Seite 2 Nr. 103

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Montag, 5. Mai 1930.

Hindenburg Ehrenpaie. Der Reichspräsident hat für Las S. lebende Kind des Andreas Klaiber die Ehrenpaten­schaft übernommen und dem Täufling eine Ehrengabe von 80 Mark bewilligt.

Marbach a. N-, 4. Mai. Schiller-Ausstellung. Anschließend an die ordentliche Jahresversammlung des Schwäbischen Schillervereins wurde am Samstag nachmit­tag im Schiller-Nationalmuseum die aus Anlaß des 125- Todestags des großen schwäbischen Dichters (10. Mai) ver­anstaltete Schiller-Ausstellung durch den Vorsitzen­den, Geheimrat Dr. v. Güntter, eröffnet. Die Aus­stellung führt in Handschriften, Bildnissen, Buchausgaben, Erinnerungsstücken uns das ganze Leben und Schaffen Schillers vor Augen. Die Ausstellung ist fast ausschließlich aus eigenen Beständen des Museums zusammengestellt wor­den. Besonders interessant ist eine Sammlung von I Fälschungen Schillerscher Handchriften. die um das Jahr I

1850 von dem Weimarer Architekten v. Gerstenberg, der dafür zu 2 Jahren Strafhaus verurteilt worden war, herge- stellt worden waren, und die zum Teil heute noch im Han­del sinh. Die hochinteressante Ausstellung ist den ganzen Sommer bis Oktober zu sehen.

Ottmarsheim OA. Marbach, 4. Mai. Jäher Tod. Prediger Schopfs von hier ist nach Beendigung einer Predigt in Gemmrigheim jäh einem Schlaganfall erlegen.

Offenhausen OA. Münsingen, 4. Mai. Remante- Ankauf Bei dem Ankauf von dreijährigen Remonten für das Reichswehrministerium, Inspektion der Kavallerie, kamen im ganzen 28 Pferde zur Vorführung. Von den vom Landgestüt vorgestellten 15 Pferden wurden 9 zu Preisen von 1200 bis 1400 Mark abgenommen. Unter den obgenommenen Pferden befanden sich 3 Stück, die als Abjatzfohlen im Land aufgekauft worden sind. Von den von Prioatzüchtern vorgeführten 10 Pferden genügte nur eines den militärischen Ansprüchen.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 5. Mai 1930.

Keine Sehnsucht trägt in das Land der Erfüllung; es muß erstritten und erlitten werden. Hölter.

»

»Wenn 's Mattüsterl wehet..

.... ja, da ist alles ganz anders, da lacht der Son­nenschein so goldig, die Erde in ihrem Vlütenschmuck ist von einer Lieblichkeit ohne gleichen und kleine Märchen- reiche erschließen sich jm Walde. Und der Mensch?

Die gnadenreiche Fröhlichkeit durchglüht das Herz so wunderbar.

Wir wandern alle glücksbereit Durch diese Schönheit hell und klar.

Schon in der Frühe des Sonntags wurde es entgegen sonst lebendig draußen, vom Schloßberg und vom Kleb hörte man bereits beim Morgengrauen ein fröhlich Sin­gen, auf allen, wenigstens den bekannten Waldwegen sah man fröhliche Menschen und neben den lieblichen Früh­lingsblumen ist es auch unsere holde Frauenwelt, die den andern eine Augenweide sein will, deren Farbensinn und -Fröhlichkeit, deren besondere Freude an Schönheit sich in ihrer neuesten Frühjahrsrobe Ausdruck verleiht.

Glücklicherweise hatte gestern kein Verein seine Mit­lieder an irgend einen geschloffenen Raum gefesselt, jon- ern ließ sie ganz ihrem eigenen Ich leben. Lediglich der Schwarzwaldverein hatte gerufen und verhältnismäßig zahlreich war man gekommen, um im frohen Kreis von Wanderkameraden den Hinteren Wald zu erforschen.

Doch nicht nur die Nagolder trieb es hinaus, alles hatte die Sehnsucht, die Stadtmauern hinter sich zu las­sen. Das merkte man vor allem auch an dem außerordent­lichen Autoverkehr, der allerdings unser liebreiches Na­goldtal entlang den Straßen während des ganzen Tages in eine Staubwolke hüllte und das junge frische Grün mit einem grauen Mantel verdeckte. Ob nun solche Ausflüge reines und Erholung bringendes Vergnügen bieten, möchte doch recht fraglich sein. Aber so sind die Menschen verschieden, nicht nur in ihrem Aeußeren und ihrer Art, sondern auch in ihren Bedürfnissen. Dieser immense Auto­verkehr brachte natürlich auch unserer Stadt eine große Zahl von Gästen, soweit wir dies an den langen Auto­reihen vor einzelnen Gasthöfen zu beurteilen vermögen. In der Früh um 7 Uhr trat die Freiw. Feuerwehr zum ersten Mal für dieses Jahr an. Neueinteilung und ein leichtes Einfühlen in den Dienst war der Zweck.

Bon der Nagoldbahn

Einige wertvolle Bereicherungen wird im kommenden Fahrplan die Nagoldbahn zu verzeichnen haben. Die Reichsbahndirektion Stuttgart hat eine Anregung aus Pforzheim, an den Sonntagen die große Verkehrslücke zwischen 11 Uhr und 14.30 Uhr auszufllllen, durch einen Sonntagszug in den Hauptverkehrsmonaten berücksichtigt. Der Zug wird 13.25 Uhr Pforzheim verlaßen, als richti­ger Ausflugszug schnell seinem Ziel zustreben und nur an den für den Ausflugsverkehr in Frage kommenden Stationen halten. Brötzingen, Dillstein, Erunbach-Salm- bach, Ernstmühl mußten unter diesen Umständen auf Halte verzichten, dagegen ist Monbach-Neuhausen als Halt vorgesehen. Der Zug wird bis Nagold durchgefllhrt. Eine weitere Verbesserung bedeutet die Einführung eines Wirtschaftsbetriebes in den Bäderschnellzügen Frankfurt- Freudenstadt und umgekehrt. Der Wirtschaftsbetrieb ist gewissermaßen der kleine Speisewagen. Es wird ein gros­ses Abteil freigehalten, in dem Getränke verschiedener Art, Wein, Bier, Kaffee, Milch usw. verabreicht werden, außerdem belegte Brote, warme Würstchen u. a. m. Die Befürchtungen, die vor einigen Jahren bei der Eröff­nung der Murgtalbahn auftauchten, daß die Bäderschnell­züge in ihrer Existenz gefährdet sein würden, sind durch diese wertvolle Verbesserung von der Reichsbahn selbst in überzeugender Weise widerlegt worden. Es wird sich im­mer wieder als richtig erweisen, daß neue Verkehrsmög­lichkeiten nur neuen Verkehr schaffen und daß eine Ab­wanderung durch den Zugang mehr als ausgeglichen wird.

Jagd und Fischerei im Mai

Hoch-, Dam- und Rehwild, sowie das Gams verfärben. Die Setzzeit dieser vier Wikdarten beginnt. Der Rehbock hat fertig aufgesetzt und großenteils sein Gehörn vollständig gefegt. Er wird in einigen deutschen Staaten, so in Preu­ßen, Baden, Braunschweig, Anhalt, Lippe, Lübeck und Sckaumburg-Lippe bereits vom 16. d. M. ab schußbar. Der zweite Hasensatz fällt. Die Balz der Waldhühner erreicht ihren Höhepunkt und erlischt gegen Ende des Monats. Wäh­rend in Bauern, wieDer Deutsche Jäger" München mit­teilt, di« Schubzeit für Auer- und Birkhähnen mit dem 25. schließt, für Hasel-, Schnee- und Steinhühner überhaupt keine solche besteht, dürfen in Preußen, Bremen, Lübeck, Schaumburg-Lippe, Auer-, Birk-, Hasel- und Fasanenhahnen in Sachsen und Württemberg Auer-, Birk- und Hasel­hahnen, in Thüringen und Hessen Auerhahnen nur bis zum 15 Birkhähnen und zudem in Hessen Fasanenhahnen den ganzen Monat über, in Oldenburg Birk- und Fasanenhah­nen, in Braunschweig und Anhalt zu diesen beiden Arten noch Haselhahnen, in Lippe jedoch nur Birkhähnen ge­schossen werden. Die Hennen fast sämtlicher Flugwildarten brüten. Die Enten führen meist schon junge Schoss, auch dt« jungen Wildtauben ersten Gelegs fallen oft schon gegen

das Monatsende aus. Das Haarraubwild verursacht durch die Sorge um seine Nachkommenschaft jetzt oft größeren Schaden, doch ist ein Hauptaugenmerk namentlich den auf­sichtslos herumstreunenden Hunden, den Katzen, sowie den Krähen und Elstern zuzuwenden, die in dieser Zeit zu einer ernsten Gefahr werden können. Ueberhaupt ist möglichst für Ruhe im Revier zu sorgen, und es darf auch jetzt die Beschickung der Fasanenschütten nicht vernachlässigt werden, wenn man sich ihren Bestand erhalten will. Aitel, Barbe, Barsch, Blei, Karpfen, Schied und Waller laichen. Hecht, Huchen und Zander sind nach überstandener Laichzeit im Fleisch noch minderwertig, daher zu schonen. Aesche, Forelle, Bachsaibling, Seeforelle und Seesaibling gewähren guten Fang. Aale beißen an warmen Abenden.

Egenhausen 4. Mai. Schulausflug. Wie alljährlich, so machte auch Heuer die Oöerklasse der Schule einen grös­seren Schulausflug, an dem die diesjährigen Konfirman­den teilnehmen durften. Letzten Dienstag, morgens 6 Uhr, fuhren wir mit einem Egenhauser Lastauto bei schönstem Wetter vom Rathaus weg. Unser Ziel war Karlsruhe und der Rhein bei Maxau. In bester Stimmung und freudiger Erwartung ging's über Altensteig, Simmers­feld, Aichelberg ins Enztal hinunter, durch Wildbad, Kalmbach, Höfen, dann den Berg hinan bis Dobel, von wo aus wir eine herrliche Fernsicht hatten. Bald haben wir Herrenalb erreicht, und wir staunten nicht wenig, als wir im prächtigen Albtal alles im schönsten Blütenschmuck vorfanden. Je mehr wir uns dem Rheintal näherten, desto reicher wurde die Frühlingspracht. Der dunkle Tan­nenwald verlor sich immer mehr hinter uns, und saftiges Grün des erwachenden Laubwaldes strahlte uns entge­gen, bis auch die letzte Höhenzllge verschwanden, und wir uns plötzlich in der großen, weiten Rheintalebene befan­den. Wir fuhren durch Ettlingen, und um 10.30 Uhr hat­ten wir schon unser Ziel erreicht. Wir besuchten nun den Karlsruher Stadt- und Tiergarten und konnten nicht ge­nug zu sehen bekommen an all der Blütenpracht. Noch ge­waltiger aber war der Eindruck auf uns bei den Tieren.. Da sah man braune Bären, Eisbären, Löwen, Panther, Tiger, Seehunde, Seebären, Kamele, Elefanten, Kroko­dile, Wildschweine, Auerochsen, Büffel, in- und ausländi­sche Vögel aller Art. Wir konnten uns kaum trennen von all den Sehenswürdigkeiten, die sich uns hier boten. Doch wir mußten weiter dem Rheine zu. In gespannter Er­wartung richteten sich die Blicke krampfhaft nach Westen, bis wir über Mühlburg und Knielingen fahrend plötzlich den Rhein vor uns hatten. Im Laufschritt ging's zur Rheinbrücke. Das war ein Staunen. Eine solche Brücke über einen solchen Riesenstrom hatte man ja noch nicht gesehen. Da kommt ein Zug. Der wird doch nicht hinüber- fahren wollen! Dort oben kommen Schiffe, Schleppdamp­fer und Frachtschiffe. Die können ja nicht durch! Plötzlich geht die Brücke auseinander. O weh, wir können nicht mehr hinüber! Nur keine Angst, wenn das letzte Schiff hindurch ist, geht die Brücke schon wieder zusammen. Gott­lob, schon ist es so weit. Aber nun wollen wir noch die Franzosen sehen, die vor dem Schilderhaus in Maximi­liansau aus Posten stehen. 12 Jahre nach Friedensschluß, und noch stehen bewaffnete Franzosen mitten in deutschem Gebiet. Wie wir hörten, kommen sie im Juni diesse Jah­res hier weg. Nach kurzem Besuch bei Landsmann Rauschenberger in Doxlanden traten wir die Heim­fahrt an. Ueber Ettlingen und Kuppenheim fuhren wir ins Murgtal hinein. Dann ging es über Eaggenau und Gernsbach nach Forbach, wo wir das Glück hatten, die Maschinenräume des Kraftwerks und die großen Röhren des Schwarzenbachwerkes zu besichtigen. Weiter oben se­hen wir die Murgtalsperre. Ueber Schönmünzach, Kloster- reichenbach, Baiersbronn, erreichten wir um 7 Uhr Freu­denstadt, wo noch kurze Rast gemacht wurde. Dann ging's über Aach, Durrweiler, Pfalzgrafenweiler, Egenhausen zu, wo wir um 8.30 Uhr wohlbehalten und wohlbefriedigt von unseren Angehörigen empfangen wurden.

Vollmaringen, 4. Mai. Von der Schule. Am 1. Mai verließ uns Herr Lehrer Sorg, der nach Wasseralfingen für den leider erkrankten Rektor Straub als Stellver­treter berufen wurde. Als sein Nachfolger wurde hieher ernannt der Lehrer Eisseler, seither in Altheim.

Horb, 4. Mai. Stellungnahme des Gemeinderat s Horb > zu den Vorschlägen des Reichssparkommissars. Die Nach-s richt von der beabsichtigten Aufhebung des Oberamts '! Horb ließ auch den Eemeinderat nicht unberührt, der die ^ Gelegenheit seiner Sitzung dazu benützte, um namens ^ der Stadt nachdrücklichsten Protest gegen die Vorschläge j des Reichssparkommissars einzulegen. Stadtschultheiß j Schneider erklärte, daß es unverständlich bleibe, wie der ! Reichssparkommiffar einen so zentral gelegenen Ort wie Horb ohne weiteres preisgeben konnte. Es ließe sich nach-s weisen, daß fast keine Woche vergehe, in der nicht grös-; sere oder kleinere Tagungen hier stattfinden. Die Bahn-- - und Kostverhältnisse seien ausnehmend günstig und die Bevölkerung eines weiten Kreises tendiere wirtschaftlich nach Horb, das man nicht nach seiner Einwohnerzahl, son­dern nach seiner Bedeutung als Sammelpunkt vielseiti­ger Interessen beurteilen müsse. Einstimmig faßte der Eemeinderat den Beschluß, Staatsministerium und Land­tag zu bitten, dem Problem des Lastenausgleichs und der Sparmaßnahmen mit geeigneten Mitteln auf den Leib zu rücken als sie in dem Gutachten des Reichssparkommis-

z sars niedergelegt sind. Grasbrand. Am Sonntag nach- j mittag entstand in der Nähe der altenSchinderhütte", j unweit der Jsenburger Straße, ein Grasbrand, der eine ! Holzpflanzung teilweise zerstörte. Der Brand, der durch ! einen Landstreicher gelegt worden sein soll, konnte durch das rasche Eingreifen der Landjügerstation Horb und eini­ger freiwilliger Helfer erstickt werden, ehe durch ein Uebergreifen desselben auf den Hochwald größeres Un­heil entstand.

Herrenberg. 4. Mai. Jungfarren-Ankauf. Die zurzeit zum Zweck des Ankaufs von Iungfarren in der hiesigen Gemeinde weilende russische Kommission hat im Verbandsgebiet 7 Stück angekauft, und zwar solche von Durchschnittsqualität. Der Durchschnittspreis betrug 1000 -/ll.

Calw, 4. Mai. Vom Bezirksrat. Gegen das Gesuch des Landwirts Georg Rupps in Eaugenwald um Erlaub­nis zum Betrieb der Kraftfahrlinien Eaugenwald, Neu­weiler, Hoffstett, Aichelberg, Wildbad, sowie Eaugenwald, Zwerenberg, Martinsmoos, Oberhaugstett, Liebelsberg, Neubulach, Calw wird nichts erinnert. Ebenso auch gegen das Gesuch des Ludwig Kuß maul. Kraftwagenbesit­zers in Zwerenberg, um Erlaubnis zum Betrieb der Kraftfahrlinie Zwerenberg, Martinsmoos, Oberhaugstett, Neubulach. Ferner wird gegen das Gesuch des Johannes Wurster, Kraftwagenbesitzers in Agenbach, um Er­laubnis zum Weiterbetrieb der Kraftfahrlinis Agenbach, Calw, sowie gegen dasjenige des Friedrich Lörcher. Kraftwagenbesitzers in Neuweiler, um Erlaubnis zum Weiterbetrieb der Kraftfahrlinie Neuweiler-Calw eben­falls nichts erinnert. Genehmigt wird die Umstellung der Eirobuchhaltung auf Maschinenbuchhaltung bei der Oberamtssparkasse. Die von der Oberamtspflege be­antragte Verwendung und Verteilung des Staatsbeitrags zur Unterhaltung von Nachbarschaftsstraßen im Rech- nungszahr 1929 wird genehmigt. Die Gemeinden Calw, Althengstett, Bad Liebenzell und Unterreichenbach erhalten Beiträge zu den Kosten der Teerung von Orts- und Bezirks straffen. Beschlossen wird, von den Gemeinden, welche mit der Ablieferung der Amtskörperschaftsumlage in Verzug kommen. Schadens­ersatz in Höhe der der Amtskörperschaft erwachsenden Zin­sen zu verlangen in Gemäßheit der Verordnung des In­nen- und Finanzministeriums vom 30. 1. 1930. Die Inhaber von Kaffebetrieben in Zavelstein, Hirsau und Bad Liebenzell haben um Ausdehnung ihrer Schanker­laubnis auf weitere alkoholische Getränke nachgesucht; da ein Bedürfnis hiesür vom Bezirksrat nicht erkannt wird, wurden die Gesuche zur mündlichen Verhandlung verwie­sen.

Neuenbürg, 4. Mai. Jubiläum. Der Meister der hie­siegen Sensenfabrik von Haueisen L Sohn A.-G., Herr Carl Blaich, geb. am 20. Januar 1866. konnte heute das Jubiläum einer 50-jährigen Arbeit bei dieser Firma begehen.

Wildbad, 2. Mai. 28. Kriegerbundstagung. Zu dem am 25. Mai hier stattfindenden 28. Krieger bundstag lie­gen schon gegen 8000 Anmeldungen vor. Die Neichsbahn- direktion wird eine Reihe von Sonderzügen ausführen, um den großen Verkehr aus dem ganzen Lande her be­wältigen zu können. Es ist auch damit zu rechnen, daß eine außerordentlich große Zahl von Autobussen mit vie­len Teilnehmern zum Kriegerbundstag hier eintreffen wird.

Letzte Nachrichten

Bad Kreuznach besatzungsfrei.

Bad Kreuznach, 5. Mai. Gestern vormittag verabschie­dete sich der letzte Adjutant als Vertreter der französischen Besatzungsbehörde von der Stadt, nachdem der Abzug der Besatzung in den letzten Wochen stillschweigend und ohne irgendwelche offizielle militärische Form stattgefunden hatte. Zugleich wurde heute das letzte militärische Ge­bäude an die zuständige deutsche Behörde zurückgegeben. Alle Kasernen sind jetzt geräumt und nur noch einige Gendarmen und Beauftragte der Sicherheitspolizei ver­bleiben noch einige Wochen bis zum offiziellen Niin- mungsschluß in der Stadt. Auch die Einholung der Flagge vor dem Garnisonskommando erfolgte ohne jegliche mili­tärische Form.

Schlagwetterunglück in Spanien . 10 Tote.

Madrid, 5. Mai. In einem Bergwerk in Barruelo, Provinz Asturien, ereignete öch eine Schlagwetterkata- straphe, bei der 10 Bergleute ums Leben kamen.

Reichsfinanzminister Prof. Dr. Moldenhauer über Neichsreform und deutsche Wirtschaft".

Bad Eilsen, 5. Mai. Auf der gestrigen Jahreshaupt­versammlung des Westfälisch-Lippischen Wirtschaftsbundes sprach im Anschluß an einen Vortrag des Vorsitzenden des Verbandes Müller-Oerlingshausen über10 Jahre im Kampf für die Heimatwirtschaft" Reichsfinanzminister Dr. Moldenhauer über das ThemaReichsreform und deutsche Wirtschaft". Der Minister beschäftigte sich zunächst mit den Ursachen der Arbeitslosigkeit, die das äußere Zeichen der überaus schwierigen Lage der deutschen Wirt­schaft sei. Alle Absatzmärkte seien während des Krieges verloren gegangen und hätten nicht wieder erobert wer­den können.' Die Krise in der Landwirtschaft sei mit ver­ursacht durch eine Ueberproduktion in der Welt. Eme weitere Ursache für die Wirtschaftskrise liege in dem Ka­pitalmangel. Die mangelnde Kapitalbildung sei verursacht vornehmlich durch den übertrieben hohen Steuerdruck, der nicht zum geringsten Teil auf die Reparanonslasten zurückzuführen sei. Aufgabe der Finanzpol,tlk muffees sein, den Steuerdruck zu mildern, damrt d,e KapitalbU- dung zu ermöglichen, den Kredit zu fördern und die Zin­sen zu senken. Erstes Erfordernis sei es. die schwebende Schuld so weit abzudecken, damit sie die Finanzgebarung nicht mehr ernstlich bedrohe. Möglich sei dies nur durch eine sofortige starke Erhöhung der Steuern.

Für diesen Zweck hätten die bereits überspannten di­rekten Steuern nicht herangezogen werden können, son­dern nur die indirekten. Diese Steuererhöhung im Betrage dundgiPhasteRaöglichkeitenhu war mlh go lhfw gvohw von insgesamt 550 Millionen sei unmittelbar vor Ostern nach hartem Kampfe bewilligt worden. Der Etat für 1930 sei ausgeglichen. Sache des Reichstags sei es. sich ; dem Vorgehen der Regierung anzuschließen.

! '

;

USP-D 9 jijvjmn r-ununrL svisnsy S»(L