmuck einer weiblichen Person. Da unsere Vorfahren den Männern ihre Waffen und den Frauen ihren Schmuck mit ins Grab gaben, handelt es sich also um 2 Männer­gräber und um 1 Frauengrab. Die Funde stammen wohl aus dem 6. Jahrhundert nach Christi Geburt. In jener Zeit lebten in unserer Gegend die Alemannen. Diese hat­ten schon im 3. Jahrhundert (260 n. Ehr.) die Römer über den Grenzwall zurüägeworfen. Aber noch länger als ein Jahrhundert dauerten die Kämpfe zwischen Römern und Alemannen um den Besitz des schönen Landes rechts des Rheines. Erst im 5. Jahrhundert, nachdem das römische Weltreich durch die Stürme der Völkerwanderung zer­trümmert war, bildeten sich geordnetere Verhältnisse. Da die Alemannen Ackerbauern waren, besiedelten sie in je­ner Zeit das schon von den Römern bebaute Muschelkalk­gebiet und gründeten damals alle die Dörfer, die aufin- gen" enden. Auch Eündringen wurde wohl schon im 5, Jahrhundert von einer alemannischen Sippe (Familie), deren Oberhaupt Gunderich hieß, gegründet. Daß Gün- dringen im 6. Jahrhundert bestanden haben muß, bewei­sen uns die neuesten und frühere Funde alemannischer Reihengräber. Schriftliche Kunde von Eündringen erhal­ten wir allerdings erst in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch vom Jahre 779.

Herrenberg, 5. Mai. Der Familienausflug derArba" war am Sonntag das Ziel einer übergroßen Wanderschar aus 5 Oberämtern. Es mögen wohl an die 200 Menschen gewesen sein, welche dieArba" hier gesammelt hatte. Ein Familienausflug schönster Harmonie war der Maientag der Bezirksbaumgärtner-Vereinigungen Böblingen, Calw. Freudenstadt, Herrenberg und Nagold. Zum erstenmal seit Bestehen derArba" hatte der Bezirk Herrenberg die Ehre, seine Kollegen und deren Angehörige in unserer Stadt begrüßen zu dürfen. Im Bahnhofrestaurantstie­gen" die Gäste ab und erquickten sich in der Frühe an köst­lichem Naß, Herrenbergs Schönheiten sollten den Fremden nicht verborgen bleiben. Der Vorstand der -Arba" OA.- Baumwart Weber (Herrenberg) führte durch ihre Na­tur und Kunst und deren zeugende Plätzlein. Steighäusle, Alter Rain und Rotes Meer, Schloßberg und Kirche sind Herrenbergs unvergängliche Kleinode. Vollends an einem Sonntag im Wonnemond! Die Hänge des Keupermergels leuchten im blendenden Weiß blühender Schlehen, In den Gärten steht in beladener Pracht Weichselkirsche und Man­delbäumchen mit seinen Brautröslein und da und dort strahlt es in den Augen aus den heißen Blutstropfen des Feuerdorns. Ueber alles aber breitet sich das Blüten­meer, der unendliche, eines ausgedehnten Obstfeldes. So­weit das Auge schweift fällt sein suchender Blick mit Ruhe auf der Bäume stolze Pracht, auf der Obstfreude größte Hoffnung. Ein Anschauungsunterricht voller Leben wird hier von Mutter Natur erteilt. Sie ist eine Erzieherin und weckt die Beobachtung ohne Mühe. Und alle folgen ihr willig Die Sammlung aller Eindrücke, die der ausge­dehnte Frllhspazierganq in die Berge und Wälder brachte, verdichtete sich beim Abstieg zu einem gesteigerten und er­höhten Eindruck. Die Besichtigung der Stiftskirche, und des Schmuckkästleins Marktplatz lassen unsere Stadt nicht wie­der vergessen. Aber neben all dem kamen auch andere Be­dürfnisse auf ihre Rechnung. Im Gasthaus z,Hasen" ward aufs beste und gepriesenste für die leiblichen Genüsse gesorgt. Eine reich gedeckte Tafel, ein edler Tropfen und ! angenehme abwechselnde Unterhaltung haben den Aufent- : halt in unfern Mauern verschönt. In gelungener Rede i konnte Vorstand Weber gedenken all der Treue, mit wel- ! cher die Mitglieder den Bestrebungen derArba". auch s den geselligen, immer zugetan sind. Mit herzlichem Gruß i hieß er alle Erschienenen willkommen. Besonders begrüßte s er die lieben Gäste Frl. Bär, vom Landesverein Karl Köhler, OAB. Kost, (Tübingen). Eine Festgabe