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Montag, 16. Dezember 1929

oaraus an, ob Parteien und Regierung den entschiedenen Willen haben, von nun an die Lastensenkung und den Eteuerumbau als wichtigste und zwangsläufige Angelegen­heit zu behandeln und nicht wieder durch neue Ausgaben un­möglich machen. Sonst ist die Vertrauenserklärung keine Beseitigung, sondern nur eine Vertagung der Krise gewesen.

Neueste Nachrichten

Der Berliner Wirrwar

Berlin, 15. Dez. Durch die Erklärungen der Regie­rungsparteien im Reichstag ist die Lage nicht durchsichtiger geworden. Abg. Dr. Breitscheid lehnte die Festlegung der Sozialdemokratie auf das Finanzprogramm ausdrücklich ab, während Abg. Dr. Hoffmann die Zustimmung der Deutschen Volkspartei davon abhängig machte, daß alle Regierungsparteien für das Programm als Ganzes sich ver­pflichten. Auch die Bayerische Volkspartei stimmte nur mit Vorbehalt zu. ^ .

Nach der Reichstagssitzung fanden dann weitere Partei» besprechungen statt. Die Mitglieder des Reichskadinetts nah­men an einem Essen beim Herrn Reichspräsi­denten teil. Nach dem Esten um 11 Uhr abends wurde in der Reichskanzlei wieder mit den fünf Fraktionsführern verhandelt. Alle Reichsminister waren anwesend. Die Be- sprechung dauerte bis gegen 2 Uhr nachts, aber eine sichere Lage war auch jetzt noch nicht gewonnen. Am Samstag vor­mittag folgten weitere Fraktionsberatungen.

Kredit-Ermächtigungsgesetz

Berlin. 15. Dez. Der Reichsfinanzminister hat dem Reichstag einen Gesetzentwurf zugehen lasten, der ihn er­mächtigt, eine Anleihe von 465 Millionen Mark zur Deckung der Fehlbeträge von 1928 und 1929 aufzunehmen. 5m Fall der Annahme des Toungplans sM? die An- leihe aus den .Young-Ersparniffen' zurückgezahlt bzw. ver­rechnet werden. Werde der Boungplan abgelehnt, so würden durch Nachträge zum Haushaltplan anderweitige Deckung für die Fehlbeträge gesucht werden müssen.

Christlichnationale Arbeitsgemeinschaft

Berlin, 15. Dez. DieD.A.Z.' teilt mit: Die Deutsch­nationale Arbeitsgemeinschaft wird vouaussichtlich mit den Mitgliedern der Christlichnationalen Bauern- und Landvolk­partei im Reichstag eine lose Fraktionsgemeinschaft eingehen. Beide Gruppen werden ihre volle Selbständigkeit behalten und auch getrennte Beratungen abhalten. Sie werden ihre Zusammenarbeit lediglich auf bestimmte große politische Fragen beschränken und sich in der Vertretung in den Ausschüssen ergänzen. Die neue Gemeinschaft wird voraussichtlich den Namen .Lhristlichnationale Arbeits­gemeinschaft' erhalten.

Dr. Scholz gewählt

Berlin, 15. Dez. Zum Vorsitzenden der Deutschen Volks­partei an Stelle Stresemanns wurde vom Hauptvorstand der Partei Abg. Dr. Scholz mit 153 von 181 abgegebenen Stimmen gewählt.

Ausschreitungen in Berlin

Berlin. 15. Dez. Nach einer nationalsozialistischen Ver­sammlung in Berlin-Wilmersdorf wurden die Teilnehmer von Kommunisten angegriffen. Ein Nationalsozialist wurde durch mehrere Revolverschüsse getötet, ein Unbeteiligter durch einen Prellschuß verwundet. Zwei Kommunisten wur­den festgenommen.

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Die Tribulbank

Paris, 15. Dez. Die Blätter stellen fest, daß die Frage der Errichtung der .Internationalen Zahlungsbank' auch in den Einzelheiten durch die Verhandlungen der Gläubiger­staaten so weit gefördert sei, daß sie als gesichert betrachtet werden könne.

Urteil im Szolnoker Gistmischerinnenprozeß

Budapest, 15. Dez. Der Gerichtshof in Szolnok fällte gestern nachmittag das Urteil in dem Prozeß gegen vier Giftmischerinnen. Die Angeklagte Frau Lipka wurde zum Tod, die übrigen drei Angeklagten zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt.

Württemberg

Stuttgart, 15. Dez. Die Waldfriedhofkirche. Mit der Einweihung des Obelisken für die 204. Inf.-Divi­sion ist die Reihe der Denkmäler geschloffen, und das Wald­friedhofehrenmal im wesentlichen vollendet. 24 Gedenksteine, darunter für 10 württ. Divisionen, umrahmen nunmehr das Ehrenmal der Stadt Stuttgart und geben in sinnigen Sym­bolen und markigen Worten ein gedrungenes Bild der Ge­schichte der württ. Truppen im Weltkrieg. Es fehlt, so schreibt Exz. Frhr. von Soden, nur noch ein Denkmal im Schiffe der Waldfriedhofkirche, ein Denkmal für das Rote Kreuz, über dessen Gestalt, noch Verhandlungen schweben. Geplant ist eine bildhauerische Figur in Art einer Pieta, Hoffnung und Liebe darstellend. Noch ein Platz steht ferner offen, der für die württ. Eisenbahner Vorbehalten war. Um die Namen der 82 000 Toten in den Stein einzumeißeln, welche ungeheuere Fläche wäre hierzu erforderlich? Als Ersah ist der Gedanke erwogen worden, die gedruckten oder geschriebenen namentlichen Gefallenenlisten der einzelnen Formationen, soweit solche bestehen oder noch aufgestellt werden, zu sammeln und sie mit dem Ehrenbuch der StadtStuttgartim Innern des Altars zu verschließen, als ein Heldenbuch schwäbischer Treue.

Der Silberne Sonntag. Der Verkehr am Samstag nach­mittag und am Silbernen heutigen Sonntag war sehr stark. So viel man sehen konnte, wurde viel gekauft. Auch der Bahnhofverkehr war äußerst lebhaft.

Veranstaltungen im Jahr 1SZ0. Bei der Stadt Stuttgart waren am 14. Dezember für das Jahr 1930 bereits etwa 90 Veranstaltungen angemeldet. Davon seien besonders erwähnt: Im Sommer die Eröffnung des Deutschen Luftfahrt-Mu­seums und der vorgeschichtlichen Sammlungen im Allen Schloß sowie der Sammlungen im Kronprinzenpalais, im Januar eine Geflügelausfteltung in der Gewerbehalle, im Mai die 1. Mitteleuropäische Binnenschiffahrtstagung, im Juni die Ausstellung des Vereins Deutscher Ingenieure, Ber- 8nTechnik im Heim", im Juni eine Ausllelluna »Di«

Nagoldcr TagblattDer Gesellschafter"

durchs, verbunden mit einer Reichstagung des Deutschen Brauerbunds und der Brauerei- und Mälzereigenossenschaft, rm September die Südd. Textil-Herbftmesse und die 75. Ta- gung des Gustav-Adolf-Vereins und vom 27. September bis 5. Oktober eine Landesobstausskellung in der Gewerbehalle.

...Überfall auf einen Taxameterchauffeur. Zwei gefähr- liche Burschen hatten sich vor dem erweiterten Schöffen- si">cht m Stuttgart zu verantworten. Der 27 Jahre alte ledige Hilfsarbeiter Karl Schumacher und sein gleich- altriger Genosse, der ledige Flaschner Richard Dei sichle, beide von Stuttgart, machten eine nächtliche Autofahrt auf dre Frlder. Dal^i überfielen sie, um das Fahrgeld nicht bezahlen zu müssen, den Wagenführer auf der Straße Stuttgart-Vaihingen. Mährend Deischle den Chauffeur würgte, schlug Schumacher auf ihn ein. Erst als sie in Ge­fahr gerieten, mit dem Auto eine Böschung hinabzustürzen, ließen sie von dem Chauffeur ab, wodurch dieser Gelegen- heit hatte, feinen Revolver zu ziehen und die beiden so lange m Schach zu halten, bis ihre polizeiliche Feststellung e'r- folgen konnte. Da die beiden angetrunken waren, fiel die Strafe verhältnismäßig gering aus. Sie erhielten ^ Gefängnis, wovon für Deischle 1 Monat Untersuchungshaft abgezogen wird. Außerdem haben sie ge- mnnfam dem Chauffeur eine Buße von 150 Mark zu be­fahlen. da er einen Nervenschock und Verletzungen erlitten hatte. Beide wurden sofort in Haft genommen,

Kochendorf. OA. Neckarsulm, 15. Dez. Vom Sturm umgeweht. Die der hiesigen Gemeinde gehörende Dresch». Halle beim Mühlwehr wurde am Donnerstag abend durch den tobenden Sturm umgerissen. Ein darunter stehender Wagen eines Landwirts wurde zertrümmert. Personen kamen nicht zu Schaden. Durch den Unfall war die elek­trische Leitung beschädigt worden, wodurch ein großer Teil der Einwohnerschaft ohne Licht war.

heimhausen. OA. Künzelsau, 15. Dez. Vom eigenen Bruder überfallen. Als der Sohn einer hiesigen Bauernfanrilie abends den Stall betrat, erhielt er von hinten ein paar Karstschläge, so daß er bewußtlos zusam­menbrach. Vom Täter fehlte jede Spur. Der Ueberfallene hatte Verdacht auf seinen in Laßbach beschäftigten Bruder. Dieser hat bei der Verhörung durch die Künzelsauer Land­jägerbeamten die Tat eingestanden. Als Grund gab er an,

daß er nicht leiden könne, daß sein Bruder den elterlichen Hof bekomme.

Welzheim, 15. Dez. Fe st genommen. Der Bursche, der am Donnerstag voriger Woche den Ueberfall bei der Bausche auf ein zehnjähriges Mädchen verübt hat, ist von den Beamten der Landjägermannfchaft festgenommen wor­den. Es handelt sich um einen Zuchthäusler, der früher in der Bausche als Dienftknecht beschäftigt war.

Nurkingen, 15. Dez. Schlägerei. In einer öffent­lichen Versammlung der Sozialdemokraten, zu der der Red­ner Abg. Schumacher nach dem Bericht derSüdd. Arbeiterztg.' eine Gruppebewaffneter' Reichsbannerleute mikgebracht hatte, entstand eine furchtbare Schlä­gerei zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten, bei der ein Kommunist durch einen Hieb mit einer Stahlrute auf den Kopf lebensgefährlich verletzt wurde.

Lustnau OA. Tübingen, 14. Dez. Das Geld im Ofen. Als am Freitag abend ein hiesiger Bürger ge­rade seinen Zahltag auf den Tisch gelegt hatte, kam ein Reisender zur Tür herein. Schnell räumte die Hausfrau den Tisch ab. Unbesehen steckte sie alles Geld in den Ofen hinein. Nach langem Suchen stellte es sich heraus, daß der Zahltag mit verbrannt war.

Möckmühl OA. Neckarsulm. 14. Dez. Eine Eisen­bahnbrücke nach Italien. Die alte Eisenbahnbrücke zwischen Möckmühl und Züttlingen ist verschwunden. Sie st abmontiert und durch eine Frankfurter Eisenhandels- irma nach Italien verfrachtet worden. Dort hat man an- cheinend noch Verwendung für sie. Durch den Bahnbau ist >ie Brücke für den heutigen Verkehr ungenügend, weshalb le einer moderneren und stabileren Brücke Platz machen mußte.

Ravensburg, 15. Dez. Verfehlungen an Schulkindern. Wegen Verfehlungen an Schulkindern im Sinn des § 176, 3 des St.G.B. verurteilte das Schöffen­gericht den Oberlehrer Köfter aus Waldsee zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis, während der wegen gleicher Straf­taten angeklagte Rektor Müller nach zweitägiger Ver­handlung freigesprochen wurde. Die Staatsanwaltschaft hat gegen das freisprechende Urteil Berufung eingelegt.

Schwenningen. 15. Dez. Fehlbetrag bei der städt. Sparkasse. Der Oberbürgermeister teilte in der letzten Gemeinderatssitzung mit, daß der Fehlbetrag der städt. Sparkasse sich auf 2458 Mk. beziffert. Scheinbar ist dieses Manko, das der Kassierer der Kaffe tragen muß, bei einer Ein- oder Auszahlung entstanden.

Ulm, 15. Dez. Bissig. Ein Schüler der Blauringschule wurde zur Rede gestellt, weil er den Besuch der Messe meh­rere Male dem Besuch der Schule vorgezvgen hat. Die Mutter des Jungen wurde auch vorgeladen und legte sich für ihren Sprößllngtüchtig ins Zeug. Als der Lehrer es ab­lehnte, mit der Mutter sich herumzustreiten und den Jungen zum R^rtor führen wollte, ohne die Mutter mitzunehmen, ließ die rasende Frau ihre Wut dadurch aus, daß sie den Lehrer in einen Finger biß. Die Sache ist bei der Polizei anhängig.

Aus Stadt und Tand

Nagold» den 16. Dezember 1929.

Zerschundene Menschen können innerlich so ausgepowert sein, daß sie der Liebe auch nicht das kleinste Schrittchen mehr entgegenzugehen vermögen.

Die zweite Adventswoche uud der silberne Sonntag

Mitten in den Tagen des heimlichen Wartens und der reinen hoffnungsvollen Vorfreude leben wir, der Einkehr und des stillen Rüstens zur inneren Bereitschaft. Da klingt aus jeder Stunde Heller Klang, ein leises Singen in der gläubigen Ahnung des kommenden Wunders, das noch tief im Grunde der Nächte Wurzeln schlägt, bis es in der einen Stunde der Herrlichkeit leuchtend in die Mitternacht blüht und alles Leben sich ihm in reiner Erfüllung neigt. Es ist, als trügen diese Tage ein heimliches, glückliches-

, cheln in der Ahnung der Weihnacht. Schon nicht mehr so j schüchtern wie noch vor 8 Tagen klingen hin und wieder

Werhnachtslieder leise durch die verschlossenen Fenster ! Weihnachtsstimmung zog auch mehr und mehr in die l Straßen der Stadt ein und obwohl draußen nur föhnar- j trger Sturm mit unheimlichem Brausen, Aechzen, Stöhnen und Fauchen, an allem sich ihm Widerstemmenden reißend und rüttelnd herrschte und bei einem Barometerstand von sehr trocken" die Regenschleußen sich kaum mehr schlies- sen wollen, so tragen doch die Tannenreißer in den Schau­fenstern weiße Schneekißchen, goldenes Engelshaar u. sil­bernes Lametta bringt eine gewisse Traulichkeit in die sonst so nüchternen Schaufenster. Eine Märchenwelt ist's schier, die dort erwachte und mit sehnsüchtigen und freudi­gen Äugen stehen unsere Kinder und schauen und schauen, kommen aus dem Staunen garnicht mehr heraus und schließlich . . . verteilen sie schon! Ja, es gibt auch viele Menschen, die vom Zauber dieser Zeit nichts spüren und fühlen, die kein Adventsleuchten sehen und in sich nicht heimliche Freude der Erwartung tragen, nicht Einkehr halten wollen so arm, so hohl sind sie. Andere gibt es von der Not tief gebeugt, mit tränenmüden Augen, die das Leuchten nicht sehen können. Aber auch sie sollen füh­len, daß über allem irdischen Leid ein hohes, ewiges Licht der Erlösung emporsteigt. Und nun wollen wir klop­fenden Herzens in stillem Hoffen der Stunde des Wun­ders entgegengehen!

Aus diesem festlichen Gefühl der Vorweihnachtszeit sind hier in Nagold die ... .

liturgischer Gottesdienst

.... erwachsen. Auch gestern abend fand sich eine große Gemeinde im Gotteshaus zusammen, um in Schriftver­lesung, Gesang und unter Mitwirkung des Kirchenchors und des Eeminarorchesters eine Feierstunde mit besonde­rer Weihe zu begehen. Und da wir nun gerade einmal an Weihnachten sind, so soll auch an dieser Stelle die . . .

Zugendweihnachtsfeier des S.B.N.

... im Traubensaal erwähnt werden. Diese Jugend­feiern des Sportvereins finden stets besonderen Anklang, denn der Vorsitzende hat es verstanden, Weihnachten, dem Fest der Familie, auch in einer öffentlichen Feier den fa­miliären Charakter zu bewahren. Zu gleicher Zeit mit Gottesdienst und Weihnachtsfeier lief in den Löwenlicht­spielen, die deswegen auch sehr schlecht besucht waren, der wunderbare Film.

Der heilige Berg"

.der über jedes Lob erhaben ist. Wir haben

in unferer Vorbesprechung wirklich nicht zuviel gesagt, wenn wir von einemVefuchen-müssen" dieses Filmwer­kes sprachen. Durchflochten mit einer ergreifenden drama­tischen Handlung sind die herrlichsten Naturaufnahmen vom Meer und vor allem aus der Gebirgswelt, die schwie­rigsten Kletterpartien sieht man an den steilsten Wänden ausführen und wer dieses noch nicht mit eigenen Augen und in Wirklichkeit sehen durfte, der hält diese Aufnahmen für Tricks, für zusammengesetzt, für ganz schön aber . . . für Schwindel. Nein, Kletterkunst ist eine Kunst für sich, in der heute schier Unglaubliches geleistet wird. Wer den Film übrigens heute noch sehen will, dem ist, wie es im Anzeigenteil bekanntgegeben wird, abends um 8.15 Uhr dazu Gelegenheit gegeben.

Wer morgens, mittags oder auch abends hin und wie­der die Calwerstraße hinuntergeht, der begegnet nicht sel­ten einer fröhlich plaudernden, lachenden Jungmädchen­schar. Und wenn man fragt, wo die jungen Damen Her­kommen, so erfährt man, daß sie dort wirken, wo man in den letzten Tagen und auch gestern die ... .

Ausstellung der Frauenarbeitsschule Nagold

bewundern konnte, d. h., daß sie die Schöpferinnen der dort ausgestellten Arbeiten sind. In den mit vie­ler Mühe und Sorgfalt ausgeschmückten Räumen herrschte an den Ausstellungstagen reges Leben und Treiben das von lebhaftem Interesse für die Schule und ihre Leistun­gen Zeugnis gab. Was gab es da alles zu sehen! Die ein­fachen Arbeiten vom 1. Kurs des Handnähens, der des 1. und 2. Maschinen-Nähkurses, Flickarbeiten in Weißzeug u.Strümpfen bis zu pünktlich ausgeführtenHerrenhemden, zeigten anschaulich den Lehrplan der Schule, nach dem den Schülerinnen Gelegenheit gegeben ist, bei Fleiß und Auf­merksamkeit das Nötigste zu lernen. Welche Wohltat war es dem Auge, an den meisten aufgelegten Arbeiten die pünktlich ausgeführten Handarbeiten, Hohlsäume, Fe- stons, Durchbruch und Etopfarbeiten bewundern zu kön­nen und jedem Sachverständigen wird dabei der Wert und die Dauerhaftigkeit einer solchen Handarbeit gegenüber Maschinenarbeit oder gekauften Stickereien klar erkennt­lich sein, ganz abgesehen von der gediegenen Schönheit einer Handarbeit. Äuch Lehrlings- und Gesellenstücke wa­ren aufgelegt und wir wünschen den angehenden Meister­innen weiterhin Ausdauer und Fortschritte in dem er­wählten Berufe. Die AbteilungKleidernäherei" zeigte ebenfalls große Reichhaltigkeit in einfachen wie modernen Kleidern. Alles in Allem zeigt sich die Schule auf der Höhe und den Zeitverhältnissen angepaßt. Wir wünschen ihr regen Besuch von hier und der Umgegend, den tüchtigen Lehrerinnen aber weiteres segensreiches Wirken an ihr und ihren jungen Schülerinnen.

In einer Woche wird das deutsche Volk zu einer Frage Stellung nehmen müssen, die ungeheuer wichtig für unser künftiges Leben sein wird, und die heute von noch nicht abzumessender Tragweite ist. So ist es auch verständlich, daß dieses Themq, das zum Streit innerhalb der Parteien geworden ist. immer und immer wieder behandelt werden muß. Gestern nachmittag sprach nunmehr im Traubensaal Landtagsabgeordneter Körner nach einleitenden Wor­ten des Vezirksvorfitzenden des Württ. Bauernbundes, Landwirt Dürr-Sulz, über

Bauernnot und Bolksnot

. ... Er führte dabei ungefähr folgendes aus: Wir le­ben in einer ernsten, schweren Zeit und ich habe mir das ThemaVolksnot und Bauernnot" gewählt, weil beides eng miteinander zusammenhängt. Wenn man auf der lin­ken Seite behauptet, daß es uns doch garnicht so schlecht geht, so halte ich entgegen vor allem die dauernd sich stei­gernde Arbeitslosigkeit, die heute mit 1,2 Millionen nach Weihnachten sicherlich auf 2 Millionen ansteigen wird. Ungeheure Mittel müssen für die Unterstützung aufge­bracht werden, die nicht nur den betreffen, der Erwerbs­losenoersicherung bezahlt, sondern auch die Steuerzahler, da Steuermittel hierzu herangezogen werden müssen. Die hochtönenden Worte von Entlastung usw. stehen nur auf dem Papier, neue Steuern folgen auf neue Steuern, die